Dioramen GLADIATOR - Tigris versus Maximus

[Flugwuzzi]

  Große Klasse,
gefällt mir ausgesprochen gut deine Filmszene. Die Eigenbauten sind super gelungen ... Hut ab!!
Die Erklärungen rundum sind dazu noch echter Mehrwert ;-)

..  mehr davon!

lg
Walter

[nuggetier]

Der Tiger ist grandios gemacht! 
Vielleicht habe ich es übersehen, aber wie groß sind die Figuren, bzw. welcher Maßstab?

[Uwe B.]

Hallo Freunde,

herzlichen dank für Eure positiven Kommentare.

Furi - ja, die alten Römer waren - und sind es noch - mein jahrelanges Hauptinteressengebiet. Aber Tiger & Co. (damit meine ich nicht den vom Maximus-Dio, sondern den legendären Pzkpfwg. VI) waren vor über 35 Jahren mein Einstieg in den Modellbau, der jetzt wieder etwas Überhand gewinnt. Damals gabs nur wenige Hersteller und noch keine Dragons und Co. In der Zwischenzeit hat sich unglaublich viel getan, und da juckts in den Fingern, die alten Modelle vielleicht mal zu überarbeiten.

Ulf (Bongolo67) - die Eigenarbeit hält auch ganz schön auf. Ich selbst beobachte als stiller Genießer Dein Projekt und bin davon auch ganz angetan. Den Roman hab ich damals (in den 70' ern) auch zwei mal gelesen. Ich finde Deinen Ansatz hoch spannend und mit welcher Akribie Du vorgehst -  meinen allergrößten Respekt. Ich selbst habe das Kriegstagebuch meines Opas als mögliche Dioramenvorlage noch in Petto, vielleicht versuche ich da irgendwann auch mal was in der Richtung.

Walter (Flugwuzzi) - danke für Dein Lob. Ich finde, dass die Erklärungen drum herum eigentlich die Würze ausmachen. Insbesondere, wenn die Modellbauer auch etwas über die historischen Hintergründe ihrer Werke erzählen; schließlich haben sich die meisten (?) ja oft mit ausgiebiger Recherche befaßt und hätten etwas mitzuteilen.

Nuggetier - in der Zinnfigurenszene - und die meisten Römerfiguren, die ich in der Vergangenheit bemalte, waren welche - spricht man von 54 mm-Figuren und das entspricht - glaube ich - dem Maßstab 1:32.

LG Euch allen - Uwe

[Uwe B.]

Hallo MB-Freunde,

leider hat das Dio umzugsbedingt einige Schäden davontragen müssen (abgebrochene Waffenteile, ein Kopf). Da ich das Diorama zwecks Renovierung ohnehin anpacken muss - eine Arbeit, die ich bei einem eigentlich abgeschlossenem Projekt nicht gerne mache - habe ich überlegt, ob ich es nicht erweitern soll.

Irgendwie fehlte mir hierbei immer schon bei dieser 3 Figuren-Vignette die 3. Dimension, d. h. irgendwas, was über die Protagonisten hinaus in die Höhe reicht.  Ich hatte damals (2001) schon daran gedacht, eine dieser phallus-förmigen Kegelsäulen im Hintergrund der Arena (siehe zum Beispiel 1. Foto in diesem Thema) auf der Grundplatte zu platzieren. Aber da ich seinerzeit ganz straight eine genaue Reproduktion des Vorlage-Fotos erstellen wollte, hatte ich diese Idee wieder verworfen. Diese Säule ist ja in der Filmvorlage viel weiter von der Szene entfernt, als ich es auf dem begrenzten Platz des Dios hätte darstellen können.

Außerdem könnte ich noch etwas Leben in die Szene bringen durch zwei weitere Tiger.

Ich bin im Moment noch ein wenig ratlos, wie würdet ihr es halten? Ein eigentlich fertiges Diorama nach Reparatur noch einmal ergänzen oder die wertvolle Bastelzeit lieber in ganz neue Arbeiten investieren?

LG - Uwe

[hakkikt]

Ich finds toll so! Reparieren ja, aber sonst lieber die Arbeit in was Neues stecken.
Und Marcus Junkelmanns Buch zur Gladiatur ist tatsächlich äußerst lesenswert!

