Kampfpanzer T-72B UN Einsatz Balkan (UNTAES) (Trumpeter 1/35) ** FERTIG **

Begonnen von Flugwuzzi, 28. Januar 2017, 19:08:33

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PzGren

Wenns einer ernst meint mit dem Zvesda, wird derjenige sicherlich hier und da Spachtel drauf packen. Es geht aber auch weitgehend mit wenig davon. Es ist nur vieles so halbherzig, undefiniert. Wo sitzt welches Teil gaaaanz genau, usw.
Da ich zumindest bei dem Fahrzeug kein Nietenzähler war, hab ich hier und da fünfe grade sein lassen. Dank ERA gabs aber auch so schon genug Teile.
Bei der Verwitterung bin ich definitiv mit dem Notizblock dabei. Meiner parkt grün lackiert im Karton, da die Zeit fehlt und ich mich nicht recht ans Tarnmuster rantraue  :rolleyes:

Flugwuzzi

Die Farbtöpfe sind geöffnet und es geht weiter ... :D

Die Friul Ketten sind mit IPA von Fingerabdrücken gesäubert und werden mit Vallejo Metal Color Steel grundiert. Damit erhält die Kette ein "schwereres" Aussehen.



Anschließend werden die Ketten mit diversen Erdpigmenten (Euorpe Dust, Burnt Umber, Gulf War Sand) eingesaut. Zur Fixierung verwende ich einen Odorless Enamel Thinner.



Die Laufrollen werden zuerst komplett Schwarz lackiert (TAM XF-85 Rubber Black). Dann wird der innere, weiße Bereich mit Hilfe eines billigen Kreislineals  weiß lackiert.



Zuvor habe ich mir meine weiße Basisfarbe angemischt. Tam XF-2 White und darin ein paar Tropfen Buff und ein Tröpfchen Schwarz. Damit wird das knallige weiß gebrochen, weil ein reinweißes Modell sehr spielzeughaft aussehen kann. Als Verdünnung nehme ich Mr. Color Leveling Thinner.



Die Seiten der Wannen werden schon früh lackiert, weil zuerst das Laufwerk und Kette komplettiert werden und dann erst die Seitenschürzen montiert werden können.



Wenn die Farbe trocken ist wird dieser Bereich und die Laufrollen ebenfalls mit den Pigmenten verschmutzt.



Der Turm und die restlichen Kleinteile erhalten schon mal Ihre Grundierung. Den grauen Stynylrez Primer von Badger. Dieser Primer ist zwar sehr dickflüssig und benötigt mind. eine 0.4er Düse, aber mir gefällt das Ergebnis immer wieder und er ist schon nach kurzer Zeit gut schleifbar (falls nötig ;-).



Aktuell bin ich gerade am Experimentieren mit L'Oreal Elnett ...



... nein, keine neue Frisur, sondern ich teste wieder einmal die allseits bekannte Haarspray Methode.

Erst habe ich ein altes Test-Dummy-Modell mit Tamiya XF-58 Olive Green bemalt und 2 Tage trocknen lassen. Darüber kamen dann 2 Lagen Haarspray (dekantiert und mit Airbrush aufgetragen).



Sobald das Haarspray trocken, war habe ich die weiße Grundfarbe aufgetragen (diesmal aber mit UMP Thinner verdünnt und nicht Mr. Color Levelling Thinner).
Nach 1,5 Stunden Trockenzeit habe ich die weiße Farbe mit Wasser angefeuchtet und die Farbabplatzer mit dem Pinsel abgerubbelt bzw. Kratzer mit einer Nadel gemacht.





Das hat eigentlich ganz gut geklappt und die Abplatzer bleiben auch halbwegs klein und realistisch. Allerdings habe ich ein Problem festgestellt. Das Wasser und die Rubbelei löst auch die grüne Farbe darunter an und es bildet sich ein grünlicher Film über jenen Stellen.
Das sieht irgendwie blöd aus und ist nicht wieder wegzubekommen.  8o

Hmmmm.  :rolleyes:

Ich könnte vielleicht mit einem Filter über alles versuchen das ganze abzumildern.
Hat jemand von euch auch schon mal mit dem Problem gekämpft?  :pffft:

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Bohemund

Ja, das ist unschön. Weiß ist ist in diesem Fall natürlich undankbar als oberste Farbschicht. Ich vermute, dass der UMP-Verdünner das Olive Green wieder leicht angelöst, die trockene weiße Deckschicht ein erneutes Abtrocknen aber verhindert hat (in der kurzen Zeit). Das Haarspray wird sich dabei wohl neutral verhalten haben. Ich kann es nicht wirklich fest machen, habe aber zwei Ansätze:

  • Der UMP-Verdünner ist zu stark bzw. zu aggresiv gegenüber den wasser- und alkohollöslichen Tamiyas.
  • Michael Rinaldi hat in einem seiner Bücher von Haarsprays mit dem Zusatz "extra strong" abgeraten, da er damit schlechte Erfahrungen gemacht habe. Er ist aber nicht weiter darauf eingegangen. Vielleicht also doch das Haarspray bzw. ein chemischer Zusatz?

Heavensgate

Ich würde über das Grün noch ein matten Klarlack sprühen. Nehme da meist die von Vallejo oder Konsorten. Das Schütz das Grün darunter beim abrubbeln.  :D

:winken: Jonns
Schwabe
Dioramenbau-Site
IG Schwobabaschdler
Die Schwobabaschdler

Warlock

Ist es wirklich unschön ? Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass ich, um den knalligen Effekt von dem Weiß etwas zu brechen, später sowieso einen Filter in Form von stark verdünnte Grundfarbe z.B. mit der Airbrush aufbringen würde. So gesehen hättest Du da quasi dann einfach nur 2 Arbeitschritte in einem gemacht.
We are the pirate metal drinking crew

Scale35

Ich bin da ganz bei Warlock! Schaut gut aus und bietet noch reichlich Spielraum für Filter und Pigmente. Außerdem ist das 4bo drunter nie taufrisch gewesen demzufolge passt das für mich  :P . Nur weiter so ...

der55er

Hallo,

ich würde sagen, du könntest das Problem mit einem Klarlack vermeiden.
Ansonsten ein dickes Lob und Respekt für diesen sehr guten Baubericht, den ich schon seit einer ganzen Weile mitlese.
Wirklich eine gute Arbeit.

Beste Grüße, Jörg :winken:
Mit freundlichen Grüßen,
der Jörg

Exodus

Hallo,

jetzt wird aus dem Flugwuzzi ein Panzerwuzzi  :D
Mein Vorschlag : Entweder eine Sperrschicht mit einem Klarlack der von der Verdünnung
nicht mehr angelöst wird oder die Lackschäden mit dem Schwämmchen und Pinsel auftragen.
Bei kleineren Lackabplatzern hat man da mehr Kontrolle wo und wie groß die Lackschäden
werden sollen. Habe ich bei meinem Tiran 5 auch so gemacht und war ganz zufrieden
damit.
Bin mal gespannt wie es hier weiter geht und wünsch dir weiter gutes gelingen.

Gruß Johne

Flugwuzzi

Danke Leute für alle euer Feedback und die Anregungen. Das hilft mir auf jeden Fall weiter.  :P

Erst mal hab ich die üblichen Filter über die grünen Stellen aufgetragen .... naja, die grünen Schlieren sind etwas abgemildert, aber das Ergebnis entspricht doch nicht ganz meinen Vorstellungen.

Ich bin heute Nachmittag noch dran um die weitere Empfehlung mit der Klarlackschutzschicht zu testen. Größtes Problem war  erst mal den verstaubten Vallejo Air Seidenmattlack in meinen unzähligen Schublanden zu finden  :D

Schaun wir mal wie das wird.
lg
Walter

Zitat von: Exodus in 05. März 2017, 13:53:23
jetzt wird aus dem Flugwuzzi ein Panzerwuzzi  :D
Johne, ich hab in der Tat schon mehr Panzer als Flugzeuge gebaut, meine Nicknamen Auswahl war wohl nicht ganz so passend  :pffft:

DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Flugwuzzi

War am Nachmittag fleißig und hab an den Farbabplatzern experimentiert ... nur diesmal kam nach der grünen Basisfarbe eine Lage Vallejo Air Seidenmatt.,
dann das Haarspray.
Danach der weiße Farbüberzug und nach einer Stunde Trockenzeicht die Rubbelarbeit mit diversen Werkzeugen.
Tschüss Ihr grüne Schlieren  :winken:



Damit bin ich zufrieden und kann mich an mein Modell wagen.
Danke nochmals für euer Feedback ... manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr  :P

lg
Walter
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Flugwuzzi

Weiter gehts mit dem Verschmutzen der Wanne. Hier habe ich die gleiche Pigmentmischung wie bei den Ketten und Laufrollen verwendet. Hier und dort noch ein paar Ablaufspuren mit dunkelbraunem Enamael Wash und das wars schon. Man wird davon später ohnehin nicht viel sehen.





Nachdem die Ketten aufgezogen und montiert sind müssen auch die Seitenschürzen angeklebt werden. Wie nicht anders zu erwaten, brechen diese kleinen ERA-Blöcke beim hantieren ständig ab  ;(



Die Frontfender zeigen leider beidseitig einen üblen Höhenversatz. Dieser wird mit verflüssigtem Evergreen verschlossen und nach dem Aushärten verschliffen.



Danach werden die Laufrollen und Ketten mit Maskierband gegen die kommenden Farbnebel geschützt. Einige Bereiche der Seitenschürzen sind schon dunkelgrau lackiert und mit Tape geschützt. Das wird später Chipping der Gummielemente zeigen.



Auch hier wird wieder mit dem Primer, mit dem unaussprechlichen Namen Stynylrez, grundiert. Jetzt sieht man auch deutlich Fehler und man kann ohne Lange Wartezeit nacharbeiten oder nachschleifen. 



Danach kommt über das ganze Modell (oder dort wo gechippt wird) eine grüne Basisfarbe (Tamixa XF-58 Olive Green) verdünnt mit dem UMP Thinner.
Nach einer Nacht Trockenzeit erhält das komplette Modell eine Acryl-Schutzschicht aus Model Air 060 Satin Varnish. Obwohl ich die Vallejos immer verdünne und mit Flow Improver versetze ist die Sprüharbeit mit diesen Farben eine Qual ... zumindest wenn mann mit einer 0,2mm Harder & Steenbeck Airbrush sprüht.



Jetzt wird gechippt ...
Widerum nach einer Nacht Trockenzeit für die Acryl Schutzschicht wird dass Modell mit 2 lagen Haarspray überzogen (dekantiert, unverdünnt mit Airbrush).
Sobald das Haarspray trocken ist wird es mit mehreren dünnen lagen weißer Basisfarbe (abgetöntes Tamiya XF-2 und UMP Verdünner) überzogen.



Sobald die Farbe am letzten Teil aufgebracht ist kann am ersten Teil schon mit dem Chipping begonnen werden.

Dazu erst die Fläche mit Pinsel und Wasser anfeuchten. Nach einigen Minuten ist die weiße Acrylfarbe aufgeweicht und man kann durch rubbeln mit einem Borstenpinsel oder Zahnstocher die Haarspray Schicht mit Wasser in verbindung bringen und aktivieren --> es lösen sich weiße Farbabplatzer.



Da ich mit dem Pinsel relativ fest aufdrücken muss um die Abplatzer zu produzieren brechen mir laufend diese verxxxxxxxen Era Blöcke herunter ... so gesehen war dieses Haarspray Chipping vielleicht nicht die einfachste Wahl. :12:



Ich versuche die Abplatzer nach Vorbildfotos zu gestalten, was nicht ganz einfach ist. Die Haarspraymethode ist ganz schön zickig. Manchmal gehen zu große Chips ab, manchmal geht gar nix ab und man muss wie blöde an der Oberfläche rubbeln.
Nach fast 2 Stunden gerubbel ist dieser Arbeitsschritt dann geschafft.



Ergänzend werden Kleinteile und bestimmte Bereiche am Modell  ganz klassisch mit der Schwammtupfmethode gechippt. Das geht sehr schnell, ist besser kontrollierbar und sieht auch nicht schlecht aus.





Während die feuchte, weiße Farbschicht 1-2 Tage wieder auftrocknet, habe ich mit dem Shilouette Portrait Cutter die Sprühmasken für die UN Markierungen erstellt.

1x UN auf die Wannenfront. die Zwischenräume der ERA-Blöcke wurden mit UHU Tack aufgefüllt.



2x die Zahl 707 jeweils rechts und links am Turm



1x UN auf den linken Turmstaukorb (hier statt Vinyl Tamiya Tape genommen, da der Staukorb Versteifungsrippen hat und dort die Vinylmaske nicht gut halten würde.)



Danach erhielt das gesamte Modell wieder einen satten Schutzüberzug mit Vallejo Air 060 Satin Varnish. Diesmal habe ich eine 0,4mm Nadel verwendet und damit ließ sich die Vallejo Farbe besser sprühen. Man muss aber aufpassen dass man das Modell nicht überflutet  :D Damit hoffe ich zu verhindern dass das Haarspray wieder aktiviert wird, denn als nächster Schritt kommen dann die Enamel Washes.



Diese Haarspraymethode hat mir einen ganzen Haufen Zusatzarbeit eingebrockt. Ich bin mir nicht sicher ob sich das für den Effekt wirklich lohnt. Bei einem Fahrzeug mit ERA-Panzerung würde ich diese Methode jedenfalls nicht mehr verwenden.

lg
Walter
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bughunter

Da habe ich jetzt nicht mitgezählt, aber findet man unter den ganzen Farbschichten am Ende noch das Modell? :ziel:
Kann man diese ERA Blöcke nicht besser verkleben? Was hast Du genommen? Ist ja doof, wenn die immer wieder abfallen!

Aber dafür bist Du ja ganz schön weit gekommen!

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Flugwuzzi

Aber ja doch ... der Butterklotz ist das Modell  :D
6 Farbschichten sind schon mal drauf (Grundierung - Grünbase - Schutzlack - Haarspray - Weißbase - Schutzlack). So ein Metallkoloss ist halt kein filigranes Fliegerchen  :3:

Die ERA-Blöcke sind nur mit 2 kleinen Pins auf der Rückseite anzukleben ... am Modell hab ich dafür Plastikkleber verwendet. Bei den abgebrochenen hab ich dann Superkleber verwendet.

Weiter gehts mit den stinkigen Enamelfarben ...

FILTER
Wenn die Seidenmatt Schutzschicht gut durchgetrocknet ist kommt der Filterüberzug. Dünne rötlich/orange/erdige Enamel Farbmischungen (Wash) werden mit dem Pinsel aufgetragen. Die Farbmischung kommt halt auf die Erdfarbe im Einsatzgebiet des Vorbilds an. Ich habe SIN Filter P406 nochmal mit 50% White Spirit verdünnt.
Hier sieht man den Unterschied zwischen kein Filter (links) und Filter (rechts). Beim Trocknen wird der Filterüberzug deutlich heller und an manchen Stellen wird man 2-3 mal drübergehen müssen bis sich der gewünschte Effekt einstellt. Zwischendurch immer wieder einige Stunden warten bis die untere Filterschicht trocken ist.



PINWASH
Danach werden die Details mit einer dünkleren Farbmischung umrissen. Ebenso in Spalten und Vertiefungen, dort die Farbe einrinnen lassen. Ich verwende dafür einen eigenen "Balkan Mix". Hier nicht den Fehler machen (siehe diverse Modellbauzeitschriften) und zu dunkle Farbe zu verwenden, das sieht dann sehr komisch aus (für meinen Geschmack jedenfalls).
Auch dieses Pinwash 1-2 Tage trocknen lassen, da man sonst die Enamelfarben leicht verwischen kann.



An den Seitenschürzen muss man den Vorgang 2-3 x wiederholen, da sich dort mehr Staub und Schmutz ansammelt.



Am Turm sammelt sich dort wo die Mannschaft herumlatscht und an weiteren Stellen etwas mehr Schmutz an. Hier hilft es sich Vobildfotos anzusehen und nicht wild drauf los zu schmieren ;-)



Jetzt heißt es erst mal wieder 1-2 Tage trocknen lassen bevor es mit den nächsten Schritten weitergeht.
In der Wartezeit kann man z.B. die Kommandantenfigur oder das MG bemalen ... oder man genießt die Frühlingssonne in der Welt außerhalb des Bastelzimmers  :D

lg und bis zum nächsten Update.
Walter


DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Uwe B.

Hallo Walter,

als stiller Geniesser dieses wirklich hoch interessanten BB, kann ich nur sagen, super, was Du uns hier zeigst. Sehr unterhaltsam und mit tollen Ergebnissen. Auf die fertig bemalten Figuren freu ich mich jetzt schon.
:klatsch:

Und basteln und schönes Wetter schließen sich doch nicht automatisch aus - gehste einfach auf den Balkon oder die Terrasse. 8)

LG - Uwe

:winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

old rookie

...ich bin ja sowas von begeistert..... :P :P :P :P :P :P :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch:
Das sieht absolut KLASSE aus!!! ...und so schön stimmig... da freut man sich auf jedes update!  :meister: :meister: :meister:

Gruß,
Robert

Flugwuzzi

Danke für euer nettes Feedback Leute ... das spornt zum Durchhalten an  :P

@Uwe ... nicht FigurEN ... nur eine Einzelfigur, da bin ich heilfroh wenn ich die halbwegs hinbekomme.

Mal ne Frage in die Runde ... ich bin jetzt nicht der begnadete Figurenmaler (da gibt es hier im Board bessere Adressen  :1:) und ich weiß nicht ob das hier wirklich gelesen wird (Beschreibungen dazu gibts im Internet ohnehin wie Sand am Meer)
... aber interessiert euch ein kleines Step-by-Step meiner laienhaften Versuche ein Gesicht mit Acryl zu bemalen?
Mindestes 3 positive Antworten werte ich als Ja  ;)

Das Endergebnis sieht jedenfalls so aus:



lg
Walter



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cookiemonster


Jensel1964

Das Gesicht sieht wirklich unglaublich klasse aus und der Weg dahin würde mich sehr interessieren.  :klatsch:

Jens  :winken:

old rookie


coporado

Würde mich auch interessieren ein kleiner step-by-step Bericht dazu  :winken:
Gruß
Sascha  :winken:

...und weißt du keinen Rat, nimm Draht!

mumm

Von wegen kein guter Figurenmaler...

Ich wäre auch dabei...

Peter  :winken:

Uwe B.

Hallo Walter,

Gesicht sieht schon gut aus, bitte den SBS.

LG - Uwe :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Flugwuzzi

OK, Ihr habt es so gewollt ;-)

Gesicht bemalen in 1/35 (mit Acrylfarben)

Warnhinweis
Die nächsten Zeilen richtet sich an Plastikmodellbauer, denen das Plastikmodell wichtiger als die Figur ist. Wie ich male mag vielleicht einigen nicht gefallen oder für andere einfach nicht der richtige Weg sein ...  für mich passt das so. Ich hatte nie große Lust viel Zeit in Figurenbemalung zu stecken. Aber inzwischen macht es mir sogar etwas Freude und ich lerne laufend weiter.
Alle die stundenlang an einem 1/35er Gesicht mit zig Farbabstufungen malen können und denen die Figuren wichtiger als die Plastikmodelle sind ... bitte weiterklicken, hier gibts nichts interessantes für euch zu sehen.  :D


Wie jetzt? Noch da? Na dann warne ich euch. Weil ich heute in Schreibstimmung bin gibt es erst eine Menge Modellbauprosa bis es richtig losgeht.
Aber vielleicht findet sich der eine oder andere von euch darin wieder. Wenns euch zuviel Text ist, dann scrollt bitte gleich zu den Bildern durch.  :3:

Über die Jahre hat ich all die schönen, neuen Modellbautechniken erlernt und konnte endlich das Modell bis zur letzten Niete korrekt bauen. Mit Airbrush sauber bemalen und das ganze Teil aufwändig chippen und verschmutzen war auch kein Problem mehr. Ich war glücklich und zufrieden ... bis ich das Gefühl hattte, dass das Modell mit einer passenden Figur und einem entsprechenden Größenvergleich interessanter aussehen könnte.
Die Ernüchterung kam, als die ersten Gesichter mit aufgerissenen Glubschaugen bemalt waren. Als sich dann ein Modellbaukollege darüber lustig machte war die Freude an den Figuren dahin.

Nächster Versuch war, mir das Wissen dazu selbst anzueigenen. Es gibt unzählige Tutorials im Web, Youtubevideos, Bücher und Anleitungs-DVDs. Ich habe vuekes davon ausprobiert und war meistens frustriert, weil sich diese Beiträge an "richtige" Figurenmaler wenden.
Ja, man bekommt dabei wichtige Basics vermittelt, aber Gesichter mit 10 Aufhellungen und 10 Schattierungen zu bemalen und dabei mindestens 20 verschiedene Farben vorrätig haben zu müssen hat mich dann so richtig abgetörnt. Regelmäßig bin ich bei der Beschreibung der 5ten Schattierungsstufe, welche ich optisch nicht mal idenzifizieren konnte, in spontanen Tiefschlaf verfallen.

Wirklich geholfen hat mir jedenfalls ein 2tägiger Figurenmalkurs in Modellbauladen. Wichtig war mir dieses Ziel -> Einsteiger Panzerfigur im Maßstab 1/35 mit Acryl bemalen.
Ich wollte damals definitv keinen 120mm Ritter und auch keinen Phantasyderwischzauberergnom in 28mm bemalen. Der Kurs war großartig und wirklich jeden Cent wert. Ich konnte den Profi beobachten wie er, die Farbe mischt, den Pinsel hält, wo er den Pinsel ansetzt usw. Außerdem hat der Profi uns genau zugesehen und Verbesserungstipps gegeben. Dabei habe ich 2 wichtige Lektionen gelernt.

Am ersten Kurstag ... du kannst nur das malen was du sehen kannst. Soll heißen, meine Sehkraft war bei Nahsicht so mieserabel, dass ich die meisten Details im Gesicht der Figur eigentlich gar nicht sehen konnte. Da habe ich mich vorher wohl immer irgendwie selbst angelogen. Eine Lupenbrille war die Lösung ... mit 2 Vergrößerungslinsen konnte ich die Details endlich erkennen, von denen der Figurenmaler da dauernd sprach.



Am zweiten Kurstag (schon mit Lupenbrille) hab ich die zweitwichtigste Lektion gelernt ... sorge für eine stabile Handhaltung um das Zittern zu reduzieren. Was bringt dir die beste Scharfsicht, der teuerste Pinsel und das theoretische Komplettwissen, wenn du den Pinsel nicht ohne Zittern an die richtige Stelle bekommst.

Das reduzieren des Zittern gelingt mir am Besten wenn ich die Hände bei der Bemalung auf dem Tisch abstütze. Oft wird auch noch eine feste Unterlage unter die Malhand gelegt, um eine angenehme Malhaltung zu erreichen.



Falls das nicht gut geht, drückt die beiden Hände zueinander und diese stützen sich dann gegenseitig ab.



Damit hat es dann gleich viel mehr Spaß gemacht.

Der Vollständigkeit halber hier noch die allgemeinen zusätzlichen Tipps die mir weitergeholfen haben (gibts aber auch in jedem Maltutorial):

- gute Lichtquelle von oben auf die Figur (zenitale Lichtquelle)
- guter Pinsel mit phantastischer Spitze
- Nasspallette bei Acrylmalerei (siehe Tutorial von Hans)
- richtige Farbkonsistenz
- gute Fotos vom Gesicht (mit Beleuchtung von oben, keine Modelfotos ;-)
- Geduld und Zeit
- einfach mehr Gesichter malen anstatt darüber lesen


Ok, hier gehts nun endgültig los.  :1:

Die Figur ist eine Resinfigur von der Fa. TANK aus Russland. Der Kopf hat glücklicherweise keine Haare und keine Ohren ... einfach weil später die typische, schwarze Ostblock Panzerhaube übergezogen wird.
Das Gesicht hat einen eher europäischen Einschlag und die Figur trägt eine Wintermontur. Das benötigen wir um die Farbrichtung festzulegen. Also eher helles Gesicht mit leicht rötlicher Wangenfärbung weil winterkalt.

Das Gesicht wurde vorab mit dem Spray Tamiya Surface Primer L white grundiert.

Ich starte beim Gesicht immer mit den Augen. Das ist der schwierigste Teil und falls diese misslingen, dann übermale ich Sie und korrigiere die Fehler. Manchmal male ich die Augen auch gar nicht, sondern mache in den Augenhöhlen eine ganz dunkle Hautfarbe hinein (vor allem bei schlecht modellierten Gesichtern). Wenn die Figur gut detailiert ist, dann wage ich mich auch an die Augenfarbe.

Das Innere der Augen bemale ich nicht in reinem Weiß, sondern mit einer Elfenbeinfarbe. Bei mir Model Color Pale Sand.



Nun male ich die Iris ein (Augenfarbe blau, grün bis braun ist das alles möglich). Ich male ca. 2/3 des Auges damit aus. Nach unten hin kreisförmig und der Kreisrand berührt fast das untere Augenlid. Oben ist der Kreis beim Augenlid viel breiter und geht darüber hinaus.



Anschließend drehe ich den Kopf um 180 Grad und male in die oberen Augenlider einen bogenförmig Strich dunkelbraune Farbe ein (Model Color 70822). Macht nix wenn der Stich nach außenzu breit ist, das wird dann mit Hautfarbe korrigiert.



Dann male ich rund um die Augen vorsichtig die Hautfarbe-Basisfarbe ein, definiere die Augenform und lasse immer weniger von dem dunklen Strich am oberen Augenlid stehen. Hier ist es äußerst hilfreich wenn die Figur gut modellierte Augen hat. Als Hautfarbe-Basisfarbe verwende ich Andrea Color NAC-44.



Danach wird der komplette Kopf 2-3x mit der Hautfarbe übermalt. Ein Föhn hilft die Wartezeiten zu reduzieren.



Jetzt halte ich das Gesicht unter die Lampe mit dem Zenitlicht und schau mir die groben, hellen Bereiche an. Diese Bereiche male ich einfach mit einer Aufhellung aus. Die Aufhellung besteht aus 1:1 aus NAC-11 von vorhin und Model Color 70815 Basic Skintone. Die Farbe ist etwas mehr mit Wasser verdünnt als die Grundfarbe.

Hier die hellen Bereiche markiert:



Das kommt dabei heraus:



Danach kommt mit einer noch helleren Farbe eine weitere Aufhellung. Diesmal ist der Bereich der auszumalen ist etwas kleiner als vorhin. Farbe dafür Model Color 70815 Basic Skintone ... ziemlich dünn.

Hier die Bereiche markiert:



Das kommt dabei heraus:



OK, jetzt kommt der Moment wo wir dem kleinen Mann sowas wie Leben einhauchen. Wir nehmen rötlich Farbe (Model Color 70818 Red Leather). Hochverdünnt tupfen wir damit vorsichtig auf die Wangenmitte und auf die Unterlippe. Bei der Unterlippe fange ich in der Mitte an und gehe vorsichtig auf den Rand zu. Wichtig ist hier nicht die Oberlippe einzufärben, das sieht dann nach Lippenstift auf.
Sorry hier hat das Smartphone leider nicht gut scharf gestellt.

Hier die Bereiche markiert:



Das kommt dabei heraus:



Danach war ich mit den ganz hellsten Lichtern noch nicht ganz glücklich und habe aus einer ganz hellen und ganz dünnen Farbmischung (Model Color 70815 Basic Skintone und 70837 Pale Sand) die hellsten Lichter sehr transparent nachgearbeitet.

Hier die Bereiche markiert:



Das kommt dabei heraus:



Weil der kleine Mann noch immer irgendwie nach Chemopatient aussieht verpassen wir ihm die Augenbrauen mit der braunen Farbe (Model Color 70822).
Und weil wir gerade das passende Braun haben malen wir gleich noch einige ganz dunkle Bereiche hinzu. Darauf achten, dass das dunkle Braun sehr dünn aufgetragen wird.

Hier die Bereiche markiert:



Das kommt dabei heraus:



Zum Schluss male ich bei männlichen Figuren ganz gerne einen 5-Uhr-Schatten (Bartwuchs) auf. Dafür füge ich ein wenig Blau in die Hautbasisfarbe hinzu und verdünne stark mit Wasser (Andrea Color NAC-44 und Andrea Color NAC-11 Navy blue).

Hier die Bereiche markiert:



Das kommt dabei heraus:



Und falls es euch interessiert ... die Nasspalette sieht inzwischen so aus.



Womit wir nach einem überschaubaren Zeitaufwand wieder beim Ausgangsbild wären. Das Tutorial zu schreiben hat  jedenfalls länger gedauert als das Gesicht zu bemalen.



Und wenn ich die Lupenbrille herunternehmen sehen ich die tatsächliche Größe des Figurengesichts ohne Hilfsmittel.
Geschmäcker sind verschieden und wer in seine Gesichter mehr Schatten, Kontrast, Filter oder wasauchimmer einbringen will kann das gerne tun. Aber mir reicht das erst mal für eine winterliche Figur am Panzer.



Ich hoffe der kleine Ausflug in die Figurenbemalung hat Spaß gemacht und meine einfache Schritt für Schritt Beschreibung hilft dem einen oder anderen figurenscheuen Modellbauer ein wenig weiter.
Aber glaubt mir, die richtigen AHA-Momente kommen bei einem realen Malkurs und beim laufenden TUN, nicht beim lesen oder Videoschauen

lg und schönes Wochenende
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

old rookie

Grandios, viiieeelen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast!  :meister:
Sehr hilfreich dein "Tutorial"!  :P :P :P

Gruß,
Robert

Gun Bucket

Sehr schönes Tutorial ... auch für mich als "oily". Vielen Dank dafür  :P :P
In Deinem Text habe ich mich selber wiederfinden können und stimme Dir bezgl. Tiefschlafmodus bei Fachquatsch ebenfalls zu.

Neben Deinem Optimizer benutze ich sonst nur noch die gleiche Grundierung - in Acryl würde ich wohl noch nicht einmal einen Lappen hinkriegen  ;)

Beste Grüße,
Gareth