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Modelle und Reviews => Bauberichte => Thema gestartet von: Uwe B. in 27. April 2018, 15:18:11

Titel: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 27. April 2018, 15:18:11
Liebe Modellboard-Freunde,

mit diesem Baubericht möchte ich Euch mein Römerdiorama vorstellen, von dem Ihr einen kleinen Ausschnitt vielleicht schon kennt, da ich ihn schon seit vielen Jahren als mein ständiges Avatar verwende.

(https://abload.de/img/bgesamt7yautm.jpg)

Doch zuvor ein paar Infos zur Historie, das folgende habe ich größtenteils aus dem Gedächtnis und aus "einigen" der im Laufe der Jahre zusammen getragenen Bücher zum Thema "Römisches Militär" niedergeschrieben. Dabei geben diese Inhalte den ungefähren Stand der Jahre bis 1995 wieder. In der Zwischenzeit hat es sicher neue Forschungsergebnisse gegeben. Wer neueres dazu beitragen kann, lade ich gerne ein, darüber zu diskutieren.   :)

Wem das Folgende zuviel Text ist, einfach nach unten scrollen, Punkt 3. Entstehung des Dioramas und Vorlagebild   8)


1. Historischer Hintergrund (kurzer Abriss)

Im Jahre 61 n. Chr. erhoben sich verschiedene Stämme im Südosten Britanniens unter der Führung der Königin der Icener, Boudicca (andere antike Schreibweisen: Bondicca, Boadicea), gegen die seit dem Jahre 43 n. Chr. bestehende römische Fremdherrschaft. Auslöser war der Tod ihres Gatten und vormaligen Königs der Icener, Prasutagus, der testamentarisch sein Erbe zwischen seiner Witwe und dem römischen Kaiser Nero aufgeteilt hatte. Auf Veranlassung des römischen Procurators, eines gewissen (aber gewissenlosen)  Catus Decianus, wurde das Testament für Null und nichtig erklärt, die dagegen aufbegehrende Königin Boudicca ausgepeitscht und ihre beiden Töchter vergewaltigt.

Dem nun folgenden Aufstand der auf diese Weise und auch zuvor wiederholt gedemütigten Icener schlossen sich auch bald der benachbarte Stamm der Trinovanten sowie weitere kleinere, namentlich nicht benannte Stämme an. Als erstes zog das vereinigte Heer (Stärke lt. Wiki ca. 80.000) in südlicher Richtung gegen die unbefestigte und lediglich von 200 schlecht ausgerüsteten Soldaten verteidigte römische Veteranen-Kolonie und zu dieser Zeit wichtigste Stadt der Provinz, Camulodunum (heute Colchester), tötete die gesamte Bevölkerung und brannte die Stadt bis auf die Grundmauern nieder.

Zur besseren Übersicht hier eine feine Karte über den Verlauf der Ereignisse aus Wikipedia.de:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/00/Boudicca-Aufstand.PNG)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Boudicca-Aufstand#cite_ref-7 (https://de.wikipedia.org/wiki/Boudicca-Aufstand#cite_ref-7)

Die einzige in der Nähe stehende römische Legion war Legio IX Hispana, die berühmte 9., deren späterer Untergang (in Britannien?) bis auf den heutigen Tag zu zahlreichen Theorien und zu dem bekannten und verfilmten Roman von Rosemary Sutcliffe ,,Der Adler der 9. Legion" geführt hat. Unter ihrem Kommandeur Quintus Petilius Cerealis eilte sie den Aufständischen entgegen und wurde vermutlich auf dem Marsch von Boudicca's Armee unter schweren Verlusten zurück geschlagen; die Überlebenden zogen sich fluchtartig  in nördlicher Richtung in das bei Longthorpe vermutete Standlager zurück. Dass die Römer am verwundbarsten waren, wenn sie sich (möglicherweise auch noch in bewaldetem Terrain) auf dem Marsch befanden, ist ja spätestens seit der Niederlage unter Varus im sog. Teutoburger Wald bekannt.

Grund für die schwache römische Militärpräsenz im Aufstandsgebiet war die Tatsache, dass der eigentliche Befehlshaber und Gouverneur der Provinz, Gaius Suetonius Paulinus, zu diesem Zeitpunkt weit nordwestlich dieser Ereignisse mit der Masse von 2 Legionen (Legiones XIV Gemina und XX Valeria ) sowie Auxiliar- (Hilfs-) Truppen, insgesamt ca. 10.000 Mann, auf der Insel Mona (heute Anglesey) die keltischen Priester, die Druiden, bekämpfte und besiegte, um ihren Einfluss auf die einheimische Bevölkerung, der in der Vergangenheit immer wieder zu Unruhen und Aufständen geführt hatte, ein für alle mal zu beenden.

Als er Nachricht über die Rebellion erhielt, beorderte Paulinus seine Truppen auf der Stelle entlang der heute als Watling Street bekannten Römerstraße in Richtung Londinium (London), das nach seinen Informationen nächstes Ziel von Boudicca's Heer war. Er selbst eilte mit Teilen seiner Reiterei den Truppen voraus und erreichte Londinium noch vor Eintreffen der Aufständischen. Schnell erkannte er, dass die ebenfalls unbefestigte Stadt nicht zu verteidigen war und ritt mit seiner Eskorte wieder zurück, seinen anmarschierenden Truppen entgegen. Wer von der Bevölkerung sich ihm anschließen wollte (und konnte!) zog mit ihm.

Boudicca's Aufständische zerstörten und verbrannten Londinium wie zuvor Camulodunum und ermordeten die hilflose Zivilbevölkerung, um ihren Rachedurst angesichts der in der Vergangenheit erlittenen Schmähungen und Kränkungen zu stillen. Anschließend setzten sie Paulinus auf der Watling Street in nordwestlicher Richtung nach. Auf diesem Wege erlitt die Stadt Verulamium (St. Albans) das gleiche Schicksal wie zuvor Camulodunum und Londinium. Insgesamt sollen ca. 70.000 Menschen umgekommen sein.

Paulinus war sich im klaren, dass es irgendwo zwischen seinem aus nordwestlicher Richtung heran marschierendem Heer und den Insurgenten, die ihn mit schwerem, beutebeladenem Tross von Südosten kommend deutlich langsamer verfolgten, an der Watling Street zu einer Entscheidungsschlacht kommen musste. Er nutzte seinen Vorsprung, um ein für sein zahlenmäßig deutlich unterlegenes Heer (ca. 1 zu 8 ) geeignetes Schlachtfeld zu finden.

Wahrscheinlich wählte er einen Platz in der Nähe der Ortschaft Manduessedum (= Platz der Streitwagen, die die britannischen Kelten tatsächlich noch benutzten, heute Mancetter) aus. Dieser Ort ist zwischenzeitlich durch die Archäologie dort wohl auch gefunden worden; ich kann mich zumindest an eine Dokumentation erinnern, in der dies gut begründet und durch einige Funde belegt werden konnte. Dort fand er abseits der Straße ein leicht ansteigendes Gelände, dass durch Wälder hufeisenförmig geschützt war und für die Römer so die Gefahr einer Umzingelung ausschloss. Nach vorn war das Schlachtfeld eng genug, so dass die Römer mit ihrer vergleichsweise geringen Anzahl eine robuste Schlachtordnung aufstellen konnten.

Über diese Ereignisse liegen uns heute in schriftlicher Form nur zwei Quellen vor. Die erste war der römische Historiker Publius Cornelius Tacitus, dessen Schwiegervater und späterer Gouverneur der Provinz, Gnaeus Iulius Agricola, als junger Tribun wohl Teilnehmer der Schlacht war und ihn so mit Informationen aus erster Hand versorgen konnte. Der zweite Berichterstatter war der Schriftsteller Cassius Dio, der allerdings erst im Jahre 163, also über 100 Jahre später geboren wurde.


2. Die Schlacht an der Watling Street

Über die Schlacht ist nur relativ wenig überliefert. Paulinus stellte seine knapp 2 Legionen (XIV. und XX.) am oberen Ende des ansteigenden Geländes und im Zentrum seiner Schlachtordnung auf, seine Hilfstruppen speziell die Kavallerie auf beiden Flügeln, wie es gängige römische Praxis war. Die Aufständischen verteilten sich am unteren Ende des durch Wälder begrenzten Schlachtfeldes und waren sich ihres Sieges über das zahlenmäßig deutlich unterlegene Heer sicher. Daher machten sie sich auch keine Gedanken, dass  ihr Troß, voll beladen mit Beute und Familienangehörigen, (vermutlich entlang der Watling Street) hinter ihnen auffuhr. Die nachfolgende Illustration der Ausgangslage kommt den antiken Beschreibungen m. E. recht nahe:

(https://i.pinimg.com/originals/07/50/b3/0750b3e724a45d26078d6bdd1e26f1eb.png)
Quelle: https://i.pinimg.com/originals/07/50/b3/0750b3e724a45d26078d6bdd1e26f1eb.png (https://i.pinimg.com/originals/07/50/b3/0750b3e724a45d26078d6bdd1e26f1eb.png)

Für die Römer war es eine Lage, in der sie nur siegen oder sterben konnten, an Flucht war kaum zu denken. Zu dieser schwierigen Situation paßt übrigens noch, dass Paulinus eigentlich auch noch nach der 4. zu dieser Zeit in Britannien stationierten Legion geschickt hatte, nämlich der Legio II Augusta in Isca Domnoniorum (Exeter). Der dort kommandierende Praefectus Castrorum (Lagerbefehlshaber) namens Poenius Postumus weigerte sich jedoch aus heute nicht mehr bekannten Gründen, dem Befehl seines Gouverneurs und Oberbefehlshabers Folge zu leisten. Eigentlich ein ungeheurer Vorgang; von Legio IX Hispana konnte Paulinus ebenfalls keine Hilfe erwarten, diese war ja, wie oben geschildert, bereits in der Frühphase des Aufstands arg zerrupft worden und hatte sich wohl in ihrem Standlager verschanzt.

Über die Schlacht berichten Tacitus und Cassius Dio relativ wenig. Nach den üblichen Ansprachen der Feldherren, Boudicca auf der einen, Paulinus auf der anderen Seite, setzte sich das gewaltige keltische Heer hangaufwärts in Bewegung, wobei es sich wegen des engen Defilées nicht voll entfalten konnte und von den Legionären, nachdem sie erst mal auf Wurfweite heran gekommen waren, mit zwei Salven ihrer Pila (Pilum = Wurfspieß, wovon jeder Legionär normalerweise 2 mit sich führte) empfangen wurden. Nachdem sie auf diese Weise bereits schwere Verluste bei den Britanniern verursacht hatten und erste Angriffe an ihrer dichten Schildmauer gescheitert waren, setzten sich die Römer unter Bildung mehrerer Keile hangabwärts in Bewegung und drängten die Kelten in Richtung ihres eigenen Trosses, der diesen so zur Falle wurde, zurück. Bei dem anschließenden Gemetzel sollen rund 80.000 Kelten, nicht nur Krieger, sondern auch deren Angehörige im Tross, ums Leben gekommen sein. Bei 400 gefallenen Römern und einer in etwa gleich hohen Anzahl Verwundeter.

Bei allen vorgenannten Zahlen sollte man berücksichtigen, dass die Geschichte in diesem Fall vom Sieger geschrieben wurde und die Kelten noch keine schriftliche Überlieferung pflegten. Etwas Skepsis erscheint also angebracht. Auf jeden Fall war der römische Sieg durchschlagend und vollständig. Legio XIV Gemina erhielt zusätzlich die ehrenden Beinamen Martia Victrix ("kriegerisch" und "siegreich"), die 20. durfte sich künftig Legio XX Valeria Victrix nennen. Poenius Postumus, der Paulinus die Unterstützung durch Legio II Augusta verweigert hatte, entzog sich einer wahrscheinlich unweigerlich erfolgten Bestrafung, indem er sich in sein Schwert stürzte. Paulinus selbst, der in der Folge allzu harsch mit der verbliebenen Bevölkerung der beteiligten Stämme umsprang, wurde kurz darauf als Gouverneur abgelöst.

Die Spur Boudicca's und ihrer beiden Töchter hat sich verloren, nach den in diesem Punkt divergierenden o. g. römischen Historikern soll sie sich entweder kurz nach der Schlacht das Leben genommen haben oder schwer erkrankt (oder verwundet?) verstorben sein. In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder das Grab einer vornehmen keltischen Dame in Birdlip (ca. 100 km südwestlich von Mancetter) erwähnt, das zentral zwischen zwei weiteren Frauengräbern gefunden wurde:

http://www.ancient-origins.net/history-famous-people/celtic-birdlip-grave-final-resting-place-queen-boudicca-003099 (http://www.ancient-origins.net/history-famous-people/celtic-birdlip-grave-final-resting-place-queen-boudicca-003099)

Wie schon oben erwähnt, ist das zuvor zusammen gefaßte lediglich der bis ca. 1995 für mich zugänglich publizierte Forschungsstand. Inzwischen finden sich Zweifel an dieser Darstellung der Ereignisse, z. B. am Ritt des Paulinus nach Londinium. Nach zwei Jahren als Gouverneur sollte er den Verteidigungszustand dieser wichtigen Provinzstadt gut genug gekannt und sich nicht der erhöhten Gefährdung in feindlicher Umgebung ausgesetzt haben. So gibt es die Theorie, dass er dort sein gesamtes Heer bereits dabei gehabt und die Entscheidungsschlacht folglich an anderer Stelle stattgefunden habe. Auch wird angezweifelt, dass sich Legio IX Hispana aus eigenem Antrieb und ohne den strikten Befehl des Gouverneurs zum Entsatz von Camulodunum aufgemacht habe.

Wer Lust hat, sich das zuvor erzählte mal in einer Dokumentation mit m. E. ganz ordentlichen Spielszenen (Boudicca ist allerdings vielleicht etwas zu "sportlich"  :D :pffft:  dargestellt) von History Channel anzuschauen, dem empfehle ich folgenden Doku-Film, Beschreibung der Schlacht in etwa nach 1 Stunde:

https://www.youtube.com/watch?v=xYnGbddSR1g (https://www.youtube.com/watch?v=xYnGbddSR1g)


3. Entstehung des Dioramas und Vorlagebild

(https://abload.de/img/bgesamt8dfobw.jpg)

Und spätestens hier werdet Ihr Euch fragen, warum dies unter Bauberichte erscheint, da es sich ja um ein offensichtlich fertiges Diorama handelt. Die Fotos entstanden kurz nach Fertigstellung (1997 -2000) und zeigen insgesamt 25 Figuren (davon 5 Berittene). Im Laufe der Jahre verstaubte die ganze Szene etwas und etliche Teile brachen ab, so verschwand zum Beispiel der Arm des Tribunen im Vordergrund, der ein erbeutetes keltisches Feldzeichen in die Höhe reckt, vollständig und mußte neu aufgebaut werden.

Ende letzten Jahres fiel mir auf, dass ich eigentlich kaum irgendwas Vollständiges vorzuweisen hatte und so entstand der Wunsch, mein bis dahin erfolgreichstes Diorama wieder zu beleben. Es gibt aber kaum etwas unbefriedigenderes für einen Modellbauer, als alte Sachen zu reparieren, wenn man sich doch lieber ganz neuen Projekten zuwenden würde.

Aus diesem Grund nahm ich mir vor, weitere 3 - 5 Figuren in das Dio aufzunehmen. Erstens, um mir mit etwas neuem einen gewissen Anreiz zu schaffen und zweitens um die freien Räume im Vordergrund noch mit etwas "Battlefield debris" zu bedecken. So war mir beispielsweise aufgefallen, dass die dort liegenden gefallenen oder verwundeten 7 Britannier nur 3 Schilde und 2 Schwerter dabei hatten. Bei einer antiken Schlacht mit dem Kampf Mann gegen Mann auf derart engem Raum kann man sich das dabei entstandene Durcheinander nicht groß genug vorstellen. Außerdem schwebt mir noch vor, auch den bislang völlig schnörkellosen Sockel noch etwas zu romanisieren, aber davon später mehr.

Dieser Baubericht gliedert sich also in zwei Teile, zunächst werde ich mit nachfolgenden Updates die Figuren einzeln vorstellen mit Fotos aus den Jahren 1997 - 2000, die deren Bau dokumentieren. Dabei ist die Qualität der Bilder nicht überragend, sie wurden damals zunächst entsprechend meiner bescheidenen Fotografierfähigkeiten mit einer Spiegelreflexkamera aufgenommen, die Papierabzüge dann mit damaligen Möglichkeiten eingescannt und digitalisiert. Zuletzt werde ich dann über den in diesem Jahr (2018) bereits stattgefundenen und aktuell noch vorzunehmenden Baufortschritt bei Reparatur und Ergänzung berichten.
 
Zunächst an dieser Stelle das Bild des bekannten Malers für Osprey, Concord, u. a., Angus McBride, das mir seinerzeit als Vorlage und Inspiration für mein Diorama gedient hatte:

(https://i.pinimg.com/736x/77/97/a7/7797a783b1658dadbde6f242709e31d4--roman-britain-roman-legion.jpg)
Quelle: https://i.pinimg.com/736x/77/97/a7/7797a783b1658dadbde6f242709e31d4--roman-britain-roman-legion.jpg (https://i.pinimg.com/736x/77/97/a7/7797a783b1658dadbde6f242709e31d4--roman-britain-roman-legion.jpg)
Aus der Concord-Publikation "Imperial Rome at War" (Concord Fighting Men 6002) by Martin Windrow (Author) und Angus McBride (Illustrator)

(https://abload.de/img/bgesamt6dbuzm.jpg)

Das Grundmuster der nach Abwehr des letzten keltischen Angriffs erschöpften Römer habe ich übernommen. Die Haltung der im Hintergrund anreitenden Kavallerie ist fast 1:1 übertragen, sie erhalten ihren Angriffsbefehl aber nicht von dem auf dem Gemälde im Mittelpunkt mit erhobenem Arm nach vorne weisenden Centurio, sondern durch den Feldherrn selbst, den ich hinten rechts hinzu gefügt habe.

Überhaupt sind auf dem Vorlagegemälde ganz andere Truppenkörper abgebildet, nämlich Angehörige eines (hispanischen) Auxiliums (Hilfstruppe), einer Cohors Equitata, d. h. einer teilweise berittenen Kohorte. Normalerweise unterschieden die Römer strikt zwischen Infanterie- und Kavallerieeinheiten, wovon diese teilberittenen Einheiten eine Ausnahme bildeten. So tragen hier Reiter und Fußsoldaten auch sehr ähnliche Ausrüstung. Außerdem hat McBride hier eine ganz andere, nicht näher beschriebene Schlacht dargestellt, zur Bildüberschrift gehört lediglich die Information "Northern Britain, ca. 118 AD". Zu diesem Zeitpunkt paßt auch die Ausrüstung der Auxiliarsoldaten, insbesondere ihre Bronzehelme, die schon die für das 2. Jhdt. typische kreuzförmige Verstärkung auf der Helmkalotte zeigen.

Des weiteren schreibt der Author, dass das im Gemälde abgebildete Schildzeichen von der Trajanssäule in Rom stamme, und darauf sowohl von Fußsoldaten als auch von Reitern getragen würde, was auf eine Cohors Equitata schließen lasse. Das von dem erschöpften Feldzeichenträger gehaltene Feldzeichen sei von einer asturischen Kohorte übernommen; vermutlich von einem Grabstein, obwohl dies im Text nicht erwähnt wird. Eine solche Einheit, Cohors Secunda Asturum Equitata (2. teilberittene asturische Kohorte), sei zum fraglichen Zeitpunkt (ca. 118 n. Chr.) in Britannien stationiert gewesen. Wobei laut einer (im Text nicht genannten) Referenz schwarze Bekleidung für diese Region in Spanien typisch gewesen sei, weshalb sich Author und Illustrator entschieden hätten, die Auxiliarsoldaten auf diesem Gemälde in schwarzen Tuniken abzubilden.

Bei meinem Diorama stehen jedoch die Legionäre im Mittelpunkt, erkennbar an ihrer typischen Lorica Segmentata, das ist ein moderner Begriff und bedeutet soviel wie Segment- oder Schienenpanzer, und an ihren großen rechteckigen Scuta, von Scutum = Schild. Allerdings war das Erscheinungsbild der Legionäre nicht so einheitlich, wie hier dargestellt oder wie es die Bildtafeln der Trajanssäule in Rom suggerieren. Getragen wurden auch Schuppen- (Lorica Squamata oder Plumata) sowie Kettenpanzer (Lorica Hamata), letzterer hier vom Centurio, der Schuppenpanzer vom daneben knieenden Optio, Stellvertreter des Centurios.

Wegen eines griffigen Dioramen-Titels hatte ich mich damals mit Prof. Wilfried Stroh in Verbindung gesetzt, einem angesehenen Kenner der lateinischen Sprache und klassischem Philologen, der ja u. v. a. durch seine publizistische Zusammenarbeit mit dem Historiker und Experimentalarchäologen Marcus Junkelmann bekannt geworden ist. Er riet mir bei einem freundlichem Telefonat zu dem von mir auch übernommenem Schlußwort eines bekannten Vergil-Zitats ("Debellare Superbos"), das streng genommen mit "Überziehe die Hochmütigen mit Krieg" aber auch mit "schlage(t) die Aufständischen" übersetzt werden kann. Auf dem letzten Foto dieses Beitrags steht noch fälschlich "Debellate" - mein Fehler (am Telefon verhört  :D), wird bei evtl. Neukonzeption des Sockels noch geändert.

So  :pffft: - das war zunächst mein - zugegebenermaßen textlastiger - Einstieg in diesen BB, weitere Teile sollen folgen. Ich muss aber noch einige Bilder "abloaden" und modellboard-fähig (Größe, Maße) machen ...

Wird fortgesetzt

LG - Uwe  :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: mumm in 27. April 2018, 17:21:33
Hi Uwe,

schön das du dein Dio hier vorstellst und besten Dank für den historischen Abriß  :klatsch:
Die Sendung auf History über Boudica habe ich gesehen, sehr interessant.

Dein Dio durfte ich ja schon live bewundern, was ich mich immer noch frage ist wie man die Hosen der Gallier so akkurat bemalen kann?
Auf jeden Fall freue ich mich hier weiter still zuschauen zu können...

Peter  :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 28. April 2018, 16:58:29
Hallo Peter,

schönen Dank für Dein Statement und fein, dass Dir der - wohl doch etwas zu ausführliche  :rolleyes: - Beitrag gefallen hat. Mit den Karomustern der Kelten ist es gar nicht so schlimm. Soo akkurat sind die nämlich auch nicht gemalt, es ist nur so dass sich das Auge des Betrachters gerne täuschen läßt. ;)

Denke, wir sehen uns morgen spätestens am Gildetisch - freu mich schon. :)

LG - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: mumm in 28. April 2018, 19:08:46
Ich mich auch  :klatsch:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Flugwuzzi in 28. April 2018, 20:55:07
Sehr interessantes Projekt  :P
Die Bemalung der Figuren ist toll gemacht und die Platzierungen sind gut gewählt  :klatsch: :klatsch:

Obwohl ich "Leichen"-Darstellungen auf Dioramen eigentlich nicht mag, finde ich deine Darstellung der Toten und Verletzten gut gelungen. Mit Fingerspitzengefühl und ohne unnötige, eklige Effekthascherei.  :P Der Schrecken so einer Schlacht kommt trotzdem sehr gut herüber.

lg
Walter
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Drache74 in 28. April 2018, 21:32:59
Hallo Uwe,

seh rschönes Dio. Ich bin auf weiteres gespannt, da mich die römische Zeitepoche auch interessiert. Die Doku mit Boudicca habe ich auch gesehen, die lief in einer Serie mit andern bekannten Persönlichkeiten.

Wer ist denn der Hersteller der Figuren, oder wurde der genannt und ich hab es überlesen?

Viele Grüße
Drache74
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Hans in 28. April 2018, 21:35:19
Obacht, nicht weiterlesen, wer nicht empfindlich ist wg. des historische Backgrounds. Die figürliche Arbeit ist perfekt, da gibts gar nix zu sagen. Wirklich preiswürdig!

Die Römer sind auch ganz gut, sie passen allerdings eher in das frühe 2.Jahrhundert, für die Mitte des ersten müsste man ein paar Kleinigkeiten anpassen, die aber für den Gesamteindruck nicht bedeutsam sind.

Die Kelten sind aber die übliche Katastrophe. Ein wilder Mix aus Mythos und völlig falschem Zeitrahmen. So von 300 vChr bis an die Zeitwende, zudem kontinentalkeltisch, dazu südalpine Stücke und gallische. Furchtbar. Auch das mit den Karos vergesst mal ganz schnell — das erwähnen die Geschichtschreiber nur ein — zweimal und stimmt nur für wenige Zeiten. In der Mitte des ersten Jahrhunderts wäre ein britischer Kampf—Kelte nicht von einem römischen Auxiliar zu unterscheiden gewesen, wobei es für inselkeltische Funde sehr wenige gibt. Das Barbarenimage reicht da nicht. Das ist aber immer so,wenn Römer gegen Kelten gezeigt werden. Es gibt einfach viel zu wenige passende Kelten. Was ganz gut ginge, wäre die Mittellatenezeit, da stimmen viele der Schemata. Das ist so 300 bis 150 vor Chr, da braucht man aber ganz andere, republikanische Römer und für die frühe Phase welche, die fast griechisch aussehn. Will man römische Kämpfe machen, dann am besten Römer gegen Römer. Gabs dauernd. Sorry. Aber gerad wenn so ein umfassender historischer Hintergrund geliefert wird, muss das jetzt sein. Und natürlich: Die Zeichnungen und der Film sind völliges Fantasy. Ausser das die Fürstin der Iceni eine Frau war, aber viel viel älter als immer gezeigt. Und ohne Tattoos.
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 29. April 2018, 13:15:04
Flugwuzzi schrieb:
ZitatSehr interessantes Projekt   
Die Bemalung der Figuren ist toll gemacht und die Platzierungen sind gut gewählt   

Obwohl ich "Leichen"-Darstellungen auf Dioramen eigentlich nicht mag, finde ich deine Darstellung der Toten und Verletzten gut gelungen. Mit Fingerspitzengefühl und ohne unnötige, eklige Effekthascherei.   Der Schrecken so einer Schlacht kommt trotzdem sehr gut herüber.

Hallo Walter,

herzlichen Dank für Dein Lob und ich gebe Dir recht, die Darstellung von Gefallenen und/oder Verwundeten ist immer eine Gratwanderung, der ich mir damals auch voll bewusst war. Ich hatte schon von meinem Naturell her überhaupt nicht in Erwägung gezogen, die Betroffenen irgendwie entstellt, übertrieben blutig oder eklig darzustellen. Auf dem Vorlagebild von McBride findet ja vorne rechts auch irgendeine Aktion statt, die ich nicht übernommen habe, da ich  bewusst auf unmittelbare Gewaltdarstellungen verzichten wollte. Wenn der Schrecken der - kurz davor statt gefundenen - Schlacht trotzdem gut herüber gekommen ist, wie Du schriebst, ist das Ziel auch so erreicht.

LG - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 29. April 2018, 13:19:32
Drache74 schrieb:
ZitatHallo Uwe,

sehr schönes Dio. Ich bin auf weiteres gespannt, da mich die römische Zeitepoche auch interessiert. Die Doku mit Boudicca habe ich auch gesehen, die lief in einer Serie mit andern bekannten Persönlichkeiten.

Wer ist denn der Hersteller der Figuren, oder wurde der genannt und ich hab es überlesen?

Hallo Drache74,

dankeschön und prima, dass wir da gemeinsame Interessen haben. Und nein, da hast Du nichts überlesen. Die Figuren waren damaliger State-of-Art  (New Hope, Andrea, usw.) und/oder selbst komplett erstellte oder umgebaute Plastik-Soldaten z. B. des Deutschen Afrikakorps; die eignen sich nämlich wegen der kurzen und  tunica-ähnlich weit ausgeschnittenen Hosen besonders gut zum Umbau in Römer. Heute gibt es mittlerweile noch schönere (und teurere  8) ) Figuren.

Bei meinem Baubericht, den ich demnächst noch nachreichen möchte, werde ich auf einzelne Figuren, ihren Ursprung und eventuellen Umbau noch eingehen.

LG - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 30. April 2018, 01:32:27
Hallo Hans,

Du schriebst:
ZitatObacht, nur weiterlesen, wer nicht empfindlich ist wg. des historischen Backgrounds. Die figürliche Arbeit ist perfekt, da gibts gar nix zu sagen. Wirklich preiswürdig!
Herzlichen Dank für Dein Lob bezüglich der Figuren, mehr kann man nicht erwarten, aus Deiner "Feder" freut mich das besonders.  :)

ZitatDie Römer sind auch ganz gut, sie passen allerdings eher in das frühe 2.Jahrhundert, für die Mitte des ersten müsste man ein paar Kleinigkeiten anpassen, die aber für den Gesamteindruck nicht bedeutsam sind.
Eigentlich hatte ich streng darauf geachtet, dass Ausrüstung und Bewaffnung sowohl der Legionäre als auch der Auxiliare ungefähr in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. passen würden. Die Segmentpanzer sind mindestens seit der Varusschlacht (im Jahre 9) nachweisbar, auch die stark gewölbten Rechteck-Scuta sollten passen. Kurz nach der Zeitenwende sollen sie ja noch stumpfoval (d. h. mit oben und unten gerade abgeschnittenen Kanten) und noch früher, z. B. zur Zeit Cäsars, länglich oval gewesen sein.

Die Gladii (für die anderen: von Gladius = Schwert) waren um das Jahr 60 herum vom Typus Pompeji, d. h. mit parallelen Kanten, die älteren vom Typ Mainz oder Fulham (d. h. mit grundsätzlich breiterer Klinge, die sich in der Mitte verjüngte und nach unten zur Schneide hin wieder säbelartig verbreiterte) werden aber, soweit verfügbar, wohl auch noch in Gebrauch gewesen sein.

Die Helme der Legionäre und des Centurios sind in meinem Dio durchgängig vom damals üblichen Typus Weisenau (im angelsächsischen Sprachraum nach Henry Russell Robinson als "Imperial Gallic" bzw. "Imperial Italic" bezeichnet), dabei habe ich versucht, unterschiedliche Einzeltypen darzustellen, um nicht eine zu große Uniformität zu betonen.

Hierauf und auch auf die Reiterhelme möchte ich aber noch im einzelnen eingehen, wenn ich im noch nachzureichenden Baubericht den Bau oder Umbau der einzelnen Figuren beschreibe. Ich bin wirklich neugierig, welche Details ("Kleinigkeiten") der Ausrüstung Du zeitlich eher ins 2. Jahrhundert verorten würdest.  8o

ZitatDie Kelten sind aber die übliche Katastrophe.
Gott sei dank, wenn's üblich ist, steh ich damit wohl nicht allein.  :6:

ZitatEin wilder Mix aus Mythos und völlig falschem Zeitrahmen. So von 300 vChr bis an die Zeitwende, zudem kontinentalkeltisch, dazu südalpine Stücke und gallische. Furchtbar. Auch das mit den Karos vergesst mal ganz schnell — das erwähnen die Geschichtschreiber nur ein — zweimal und stimmt nur für wenige Zeiten. In der Mitte des ersten Jahrhunderts wäre ein britischer Kampf—Kelte nicht von einem römischen Auxiliar zu unterscheiden gewesen, wobei es für inselkeltische Funde sehr wenige gibt. Das Barbarenimage reicht da nicht. Das ist aber immer so,wenn Römer gegen Kelten gezeigt werden. Es gibt einfach viel zu wenige passende Kelten. Was ganz gut ginge, wäre die Mittellatenezeit, da stimmen viele der Schemata.
Sorry, habe mich bei der Gestaltung der Briten an die mir seinerzeit zur Verfügung stehenden Vorlagen in meinen Osprey- bzw. Concordpublikationen gehalten. Einige Sujets sogar versucht, 1:1 zu übernehmen. Hatte eigentlich gedacht, dass die dortigen Rechercheure gründlichere Arbeit geleistet hätten. Darüber kann ich nicht groß diskutieren, dazu fehlen mir einfach die Grundlage und Deine speziellen Kenntnisse.

ZitatDas ist so 300 bis 150 vor Chr, da braucht man aber ganz andere, republikanische Römer und für die frühe Phase welche, die fast griechisch aussehn.
Stimmt, ist mir bekannt.

ZitatWill man römische Kämpfe machen, dann am besten Römer gegen Römer. Gabs dauernd. Sorry.
Stimmt leider, ich kenne aber keine statistische Erhebungen darüber, ob die Römer öfter in Bürgerkriege gegen andere Römer verwickelt gewesen wären als in Kriege gegen fremde Völker. Die Frage stellte sich mir aber ohnehin nicht, da ich ja dieses eine Ereignis (ohne Bürgerkriegshintergrund) im Auge hatte.

ZitatAber gerad wenn so ein umfassender historischer Hintergrund geliefert wird, muss das jetzt sein. Und natürlich: Die Zeichnungen und der Film sind völliges Fantasy. Ausser das die Fürstin der Iceni eine Frau war, aber viel viel älter als immer gezeigt. Und ohne Tattoos.
Bei den beiden Zeichnungen ist mir nicht klar, worauf Du Dich da in Bezug auf Fantasy beziehst. Beim Film, der die
überlieferten Ereignisse inhaltlich und auch die Bekleidung/Ausrüstung der Legionäre m. E. gut wiedergibt, bin ich vollkommen bei Dir, was die Darstellung der Boudicca betrifft. Hier stand für die Filmemacher offensichtlich das Motto "Sex sells" im Vordergrund - insofern bezogen auf die Hauptdarstellerin: Fantasy !!!

Auf jeden Fall danke ich Dir für Dein Interesse und Deine engagierten Anmerkungen.  :P

LG - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: coporado in 30. April 2018, 06:19:07
Moin Uwe,

schön das es von dir hier was "Neues" gibt! Komme jetzt auch endlich mal dazu hier etwas zu schreiben und nicht nur zu lesen. Wunderbares Dio (das ich schon live bewundern durfte) und noch mit (doppelt) historischem Hintergrund, genau mein Ding!

Zur Epoche kann ich wenig bis nix beitragen, doch interessiert mich auch dieser Teil der Geschichte und ich habe schon höchst interessiert deine geschichtliche Abhandlung - und die darauf startende Diskussion - gelesen. Finde ich immer klasse, wenn neben dem Modellbau an sich auch noch etwas geschichtliche Aufarbeitung/ Diskussion stattfindet  :P

Ich bin gespannt dabei und freue mich auf den BB!

P.S. Schon in den ersten Zeilen dieses BB, merkt man das dieses Dio mit allem was dazu gehört genau dein Ding ist  :1: :P

LG
Sascha
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 01. Mai 2018, 16:36:29
Coporado schrieb:
ZitatMoin Uwe,

schön das es von dir hier was "Neues" gibt! Komme jetzt auch endlich mal dazu hier etwas zu schreiben und nicht nur zu lesen. Wunderbares Dio (das ich schon live bewundern durfte) und noch mit (doppelt) historischem Hintergrund, genau mein Ding!
Hallo Sascha,

dank Dir für Deine freundlichen Worte. Wenn Du mit (doppelt) historischem Hintergrund die Geschichte des Dioramas meinst (zusätzlich zum historischen Abriß), dann bin ich ja froh, dass dies so aufgenommen wird. Mich persönlich interessieren solche Geschichtchen am Rande zwar auch immer, wenn sie von anderen Modellbauern zum besten gegeben werden, bin mir aber umgekehrt nicht so sicher.

ZitatZur Epoche kann ich wenig bis nix beitragen, doch interessiert mich auch dieser Teil der Geschichte und ich habe schon höchst interessiert deine geschichtliche Abhandlung - und die darauf startende Diskussion - gelesen. Finde ich immer klasse, wenn neben dem Modellbau an sich auch noch etwas geschichtliche Aufarbeitung/ Diskussion stattfindet  :P
Ich bin auch schon gespannt, wie es mit der Diskussion weiter geht.

ZitatP.S. Schon in den ersten Zeilen dieses BB, merkt man das dieses Dio mit allem was dazu gehört genau dein Ding ist  :1: :P
Du hast mich durchschaut  :D  Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich als Kind und auch später am liebsten immer die großen Monumentalschinken (Quo Vadis, Cleopatra, usw.) im Fernsehen gesehen habe und so schon früh infiziert wurde. ;)

LG - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Hans in 01. Mai 2018, 17:12:22
ZitatAusrüstung Du zeitlich eher ins 2. Jahrhundert

Die Fotos sind recht klein, da wäre eine Vorstellung der Einzelfiguren sinnvoll. Was auch so auffällt ist der Ribchester-Helm und der Bogenschütze. Die hamatischen Schützen sind später datiert, die syrischen noch viel später - folgt man den Grabsteinen. Beim Rest gehts um Trageweisen von Gurten, Doppelgurten etc.
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe K. in 01. Mai 2018, 19:25:01
Wow, was für ein Knaller - bin schwer begeistert und warte ungeduldig auf mehr!!
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 03. Mai 2018, 01:58:06
Hallo MB-Freunde,

Hans schrieb zum Thema "Ausrüstung (der Römer) zeitlich eher ins 2. Jahrhundert":
ZitatDie Fotos sind recht klein, da wäre eine Vorstellung der Einzelfiguren sinnvoll. Was auch so auffällt ist der Ribchester-Helm und der Bogenschütze. Die hamatischen Schützen sind später datiert, die syrischen noch viel später - folgt man den Grabsteinen. Beim Rest gehts um Trageweisen von Gurten, Doppelgurten etc.

Hallo Hans,
mit den hamitischen Bogenschützen (aus der Stadt Hama am Orontes in Nordsyrien) hast Du recht. Hab ich wohl damals nicht gut genug recherchiert. Sie tauchen zwar in einigen Illustrationen schön und exotisch auf, aber erst im Zusammenhang mit dem Hadrianswall im frühen 2. Jahrhundert n. Chr. Ich wollte damals noch einen exotischen Touch in die Szene einbringen - im Moment überlege ich gerade, ob und wie (??? er ist nämlich mit Kupferdraht und Sekundenkleber fest eingestiftet) ich ihn aus dem Diorama wieder heraus kriege, ohne ihn zu beschädigen. Könnten diese syrischen Bogenschützen nicht vielleicht doch schon vorher da gewesen sein (ohne epigraphischen Hinweis)?  :pffft:  Zum Thema fand ich noch eine informative Quelle im Netz (wohl von einem Reenactor geschrieben):

http://www.romanarmy.net/images/Pages/Military/hamians.htm (http://www.romanarmy.net/images/Pages/Military/hamians.htm)

Beim Helm von Trimontium (Newstead - der zur gleichen Kategorie gehörende Helm von Ribchester mit seinen kleinen Mauern und Türmchen war mir damals zu schwierig, ihn nachzubauen  ;) ) und den kreuzweise getragenen Doppelgurten der Auxiliarsoldaten bin ich mir aber ziemlich sicher, dass diese auch bereits bzw. noch in der Mitte des 1. Jhdt. n. Chr. getragen wurden. Ich werde Deinen Vorschlag befolgen und die Soldaten einzeln vorstellen, so wie ich es in kürzerer Form ohnehin vorhatte. Das heißt, jetzt mit folgenden Angaben:
 
Auf diese Weise könnte sich der BB ganz schön ziehen ...  :pffft:


Uwe K. schrieb:
ZitatWow, was für ein Knaller - bin schwer begeistert und warte ungeduldig auf mehr!!

Hallo Uwe,
freut mich besonders, dass ich Dich ausgewiesenermaßen versierten Dioramenbauer und Figurenbemaler ebenfalls für das Dio interessieren konnte. Als Vorschau schon mal ein Auschnitt aus dem Diorama, altes Foto von 2000, das den römischen Feldherrn (gleichzeitig mein Avatar) zeigt; demnächst kommen aber bessere Bilder:

(https://abload.de/img/bsuet15ss0a.jpg)

LG - Uwe  :winken:

Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 06. Mai 2018, 02:05:05
4. Vorstellung der Einzelfiguren

1. Update

     Römischer Feldherr, Gaius Suetonius Paulinus



Die ursprüngliche Figur stammt von der Fa. Cafe Storme, einem Kaffeehersteller, der seinen Kaffeebohnen eine unbemalte, historische Figur aus silbrig grauem Hartplastik beifügte und so einen Anreiz erzeugte, neben dem Kaffeegenuß noch eine Figurensammlung anzulegen. Ob es diese Firma heute noch gibt, entzieht sich meiner Kenntnis, ich habe meine römischen Figuren jedenfalls auf einer Plastikfigurenmesse in Herne erworben. Im Internet werden sie auch heute noch unter dem Markennamen "Mokarex" angeboten. Die Figuren sind relativ gut modelliert und eignen sich aufgrund ihrer Ausführung in Hartplastik gut als Ausgangsmaterial für Umbauten. Von ihrer historischen Korrektheit her geben sie den Kenntnisstand ungefähr der 1950'er oder 1960'er Jahre wieder.

Auf den folgenden 2 Bildern sieht man die Figur von Cafe Storme in ihrem Originalzustand. Dabei fällt schon auf, dass der Reiter nicht gut in den Sattel paßt, was nicht schlimm war, da ich die eh zu kleine Pferdefigur in ihrem vollen Gallopp ohnehin austauschen wollte. Als erstes änderte ich den Kopf des Reiters durch Abschleifen der Kinnpartie, um den Mund offen so zu gestalten, als wenn er gerade Befehle erteillte.

(https://abload.de/img/asuet2a8su26.jpg)

Die nächsten Bilder zeigen den Reiter nach Abschluß der Umbauarbeiten mit Milliput. In der Mitte das neu verwendete Pferd eines französichen Kürassiers von Airfix. Das Leopardenfell besteht wieder aus glattgedrücktem Senftubenblech, das ich grob ausgeschnitten und mit einer dünnen Schicht Milliput versehen und vorne am Kopf noch etwas skulptiert habe.

Der weitere Kopfschmuck und das Zaumzeug des Pferdes, insbesondere die Raubkatzenfellschabracke, sind diversen römischen Reliefs und Statuen entlehnt, die hier aufzuzählen den Rahmen sprengen würde. Auf den Reliefs sieht man neben dem hier rekonstruierten Typ einer Raubkatze (vermutlich ein Leopard, vielleicht aber auch eine Löwin) auf späteren sog. Löwenjagd-Sarkophagen auch häufig deutlich erkennbar männliche Löwenfelle. Dass solche Fellschabracken in antiker Zeit von höheren Offizieren verwendet wurden, ist spätestens seit dem bekannten sog. "Alexander-Mosaik" von Pompeji belegt.

Da auch höhere römische Offiziere stilistisch gerne griechisch-hellenistischen Vorbildern nacheiferten, habe ich für meine Rekonstruktion entschieden, hier ein Leopardenfell zu rekonstruieren.

(https://abload.de/img/asuet5a9ye52.jpg)

Unten links ein Foto der in Novaesium (Neuss) gefundenen, am unteren Rand unvollständigen Frontale (Roßstirn), die aufgrund ihres Dekors (Löwenkopf) der dort im 1. Jahrhundert vermuteten Ala Afrorum (Ala = Flügel, sinngemäß = Kavallerieregiment der Afrikaner, ca. 500 Mann stark) zugeschrieben wird, die ich bei meiner Rekonstruktion für das Pferd des Feldherrn zugrunde gelegt habe.

Übrigens schreibt Marcus Junkelmann ("Die Reiter Roms - Teil III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung", S. 202) zu diesem Frontale noch sinngemäß, dass sich im Berliner Antikenmuseum noch ein weiteres, vollständiges (!), sonst identisches Exemplar der Neusser Roßstirn unbekannter Herkunft befinde. Dies bedeutet, dass dieses Teil nicht singulär war, sondern sich eventuell sogar weiterer Verbreitung erfreute. Leider kenne ich kein einziges Foto oder genauere Beschreibung des Berliner Exemplars. So fiktiv meine Verwendung der Roßstirn für Paulinus auch ist - immerhin hatte er auch einen persönlichen Bezug zu Africa, schließlich wissen wir ja, dass er in den Jahren 40 und 41 n. Chr. als Militärführer und Praetor (laut Wikipedia eines der höheren Ämter der römischen Ämterlaufbahn) in der Provinz Mauretania war.

(https://abload.de/img/asuet4agauf7.jpg)

Für das Gesicht des Feldherrn Paulinus hatte ich freie Hand, da ich zum einen sein Geburtsdatum und damit Alter zum Zeitpunkt der Schlacht nicht herausfinden konnte, zum anderen keine Büste oder Statue von ihm erhalten ist. Es gibt lediglich eine in viel späterer Zeit in England hergestellte und in Bath aufgestellte eher symbolhafte Statue, die keinen Anspruch auf Ähnlichkeit erhebt:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/25/Roman_baths_suetonius_paulinus_02.JPG/220px-Roman_baths_suetonius_paulinus_02.JPG)
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Gaius_Suetonius_Paulinus (https://en.wikipedia.org/wiki/Gaius_Suetonius_Paulinus)

Siehe nachfolgende Website, die immerhin mit einer Vielzahl an Informationen zu Paulinus  aufwartet:

https://alchetron.com/Gaius-Suetonius-Paulinus (https://alchetron.com/Gaius-Suetonius-Paulinus)

Bei den Ocreae (Ocrea = Beinschiene) des Feldherrn habe ich mich an Motiven der in Straubing gefundenen Exemplare orientiert. Ich habe aber keines der unten abgebildeten Fundstücke genau kopiert, sondern mich nur vage an deren Aussehen gehalten. So sind die dortigen Beinschienen 2-teilig und ins 2 bis 3. Jhdt. n. Chr. datiert; damit zu spät für mein Diorama. Außerdem schreibt Marcus Junkelmann ("Römische Kampf- und Turnierrüstungen", Seite 68) sinngemäß, dass diese Beinschienen aus sehr dünnem Blech getrieben und bei Versuchen rasch beschädigt worden und somit ungeeignet für den scharfen Waffeneinsatz seien. Ich habe die Beinschienen bei meiner Figur daher als einteilige, stabile Schützer mit typisch römischen Verzierungen dargestellt. Nachfolgend zum Vergleich Beinschienen aus dem Straubinger Hortfund:

(http://www.coh-ii-raet.de/museum/bilder/beinschinen.jpg)
Quelle: http://www.coh-ii-raet.de/museum/index.html (http://www.coh-ii-raet.de/museum/index.html)

Hier nun ein paar Fotos von der fertigen Figur:

(https://abload.de/img/2018-05-0118.16.23aski0z.jpg)
(https://abload.de/img/2018-05-0118.16.47alrqga.jpg)

Natürlich sind die Darstellung der Roßstirn oder der Leopardenfellschabracke reine Spekulation, da niemand mit Sicherheit eine Aussage über die Ausstattung des Pferdes oder das Aussehen und die Ausrüstung des Gaius Suetonius Paulinus machen kann. Man könnte auch kritisieren, dass ich einen Ausrüstungsgegenstand aus Neuss einfach für die Darstellung einer Schlacht in Britannien verwendet habe. Aber schließlich wurden die zuvor im Rheinland stationierten Legiones II Augusta,  XIV Gemina und XX Valeria ja ab dem Jahre 43 n. Chr. im Zuge der Invasion unter Kaiser Claudius nach Britannien disloziert; die vierte daran beteiligte Legio IX Hispana kam zu diesem Zeitpunkt aus Illyrien (Quellen: Marcus Junkelmann (,,Die Legionen des Augustus") sowie die entsprechenden Artikel zu den Legionen in Wikipedia.de).

Ich habe zumindest versucht, mich an gängige Konventionen oder zeitgenössisch belegte Ausrüstungsgegenstände zu halten. Wobei zugegebenermaßen gerade das Leopardenfell auch einfach Spaß gemacht hat, es zu bemalen.  8) :D

Ich rätsel noch darüber, ob ich Euch vielleicht mit zu viel (?) Hintergrundinformationen langweile, wo es doch eigentlich nur mein Hauptmotiv ist, darzulegen, warum ich was wie gemacht hatte. Keinesfalls möchte ich, dass dieser Baubericht irgendwie abgehoben herüber kommt. Solltet Ihr der Meinung sein, ich sollte stattdessen nur WiP- und fertige Bilder zeigen, bitte ich um entsprechende Rückmeldungen.   :rolleyes:

Wird fortgesetzt

LG - Uwe  :winken:
Titel: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Puchi in 06. Mai 2018, 07:51:24
Zitat von: Uwe B. in 06. Mai 2018, 02:05:05
Ich rätsel noch darüber, ob ich Euch vielleicht mit zu viel (?) Hintergrundinformationen langweile...
Also mich keinesfalls. Ich finde, ein Zuviel an Hintergrundinformationen kann's eigentlich nicht geben. Für mich ist das alles sehr interessant und auch lehrreich. Also mach' ruhig weiter so, Uwe. :1:

Und abgehoben kommt der BB auch nicht daher, keine Sorge. Ich werde hier daher weiter dran bleiben.


Liebe Grüße,

Karl
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe K. in 06. Mai 2018, 08:36:01
Wow, ich verneige mich in Ehrfurcht!!!
Infos kann man nie genug haben, mache gerne weiter so.
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: AnobiumPunctatum in 06. Mai 2018, 08:44:26
Toller Baubericht, Uwe. In Natur sieht die Vignette noch viel beeindruckender aus.
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Flugwuzzi in 06. Mai 2018, 15:25:44
Toller Baubericht Uwe  :klatsch: :klatsch:
Besonders interessant sind die umfangreichen Hintergrundinformationen, auf keinen Fall damit aufhören  :P

lg
Walter
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: coporado in 07. Mai 2018, 06:20:04
Ich kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen, höchst interessant und ich mag diese Kombi aus Modellbau und Geschichtslehrstunde sowieso, also bitte gerne weiter so  :P :P :P

Zitat von: Uwe B. in 01. Mai 2018, 16:36:29

Hallo Sascha,

... Wenn Du mit (doppelt) historischem Hintergrund die Geschichte des Dioramas meinst (zusätzlich zum historischen Abriß), dann bin ich ja froh, dass dies so aufgenommen wird....

...und Uwe ja genau so war es gemeint  :1: :P
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Hans in 07. Mai 2018, 11:24:17
Tolle Arbeit! Und weiter so mit den Hintergründen. Es zeigt auf, wie man sich antiken Darstellungen nähert und wie man interpretieren muss - die irrige Vorstellung, man wüsste alles, man braucht doch nur die Figuren nehmen wie sie sind, ist weit verbreitet.

Die Figuren sind übrigens auch unter dem Namen Mokarex verbreitet, wenn man sie haben will (ebay) findet man mehr unter diesem Stichwort.

Tipp zum Pferd, keine Kritik: Ich verwende für antike Pferde sehr gerne die Pferde von Timpo, da diese etwas kleiner sind, als die üblichen 54mm Pferde. Sie sind in verschiedenen Haltungen einfach über ebay zu bekommen. Sie sind allerdings aus PVC-ähnlichem Zeug und schwer zu kleben. Ich hab mir aber auch schon eine Form gemacht und in Resin umgegossen, weil dann Umbauten leichter sind.
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Postbote in 07. Mai 2018, 13:12:39
Hallo Uwe B.

mach Du mal schön so weiter :D
Ich lese hier zwar nur still mit, aber die Hintergründe zu Deinem 'ömer-Dio finde ich schon interessant.
Mein Wissen beschränkt sich da eher auf die Asterix-Comics. :pffft:

Und eine beeindruckende Arbeit ist es allemal :respekt:

Mit schönem Gruß
Christoh
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: bughunter in 07. Mai 2018, 21:36:19
Da kann ich mangels Wissen und Erfahrung nichts zu beitragen, aber: Was für ein Projekt :P
Da ist jede Figur ein Modell für sich, und dann erst das gesamte Dio 8o Einfach unglaublich.
Das Leopardenfell z.B. ist Dir super gelungen!

Wirklich ganz großes Kino und zurecht Dein Avatar :1:

Viele Grüße und viel Erfolg,
Bughunter
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 08. Mai 2018, 00:14:55
Liebe Freunde,

danke für Eure wirklich netten Feedbacks, das motiviert.  :P :P :P

Puchi schrieb:
ZitatZitat von: Uwe B. am 06. Mai 2018, 02:05:05

    Ich rätsel noch darüber, ob ich Euch vielleicht mit zu viel (?) Hintergrundinformationen langweile...

Also mich keinesfalls. Ich finde, ein Zuviel an Hintergrundinformationen kann's eigentlich nicht geben. Für mich ist das alles sehr interessant und auch lehrreich. Also mach' ruhig weiter so, Uwe. :1:

Und abgehoben kommt der BB auch nicht daher, keine Sorge. Ich werde hier daher weiter dran bleiben.


Liebe Grüße,

Karl
Hallo Karl,
wenn ich Dir nur ein wenig vom Lesevergnügen zurückgeben kann, das mir Deine Bauberichte bereiten, dann bin ich's schon zufrieden. :1:


Uwe K. schrieb:
ZitatWow, ich verneige mich in Ehrfurcht!!!
Infos kann man nie genug haben, mache gerne weiter so.
Hallo Uwe,
ich danke Dir, dear Namensvetter, mehr Lob kann man nicht mehr erwarten.  :P Schade, dass mir dieses Jahr im letzten Moment was dazwischen kam, hätte mich gerne mal mit Dir persönlich ausgetauscht (in WD).


AnobiumPunctatum schrieb:
ZitatToller Baubericht, Uwe. In Natur sieht die Vignette noch viel beeindruckender aus.
Hallo Christian,
wenn ich Dich mit Deinen beeindruckenden Schiffsmodellen beeindrucken konnte, ist schon viel erreicht. Ich hoffe, das Dio bei unserem nächsten Gildejahrestreffen Anfang 2019 endgültig fertig restauriert zu haben. Dann bring ich's noch mal mit :)


Flugwuzzi schrieb:
ZitatToller Baubericht Uwe  :klatsch: :klatsch:
Besonders interessant sind die umfangreichen Hintergrundinformationen, auf keinen Fall damit aufhören  :P

lg
Walter
Hallo Walter,
danke Walter, und o.k., dann werd ich's weiter so machen, versprochen.  8)


Coporado schrieb:
ZitatIch kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen, höchst interessant und ich mag diese Kombi aus Modellbau und Geschichtslehrstunde sowieso, also bitte gerne weiter so  :P :P :P

Zitat von: Uwe B. am 01. Mai 2018, 16:36:29


    Hallo Sascha,

    ... Wenn Du mit (doppelt) historischem Hintergrund die Geschichte des Dioramas meinst (zusätzlich zum historischen Abriß), dann bin ich ja froh, dass dies so aufgenommen wird....


...und Uwe ja genau so war es gemeint  :1: :P
Hallo Sascha,
das freut mich - in dieser Hinsicht stehen wir uns ja gegenseitig in nichts nach.  :P :P :P Ich hoffe, man sieht sich mal wieder persönlich - vielleicht nächstes in Lingen.  :winken:


Hans schrieb:
ZitatTolle Arbeit! Und weiter so mit den Hintergründen. Es zeigt auf, wie man sich antiken Darstellungen nähert und wie man interpretieren muss - die irrige Vorstellung, man wüsste alles, man braucht doch nur die Figuren nehmen wie sie sind, ist weit verbreitet.

Die Figuren sind übrigens auch unter dem Namen Mokarex verbreitet, wenn man sie haben will (ebay) findet man mehr unter diesem Stichwort.

Tipp zum Pferd, keine Kritik: Ich verwende für antike Pferde sehr gerne die Pferde von Timpo, da diese etwas kleiner sind, als die üblichen 54mm Pferde. Sie sind in verschiedenen Haltungen einfach über ebay zu bekommen. Sie sind allerdings aus PVC-ähnlichem Zeug und schwer zu kleben. Ich hab mir aber auch schon eine Form gemacht und in Resin umgegossen, weil dann Umbauten leichter sind.
Hallo Hans,
danke für Dein positives Feedback, das ich besonders zu schätzen weiß. Der Tipp mit dem Namen 'Mokarex' ist wirklich interessant, da findet man ja tatsächlich eine Menge in der Bucht!

Und noch eins: ich hatte als Junge die US-Cavalry, Cowboys und Indianer und die Postkutsche von Timpo Toys im Laufe mehrerer Weihnachten geschenkt bekommen. Mit den von Dir erwähnten Pferden brachte ich immer die zu diesen gehörenden Pferde in typischer Timpo-Pose in Verbindung, z. B. dieses:

(https://www.picclickimg.com/d/l400/pict/142726304122_/Timpo-Pferde-Konvolut-Beige-mit-Braunen-Geschirr-und.jpg)
Quelle: https://picclick.de/Timpo-Pferde-Konvolut-Beige-mit-Braunen-Geschirr-und-142726304122.html (https://picclick.de/Timpo-Pferde-Konvolut-Beige-mit-Braunen-Geschirr-und-142726304122.html)

Aber beim weiteren nostalgischen Googeln, fielen mir dann auch die Pferde auf, die Du wahrscheinlich eher meintest:

(https://www.picclickimg.com/d/l400/pict/173172289214_/Timpo-Toys-Pferde-Plastikfiguren-Spielzeug-Tierfiguren-Varianten.jpg)
https://picclick.de/Timpo-Toys-Pferde-Plastikfiguren-Spielzeug-Tierfiguren-Varianten-173172289214.html (https://picclick.de/Timpo-Toys-Pferde-Plastikfiguren-Spielzeug-Tierfiguren-Varianten-173172289214.html)

Die sind gar nicht so schlecht, von den Pferden hab ich vor Jahren auf besagter Plastikfiguren-Börse in Herne auch so 3 - 4 Stück für kleines Geld erworben, ohne zu wissen, dass die auch von Timpo waren.  8o
Danke also für Deinen Tipp, die sind wirklich gut.  :P :P :P


Postbote schrieb:
ZitatHallo Uwe B.

mach Du mal schön so weiter :D
Ich lese hier zwar nur still mit, aber die Hintergründe zu Deinem 'ömer-Dio finde ich schon interessant.
Mein Wissen beschränkt sich da eher auf die Asterix-Comics. :pffft:

Und eine beeindruckende Arbeit ist es allemal :respekt:

Mit schönem Gruß
Christoh
Hallo Christoph,
meinen allerherzlichsten Dank für Dein Lob. Und sei nicht zu bescheiden, wer die ganzen Asterix-Hefte durchgearbeitet hat, der weiß schon viel, viel mehr über die alten 'ömer als die meisten anderen. Die waren neben den Monumentalfilmen auch mein "fachlich-literarischer"  ( :3:) Einstieg ins Thema.  8)


Bughunter schrieb:
ZitatDa kann ich mangels Wissen und Erfahrung nichts zu beitragen, aber: Was für ein Projekt :P
Da ist jede Figur ein Modell für sich, und dann erst das gesamte Dio 8o Einfach unglaublich.
Das Leopardenfell z.B. ist Dir super gelungen!

Wirklich ganz großes Kino und zurecht Dein Avatar :1:

Viele Grüße und viel Erfolg,
Bughunter
Hallo Frank,
danke für Deine - wie immer  ;) - freundlichen Worte. Wenn nächstes Jahr nicht wieder was dazwischen kommt, sehen wir uns hoffentlich in WD, ich vielleicht als Mit-Aussteller bei der Modellbaugilde, dann bring ich das Ding einfach mit. 8)

LG - Uwe   :winken:


PS: ich habe meinen letzten Teil des Bauberichts noch einmal in zwei Punkten an den entsprechenden Stellen ergänzt:

Zum Thema Figuren von Cafe Storme:
Im Internet werden sie auch heute noch unter dem Markennamen "Mokarex" angeboten. (Danke, Hans)

Zur Neusser Roßstirn:
Übrigens schreibt Marcus Junkelmann ("Die Reiter Roms - Teil III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung", S. 202) zu diesem Frontale noch sinngemäß, dass sich im Berliner Antikenmuseum noch ein weiteres, vollständiges (!), sonst identisches Exemplar der Neusser Roßstirn unbekannter Herkunft befinde. Dies bedeutet, dass dieses Teil nicht singulär war, sondern sich eventuell sogar weiterer Verbreitung erfreute. Leider kenne ich kein einziges Foto oder genauere Beschreibung des Berliner Exemplars. So fiktiv meine Verwendung der Roßstirn für Paulinus auch ist - immerhin hatte er auch einen persönlichen Bezug zu Africa, schließlich wissen wir ja, dass er in den Jahren 40 und 41 n. Chr. als Militärführer und Praetor (laut Wikipedia eines der höheren Ämter der römischen Ämterlaufbahn) in der Provinz Mauretania war.
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Maesi in 09. Mai 2018, 22:28:43
Bin begeistert, seh hoher Lernfaktor!
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 12. Mai 2018, 00:17:17
Maesi schrieb:
ZitatBin begeistert, sehr hoher Lernfaktor!

Hallo Maesi,

danke für Deine freundlichen Worte - freut mich, dass Du das so siehst.  8) :D

LG - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Hans in 12. Mai 2018, 11:00:15
Zitatdie Pferde auf, die Du wahrscheinlich eher meintest:

Ja genau. Es gibt die nicht nur bei den "Cowboys" für den Corral, sondern Timpo hatte auch eine Bauernhof-Serie. Wobei ich, wie gesagt, Abgüsse in Resin bevorzuge, die mir unsere Restauratorin gemacht hat. Die sind hart, gut bemal- und umbaubar. Und für 54 mm haben sie die "richtige" Grosse der antiken Pferde.

Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: mm in 12. Mai 2018, 14:42:13
Es ist schon toll anzusehen wie vielfältig das Hobby ist und sein kann. Und was für kleine Brötchen man selbst am backen ist.
Hut ab. Macht einfach Spaß daran teil haben zu dürfen.

Gruß Tom
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 14. Mai 2018, 14:53:04
Hallo Modellboard-Freunde,

Hans schrieb:
ZitatZitat
   
Zitatdie Pferde auf, die Du wahrscheinlich eher meintest:

Ja genau. Es gibt die nicht nur bei den "Cowboys" für den Corral, sondern Timpo hatte auch eine Bauernhof-Serie. Wobei ich, wie gesagt, Abgüsse in Resin bevorzuge, die mir unsere Restauratorin gemacht hat. Die sind hart, gut bemal- und umbaubar. Und für 54 mm haben sie die "richtige" Grosse der antiken Pferde.
Donnerwetter Hans,
die sehen wirklich gut aus. Nicht nur sehr gut gebaut und bemalt, sondern am Beispiel des zweiten Bildes auch perfekt fotografiert  :P. Ich vermute mal (als Laie und mit aller gebotenen Vorsicht  8)), dass die abgebildete Figur ein Kelte aus dem heute bayrischen Raum ist. Erinnern mich irgendwie stark an die aufwändig verzierten und geschmückten Geschirrteile, wie sie heutzutage noch auf traditionellen Festen (Michaeliritt, Leonhardiritt) gezeigt werden.

mm schrieb:
ZitatEs ist schon toll anzusehen wie vielfältig das Hobby ist und sein kann. Und was für kleine Brötchen man selbst am backen ist.
Hut ab. Macht einfach Spaß daran teil haben zu dürfen.
Hallo Tom, freut mich, dass Du wieder Spaß am Modellbau hast und - wenn ich mir so Dein Avatar und den dazugehörigen Galerieeintrag im Modellversium anschaue, da brauchst Du Dein Licht aber mit Sicherheit nicht unter den Scheffel zu stellen, da sehe ich kein kleines Brötchen, sondern eher ein Sahneschnittchen.
:klatsch:

LG - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Hans in 14. Mai 2018, 16:41:54
Zitatein Kelte
Genau. Und der Pferdeschmuck in der Form geht als Bierwagen-Zugpferd-Schmuck durch.  :D
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: mm in 14. Mai 2018, 18:31:51
Zitat von: Uwe B. in 14. Mai 2018, 14:53:04

Hallo Tom, freut mich, dass Du wieder Spaß am Modellbau hast und - wenn ich mir so Dein Avatar und den dazugehörigen Galerieeintrag im Modellversium anschaue, da brauchst Du Dein Licht aber mit Sicherheit nicht unter den Scheffel zu stellen, da sehe ich kein kleines Brötchen, sondern eher ein Sahneschnittchen.
:klatsch:


Gibt kein Rotwangensmilie hier  :6: Sei bedankt!
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 16. Mai 2018, 17:53:36
2. Update

     Hilfstruppen-Kavallerie - Decurio  und Eques



Die genaue Zusammensetzung der von Tacitus genannten ca. 10.000 Mann unter Paulinus' Kommando während der Schlacht an der Watling Street ist leider nicht überliefert. Namentlich erwähnt wird ausschließlich die Anwesenheit der Legio XIV Gemina sowie einer Vexillatio der Legio XX Valeria (Vexillatio = Abordnung, Detachement, es war also nicht die komplette 20. Legion an der Schlacht beteiligt) sowie einiger nicht namentlich benannter Auxiliar- (Hilfs-) Truppenteile, Kavallerie und Infanterie. Die Sollstärke einer römischen Legion in der Mitte des 1. Jhdts betrug ungefähr 5.490 Mann (Quelle: Wikipedia.de "Römische Legion"), zwei volle Legionen in Sollstärke wären somit also alleine ca. 11.000 Mann stark gewesen.

Dass Tacitus die Mannschaftsstärke der beiden Legionen plus Hilfstruppen auf lediglich 10.000 beziffert, mag daran gelegen haben, dass beide Großverbände schon während der Kämpfe auf der Insel Mona (Anglesey) gegen die Druiden Verluste erlitten haben werden und Legio XX Valeria ohnehin nicht vollständig war. Inwieweit Legio XIV überhaupt vollständig gegen die Druiden ins Feld gezogen ist, muss spekulativ bleiben; vermutlich verblieb ein bestimmter Teil dieser Legion zwecks Bewachung des selben von vorn herein im eigentlichen Standlager Viroconium (Wroxeter, Quelle Wikipedia.de).

Jedenfalls kann angenommen werden, dass ein nicht unbeträchtlicher Anteil der von Tacitus angegebenen 10.000 Bewaffneten aus Auxilia (Hilfstruppen) bestand, die gemäß römischer Standard-Prozedur links und rechts des Zentrums (wo die Legionen standen) aufgestellt waren, die Kavallerie dabei jeweils auf den äußersten Flügeln.

Jetzt wird's noch einmal kurz etwas theoretisch. Die Römer bezeichneten ihre Kavallerie-Hilfstruppenteile als "Alae" (Ala = Flügel, entspricht taktisch in etwa einem neuzeitlichen Kavallerie-Regiment). Diese wurden überwiegend nicht aus römischen Bürgern, sondern den Angehörigen verbündeter oder unterworfener Völker gebildet. Geführt wurden sie von einem Praefectus Alae.

Die Ala setzte sich im Idealfall wiederum aus 16 Turmae (Turma = Schwarm, entspricht etwa einer Schwadron) zu je 32 Reitern zusammen, ergibt 512 Mann, diese Einheiten bezeichnete man als Alae Quingenariae (centum quinque = Fünfhundert).

Daneben gab es auch größere Alae, bestehend aus ca. 1.000 Mann, diese Einheiten bezeichnete man als Alae Milliariae (millia = Tausend). Deren Zusammensetzung ist jedoch nicht so eindeutig wie bei der 500 Mann starken Einheit; verschiedene Theorien gehen von 24 Turmae à 32 Reitern (= 768) bzw. 24 Turmae à 42 Reitern (= 1.008) aus. Quellen: Marcus Juncelmann ("Die Reiter Roms, Teil II - Reitweise und militärischer Einsatz", Seite 62) und Peter Connolly ("Tiberius Claudius Maximus - ein römischer Reiter", Seite 6).

Auf meinem Diorama habe ich 4 Reiter repräsentativ als die Spitze einer antrabenden Turma dargestellt, die gerade zur Verfolgung der zurück geschlagenen Britannier ansetzt - im einzelnen:


In diesem Teil werde ich zunächst den Decurio und einen Eques vorstellen. Auf dem Gemälde von Angus McBride sehen wir die Figuren, die mir als Vorbild dienten, am linken Rand:

(https://abload.de/img/decurioundequesyfq2g.jpg)
Quelle - editierter Ausschnitt aus dem Vorbild-Gemälde:
https://i.pinimg.com/736x/77/97/a7/7797a783b1658dadbde6f242709e31d4--roman-britain-roman-legion.jpg (https://i.pinimg.com/736x/77/97/a7/7797a783b1658dadbde6f242709e31d4--roman-britain-roman-legion.jpg)

Wie ich schon im Eröffnungsbeitrag zu diesem Thema schrieb, sind die abgebildeten Reiter Angehörige einer Cohors Equitata (= berittene Kohorte; Kohorten waren eigentlich reine Infanterieverbände, Cohortes Equitatae bildeten als gemischte Verbände aus Reitern und Fußsoldaten eine Ausnahme). Da ich die Reiter aber als Angehörige eines Hilfstruppen-Kavallerie-Regiments (Ala) darstellen wollte, habe ich ihre Ausrüstung entsprechend etwas abgeändert und dabei versucht, die Haltung der beiden Reiter möglichst genau ihren Vorbildern auf dem Gemälde anzugleichen.


Der Decurio

wurde aus verschiedenen Elementen zusammengebaut. Leider habe ich damals nur ein einziges Foto während seiner Bauphase erstellt. Der Kopf mit Helm stammt von der nachfolgend verlinkten Figur von "Andrea Miniaturas", den mir ein Modellbaufreund, der sich wie ich für römisches Militär interessierte, damals freundlicherweise als Abguss zur Verfügung gestellt hatte, während das Pferd wiederum aus der "Airfix"-Serie mit 54 mm-Figuren ("Life Guard, Waterloo 1815") stammt.

(http://www.andreaeurope.com/fotos/andrea/Serie-General/detallegran/SG-F12-03.jpg)    (https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/51VBRz2oy6L.jpg)
Quellen
links   : http://www.andreaeurope.com/fotos/andrea/Serie-General/detallegran/SG-F12-03.jpg (http://www.andreaeurope.com/fotos/andrea/Serie-General/detallegran/SG-F12-03.jpg)
rechts: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/51VBRz2oy6L.jpg (https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/51VBRz2oy6L.jpg)

Die Figur selbst wurde aus verschiedenen Materialien gescratcht. Der Rumpf aus Holz grob mit Milliput überzogen, die Gliedmaßen aus Gussästen, die über eine Kerze gehalten in die gewünschte Haltung gebogen, anschließend gefeilt, geschmirgelt und wo nötig mit Milliput skulptiert wurden. An Materialien wurden verwandt:


(https://abload.de/img/adecydows.jpg)   

Als Vorlage für den Helm des Decurios wählte ich ein Exemplar, "das im Kastell Butzbach in Hessen gefunden wurde und einen späten Vertreter des Typus Koblenz-Bubenheim/Weiler darstellt. Stirnband und Wangenklappen sind mit einem feinen Federmuster verziert" (Quelle: Marcus Junkelmann, "Die Reiter Roms Teil III - Zubehör, Reitweise, Bewaffnung", S. 190). Im Netz fand ich davon leider kein Originalfoto, dafür aber eine schöne, computeranimierte Rekonstruktion sowie ein Foto aus dem Reenactment-Bereich. Der Helm von Butzbach wird bei Junkelmann (s. o.) zwar in das 2./3. Jhdt. datiert, andernorts aber ins 1. Jhdt., so dass ich es für vertretbar hielt, diesen Typus, der stilistisch m. E. ohnehin eher ins 1. Jhdt. passt, in meinem Diorama zu verwenden.

(https://abload.de/img/butzbachhelm2hooo2.jpg)
Quellen
links   : https://www.cgtrader.com/3d-models/character/clothing/ancient-rome-auxiliary-cavalryman-props-set (https://www.cgtrader.com/3d-models/character/clothing/ancient-rome-auxiliary-cavalryman-props-set)
rechts: https://www.romanarmytalk.com (https://www.romanarmytalk.com)
            (der Direkt-Link auf das rechte Bild funktioniert nicht mehr (Photobucket-Problem), daher hier nur allgemeine Quellenangabe)


Der Eques

Für den Eques (= Reiter, Plural Equites, von lat. Equus = Pferd, nicht zu verwechseln mit Equitus = röm. Ritter) konnte ich auf eine vorhandene Figur der Fa. "Vaillant", Artikelnr. 9916 (ehemals herausgegeben von der Fa. "Squadron / Rubin" Nr. 180) "Roman Auxiliary Cavalry Trooper" zurückgreifen. Nachfolgende Fotografie der Verpackung zeigt die "Box Art", die ebenfalls noch von dem inzwischen leider verstorbenen Illustrator Angus McBride stammt:

(https://abload.de/img/2018-05-1101.23.40angsy7.jpg)
Quelle: eigenes Foto von der Verpackung

Das im vollen Galopp befindliche Pferd hatte ich aber nicht verwendet. Wenn ich mich recht entsinne, benutzte ich für meinen Reiter das Pferd des ,,Polish Lancer", das ebenfalls aus der 54 mm-Serie Waterloo von "Airfix" stammte. Ich bin mir da aber nicht mehr sicher, so dass ich davon an dieser Stelle kein Bild des selben zum Vergleich zeige.

Beim Reiter habe ich die Haltung nicht verändert, sondern lediglich kleine Ergänzungen am Helm, insbesondere seinen Wangenklappen vorgenommen. In der Hauptsache habe ich seine Schulterdoppelung aus Kettenpanzer abgeschliffen und durch eine Panzerung aus geschobenen Schienen (aus Tubenblech) ersetzt, analog zur Lorica Segmentata der schweren Legionsinfanterie. Für das leicht antrabende Pferd mußte ich die ursprünglichen Geschirrteile abschleifen, die Haltung entsprechend der Gemälde-Vorlage von Angus McBride anpassen, und Sattel, Kopfgeschirr, Lederriemen, große und kleine Zierscheiben, Gepäck - wie bereits oben beim Decurio beschrieben - neu aufbauen.

(https://abload.de/img/acav117voou.jpg)

(https://abload.de/img/acav129qpok.jpg)

(https://abload.de/img/acav14jxo3e.jpg) 

(https://abload.de/img/acav132pool.jpg)

Beim Aussehen des Reiters habe ich mich an dem bekannten Relief-Fries aus Arlon, Luxemburg, orientiert, dass passenderweise in die Mitte des 1. Jhdts. n. Chr. datiert wird - siehe nachfolgende Abbildung. Marcus Junkelmann ("Die Reiter Roms - Teil III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung", S. 186) beschreibt auch ihre Körperpanzerung sinngemäß in der Weise, dass sie statt der üblicherweise zusätzlichen Auflage aus Kettenpanzer das obere Teil eines Segmentpanzers über die empfindliche Schulterpartie montiert haben. Der Helm meines Reiters ist einem Kavalleriehelm vom Typus Weiler nachempfunden, siehe hierzu die Rekonstruktion einer Reenactment-Gruppe:

(https://rambambashi.files.wordpress.com/2011/07/arlon_relief_cavalry2.jpg)
Quelle: https://rambambashi.files.wordpress.com/2011/07/arlon_relief_cavalry2.jpg (https://rambambashi.files.wordpress.com/2011/07/arlon_relief_cavalry2.jpg)

(http://legio-iiii-scythica.com/images/rgm/pic-2a.jpg)
Quelle: http://legio-iiii-scythica.com/images/rgm/pic-2a.jpg (http://legio-iiii-scythica.com/images/rgm/pic-2a.jpg)


Decurio und Eques im Diorama

(https://abload.de/img/2018-05-0118.20.03aar9x.jpg)

(https://abload.de/img/2018-05-0118.18.138mslg.jpg)


Wird fortgesetzt


LG - Uwe  :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Hans in 16. Mai 2018, 21:08:09
Ja, genau so geht es.  :P. Mir ist klar, dass man bei so einer Menge Figuren nicht jeden Helm wg der Datierung diskutieren kann und sollte, sie passen auf jeden Fall gut zusammen. Das Pferd könnte vom Airfix Life Guard sein, alle anderen Pferde setzen die Beine "anders rum". Das ist der einzige mit einer vergleichbaren Haltung.

Das Stanzen von Schuppen in 54mm musst du mir mal erklären, ist ja irre. Hast du dir da ein Werkzeug gemacht?
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 16. Mai 2018, 22:19:08
ZitatDas Stanzen von Schuppen in 54mm musst du mir mal erklären, ist ja irre. Hast du dir da ein Werkzeug gemacht?

Hallo Hans,

danke für den Daumen hoch!!!

(https://abload.de/img/2018-05-1621.51.46ytuo7.jpg)

Das Werkzeug war der unterste Teil eines alten Kugelschreibers. Das Loch, wo die Mine rauskam, hatte einen Durchmesser von ca. 3 mm. Aus dem Kunststoffgehäuse des Kugelschreibers schaute nur der untere, sich verjüngende Teil heraus.

Ich hatte es so rund verwendet, wie oben abgebildet. Wenn Du das vorletzte Bild im Beitrag (Decurio von vorn) genau betrachtest, kannst Du vielleicht erkennen, dass die Schuppen dort nicht länglich sind, wie sie es eigentlich sein sollten, sondern rund. Durch die vertikale wie horizontale Überlappung fällt dies aber so gut wie nicht auf.  8)

Jedenfalls war es eine Friemelei, die einzelnen Schuppen anzukleben. Aber dadurch, dass dies natürlich nicht perfekt gelang (nicht alle im gleichen Winkel) war der Effekt in Richtung Realität wiederum ganz brauchbar. ;)

Man hätte das Teil auch sicherlich ganz vorsichtig in eine entsprechende Form zwingen können, aber ich verwendete es auch für die runden Zierscheiben (Phalerae) am Pferdegeschirr.

LG - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 25. Mai 2018, 00:38:04
3. Update

     Hilfstruppen-Kavallerie - Signifer  und Liticen



In diesem Teil werde ich den Signifer (Feldzeichenträger) und den Liticen (Signalbläser) vorstellen. Auf dem Gemälde von Angus McBride sehen wir die Figuren, die mir als Vorbild dienten, schemenhaft im Hintergrund. Den Feldzeichenträger kann man dabei noch recht gut erkennen, ein Signalbläser ist aber eigentlich nicht sichtbar. Auf dem Bild ist lediglich noch der Kopf eines weiteren Pferdes sowie ein Teil vom Helm seines Reiters sichtbar:

(https://abload.de/img/signiferundliticenooq7f.jpg)
Quelle - editierter Ausschnitt aus dem Vorbild-Gemälde:
https://i.pinimg.com/736x/77/97/a7/7797a783b1658dadbde6f242709e31d4--roman-britain-roman-legion.jpg (https://i.pinimg.com/736x/77/97/a7/7797a783b1658dadbde6f242709e31d4--roman-britain-roman-legion.jpg)

An dieser Stelle hielt ich es für reizvoll, hier noch einen Militärmusiker für die Kavallerie einzubauen, schließlich hatte ich von der Vorlage her ja alle Freiheiten, da von diesem Reiter ausser der Helmspitze keine Details zu erkennen sind. In der Gesamtkomposition für das Diorama machte es auf jeden Fall Sinn. Links im Hintergrund reitet die Turma (Schwadron) an, vorneweg, wie es sich gehört, der Decurio, daneben ein einfacher Reiter und direkt dahinter der berittene Feldzeichenträger mit dem Signum der Turma, der Signifer. Den Befehl zur Verfolgung der zurück geschlagenen Kelten gibt der Feldherr, Gaius Suetonius Paulinus, vom hinteren rechten Rand des Dioramas. Der Liticen hat diesen Befehl aufgenommen und gibt ihn als akustisches Signal an den Decurio und die Turma weiter. Wobei - nicht zu vergessen - diese Schwadron hier nur repräsentativ für ein ganzes Reiterregiment (Ala) steht; siehe meine Erläuterungen zum Aufbau einer Ala im 2. Update.


Der Signifer

Für die Figur des Reiters kamen wieder die gleichen Materialien und Scratch-Techniken zum Einsatz wie für den Bau des Decurios (siehe oben Teil 2 Vorstellung der Einzelfiguren). Allerdings bekam der Signifer ein Kettenhemd. Um die unruhige Struktur dieser Panzerung anzudeuten, habe ich den Kettenpanzer nicht mit Milliput skulptiert; man hätte darin zwar mit einem entsprechenden Tool einzelne Ringstrukturen produzieren können, das war mir damals aber zu aufwändig. Ich modellierte den Kettenpanzer mit grobem Holzspachtel (http://www.onlinebaufuchs.de/images/product_images/info_images/molto-holz-reparatur-spachtel-1kg-ausbes-55390-0.jpg), um so schon eine etwas unruhige Oberfläche zu erzeugen.

Die einzelnen Kettenglieder habe ich dann später andeutungsweise als kurze helle Striche aufgemalt, eine Technik, die - so deute ich es - auch Angus McBride teilweise bei seinen Gemälden verwendet hat. Fällt hier im Gemenge nicht so auf.

Das Pferd stammt aus dem Kit von "Italeri" Nr.  6437 ("German Horse drawn Convoy") - ich hatte mal auf der Intermodellbau in Dortmund alle 4 Pferde dieses Sets günstig für mich auf Vorrat erstanden. Seine Haltung als schwer arbeitendes Zugpferd paßte ganz gut, weil es am hinteren Ende meines Dios eine kleine Steigung zu erklimmen hat. Alte Geschirrteile mußten natürlich entfernt und römisches Riemenzeug neu aufgebaut werden.

(https://abload.de/img/acav21dgpir.jpg) (https://abload.de/img/acav2358ozn.jpg)

(https://abload.de/img/acav2222p1f.jpg)

Als Vorlage für den Helm des berittenen Signifers (Feldzeichenträger, von Signum = Feldzeichen) wählte ich die Hinterhauptkalotte eines Maskenhelms, der im Lager Trimontium (Newstead, England) ohne die zugehörige Gesichtsmaske gefunden wurde, letztere läßt sich aber nach ähnlichen Funden gut rekonstruieren. Den Helm habe ich komplett aus Milliput, Tubenblech (für Nacken- und Stirnschirm) sowie Isolierband (für den Befestigungsriemen) aufgebaut. Das Exemplar aus Newstead wird von Jochen Garbsch ("Römische Paraderüstungen") noch ins 1. Jahrhundert datiert, zugegebenermaßen zwar an dessen Ende, im weiteren Verlauf dieses Bauberichts werde ich beim Infanterie-Signifer aber noch belegen, dass dieser Helmtyp auch bereits am Beginn des 1. Jhdts. n. Chr.  und somit wohl auch zum Zeitpunkt der von mir dargestellten Schlacht getragen wurde. Hier ein Bild des originalen Rückteils:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/bf/Newstead_Helmet_5.jpg)
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Newstead_Helmet (https://en.wikipedia.org/wiki/Newstead_Helmet)

Dass dieser Helmtyp von Kavallerie-Signiferi getragen wurde, belegt der nachfolgend abgebildete Grabstein des Sextus Valerius Genialis von der Ala Thraecum (Thrakisches Reiterregiment), gefunden in Corinium Dobunnorum (Cirencester, England). Das Kopf-Zaumzeug seines Pferdes zeigt zudem auch viele kleine Phalerae (Zierscheiben), wie ich sie in meinem Diorama ebenfalls verwendet habe:

(https://i.pinimg.com/564x/e3/28/1b/e3281b39e7154ddcd7a6e50b779921ad.jpg)
Quelle: https://i.pinimg.com/564x/e3/28/1b/e3281b39e7154ddcd7a6e50b779921ad.jpg (https://i.pinimg.com/564x/e3/28/1b/e3281b39e7154ddcd7a6e50b779921ad.jpg)

Das Kavallerie-Signum mit Blattanhängern stammt vom nachfolgend abgebildeten Grabstein des Quintus Carminius Ingenuus, Signifer in der Ala Prima Hispanorum (1. Spanisches Reiterregiment), Kastell Biriciana (Weißenburg, Bayern), belegt im 2. Jhdt. n. Chr.  Sicher hätte ich an dieser Stelle ein attraktiveres Kavallerie-Feldzeichen rekonstruieren können, ich wollte damals aber den Wiedererkennungseffekt zum Vorlagegemälde erhalten.

(http://lupa.at/img/16778-6-2.jpg)
Quelle: http://lupa.at/16778 (http://lupa.at/16778)


Der Liticen

Vom Liticen habe ich leider während seiner Bauphase leider kein einziges Photo geschossen, das ich Euch hier zeigen könnte. Die Herstellung erfolgte aber mit den gleichen Materialien und Bautechniken wie bei den voran gegangenen Figuren. Der Kopf mit Helm stammt wieder wie beim Decurio (siehe oben Antwort #32) von "Andrea Miniaturas", das Pferd wie oben beim Signifer geschildert von "Italeri" Nr.  6437 ("German Horse drawn Convoy"). Einzig wirklich neues Element ist das Musikinstrument, der Lituus, den ich hierfür selbst erstellt habe (ein kurzes Stück Kupferdraht, eine nach oben gebogene, oben offene Tröte aus Milliput, sauber verschliffen und ein paar Bänder aus Isolierband darum).

Vorbild für meine Rekonstruktion war der Lituus, der im Rhein bei Düsseldorf gefunden worden sein soll:
(https://i.pinimg.com/564x/cf/4b/58/cf4b584ea08968dbdb401791a4ff1edc.jpg)
Quelle: https://i.pinimg.com/564x/cf/4b/58/cf4b584ea08968dbdb401791a4ff1edc.jpg (https://i.pinimg.com/564x/cf/4b/58/cf4b584ea08968dbdb401791a4ff1edc.jpg)
           
Allerdings fand ich keinen epigrafischen Beleg dafür, dass der Lituus tatsächlich von römischen Kavalleristen als akustisches Signalinstrument benutzt wurde. Scheinbar ist das bislang nur eine allgemein angenommene Hypothese. Marcus Junkelmann (https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Junkelmann) schreibt dazu sinngemäß, dass von diesem etwa 70 - 75 cm langem Instrument mehrere Exemplare, darunter zwei vollständige, noch bespielbare, gefunden worden seien und dass der im Vergleich zu anderen von den Römern militärisch verwendeten Musikinstrumenten (Tuba (https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mische_Tuba), Cornu (https://de.wikipedia.org/wiki/Cornu_(Musikinstrument)), Bucina (https://de.wikipedia.org/wiki/Bucina)) eher kurze Lituus sich aufgrund seiner Handlichkeit recht gut als Musikinstrument der Kavallerie eignen würde. Außerdem verweist er auf eine Stelle zu Horaz (https://de.wikipedia.org/wiki/Horaz), wonach "der Lituus zur Kavallerie gehöre und gekrümmt sei, die Tuba dagegen zum Fußvolk gehöre und gerade sei".  (Marcus Junkelmann: "Die Reiter Roms, Teil II: Reitweise und militärischer Einsatz", Seite 141) .

Siehe hierzu auch eine Zeichnung des britischen Sachbuchautors, Illustrators und Experimantalarchäologen Peter Connolly (https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Connolly), die u. a. einen Liticen im Mittelgrund des Bildes zeigt, im Vordergrund das von mir für den Kavallerie-Signifer verwendete Signum. Diese Figur des Liticens mit seinem an der Hüfte und den kurzen Ärmeln gezackten Kettenhemd habe ich in Ausrüstung und Körperhaltung als Vorbild für meine Figur verwendet:

(https://abload.de/img/connollysigniferundlil9uka.jpg)
Quelle: https://i.pinimg.com/originals/5f/ca/4d/5fca4d65c9acd4695a4e503428f8ce9f.jpg (https://i.pinimg.com/originals/5f/ca/4d/5fca4d65c9acd4695a4e503428f8ce9f.jpg)
(seitenverkehrtes Foto in der Quelle von mir gedreht, optisch aufgehellt und hier ausschnittweise verwendet)

Die Zeichnung ziert den Einband von Peter Connolly's Buch "Tiberius Claudius Maximus - Ein römischer Reiter". Thema eines weiteren, vorher gehenden Buchs ist "Tiberius Claudius Maximus - Ein römischer Legionär" - beide Bände beschreiben den Weg des historisch belegten Tiberius Claudius Maximus (https://de.wikipedia.org/wiki/Tiberius_Claudius_Maximus) vom einfachen Legionär der Legio VII Claudia Pia Fidelis zum Quaestor Equitum (Zahlmeister der Kavallerie), Singularis (Gardereiter) seines Legionskommandeurs, Vexillarius Equitum (Fahnenträger der Kavallerie), Explorator (Aufklärungsreiter) und letztlich zum hoch dekorierten Decurio (Führer einer Schwadron) in der Ala Secunda Pannoniorum (= 2. Pannonisches (https://de.wikipedia.org/wiki/Pannonia_(Provinz)) Reiterregiment) - als den Mann, der den dakischen (https://de.wikipedia.org/wiki/Dakien) König Decebalus (https://de.wikipedia.org/wiki/Decebalus) fing. Beide Bände erschienen im Tessloff Verlag und sind m. E. - wie alle Publikationen von Peter Connolly - jedem, der sich für diese Thematik interessiert, zu empfehlen.


Signifer und Liticen im Diorama


(https://abload.de/img/2018-05-0118.17.35azus3e.jpg)

(https://abload.de/img/2018-05-0118.20.46afdsdq.jpg)

(https://abload.de/img/2018-05-0118.20.56a8xsb8.jpg)

(https://abload.de/img/2018-05-0118.17.17a4gs08.jpg)


Wird fortgesetzt


LG - Uwe  :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe K. in 25. Mai 2018, 11:00:40
Boah, iss ja irre!!!
Ich hätte nicht mal ansatzweise das Durchhaltevermögen - R E S C H B E G G D.
Und das noch in dieser Qualität - ganz großes Kino!!!
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Hans in 25. Mai 2018, 11:34:08
Fantastisch. Die Idee mit den Kettenhemden ist auch klasse! Super Umsetzung!
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Postbote in 25. Mai 2018, 23:17:21
'nen Abend Uwe B.

höchst interessante Geschichtsstunde :P

Und die Umsetzung im Dio ist nun wirklich aller Ehren wert :klatsch: :respekt: :klatsch:
Besonders gefällt mir der Signifer, wie er sich auf seinem Pferd die Steigung hinaufmüht,

Mit schönem Gruß
Christoph
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32
Beitrag von: Puchi in 26. Mai 2018, 06:31:03
 :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Bei den vielen Details kann ich mich an dem Dio gar nicht satt sehen. Hervorragend! :P


Liebe Grüße,

Karl
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Flugwuzzi in 26. Mai 2018, 18:54:33
Großartig Uwe ... die tolle Bemalung, die vielen ergänzten Details und dazu noch die interessanten Geschichtshinweise  :klatsch: :klatsch: :klatsch: ... es macht Freude mit zulesen  :1:

lg
Walter
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Army66 in 26. Mai 2018, 23:31:28
Konnte das Dio Heute Live sehen und muß nach dem gelesenem Baubericht sagen , :P :P :P :P :P. Top Recherche und Umsetzung. Hoffe darf mal nach Tips Fragen .

   Gr. Roger
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: mm in 26. Mai 2018, 23:35:42
Uwe, danke dass Du das Dio mitgebracht hast. Jetzt im Nachgang, obwohl ich das schon hier geschrieben hatte, nochmal. Die Bilder werden dem Original einfach nicht gerecht! z.B. die Pfeile die im Boden stecken, die sind mir vorher nie bewusst gewesen. Das Auge sieht sich nicht satt hier.

Hoffe bist Du Heimgekommen, gleiches gilt den anderen :D

Gruß Tom
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 27. Mai 2018, 23:41:12
Liebe Freunde,

danke für Eure freundlichen Worte und auch für die Aufmunterung, den Baubericht in dieser ausführlichen Form fortzusetzen. Vom Stil her hatten mir zuletzt die Bauberichte von Puchi ("Tranchierte Dampflok" (http://modellboard.net/index.php?topic=59042.0)) und Ralf_B ("Houston, we've had a Problem!" (http://modellboard.net/index.php?topic=59196.0)) so imponiert, dass ich versuchte, ihren dokumentarischen Stil in meinem BB als Vorbild zu nehmen; ich hätte aber nicht gedacht, wie aufwändig das ist.   
:pffft:

Uwe K. schrieb:
Zitat
Boah, iss ja irre!!!
Ich hätte nicht mal ansatzweise das Durchhaltevermögen - R E S C H B E G G D.
Und das noch in dieser Qualität - ganz großes Kino!!!
Hallo Uwe,
danke für Dein Lob, freut mich wirklich ungemein. So viel Lob, ich glaub, das muß ich mir mal später für schlechtere Zeiten ausdrucken.  :D


Hans schrieb:
ZitatFantastisch. Die Idee mit den Kettenhemden ist auch klasse! Super Umsetzung!
Hi Hans,
Dank auch Dir, diese Vorgehensweise ist zwar nicht optimal, erfüllt aber in der Masse der Figuren ihren Zweck.  ;)


Postbote schrieb;
Zitat'nen Abend Uwe B.

höchst interessante Geschichtsstunde :P

Und die Umsetzung im Dio ist nun wirklich aller Ehren wert :klatsch: :respekt: :klatsch:
Besonders gefällt mir der Signifer, wie er sich auf seinem Pferd die Steigung hinaufmüht,

Mit schönem Gruß
Christoph
Hallo Christoph,
danke für Dein Lob - heute ärgere ich mich manchmal, dass ich seine Blickrichtung mit dem ausdruckslos und starren Maskengesicht nicht in Richtung der vor ihm stehenden Fußsoldaten gedreht habe. Hätte noch ein klein wenig mehr Interaktion aus der Szene heraus gekitzelt.  8)


Puchi schrieb:
Zitat:klatsch: :klatsch: :klatsch:

Bei den vielen Details kann ich mich an dem Dio gar nicht satt sehen. Hervorragend! :P

Liebe Grüße,

Karl
Hallo Karl,
das freut mich, geht mir ja umgekehrt genau so - siehe oben. ;)


Flugwuzzi schrieb:
ZitatGroßartig Uwe ... die tolle Bemalung, die vielen ergänzten Details und dazu noch die interessanten Geschichtshinweise  :klatsch: :klatsch: :klatsch: ... es macht Freude mit zulesen  :1:

lg
Walter
Hi Walter,
das ist schön, ich hatte ja anfangs ein bischen Bedenken, dass ich Euch auch nicht mit Details überfrachte, die in Wahrheit nur ganz wenige interessieren, aber solches Feedback motiviert.  :P


Army66 schrieb:
ZitatKonnte das Dio Heute Live sehen und muß nach dem gelesenem Baubericht sagen , :P :P :P :P :P. Top Recherche und Umsetzung. Hoffe darf mal nach Tips Fragen .

Gr. Roger
Hallo Roger,
ja, das war 'ne nette Zusammenkunft heute, danke für Deine lobenden Worte. Und fragen kannst Du natürlich jederzeit, ist doch gar keine Frage, das ist ja das Schöne am MB-Forum.  ;)


mm schrieb:
ZitatUwe, danke dass Du das Dio mitgebracht hast. Jetzt im Nachgang, obwohl ich das schon hier geschrieben hatte, nochmal. Die Bilder werden dem Original einfach nicht gerecht! z.B. die Pfeile die im Boden stecken, die sind mir vorher nie bewusst gewesen. Das Auge sieht sich nicht satt hier.

Hoffe bist Du Heimgekommen, gleiches gilt den anderen :D

Gruß Tom
Hi Tom,
dank Dir für das Lob und die guten Wünsche, dann hat es sich ja allein dafür gelobt, das Dio zum Stammtisch mitzubringen. Ich fand Deine Rostarbeiten an dem Trecker aber auch ganz spannend. :P :P :P


LG - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: coporado in 28. Mai 2018, 06:39:46
Moin Uwe,

ich kann mich dem hier schon geschriebenen nur ausnahmslos anschließen:
Eine unglaubliche Detailarbeit, sowohl das Dio als auch der Baubericht mit den historischen Hintergründen. Durch den BB und die Vorstellung der einzelnen Figuren mit dem Link zur realen Geschichte, bekommt das Dio nochmal einen ganz anderen Charakter. Auch der Baubericht an sich ist erfrischend anders, einfach klasse  :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Ich freue mich auf die weiteren Updates  :P
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 29. Mai 2018, 01:12:10
coporado schrieb:
ZitatMoin Uwe,

ich kann mich dem hier schon geschriebenen nur ausnahmslos anschließen:
Eine unglaubliche Detailarbeit, sowohl das Dio als auch der Baubericht mit den historischen Hintergründen. Durch den BB und die Vorstellung der einzelnen Figuren mit dem Link zur realen Geschichte, bekommt das Dio nochmal einen ganz anderen Charakter. Auch der Baubericht an sich ist erfrischend anders, einfach klasse  :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Ich freue mich auf die weiteren Updates  :P

Hi Sascha,

herzlichen Dank für Deine freundlichen Worte und prima, dass der Baubericht so gut ankommt, solches Lob geht runter wie Öl. :P :P

LG - Uwe    :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 08. Juni 2018, 15:08:26
4. Update

     Der Militärtribun



Die Figur des Miltiärtribuns (https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rtribun#Milit%C3%A4rtribunen_der_Kaiserzeit) (Tribunus Militaris oder Tribunus Militum) kommt im Vorlagegemälde nicht vor. Ich fand es aber passend, ihn an dieser exponierten Stelle vor der eigenen Front der erschöpften Legionäre aufzustellen. Indem er eine erbeutete Eber-Standarte triumphierend in Richtung der zurückgeschlagenen Angreifer hoch reckt, steht er hier symbolisch für die sich (außerhalb des im Diorama dargestellten Geschehens) zurückziehenden Britannier.

Dies ist ein gerne in Dioramen angewandter Kniff, eine Übermacht an gegnerischen Figuren außerhalb der Grundfläche eines Dioramas oder Vignette durch die Haltung der dargestellten Figuren anzudeuten. Zum Beispiel meisterhaft angewendet durch den US-amerikanischen Modelleur und Figurenbemaler Bill Horan in seinem bahnbrechenden Diorama "Gandamak" (http://www.flattinfigures.com/wp-content/uploads/Last_Stand_at_Gandamak.jpg) von 1988 mit insgesamt 27 Figuren. Dieses mehrfach preisgekrönte Meisterstück wurde in verschiedenen Internet-Foren gelegentlich als  "Mother of all Dioramas" bezeichnet; für mich damals der Antrieb, mich mit Dioramen zu befassen.

Als Grundlage für die Figur diente mir Nr. SG-F24 "Roman Centurion in Battle (AD 125)" von "Andrea Miniaturas".

(http://www.andreaeurope.com/fotos/andrea/Serie-General/detallegran/SG-F24-01.jpg)
Quelle: http://www.andreaeurope.com/en/1/andrea-miniatures/111/series-general/283/sg-f24-roman-centurion-in-battle-ad-125.html#!prettyPhoto (http://www.andreaeurope.com/en/1/andrea-miniatures/111/series-general/283/sg-f24-roman-centurion-in-battle-ad-125.html#!prettyPhoto)

Zum Einsatz kamen nur der Rumpf und die Beine. Die Arme wurden aus in Form geschliffenen Gußästen erstellt, dieselben angebohrt und mit Stiften am Rumpf spielerisch in die richtige Pose gebracht, die Schwertklinge besteht aus Holz, Detailarbeit erfolgte mit Milliput. Der Kopf stammt aus der "Adam und Eva" (https://www.preiser-figuren-onlineshop.com/images/product_images/popup_images/Preiser/PREI058000.jpg)-Serie von Preiser in 1:32. Die erbeutete Standarte mit dem Eber entstand aus normalem Kupferdraht und etwas Milliput:

(https://abload.de/img/atrib2k1rzt.jpg) (https://abload.de/img/atrib1o4qix.jpg)

(https://abload.de/img/atrib4aniu0t.jpg)

Bei der Vorlage für die kleine Eber-Statuette hatte ich mich ungefähr an diesem Gemälde (https://i.pinimg.com/originals/1e/17/81/1e1781018e30c72807c9bbcc1c29aa10.jpg) von Angus McBride (Osprey-Verlag Men-at-Arms Series No. 158 "Rome's Enemies (2): Gallic and British Celts") orientiert. Allerdings hätte ich 'meinen' Eber ruhig etwas dünner, entsprechend originalen Funden (siehe hier (https://www.alamy.com/stock-photo-celtic-art-bronze-boar-from-sanctuary-of-newy-loiret-musee-dorleans-57294932.html)) gestalten können.

Als Vorlage für den Helm des Tribunen hab ich mich damals (leider) für einen "apulo-korinthischen Helm" (https://de.wikipedia.org/wiki/Apulisch-Korinthischer_Helm) entschieden; andere in der Fachliterartur hierfür verwendete Begriffe lauten "etrusko-korinthisch", "italo-korinthisch" oder "pseudo-korinthisch":

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/7b/Ancient_Greek_Bronze_Helmet.jpg/800px-Ancient_Greek_Bronze_Helmet.jpg)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Apulisch-Korinthischer_Helm#/media/File:Ancient_Greek_Bronze_Helmet.jpg (https://de.wikipedia.org/wiki/Apulisch-Korinthischer_Helm#/media/File:Ancient_Greek_Bronze_Helmet.jpg)

Die Bezeichnung "pseudo-korinthisch" leitet sich von der Tatsache ab, dass diese Helme so aussahen wie "korinthische Helme" (https://de.wikipedia.org/wiki/Korinthischer_Helm), die von ihrem Träger nach hinten geschoben wurden, um vielleicht mal etwas frische Luft an die Gesichtshaut zu lassen - eine Darstellung, die man oft auf antiken Darstellungen findet, zum Beispiel bei der Büste des griechischen Strategen Perikles (http://deacademic.com/pictures/dewiki/80/Pericles_Pio-Clementino_Inv269_n3.jpg). "Leider" schrieb ich oben aus zwei Gründen.

Erstens wollte ich für den Tribunus mal einen anderen Helm verwenden, als den für römische Offiziere sonst immer wieder gern genommenen "attischen" Helm, wie wir ihn zur genüge aus Filmen und Rekonstruktionszeichnungen und zum Beispiel dem berühmten sog. "Praetorianer-Relief aus dem Louvre" (https://c1.staticflickr.com/8/7408/26884218486_b8c3e7b089_b.jpg) kennen; und wie ihn ja auch "mein" Feldherr im Diorama trägt - siehe oben Antwort #15. Aber diese "Pseudo-Korinther", so imposant sie auch aussahen, waren eigentlich in Massen produzierte Helme, die neben anderen Typen (die ich hier jetzt nicht aufzählen will) zur Zeit der römischen Republik vor allem vom schweren Fußvolk, den Legionären, getragen wurden. Dieser Helmtyp wäre also für "meinen" Tribun nichts besonderes gewesen, es sei denn, man wollte ihn als antiquiertes Erbstück aus Familienbesitz heranziehen.

Zweitens habe ich ihn mit eigens applizierten Wangenklappen versehen, wie man sie gerne in heutigen Reproduktionen für Reenacter (siehe nächstes Bild) oder häufig auf Rekonstruktionszeichnungen findet, wie zum Beispiel hier (http://media.moddb.com/images/mods/1/22/21841/g_apulo_A_prev.png) (untere Reihe) oder hier (https://periklisdeligiannis.files.wordpress.com/2013/12/2.jpg).

(http://ferrangarreta.com/content/img/ferrangarreta.com_cascrecct.4g.jpg)
Quelle: http://ferrangarreta.com/content/img/ferrangarreta.com_cascrecct.4g.jpg (http://ferrangarreta.com/content/img/ferrangarreta.com_cascrecct.4g.jpg)

Aber das sind alles moderne Rekonstruktionen, ich kenne keine einzige antike Darstellung (Statue, Graffito, Relief) oder archäologischen Fund, die einen pseudo-korinthischen Helm mit Wangenklappen zeigt - einzige Ausnahme: der rätselhafte Helm von Augustodunum (Autun, Frankreich), der alle Merkmale eines pseudo-korinthischen Helms, d. h. mit dem charakteristischen Gesicht auf der vorderen Helmkalotte und diesmal sogar mit Wangenklappen, zeigt:

(http://www.the-romans.eu/Museum/var/resizes/Archeological-sites/Autun/aum001-gallic-helmet.jpg)
Quelle: http://www.the-romans.eu/MY-museum/singlepage.php?path=Archeological-sites/Autun/aum001-gallic-helmet (http://www.the-romans.eu/MY-museum/singlepage.php?path=Archeological-sites/Autun/aum001-gallic-helmet)

Er wird in der Fachliteratur, z. B. Henry Russell Robinson ("Arms and Armour of Imperial Rome", S. 136 ff.) oder Michael Simkins ("The Roman Army from Caesar to Trajan") ins 1. Jhdt. n. Chr. datiert, beide schreiben ihn einem höheren Offizier, vielleicht sogar im Range eines Provinzgouverneurs zu. Aber der Helm ist nun wirklich sehr ausgefallen - der Nackenschutz soll beweglich sein und aus mehreren Segmenten bestehen und es wurde auch bereits vermutet, dass er auch nur als Kopfbedeckung für eine Statue gedient hat. Gleichwohl wäre er aber vermutlich eine bessere Alternative für einen Tribun gewesen, als der von mir verwendete "einfache" pseudo-korinthische Helm.


Der Tribun im Diorama

So stand die Figur etliche Jahre in der Vitrine:

(https://abload.de/img/btrib1v2sdv.jpg)

Bis sie dann im Rahmen eines Umzugs ihres hochgereckten Armes und der Eber-Standarte verlustig wurde, den Eber selbst konnte ich zum Glück noch finden. Also begann ich am Beginn des Jahres 2018, einen neuen Arm und eine Hand zu erstellen und mit einer neuen Eber-Standarte zu verbinden. Die Figur selbst war und ist fest mit dem Diorama verbunden, sie irgendwie abzumontieren, hätte vermutlich neue Beschädigungen zumindest an der Bemalung nach sich gezogen. Also wurde ganz vorsichtig mit einem 0,8 mm-Bohrer ein kleines Loch in den Armstumpf gebohrt; auf dem linken Bild sieht man auch noch die ebenfalls abgebrochenen Helmbüsche des Tribuns und des Centurios:

(https://abload.de/img/2018-01-2511.15.44ad1s7t.jpg)

Anschließend wurde die noch vorhandene Eber-Statuette auf eine neue Stange mit Aufsatz geklebt und 0,8 mm Draht in vier Windungen möglichst fest um die Stange gedreht und verklebt. Diese Konstruktion konnte ich dann mit dem Armstumpf verkleben und Arm und Hand mit etwas Milliput rekonstruieren, wobei der um die Stange gewundene Draht gut für die Finger der Hand genutzt werden konnte:

(https://abload.de/img/2018-01-2511.16.26azsseu.jpg)


Der Tribun nach seiner Restaurierung

An seiner weißen Tunica trägt der Tribun zwei senkrecht verlaufende purpurne Streifen, die sog. Clavi (Einzahl = Clavus), die ihn als Angehörigen der römischen Ritterschaft ausweisen. Angehörige des senatorischen Adels trugen an gleicher Stelle etwas breitere Streifen; siehe oben - am Beginn dieses Updates habe ich einen informativen Wikipedia-Artikel verlinkt.

Einer dieser ritterlichen Militärtribunen die an der Schlacht teilnahmen, ist uns mit der historischen Figur des Gnaeus Iulius Agricola (https://de.wikipedia.org/wiki/Gnaeus_Iulius_Agricola) überliefert. Agricola, der später (in den Jahren 77 - 84 n. Chr.) zum Statthalter der Provinz Britannien aufstieg, diente im Jahre 61 als junger Tribun im Stab des seinerzeitigen Statthalters und Oberbefehlshabers Paulinus (she. 1. Update) und dürfte könnte in dieser Position an der Schlacht teilgenommen haben. (Dank an JWintjes für seinen Korrekturhinweis)

(https://abload.de/img/2018-05-2913.06.57amguiy.jpg)

(https://abload.de/img/2018-05-2913.08.16aggulm.jpg)


Wird fortgesetzt


LG - Uwe  :winken:
Titel: Intermodellbau
Beitrag von: Wolfgang Meyer in 08. Juni 2018, 16:33:52
Hallo Uwe,

das Gandamak-Diorama von Bill Horan war auch bei mir damals der Auslöser. Ich kann mich noch an den großen Artikel in der "Modellfan" erinnern, das war 1988 oder 1989. Einfach fantastisch dieses Diorama.

Natürlich kenne ich auch dein Römerdiorama. Wir haben damals mal zusammen am Stand der IHF (Rolf Zimmermann) auf der Intermodellbau ausgestellt. Ich weiß garnicht mehr, was ich damals gezeigt habe, aber an dein fantastisches Diorama kann ich mich noch gut erinnern. Das hatte für mich damals auch schon die perfekteste Qualität, die man sich vorstellen kann. Obwohl ich ja immer nur den kleinen Maßstab bearbeitet habe, war dein Diorama auch mit der Ansporn für mich, Szenen im Diorama interaktiv zwischen den Figuren und so realistisch wie möglich zu zeigen.

Dein Diorama war und ist ein Kunstwerk! :1:

Liebe Grüße,

Wolfgang
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: mm in 09. Juni 2018, 11:47:58
Hallo Uwe,

die "Mother of all Dioramas"" war mir Unbekannt. Dein Bericht und Deine Arbeit, so ins Detail gehend, braucht sich dahinter wohl mal nicht zu verstecken. Was soll man sonst als Laie schreiben? Ich finde es toll dass Du uns daran teilhaben lässt. Da muss man, also ich zumindest, mehrfach lesen und vergleichen um es erfassen zu können.

Gruß Tom
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 10. Juni 2018, 02:08:45
Wolfgang Meyer schrieb:
ZitatHallo Uwe,

das Gandamak-Diorama von Bill Horan war auch bei mir damals der Auslöser. Ich kann mich noch an den großen Artikel in der "Modellfan" erinnern, das war 1988 oder 1989. Einfach fantastisch dieses Diorama.

Natürlich kenne ich auch dein Römerdiorama. Wir haben damals mal zusammen am Stand der IHF (Rolf Zimmermann) auf der Intermodellbau ausgestellt. Ich weiß garnicht mehr, was ich damals gezeigt habe, aber an dein fantastisches Diorama kann ich mich noch gut erinnern. Das hatte für mich damals auch schon die perfekteste Qualität, die man sich vorstellen kann. Obwohl ich ja immer nur den kleinen Maßstab bearbeitet habe, war dein Diorama auch mit der Ansporn für mich, Szenen im Diorama interaktiv zwischen den Figuren und so realistisch wie möglich zu zeigen.

Dein Diorama war und ist ein Kunstwerk! :1:

Liebe Grüße,

Wolfgang
Hallo Wolfgang,

das ist ja ein Ding, dass wir beide damals durch den gleichen Artikel inspiriert wurden, uns näher mit Dioramenbau zu beschäftigen. Ich hab mir damals  alle 4 "Modellfan"-Hefte gekauft, in denen der Baubericht enthalten war. Den hab ich heute noch, sauber ausgeschnitten und eingetütet.  :D

An die Ausstellungen mit der IHF auf der Intermodellbau denke ich auch gerne zurück. Ein befreundeter Modellbauer von der IHF, der sich genau wie ich für die "alten" Römer interessierte, hatte mir damals freundlicherweise angeboten, meine Dio's und Figuren in seinen Ausstellungsvitrinen mit auszustellen. Später gab's noch gemeinsame Projekte zum Thema "Rom" mit einigen Leuten von der IHF und weiteren Modellbauern im Römerlager Oberaden und in Xanten. Schade, dass sich die IHF zwischenzeitlich offenbar aufgelöst hat - war 'ne feine Truppe.

Und meinen allerherzlichsten Dank für Dein reichliches Lob. Da fehlen mir schon fast die Worte, um meinen Dank für Deine Aussage gebührend zum Ausdruck dafür zu bringen, dass mein Dio Dir als Ansporn gedient haben soll. Vor allem, wenn man bedenkt, was Du mit Deinen Freunden im kleinen, aber feinen 1:72'er Maßstab schon alles auf die Beine gestellt hast an Großdioramen, in denen ihr immer wieder mit gut recherchierten und liebevoll gestalteten Details kleine Geschichten am Rand des großen Geschehens erzählt. Das ist absolut meisterhaft und brilliant.
:klatsch: :klatsch: :klatsch:

Und last but not least sind Eure fein bebilderten Work-in-Progress-Bauberichte vorbildlich und immer wieder eine reichlich sprudelnde Quelle der Inspiration.


mm schrieb:
ZitatHallo Uwe,

die "Mother of all Dioramas"" war mir Unbekannt. Dein Bericht und Deine Arbeit, so ins Detail gehend, braucht sich dahinter wohl mal nicht zu verstecken. Was soll man sonst als Laie schreiben? Ich finde es toll dass Du uns daran teilhaben lässt. Da muss man, also ich zumindest, mehrfach lesen und vergleichen um es erfassen zu können.

Gruß Tom
Hallo Tom,

es freut mich wirklich, dass mein Geschreibsel so gut bei Dir und anderen ankommt. Zeigt es mir doch, dass es der Mühen wert ist. Anfangs hatte ich Sorge, dass es Euch womöglich zu ausführlich und zu sehr in die Tiefe gehend sein könnte oder dass es kaum jemand interessiert. Aber Deine Antwort zeigt mir, dass es Dir offenbar Spaß macht, den vielen von mir verlinkten Hintergrundinformationen nachzugehen und das freut mich wiederum. Und es spornt an.   :P :D


LG Euch beiden - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32
Beitrag von: Puchi in 11. Juni 2018, 09:04:08
Servus Uwe! :winken:

Ich finde Deinen Baubericht einfach großartig. Die tiefgehenden Erklärungen und Ergänzungen sind spitze und für mich eine wertvolle Ergänzung zum Gezeigten. Ein ganz, ganz großes Danke für die große Mühe, die Du Dir da machst. :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Passt aber zu Deinem Dio, das ist ja ebenfalls vom Allerfeinsten. Umbauten, Details, Bemalung... alles top! :P :P :P

Übrigens: dieses Bild....
Zitat von: Uwe B. in 08. Juni 2018, 15:08:26
(https://abload.de/img/btrib1v2sdv.jpg)
... könnte glatt als Gemälde durchgehen. :1: Unglaublich, die detaillierte Bemalung! 8o


Liebe Grüße,

Karl
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: bughunter in 11. Juni 2018, 21:29:13
Hallo Uwe,
wieder einmal fantastische Bilder mit unglaublichen Details! Bei Bildern der einzelnen Figuren aus dem großen Dio glaubt man echt, das sei aus dem Leben gegriffen :P
Und sehr schön, daß Du den Umzugsschaden repariert hast, das wäre echt zu Schade. Ich mag auch nicht gern, an einem eigentlich fertigen Modell arbeiten zu müssen - man hat immer Angst, etwas zu zerstören und sich noch mehr Arbeit einzuhandeln!

Meinen allergrößten :respekt: vor diesem Kunstwerk und seinem Erschaffer!

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe K. in 11. Juni 2018, 22:35:26
Ich schwöre, gerade hamse sich bewegt! Einfach unglaublich.
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 12. Juni 2018, 21:31:14
Liebe Freunde,

danke für Eure Rückmeldungen.  :)


Puchi schrieb:
ZitatServus Uwe! :winken:

Ich finde Deinen Baubericht einfach großartig. Die tiefgehenden Erklärungen und Ergänzungen sind spitze und für mich eine wertvolle Ergänzung zum Gezeigten. Ein ganz, ganz großes Danke für die große Mühe, die Du Dir da machst. :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Passt aber zu Deinem Dio, das ist ja ebenfalls vom Allerfeinsten. Umbauten, Details, Bemalung... alles top! :P :P :P

Übrigens: dieses Bild....

btrib1-klein.jpg 

... könnte glatt als Gemälde durchgehen. :1: Unglaublich, die detaillierte Bemalung! 8o


Liebe Grüße,

Karl
Hallo Karl,

und Du kannst den Schreib-Aufwand ja gut beurteilen, denn Du bist an dieser Form meines Bauberichts nicht ganz unschuldig - schließlich war es ja gerade Dein Baubericht zur tranchierten Dampflok, den ich mir unter anderem für meinen BB zum Vorbild nahm (siehe oben Antwort #43 vom 27. Mai 2018, 23:41:12 (http://modellboard.net/index.php?topic=60546.msg935470#msg935470)).
:1: 8) :D

Für Deine freundlichen Worte und positive Bewertung des Dios bis hierhin danke ich Dir auch recht herzlich. Das von Dir zitierte Bild gehört noch zu den älteren von ca. 2000, also kurz nach der ersten Fertigstellung. Die Qualität der Fotos von damals ist noch ziemlich unscharf, vielleicht trägt dies ja zum Eindruck eines Gemäldes bei.
:6:


bughunter schrieb:
ZitatHallo Uwe,
wieder einmal fantastische Bilder mit unglaublichen Details! Bei Bildern der einzelnen Figuren aus dem großen Dio glaubt man echt, das sei aus dem Leben gegriffen :P
Und sehr schön, daß Du den Umzugsschaden repariert hast, das wäre echt zu Schade. Ich mag auch nicht gern, an einem eigentlich fertigen Modell arbeiten zu müssen - man hat immer Angst, etwas zu zerstören und sich noch mehr Arbeit einzuhandeln!

Meinen allergrößten :respekt: vor diesem Kunstwerk und seinem Erschaffer!

Viele Grüße,
Bughunter
Hi Frank,

dank Dir für Dein reichliches Lob, der letzte Satz hat mich grad noch mal 2 cm (in die Höhe !!!) wachsen lassen.  :P ;)

Ja, das ist immer so eine Sache mit der Reparatur bereits eigentlich fertiggestellter Arbeiten. Ich habe mich damit motiviert, dass ich zusätzliche neue Figuren hinzufüge. Ein Kelte und ein Wolf sind bereits dazu gekommen (dazu später mehr nach Vorstellung der bisherigen Figuren), 2 Römer sind gerade am entstehen und 2 zusätzliche Kelten habe ich noch ins Auge gefaßt (Planungsstadium). Außerdem habe ich bereits mehrere Schilde, Schwerter, einen Helm und ein keltisches Blasinstrument (sog. Carnyx) auf dem Schlachtfeld verteilt, das mir vorher einfach zu übersichtlich war. Und für den Tribunen bereite ich noch ein nachträgliches Update vor, weil mir aufgefallen ist, dass er ja völlig ohne Schild dasteht - und das geht natürlich gar nicht.  8) :D

Uwe K. schrieb:
ZitatIch schwöre, gerade hamse sich bewegt! Einfach unglaublich.
Hallo Uwe,

:3: :D :6:  Du hast ein wirklich scharfes Auge.  ;) Danke dafür - mehr kann man wohl nicht erwarten  ;) :D 8)


LG - Uwe    :winken:

Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: coporado in 14. Juni 2018, 06:38:30
Moin Uwe,

ich kann mich gar nicht satt sehen/ lesen an dem BB und den Figuren. Die Bemalung ist sowas von gelungen  :P
Bei unserem nächsten Zusammentreffen können wir ja mal eine Figurenmal- Lehrstunde einlegen  :1:

Bis zum nächsten Update  :P
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 22. Juni 2018, 23:06:23
coporado schrieb:
Zitat
Moin Uwe,

ich kann mich gar nicht satt sehen/ lesen an dem BB und den Figuren. Die Bemalung ist sowas von gelungen  :P
Bei unserem nächsten Zusammentreffen können wir ja mal eine Figurenmal- Lehrstunde einlegen  :1:

Bis zum nächsten Update  :P
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Gruß
Sascha  :winken:
Hallo Sascha,

herzlichen Dank für Deine überaus freundlichen Worte. Auf unser nächstes Zusammentreffen (Lingen 2019?) würde ich mich zwar auch freuen, zumal Du dann wahrscheinlich wieder mindestens 1 neues Diorama dabei hättest, wahrscheinlich mit der 8,8 Flak - aaaber, ob ich Dir mit meinen bescheidenen Malkünsten noch was zeigen könnte, was Du nicht ohnehin schon drauf hast, das wage ich zu bezweifeln.  :D 8)

LG - Uwe   :winken:

Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Flugwuzzi in 23. Juni 2018, 10:40:40
Einfach großartig Uwe  :klatsch: :klatsch:

Sowohl das umgesetzte Diorama als auch deine ausführlichen Erklärungen dazu.  :P
Man merkt einfach wie viel Liebe und Begeisterung in die ganze Komposition geflossen sind.
Es macht richtig Freude "mit dir" durch das Dio zu wandern und die Details zu erkunden. Dass ich, quasi nebenbei, so interessante historische Detailinformationen aufsaugen kann ist ein toller Nebeneffekt  :D

lg
Walter

Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 23. Juni 2018, 12:51:41
Flugwuzzi schrieb:
ZitatEinfach großartig Uwe  :klatsch: :klatsch:

Sowohl das umgesetzte Diorama als auch deine ausführlichen Erklärungen dazu.  :P
Man merkt einfach wie viel Liebe und Begeisterung in die ganze Komposition geflossen sind.
Es macht richtig Freude "mit dir" durch das Dio zu wandern und die Details zu erkunden. Dass ich, quasi nebenbei, so interessante historische Detailinformationen aufsaugen kann ist ein toller Nebeneffekt  :D

lg
Walter

Hallo Walter,

dankeschön und prima, dass es Dir so gut gefällt. So viel Lob - auch von den anderen Mitlesern - ist mir schon fast peinlich, schließlich fasse ich ja nur an historischen Informationen zusammen, wovon ich vermute und hoffe, dass es gerade zu meinen Figuren paßt. Ich wollte das eigentlich immer schon mal in irgendeiner Form für mich selbst machen - aber so macht es dank Eurer Rückmeldungen viel, viel mehr Spaß.
:1:  8)  :D

Einen kleinen Haken hat diese Form des BB dann aber doch, es ist viel aufwändiger, als ich es mir vorgestellt hatte: Infos sammeln, Bilder erstellen oder aus dem Netz heraus suchen, eigene Fotos MB-gerecht formatieren und uploaden und nicht zuletzt, meine Gedanken sauber auszuformulieren und das daraus entstandene Geschreibsel immer wieder zu redigieren. Schließlich soll es ja vor Euren Augen einigermaßen bestehen. Aber das macht mir ja Spaß und das hab ich auch nicht gemeint:

Ich erwisch mich immer öfter dabei, dass meine eigenen Kommentare zu Euren Werken dabei (im wahrsten Sinne des Wortes) zu kurz kommen, dass ich manchmal sogar für mich interessante Bauberichte befreundeter Modellboard'ler übersehe und erst spät in deren Kommentierung einsteige. Dabei weiß ich doch selbst, wie wir uns alle über Rückmeldungen zu unseren Projekten freuen. 
:)

Ich bitte hierfür um Nachsicht und gelobe Besserung.  ;)

LG - Uwe   :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 26. Juni 2018, 16:20:29
Ich schrieb in Antwort #53:
ZitatUnd für den Tribunen bereite ich noch ein nachträgliches Update vor, weil mir aufgefallen ist, dass er ja völlig ohne Schild dasteht - und das geht natürlich gar nicht.  8) :D


5. Update

     Der Militärtribun - Rundschild



Als Vorbild für die Ausrüstung und das Aussehen eines Militärtribuns wird in der Fachliteratur immer wieder gerne die entsprechende Figur vom Altar des Domitius Ahenobarbus (https://en.wikipedia.org/wiki/Altar_of_Domitius_Ahenobarbus) (schöner Wikipedia- Bericht, leider nur englisch) zitiert. Nach Ansicht einiger Forscher ist hier neben einfachen Legionären und Reitern auch ein hoher römischer Offizier, nämlich ein Tribun oder General, dargestellt, andere meinen hierin eine Personifikation des Kriegsgottes Mars erkennen zu wollen.

(https://cl102blog.files.wordpress.com/2018/01/3-ahenobarbus-mars.jpeg)
Quelle: https://cl102blog.files.wordpress.com/2018/01/3-ahenobarbus-mars.jpeg (https://cl102blog.files.wordpress.com/2018/01/3-ahenobarbus-mars.jpeg)

Auf jeden Fall wurde diese Figur schon häufig als Vorbild für die Darstellung eines römischen Tribuns heran gezogen - zum Beispiel hier (https://i.pinimg.com/originals/49/16/bc/4916bc677b1fe02d7c1fab046ca6c2c1.jpg) oder hier (https://i.pinimg.com/originals/d9/c9/91/d9c991edd86cac0549ed362fbe5d5d01.jpg) (jeweils die Figur links). Als Beispiel für eine davon abgeleitete Zinnfigur hier nur die schöne Figur von "Soldiers":

(http://www.art-girona.com/1581-large_default/roman-tribune-from-2nd-century-bc-to-1st-century-ad.jpg)
Quelle: http://www.art-girona.com/ancient-romans-series-54mm/1454-roman-tribune-from-2nd-century-bc-to-1st-century-ad.html (http://www.art-girona.com/ancient-romans-series-54mm/1454-roman-tribune-from-2nd-century-bc-to-1st-century-ad.html)

Bei allen diesen Darstellungen fällt auf, dass der Tribun im Gegensatz zum länglichen Scutum (=Schild) der Legionäre jeweils einen großen Rundschild mit sich führt. Bei der obigen Zinnfigur von "Soldiers" ist dies ein flacher Rundschild, typisch waren als Schutzbewaffnung für Tribune aber auch große gewölbte Rundschilde. Ein solcher fehlte "meinem" Tribun auf dem Diorama noch und so entschloß ich mich anläßlich der Restaurierung/Ergänzung in 2018, ihm noch einen entsprechenden Schild beizugeben.

Bei diesem gewölbten Rundschild handelt es sich um einen Schildtyp, den wir bereits aus der griechischen Antike kennen - den berühmten Hoplon (https://de.wikipedia.org/wiki/Hoplon), der den griechischen Hopliten (https://de.wikipedia.org/wiki/Hoplit) ihren Namen gab. Die Römer nannten diesen Schildtyp Clipeus (https://de.wikipedia.org/wiki/Clipeus), was sich aus dem griechischen ableitet und wohl soviel wie "Bedeckung" oder "Deckung" bedeutet. Römische Vorbilder gibt es dafür genug, hier nur 3 Beispiele:

(http://late-roman.ru/data/imagegallery/30ceb707-bba9-d601-863e-a254b6480812/8fcd3b6d-0813-6197-5a85-4fbb44f1b359.jpg)
Quelle: http://late-roman.ru/data/imagegallery/30ceb707-bba9-d601-863e-a254b6480812/8fcd3b6d-0813-6197-5a85-4fbb44f1b359.jpg

(https://www.degruyter.com/view/j/jah.2016.4.issue-2/jah-2016-0019/graphic/jah-2016-0019_abb10.jpg)
Quelle: https://www.degruyter.com/view/j/jah.2016.4.issue-2/jah-2016-0019/graphic/jah-2016-0019_abb10.jpg (https://www.degruyter.com/view/j/jah.2016.4.issue-2/jah-2016-0019/graphic/jah-2016-0019_abb10.jpg)

(http://farm6.static.flickr.com/5785/23282047832_eb68a9a03a.jpg)
Quelle: http://farm6.static.flickr.com/5785/23282047832_eb68a9a03a.jpg (http://farm6.static.flickr.com/5785/23282047832_eb68a9a03a.jpg)

Ich wählte für mein Diorama das letzte Beispiel, das einen Ausschnitt aus dem sog. "Portonaccio Sarcophag" (siehe hierzu den schön bebilderten Wikipedia-Artikel (https://en.wikipedia.org/wiki/Portonaccio_sarcophagus), leider wieder nur in englisch) zeigt. Dargestellt ist dabei ein Gorgoneion (https://de.wikipedia.org/wiki/Gorgoneion) oder Medusenhaupt (https://de.wikipedia.org/wiki/Medusa). Kurz zusammengefaßt war die Gorgone Medusa eine Sagengestalt aus der griechischen Mythologie, deren alleiniger Anblick jeden sofort zu Stein erstarren ließ, der ihr in die Augen sah. Erst dem Zeus-Sohn Perseus (https://de.wikipedia.org/wiki/Perseus_(Sohn_des_Zeus)) gelang es mit einer List, die Medusa zu töten und ihr den Kopf abzuschlagen.

Somit ist es nicht verwunderlich, dass das abgeschlagene Medusenhaupt in der Antike zur Abschreckung des Feindes vor allem von römischen Offizieren bis hin zu den Kaisern mittig auf ihren Brustpanzern, bisweilen aber auch auf ihren Rundschilden angebracht wurde - siehe hier z. B. auf einer Panzerstatue des römischen Kaisers Trajan:

(http://www.nationalgeographic.it/images/2015/04/16/140021400-905993c6-a001-4295-be07-6ca6b0db5d17.jpg)
Quelle: http://www.nationalgeographic.it/dal-giornale/2015/04/17/foto/la_colonna_traiana_un_diario_di_guerra_a_roma-2569718/2/ (http://www.nationalgeographic.it/dal-giornale/2015/04/17/foto/la_colonna_traiana_un_diario_di_guerra_a_roma-2569718/2/)

Eine noch ältere Darstellung zeigt die Verwendung des Medusenhaupts auf dem Brustpanzer des makedonischen Königs Alexander III. (der Große) - siehe hier auf einem Ausschnitt des berühmten Alexander-Mosaiks (https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandermosaik) von Pompeji:

(https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/09/Alexander_Mosaic-high_res_fragment.jpg/399px-Alexander_Mosaic-high_res_fragment.jpg)
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Alexander_Mosaic-high_res_fragment.jpg (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Alexander_Mosaic-high_res_fragment.jpg)


Bau des Schildes

Nicht zuletzt trägt auch der Tribun auf meinem Diorama dieses Medusenhaupt auf seinem Brustpanzer und so fand ich es passend, auch einen entsprechendes Symbol auf seinem Schild darzustellen. Für den Bau des Schildes schnitt ich zunächst die obere Partie des Behälters aus einem Überraschungs-Ei ab:

(https://abload.de/img/2018-06-0216.47.31abss0r.jpg)

Anschließend wurden die Rillen an der Oberfläche des Ü-Ei's mit Milliput verspachtelt und an der Unterseite des Schildes ein Kreis aus Tubenblech angeklebt, der im Durchmesser etwas größer war als der Schildkörper, der innere Bereich des Tubenblechs dann herausgeschnitten, verschliffen und die Innenseite des Schildes noch etwas detailliert durch Anbringung einer Oberarmschlaufe und des Handgriffs:

(https://abload.de/img/2018-06-1016.19.50a7asqu.jpg)

Nun stellte sich die Frage, wie die bildlichen Darstellungen auf antiken Steinreliefs denn zu interpretieren seien. Sollten sie eine reine, zweidimensionale Schildbemalung repräsentieren oder sollten Teile des Dekors doch plastisch gewesen sein? Einerseits sind flache Rundschilde einzig und allein mit Bemalung und ohne plastisches Dekor gefunden worden. Ich entschied mich, zumindest das Medusenhaupt plastisch zu gestalten; ob ich damit zu 100 % historisch richtig liege, weiß ich jetzt leider auch nicht. Zumindest fand ich dazu im Figurenmodellbau hierzu ein Beispiel (https://i.pinimg.com/564x/c3/31/c3/c331c3a5ed13badd7517926b1687d6c8.jpg) - vergleich den Schild der hervorragend modellierten und bemalten Figur eines mir nicht bekannten Künstlers mit dem mittleren der von mir oben gezeigten Rundschilde auf römischen Reliefs.

Meinen ersten, mißglückten Modellierversuch will ich Euch nicht vorenthalten, ich hatte die Modelliermasse nicht gut genug durchgeknetet oder vermischt, und sie wurde einfach nicht hart:

(https://abload.de/img/2018-06-1316.18.419jsrm.jpg)

Der nächste Versuch - beide Bilder zeigen die gleiche Darstellung, links ist der Schildcorpus in weiß bemalt, rechts habe ich ihn in blau gehalten, analog zu den Schilden der Legionäre auf meinem Diorama, außerdem habe ich dem Haupt rechts noch ein paar Schlangen über die Haare modelliert und die links noch fehlenden Augen eingefügt:

(https://abload.de/img/2018-06-1814.20.16ahksyo.jpg)

Das vorläufige Endergebnis - schließlich habe ich auf den Rundschild noch die lateinischen Worte ROMA VICTRIX AETERNA, sinngemäß etwa: Rom - auf ewig siegreich. Das ist jetzt rein fiktiv, quasi so eine Art auf den Schild aufgebrachte Propaganda. Sollte ich mit dieser Art der Darstellung oder mit der Übersetzung völlig falsch liegen, bitte ich um entsprechende Rückmeldung:

(https://abload.de/img/2018-06-2614.31.25vgsnk.jpg)

Über die beste Platzierung des Rundschilds auf dem Diorama grübele ich noch. Beim ersten Beispiel stört mich, dass soviel von der Figur des Tribuns dabei verdeckt wird.

(https://abload.de/img/2018-06-2113.24.53bpsxx.jpg)

Im Moment favorisiere ich noch diese Platzierung, der Schild ist den leichten Abhang herunter gerollt oder gerutscht, die lateinische Propaganda-Aufschrift steht hier fast symbolhaft für die Darstellung auf dem Diorama:

(https://abload.de/img/2018-06-2614.41.55vuszi.jpg)


Wird fortgesetzt


LG - Uwe  :winken:
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Postbote in 26. Juni 2018, 21:18:13
Hallo Uwe,

erstmal Glückwunsch zum selbstgestalteten Schild :respekt: :meister: :klatsch:

Modellierung und Bemalung sehe ich als absolut gelungen an.
Und ich würde ebenfalls die Platzierung von Bild 2 bevorzugen.

Mit schönem Gruß
Christoph
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: JWintjes in 26. Juni 2018, 23:22:43
Hallo Uwe,

handwerklich ist das absolut spitze - wobei ich den ersten Versuch des Schildes mit dem Gesicht von Albert Einstein auch toll finde. "Roma aeterna victrix" geht auch, und die Idee, so einen Spruch auf einen Schild zu malen, ist sicher nicht abwegig.

Mit zwei Dingen habe ich aber ein kleines Problem - einmal mit der Form des clipeus; das ist ja erstmal eine ganz allgemeine Bezeichnung für Rundschild, aus der man nicht einfach eine spezielle Form ableiten kann; da muß man sich eher fragen, was für einen römischen Tribun aus der frühen Kaiserzeit denn allgemein als Schild in Frage kommt. Und das wird kaum ein Schild griechischen Typs gewesen sein - weil der für alles außer  dem Kampf in der Phalanx komplett untauglich ist. Der Tribun wird, wie alle anderen auch, einen Schild mit Buckel und Mittelgriff gehabt haben, schlicht weil es sich damit am einfachsten kämpft.

Das zweite Problem ist die Verzierung: auch wenn die auf Ornamenten dreidimensional erscheint, hat es das auf normalen "Gebrauchsschilden" sicher nicht gegeben - aus was für einem Material soll das auch gewesen sein? Allenfalls kann man sich einen dreidimensional ornamentierten Schildbuckel vorstellen, der durch Bemalungen auf der Schildplatte ergänzt ist.

Bitte nicht falsch verstehen - ich finde den Schild handwerklich sehr gelungen; ich halte ihn nur für völlig unrealistisch.

Jorit

PS: Nur weil ich's grad sehe - Agricola war kein ritterlicher Tribun, sondern stammt aus einer senatorischen Familie; dementsprechend dient er auch "nur" im Stab von Suetonius Paulinus und durchläuft nicht die für Ritter übliche Karriere der tres bzw. quattuor militiae.
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 27. Juni 2018, 14:36:04
Postbote schrieb:
ZitatHallo Uwe,

erstmal Glückwunsch zum selbstgestalteten Schild :respekt: :meister: :klatsch:

Modellierung und Bemalung sehe ich als absolut gelungen an.
Und ich würde ebenfalls die Platzierung von Bild 2 bevorzugen.

Mit schönem Gruß
Christoph

Hallo Christoph,

recht herzlichen Dank für Deine freundlichen Worte und Deine Einschätzung. Ich denke, dann werde ich das mit der Platzierung des Schildes so machen.
:P

LG - Uwe
Titel: Re: DEBELLARE SVPERBOS – Boudicca-Aufstand, Britannien, 61 n. Chr. – 1:32 (54 mm)
Beitrag von: Uwe B. in 29. Juni 2018, 00:32:26
JWintjes schrieb:
ZitatHallo Uwe,

handwerklich ist das absolut spitze - wobei ich den ersten Versuch des Schildes mit dem Gesicht von Albert Einstein auch toll finde. "Roma aeterna victrix" geht auch, und die Idee, so einen Spruch auf einen Schild zu malen, ist sicher nicht abwegig.

Mit zwei Dingen habe ich aber ein kleines Problem - einmal mit der Form des clipeus; das ist ja erstmal eine ganz allgemeine Bezeichnung für Rundschild, aus der man nicht einfach eine spezielle Form ableiten kann; da muß man sich eher fragen, was für einen römischen Tribun aus der frühen Kaiserzeit denn allgemein als Schild in Frage kommt. Und das wird kaum ein Schild griechischen Typs gewesen sein - weil der für alles außer  dem Kampf in der Phalanx komplett untauglich ist. Der Tribun wird, wie alle anderen auch, einen Schild mit Buckel und Mittelgriff gehabt haben, schlicht weil es sich damit am einfachsten kämpft.

Das zweite Problem ist die Verzierung: auch wenn die auf Ornamenten dreidimensional erscheint, hat es das auf normalen "Gebrauchsschilden" sicher nicht gegeben - aus was für einem Material soll das auch gewesen sein? Allenfalls kann man sich einen dreidimensional ornamentierten Schildbuckel vorstellen, der durch Bemalungen auf der Schildplatte ergänzt ist.

Bitte nicht falsch verstehen - ich finde den Schild handwerklich sehr gelungen; ich halte ihn nur für völlig unrealistisch.

Jorit

PS: Nur weil ich's grad sehe - Agricola war kein ritterlicher Tribun, sondern stammt aus einer senatorischen Familie; dementsprechend dient er auch "nur" im Stab von Suetonius Paulinus und durchläuft nicht die für Ritter übliche Karriere der tres bzw. quattuor militiae.


6. Update

     Der Militärtribun - Rundschild (Nachtrag)



Hallo Jorit,

zunächst möchte ich vorausschicken, dass ich mich wirklich sehr über Dein Interesse an meinem Baubericht gefreut habe. Als ich vor ca. 8 Jahren wegen der Zvezda-Trireme "Imperator" in 1:72 das Internet mit dem entsprechenden Suchbegriff durchforstete, stieß ich irgendwann automatisch auf das Modellboard und Deine Bemerkungen zum Thema, die sehr fundierte Sachkenntnis bezüglich der römischen Marine und zum römischen Militär allgemein erkennen ließen. Deshalb und aufgrund von Hans' tollem Baubericht über seinen römischen Limesturm habe ich mich damals überhaupt erst beim Modellboard angemeldet (http://modellboard.net/index.php?topic=34221.msg490208#msg490208).  8)

Daher besten Dank für Dein Lob und Deinen Kommentar zu dem Propagandaspruch, kann ich ihn also so weiter verwenden. Ich muß gestehen, dass ich mich hierzu u. a. durch die Einmarschsequenz (https://www.youtube.com/watch?v=WvS8cvapdMk) der Legio X Fretensis nach Jerusalem in der Neuverfilmung von "Ben Hur" (2016) habe verleiten lassen. Die Ähnlichkeit meiner ersten, in der Konsistenz mißlungenen Medusa mit dem guten Albert Einstein ist mir erst gar nicht aufgefallen, aber Du hast recht. Wenn ich bedenke, dass ich ihr nach dem Aushärten noch die für Medusenhäupter so typische, heraus hängende Zunge hinzumodellieren wollte, wäre die anachronistische Ähnlichkeit mit Einstein (http://mediaproxy.nordbayern.de/v3/image/images.nordbayern.de/ThumbnailatorAspectResizeFilter/w281.3333dp/image/policy:1.735800:1492444821/2397966277.jpg?h=512&m=FIT&w=680&$p$h$m$w=a51a626) ungewollt noch größer geworden ...   :3:

Dass der Oberbegriff Clipeus auch für flache oder auch nur leicht gewölbte, hexagonale oder rundovale Schilde, wie z. B. bei "meinen" Auxiliarkavalleristen, steht, war mir bekannt. Da die Römer für besondere Tapferkeit den "Clipeus Virtutis" (lat: Schild der Tapferkeit) verliehen, der mit dem Kürzel "CL.V" versehen auf römischen Münzen in der Form des gewölbten griechischen Rundschilds (Hoplon) abgebildet ist, sah ich mich mit der Bezeichnung Clipeus für letztgenannten auf der sicheren Seite:

(http://www.vroma.org/images/mcmanus_images/aug_vict_clipeus2a.jpg)
Quelle: http://www.vroma.org/images/mcmanus_images/aug_vict_clipeus2a.jpg (http://www.vroma.org/images/mcmanus_images/aug_vict_clipeus2a.jpg)

Für den runden gewölbten Schildtypus als Hauptverteidigungswaffe für den Tribun entschied ich mich aufgrund entsprechender Rekonstruktionszeichnungen, die ich in meinem letzten Update als Beispiele angeführt hatte (hier (https://i.pinimg.com/originals/49/16/bc/4916bc677b1fe02d7c1fab046ca6c2c1.jpg) und hier (https://i.pinimg.com/originals/d9/c9/91/d9c991edd86cac0549ed362fbe5d5d01.jpg)) und weil ich glaubte, dass der gewölbte Rundschild stabiler und ein besserer Schutz als ein flacher Schild sei und sich im übrigen auch gut für ein persönliches Schildmotiv eignen würde.

Die Frage nach der Interpretation der plastischen Darstellung auf den Reliefs hatte ich mir ja auch schon gestellt - siehe oben im letzten Update. Die Rekonstruktion als dreidimensionales Ornament reizte mich einfach. Im Original wäre es für die Römer technisch sicher kein Problem gewesen, die metallene Abbildung des Medusenhauptes auf den hauptsächlich aus Holz bestehenden Corpus des gewölbten Rundschildes zu montieren, quasi wie einen Schildbuckel. Ein entsprechendes Beispiel mit einem derart verzierten Schildbuckel ist uns ja mit dem Grabstein des C. Valerius Crispus von der Legio VIII Augusta überliefert:

(https://farm8.staticflickr.com/7150/6610892371_04a592a885_b.jpg)
Quelle: https://farm8.staticflickr.com/7150/6610892371_04a592a885_b.jpg (https://farm8.staticflickr.com/7150/6610892371_04a592a885_b.jpg)

Ich gebe allerdings zu, dass dies auch wieder eine Frage der Interpretation ist, vielleicht war auch dieses "Gesicht" (offenbar ein Stierkopf, der Stier war das Emblem dieser Legion) in der Realität am Schild des Verstorbenen nur aufgemalt.  :rolleyes:

An welche Schildform hattest Du denn genau gedacht, an einen flachen Rundschild oder an einen ovalen mit (oder ohne) Spina und mit Buckel? Oder könnte ein gewölbter Rundschild ohne plastische Ornamentierung doch Anwendung finden? Immerhin haben ja auch Andreas Strassmeir und Andreas Gagelmann "Das Heer des Varus" auf S. 27 einen ritterlichen Militärtribun der (ganz) frühen Kaiserzeit mit einem anderen Rundschild, der "Parma Equestris", ausgerüstet, der im Kampf wohl ähnliche Vor- oder Nachteile hatte wie der von mir verwendete:

(https://i.pinimg.com/564x/e0/a8/81/e0a881a6a4b8d31e814e1c2980083202.jpg)
Quelle: https://i.pinimg.com/564x/e0/a8/81/e0a881a6a4b8d31e814e1c2980083202.jpg (https://i.pinimg.com/564x/e0/a8/81/e0a881a6a4b8d31e814e1c2980083202.jpg)

Es ist für mich auch kein Problem, den gewölbten Rundschild einfach auszutauschen (etwas off-topic: mir schwebt da schon für ein Prätorianerdiorama seine Verwendung als Wandrelief vor, dann würde die plastische Ausführung auch Sinn machen, muss ich dann nur noch weiß oder marmorfarbig bemalen  8)).

Im übrigen habe ich Deinen wohlmeinenden Rat bestimmt nicht falsch verstanden, Du hast Deine Bedenken ja dankenswerterweise ziemlich schonend angebracht.  :P :)

Sorry, wenn meine Antwort etwas verspätet und länger ausgefallen ist, ich wollte damit nur aufzeigen, warum ich mich bei der Schildgestaltung wie entschieden habe. Ich kann nicht den Anspruch erheben, dass ich damit absolut richtig lag, dafür läßt die Antike mbMn zuviel Interpretationsspielraum.

Deinen Hinweis zu Agricola habe ich in meinem 4. Update (Antwort #46) an entsprechender Stelle korrigierend eingefügt.  8)


Wird fortgesetzt


LG - Uwe  :winken: