DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)

Begonnen von Uwe B., 27. April 2018, 15:18:11

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Uwe B.

Maesi schrieb:
ZitatBin begeistert, sehr hoher Lernfaktor!

Hallo Maesi,

danke für Deine freundlichen Worte - freut mich, dass Du das so siehst.  8) :D

LG - Uwe   :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Hans

Zitatdie Pferde auf, die Du wahrscheinlich eher meintest:

Ja genau. Es gibt die nicht nur bei den "Cowboys" für den Corral, sondern Timpo hatte auch eine Bauernhof-Serie. Wobei ich, wie gesagt, Abgüsse in Resin bevorzuge, die mir unsere Restauratorin gemacht hat. Die sind hart, gut bemal- und umbaubar. Und für 54 mm haben sie die "richtige" Grosse der antiken Pferde.

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

mm

Es ist schon toll anzusehen wie vielfältig das Hobby ist und sein kann. Und was für kleine Brötchen man selbst am backen ist.
Hut ab. Macht einfach Spaß daran teil haben zu dürfen.

Gruß Tom

Uwe B.

Hallo Modellboard-Freunde,

Hans schrieb:
ZitatZitat
   
Zitatdie Pferde auf, die Du wahrscheinlich eher meintest:

Ja genau. Es gibt die nicht nur bei den "Cowboys" für den Corral, sondern Timpo hatte auch eine Bauernhof-Serie. Wobei ich, wie gesagt, Abgüsse in Resin bevorzuge, die mir unsere Restauratorin gemacht hat. Die sind hart, gut bemal- und umbaubar. Und für 54 mm haben sie die "richtige" Grosse der antiken Pferde.
Donnerwetter Hans,
die sehen wirklich gut aus. Nicht nur sehr gut gebaut und bemalt, sondern am Beispiel des zweiten Bildes auch perfekt fotografiert  :P. Ich vermute mal (als Laie und mit aller gebotenen Vorsicht  8)), dass die abgebildete Figur ein Kelte aus dem heute bayrischen Raum ist. Erinnern mich irgendwie stark an die aufwändig verzierten und geschmückten Geschirrteile, wie sie heutzutage noch auf traditionellen Festen (Michaeliritt, Leonhardiritt) gezeigt werden.

mm schrieb:
ZitatEs ist schon toll anzusehen wie vielfältig das Hobby ist und sein kann. Und was für kleine Brötchen man selbst am backen ist.
Hut ab. Macht einfach Spaß daran teil haben zu dürfen.
Hallo Tom, freut mich, dass Du wieder Spaß am Modellbau hast und - wenn ich mir so Dein Avatar und den dazugehörigen Galerieeintrag im Modellversium anschaue, da brauchst Du Dein Licht aber mit Sicherheit nicht unter den Scheffel zu stellen, da sehe ich kein kleines Brötchen, sondern eher ein Sahneschnittchen.
:klatsch:

LG - Uwe   :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Hans

Zitatein Kelte
Genau. Und der Pferdeschmuck in der Form geht als Bierwagen-Zugpferd-Schmuck durch.  :D
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

mm

Zitat von: Uwe B. in 14. Mai 2018, 14:53:04

Hallo Tom, freut mich, dass Du wieder Spaß am Modellbau hast und - wenn ich mir so Dein Avatar und den dazugehörigen Galerieeintrag im Modellversium anschaue, da brauchst Du Dein Licht aber mit Sicherheit nicht unter den Scheffel zu stellen, da sehe ich kein kleines Brötchen, sondern eher ein Sahneschnittchen.
:klatsch:


Gibt kein Rotwangensmilie hier  :6: Sei bedankt!

Uwe B.

2. Update

     Hilfstruppen-Kavallerie - Decurio  und Eques



  • entsprechendes Vorbild im Gemälde von McBride
  • ursprüngliche Figur vor der Bemalung oder dem Umbau, Hersteller
  • als Vorbild verwendete originale Ausrüstungsteile
  • fertige Figur im Diorama

Die genaue Zusammensetzung der von Tacitus genannten ca. 10.000 Mann unter Paulinus' Kommando während der Schlacht an der Watling Street ist leider nicht überliefert. Namentlich erwähnt wird ausschließlich die Anwesenheit der Legio XIV Gemina sowie einer Vexillatio der Legio XX Valeria (Vexillatio = Abordnung, Detachement, es war also nicht die komplette 20. Legion an der Schlacht beteiligt) sowie einiger nicht namentlich benannter Auxiliar- (Hilfs-) Truppenteile, Kavallerie und Infanterie. Die Sollstärke einer römischen Legion in der Mitte des 1. Jhdts betrug ungefähr 5.490 Mann (Quelle: Wikipedia.de "Römische Legion"), zwei volle Legionen in Sollstärke wären somit also alleine ca. 11.000 Mann stark gewesen.

Dass Tacitus die Mannschaftsstärke der beiden Legionen plus Hilfstruppen auf lediglich 10.000 beziffert, mag daran gelegen haben, dass beide Großverbände schon während der Kämpfe auf der Insel Mona (Anglesey) gegen die Druiden Verluste erlitten haben werden und Legio XX Valeria ohnehin nicht vollständig war. Inwieweit Legio XIV überhaupt vollständig gegen die Druiden ins Feld gezogen ist, muss spekulativ bleiben; vermutlich verblieb ein bestimmter Teil dieser Legion zwecks Bewachung des selben von vorn herein im eigentlichen Standlager Viroconium (Wroxeter, Quelle Wikipedia.de).

Jedenfalls kann angenommen werden, dass ein nicht unbeträchtlicher Anteil der von Tacitus angegebenen 10.000 Bewaffneten aus Auxilia (Hilfstruppen) bestand, die gemäß römischer Standard-Prozedur links und rechts des Zentrums (wo die Legionen standen) aufgestellt waren, die Kavallerie dabei jeweils auf den äußersten Flügeln.

