Was ist das Besondere an Primern?

Begonnen von hein52, 20. Dezember 2017, 20:38:59

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hein52

Ich habe mich schon des öfteren gefragt, ob sich zur Grundierung von Plastik-, Metall- und Resin-Teilen nicht auch ,,normale" Enamel- oder Acryl-Farben verwenden lassen.  Oder muss es hier unbedingt ein spezieller Primer sein. Und wenn ja, was ist das Besondere an Primern gegenüber den anderen Farben? Nach meinem Verständnis hat eine Grundierung doch nur die Aufgabe, eine haftfähige, farblich homogene Grundlage für die nachfolgende Lackierung zu bilden.

Gruß Heiner


Hans

Ein gaaaaanz weites Feld. Ein "Primer" kann (kann!!)

- zur besseren Haftung verhelfen. Wasserverdünnbare Acryls zB auf glattem Resin, poliertem Metall, sehr glatten Polystyrol haften schlicht schlecht.
- sind oft wirklich deckend. Unterschiedliche Pigmente decken unterschiedlich. Rot zB oder Glanz weiss. Hat man unterschiedliche Basisfarben (Spachtelstellen!) gleicht der Primer aus
- bei unterschiedlichen Baumaterialien (Polystyrol+Resin+Spachtel) wird eine einheitliche Grundfläche geschaffen. Deckkraft ist auch hier besser als bei "normalen" Farben
- Basis für Zwischenschliff. Kleine Macken werden ausgeglichen

Alles andere zB weisse Grundierung für höhere Farbbrillianz und dunkle Grundierung für gedämpfte Farben gehen auch mit den "normalen" Farben

Fazit: Primer sind definitiv opak, gleichen Farbunterschiede aus, gleichen Materialunterschiede aus, können als feinster Spritzspachtel dienen.

Fazit 2: Nix schlimmer als Schemata übernehmen, ohne den Sinn zu hinterfragen.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Halbgott

Hans macht hier einige sehr gute Punkte. Insbesondere den "nicht alles blind übernehmen"-Punkt stütze ich.

Ich nehm einen Primer gern, um vor der eigentlichen Lackierung das Modell nochmal auf Macken zu prüfen (und die gibt es immer). Erst die einheitliche, seidenmatte Farbgebung macht alle offenen Baustellen sichtbar.

Das geht doch aber auch mit normaler Farbe? Klar.
Allerdings lässt die sich sehr viel schwieriger und undosierter nachschleifen. Gerade bei Tamiya und Gunze habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Farbe sich erst schwer abtragen lässt und dann plötzlich gleich ganz runterkommt. Dabei entstehen gern Stufen und Übergänge. Graduelles Schleifen mit Fingerspitzengefühl geht bei einem Primer einfach besser, weil er dafür gemacht ist. Und beim Finish (gerade Hochglanz oder Metall) merkt man das.

hein52

Vielen Dank für eure erhellenden Statements. Jetzt ist mir klar geworden, dass spezielle Primer doch erhebliche Vorteile gegenüber der Grundierung mit "normalen"  Farben bieten.

Gruß Heiner

salamander

Bezüglich Primera kann ich mich den anderen nur anschließen. Für meine Arbeitsweise ganz wichtig denn damit erspare ich mir das lästige abspülen zwecks Bereinigung von Fettrückständen, zum prüfen der Oberfläche vor auftragen der nachfolgenden Farbaufträge und bis zu einem gewissen Punkt als Spritzspachtel zum ausgleichen von kleinen Fehlstellen.

Für all diese Zwecke habe ich eine ganz einfache Lösung gefunden - Revell enamel 76 grau, die Farbe verhält sich etwas anders als die übrigen Revellfarben, lässt sich nach 24 Stunden Trockenzeit super schleifen und glättet optimal noch vorhandene Spalten und eben Fehlstellen.

Ich kann nur  sagen: ausprobieren

Liebe Grüße aus Wien

Herbert
:winken:

ice

Ich bin kürzlich über den Youtube-Kanal von Paul Budzik gestolpert und da hat mir unter anderen ein Video über Primer die Augen geöffnet:
...wurde leider gelöscht. Darum bitte hier klicken: Profil bei scalemates.com

Marderkommandant

An der Stelle möchte ich kurz darauf aufmerksam machen, dass ich den Sprühdosen-Primer schwarz, von Vallejo ausprobiert habe: Toll!
Als der Herr am siebten Tag über die Erde wandelte und Sein Werk betrachtete, stellte Er fest, dass die Steine zu weich geraten waren. Darauf schuf Er den Panzergrenadier.

VoodooRacer

Lässt sich sowas aus der Sprühdose überhaupt vernünftig dosieren? Wenn ich da an meine eher kleinen Modelle mit den vielen kleinen Ecken denke, die man zum Teil selbst mit der Airbrush nur schwierig erreicht... :rolleyes:

Marderkommandant

Hallo Voodooracer, ich habe ein 1/48er Flugzeug damit besprüht. (Doppeldecker)
Meine Erfahrung ist, dass der Primer sich gut sprühen ließ, sehr dünn austrocknete und die Gravuren etc.  bestens erhalten hat. Außerdem fühlte sich die Sache ein bisschen "klebrig" an.
Die nachfolgende Lackierung gelang absolut problemlos und zeichnet sich durch ausgezeichnete Deckung und Haftung aus.
Als der Herr am siebten Tag über die Erde wandelte und Sein Werk betrachtete, stellte Er fest, dass die Steine zu weich geraten waren. Darauf schuf Er den Panzergrenadier.

Hans

Vallejo und Citadel lassen sich hervorragen sprühen, ich nehm die liebend gerne für meine 1/72er Figuren. Sie sprayen sehr weich und sind gut dosierbar. Man hält halt nicht sekundenlang auf eine Stelle, sondern arbeitet mit fliessenden Bewegungen und sanftem Farbauftrag. Selbst bei vermeindlich dickem Auftrag (Details werden "weich"), liegt das nur am Lösungsmittel, nach dem Abtrocknen ist alles wieder da. Wirklich empfehlenswert. Ich verwende sie allerdings nur im Freien, die riechen wirklich stark. Im Winter wärme ich die Objekte mit dem Fön auf, bevor ich auf den Balon gehe. Klappt einwandfrei.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger