AOTS - The 24 Gun Frigate PANDORA

Begonnen von hwe, 28. November 2007, 00:35:56

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hwe

The 24 Gun Frigate Pandora ( 1778 ), von John McKay und Ron Coleman    


Titel:  The 24 Gun Frigate Pandora
Autor:  John McKay & Ron Coleman
ISBN:  0 85177 894 1
Format:  Quadratisch, das übliche AOTS-Format
Sprache:  Englisch
Preis ca. :  25-40 Euro







Beschreibung:  

Über das Schiff

Die 24 Kanonen Fregatte HMS Pandora gelangte dadurch zu Ruhm, dass sie den Meuterern der Bounty hinterher geschickt wurde. Nachdem sie den Großteil auf Tahiti gefangen nehmen konnten und anschließend vier Monate vergeblich durch die Südsee patroullierte, gab Kapitän Edward Edwards dei Suche auf und sie begab sich auf den Kurs zurück nach England.

Bei dem Versuch, einen neuen, direkteren Weg durch Cook's Endeavour Strait zwischen dem Nordzipfel von Australien und Neu Guinea zu finden, ging sie am Großen Barrier Riff, am 29. August 1791 verloren.

Einunddreißig Besatzungsmitglieder und vier der Meuterer gingen mit der Pandora auf Tiefe.

Edwards, zusammen mit 89 Überlebenden, segelte in vier der der Beiboote 1200 Seemeilen bis zur niederländischen Stadt Coupang auf Timor und weiter nach Batavia (dem heutigen Djakarta).
Diejenigen, die den Strapazen nicht erlagen, erhielten eine Passage zurück nach England.

Das Kriegsgericht über die übrig gebliebenen 10 Meuterer verurteilte 3 davon dazu, in Portsmouth am Fockmast der HMS Brunswick aufgeknüpft zu werden.

Das Schicksal von Christian und den anderen, die nach Pitcairn Island geflohen waren, wurde erst 1808 entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt lebte nur noch einer der Meuterer auf der Insel.

Das Wrack der Pandora wurde 1977 von Tauchern wiederentdeckt. Seither hat das Queensland Museum in Brisbane, Australien, neun Unterwasser Ausgrabungen unternommen. Man schätzt, dass ungefähr noch 30 Prozent des Rumpfes erhalten sind und unter dem Meeresboden vergraben sind. Bis heute sind ungefähr erst 30 Prozent des Wracks erforscht.

Einige der Informationen aus diesem Buch konnten nur vom Wrack selbst ermittelt werden. Man hofft, daß genug Spenden zusammen kommen, damit das Wrack auch in Zukunft weiter erforscht werden kann.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Pandora's Überreste noch viele Informationen und Details über die Konstruktion, Ausrüstung und Bewaffnung eines Schiffes der Royal Navy dieser Zeit enthält.

Über das Buch

Das Buch ist mal wieder im üblichen AOTS-Stil gehalten. - 128 Seiten. Davon 20 Seiten allgemeine Informationen mit Fotos von ähnlichen Modellen im NMM, sowie Fotos von Gemälden (besonders von der "Sphynx", 20 Kanonen Schiff 6ten Ranges, Gemälde aus dem Science Museum) und auch von den Ausgrabungen, zusammen mit entsprechenden textuellen Hinweisen über die Kosten, Kapitäne, Einsätze, Konstruktionsmerkmale, die Kupferbeplankung, Bewaffnung, Pumpen, Beiboote, den Herd, die Takelage und "Pandora's Box". Letzteres war die Hilfskonstruktion, die auf Tahiti auf dem Achterdeck errichtet wurde, um die 14 gefangenen Meuterer zu beherbergen.



(...und: Ja, es handelt sich um die gleiche "Sphynx", deren Bauplan und Rekonstruktion HIER
 besprochen ist ! -> Sehr lesenswert! )


Das Buch enthält viele isometrische Darstellungen, Risse aller Arten. Zeichnungen der Beiboote und der Takelage, und so weiter.





Die meisten Darstellungen sind entweder in 1/128 oder 1/64 oder ohne Maßstab.

Die meisten Risse gehen dabei über zwei Seiten.

Der Umschlag enthält diesmal den kompletten Takelplan für das laufende Gut in 1/128 (auf Seite 99 befindet sich dieselbe Zeichnung noch einmal in 1/256) mit knapp über 300 Tauen. - Wohlgemerkt, das ist nur das laufende Gut. - Das stehende Gut sind nochmal so ein paar Taue... ;)



Fazit:  

Was mich an dem Buch ein wenig stört, ist die teilweise relativ schlechte Druckqualität. Auf einigen Zeichnungen ist die Linienstärke einfach zu dick. - Zum Beispiel die Querschnitte auf den Seiten 62 bis 67.



Auch viele der Detailzeichnungen mit den Maßangaben für die Takelage (Rahen, Stengen, Masttops, usw.) sind vom Maßstab her ungünstig gewählt, so dass sie ziemlich pfriemelig und zu klein sind, oder einfach zu dicke Strichstärken haben.