Jetzt wird's noch einmal kurz etwas theoretisch. Die Römer bezeichneten ihre Kavallerie-Hilfstruppenteile als "Alae" (Ala = Flügel, entspricht taktisch in etwa einem neuzeitlichen Kavallerie-Regiment). Diese wurden überwiegend nicht aus römischen Bürgern, sondern den Angehörigen verbündeter oder unterworfener Völker gebildet. Geführt wurden sie von einem Praefectus Alae.

Die Ala setzte sich im Idealfall wiederum aus 16 Turmae (Turma = Schwarm, entspricht etwa einer Schwadron) zu je 32 Reitern zusammen, ergibt 512 Mann, diese Einheiten bezeichnete man als Alae Quingenariae (centum quinque = Fünfhundert).

Daneben gab es auch größere Alae, bestehend aus ca. 1.000 Mann, diese Einheiten bezeichnete man als Alae Milliariae (millia = Tausend). Deren Zusammensetzung ist jedoch nicht so eindeutig wie bei der 500 Mann starken Einheit; verschiedene Theorien gehen von 24 Turmae à 32 Reitern (= 768) bzw. 24 Turmae à 42 Reitern (= 1.008) aus. Quellen: Marcus Juncelmann ("Die Reiter Roms, Teil II - Reitweise und militärischer Einsatz", Seite 62) und Peter Connolly ("Tiberius Claudius Maximus - ein römischer Reiter", Seite 6).

Auf meinem Diorama habe ich 4 Reiter repräsentativ als die Spitze einer antrabenden Turma dargestellt, die gerade zur Verfolgung der zurück geschlagenen Britannier ansetzt - im einzelnen:


  • einen Decurio (Befehlshaber und Anführer einer Turma, entspricht taktisch etwa dem Centurio der Infanterie)
  • einen Eques (= Reiter, einfacher Kavallerist, Plural = Equites)
  • einen Signifer (Signum = Feldzeichen, also Feldzeichenträger der Kavallerie)
  • einen Liticen (Lituus = gebogenes Musikinstrument, beim römischen Militär für akustische Signale verwendet, also Bläser)

In diesem Teil werde ich zunächst den Decurio und einen Eques vorstellen. Auf dem Gemälde von Angus McBride sehen wir die Figuren, die mir als Vorbild dienten, am linken Rand:


Quelle - editierter Ausschnitt aus dem Vorbild-Gemälde:
https://i.pinimg.com/736x/77/97/a7/7797a783b1658dadbde6f242709e31d4--roman-britain-roman-legion.jpg

Wie ich schon im Eröffnungsbeitrag zu diesem Thema schrieb, sind die abgebildeten Reiter Angehörige einer Cohors Equitata (= berittene Kohorte; Kohorten waren eigentlich reine Infanterieverbände, Cohortes Equitatae bildeten als gemischte Verbände aus Reitern und Fußsoldaten eine Ausnahme). Da ich die Reiter aber als Angehörige eines Hilfstruppen-Kavallerie-Regiments (Ala) darstellen wollte, habe ich ihre Ausrüstung entsprechend etwas abgeändert und dabei versucht, die Haltung der beiden Reiter möglichst genau ihren Vorbildern auf dem Gemälde anzugleichen.


Der Decurio

wurde aus verschiedenen Elementen zusammengebaut. Leider habe ich damals nur ein einziges Foto während seiner Bauphase erstellt. Der Kopf mit Helm stammt von der nachfolgend verlinkten Figur von "Andrea Miniaturas", den mir ein Modellbaufreund, der sich wie ich für römisches Militär interessierte, damals freundlicherweise als Abguss zur Verfügung gestellt hatte, während das Pferd wiederum aus der "Airfix"-Serie mit 54 mm-Figuren ("Life Guard, Waterloo 1815") stammt.

   
Quellen
links   : http://www.andreaeurope.com/fotos/andrea/Serie-General/detallegran/SG-F12-03.jpg
rechts: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/51VBRz2oy6L.jpg

Die Figur selbst wurde aus verschiedenen Materialien gescratcht. Der Rumpf aus Holz grob mit Milliput überzogen, die Gliedmaßen aus Gussästen, die über eine Kerze gehalten in die gewünschte Haltung gebogen, anschließend gefeilt, geschmirgelt und wo nötig mit Milliput skulptiert wurden. An Materialien wurden verwandt:


  • Holz für Schwert, Schwertscheide und den Köcher für kurze Wurfspieße
  • Tubenblech für das Schwertscheidenmundblech, Teile des Pferdegeschirrs, Satteldecke mit Fransen, Satteldecke
  • stärkeres Blech aus Katzenfutterdosen für den Schild des Reiters
  • sehr dünne Metallfolie (Deckel von Quarkdosen) ausgestanzt und für den Schuppenpanzer verwendet
  • Milliput für die Zierscheiben, Pferdemähne, Sattelhörnchen, Rosshaarbusch des Helms, Feldflasche

   

Als Vorlage für den Helm des Decurios wählte ich ein Exemplar, "das im Kastell Butzbach in Hessen gefunden wurde und einen späten Vertreter des Typus Koblenz-Bubenheim/Weiler darstellt. Stirnband und Wangenklappen sind mit einem feinen Federmuster verziert" (Quelle: Marcus Junkelmann, "Die Reiter Roms Teil III - Zubehör, Reitweise, Bewaffnung", S. 190). Im Netz fand ich davon leider kein Originalfoto, dafür aber eine schöne, computeranimierte Rekonstruktion sowie ein Foto aus dem Reenactment-Bereich. Der Helm von Butzbach wird bei Junkelmann (s. o.) zwar in das 2./3. Jhdt. datiert, andernorts aber ins 1. Jhdt., so dass ich es für vertretbar hielt, diesen Typus, der stilistisch m. E. ohnehin eher ins 1. Jhdt. passt, in meinem Diorama zu verwenden.


Quellen
links   : https://www.cgtrader.com/3d-models/character/clothing/ancient-rome-auxiliary-cavalryman-props-set
rechts: https://www.romanarmytalk.com
            (der Direkt-Link auf das rechte Bild funktioniert nicht mehr (Photobucket-Problem), daher hier nur allgemeine Quellenangabe)


Der Eques

Für den Eques (= Reiter, Plural Equites, von lat. Equus = Pferd, nicht zu verwechseln mit Equitus = röm. Ritter) konnte ich auf eine vorhandene Figur der Fa. "Vaillant", Artikelnr. 9916 (ehemals herausgegeben von der Fa. "Squadron / Rubin" Nr. 180) "Roman Auxiliary Cavalry Trooper" zurückgreifen. Nachfolgende Fotografie der Verpackung zeigt die "Box Art", die ebenfalls noch von dem inzwischen leider verstorbenen Illustrator Angus McBride stammt:


Quelle: eigenes Foto von der Verpackung

Das im vollen Galopp befindliche Pferd hatte ich aber nicht verwendet. Wenn ich mich recht entsinne, benutzte ich für meinen Reiter das Pferd des ,,Polish Lancer", das ebenfalls aus der 54 mm-Serie Waterloo von "Airfix" stammte. Ich bin mir da aber nicht mehr sicher, so dass ich davon an dieser Stelle kein Bild des selben zum Vergleich zeige.

Beim Reiter habe ich die Haltung nicht verändert, sondern lediglich kleine Ergänzungen am Helm, insbesondere seinen Wangenklappen vorgenommen. In der Hauptsache habe ich seine Schulterdoppelung aus Kettenpanzer abgeschliffen und durch eine Panzerung aus geschobenen Schienen (aus Tubenblech) ersetzt, analog zur Lorica Segmentata der schweren Legionsinfanterie. Für das leicht antrabende Pferd mußte ich die ursprünglichen Geschirrteile abschleifen, die Haltung entsprechend der Gemälde-Vorlage von Angus McBride anpassen, und Sattel, Kopfgeschirr, Lederriemen, große und kleine Zierscheiben, Gepäck - wie bereits oben beim Decurio beschrieben - neu aufbauen.





 



Beim Aussehen des Reiters habe ich mich an dem bekannten Relief-Fries aus Arlon, Luxemburg, orientiert, dass passenderweise in die Mitte des 1. Jhdts. n. Chr. datiert wird - siehe nachfolgende Abbildung. Marcus Junkelmann ("Die Reiter Roms - Teil III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung", S. 186) beschreibt auch ihre Körperpanzerung sinngemäß in der Weise, dass sie statt der üblicherweise zusätzlichen Auflage aus Kettenpanzer das obere Teil eines Segmentpanzers über die empfindliche Schulterpartie montiert haben. Der Helm meines Reiters ist einem Kavalleriehelm vom Typus Weiler nachempfunden, siehe hierzu die Rekonstruktion einer Reenactment-Gruppe:


Quelle: https://rambambashi.files.wordpress.com/2011/07/arlon_relief_cavalry2.jpg


Quelle: http://legio-iiii-scythica.com/images/rgm/pic-2a.jpg


Decurio und Eques im Diorama






Wird fortgesetzt


LG - Uwe  :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Hans

Ja, genau so geht es.  :P. Mir ist klar, dass man bei so einer Menge Figuren nicht jeden Helm wg der Datierung diskutieren kann und sollte, sie passen auf jeden Fall gut zusammen. Das Pferd könnte vom Airfix Life Guard sein, alle anderen Pferde setzen die Beine "anders rum". Das ist der einzige mit einer vergleichbaren Haltung.

Das Stanzen von Schuppen in 54mm musst du mir mal erklären, ist ja irre. Hast du dir da ein Werkzeug gemacht?
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Uwe B.

ZitatDas Stanzen von Schuppen in 54mm musst du mir mal erklären, ist ja irre. Hast du dir da ein Werkzeug gemacht?

Hallo Hans,

danke für den Daumen hoch!!!



Das Werkzeug war der unterste Teil eines alten Kugelschreibers. Das Loch, wo die Mine rauskam, hatte einen Durchmesser von ca. 3 mm. Aus dem Kunststoffgehäuse des Kugelschreibers schaute nur der untere, sich verjüngende Teil heraus.

Ich hatte es so rund verwendet, wie oben abgebildet. Wenn Du das vorletzte Bild im Beitrag (Decurio von vorn) genau betrachtest, kannst Du vielleicht erkennen, dass die Schuppen dort nicht länglich sind, wie sie es eigentlich sein sollten, sondern rund. Durch die vertikale wie horizontale Überlappung fällt dies aber so gut wie nicht auf.  8)

Jedenfalls war es eine Friemelei, die einzelnen Schuppen anzukleben. Aber dadurch, dass dies natürlich nicht perfekt gelang (nicht alle im gleichen Winkel) war der Effekt in Richtung Realität wiederum ganz brauchbar. ;)

Man hätte das Teil auch sicherlich ganz vorsichtig in eine entsprechende Form zwingen können, aber ich verwendete es auch für die runden Zierscheiben (Phalerae) am Pferdegeschirr.

LG - Uwe   :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Uwe B.

3. Update

     Hilfstruppen-Kavallerie - Signifer  und Liticen



  • entsprechendes Vorbild im Gemälde von McBride
  • ursprüngliche Figur vor der Bemalung oder dem Umbau, Hersteller
  • als Vorbild verwendete originale Ausrüstungsteile
  • fertige Figur im Diorama

In diesem Teil werde ich den Signifer (Feldzeichenträger) und den Liticen (Signalbläser) vorstellen. Auf dem Gemälde von Angus McBride sehen wir die Figuren, die mir als Vorbild dienten, schemenhaft im Hintergrund. Den Feldzeichenträger kann man dabei noch recht gut erkennen, ein Signalbläser ist aber eigentlich nicht sichtbar. Auf dem Bild ist lediglich noch der Kopf eines weiteren Pferdes sowie ein Teil vom Helm seines Reiters sichtbar:


Quelle - editierter Ausschnitt aus dem Vorbild-Gemälde:
https://i.pinimg.com/736x/77/97/a7/7797a783b1658dadbde6f242709e31d4--roman-britain-roman-legion.jpg

An dieser Stelle hielt ich es für reizvoll, hier noch einen Militärmusiker für die Kavallerie einzubauen, schließlich hatte ich von der Vorlage her ja alle Freiheiten, da von diesem Reiter ausser der Helmspitze keine Details zu erkennen sind. In der Gesamtkomposition für das Diorama machte es auf jeden Fall Sinn. Links im Hintergrund reitet die Turma (Schwadron) an, vorneweg, wie es sich gehört, der Decurio, daneben ein einfacher Reiter und direkt dahinter der berittene Feldzeichenträger mit dem Signum der Turma, der Signifer. Den Befehl zur Verfolgung der zurück geschlagenen Kelten gibt der Feldherr, Gaius Suetonius Paulinus, vom hinteren rechten Rand des Dioramas. Der Liticen hat diesen Befehl aufgenommen und gibt ihn als akustisches Signal an den Decurio und die Turma weiter. Wobei - nicht zu vergessen - diese Schwadron hier nur repräsentativ für ein ganzes Reiterregiment (Ala) steht; siehe meine Erläuterungen zum Aufbau einer Ala im 2. Update.


Der Signifer

Für die Figur des Reiters kamen wieder die gleichen Materialien und Scratch-Techniken zum Einsatz wie für den Bau des Decurios (siehe oben Teil 2 Vorstellung der Einzelfiguren). Allerdings bekam der Signifer ein Kettenhemd. Um die unruhige Struktur dieser Panzerung anzudeuten, habe ich den Kettenpanzer nicht mit Milliput skulptiert; man hätte darin zwar mit einem entsprechenden Tool einzelne Ringstrukturen produzieren können, das war mir damals aber zu aufwändig. Ich modellierte den Kettenpanzer mit grobem Holzspachtel, um so schon eine etwas unruhige Oberfläche zu erzeugen.

Die einzelnen Kettenglieder habe ich dann später andeutungsweise als kurze helle Striche aufgemalt, eine Technik, die - so deute ich es - auch Angus McBride teilweise bei seinen Gemälden verwendet hat. Fällt hier im Gemenge nicht so auf.

Das Pferd stammt aus dem Kit von "Italeri" Nr.  6437 ("German Horse drawn Convoy") - ich hatte mal auf der Intermodellbau in Dortmund alle 4 Pferde dieses Sets günstig für mich auf Vorrat erstanden. Seine Haltung als schwer arbeitendes Zugpferd paßte ganz gut, weil es am hinteren Ende meines Dios eine kleine Steigung zu erklimmen hat. Alte Geschirrteile mußten natürlich entfernt und römisches Riemenzeug neu aufgebaut werden.





Als Vorlage für den Helm des berittenen Signifers (Feldzeichenträger, von Signum = Feldzeichen) wählte ich die Hinterhauptkalotte eines Maskenhelms, der im Lager Trimontium (Newstead, England) ohne die zugehörige Gesichtsmaske gefunden wurde, letztere läßt sich aber nach ähnlichen Funden gut rekonstruieren. Den Helm habe ich komplett aus Milliput, Tubenblech (für Nacken- und Stirnschirm) sowie Isolierband (für den Befestigungsriemen) aufgebaut. Das Exemplar aus Newstead wird von Jochen Garbsch ("Römische Paraderüstungen") noch ins 1. Jahrhundert datiert, zugegebenermaßen zwar an dessen Ende, im weiteren Verlauf dieses Bauberichts werde ich beim Infanterie-Signifer aber noch belegen, dass dieser Helmtyp auch bereits am Beginn des 1. Jhdts. n. Chr.  und somit wohl auch zum Zeitpunkt der von mir dargestellten Schlacht getragen wurde. Hier ein Bild des originalen Rückteils:


Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Newstead_Helmet

Dass dieser Helmtyp von Kavallerie-Signiferi getragen wurde, belegt der nachfolgend abgebildete Grabstein des Sextus Valerius Genialis von der Ala Thraecum (Thrakisches Reiterregiment), gefunden in Corinium Dobunnorum (Cirencester, England). Das Kopf-Zaumzeug seines Pferdes zeigt zudem auch viele kleine Phalerae (Zierscheiben), wie ich sie in meinem Diorama ebenfalls verwendet habe:


Quelle: https://i.pinimg.com/564x/e3/28/1b/e3281b39e7154ddcd7a6e50b779921ad.jpg

Das Kavallerie-Signum mit Blattanhängern stammt vom nachfolgend abgebildeten Grabstein des Quintus Carminius Ingenuus, Signifer in der Ala Prima Hispanorum (1. Spanisches Reiterregiment), Kastell Biriciana (Weißenburg, Bayern), belegt im 2. Jhdt. n. Chr.  Sicher hätte ich an dieser Stelle ein attraktiveres Kavallerie-Feldzeichen rekonstruieren können, ich wollte damals aber den Wiedererkennungseffekt zum Vorlagegemälde erhalten.


Quelle: http://lupa.at/16778


Der Liticen

Vom Liticen habe ich leider während seiner Bauphase leider kein einziges Photo geschossen, das ich Euch hier zeigen könnte. Die Herstellung erfolgte aber mit den gleichen Materialien und Bautechniken wie bei den voran gegangenen Figuren. Der Kopf mit Helm stammt wieder wie beim Decurio (siehe oben Antwort #32) von "Andrea Miniaturas", das Pferd wie oben beim Signifer geschildert von "Italeri" Nr.  6437 ("German Horse drawn Convoy"). Einzig wirklich neues Element ist das Musikinstrument, der Lituus, den ich hierfür selbst erstellt habe (ein kurzes Stück Kupferdraht, eine nach oben gebogene, oben offene Tröte aus Milliput, sauber verschliffen und ein paar Bänder aus Isolierband darum).

Vorbild für meine Rekonstruktion war der Lituus, der im Rhein bei Düsseldorf gefunden worden sein soll:

Quelle: https://i.pinimg.com/564x/cf/4b/58/cf4b584ea08968dbdb401791a4ff1edc.jpg
           
Allerdings fand ich keinen epigrafischen Beleg dafür, dass der Lituus tatsächlich von römischen Kavalleristen als akustisches Signalinstrument benutzt wurde. Scheinbar ist das bislang nur eine allgemein angenommene Hypothese. Marcus Junkelmann schreibt dazu sinngemäß, dass von diesem etwa 70 - 75 cm langem Instrument mehrere Exemplare, darunter zwei vollständige, noch bespielbare, gefunden worden seien und dass der im Vergleich zu anderen von den Römern militärisch verwendeten Musikinstrumenten (Tuba, Cornu, Bucina) eher kurze Lituus sich aufgrund seiner Handlichkeit recht gut als Musikinstrument der Kavallerie eignen würde. Außerdem verweist er auf eine Stelle zu Horaz, wonach "der Lituus zur Kavallerie gehöre und gekrümmt sei, die Tuba dagegen zum Fußvolk gehöre und gerade sei".  (Marcus Junkelmann: "Die Reiter Roms, Teil II: Reitweise und militärischer Einsatz", Seite 141) .

Siehe hierzu auch eine Zeichnung des britischen Sachbuchautors, Illustrators und Experimantalarchäologen Peter Connolly, die u. a. einen Liticen im Mittelgrund des Bildes zeigt, im Vordergrund das von mir für den Kavallerie-Signifer verwendete Signum. Diese Figur des Liticens mit seinem an der Hüfte und den kurzen Ärmeln gezackten Kettenhemd habe ich in Ausrüstung und Körperhaltung als Vorbild für meine Figur verwendet:


Quelle: https://i.pinimg.com/originals/5f/ca/4d/5fca4d65c9acd4695a4e503428f8ce9f.jpg
(seitenverkehrtes Foto in der Quelle von mir gedreht, optisch aufgehellt und hier ausschnittweise verwendet)

Die Zeichnung ziert den Einband von Peter Connolly's Buch "Tiberius Claudius Maximus - Ein römischer Reiter". Thema eines weiteren, vorher gehenden Buchs ist "Tiberius Claudius Maximus - Ein römischer Legionär" - beide Bände beschreiben den Weg des historisch belegten Tiberius Claudius Maximus vom einfachen Legionär der Legio VII Claudia Pia Fidelis zum Quaestor Equitum (Zahlmeister der Kavallerie), Singularis (Gardereiter) seines Legionskommandeurs, Vexillarius Equitum (Fahnenträger der Kavallerie), Explorator (Aufklärungsreiter) und letztlich zum hoch dekorierten Decurio (Führer einer Schwadron) in der Ala Secunda Pannoniorum (= 2. Pannonisches Reiterregiment) - als den Mann, der den dakischen König Decebalus fing. Beide Bände erschienen im Tessloff Verlag und sind m. E. - wie alle Publikationen von Peter Connolly - jedem, der sich für diese Thematik interessiert, zu empfehlen.


Signifer und Liticen im Diorama











Wird fortgesetzt


LG - Uwe  :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Uwe K.

Boah, iss ja irre!!!
Ich hätte nicht mal ansatzweise das Durchhaltevermögen - R E S C H B E G G D.
Und das noch in dieser Qualität - ganz großes Kino!!!

Hans

Fantastisch. Die Idee mit den Kettenhemden ist auch klasse! Super Umsetzung!
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Postbote

'nen Abend Uwe B.

höchst interessante Geschichtsstunde :P

Und die Umsetzung im Dio ist nun wirklich aller Ehren wert :klatsch: :respekt: :klatsch:
Besonders gefällt mir der Signifer, wie er sich auf seinem Pferd die Steigung hinaufmüht,

Mit schönem Gruß
Christoph
Perfekt ist Mathe, und Mathe ist 'ne Körperöffnung!

Versuche mich zur Zeit
erfolglos am Hochglanz

Puchi

 :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Bei den vielen Details kann ich mich an dem Dio gar nicht satt sehen. Hervorragend! :P


Liebe Grüße,

Karl

Flugwuzzi

Großartig Uwe ... die tolle Bemalung, die vielen ergänzten Details und dazu noch die interessanten Geschichtshinweise  :klatsch: :klatsch: :klatsch: ... es macht Freude mit zulesen  :1:

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Army66

Konnte das Dio Heute Live sehen und muß nach dem gelesenem Baubericht sagen , :P :P :P :P :P. Top Recherche und Umsetzung. Hoffe darf mal nach Tips Fragen .

   Gr. Roger

mm

Uwe, danke dass Du das Dio mitgebracht hast. Jetzt im Nachgang, obwohl ich das schon hier geschrieben hatte, nochmal. Die Bilder werden dem Original einfach nicht gerecht! z.B. die Pfeile die im Boden stecken, die sind mir vorher nie bewusst gewesen. Das Auge sieht sich nicht satt hier.

Hoffe bist Du Heimgekommen, gleiches gilt den anderen :D

Gruß Tom

Uwe B.

Liebe Freunde,

danke für Eure freundlichen Worte und auch für die Aufmunterung, den Baubericht in dieser ausführlichen Form fortzusetzen. Vom Stil her hatten mir zuletzt die Bauberichte von Puchi ("Tranchierte Dampflok") und Ralf_B ("Houston, we've had a Problem!") so imponiert, dass ich versuchte, ihren dokumentarischen Stil in meinem BB als Vorbild zu nehmen; ich hätte aber nicht gedacht, wie aufwändig das ist.   
:pffft:

Uwe K. schrieb:
Zitat
Boah, iss ja irre!!!
Ich hätte nicht mal ansatzweise das Durchhaltevermögen - R E S C H B E G G D.
Und das noch in dieser Qualität - ganz großes Kino!!!
Hallo Uwe,
danke für Dein Lob, freut mich wirklich ungemein. So viel Lob, ich glaub, das muß ich mir mal später für schlechtere Zeiten ausdrucken.  :D


Hans schrieb:
ZitatFantastisch. Die Idee mit den Kettenhemden ist auch klasse! Super Umsetzung!
Hi Hans,
Dank auch Dir, diese Vorgehensweise ist zwar nicht optimal, erfüllt aber in der Masse der Figuren ihren Zweck.  ;)


Postbote schrieb;
Zitat'nen Abend Uwe B.

höchst interessante Geschichtsstunde :P

Und die Umsetzung im Dio ist nun wirklich aller Ehren wert :klatsch: :respekt: :klatsch:
Besonders gefällt mir der Signifer, wie er sich auf seinem Pferd die Steigung hinaufmüht,

Mit schönem Gruß
Christoph
Hallo Christoph,
danke für Dein Lob - heute ärgere ich mich manchmal, dass ich seine Blickrichtung mit dem ausdruckslos und starren Maskengesicht nicht in Richtung der vor ihm stehenden Fußsoldaten gedreht habe. Hätte noch ein klein wenig mehr Interaktion aus der Szene heraus gekitzelt.  8)


Puchi schrieb:
Zitat:klatsch: :klatsch: :klatsch:

Bei den vielen Details kann ich mich an dem Dio gar nicht satt sehen. Hervorragend! :P

Liebe Grüße,

Karl
Hallo Karl,
das freut mich, geht mir ja umgekehrt genau so - siehe oben. ;)


Flugwuzzi schrieb:
ZitatGroßartig Uwe ... die tolle Bemalung, die vielen ergänzten Details und dazu noch die interessanten Geschichtshinweise  :klatsch: :klatsch: :klatsch: ... es macht Freude mit zulesen  :1:

lg
Walter
Hi Walter,
das ist schön, ich hatte ja anfangs ein bischen Bedenken, dass ich Euch auch nicht mit Details überfrachte, die in Wahrheit nur ganz wenige interessieren, aber solches Feedback motiviert.  :P


Army66 schrieb:
ZitatKonnte das Dio Heute Live sehen und muß nach dem gelesenem Baubericht sagen , :P :P :P :P :P. Top Recherche und Umsetzung. Hoffe darf mal nach Tips Fragen .

Gr. Roger
Hallo Roger,
ja, das war 'ne nette Zusammenkunft heute, danke für Deine lobenden Worte. Und fragen kannst Du natürlich jederzeit, ist doch gar keine Frage, das ist ja das Schöne am MB-Forum.  ;)


mm schrieb:
ZitatUwe, danke dass Du das Dio mitgebracht hast. Jetzt im Nachgang, obwohl ich das schon hier geschrieben hatte, nochmal. Die Bilder werden dem Original einfach nicht gerecht! z.B. die Pfeile die im Boden stecken, die sind mir vorher nie bewusst gewesen. Das Auge sieht sich nicht satt hier.

Hoffe bist Du Heimgekommen, gleiches gilt den anderen :D

Gruß Tom
Hi Tom,
dank Dir für das Lob und die guten Wünsche, dann hat es sich ja allein dafür gelobt, das Dio zum Stammtisch mitzubringen. Ich fand Deine Rostarbeiten an dem Trecker aber auch ganz spannend. :P :P :P


LG - Uwe   :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

coporado

Moin Uwe,

ich kann mich dem hier schon geschriebenen nur ausnahmslos anschließen:
Eine unglaubliche Detailarbeit, sowohl das Dio als auch der Baubericht mit den historischen Hintergründen. Durch den BB und die Vorstellung der einzelnen Figuren mit dem Link zur realen Geschichte, bekommt das Dio nochmal einen ganz anderen Charakter. Auch der Baubericht an sich ist erfrischend anders, einfach klasse  :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Ich freue mich auf die weiteren Updates  :P
Gruß
Sascha  :winken:

...und weißt du keinen Rat, nimm Draht!

Uwe B.

coporado schrieb:
ZitatMoin Uwe,

ich kann mich dem hier schon geschriebenen nur ausnahmslos anschließen:
Eine unglaubliche Detailarbeit, sowohl das Dio als auch der Baubericht mit den historischen Hintergründen. Durch den BB und die Vorstellung der einzelnen Figuren mit dem Link zur realen Geschichte, bekommt das Dio nochmal einen ganz anderen Charakter. Auch der Baubericht an sich ist erfrischend anders, einfach klasse  :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Ich freue mich auf die weiteren Updates  :P

Hi Sascha,

herzlichen Dank für Deine freundlichen Worte und prima, dass der Baubericht so gut ankommt, solches Lob geht runter wie Öl. :P :P

LG - Uwe    :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Uwe B.

4. Update

     Der Militärtribun



  • entsprechendes Vorbild im Gemälde von McBride - entfällt
  • ursprüngliche Figur vor der Bemalung oder dem Umbau, Hersteller
  • als Vorbild verwendete originale Ausrüstungsteile
  • fertige Figur im Diorama

Die Figur des Miltiärtribuns (Tribunus Militaris oder Tribunus Militum) kommt im Vorlagegemälde nicht vor. Ich fand es aber passend, ihn an dieser exponierten Stelle vor der eigenen Front der erschöpften Legionäre aufzustellen. Indem er eine erbeutete Eber-Standarte triumphierend in Richtung der zurückgeschlagenen Angreifer hoch reckt, steht er hier symbolisch für die sich (außerhalb des im Diorama dargestellten Geschehens) zurückziehenden Britannier.

Dies ist ein gerne in Dioramen angewandter Kniff, eine Übermacht an gegnerischen Figuren außerhalb der Grundfläche eines Dioramas oder Vignette durch die Haltung der dargestellten Figuren anzudeuten. Zum Beispiel meisterhaft angewendet durch den US-amerikanischen Modelleur und Figurenbemaler Bill Horan in seinem bahnbrechenden Diorama "Gandamak" von 1988 mit insgesamt 27 Figuren. Dieses mehrfach preisgekrönte Meisterstück wurde in verschiedenen Internet-Foren gelegentlich als  "Mother of all Dioramas" bezeichnet; für mich damals der Antrieb, mich mit Dioramen zu befassen.

Als Grundlage für die Figur diente mir Nr. SG-F24 "Roman Centurion in Battle (AD 125)" von "Andrea Miniaturas".


Quelle: http://www.andreaeurope.com/en/1/andrea-miniatures/111/series-general/283/sg-f24-roman-centurion-in-battle-ad-125.html#!prettyPhoto

Zum Einsatz kamen nur der Rumpf und die Beine. Die Arme wurden aus in Form geschliffenen Gußästen erstellt, dieselben angebohrt und mit Stiften am Rumpf spielerisch in die richtige Pose gebracht, die Schwertklinge besteht aus Holz, Detailarbeit erfolgte mit Milliput. Der Kopf stammt aus der "Adam und Eva"-Serie von Preiser in 1:32. Die erbeutete Standarte mit dem Eber entstand aus normalem Kupferdraht und etwas Milliput:





Bei der Vorlage für die kleine Eber-Statuette hatte ich mich ungefähr an diesem Gemälde von Angus McBride (Osprey-Verlag Men-at-Arms Series No. 158 "Rome's Enemies (2): Gallic and British Celts") orientiert. Allerdings hätte ich 'meinen' Eber ruhig etwas dünner, entsprechend originalen Funden (siehe hier) gestalten können.

Als Vorlage für den Helm des Tribunen hab ich mich damals (leider) für einen "apulo-korinthischen Helm" entschieden; andere in der Fachliterartur hierfür verwendete Begriffe lauten "etrusko-korinthisch", "italo-korinthisch" oder "pseudo-korinthisch":


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Apulisch-Korinthischer_Helm#/media/File:Ancient_Greek_Bronze_Helmet.jpg

Die Bezeichnung "pseudo-korinthisch" leitet sich von der Tatsache ab, dass diese Helme so aussahen wie "korinthische Helme", die von ihrem Träger nach hinten geschoben wurden, um vielleicht mal etwas frische Luft an die Gesichtshaut zu lassen - eine Darstellung, die man oft auf antiken Darstellungen findet, zum Beispiel bei der Büste des griechischen Strategen Perikles. "Leider" schrieb ich oben aus zwei Gründen.

Erstens wollte ich für den Tribunus mal einen anderen Helm verwenden, als den für römische Offiziere sonst immer wieder gern genommenen "attischen" Helm, wie wir ihn zur genüge aus Filmen und Rekonstruktionszeichnungen und zum Beispiel dem berühmten sog. "Praetorianer-Relief aus dem Louvre" kennen; und wie ihn ja auch "mein" Feldherr im Diorama trägt - siehe oben Antwort #15. Aber diese "Pseudo-Korinther", so imposant sie auch aussahen, waren eigentlich in Massen produzierte Helme, die neben anderen Typen (die ich hier jetzt nicht aufzählen will) zur Zeit der römischen Republik vor allem vom schweren Fußvolk, den Legionären, getragen wurden. Dieser Helmtyp wäre also für "meinen" Tribun nichts besonderes gewesen, es sei denn, man wollte ihn als antiquiertes Erbstück aus Familienbesitz heranziehen.

Zweitens habe ich ihn mit eigens applizierten Wangenklappen versehen, wie man sie gerne in heutigen Reproduktionen für Reenacter (siehe nächstes Bild) oder häufig auf Rekonstruktionszeichnungen findet, wie zum Beispiel hier (untere Reihe) oder hier.


Quelle: http://ferrangarreta.com/content/img/ferrangarreta.com_cascrecct.4g.jpg

Aber das sind alles moderne Rekonstruktionen, ich kenne keine einzige antike Darstellung (Statue, Graffito, Relief) oder archäologischen Fund, die einen pseudo-korinthischen Helm mit Wangenklappen zeigt - einzige Ausnahme: der rätselhafte Helm von Augustodunum (Autun, Frankreich), der alle Merkmale eines pseudo-korinthischen Helms, d. h. mit dem charakteristischen Gesicht auf der vorderen Helmkalotte und diesmal sogar mit Wangenklappen, zeigt:


Quelle: http://www.the-romans.eu/MY-museum/singlepage.php?path=Archeological-sites/Autun/aum001-gallic-helmet

Er wird in der Fachliteratur, z. B. Henry Russell Robinson ("Arms and Armour of Imperial Rome", S. 136 ff.) oder Michael Simkins ("The Roman Army from Caesar to Trajan") ins 1. Jhdt. n. Chr. datiert, beide schreiben ihn einem höheren Offizier, vielleicht sogar im Range eines Provinzgouverneurs zu. Aber der Helm ist nun wirklich sehr ausgefallen - der Nackenschutz soll beweglich sein und aus mehreren Segmenten bestehen und es wurde auch bereits vermutet, dass er auch nur als Kopfbedeckung für eine Statue gedient hat. Gleichwohl wäre er aber vermutlich eine bessere Alternative für einen Tribun gewesen, als der von mir verwendete "einfache" pseudo-korinthische Helm.


Der Tribun im Diorama

So stand die Figur etliche Jahre in der Vitrine:



Bis sie dann im Rahmen eines Umzugs ihres hochgereckten Armes und der Eber-Standarte verlustig wurde, den Eber selbst konnte ich zum Glück noch finden. Also begann ich am Beginn des Jahres 2018, einen neuen Arm und eine Hand zu erstellen und mit einer neuen Eber-Standarte zu verbinden. Die Figur selbst war und ist fest mit dem Diorama verbunden, sie irgendwie abzumontieren, hätte vermutlich neue Beschädigungen zumindest an der Bemalung nach sich gezogen. Also wurde ganz vorsichtig mit einem 0,8 mm-Bohrer ein kleines Loch in den Armstumpf gebohrt; auf dem linken Bild sieht man auch noch die ebenfalls abgebrochenen Helmbüsche des Tribuns und des Centurios:



Anschließend wurde die noch vorhandene Eber-Statuette auf eine neue Stange mit Aufsatz geklebt und 0,8 mm Draht in vier Windungen möglichst fest um die Stange gedreht und verklebt. Diese Konstruktion konnte ich dann mit dem Armstumpf verkleben und Arm und Hand mit etwas Milliput rekonstruieren, wobei der um die Stange gewundene Draht gut für die Finger der Hand genutzt werden konnte:




Der Tribun nach seiner Restaurierung

An seiner weißen Tunica trägt der Tribun zwei senkrecht verlaufende purpurne Streifen, die sog. Clavi (Einzahl = Clavus), die ihn als Angehörigen der römischen Ritterschaft ausweisen. Angehörige des senatorischen Adels trugen an gleicher Stelle etwas breitere Streifen; siehe oben - am Beginn dieses Updates habe ich einen informativen Wikipedia-Artikel verlinkt.

