Diorama mit Statenjacht u.a.

Begonnen von Seemannsgarn, 26. September 2008, 10:36:38

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Seemannsgarn

In einem holländischen Museum befindet sich ein riesiges Diorama, das holländische Schiffe des 17. Jhs. zeigt. Die Modelle im Maßstab 1:160 stammen von der Firma Artitec. Ich habe aber mehrfach gelesen, dass die Modelle nicht in den Handel gekommen sind.
Dennoch schwebt mir eine (sehr) stark verkleinerte Form des Dioramas vor, mit der Batavia von Revell im Mittelpunkt. Das Ganze könnte so aussehen (ein Bild von W. van de Velde um 1670):

Die Batavia ist eines der zuletzt konstruierten Segelschiffs-Plastikmodelle und daher wesentlich authentischer als vieles andere. Ich habe einen Bausatz gekauft und verfolge mehrere ambitionierte Bauberichte. Nun suche ich Modelle für das Umfeld. Stimmt es, dass Artitec zumindest eine Staatenjacht und andere kleine ältere Segelschiffe auf den Markt gebracht hat? Da finde ich nichts! Weiß jemand eine Bezugsquelle? Hat jemand eines zu verkaufen?
Danke.
Seemannsgarn
fertig: Arkmodel Ting Yuen http://www.modellboard.net/index.php?topic=25495.0
z.Zt. ruhend: Diorama mit Statenjacht http://www.modellboard.net/index.php?topic=25762.0

HWB

Hallo Seemannsgarn,

deine Idee gefällt mir sehr gut, das van der velde Gemälde gibt aber auch eine tolle Vorlage ab.
Das Texel Diorama ist in H0 (1/87) ausgeführt, nicht in 1/160. In welchem Maßstab möchtest du denn bauen? Das hängt sicher stark vom Batavia Modell ab.
Artitec ist ein Eisenbahnzulieferer, der Modelle in H0 und N (1/160) führt. Allerdings finde ich die Staatenjacht nicht mehr auf deren Homepage. Eventuell hast du bei ebay Glück, oder hier gibt doch noch jemand sein Modell ab.

Bei H0 bieten sich der Botter und die Ruderboote an, die man entsprechend hintrimmen könnte. Bei Spur N bleiben nur noch die Ruderboote übrig.

http://www.artitec.nl/index_2.htm

Falls du es dir zutraust, kannst du den ganzen "Kleinkram" auch in Eigenleistung bauen. Von Wasserschiffen und Heringsbüsen gibt es jedenfalls Zeichnungen.

Übrigens entwickelt user papillon den Bausatz eines französischen Kriegsschiffes im Stil der Artitec Modelle. Irgendwann gibt es also solch ein Großmodell zu kaufen.

:winken:
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

AnobiumPunctatum

Die Batavia hat einen Maßstab von etwa 1/150 und passt nicht zur Staatenyacht. Dieses Modell ist meines Wissens nach als einziges veröffentlcht worden.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

JollyRoger

#3
Hallo Seemannsgarn !
Ja deine idee gefällt auch mir sehr gut :klatsch: würd mich freuen wenn du das Dio in angriff nehmen würdest.
mfg Christian

tomPA

Hallo Seemannsgarn,

Tolles Projekt, bin schon sehr gespannt auf die ersten Bilder. :klatsch:
Die Lelystad Batavia von Revell liegt bei mir auch schon bereit und wird angegangen sobald ich mit meiner Vestal durch bin. Könntest du Links zu den Bauberichten posten? Würde mich brennend interessieren.   :winken:

Gruss

Tom

Seemannsgarn

Ich habe jetzt ein zweites Modell im entsprechenden Maßstab gefunden. Die "Wappen von Hamburg" wird von Lindberg mittlerweile aus Marketinggründen als "Käptn Kidd" verkauft und ist über den Importeur Krick zu bekommen. Ebenfalls ein Schiff aus dem 17. Jahrhundert, das, so denke ich, gut für einen Holländer durchgehen könnte.
Mein Problem bezüglich der kleineren Fahrzeuge ist damit aber noch nicht gelöst (Selbstbau einmal ausgeklammert).
@HWB
Die Staatenjacht von @papillon habe ich mittlerweile im Netz gefunden. Aber wo kann man etwas über das französische Projekt erfahren?
Seemannsgarn
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HWB

hallo Seemannsgarn,

ein Fotoalbum zum Prototypbau von Papillon findest du hier:

http://modelshipworld.com/phpBB2/gallery/de+Colbert+1670/Papillon/
Dort ist auch noch der Verweis zu einer Seite mit Kommentaren, die ist auch ganz informativ.

Die Wappen von Hamburg geht deshalb sehr gut als Holländer durch, da das Schiff im holländischen Stil erbaut wurde  ;)
Allerdings liegen WvH und Batavia so ca. 40 - 50 Jahre auseinander, streng genommen sollte man beide nicht gemeinsam in einem Diorama darstellen. Das Problem mit den kleineren Booten bleibt allerdings bestehen....

:winken:
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
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Seemannsgarn

Danke für den Link! Sehr interessant, obwohl hier im größeren Maßstab gearbeitet wird.
Was ein Zusammenstellen der beiden Revell-Modelle angeht, hätte ich wohl weniger Skrupel. Ich denke, so gravierend waren die Änderungen im Schiffbau während des 17. Jahrhunderts nicht. Außerdem hatten die Schiffe eine erstaunlich lange Lebensdauer. Das van de Velde Bild ist wohl um 1670 entstanden, da können doch durchaus Schiffe aus dem Baujahr der Batavia zu sehen sein.
Ich möchte dieses Diorama insbesondere deshalb angehen, weil ich immer schon einmal so wunderbar lebendige (wenngleich nicht windgefüllte) Segel darstellen wollte. Für geblähte und geborgene Segel gibt es ganz gute Methoden, aber wie bringt man ein 1:150 Segel dazu, gegen den Mast zu schlagen oder sich über die Stage zu legen oder wie ein Wolkenstore zu hängen oder sich mit den Ecken zur Rah zu strecken?
Für Anregungen im Vorfeld wäre ich dankbar.
Seemannsgarn
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tomPA

Hi Seemannsgarn,

Zitataber wie bringt man ein 1:150 Segel dazu, gegen den Mast zu schlagen oder sich über die Stage zu legen oder wie ein Wolkenstore zu hängen oder sich mit den Ecken zur Rah zu strecken?

Man nehme ein Material das Wasser aufnimmt, Papier zu Beispiel. Tut man ins Wasser auch noch einen Schuss Holzleim, muss man das Segel nur noch in die gewünschte Form bringen und warten bis es getrocknet ist...
Möchte ich ein Segel darstellen, das "back gestellt" ist, würde ichs an Rah und Mast anbringen, vorsichtig befeuchten, zum Beispiel per Blumenspritze, und das Modell dann zum trocknen aufs Heck stellen. Das Segel dürfte sich perfekt nach hinten durchbiegen und an den Mast anlegen...

Gruss

Tom

Seemannsgarn

In diese Richtung habe ich auch schon gedacht. Ich fürchte zwar, das schreibt sich leichter hin als es gebastelt wird; aber genau so würde ich zumindest einen ersten Versuch unternehmen. Dazu müsste man allerdings eine Vorrichtung bauen, die das (halb)fertige Modell in jeder gewünschten Stellung arretiert, damit man die Schwerkraft genau nach Bedarf nutzen kann. Ansonsten wird es ein Vorgang für acht Hände.
Ich habe schon einmal geborgene Segel nach dem Tempo/Wasser/Leim-Verfahren hergestellt, und auch das war schon gar nicht so einfach.

Seemannsgran
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HWB

Bei meinem aktuellen Modell stehe ich vor der gleichen Herausforderung. Allerdings bin ich noch lange nicht so weit, daß die Segel akut werden.
Mit geborgenen und vollständig gesetzten Segeln konnte ich schon einige Erfahrungen sammeln, die bereiten mir kein Kopfzerbrechen. http://www.modellboard.net/index.php?topic=13784.0 Das Verfahren von damals läßt sich sicher noch verbessern, gerade was die Verbindung zum Mast angeht, und etwas bauchiger müßten die Segel für die Wapen van Edam auch werden.
Für backschlagende Segel habe ich mir überlegt, den entsprechenden Mast, Rah und Teile der Takelage als separate Form zu bauen. Eine Art Schablone aus Kunststoff oder behandelter Pappe. Darüber kann ich dann das feuchte Tuch ausbreiten und trocknen lassen. Am Modell selbst würde ich solche Versuche lieber nicht anstellen. Details kann ich noch nicht beschreiben, da alles noch Gedankenspiele sind. Praktische Versuche gab es noch nicht.

