Zvezda - römische Trireme Imperator 1/72

Begonnen von AnobiumPunctatum, 24. Januar 2006, 22:02:00

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

AnobiumPunctatum



Modell: Römische Trireme Imperator
Hersteller: Zvezda
Artikelnummer: 9001
Maßstab: 1:72
Preis: 47,00 Euro (im Internet z.T. preiswerter)


Zur Geschichte des Schiffstyps  

siehe Wikipedia


Der Bausatz    

Die Bauteile des 470mm langen Modells verteilen sich auf insgesamt 10 Spritzlinge. Der Bausatz bietet die Möglichkeit die Trireme als Vollrumpf- oder Wasserlinienmodell zu bauen.

Die Spritzlinge A-C und G enthalten die Bauteile für den Rumpf des Schiffes.


Die Holzmaserung ist sehr schön ausgeführt worden. Auch die Gravur der übrigen Details kann gefallen.



Gussbaum K ist zweimal vorhanden und enthält die Bauteile für den Ständer und die Kastelle. Auch hier zeigen die Detailaufnahmen die Qualität der Bauteile.





Spritzling D, der dem Bausatz 3x beiliegt, enthält die Ruder sowie die Blöcke, Jungfern und sonstigen Bauteile für die Takelage.



Gussbaum E enthält die an die Rahen angespritzten Segel. Die Struktur des Segels ist sehr gut getroffen worden. Leider ist die Materialstärke der Segel zu dick.



Vervollständigt wird der Bausatz durch den Ständer, beiges und schwarzes Takelgarn sowie einem Decal für das Segel und dem Stander.



Die Bauanleitung umfaßt 16 Seiten; während die einführenden Bemerkungen auf den ersten beiden Seiten in 6 Sprachen abgedruckt worden sind, werden die Hinweise in den übersichtlichen Zeichnungen nur in russisch und englisch wiedergegeben. Die Zeichnungen erklären den Bau des Modells in 37 Schritten und gehen auch auf die Takelung des Modells sehr ausführlich ein.
Die Farbangaben beziehen sich auf Model Master Farben.




Fazit  

Mit dem Modell der römischen Trireme, die zusätzlich in einer zweiten Version ohne Kastelle angeboten wird, ist Zvezda ein sehr schöner Bausatz gelungen. Die Details und die Gravur sind hervorragend. Die Holzmaserung ist sehr gut wiedergegeben worden.

Die Option die Trireme als Wasserlinien- oder Vollrumpfmodell zu bauen, bietet eine Reihe Möglichkeiten für die Gestaltung. Leider ist die Option auch ein Schwachpunkt des Bausatzes. Die Stelle, bei der die Klebestelle des Unterwasserrumpfes nicht durch die Barkhölzer verdeckt wird, muss gespachtelt und geschliffen werden. Hierbei wird die feine Holzmaserung zerstört.

Ein zweiter Schwachpunkt sind die Segel. So gelungen die Struktur ist, so unglaubwürdig ist die Materialstärke. Segel und Rahe bilden zusammen eine feste Einheit. Es ist daher leider nicht ohne größere Umbauarbeiten möglich, die Kunststoff- durch Stoffsegel zu ersetzen oder das Modell mit geborgenen Segeln darzustellen.

Trotz der beschriebenen Schwachpunkte ist das Modell empfehlenswert
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

FSC_Zombie

@ br06:

Cool das du jetzt auch eins dieser Serie baust. Mal schaun ob noch paar auf den Zug aufspringen.
Das mit dem Unterwasserrumpf empfinde ich gar nicht als so schlimm. Die Naht ist bei guter arbeit kaum zu sehen und zudem so weit unten das man schon den Kopf weit runternehmen muß um was zu sehen.
Mit Spachtelmasse würde ich hier nicht arbeiten.

Gruß Zombie
Im Bau: USS Syren 18 Kanonen(Caronaden) Brig 1:48

"Ich will nicht behaupten, dass Horrorfilme wirklichkeitsnah sind. Aber in vielen gibt es doch Anleihen aus der Realität: Meiner Hochzeitsnacht."

Al Bundy

112

Hallo Christian,

schönes Review. Ich muß ganz ehrlich sagen, daß ich Dir diesen Zeitsprung nicht zugetraut hätte. Ich hoffe Du hälst uns dann genau wie Zombie auf dem laufenden (natürlich erst, wenn die Soleil fertig ist - keine Hast).

Michael

AnobiumPunctatum

Hi Michael,

die Trireme wird definitiv vor der Soleil fertig werden. Wenn beruflich nichts dazwischen kommt, kannst Du mein Modell auf der Austellung in Wilnsdorf sehen.
An der Soleil baue ich zur Zeit aus zwei Gründen nicht weiter.
1. Ich möchte und muss noch einige Techniken besser können, bevor ich sie beí der Soleil einsetzen kann. Da fehlt einfach sonst die Übung
2. Ich träume immer noch davon die Soleil zu Wasser zu lassen ohne den Unterwasserrumpf abzusägen. Ich habe da eine fixe Idee, die ich in einem Museum mal gesehen habe. Diese möchte ich vorher aber  an einem kleineren Modell ausprobieren.

Ich musste beim Contest feststellen, dass ich bis jetzt beim Bau der Soleil viel Glück hatte. Sie ist halt das erste Modell seit meiner Jugendzeit und dieses Glück sollte man nicht überstrapazieren.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

galeotti

Hallo Christian, ich habe voriges Jahr die Trireme gebaut und muss sagen dass das Schiff mit der historischen Wirklichkeit nicht sehr viel zu tun hat. In der Kaiserzeit wurden keine Triremen mehr verwendet. Das Schiff welches als Vorbild diente , man erkennt es gut an dem Krokodil am Bug sowie den Verzierungen an der Reling ,stammt von einem Relief der Trajansäule in Rom, hatte nur eine Reihe Riemen.Es handelt sich also um eine Monere eventuell eine Bireme. Nach der Seeschlacht von Actium war das Mittelmeer zu einem römischen Binnensee geworden und es bedurfte keiner schweren Kriegsschiffe mehr. Die am häufigsten verwendeten Kriegsschiffe der Kaiserzeit waren die kleine schnelle Liburne  bei der die Ruderer an Deck saßen und die Bireme als großes Schiff.
Im Nemisee wurden Anfang des 20. Jh.s zwei große Luxusschiffe des Kaisers Caligula in einem erstaunlich guten Zustand geborgen. Es waren sehr breite Schiffe mit eingebauten Bädern und Marmorfußböden. Leider wurden beide Schiffe im 2. Weltkrieg vernichtet aber es gibt noch Fotos davon.
Ich verstehe gar nicht dass Zvedsda sie nicht als Vorbild genommen hat, aber da hätten sie nicht den  Rumpf der griechischen Triere und der ersten römischen Trireme verwenden können ,aus dem sie dieses Jahr noch ein karthagisches Schiff zusammenbasteln.
Übrigens sehen die Segel ,wenn sie mit matter Acrylfarbe bemalt sind gar nicht so übel aus.
Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

AnobiumPunctatum

Hallo Galeotti,

jupp, in den ersten Jahrhunderten p.C. spielten die großen antiken Kriegsschiffe keine übergeordnete Rolle mehr. Gegeben hat es sie wahrscheinlich immer noch. Es gibt auch Bild einer Quinquireme im  Buch von H.D.L Viereck "Die römische Flotte Classis Romana".

Der Rumpf von Zvezda ist quasi ein Universalbaukasten für antike Drei-Ruderer. In wieweit das historisch korrekt ist, lasse ich mal offen, da ich nicht genug Infos habe. Aber mehr wie eine Grundform ist es nach meiner Überzeugung nicht.

Ich habe mein Modell daher auch bautechnisch in  die Republik zurückverlegt. Ich habe im Web eine schöne Grafik eines Modells mit einem Gefechtsturm und Corvus gefunden, an welchem ich mich orientiere. Trotz starker schwächen im Guss macht der Bau sehr viel Spaß. Mittlerweile bin ich bei der Takelage angekommen. Die Segel ersetze ich allerdings durch solche aus papier (Methode HWB) oder Stoff. Mal sehen, was mir besser gefällt.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

galeotti

Hallo Christian, ich wollte Dir keinesfalls den Spaß an dem Modell nehmen. Die Qualität und Passgenauigkeit ist wirklich gut. Das mit den Papiersegeln würde ich mir an deiner Stelle nochmal überlegen da die Dicke der Plastiksegel nach der Bemalung wirklich nicht mehr auffällt. Ich habe auch die andere Trireme von Zvedsda gebaut und mit Katapulten und Legionären ausgestattet. Ich stelle Dir demnächst mal ein paar Fotos von beiden Schiffen rein.
Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

U552

Hi,

wenn ihr so weiter macht werde ich noch schwach :).
Ein schöner Bericht :), für mich als Rome Total War Zocker und begeisteter Fan von der Römischen Geschichte kommt bald die Frage, baue ich eine oder nicht:).
Ihr macht es einen nicht leicht :).

cu
Markus

galeotti

Bilderlink

Hier ist ein Bild von der anderen Trireme

EDIT: Bildergröße beachten
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

galeotti

Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

JWintjes

@galeotti

Schöne Bilder von den beiden Modellen - man sieht sie nicht häufig mit Figuren.  :P

Je länger ich die übrigens anschaue, desto mehr werde ich den Eindruck nicht los, daß das Zevza-Modell in Wahrheit eher 1/100 als 1/72 ist; dann bekäme man auch wenigstens ein wenig Artillerie drauf.

Jorit

AnobiumPunctatum

ZitatOriginal von JWintjes
Je länger ich die übrigens anschaue, desto mehr werde ich den Eindruck nicht los, daß das Zevza-Modell in Wahrheit eher 1/100 als 1/72 ist; dann bekäme man auch wenigstens ein wenig Artillerie drauf.

Von der Modelllänge paßt die Angabe von Zvezda 1/72. Sowohl die Breite als auch die Höhe des Modells erscheinen mir fraglich. Ich weiß nicht, wie bei dem flachen Ausleger 3 Ruderer (auch versetzt) Platz finden sollten. Für eine römische Trireme stimmt auch die Anzahl der Riemen uund deren Anordnung nicht.

@Galeotti

Könntest Du bitte Deine Bilder kleiner machen. Am besten änderst Du die Bildgröße erst lokal am Rechner. So ist der Thread für Modem- oder ISDN-User sonst nicht mehr aufruf und lesbar.

Die Plastiksegel können mich auch nach Deiner Bemalung nicht überzeugen. :2: FSC_Zombie hat bei seinem Modell auch die Segel nur bemalt. Im Vergleich zur übrigen Optik des Modells hängen sie deutlich hinterher.

Bei mir ist es mittlerweile eh zu spät. Die Plastiksegel sind schon meiner Laubsäge zum Opfer gefallen und die Rahen sind komplett verschliffen und gespachtelt worden. Mal Abwarten wie es aussieht, wenn es fertig ist.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

JWintjes

ZitatOriginal von br06
ZitatOriginal von JWintjes
Je länger ich die übrigens anschaue, desto mehr werde ich den Eindruck nicht los, daß das Zevza-Modell in Wahrheit eher 1/100 als 1/72 ist; dann bekäme man auch wenigstens ein wenig Artillerie drauf.

Von der Modelllänge paßt die Angabe von Zvezda 1/72. Sowohl die Breite als auch die Höhe des Modells erscheinen mir fraglich. Ich weiß nicht, wie bei dem flachen Ausleger 3 Ruderer (auch versetzt) Platz finden sollten. Für eine römische Trireme stimmt auch die Anzahl der Riemen uund deren Anordnung nicht.

Ich habe mir nochmal ein paar Bilder angeschaut; ich würde mal meinen, daß der Rumpf ingesamt eher in Richtung 1/100 geht, auch wenn die Länge auch zu einem 1/72-Modell passen könnte. Wahrscheinlich könnte man mit einigem Aufwand einen Vier- oder Fünfruderer in 1/100 daraus bauen, das gäbe auch für die Kaiserzeit ein durchaus interessantes Modell.

Nebenbei bemerkt - da das Zvezda-Elend ja mit der griechischen Triere anfing -, die Olympias ist übrigens offenbar ein Stück zu lang - ein Kollege war neulich mal drauf, und sie zeigt doch nicht unerhebliche Neidungen zum Rollen um die Längsachse.

Jorit

Dannebrog

Ein Schiff, ein Schiff...!!!  :tröt: An diese komischen Plastiksegel gewöhne ich mich wohl nicht mehr, aber sonst sieht das doch ganz nett aus!

Danke für das Review!

AnobiumPunctatum

Hi Jorit,

diesen Umbau überlasse ich gerne dem Fachmann für antike Schiffe. ;) Ich freue mich schon auf Bilder  :D

ich habe bei meinem Modell zwar die Anzahl auf 22 Riemen pro Reihe und Seite angepaßt, die Ergänzung auf 25 Riemen war mir doch zu heikel, zumal ich einen zweiten Rumpf hierzu benötigt hätte.

Die Kogge bzw. das Kreuzfahrerschiff werde ich beim  Bau einer größeren Operation unterziehen; min. das Deck wird komplett neu aufgebaut. Aber bei diesen Schiffen sind meine Unterlagen auch erheblich besser wie bei Triremen.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

galeotti


Hier ist mal ein Bild von dem Römerkahn von Academy. Die Werksbezeichnung "römische Galeere" ist totaler Unfug, da es den Begriff Galeere erst im Mittelalter gab. Es dürfte sich hier wohl um eine Liburne handeln. Ist aber seinen niedrigen Preis wert.
Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

JWintjes

ZitatOriginal von galeotti

Hier ist mal ein Bild von dem Römerkahn von Academy. Die Werksbezeichnung "römische Galeere" ist totaler Unfug, da es den Begriff Galeere erst im Mittelalter gab. Es dürfte sich hier wohl um eine Liburne handeln. Ist aber seinen niedrigen Preis wert.
Steffen

"Römerkahn" gefällt mir gut...  :D

Das Academy-Modell stammt ursprünglich übrigens von Imai und ist ziemlich hollywoodesk. Man könnte vermutlich aus zwei Modellen einen passablen Pentekontor oder vielleicht ein Flußkampfschiff zusammenschustern, aber das wäre ein ordentliches Stück Arbeit. Wie die meisten Bausätze leidet auch dieses Exemplar (neben anderen grotesken Geschichten) daran, daß es dramatisch zu kurz ist; mir fällt da immer der Heller-Bausatz ein, der eigentlich sehr schön ist, aber eben deutlich zu kurz.

Jorit

galeotti

Es stimmt dass das Schiff mehr Fantasie ,als echte Rekonstruktion ist , was aber die Länge angeht so lässt Du dich zu sehr von Hollywood beeinflussen. Liburnen waren kleine und wendige Schiffe ,die ihren Ursprung bei den liburnischen Piraten hatten und stets nur in den Küstengewässern operierten. Sie hatten eine maximale Länge von 28 Metern, eine Breite von 5m und 1,1m Tiefgang
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

JWintjes

ZitatOriginal von galeotti
Liburnen waren kleine und wendige Schiffe ,die ihren Ursprung bei den liburnischen Piraten hatten und stets nur in den Küstengewässern operierten. Sie hatten eine maximale Länge von 28 Metern, eine Breite von 5m und 1,1m Tiefgang

Hm.

Ich wäre mit der Einengung des Begriffes liburna auf den Typus dieser Piratenschiffe etwas vorsichtig; zwar steht das bei Appian, und die Darstellungen auf der Traianssäule zeigen auch aphrakte Schiffe. Es gibt aber auch Darstellungen von kataphrakten Liburnen, Properz erwähnt liburnae mit Rammsporn, wo sie doch nach Appian keinen haben.

Persönlich vermute ich, daß unsere Quellen mit der Fachterminologie nicht so furchtbar viel anfangen konnten. Tacitus verwendet verschiedene Bezeichnungen für Kriegsschiff munter durcheinander, viele spätantike Quellen verwenden überhaupt nur den Begriff liburna für jede Form von Kriegsschiff, ähnlich wie dromon bei den Byzantinern.

In jedem Fall ist dieses IMAI/Academy-Teil ja eine monoreme; entweder man setzt noch eine Bank Ruder obendrauf für einen spätarchaischen oder frühklassischen Pentekontor, oder man verlängert es für ein früharchaisches Schiff.

Jorit

galeotti

Hallo Jorit, zwischen Properz und Appian liegen gut 150 Jahre, es ist gut möglich dass der Rammsporn aus der spätrepublikanischen Periode ,in der Kaiserzeit, als es kein Land rund um das Mittelmeer gab, welches nicht zum röm. Reich gehörte , überflüssig wurde. Die Kriegsschiffe dienten fast nur noch als Truppentransporter BzW. als Wasserpolizei.
Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

JWintjes

ZitatOriginal von galeotti
zwischen Properz und Appian liegen gut 150 Jahre, es ist gut möglich dass der Rammsporn aus der spätrepublikanischen Periode ,in der Kaiserzeit, als es kein Land rund um das Mittelmeer gab, welches nicht zum röm. Reich gehörte , überflüssig wurde. Die Kriegsschiffe dienten fast nur noch als Truppentransporter BzW. als Wasserpolizei.

Hallo Steffen,

das überzeugt mich nicht. Nicht nur, daß einige Darstellungen auf der Trajanssäule (auf die ich übrigens nicht so unendlich viel geben würde; römische Ikonographie hat die unangenehme Angewohnheit, sehr konventionell oder sagen wir traditionsbewußt zu sein) deutlich einen Rammsporn zeigen, auch Aristoteles weist bereits auf die spitz gebauten Schiffe der Liburni hin; für ein Piratenschiff ist Geschwindigkeit ja auch sinnvoller, als ein Rammsporn. Vermutlich hat es hier einfach eine Übertragung einer ursprünglich eng gefaßten Begrifflichkeit auf eine breiter gefächerte Typenauswahl gegeben.

Übrigens ist es ein weit verbreitetes Mißverständnis, daß Kriegsschiffe in der Kaiserzeit keine Funktion mehr hatten; ich weiß gar nicht, auf wen das eigentlich zurückgeht. Für die Provinzialflotten stimmt es ohnehin nicht, und auch die kaiserlichen Flotten fanden beispielsweise bereits im Bürgerkrieg 69/70 vielfach Verwendung.

Jorit

galeotti

Hallo Jorit, ich wüsste nicht was in besagten Bürgerkrieg ,die Flotte für eine Rolle gespielt haben soll, außer dass Vespasian damit übergesetzt ist. Die Schlachten wurden an Land geschlagen. Wenn du mir eine einzige Seeschlacht nach Actium nennen kannst, so nehme ich alles zurück. Es gab in der Kaiserzeit keine Völker im römischen Einflußgebiet ,bis auf einige Piraten, die eine eigene Kriegsflotte besaßen.
Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

JWintjes

ZitatOriginal von galeotti
Hallo Jorit, ich wüsste nicht was in besagten Bürgerkrieg ,die Flotte für eine Rolle gespielt haben soll, außer dass Vespasian damit übergesetzt ist.

Hallo Steffen,

die Flotte Othos wurde wirksam an der Küste der Narbonensis eingesetzt und hat den Vitellianern dort nicht geringe Schwierigkeiten bereitet (Tac. Hist. 2, 12-15); in dem Zusammenhang ist Tac. Hist. 2, 16, 1 sehr bemerkenswert, denn da ist ausdrücklich von fama victricis classis die Rede, was einen Sieg über gegnerische Flotteneinheiten, vermutlich in der Narbonensis stationierte Schiffe, impliziert. Übrigens war die Classis Germanica offenbar stark in den Bataveraufstand involviert.

Die Provinzialflotten standen ohnehin in ständigem Einsatz von Pontus bis nach Schottland. Nur weil es keinen Gegner mit den Römern vergleichbarer Flottenrüstung mehr gab, heißt das nicht, daß die Flotten nicht eingesetzt wurden. Für die Markomannenkriege von Marc Aurel etwa sind Detachements aus vermutlich sechs verschiedenen Flotten im Donauraum konzentriert worden.

Jorit

galeotti

Hallo Jorit, ich glaube mit so einer Menge Fachlatein langweilen wir die Meisten. Ich denke es schadet nichts wenn wir bei der deutschen Sprache bleiben. Ich habe mir besagte Stelle bei Tacitus durchgelesen und gebe Dir recht was die Kämpfe Othos und Vitellius betrifft. Bei den Flotten im Donauraum hat es sich aber doch eher um Flußschiffe gehandelt. Ich bestreite auch gar nicht die Existenz der römischen Kriegsflotte in der Kaiserzeit, ein Teil war ja in Misenum stationiert und die Matrosen wurden bei den Spielen im flavischen Amphitheater zum Hissen der Sonnensegel abberufen.
Die großen Drei- bis Fünfruderer kann ich mir aber in einer Flotte ohne nennenswerte Gegner schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht vorstellen.
Für Güter- und Personentransporte wurden Oneraria genannte Segler verwendet, die teilweise beachtliche Ausmaße hatten. So muß das Schiff auf welchem Caligula den 500 Tonnen schweren  Obelisken für seinen Circus        ( steht heute auf dem Petersplatz) aus Ägypten holen ließ, eine Tragfähigkeit von mindestens 1300 Tonnen gehabt haben, da es noch zusätzlich 800 Tonnen Linsen an Bord mitführte.
Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

JWintjes

Hallo Steffen,

Zitatich glaube mit so einer Menge Fachlatein langweilen wir die Meisten. Ich denke es schadet nichts wenn wir bei der deutschen Sprache bleiben.

Hast natürlich recht - sorry, das war wohl ein Anflug von Berufskrankheit...  ;)  :D

ZitatDie großen Drei- bis Fünfruderer kann ich mir aber in einer Flotte ohne nennenswerte Gegner schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht vorstellen.

Wir haben aber Sechsruderer namentlich im ersten und zweiten Jahrhundert belegt (vielleicht war das ein und dasselbe Schiff; es hieß jedenfalls "Ops"). Daneben kennen wir, wenn ich mich recht erinnere, vier Fünfruderer namentlich und an die 70 Dreiruderer (mehr übrigens als Liburnen) aus dem ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus. Mit den Vierruderern habe ich mich mal näher beschäftigt, da gibt es die "Fides", die inschriftlich im Jahr 212 belegt ist.

Die seit den Arbeiten von Starr gängige Vorstellung ist die, daß die beiden kaiserlichen Flotten im Wesentlichen aus Triremen bestanden, mit einer Reihe von Vier- und Fünfruderern sowie wenigen größeren Schiffen als Flaggschiff; die Provinzialflotten hingegen (von der Classis Pontica mal abgesehen) hätten eher aus leichten Schiffen bestanden; allerdings sind auch für die Classis Britannica Triremen belegt.

Jorit