Contestmodell 7 - Spritti Mattlack

Begonnen von Warlock, 12. Februar 2012, 17:08:01

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Warlock


Warum gerade dieses Modell?
Das MB ruft einen Contest aus, noch dazu anlässlich eines runden Jubiläums. Da musste ich teilnehmen, zum einen weil ich mich bezüglich der letzten Veranstaltungen dieser Art doch bedeckt gehalten habe und zum anderen, weil sich meine Modellbauaktivitäten glücklicherweise wieder verstärken. Ich hatte einfach Lust etwas zu bauen, da kommt so ein ,,Contest" eigentlich gerade recht.
Eigentlich, weil ich doch Schwierigkeiten hatte aus meinem bevorzugten Themenbereich, Flieger, etwas Passendes zum Thema 10 Jahre zu finden. Dann überlegte ich, was ich überhaupt zur Verfügung habe. Mittlerweile auch ein wenig zum Modellbausatzsammler mutiert, war das Sortiment eigentlich gar nicht so schlecht.
Inspiriert von Jaykays Traummodell des wunderschönen Jordan 191, legte ich mir dieses Modell seinerzeit auch zu. Hiroboys Farben, ein paar Ätzteile und Decals durften natürlich auch nicht fehlen. Ein traumhaft schönes Fahrzeug, welches in der Originalversion aber natürlich auch keinen wirklichen Bezug zum Thema ,,10 Jahre" hatte. Ergo musste an der Lackierung etwas geändert werden. Die Grundfarben des MB-Logos sollten die Grundfarben des Fahrzeugs werden, die Verteilung der Farbtöne blieb zunächst vollkommen offen. Die Idee war sozusagen geboren. Der Bezug zum eigentlichen Anlass, 10 Jahre Modellboard sollte aufgrund der Farbgebung eindeutig erkennbar sein. Ohne großartig geistige Klimmzüge absolvieren zu müssen.

Bauphase:
Die Passgenauigkeit der Bauteile beurteile ich mal als sprichwörtlich. Von daher taten sich also keine Hindernisse auf, die es zu überwinden galt. Die erforderlichen Schleif- und Spachtelarbeiten hielten sich in Grenzen, es mussten lediglich ein paar Sinkstellen an exponierten Stellen sowie ein paar Grate entfernt werden. Von Anfang an konzentrierte ich mich allerdings auf das später, beim fertigen Modell, Sichtbare. Der Motor mutierte somit zum Träger der hinteren Radaufhängungen und wurde nur zusammengeklebt um dieses zu gewährleisten. Detaillierungsarbeiten erfuhren die Motoreinheit so gut wie nicht.
Was mich lange beschäftigte war die Frage. wie sich der Heckflügel wohl vernünftig und einwandfrei ausgerichtet zusammenbauen lässt. Überflüssig, wie sich später herausstellte. Ein wenig 2 Komponenten 5min Epoxy, in kleinen Mengen aufgetragen, erfüllt genau die an dieser Stelle geforderte Aufgabe. Zum einen kann man damit problemlos bereits lackierte Teile verkleben, die Verbindung wird bombenfest (soweit identisch mit den Eigenschaften von CA) mit dem Vorteil das man eben noch ein paar Minuten zum eventuellen Ausrichten der Teile hat. Ich liebe diesen Klebstoff, immer wenn seine Eigenschaften gefordert werden, bin ich dankbar darauf zurückgreifen zu können. Der Zusammenbau des Heckflügels, wie überhaupt die gesamte Konstruktion dieses Bausatzes, erwies sich als wirklich unkompliziert.



Der Lack, das A und O an diesem Modell:
Recht schnell wurden die ersten Lackierarbeiten erforderlich. Ich hatte schnell ein paar Grundfarben aus meiner doch recht umfangreichen Gunze Aqueous Palette gewählt. Ich versuchte Baugruppen in sinnvoller Reihenfolge zusammenzufügen. Dabei musste darauf geachtet werden, dass die Karosserieteile möglichst einzeln lackiert werden um diesen Arbeitsschritt nicht unnötig kompliziert zu gestalten. Die Teile der Vorder- und Hinterradaufhängung sind deshalb z.B. mit die letzten, welche montiert wurden.
Abgesehen davon, dass ich die bereits lackierten Teile noch einmal entlackte, weil mir die Trocknungszeit der Gunze-Acryls einfach zu lange dauerte, tat sich mal wieder ein Umstand auf, der bei mir relativ häufig eintritt. Ständig lackiere ich an einem Teil, dann hier noch einmal ein wenig andere Farbe, dann fällt mir auf, dass ich andere Teile auch hätte gleich mit lackieren können, kurzum ein relatives Lackierchaos. Und zwischendurch dann natürlich das obligatorische Reinigen der Airbrush. Eigentlich nicht wirklich schlimm, zeitaufwändig eben halt.
Orange auf grün deckt nicht. Auf schwarz noch weniger. Von daher erhielten die Karosserieteile erst einmal eine Schicht Tamiya Fine Surface Primer white. Genial das Zeug, bildet es doch eine dünne, porzellanähnliche und damit wirklich glatte, Oberfläche. Und mit der Deckkraft weiterer Lackschichten hat man auf diesem Untergrund keine Probleme. Es gibt diesem Primer auch im Glas und im Verhältnis 3Teile Mr.Color Leveling Thinner zu 1Teil Primer gemischt, lässt sich dieser auch prima mit dem Airbrush auftragen. Der Leveling Thinner unterscheidet sich zum ,,normalen" Mr.Color Thinner übrigens durch eine Zugabe eines Trocknungsverzögerers (Retarder). Als Verdünner kann aber durchaus auch Mr.Color Thinner verwendet werden. Ich rede hier aber von dem extrem stinkenden Zeug, also nicht verwechseln mit dem HobbyColour Thinner.
Als Grundfarben meiner Wahl landete ich schließlich bei 2 Tamiya Spraytönen, TS-15 Blau und TS-12 Orange. Diese Farben lassen sich schon aus der Spraydose hervorragend verarbeiten und härten schnell aus. Vor den Sprühgängen erwärmte ich die Dosen zusätzlich im heißen Wasserbad.
Ich bin trotzdem eher ein Fan des Farbauftrags per Airbrush. Also musste die Farbe aus der Dose. Mittels einem auf den Sprühkopf aufgestecktem Stück Airbrush-Luftschlauches sprühte ich die Farbe aus der Dose zielgenau in ein Farbglas. Dann, und das ist wirklich sehr wichtig, erst einmal dem Aerosol die Möglichkeit geben sich zu verflüchtigen. Die Farbe kühlt das Glas zunächst ab und blubbert vor sich hin. Wer das Glas in die Hand nimmt um etwas genauer hinzuschauen, erwärmt es und verstärkt damit diesen Effekt. Also, blubbern lassen, und mindestens eine Stunde offen (zumindest mit nur lose aufgelegtem Deckel) stehen lassen. Keine Bange, eintrocknen tut hier nichts.
Ich habe die Farbe ein paar Stunden ausdünsten lassen und konnte sie anschließend unverdünnt mit der Airbrush verarbeiten. Gegebenenfalls auch hier wieder ein wenig Mr.Color oder Mr.Color Leveling Thinner hinzugeben. Die Farbe sollte die Konsistenz von Milch aufweisen um mit ca. 1 bar Druck vernünftig versprüht werden zu können.
Die Bodenplatte wurde an den Bereichen an denen später die Carbondecals aufgebracht werden sollen mit Glanzschwarz (in diesem Falle Alclad) abgedunkelt um einen tiefschwarzen Farbton und eine glatte Oberfläche als Grundlage für die Decals zu erhalten.
Diese Erfahrungen mit lösemittehaltigen Farben, ich habe bisher überwiegend Gunze- und auch ab und an einmal Tamiya Acryls verarbeite haben dazu geführt, das ich mir eine Atemschutzmaske nebst geeigneter Filter zugelegt habe.
Hochglanz ist angestrebt. Ich versuchte es zunächst mit Future-Bodenwachs. Und siehe da, das Ergebnis stellt mich absolut zufrieden. Dabei ging ich viel folgt vor. Ich versprühte das Future unverdünnt zunächst ein wenig neblig auf die mit den Tamiya-TS Farben, und damit schon relativ glänzende, Oberfläche. Hätte ich hier gleich einen satten Farbauftrag versucht, wäre mir das Future abgeperlt. Also erst einmal ein, zwei dünne Schichten drübernebeln und dann wirklich satt, nass in nass und im Kreuzgang auftragen. Wichtig ist, insbesondere beim satten Auftrag, nicht auf der Modelloberfläche zu verweilen und die Farbaufträge immer außerhalb der Modelloberfläche zu beginnen, Außerhalb der Fläche die Richtung zu wechseln und außerhalb der Modelloberfläche zu beenden. Dann verzeiht Future auch einen satten Auftrag. Beim Trocknen glättet sich der Futureschicht und es entsteht eine toll glänzende Oberfläche. Natürlich habe ich trotzdem ein paar Macken eingebaut.
Für die Beschriftung der Reifenflanken verwendete ich ein Lackierschablonen aus einem Studio 27-Ätzteilsatz. Für die Schriftzüge GoodYear und Eagle liegt hier jeweils eine eigene Schablone bei. Allerdings haben Vorder- und Hinterreifen unterschiedliche Dimensionen, so dass die Beschriftung der Vorderräder alles andere als optimal ausgefallen ist. Außerdem kümmerte sich im Laufe der Bauphase irgendwie das Teppichmonster um die kleinere Schablone für den Eagle-Schriftzug. Dieser ist nicht auf allen Innenflanken der Bereifung angebracht.
Die Decals
Um mein Vorhaben zu realisieren, benötigte ich Decals, die es so nicht zu kaufen gibt. Und dann noch weiße Beschriftungen, also mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln nicht selbst herstellbar. Ich erinnerte mich an einen lieben Modellbaukollegen, der mir bei meiner RF-4E damals auch aus der Patsche half. Jürgen Busse, aka Viking, gab´ mir Tipps für die Erstellung und fertigte dann nach meiner Vorlage einer 1A-Decalbogen in wirklich professioneller Manier. Mehr noch, er legte noch ein paar selbstgefertigte Lackierschablonen bei, welche ich jedoch nicht verwendete, weil ich beim Handling mal wieder nicht schnell genug vorgehen konnte und mir die Schablonen selbst versaute. Ohne diesen Bogen hätte das Projekt so nicht umsetzen können, Danke Jürgen.
Fast alles was an modellbauerischem KnowHow in dieses Modell einfloss, habe ich direkt oder indirekt durch das MB erfahren. Auch wenn ich mit meinen Ergebnissen nie zufrieden bin, erkenne ich doch eine positive Entwicklung. Alleine dafür danke ich allen, die aus dem MB das gemacht haben was es ist.

MB – gives you wings!
We are the pirate metal drinking crew

fellfrosch79

So so... Glänzend kannst Du also auch. Wenn da mal nicht ein Namenswechsel angebracht ist?! X( :D :V:

HSS

Sehr sehr schön gemacht. Mit einem Dio drumrum wär es meiner Meinung nach noch viel schöner.  :klatsch:

Graf Spee

Auf jeden Fall ein etwas andere Idee :1:

DEN dann mal Live auf ner F1-Piste 8o
Das wäre doch mal was :D

Auf jeden Fall ein cooles Teil :P

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



mumm

Schönes Teil, sauber gebaut, von solch einer sauberen Lackierung wage ich nicht mal zu träumen.

Peter  :klatsch:

Puchi

Hallo Ulf!

Ein blitzsauber gebautes und lackiertes Modell! :P Und vor allem ein Weiteres in diesem Contest, das einem die Bewertung schwer gemacht hat! Klasse!

Liebe Grüße,

Karl

AnobiumPunctatum

Was hast Du eigentlich mit den Reifen gemacht, Spritti. Die komische Form der Lauffläche hat mich die ganze Zeit gestört.

Ansonsten eine tolle Idee und gelungene Umsetzung.  Wie lange hast Du eigentlich am Lack poliert?
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

KlausH

Hi Ulf,

du solltest öfter mal was Glänzendes bauen, denn du hast das ganz offensichtlich auch voll drauf. Bei dem Modell gefiel mir vor allem die blitzsaubere Lackierung, aber auch die durchaus originelle Idee. einzig die etwas gewölbten Reifenlaufflächen störten mich ein wenig. Dafür sind die Fotos erstklassig, aber das hast du ja bekanntlich drauf. :P

Ehrlich gesagt hätte ich das auf den ersten Blick jetzt nicht zu dir zugeordnet, umso schöner die Überraschung.

Klasse gemacht, Ulf, Kompliment!!!

Schöne Grüße
Klaus

Spritti Mattlack

#8
Hui.

Zu allererst einmal vielen Dank an Modellbaukollegen Viking, der mir nun schon wiederholt durch die Anfertigung von Decals geholfen hat. Prima.

Ich entwarf einen kleinen Abziehbilderbogen mit Illustrator. Das war eine Premiere und die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten wurden daher nicht ansatzweise ausgeschöpft.
Blöderweise waren einige Decals zur angedachten Verwendung einfach zu groß (mein Fehler) und der ,,Rooarr"- Schriftzug hätte natürlich gespiegelt gehört.



Tja die Reifen.

Irgendwie war ich mal wieder zu ungeduldig. Standardmäßig weisen die Gummipneus eine wohl fertigungsbedingte Mittelnaht auf, die es natürlich zu entfernen galt. Mit ordinärem Schleifpapier schliff ich mir einen Wolf, außerdem wurde das Ganze recht unregelmäßig.

Ich versuchte das zu optimieren und ,,verschraubte" jeweils zwei Reifen mit einer M10er Schraube jeweils zwischen Unterlegscheiben mit einem etwas kleinerem als dem Reifendurchmesser. Diese spante ich in eine Bohrmaschine und schliff die Reifenoberfläche. Dabei presste ich die Reifen zu stark ein, sie wurde praktisch zusammen gequetscht. Den daraus resultierenden Wulst schliff ich dann teilweise weg, was nach dem Entspannen  dann zu dieser Senke im Profil führte.

Wenn Grobi loslegt........????


Der ein oder andere mag vielleicht denken ich hier wäre mit Photoshop nachgeholfen. Weit gefehlt. Bisher störten mich bei Modellfotos oft die bei einem konventionellen Aufbau unvermeidlichen Schatten. Um diese Schatten zu verhindern, beleuchtete ich hier einmal zusätzlich von unten. Dabei stellte ich das Modell auf eine Milchüberfangglasscheibe (die hochglänzende weiße Überfangschicht nach oben). Die ungewollten Schatten wurden tatsächlich verhindert.



Und hier noch einmal ein Bildbeweis. Chaos auf meiner Bastelmatte



Ulf :winken:
A man who is tired of Spitfires is tired of life

Universalniet

Der Mattlack kann auch Glanzlack ......  :P :P :P :P
Die Beluchtung von unten ist interessant, allerdings fand ich den Boliden etwas zu dunkel auf den Fotos. Wenn ich mir den so auf der Bastelmatte anschaue, dann muß ich sagen, dass er mir in dem Licht noch viel besser gefällt!  :winken:

Flugwuzzi

Ein schönses Glanzstück und vom Thema gut zum Contest passend.
Schade dass man die Lackierung nicht auf einem realen Track sehen wird.

lg
Walter
DAS GEHEIMNIS DES ERFOLGES IST ANZUFANGEN. (Mark Twain)

Weme65

hi,
auch hier sauber gebaut und lackiert. Es gibt nix auszusetzen. Ich hoffe das er noch eine Base bekommt.
meine Meinung

gruß Werner
Unterfranke
Aktuelle Projekte:
BV 138 C-1 1/72 Revell
A-10 C Thunderbolt II "Indiana ANG 100th Anniversary" 1/72 Hasegawa

Ralf_B

Hallo Ulf,

ein Klassemodell, das Du da geschaffen hast! Bauausführung, Lackierung, Idee - alles top. Der Renner hat eine Poleposition verdient!

Gruß

Ralf
Ich versuche mich zu bessern! :V:
KLICK: Mini-GB 50 Jahre Mondlandung