:winken:
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

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Seemannsgarn

Hallo HWB
Zufall? Nein, eher Notwendigkeit! Genau von Deinem Baubericht der "Jupiter" in Modellmarine.de habe ich gelernt, was ich über Papiersegel weiß. Hab es jetzt einmal angewendet. Bilder davon später in meinem hier nachgetragenen Baubericht "Ting Yuen" oder hier: http://www.u-boot-net.de/phpBB/viewtopic.php?f=12&t=1916&p=19544#p19544
Da bin ich aber sehr gespannt, wie mein Lehrmeister das Problem der van-de-Velde'schen Segel angehen wird. Sobald ich selbst einschlägige Versuche mache, melde ich mich.
An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für den enorm instruktiven Bericht.  :P
Seemannsgarn
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Seemannsgarn

Ich greife hier meinen ziemlich alten Faden wieder auf.

Nach dem Hinweis auf die Statenjacht von Aritec ist dieses Modell in den Vordergrund meiner Überlegungen gerückt - und auch in den Vordergrund des geplanten Dioramas. Momentan plane ich quasi einen eigenen Van de Velde, das heißt: Ich denke dabei weniger an ein 3 D-Objekt und mehr an ein sehr professionelles Foto davon inklusive aller Photoshoptricks. Im Vordergrund und natürlich der Blickfang wäre die Jacht mit einer sehr dynamischen Takelage, also vielleicht beim Segelwegnehmen oder bei einer Wende. Gibt ja wunderbare Vorbilder in der zeitgenössischen Malerei. Daneben ein kleineres Fahrzeug (auch von Artitec, z.B. die Tjalk oder der Botter). Und im Hintergrund ein mit laschen Segeln daliegendes größeres Schiff. In Frage kommt da natürlich die Batavia von Revell. Der Unterschied im Maßstab würde durch die Perspektive "unsichtbar", das größere Schiffe wäre dann (auf dem Photo) einfach weiter weg. (Toll wäre es natürlich, wenn Artitec tatsächlich wahrmachen würde, was ich auf der letzten Messe in Dortmund am Stand gehört habe, und einen der kleineren Dreimaster wieder auflegen würde!)

Eine wichtige Voraussetzung für meine Arbeit ist jetzt endlich erfüllt: Ich habe nach sehr langem Suchen noch einen Bausatz der Statenjacht gefunden!

Die ganz große Herausforderung dabei wird der Anstrich sein. Denn ich kann für mein Diorama natürlich kein Modell in dem Farbstil "Neu & Frisch" gebrauchen. Das Modell muss vielmehr eine realistische Verwitterung zeigen und den Stil der Gemälde treffen. In den Internetforen habe ich schon etliches über die Übermalung mit Ölfarbe gelesen, und die Ergebnisse sind ja tatsächlich teilweise überwältigend. Ich selbst habe aber noch keine Erfahrung damit!!

Und ich möchte mir das Modell nicht ruinieren. Deshalb bin ich so verfahren: Ich habe eine Silikonform eines Bordwandteiles hergestellt und darin eine "Probierrumpfscheibe abgegossen. Die habe ich mit Humbrol weiß grundiert und dann nach den Bemalungsrichtlinien des Herstellers mit Humrol-Farben gespritzt bzw. gestrichen. Auf die Farben selbst ist es mir dabei gar nicht so sehr angekommen; sicher gibt es noch andere attraktive Zusammenstellungen. Auch könnte man daran denken, das große Ornament weiter farblich zu detaillieren. Aber hier soll ja die Technik eingeübt werden:










Und nun meine Fragen nach Hinweisen und Tipps: Wie soll ich weiter verfahren?
Für alle Ratschläge der hier reichlich versammelten Experten sehr dankbar:

Seemannsgarn
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HWB

Hallo Seemannsgarn,

schön, daß du das artitec Modell bekommen hast und es hier weitergeht  :klatsch:

ZitatDeshalb bin ich so verfahren: Ich habe eine Silikonform eines Bordwandteiles hergestellt und darin eine "Probierrumpfscheibe abgegossen.