[Flugwuzzi]

  Toll gemacht ... von der Idee über die Umsetzung bis hin zur Bemalung. Ein wundervolles Unikat.

lg
Walter

[coporado]

Große Klasse Uwe, ein wunderschönes Einzelstück mit verblüffender Ähnlichkeit zum Original! Toll gemacht 

Gruß
Sascha 

[unilee]

Ich bin ja kein Figuren Typ aber echt super Dio was du da erschaffen hast!

[Hans]

Ich würde nix mehr ändern, einfach so lassen.

[Uwe B.]

Sascha, Walter, Unilee,

herzlichen Dank für Euer Lob, freut mich, wenn es Euch gefällt. 

hakkikt und Hans,

danke für Eure Meinung, irgendwie reizt mich die kleine Erweiterung aber doch noch.     Ich habe von einer der fraglichen Säulen mal auf die Schnelle einen "Pappkamerad" erstellt und eine provisorische Stellprobe gemacht. Ich glaube, der Platz in der hinteren rechten Ecke des Dios gibt es her, hier mal ein entsprechendes Teil aufzustellen - ich werde mal versuchen, auf der Basis von Pappe eine dreidimensionale Ausführung für weitere Aufstellproben zu bauen.

LG - Uwe

PS: die Reparatur ist abgeschlossen - Maximus hat wieder seine Schwertklinge dran, der Kopf des gegnerischen Gladiators sitzt wieder da, wo er hingehört, seine verschwundene Schwertklinge wurde durch eine neue aus Holz ersetzt - letztere muß ich noch bemalen.

[Uwe B.]

Liebe Boardler,

weiter geht's mit der Kegelsäule. Ich hatte noch irgendwo eine sehr stabile Papprolle, deren Maße ungefähr dem zuvor entstandenem Pappkameraden der Säule entsprachen; Modellbauer schmeißen ungern Sachen weg, von denen sie - wenn auch nur ganz vage - glauben, dass sie sie irgendwann mal gebrauchen können.   

Als nächstes wurde ein Sockel aus Pappe gebaut und die Säule mit Versteifungen versehen, damit der Sockel sich nicht eindrückt. Die Spitze der Säule habe ich zunächst nur mit zusammen gedrückter Aluminiumfolie dargestellt, um die ungefähre Höhe/Form abzubilden.

Anschließend kam Moltofill zum Einsatz. Der Ring entstand aus einem zureckt gebogenen Stück (weichem) Draht und etwas Metallfolie von einer Tomatenmarkfolie.

[WaltMcLeod]

Ooops ...eben erst gesehen, ich machs kurz ..... KLASSE TEIL 

Walter

[Uwe B.]

Hallo MB-Freunde,

bevor ich Euch den Baufortschritt an der Kegelsäule zeige, möchte ich Euch noch aufzeigen, wie diese Säule vermutlich überhaupt in die Filmszene hinein kam. Laut der Film-Dokumentation "Gladiator - Die Entstehung des Epos von Ridley Scott" köderten die Produzenten den Regisseur unbewußt dadurch, dass während einer Besprechung das bekannte Gemäde "Pollice Verso (lat.: Daumen runter)" von Jean-Léon Gérôme in dessen Sichtweise war und seine Augen während des Gesprächs ständig zu diesem Bild zurück wanderten:


Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c5/Jean-Leon_Gerome_Pollice_Verso.jpg

Details der Farbgebung insbesondere der Mauer und der kaiserlichen Loge finden sich später getreulich in der Filmkulisse wieder. Vermutlich ergoogelten Scott und/oder sein Stab weitere Gemälde von Gérôme, um sich Anregungen für die Filmausstattung einzuholen und stießen dabei mit höchster Sicherheit auf zwei weitere Bilder Gérôme's, "Circus Maximus" und "Die letzten Gebete der christlichen Märtyrer". Beide bilden Szenen aus dem Circus Maximus ab, der im alten Rom für Wagenrennen genutzt wurde, im Gegensatz zum Colosseum, das ein Amphitheater war und für Gladiatorenspiele genutzt wurde.

Auf dem ersten Bild finden sich genau die im Film in das Colosseum (entgegen der historischen Realität) verpflanzten Kegelsäulen (lat. metae, singular meta) wieder, die im Circus Maximus an den beiden jeweiligen inneren Enden der lang gezogenen Rennbahnen die Wendepunkte für die Renngespanne darstellten:



Quelle: https://public.fotki.com/yanaroshal/2009/traveling/honeymoon-in-usa/chicago/art-institute-of-chicago/img_4678jpg.html

Das zweite Gemälde, das diese metae noch deutlicher zeigt, möchte ich hier wegen seiner Gewaltdarstellung nur in einem entschärften Ausschnitt zeigen, die wesentlichen Bildelemente sind jedoch noch vorhanden, rechts im Bild die meta aus dem Film:


Quelle, die das Bild in voller Größe zeigt (Vorsicht - Darstellung von Gewalt):
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/73/Jean-L%C3%A9on_G%C3%A9r%C3%B4me_-_The_Christian_Martyrs'_Last_Prayer_-_Walters_37113.jpg

Auch hier sieht man die Kegelsäulen wieder als Wendepunkte der Rennbahn innerhalb des Rennplatzes, des sog. Circus Maximus. Allerdings soll dieses Gemälde die mißbräuchliche Nutzung des Rennplatzes als öffentliche Hinrichtungsstätte christlicher Märtyrer unter Kaiser Nero darstellen. Offenbar hat Scott genau diese Vorlage für seine Ausstattung der Arena des Colosseums mit diesen metae genutzt, sowie ein weiteres Detail des Gemäldes, dass Löwen und Tiger beim Verlassen eines unterirdischen Aufgangs zeigt.

Im folgenden noch einmal ein Bild der Film-Arena mit den von der Rennbahn ("Circus Maximus") unkorrekterweise in das Colosseum hinein verpflanzten metae, die hier auch nichts mehr mit ihrer historischen Funktion als Markierung der Wendepunkte für Rennwagen zu tun haben:


Quelle: http://www.artcrimeillustrated.com/2015/06/gladiator-2000-russell-crowe-in-ancient.html

Ich hoffe, diese Exkursion in die Historie des Films hat Euch nicht gelangweilt. Ich möchte an dieser Stelle auch nicht versäumen, darauf hinzuweisen, dass die von mir dargestellte Vignette praktisch Null historische Authentizität wiederspiegelt, was die Ausstattung der Kämpfer und die Wiedergabe der Kegelsäule im Colosseum angeht, sondern lediglich diese für mich modellbauerisch interessante Filmszene behandelt:


Quelle: http://blog.hdwallsource.com/wp-content/uploads/2016/05/gladiator-movie-wide-wallpaper-52399-54110-hd-wallpapers.jpg

Hier noch eine bessere Auflösung einer Kegelsäule im Film, die das Dekor der Säule mit Girlanden und kleinen Löwenköpfen zeigt:


Quelle: https://anotherbagmoretravel.files.wordpress.com/2011/10/gladiator.jpg

Zur Darstellung der erhabenen Strukturen kamen bei meiner kleinen Replik zunächst Pappstreifen, später Milliput zu Einsatz. Die Löwenköpfe habe ich per Hand (Zahnstocher, Skalpell) modelliert, für die Girlanden benutzte ich ein zurecht gebogenes Stück Metallfolie. Das letzte Bild zeigt die Säule in bemalfertigem Zustand.

LG - Uwe

[Peter76]

 
Sehr beeindruckend!

Grüße
Peter

[Uwe B.]

Hallo MB-Freunde,

in letzter Zeit war mangels Baulust nur wenig Fortschritt angesagt.

Aber immerhin - Tiger Nr. 2 ist soweit fertig geknetet. Tiger Nr. 1, das ist der fertig bemalte, den ihr vom bisherigen Dio kennt, entstand noch auf Basis von Holz, Draht (für den Schwanz) und über einer Kerze aufgeweichten und verformten Gießast-Resten (für die Beine) - vgl. das Foto in Antwort #5. Das setzte aber zeitraubende Schnitz- und sonstige Arbeiten voraus.

Ich hab mir diesmal was einfacheres, schnelleres und extrem kostensparendes (war die alte Methode aber auch) ausgedacht, um die Grundfiguren für meine Tiger zu erstellen: Aluminiumfolie - ist in mehr als ausreichender Menge in unserer Küche vorhanden und läßt sich leicht zu festen Formen zusammen drücken. (Hat wahrscheinlich der ein oder andere schon mal probiert, die Alufolie, in der seine Stulle eingepackt war, zu einer kleinen, möglichst festen Kugel zu pressen). 

Anschließend Überzug aus Miliput, den es nur noch mittels Zahnstochern u. ä. zu formen galt.

Tiger Nr. 2 soll so dargestellt werden, als käme er aus dem offenen Aufgang in der Ecke der Dio-Grundfläche. Tiger Nr. 3 soll von Maximus bereits ausgeschaltet am Rand des Dios liegen (der Tier- insbesondere auch Katzenfreund in mir vermeidet hier lieber eine deutlichere Wortwahl  ) . Tiger Nr. 2 ist soweit fast bemalfertig, fehlen nur noch ein paar Schleifarbeiten, Nr. 3 ist bereits aus Alu-Folie geformt und bereit zur weiteren Verarbeitung mit Milliput.

Für letzteren fand ich schöne Vorlagen im Internet, wobei ich "Sleeping Tiger" als Suchbegriff vorzog  :


Quelle: http://img01.deviantart.net/6aec/i/2006/142/2/5/sleeping_tiger_by_merlinia06.jpg


Quelle: http://orig15.deviantart.net/7f1f/f/2012/212/d/d/sleeping_tiger_by_kayosa_stock-d59c603.jpg

Dabei ist mir bewußt, dass ich die Szene im Film auf meine kleine Dio-Grundfläche komprimiere, im Film selbst kamen sich die Tiger niemals so nahe, sondern kamen aus 4 verschiedenen, relativ weit von einander entfernten Aufgängen, genau wie auch die Kegelsäule deutlich zu nahe an der Hauptszene steht. Doch das nehm ich in Kauf, um dem Dio mehr Leben einzuhauchen - den liegenden Tiger Nr. 3 und die Säule kann ich jederzeit wieder entfernen und Tiger Nr. 2 sieht man auf den ersten Blick eh nicht.

Nachfolgend die aktuellen Fotos - das letzte Bild zeigt den vorgeformten Kopf von Tiger Nr. 2 und das Ergebnis:

LG - Uwe

[Bongolo67]

Genial!

[Peter76]

 

Bitte mehr!!!!!

[Uwe B.]

Dank Euch beiden. 

LG - Uwe

[f1-bauer]

Mir fällt auch nichts besseres ein: Genial   

Alufolie => Miliput => Tiger    Für manche ist es gaaanz easy, für mich wohl unmöglich, mir fehlt da das Talent. Ich kann Figuren mit vorhandenen Teilen umgestalten, aber ganz modellieren -    Ich bewundere diese Fähigkeiten neidvoll.

Gruß
Jürgen 

[DerXL]

Sehr beeindruckend.
Echt toll zu sehen wie du die Tiger herstellst.

Da geht's mir genau wie Jürgen. Das würde ich glaub ich nie so hinbekommen.
Um so schöner zu sehen wie du das schaffst.
Bin schon sehr gespannt wie das ganse am Ende aussehen wird.

[WaltMcLeod]

Geht eindeutig als Tiger durch, da gibt's nix zum rütteln  ... klasse 

Walter

[bughunter]

Hammer, aus schnöder Alufolie so einen Tiger formen
Das ist Kunst! Ich habe schon beim Zeichnen versagt, und das noch frei in 3D

Das war doch gut, dieses Dio noch mal anzupacken!

Viel Erfolg und Spaß weiterhin,
Bughunter

[Uwe B.]

Hallo Axel, Jürgen, Walter und Bughunter,

danke für Eure lobenden Worte. Den Tiger in Alu vorzuformen, ist gar nicht so schwer, kommt dabei ja nur auf die Grundform an und man kann immer wieder probieren, bis es paßt. Die einzelnen Teile, wie die Beine, Schwanz oder Kopf wurden dabei einzeln geformt und mit Sekundenkleber angebracht - das geht schon einigermaßen.

Wie es beim liegenden Tiger mit dem Miliput-Überzug an einer kompletten Alu-Papier-Figur klappt, ist für mich auch noch Neuland. Die bisher vorliegende Papier-Figur ist ja noch nicht starr, sondern relativ lepern. Aber man probiert ja immer wieder gerne etwas neues aus. Ich halt' Euch auf dem laufenden.

LG - Uwe

[Bongolo67]

Ich hätte mich vermutlich darauf beschränkt, passende Tiger im Schleich-Sortiment zu finden...

[Uwe B.]

Hallo Ulf,

da hast Du sogar recht, jedes mal, wenn ich an einem Schleich-Regal vorbei komme, komme ich nicht umhin, die Teile mal in die Hand zu nehmen und die wirklich feine Bemalung der Tiere noch mal zu bewundern. 

Den Tiger hatte ich aktuell auch in der Hand und merkte mir Details der Kopfform, weil ich mit meinem bei der Gestaltung von Nr. 2 zunächst nicht zufrieden war. Für eine Verwendung im Dio (Maßstab 1 : 32) sind die Schleichtiere aber zu groß.

LG - Uwe