Lilienthal Gleiter, Historic Wings 1/72

Begonnen von Roy Roger, 23. August 2018, 11:59:17

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Roy Roger

Damit hat alles angefangen: Der erste Mensch, dessen Flugversuche gut und oft dokumentiert wurden. Es gab zwar schon Flugversuche mit starren Tragflächen vor Lilienthal, aber diese wurden leider nicht dokumentiert, so dass es dafür keinen tatsächlichen Nachweis gibt.
Dieser Bausatz besteht nur aus einer geätzten Platine aus Messing. Die Figur des Lilienthal war im Bausatz enthalten, die des Fotografen ist eine Preiserfigur die eigentlich ja im Maßstab 1/87 ist. Ich denke, dass es dennoch nicht auffällt. Die Bespannung ist aus Seidenpapier, die mit Weißleim eingestrichen wurde.

So, hier nun endlich die Bilder:

bughunter

Schönes kleines Dio!
Ich glaube, das Original hatte noch mehr Spannseile, aber in 1:72 ist das sicherlich ok. Vielleicht war das ja auch ein anderer Gleiter, es gab ja einige.
Das reizt mich jetzt fast, meinen japanischen Aerobase-Kit in 1:48 auszupacken, aber erst mal die angefangenen Sachen beenden.

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

Roy Roger

#2
Hallo Bughunter,

vielen Dank. Ja, es gab in der Tat etliche dieser Gleiter. Das hier ist ja bereits Gleiter Nr. III.
Mein Bausatz sah übrigens fast genauso aus wie Dein 1/48er Modell.

Viele Grüße

Siegfried

Hans

Kannst du was zum Gleiter III sagen? Eine Zahlenbezeichnung kenn ich nicht, meinst du den Normalflugapparat?


www.fliegerweb.de
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Roy Roger

@ Hans, tut mir leid, mehr sagt die Bauanleitung leider auch nicht aus. Es müsste aber der Normal-Segelapparat von 1894 sein. Aber, wie gesagt, mehr Information habe ich leider auch nicht. Warum der so heißt und nicht anders entzieht sich meiner Kenntnis.

Gruß

Siegfried

Wolf

Schön!  Sowas sieht man viel zu selten.

Ein solches Modell fehlt mir auch noch. Hast du eine Bezugsquelle?
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Roy Roger

@ Wolf
Ja, das Modell gibt's bei Hannant's.
Gib einfach unter "Quick Search" Lilienthal ein.

Gruß

Siegfried

Hans

Der Hersteller (siehe AIM-Site) weisst 1894 aus, also ist es der Normal-Apparat. Kannst du nochwas dazu erzählen? Bespannmaterial? Papier? Wie aufgeklebt?

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

FlyingCircus

Sieht gut aus der Flieger. :1:

Beim Fotografen habe ich aber 2 Fragen. Das waren ja damals Plattenkameras.
Musste damals das Motiv mit einem Blitz aufgehellt werden?
Hatten die Kamera nicht auf der Rückseite damals ein schwarzes Tuch, damit man besser durch den Sucher schauen konnte?  :winken:

,,Ich weiß, dass Sie glauben, Sie wüssten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte." Alan Greenspan

Hans

Ich denke eher nicht, Klaus. Recherche ist ein wenig schwierig. Zu Lilienthals Zeiten war die "Momentfotografie" noch nicht wirklich ausgereift, aber einige Fotografen gab es, die sie beherrschten. Sie verwendeten selbst entworfene Kameras zB mit Schlitzverschluss aus Tuch. Bekannt war Ottomar Anschütz, der eben auch Lilienthal fotografierte.

Seine Kamera von 1900 sah so aus:


https://www.the-saleroom.com/de-de/auction-catalogues/auction-team-breker/catalogue-id-breker10004/lot-a2c6c18c-5c66-4de1-ab0d-a50000e954a7

Wenn ich das alles richtig verstehe, war da im Gegensatz zu den Studiokameras kein Tuch mehr dabei. Man sah eigentlich von oben rein, wenn ich das richtig verstehe.

Bei der hier visiert man durch ein Fadenkreuz und somit ist das Tuch noch unwahrscheinlicher


https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Goerz-Ansch%C3%BCtz-Patent-Camera.jpg



Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Gilmore

Sehr schönes Modell, und vor allem dieses Thema ist doch mal was ganz besonderes. Zum Flugapparat kann ich nur sagen, daß mich der flache, nicht nach oben gewölbte Flügel irritiert. Zumal ja gerade Lilienthal die Gesetzmäßigkeiten der gewöbten Flügelprofile konsequent angewandt hat.
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

Hans

Es irritiert dich zu recht. Zwar gab es mehrere Exemplare (9), aber üblicherweise wird der Normalsegelapparat sogar mit Profilrippen versehen, die das Profil halten. Komplette Originale gibts nur im Ausland und mir fehlt es noch am Besuch in Anklam, auch was die Publikationen anbelangt. Wie gesagt, üblich sind die Profilrippen. Guckst du da:

https://de.wikipedia.org/wiki/Normalsegelapparat

Deshalb auch meine Frage nach dem Gleiter III / 3, denn eigentlich sieht das Modell nicht wirklich nach Normalsegelapparat in allen Details aus. Es fehlen die Profilrippen und mir ist auch nicht ganz klar, wie die Struktur aussieht, an der Lilienthal hängt und steuert. Die Bespannmasten nach unten so gerade jedenfalls entspricht auch nicht dem Normalsegelapparat.Unten Bilder des Münchener/Oberschleissheimer Exemplars. Das Mittelstück und noch ein paar Hölzer sind original. Die Originale waren übrigens mit einem sehr dicht gewebten reinweissen Baumwollstoff bespannt, welches leicht gewachst war. Flugzeugspannlack gabs noch nicht, man hätte zwar Zapponlack gehabt (im Prinzip nix anderes), aber man relativ spät erst begonnen, ihn zu verwenden. "Clear doped linen" als Klassiker ist da also nicht, weil weder Linen noch Dope. Das letzte Bild ist ein Nachbau aus Hannover, nicht 100%, aber das Grundprinzip passt.

@Siegfried: Das schmälert natürlich nicht deine modellbauerische Leistung. Sowas sollte eigentlich vom Hersteller sauber dargestellt werden. Allenfalls ein Hinweis: Bauberichte sind gut, da kommen dann die "Experten" rechtzeitig und geben ihren Senf ab. Danach liest es sich dann immer so, als würde man ein Modell kaputtreden. Solls ja nicht, aber wenn die Fakten halt mal so sind...

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Hans

Das Modell aus dem Jahr vorher, den er auf der Maihöhe und in Rhinow flog, sieht dem Normalapparat sehr ähnlich, allerdings ist der Leitwerksträger erheblich kürzer. Und der hatte eben die Profilrippen nicht und eine andere Verspannung. Den hab ich irgendwo ( :rolleyes: :15: :woist:) herumliegen, aber nicht gebaut, weil ich da einiges nicht kapiere. Ist von drdesign, die hatten noch mehr, aber keine Ahnung, wo man die bekommt.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Roy Roger

#13
Hallo,

@Hans, die Bespannung ist ganz normales Seidenpapier, das eigentlich als Verpackungsmaterial für Folien von Tageslichtprojektoren verwendet wurde. Aber ein Modellbauer kann ja bekanntlich alles verwenden.
Dieses Seidenpapier bestrich ich mit verdünntem Weißleim und legte es auf die Konstruktion. Beim ersten Mal hielt es nicht überall, da ich wahrscheinlich nicht genügend Weißleim und vor allen Dingen nicht überall gleichmäßg aufbrachte. Eine zweite Lage korrigierte dann die fehlende Haftung und alles war in Ordnung. Ich strich dann allerdings noch eine dritte Lage darüber, damit das Papier dann richtig fest wurde. Anschließend wurde es mit einer verdünnten Humbrolfarbe "Creme" überstrichen. Die Bespannung ist aus sog. "unsichtbarem" Faden, der auch in der Textilindustrie Verwendung findet. Diese wurde mit Sekundenkleber befestigt.

Über die Darstellung der Kamera für den Fotografen auf dem Diorama hab ich mir absolut keine Gedanken gemacht. Er sollte nur als Beiwerk fungieren, damit der Gleiter eben nicht alleine dastand. Diesen Fotografen gibt's übrigens von Preiser für die Modelleisenbahn. Ob die Kamera richtig ist oder falsch ist für mich zweitrangig.

Noch eine kleine Bemerkung zur Krümmung der Tragflächenkrümmung: Der Bausatz ist im ursprünglichen Zustand natürlich ganz flach. Ich habe versucht, die Krümmung, die ja bekanntlich erst für den eigentlichen Auftrieb sorgt, auch darzustellen. Aber übertreiben wollte ich natürlich auch nicht. Es ist zwar ein bisschen Krümmung da, diese kommt aber in den Fotos nicht richtig zur Geltung.

Mal sehen, am Wochenende stelle ich ihn in Andelfingen aus. Vielleicht kann ich da ein paar Fotos machen, die die Krümmung besser darstellen. 

Viele Grüße

Siegfried

Wolf

Ehrlich, manchmal finde ich es ein wenig übertrieben......wir sind hier bei 1/72 und die Kamera ist einfach nur Beiwerk. Da kann man in dem Maßstab froh sein dass überhaupt so zu gestalten dass man erkennt was es sein soll.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Wolf

Habe gerade mal nachgesehen bei Hannants..... Fast 40 Pfund....na Danke, da hört der Spaß dann auf
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Roy Roger

Naja, das stimmt. Ganz umsonst ist dieser Bausatz nicht gerade und alle Tage gönne ich mir so ein Modell auch nicht. Aber wer das Besondere liebt...

Roy Roger

So, damit die liebe Seele ihre Ruhe hat.

flankerfan

Klasse gemacht, gefällt mir ausgesprochen gut Dein Dio, die Pionierzeit der Fliegerei kommt gut rüber!
Ein Staubsaugervertreter verkauf Staubsauger, ein Versicherungsvertreter verkauft Versicherungspolicen. Was macht eigentlich ein Volksvertreter?

Gilmore

Ich möchte nochmal auf die evtl. verwendete Kamera zurückkommen. Ob der Fotograf sich das schwarze Tuch beim Fotografieren über den Kopf geworfen hat, wird man wohl nie erfahren können. Wohl aber, daß er eines an der Kamera angebracht hatte. Das Visier mit dem Fadenkreuz oder aber der Winkelsucher auf der Kamera ist sicher hilfreich, aber scharfstellen kann er nur auf der Mattscheibe, die daher abgedunkelt werden mußte. Daher ist die Wiedergabe der Kamera und des Fotografen in meinen Augen hier völlig in Ordnung.
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

Roy Roger

@Flankerfan und Gilmore,

vielen Dank!
Der Gleiter wird übrigens am Wochenende, am 27.10. in Bühl zu sehen sein.

Viele Grüße

Siegfried

hakkikt

Ein klasse Modell, das auf jeden Fall aus einer 1/72-Sammlung heraussticht. Stell einen Laier vor ein Display mit Flugzeugen in 1/72, und er wird (erschlagen von der schieren Menge) auf die Lilienthal-Vignette zeigen und fragen: "Und wer ist das?" Find ich richtig gut.

Roy Roger