Victory Bugschnitt

Begonnen von Lorei, 06. Juli 2015, 09:20:56

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Lorei

Hallo Leute,

mir fiel kürzlich ein Baukasten als Bugschnitt der Victory in 1:78 in die Augen und ich überlege ob ich den auch in die Finger haben will. Bei der eBucht konnte ich mir einen Bauplan aus dem Satz ersteigern. Sieht zwar alles recht grob aus, aber das kann man ja verfeinern.

Allerdings stellt sich mir die Frage: Wieso finde ich nirgends einen Baubericht darüber? Ist das so grottig oder will niemand ein zerschnittenes Schiff? Scheint doch aber eine Herausforderung zu sein auch mal innen alles sehr exakt nachzubilden?

Also: hattet Ihr das schon mal in den Fingern??

Lorei
Modellbau ist für alte Knaben eine von den teuren Gaben

hwe

Hallo Lorei,

ich kenne den Bausatz zwar nicht, aber wenn Du bereits schreibst, dass er etwas grob wirkt, dann ist zu erwarten, dass Du relativ viel neu machen wollen wirst (was für ein Satz! *Seufz*).

Wenn man wiederum davon ausgeht (dass Du viel modifizieren wirst), dann lohnt sich doch die Überlegung, ob Du nicht so einen Bugschnitt (oder einen anderen Schnitt?) aus eigner Kraft herstellen willst?!

Ich würde dir zum Beispiel (wenn es unnbedingt ein Bugschnitt der Victory sein soll) dazu raten, den AOTS-Band zur Victory zu besorgen und auf dieser Basis einfach mal loszulegen.

Die Risse im Buch sind durchaus brauchbar und mit einem guten Kopierer kannst Du sie nach Bedarf skalieren.

Wenn Du dir das nicht selbst zutraust und es nicht unbedingt die Victory und ein Bugschnitt sein müssen, dann schau' doch mal bei "modelshipworld.com" vorbei. Wenn ich mich nicht irre, kannst Du dort kostenlos Pläne für einen Rumpfquerschnitt einer Fregatte herunterladen (immer nur Häppchenweise, die wollen, dass man auch baut und einen Baubericht bei ihnen einstellt!) und findest Dich dort in bester Gesellschaft. - Einziger Haken: Du solltest dazu Englisch können (halbwegs). - Dort gibt es bereits haufenweise Bauberichte zu diesem Querschnitt und drt kannst DU dir viel abschauen.

Ciao,

Herbert
:mariinee:

Lorei

Hallo hwe,

Dich habe ich hier schon öfter gesehen  :winken:

Die Victory habe ich schon gebaut und habe alle Literatur die es nur gibt darüber- das wäre natürlich auch ein Weg, sich die Risse selbst zu holen. Der Bausatz kostet so um die 260 €, ist also kein billiges Teil und ich vermute man kann sich die Arbeit sehr erleichtern. Nach dem ersteigerten Originalbauplan sind es lasergeschnittene Teile und offenbar viele Gußteile. Manches aber offenbar recht grob, aber das kann man ja bearbeiten.

Was mich aber weiterhin umtreibt, ist, warum das noch nie einer gebaut haben soll??

Lorei
Modellbau ist für alte Knaben eine von den teuren Gaben

hwe

Hi Lorei,  :winken:

Zitat von: Lorei in 07. Juli 2015, 20:17:13
Hallo hwe,

Dich habe ich hier schon öfter gesehen  :winken:
Vielen Dank für die Blumen!  :6:
Zitat

Die Victory habe ich schon gebaut und habe alle Literatur die es nur gibt darüber- das wäre natürlich auch ein Weg, sich die Risse selbst zu holen.
Damit verfügst Du ja über eine sehr gute Ausgangslage.
Zitat
Der Bausatz kostet so um die 260 €, ist also kein billiges Teil und ich vermute man kann sich die Arbeit sehr erleichtern. Nach dem ersteigerten Originalbauplan sind es lasergeschnittene Teile und offenbar viele Gußteile. Manches aber offenbar recht grob, aber das kann man ja bearbeiten.
Wenn ich das so lese, bin ich hin und her gerissen, was ich dazu sagen soll...

Für 260 Euro bekommst Du genug erstklassiges Birnenholz, um zwei komplette Victories in 1:50 als Plank-on-Frame zu bauen. - Allerdings ohne irgendwelche Gußteile.