Wer die Pandora bauen möchte, sollte sich auf jeden Fall aus einer anderen Quellen einen guten Riß besorgen und muss wahrscheinlich jede Seite auf den nächsten Kopierer legen, vergrößern und hoffen, dass die Strichstärke dann nicht zu fett ist.

Auf der anderen Seite ist das Schiff sehr schön gewesen. - Sie hat eine Rumpfform, die sie vermutlich zu einem schnellen Segler gemacht hat. Dazu der Stil um 1780, mit der blauen verzierten obersten Planke. - Einfach schön!

Dazu ist sie mit ihren 24 Kanonen nicht unbedingt schwer bewaffnet gewesen. Das waren 22 9-Pfünder plus 2 3-Pfünder auf dem Quarterdeck. - Dazu hatte sie noch 12 portable Halbpfünder in Drehgestellen (Drehbassen), die aber allgemein nicht zu den Geschützen gezählt wurden. - Nicht viel, aber immerhin!

Dazu kommt, dass die Pandora natürlich unterm Strich fantastisch dokumentiert ist. - So ähnlich wie bei der Wasa gibt es hier ja das Wrack, welches uns die Wahrheit über viele Details erzählt. - Schade nur, dass das Wrack noch nicht vollständig erforscht wurde. - Spenden hilft! ;)

Für den Modellbauer ergibt sich hier die Gelegenheit, in einem anständigen Maßstab (1/48 oder 1/64) eine wohnzimmertaugliche Fregatte mit hervorragender Quellenlage und interessantem Background zu bauen.

Wie bei allen AOTS-Bänden, empfehle ich auch hier wieder die Nutzung zusätzlicher Quellen. - Ich besitze die "revised Edition", die also schon ein erstes Mal überarbeitet wurde. - Ich weiss leider nicht, was die Unterschiede zur Vorgänger-Version sind, da ich diese nicht besitze. - Es besteht aber Hoffnung, dass dieses Buch in Zukunft noch mehr authentische Details des Wracks zeigen wird. - So lange muß man aber nicht unbedingt warten.

Die isometrischen Rumpfschnitte geben wirklich einen schönen Eindruck vom Innenleben des Schiffes wieder. - Wer möchte, kann die Pandora natürlich auch ohne ihren häßlichen Gefangnis-Kasten auf dem Quarterdeck bauen.

Unterm Strich, ein Super "Einstiegsmodell" für diejenigen, die gerne in den Scratchbau einsteigen möchten, da sie einerseits nicht zu groß ist, keine Klinkerbeplankung besitzt (wie die Alert). Eine sehr interessante und authentische Quelle, die auch noch Potential für die Zukunft besitzt.



+  Historisches Schiff mit interessantem Hintergrund
+  Kleines Schiff, gut für den Einstieg in große Maßstäbe geeignet
+  Sehr interessante Quellenlage

-   Einige Darstellungen zu klein oder zu fett gedruckt
-   Das Wrack ist noch nicht vollständig erforscht und dokumentiert
-   das Buch erreicht nicht die Qualität der ANCRE Veröffentlichungen
-   Risse gehen über zwei Seiten, obwohl man sie mit etwas gutem Willen auch auf eine bekommen
    könnte

Unterm Strich erhält das Buch von mir eine Kaufempfehlung mit leichten Einschränkungen. - Eine hervorragende Quellenlage, die leider noch nicht ganz ausgeschöpft ist. Ein schönes Schiff, dass "handlich" ist, also auch in einem großen Maßstab noch einigermaßen wohnzimmertauglich. - Dafür
aber leider eine streckenweise wirklich lausige Druckqualität.

Das Schiff als Modell ist wirklich extrem interessant zu bauen. - Die Quellenlage könnte kaum besser sein,
aber die Druckqualität trübt die Freude an dem Buch.

Ich persönlich habe mir das Buch wegen der oben genannten Pluspunkte gekauft. - Die Minuspunkte kann man beim Bau vermutlich verschmerzen, weil man mit dem Buch alleine das Schiff sowieso nicht bauen sollte.


Ciao,

HWE
 :mariinee:

McCool

Vielen Dank für die detaillierte Vorstellung! Die unvollständige Erforschung des Pandora-Wracks ist dem buch allerdings kaum anzulasten!  ;)  Es gibt bei McKay immer wieder Dinge, die mich stutzig machen. Hier fiel mir nun das äußerst elaborierte System der mit Hakenlaschen verbundenen Bergholzplanken auf. Ähnliches hat er auch für die Leopard, die Planbeilage in Winfields "50 gun Ship", gezeichnet. Ich kenne nicht so fürchterlich viele originale Beplankungspläne, möglicherweise gibt es auch nicht sehr viele - ich kann mich nicht erinnern, daß auf einem davon Hakenlaschungen für die Bergholzplanken zu sehen gewesen wären. (Jedenfalls nicht für die breiten Berghölzer neuerer Bauform wie hier vorliegend.) Ist das irgendwie belegt? Auch das Heck der Rekonstruktion ist anders ausgefallen, als es vermutlich ausgesehen hat - am auffälligsten ist natürlich die rudimentäre Dekoration.  Wenn ich mich recht entsinne gibts aber von einer Schwester-porcupine einen schönen "as fitted" Plan, den man hätte benutzen können, um die Dekorationen und das Heck glaubwürdiger zu rekonstruieren, wenigstens hätte man die Heckansicht der Schwester beispielhaft für die Klasse zeigen können (oder hat man derartiges gar im Buch getan?) .

hwe

Hallo Knut,
ZitatOriginal von McCool
Vielen Dank für die detaillierte Vorstellung!
Gern geschehen! :)
ZitatDie unvollständige Erforschung des Pandora-Wracks ist dem Buch allerdings kaum anzulasten!  ;)  
Da hast Du vollkommen Recht! - Allerdings ist es schon in gewisser Weise ein Minuspunkt. Denn wenn man lieber ein Buch haben möchte, in dem alle Details aus dem Wrack übernommen sind (so wie bei der Monographie über die Vasa, aus dem Museum in Stockholm...), dann ist dieses Buch leider nicht zu gebrauchen. - Deswegen schrieb' ich ja auch, dass man nicht unbedingt darauf warten sollte... ;) - Lieber jetzt das Buch kaufen und danach bauen. - Wer weiss, ob und wann es eine Version mit neuen Informationen geben wird?
ZitatEs gibt bei McKay immer wieder Dinge, die mich stutzig machen. Hier fiel mir nun das äußerst elaborierte System der mit Hakenlaschen verbundenen Bergholzplanken auf. Ähnliches hat er auch für die Leopard, die Planbeilage in Winfields "50 gun Ship", gezeichnet.
Ich habe es gerade mal gegengecheckt. - Du hast Recht, das sieht wirklich genauso aus. - In C. Nepean Longridges "The Anatomy of Nelson's ships" ist auch nur eine einfach Ankerstock-Beplankung zusehen. - Dagegen habe ich in "Building the wooden fighting ship" (James Dodds & James Moore) auf der Doppelseite 82/83 ein Modell und eine zeitgenössische (!) Konstruktionszeichnung eines 60-Kanonen-Schiffes von Mungo Murray (1768, "The sixty gun ship"), welches genau diese komplizierte Verzahnung der Barghölzer aufweist. - Scheint also zu stimmen. - Allerdings (merkwürdigerweise) nur in dem Bereich unmittelbar unter dem oberen Geschützdeck?! Der Rest ist anders verzahnt.
ZitatIch kenne nicht so fürchterlich viele originale Beplankungspläne, möglicherweise gibt es auch nicht sehr viele - ich kann mich nicht erinnern, daß auf einem davon Hakenlaschungen für die Bergholzplanken zu sehen gewesen wären. (Jedenfalls nicht für die breiten Berghölzer neuerer Bauform wie hier vorliegend.) Ist das irgendwie belegt?
siehe oben. Selbst da scheinen es nicht wirklich die Berghölzer zu sein... - Merkwürdig.
Ich habe jetzt auch nochmal Peter Goodwin's "The construction and fitting of the sailing man of war 1650-1850" zu Rate gezogen. - Auch bei ihm finde ich nur die Varianten "Ankerstock" und "Top and Butt". - Wie gesagt, im Dodds & Moore ist die eine zeitgenössische Zeichnung zu sehen, aber es kommt mir so vor, als wären das nicht wirklich die Berghölzer. Und ausserdem nur in einem begrenzten Bereich (direkt unter den Stückpforten des oberen Batteriedecks).

... Ich habe gerade nochmal Zuflucht zum allseits beliebten Herrn aus Augsburg genommen, weil ich der Ansicht war, diese Art der Barkholz-Beplankung schon einmal irgendwo gesehen zu haben. - Und siehe da, im Mondfeld findet man es sogar wieder! - Bei mir auf der Seite 93 (Barkhölzer) und zwar unter dem Namen "Hook and Butt". - Und jetzt, wo ich es lese, fällt mir auch den Name wieder ein.

Ergo: Diese Beplankungsweise gab es. - Ob sie an der Pandora war, steht auf einem anderen Blatt.

ZitatAuch das Heck der Rekonstruktion ist anders ausgefallen, als es vermutlich ausgesehen hat - am auffälligsten ist natürlich die rudimentäre Dekoration.  Wenn ich mich recht entsinne gibts aber von einer Schwester-porcupine einen schönen "as fitted" Plan, den man hätte benutzen können, um die Dekorationen und das Heck glaubwürdiger zu rekonstruieren, wenigstens hätte man die Heckansicht der Schwester beispielhaft für die Klasse zeigen können (oder hat man derartiges gar im Buch getan?) .
Nein, hat man nicht. - Das Heck wurde genau so rekonstruiert, wie es auf dem Umschlagbild aussieht. - Und auf die Schwestern wird kein Bezug genommen.

Es wäre schön, wenn du ein Bild vom Heck der Porcupine hier reinstellen könntest. :)

Ciao,

HWE
 :mariinee: