" Finish " Eigenbau Zugmodell Talgo XXI

Begonnen von RAPTOR, 10. Juli 2002, 21:54:12

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

RAPTOR

Hi,

irgendwie wurde ich durch Paramags Beitrag zum Thema 'Tie Fighter' inspiriert. Daher wollte ich hier mal einen bebilderten Baubericht über ein Zugmodell der Firma Talgo einstellen. Es soll ein Modell des Talgo XXI entstehen, wobei 1x 2-achsiger Mittelwagen, 2x 1-achsiger Mittelwagen, 1x normaler Endwagen, 1x Triebkopf sowie 1x Steuerwagen gefertigt werden. Als einziges sind die 1-achsigen Mittelwagen und die Endwagen als Modell vorhanden. Der Rest wird entweder aus diesen Mittelwagen umgebaut oder komplett selber gefertigt.

Als Ausgang dienen Modelle der Firma Electrotren.
Nach entsprechenden Zeichnungen wurde ein Urmodell aus Balsaholz gefertigt.


Nach Abformung entstehen dann die Triebköpfe und ein Abguss als Ausgang für den neuen Steuerwagen. Ein Endwagen muss ebenso dafür herhalten.





Fortsetzung folgt...

Oh, ich seh da gerade, das die Überschrift etwas komisch geworden ist. Sorry!


Hinweis: Ich muss darauf hinweisen, daß das Copyright der Modelle und Bilder bei der Fa. Electrotren (Mittelwagen und Endwagen),der  Fa. Talgo und meiner Person liegen.
alias

The Great Gonzo

Oliver

Wow!! Sieht ja schon ganz gut aus.
Welchen Maßstab baust du denn?
Was für ein Gießharz benutzt du zum Abformen?

RAPTOR

Danke!

Der Zug wird im Maßstab 1:87 gefertigt. Zum Abformen nehme ich Polyester-Giessharz der Firma 'efco'. Ist in den Mengen die ich benötige recht günstig. 1,5 Liter kosten kanpp 30 Euro. Ist kein 1:1 Harz. Es müssen dort nur 2-3% Härter zugegeben werden. Leider dauert es noch ein wenig, bis ich die nächsten Schritte präsentieren kann. Immerhin werden 10 (!!!!) komplette Züge gefertigt. Also im Eigenbau 10 Triebköpfe, 10 Steuerwagen und 10 doppelachsige Mittelwagen sowie als Umbau 10 Endwagen und 20 einachsige Mittelwagen. Und da die jeweiligen Einheiten immer parallel gefertigt werden, benötigt es halt etwas Zeit. Aber nicht mehr lange, dann kommt wieder was. ;)
alias

The Great Gonzo

Batman

sieht gut aus! Mit sowas bin ich erst vor kurzem nach Berlin gefahren ;)

Ferraristo

Wow, echt super gemacht, ich hätte niemals gedacht das man sowas auch selber machen kann, und dann auch noch so perfekt!!!

aber müssten die Wagen nicht länger sein?

RAPTOR

Hi,

also ich glaube, ich muss hier etwas ein klein wenig Richtig stellen. Anscheinend denken hier einige Leute, daß die oben abgebildeten Wagen (die letzten 2 Bilder) Modelle sind, die ich selbst gebaut habe. Dies ist ein Irrtum. Diese Wagen dienen mir nur als Ausgang für den Talgo XXI und kommen von der Firma Electrotren!!! Das einzige was ich bis dato selbst gebaut hatte, ist auf den oberen 3 Bildern zu sehen.

@ Batman: Das könnte durchaus sein, daß Du damit nach Berlin gefahren bist. Diese Wagen werden nämlich als InterCity Night eingesetzt.

@ Ferraristo: Wieso müssten die Wagen länger sein? Die Talgo-Wagen sind Niederflurwagen und eigentlich recht kurz gehalten.
alias

The Great Gonzo

Batman

Bingo - ICN von Fürth nach Wannsee, gezogen von 101 mit Lf aus Nürnberg, (incl. dem ganzen Bayerischen Fanclub von Schalke 04 :mad: ) :D
War aber super Leute, werd ich in Zukunft öfter machen  :)) Man kommt wunderbar ausgeruht in Berlin an :cool:

Die Wägen kannst du NICHT mit normalen Bahn-Waggons vergleichen Ferraristo. Die haben z.B. keine eigenen Räder - jeweils zwischen den Wägen liegt eine Achse (quasi auf der Kupplung). Der Zug kann so z.B. auch nicht getrennt werden. Sie legen sich ganz leicht in die Kurve, merkt man aber kaum, sind sehr viel kürzer als normale IC-Waggons. Nach der Montage in Spanien wurden die übrigens auf Schwertransportern quer durch Europa nach Deutschland gefahren (Autobahn!) - verrückte Welt.

Ferraristo

Hups!
Sorry RAPTOR22 hab nur mal "laut" gedacht!!!

RAPTOR

Hi,

so, nun folgt wie versprochen der nächste Abschnitt.

Wie auf den oberen Bildern schon zu erkennen (bezogen auf Bild 3 und 5) wurde ein gegossener Triebwagen und ein vorhandenes fertiges Modell des alten Endwagens getrennt. Wieso? Weil der Kopf des Triebwagens sowie der der Hauptrumpf des Endwagens zur Fertigung des neuen Steuerwagens benötigt werden.

Aus dem abgesägten 'Triebkopf' wird mittels Fräse und Säge eine Anpassung an den gekürzten Endwagen vorgenommen. Danach erfolgt mittels 'Rostuff' (ein 2-Komponenten-Spachtel, der sich auf Geissharz durch eine hervorragende Haftbarkeit und Verarbeitung auszeichnet) der rückwertige 'Zopf', die unteren Konturen im Bereich der Schürze sowie leichte Korrekturen an den Seiten vorgenommen. Von diesem neuen Steuerwagenkopf wird dann eine Silikonform erstellt. Nach Abguss ergibt sich dann ein schöner klarer Kopf, der ohne Probleme an den Endwagen gesetzt werden kann. Die auf dem Kopf sichtbaren Linien sind Wärmeschlieren, welche aufgrund der doch recht guten Wärmeentwicklung des Giessharzes beim Abbinden entstehen und nach Entnehmen und vollständigem Aushärten (nach Entnahme aus der Form ist der Kopf noch recht klebrig) abgeschliffen werden.



Fortsetzung folgt...
alias

The Great Gonzo

Starfighter


RAPTOR

ZitatOriginal von Starfighter
puuh, was ne arbeit!

Du nennst das schon Arbeit? Dann warte mal den weiteren Verlauf dieser Aktion ab!!! Das Beste kommt ja erst noch. ;(
alias

The Great Gonzo

RAPTOR

Hallo,

endlich geht es weiter. Leider hat mich die Arbeit an den Zügen etwas lange in Anspruch genommen und es ist erst jetzt wieder sinnvoll, neue Bilder zu zeigen.

Folgende Arbeitschritte wurden seit dem letzten Abschnitt durchgeführt:

1. Die alten Steuerwagen wurden nach Trennung der alten Kopfsektion nun auch am Heck 'beschnitten' Dabei wurde die Tür sowie das erste Fenster abgetrennt. Das abgetrennte Heck wird zwecks späterer Verwendung aufgehoben.

2.  Der separtate Steuerwagenkopf wurde an den alten Endwagen eingeklebt. Nach ensprechendem Einschleifen und Spachteln erhielt man dann erstmal den ersten Teil des neuen Steuerwagens.

3. Die vorhandenen normalen, einachsigen Mittelwagen wurden nun ebenfalls getrennt. Man erhält eine Endgruppe mit der Achsaufnahme und eine Endgruppe mit der Gegenkupplung.

4. Aus dem getrennten Mittelwagen und dem abgetrennten Endteil des alten Steuerwagens entsteht nun der neue 2-achsige Mittelwagen. Es folgt das übliche Prozedere aus Kleben, Schleifen und Sapchteln der Seitenteile und des neuen Daches.

5. Das von Mittelwagen abgetrennt Endteil mit der Kupplung wird nun als Endteil für den Steuerwagen genutzt, da dieser im Vergleich zum alten Endwagen nur noch einachsig ist. Und wieder Kleben....

6. Nach Abschleifen der Gussrückstände am Treibkopf mussten einige Spachtelarbeiten erfolgen, um z.B. dei Schleifschrammen und kleine Luftlöcher zu schliessen.

7. Aus einem weiteren einachsigen Mittelwagen wird die Gegenkupplung entfernt und in den Treibkopf eingeklebt., da der Triebkopf selber nur ein Drehgestell besitzt.

8. Nach entprechenden Fräsarbeiten wurden dann im Fahrwerksbereich aus Plastiksheet Schürzen eingeklebt. Es folgt Einschleifen und spachteln.

9. Damit die Frontschürzen tiefer in Richtung Schiene kommen, wird beim Steuerwagen un dem Triebkopf unter dem Kopf eine Plastikplatte eingeklebt und verspachtelt sowie verschliffen. So erhält man eine tiefere Schürze um den Schieber nachzuahmen (eine separaten Schieber aus fertigen ist zu aufwendig bei der stückzahl) sowie gleichzeitig einen glatten Unterboden.

10. Nach dem ersten Grundieren folgt nochmals ein wenig Spachtelei, um erst nach dem Grundieren sichtbare kleinere Fehler auszubessern (z.B. an den Klebenähten der Mittelwagen). Dies ist nun auch der stsand der unten abgebildeten Modelle.

Die nächsten Schritte sind ein schwärzen der Modelle und sie zwecks Aufbringung der Gravuren zu maskieren. Die Gravuren werden hier nicht graviert sondern Aufgebrusht. Aber diese Schritte werden erst in der Forsetzung beschrieben.



Fortsetzung folgt..
alias

The Great Gonzo

Oliver

Das ist ja wirklich eine Heidenarbeit, aber das ergebnis überzeugt. Bleibt zu hoffen, dass nicht doch noch irgendein Hersteller ein solches Komplettmodell auf die Räder stellt. Das wäre dann wirklich ärgerlich nach der ganzen Arbeit..

RAPTOR

@ Oliver: Na ja, ich sag mal so. Ich baue die Modelle ja direkt für die Firma Talgo selber und nicht für mich. Das heisst, sollte doch mal ein Industriemodell auf den Markt kommen, würde ich davon schon rechtzeitig erfahren (hoffe ich). Aber momentan ist davon nichts in Planung soweit ich weis.
alias

The Great Gonzo

RAPTOR

So,weiter geht's.

Nachdem im letzten Abschnitt die Schlaifarbeiten abgeschlossen wurden (zumindest am Triebkopf und am Steuerwagen), erfolgte nochmals eine Grundierung in Weiss. Nach dem Trocknen erfolgte ein sanftes Naßschleifen mit 1200er Körnung, um die Grundierung zu glätten. Nach Austrocknen wurden die Triebköpfe und Steuerwagen nun in Schwarz lackiert.
Nach ausgiebigem Trocknen der Farbe wurde nun in Kleinstarbeit die Maskierung aufgebracht. Die sichtbaren weissen Streifen sind Kreppklebeband, welche die schwarze Farbe vor nachfolgenden Lackierarbeiten schützt. Das abgedeckte Schwarz stellt dann nachher die Gravur des Zuges da. Die Scheiben (je eine pro Seite und die Frontscheibe) wurden innen mit Revell Color Stop aufgefüllt. Es folgen nun weitere Lackierarbeiten.

Im Bild unten sind nun der Triebkopf von rechts, links Front und der Steurerwagen zu sehen. Hier wurden die Modelle auf den Scanner gelegt und nicht fotografiert (erfolgt aber noch).



Fortsetzung folgt...
alias

The Great Gonzo

Abrams

Das siehst ja immer besser aus.

Kompliment!!


Eine Frage:

Wieviel zeit bringst du dafür pro Tag oder pro Woche auf?

RAPTOR

Danke schön!!!  :P

Wieviel Zeit? Also pro Tag kann man so mit ca. 10 Stunden rechnen.
Besonders schlimm war es, als ich so viel Schleifen musste. Da hat mir abends immer ganz schön die Schulter geschmerzt. Wenn das Schleifen Muskeln aufbauen würde, hätte ich jetzt 2 Köpfe.  :))
alias

The Great Gonzo

Batman

10 Stunden? Hauptberuf Modellbauer?  ?(
sexy - warum gemalte Gravuren und keine "echten"

RAPTOR

Also eigentlich bin ich Student. Diese Tätigkeit führe ich halt als Nebenberuf aus (momentan sind ja auch noch Semesterferien). Von irgendetwas muss ma ja leben.

Das mit den Gravuren ist einfach. Der verwendete Giessharz ist für solch feine Details nicht gerade geeignet. Ich hatte damals das Urmodell mit aus Plastikprofilen bestehenden Lüftungsgittern gebaut. Da der Giessharz aber recht lange braucht um abzubinden, ca. eine halbe Stunde, waren diese Gitter ein sehr beliebter Sammelpunkt von Luftblasen. Und da der Giessharz nach dem Guss eine klebrige Haut hat (an ihr kann man immer gut den Wärmeverlauf beim Aushärten sehen), müssen die Gußstücke vor der Weiterverarbeitung geschliffen werden, angefangen bei 80er Körnung bis zu 400er. Und da besteht dann halt auch das Risiko, die gegossenen Gitter zu verletzen. Und mit richtigem Resin hantieren wäre zu teuer.
alias

The Great Gonzo

RAPTOR

So, durch den Sicherungscrash ist ja der letzte Teil meines Beitrages verloren gegangen.

Der Stand des letzten Abschnitts war ja das Schwärzen der Triebköpfe und Steuerwagen und die Maskierung für die späteren Gravuren und Gitter.

Es folgen nun:

- brushen in Blau der oberen Gravurleiste und der unteren Zierleiste
- maskieren der Selbigen
- brushen in Silber der Spiegel vor den Seitenfenstern und der oberen Scheinwerfer
- und wieder maskieren
- lackieren in Hell- und Dunkelgrau der Fläche zwischen Gitter und Fenster sowie des Unterbodens (nur Triebköpfe), bzw. Hellgrau der Flächen zwischen den Fenster der Wagons
- und wieder maskieren
- schwärzen der vorderen Frontgravur für die Scheinwerfer
- s. oben
- nun folgte das Lacken mit 3 Lagen Mattweiß
- die Logos wurden nun zwecks besserer Haftung erst eingeweicht, dann abgetrocknet (noch nicht aufs Modell gebracht). Nun wurden auf das Modell Klarlack aufgebracht und die Logos auf den frischen Lack aufgebracht und mit eine leichten Lage Lack fixiert. So erzielt man eine bessere Haftung der doch recht starren Decals. Nach kurzer Trocknung wurden die gesamten Modelle nun mit einer ausreichenden Lage Seidenmatt-Lack überzogen und ausgiebig zum Trocknen abgestellt.
- es erfolgte der Einbau der Drehgestelle am Triebkopf (nach vorheriger leichter Anpassung, da die Drehgestelle von der Baureihe 152 von Märklin stammen und etwas zu groß sind, nur leider gibt?s ja von dem Talgo noch keine fertigen Modelldrehgestelle)
- als Abschluss erfolgte der Zusammenbau der restlichen Wagen, wobei leichte Anpassungen der Original-Unterböden vorgenommen wurden


Das Resultat der ganzen Arbeit ist nun in den folgenden Bildern zu sehen.

Die Lackierstadien des Steuerwagens:

 
alias

The Great Gonzo

RAPTOR

alias

The Great Gonzo

RAPTOR

Hier nun Bilder von den fertigen Modellen.

Der Triebkopf:



Der Steuerwagen (1), der 2-achsige Mittelwagen (2), der 1-achsige Mittelwagen (3) und der normale Endwagen (4):



Ein paar mögliche Zugkombinationen. Hierbei sollte beachtet werden, daß natürlich noch ein paar 1-achsige Mittelwagen zur Zusammenstellung gehören:



Und als krönenden Abschluss, ein Gruppenbild aller im Zeitraum des Berichts gefertigten Modelle:

alias

The Great Gonzo

mm

Immer noch der reinste Hammer, das steht außer Frage. :D  :D

jörg

Hi Raptor, auch aus Duisburg das dickste Lob.
Wahrhaft meisterlich.........

Grumman

Echt beeindruckend aber wozu hast du so viele gebaut?