Die Gußteile können dir selbstverständlich das Leben sehr erleichtern, wenn Du dir die Schnitzerei nicht zutraust.

Leider sind die Hölzer in Bausätzen oft nicht gerade optimal um wirklich schöne Modelle herzustellen.
Oft sind die Hölzer viel zu grobporig oder zu weich. Um sehr gute Modelle bauen zu können, benötigt man hartes Holz, welches möglichst geringe Maserung aufweist. Solche Eigenschaften weisen in erster Linie Obsthölzer auf.

Sehr beliebt sind Birne, Elsbeere, "Schweizer Birne", aber auch Apfel und Pflaume sind brauchbar.
Auch Ahorn.

Wie gesagt, für 260 Euro kann man sich verdammt viel Holz kaufen.
Zitat
Was mich aber weiterhin umtreibt, ist, warum das noch nie einer gebaut haben soll??

Lorei
Ich glaube, das liegt an mehreren Gründen:

1. 260 Euro ist ein Haufen Geld. - Dafür kann man Bausätze von kompletten anderen Schiffen kaufen. (oder eben viel Holz)
2. So ein Bug ist bereits viel Arbeit. Und wenn man viel verbessert (verbessern muss), stellt man sich schon bald die Frage: "Warum nicht gleich selber machen?" - Und wenn man schon den Bug selbst macht, wieso dann nicht gleich auch den ganzen Rest?
3. Wenn man es selbst macht, dann wird es auf jeden Fall deutlich billiger (und wahrscheinlich auch besser...)
4. Wie stellt man den Bug aus? - Sehr wahrscheinlich hängt man ihn doch an eine Wand, oder? - Aber wenn man das tut, sieht man die ganzen "Innereien" nicht. - Schade um die viele Arbeit, denn genau da steckt wohl die meiste Arbeit drin. - Einen Rumpfquerschnitt oder eine Battlestation muss man entweder frei aufstellen oder selbst wenn man sie an eine Wand hängt, ist mehr von den Details zu sehen.
5. Ich glaube, viele Leute wissen so einen Bugschnitt auch nicht wirklich zu schätzen (denn die sind schon sehr schön und anspruchsvoll!).
6. Wenn man sich dann doch für einen Eigenbau entscheidet, dann werden die Schnitzereien zu einem Problem. Und leider habe ich schon oft gesehen, dass die mitgelieferten Gußteile (bei verschiedenen Bausätzen) zum weglaufen grob und häßlich waren. - Wenn man dann den Holzteil in hervorragender Qualität selbst hergestellt hat, wirken die Gußteile richtig grobschlächtig und verschlechtern den Gesamteindruck.

Also: Alles nicht so einfach...

Auf jeden Fall eine Herausforderung und: Freu' dich doch, wenn du etwas baust, was nicht jeder hat! - Um so besser!

LG,
Herbert
:mariinee:

Lorei

Hallo Herbert,

eine gut durchdachte Antwort. Da fehlt nichts. Und besser kann man das auch nicht darstellen.

Nun bin ich immer noch schwanger mit der Idee und unentschlossen. Dennoch vielen Dank für diese kluge Antwort. :klatsch:

Vielleicht bau ich auch erst mal noch einen Piratenkapitän :3:

Lorei
Modellbau ist für alte Knaben eine von den teuren Gaben

Bradhower

Hallo Lorei,

zwecks Fingerübung, wie wäre es mit dem Querschnitt der Victory: http://shop.strato.de/epages/61220080.sf/de_AT/?ObjectPath=/Shops/61220080/Products/KR21319 - die Bugsektion ist recht anspruchsvoll, da sollte ein wenig Vorübung nicht schaden und preislich bekommt man für einen verschmerzbaren Betrag auch einen soliden Bausatz mit Potential.

Gruß Marcel

AnobiumPunctatum

Einen Dreidecker in mehrere Schnittmodelle aufzuteilen ist eine interessante Idee. Einen guten Bausatz kenne ich zu diesem Thema nicht - was nicht heißen soll, dass es keinen gibt.
Du wirst für ein gutes Modell daher nicht um sehr viel Scratchbau herumkommen.. Die Bugsektion mit ihren Hawse Pieces, Cantframes, Bollard Timbers usw. ist mit das komplizierteste, was Du Dir aussuschen kannst. Eine gutgebaute X-Section im Bereich des Hauptspants bietet auch sehr viele Möglichkeiten. Das schöne ist, dass Du diese Modelle in einem größeren Maßstab bauen kannst, 1/64 oder sogar 1/48 ohne das der Platzbedarf zu groß wird.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Lorei

Hallo Ihr Holzwürmer,

meine Recherche ergab, dass es tatsächlich nur die beiden Baukästen gibt. Einmal der Bugschnitt in 1:78 und einmal zum Hauptmast mit 1:100. 1:100 ist eine Spassbremse bei der Takelage, daher habe ich meine Victory in 1:96 auch erst einmal eingefroren wie es an die Wanten ging.
Dennoch ist es wirklich eine interessante Idee und Herausforderung. Und wir wissen, dass so ein Baukasten ja auch immer nur eine Anlegekante ist und man ja eh vieles anders macht. Holz hat man ja auch in allen Größen da. Baupläne, Bücher und Fotos auch in allen erdenklichen Formen.
Meine Schwangerschaft zu dieser Aufgabe manifestiert sich immer mehr aber meine Hoffnung, dass mal schon anderer die Bugsektion gebaut und ich ein wenig partizipieren hat nimmt immer mehr ab. Hat sich offenbar keiner ran getraut.

Wenn meine Schwangerschaft zu Ende geht melde ich mich nochmal.

Lorei

Modellbau ist für alte Knaben eine von den teuren Gaben

Lorei

Hallo Leute,

vor einem Jahr hatte ich gezögert - aber dann doch den Bau des Bugschnitts der Victory begonnen.




Die Idee, das mit einer internen Beleuchtung zu verbinden machte das Projekt ziemlich kopflastig . Alles drehte sich um diese Idee. Die Drähte sollten unsichtbar sein, die Laternen mit LED so klein wie möglich. Der gesamte Bauablauf richtete sich darauf aus. Selbst die Beplankung litt darunter, denn die Decks konnten nicht eingezogen werden und erst nach der Beplankung eingebaut werden. Was das für eine verzogene Beplankung bedeutet ist jedem klar.
Laternen wurden aus PVC Rohr 5mm erstellt. Die Kabel verschwanden in einem Spant in einer ausgefrästen Nut am Rand.
Der Modellbausatz war wie immer nicht fehlerfrei und hatte u.a. eine Schablone dabei nach der man die Luken schneiden sollte. Wenn das einer gemacht haben sollte, saßen die Luken auf den Spanten. Die Schablone und einiges mehr mussten also neu gemacht werden. Man musste also wie immer aufpassen.
Für die Bemalung wurde die Originalfarbe aus Pourtsmouth genutzt. Alle Taue sind rechts geschlagene Taue aus einer Reeperbahn. Für die Beplankung kam schweizer Birnenholz zum Einsatz da das im Bausatz befindliche Holz entschieden zu spröde war. An etlichen Stellen erfolgten Anpassungen an das Original. Mit dem Original hatte ich mich ja lange beschäftigt da ich zuvor eine Victory in 1:96 baute. Die Takelage konnte auch nicht original erfolgen, da die Anschlagstellen oft einfach fehlten, so dass insgesamt vieles nicht ganz so vorbildgetreu ist wie man es sich wünschte.

Die Originalbauanleitung füge ich mal bei, damit man sehen kann wie das eigentlich aussehen sollte.

Jetzt werde ich mich wohl doch an die Takelage der Victory in 1:96 machen müssen, das heißt u.a. mit 3mm Blöcken zu hantieren - eine echte Spassbremse.

Bauanleitung: http://lreinhold.de/Victorybug/Bauanleitung.pdf
Eine Fotostrecke findet Ihr hier.: www.lreinhold.de/Victorybug/Bau.htm

Lorei
Modellbau ist für alte Knaben eine von den teuren Gaben

nurmalso

Interessantes Teil, sauber umgesetzt und mit Beleuchtung sicher auch sehr dekorativ. Kleines Manko aus meiner Sicht
ist der Ständer, er passt nicht wirklich zu der Epoche der großen Segelkriegsschiffe.
Trotzdem meinen Respekt, hab mich mal durch die Bauanleitung gelesen und und kann mir denken welche Klippen Du bei
dem Bau umschiffen musstest.

LG  Frank