Wow, das nenne ich mal ein professionelles Übungsobjekt, respekt!
Jetzt könntest du gleich mehrere Jachten darstellen  :D

Zu der Segelfrage aus dem vorletzten Jahr kann ich dir noch keine Neuigkeiten berichten. Ich modelliere seit Wochen Zierrat...
Die Bemalung sieht doch schon gut aus. Du hast Arcylfarben verwendet, richtig? Dann könntest du jetzt mit Ölfarben trockenmalen. Für das Altern habe ich mit stark verdünnter brauner Farbe gute Erfahrungen gesammelt. Die Farbe sehr stark verdünnen (wie eine Tinte), das Ornament überpinseln und die Farbe gleich wieder aufsaugen / abwischen. In den Vertiefungen bleibt die Farbe stehen.

:winken:
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

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HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

Seemannsgarn

Na, dann hab ich das mal so gemacht. Noch im Trocknungsprozess:



Seemannsgarn
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AnobiumPunctatum

Auch wenn die Farbe noch sehr feucht ist, gehen die Töne in die richtige Richtung. Einzig das Blau erscheint mir zu hell. Sehr gut finde ich wie du den grellen Farbton der ersten Bilder gebrochen hast.  :P
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

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Seemannsgarn

In fortgeschrittener Trocknung (leicht grifffest):



zum Material: Ich habe die Ölfarbe Schmincke Norma Professional Lasurrotbraun verwendet. Die ist laut Händler bereits für nicht-deckende Lackierungen vorgesehen. Verdünnt habe ich mit Schmincke Rapid Medium. Diese Verdünnung ist terpentinölfrei, sollte also meine Humbrol-Farben nicht angreifen. Außerdem bewirke sie eine Schnelltrocknung, was bei Ölfarben aber wohl auch noch etliche Stunden (Tage?) bedeutet.
zum Ergebnis: Im Ganzen bin ich zufrieden bis begeistert. Insbesondere die Ornamente haben eine Patina, wie ich das bisher nur von alten Holzmodellen kannte, auf denen die Lackierung ein paar Hundert Jahre Zeit hatte, um eine solche Ausstrahlung zu bekommen. Ich habe sicher noch des Guten zuviel getan. Die Trocknung lässt die Ölfarbe etwas deckender werden, die blauen Holzbereiche sind mir stellenweise etwas zu braun geraten. Die nicht bemalten Holzteile des Rumpfes hätte ich vielleicht besser zusätzlich mit einer dunkleren Ölfarbenlasur versehen, um die Maserung und die Plankenstöße besser hervortreten zu lassen. Und am Glanzgrad muss natürlich noch gearbeitet werden!
Ich werde mir ein zweites Übungsteil gießen und daran auch eine detailliertere Lackierung des großen Heckornaments ausprobieren.
Zum Thema Blau: Mir persönlich gefällt der Übergang zum helleren blauen Farbton ganz gut unter dem Aspekt, dass das Modell für ein Diorama im Stil der alten Meister gedacht ist.
Weiterhin: Vielen Dank für Kommentare und Tipps.
Seemannsgarn
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AnobiumPunctatum

Wenn Du das echte Modell baust, solltest Du für die Grundlackierung auf Acrylfarben, z.B. Tamiya oder die neuen Revell-Farben wechseln; die Gefahr, dass die Enamel-Farben wieder leicht angelöst werden ist sehr groß. Ich habe mir vor ein paar Jahren, ein Testmodell auf diese Weise gründlich verdorben.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

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Seemannsgarn

Daher mein besonderes Augenmerk auf das Lösungsmittel für die Ölfarben. Am Testmodell ist nix passiert, ich werde aber noch spezielle Tests machen. Sicher ist sicher!
Seemannsgarn
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Hans

Schmincke Rapid Medium besteht aus Terpentinersatz (Testbenzin) und Alkydharzen. Letzteres ist das selbe Kunstharz wie bei Enamels (Revell, Humbrol). Und das Testbenzin ist das selbe Lösungsmittel wie bei Enamels und wird wie gesagt als Terpentinersatz im Baumarkt verkauft oder als spezieller Verdünner eben bei Revell/Humbrol. Das Kunstharz oxidiert schneller (=härtet) als normale Ölfarbe und "nimmt" beim Härten die Ölfarbe quasi mit.

Der Unteranstrich mit Enamels wird durch Terpentinersatz nicht zwangsläufig angelöst. Ist das Alkydharz mal komplett durchgehärtet (und nicht nur trocken), passiert bei dünnen Lasuren oder Weatherings eigentlich gar nix. Um sicher zu gehen, reines Testbenzin ohne Zusätze zu erhalten, kann zu den geruchsfreien (aromatenfreien) Verdünnern greifen. Gibts als aromatenfreien Terpentinersatz im Baumarkt oder als Shelsol oder Odorless Thinner oder Bob Ross Thinners. Da passiert garantiert nix.
Angriffsmöglichkeiten ergeben sich durch Unterkriechen (Fett auf der Oberfläche vor dem Lackieren) oder durch Beimischungen aggressiver Zusätze (Toluol, Xylol etc), die zB in "Universalverdünnung" oder "Nitroverdünnung" enthalten sein können.

Wer den Geruch verträgt, kann auch Feuerzeugbenzin nehmen, wenn nix anderes zu bekommen ist.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Seemannsgarn

Danke für die Aufklärung!!
Ich würde gerne bei den Humbrol Farben bleiben, weil es schon so viele gebrochene Farbtöne gibt. Die Farben sind ja, wenn ich recht informiert bin, speziell für den Modellbau konzipiert worden; daher gibt es viele Tarn- und Uniformfarben. Wenn ich mit den Akrylfarben zu mischen beginne, ist bei mir schnell alles schlamm- oder aschefarben. Außerdem leide ich an einer Art Farbenvergesslichkeit; d.h. ich muss praktisch auf der Vorlage mischen, um einen gewollten Farbton zu treffen.
Ich bleibe also vorläufig bei der Technik, lasse aber den Erstauftrag besonders lange durchtrocknen.
Weitere Bilder demnächst!
Nochmals Danke.
Seemannsgarn
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Hans

ZitatDie Farben sind ja, wenn ich recht informiert bin, speziell für den Modellbau konzipiert worden

Naja, kann man so sehen. Was spezielles sind aber nicht, allenfalls natürlich die Farbtöne. Ansonsten sind es Kunstharzfarben auf Alkydharzbasis, wie man sie in jedem Baumarkt bekommt oder sich mischen lassen kann. Farben auf Acrylbasis sind nicht besser oder schlechter, nur anders. Einige sind halt als Dispersionen auf Wasserverdünnung eingestellt, andere auf Alkoholverdünnbarkeit.

Wenn dir eine Mischung zu "schlammig" wird....niemals mehr als drei Farben zusammenmischen, sonst ergibt das immer ein undefiniertes schlammiges Etwas. Dummerweise besteht nicht jeder Farbton nur aus einem Pigment, sondern sehr oft wird der Farbton aus mehreren Pigmenten erzielt. Wenn man Farbtöne erwischt, die aus solchen Mixturen bestehen, erzielt man den Schlammeffekt schnell. Es liegt also nicht an der Farbart, sprich an der Art des Bindemittels, sondern an den Farbtönen.

Das alles heisst aber nicht, dass du auf Biegen und Brechen von Humbrol weg sollst. Wenn diese Farbart dir liegt, dann ist alles in Ordnung. Mir gehts nur darum, dass man sich klar darüber ist, wie und weshalb sich Farben zusammensetzen und warum sie sich wie verhalten. Das Dumme ist nämlich, dass es im Modellbau so den einen oder anderen Mythos gibt, dem schwer beizukommen ist. Und ums schwerer zu machen, jede Modellbausparte pflegt ihre eigenen Mythen... :D
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Seemannsgarn

#22
Da sprichst Du genau an, was ich meine. Mir geht es tatsächlich um die FarbTÖNE. Je weniger mischen, desto besser - ist halt meine schwache Seite. Manchmal orientiere ich mich mehr an den NAMEN der Farben als an ihrer "Erscheinung". (Ist das vielleicht sogar Farbenblindheit? Na ja, im Alltag komme ich zurecht...)
Seemannsgarn
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AnobiumPunctatum

Hans,

besten Dank wieder für die Erklärungen. Ich weiß nicht wie oft ich es in den letzten Jahren gelesen habe, aber diese Auffrischungen sind mir immer wieder willkommen. :P
:winken:  Christian

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Seemannsgarn

So, nun mit einem Überzug von Seidenmattlack:



Das Foto gibt nicht ganz richtig wieder, wie der Rumpf jetzt ausschaut. Das Original ist noch etwas matter, die Holzmaserung wieder besser zu erkennen. Um authentischere Fotos machen zu können, müsste ich wohl eine andere Kamera haben. Aber ich denke, für eine Ahnung reicht es.
Seemannsgarn
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