Einer dieser ritterlichen Militärtribunen die an der Schlacht teilnahmen, ist uns mit der historischen Figur des Gnaeus Iulius Agricola überliefert. Agricola, der später (in den Jahren 77 - 84 n. Chr.) zum Statthalter der Provinz Britannien aufstieg, diente im Jahre 61 als junger Tribun im Stab des seinerzeitigen Statthalters und Oberbefehlshabers Paulinus (she. 1. Update) und dürfte könnte in dieser Position an der Schlacht teilgenommen haben. (Dank an JWintjes für seinen Korrekturhinweis)






Wird fortgesetzt


LG - Uwe  :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Wolfgang Meyer

Hallo Uwe,

das Gandamak-Diorama von Bill Horan war auch bei mir damals der Auslöser. Ich kann mich noch an den großen Artikel in der "Modellfan" erinnern, das war 1988 oder 1989. Einfach fantastisch dieses Diorama.

Natürlich kenne ich auch dein Römerdiorama. Wir haben damals mal zusammen am Stand der IHF (Rolf Zimmermann) auf der Intermodellbau ausgestellt. Ich weiß garnicht mehr, was ich damals gezeigt habe, aber an dein fantastisches Diorama kann ich mich noch gut erinnern. Das hatte für mich damals auch schon die perfekteste Qualität, die man sich vorstellen kann. Obwohl ich ja immer nur den kleinen Maßstab bearbeitet habe, war dein Diorama auch mit der Ansporn für mich, Szenen im Diorama interaktiv zwischen den Figuren und so realistisch wie möglich zu zeigen.

Dein Diorama war und ist ein Kunstwerk! :1:

Liebe Grüße,

Wolfgang

mm

Hallo Uwe,

die "Mother of all Dioramas"" war mir Unbekannt. Dein Bericht und Deine Arbeit, so ins Detail gehend, braucht sich dahinter wohl mal nicht zu verstecken. Was soll man sonst als Laie schreiben? Ich finde es toll dass Du uns daran teilhaben lässt. Da muss man, also ich zumindest, mehrfach lesen und vergleichen um es erfassen zu können.

Gruß Tom

Uwe B.

Wolfgang Meyer schrieb:
ZitatHallo Uwe,

das Gandamak-Diorama von Bill Horan war auch bei mir damals der Auslöser. Ich kann mich noch an den großen Artikel in der "Modellfan" erinnern, das war 1988 oder 1989. Einfach fantastisch dieses Diorama.

Natürlich kenne ich auch dein Römerdiorama. Wir haben damals mal zusammen am Stand der IHF (Rolf Zimmermann) auf der Intermodellbau ausgestellt. Ich weiß garnicht mehr, was ich damals gezeigt habe, aber an dein fantastisches Diorama kann ich mich noch gut erinnern. Das hatte für mich damals auch schon die perfekteste Qualität, die man sich vorstellen kann. Obwohl ich ja immer nur den kleinen Maßstab bearbeitet habe, war dein Diorama auch mit der Ansporn für mich, Szenen im Diorama interaktiv zwischen den Figuren und so realistisch wie möglich zu zeigen.

Dein Diorama war und ist ein Kunstwerk! :1:

Liebe Grüße,

Wolfgang
Hallo Wolfgang,

das ist ja ein Ding, dass wir beide damals durch den gleichen Artikel inspiriert wurden, uns näher mit Dioramenbau zu beschäftigen. Ich hab mir damals  alle 4 "Modellfan"-Hefte gekauft, in denen der Baubericht enthalten war. Den hab ich heute noch, sauber ausgeschnitten und eingetütet.  :D

An die Ausstellungen mit der IHF auf der Intermodellbau denke ich auch gerne zurück. Ein befreundeter Modellbauer von der IHF, der sich genau wie ich für die "alten" Römer interessierte, hatte mir damals freundlicherweise angeboten, meine Dio's und Figuren in seinen Ausstellungsvitrinen mit auszustellen. Später gab's noch gemeinsame Projekte zum Thema "Rom" mit einigen Leuten von der IHF und weiteren Modellbauern im Römerlager Oberaden und in Xanten. Schade, dass sich die IHF zwischenzeitlich offenbar aufgelöst hat - war 'ne feine Truppe.

Und meinen allerherzlichsten Dank für Dein reichliches Lob. Da fehlen mir schon fast die Worte, um meinen Dank für Deine Aussage gebührend zum Ausdruck dafür zu bringen, dass mein Dio Dir als Ansporn gedient haben soll. Vor allem, wenn man bedenkt, was Du mit Deinen Freunden im kleinen, aber feinen 1:72'er Maßstab schon alles auf die Beine gestellt hast an Großdioramen, in denen ihr immer wieder mit gut recherchierten und liebevoll gestalteten Details kleine Geschichten am Rand des großen Geschehens erzählt. Das ist absolut meisterhaft und brilliant.
:klatsch: :klatsch: :klatsch:

Und last but not least sind Eure fein bebilderten Work-in-Progress-Bauberichte vorbildlich und immer wieder eine reichlich sprudelnde Quelle der Inspiration.


mm schrieb:
ZitatHallo Uwe,

die "Mother of all Dioramas"" war mir Unbekannt. Dein Bericht und Deine Arbeit, so ins Detail gehend, braucht sich dahinter wohl mal nicht zu verstecken. Was soll man sonst als Laie schreiben? Ich finde es toll dass Du uns daran teilhaben lässt. Da muss man, also ich zumindest, mehrfach lesen und vergleichen um es erfassen zu können.

Gruß Tom
Hallo Tom,

es freut mich wirklich, dass mein Geschreibsel so gut bei Dir und anderen ankommt. Zeigt es mir doch, dass es der Mühen wert ist. Anfangs hatte ich Sorge, dass es Euch womöglich zu ausführlich und zu sehr in die Tiefe gehend sein könnte oder dass es kaum jemand interessiert. Aber Deine Antwort zeigt mir, dass es Dir offenbar Spaß macht, den vielen von mir verlinkten Hintergrundinformationen nachzugehen und das freut mich wiederum. Und es spornt an.   :P :D


LG Euch beiden - Uwe   :winken:
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