Flugzeuge Igitt....ein Fertigmodell

[Hans]

Für wahre Modellbauer kommt nun der Alptraum des Grauens: Ein Fertigmodell.  

Wie kann man nur!

Ganz einfach: Man fährt nach Erding und sieht dort die neue Serie EasyModels, die Trumpeter auf den Markt gebracht hat. Alles Klassiker in 1/72. Bf 109G6 und G-.10, FW 190D, Spitfire, Wildcat, Corsair, MiG3.. etc etc.

Und alle nicht mal schlecht, soweit man es durch die Packung beurteilen kann. Es sind eigentlich alle 72er-üblichen Details vorhanden. Cockpits sind eher mau. Die Bemalungen sind meist recht gut und authentisch, es sind aber auch echte Kracher dabei ( FW 190D).

Der Preis liegt bei 7 bis 8 Euro das Stück....also sehr knapp über dem Revell-Baukasten-.72er-Niveau.

Kann man als seriöser Modellbau sich beim Kauf eines solchen Modells ertappen lassen? Nun, nach einigen schweissgebadeten schlaflosen Nächten oute ich mich nun. Ich habs getan und werde es auch wieder tun.

Mein Kauf traf eine Bf 109 G-6 in Markierungen des JG 51. Bautechnisch wurden die Antennen entfernt und aus Messing neu angefertigt. Der Peilrahmen ist ein gebogener Ätzstreifen aus Messing.

Danach wurde das Leitwerk mit Future verglänzt ( Pinselarbeit) und das entsprechende Decal aus meinem Geheimbestand aufgebracht ( ich glaube, ex-Frog, ca 1975)

Bemalungstechnisch wurde das Modell komplett aufgehübscht: Zuerst ein klassisches Postshading mit Tamiya Smoke. Dies war dann doch etwas zu hart und an manchen Stellen auch unsauber. Es wurde deshalb mit Gunze in den Farbtönen 75/75/76 nachgearbeitet, richtig 'gefiltert', also nachschattiert und aufgehellt. Danach wurden die Blechstösse mit Ölfarbe-Washings ausgelegt und betont. Unten dunkelgrau mit einer Spur Umbra, oben 50%schwarz mit 50% Umbra.

Danach erfolgte ein komplettes Aufschattieren mit Ölfarben. Dazu setze ich kleinste Mengen Ölfarben in kleinsten Tupfen an die entsprechenden Stellen und verreibe diese mit einem kleinen Flachpinsel. Niemals hier auch nur Spuren von Lösemitteln verwenden! Wenn der Pinsel zu reinigen ist, komplett abtrocknen lassen und zwischenzeitlich einen anderen verwenden.

Bei den Unterseiten in RLM 76 erfolgte dies mit reinem Deckweiss, auf den Oberseiten mit zugemischten Schwarz, ein helles Grau quasi. Diese Lasuren hellen die Grundfarbe auf, ohne sie im Charakter wirklich zu verändern.

Nach dem Durchtrocknen über Nacht erfolgte ein Art Drybrushing mit Ölfarbe, eigentlich ein 'Dumpbrushing', wieder mit den selben Tönen in Öl. Man beachte die div. Hutzen und Beulen und Ladereinläufe. Sie wirken so plastischer, ohne das die Aufhellung als Farbtonunterschied auffällt.

Auch die Ruder wurden so betont, das ist zwar unrealistisch, da die Rippensicherungsbänder im Original viel flacher waren, aber es schaut aus meiner bescheidenen Sicht besser aus.

Zuletzt noch etwas Schmutz hier und da.

Als abschliessender Mattlack kam testweise Xtracrlyics Matt zu Einsatz, testweise verdünnt mit Originalverdünner. Es geht aber genauso gut mit Vallejo Airbrushreiniger und genauso auch mit Sidolin Fensterreiniger.

Was noch fehlt ist der Antennendraht und etwas Staub im Einstiegsbereich, auf den Laufrädern sowie leichte Verschmutzungen am Tankstutzen.

Fazit: Wer aufs Bemalen steht und weniger aufs Bauen, für den ist es das Höchste  

Grüße
Hans






(Antennendraht courtesy Photoshop....)






Hier der Mattlack und die getesteten Verdünner

[Thorsten_Wieking]

Hallo Hans,

so alleine bist Du garnicht, das Fertigmodelle angeht. Eines habe ich auch mal hier im Board gepostet .

Neben der P-51 habe ich noch 2 Dragon Fertigmodelle rumstehen, einmal ein AAVTP-7 und einen Jagdtiger.  Die beiden letzten Modelle kauft ich allerdings aufgrund der verschiedenen Alterungsspuren, um sozusagen eine Art Muster für eigene Versuche zu haben.

Da mir der Alterungs-/Airbrushpart beim Thema Modellbau auch sehr viel Spaß bereitet, finde ich Deine Herangehensweise "Fertigmodell kaufen, mit Modellbautechniken altern/aufbereiten" äußerst interessant. Ggf. sollte ich die Modelle doch nochmals näher in Augenschein nehmen.

Gruß
Thorsten

[Pacific Strafer]

Original von Hans Trauner
Für wahre Modellbauer kommt nun der Alptraum des Grauens: Ein Fertigmodell.  

Stimmt  

Original von Hans TraunerKann man als seriöser Modellbau sich beim Kauf eines solchen Modells ertappen lassen? Nun, nach einigen schweissgebadeten schlaflosen Nächten oute ich mich nun.

Wer's glaubt  

Die Nachbehandlung (soweit ersichtlich, die Auflösung der Bilder könnte ein bisschen besser sein) gefällt mir sehr gut.
Hierzu direkt eine Frage: Das Aufschattieren erfolgt mit unverdünnter Ölfarbe? Kleinste Mengen mit einem Flachpinsel verreiben? Klingt äußerst interessant, möchte ich sofort bei meinem M60 mal ausprobieren. Da ist mir die Dreifarbtarnung noch zu grell, zu leuchtend.

Gruß
Peter

[Alex]

iiiiiihhhh... teert und federt ihn! Ein Fertigmodell!!!



Alex

[der roadrunner]

Na nun mach dir mal nicht gleich ins Hemd. Wenn es dich beruhigt, ich habe über 40 1:18 Fertigmodelle in meinen Regalen stehen. Dazu kommen nochmal so ca. 45 1:87er. Und schlecht sehen deine Flugzeuge ja nun nicht gerade aus.


MfG

der roadrunner

[Spritti Mattlack]

Und ich habe auch 2 Fertigmodelle im Schrank (hinter Holztüren allerdings)

Und ich rede jetzt von Fertigmodellen, die ich nicht selbst "fertig gemacht" habe.....

Hier mal eine Kostprobe...



Die Alterung, übrigens noch nicht abgeschlossen, erfolgt nach panzerchens bekannter und bewährter  Trust the Dust- oder auf neudeutsch "Alt-werde-ich-von-alleine"- Methode.

Spritti

[Lupus]

Hallo Hans,

so schlimm finde ich gar nicht, da hat man wenigstens etwas um seine Maltechniken aufzufrischen und
zu verfeinern. Und was man hier sieht,   .  Für den Preis kann man schön üben, ohne das "gute"
Modell, das zum zusammen bauen , einzusauen.



@Spritti

Die Methode kenne ich auch, aber nur morgens im Spiegel.


 
Lupus

[panzerchen]

ich hatte ja bekanntlich auch in ähnlicher Weise gesündigt:  mit dem Kauf meiner bereits gebauten DRAGON Maus.

Ich kann Hans da aber gut verstehen !
Wen die Bemalung erfreut, der kann sich dann ganz darauf konzentrieren und viel Freude dabei haben.
Und an anderer Stelle ( siehe den BW Quad ! ) wurde es ja auch schon vorexerziert.

Legal ist das sowieso, aber auch legitim !
Hier wird Niemand gesteinigt; geteert und gefedert auch nicht !    

[Hans]

@Peter et al.:

Hier mal wie gewünscht in hoher Auflösung, leider nicht so toll scharf, aber ich denke man erkennt die Schattierung ganz gut. Wobei es mir fotografisch schwer fällt die teilweise doch sehr subtilen Abstufungen herauszuarbeiten. Wenn ich paintshopmässig die Kontraste erhöhe, stimmt der Eindruck auch wieder nicht mehr...

Hier nur mal der Flügel


Hier nochmal die ganze Mühle in gross

Grüße
Hans

[StiftRoyal]

Niedlich die kleine....

Ich möcht mal wissen wie diese Bemalung in der Massenfertigung bewerkstelligt wird. Bei diesen Preisen sicher mit Tampon-Druck. (*grins*) Ihr wisst schon wie bei den Eisenbahnen und so.


Was mich wundert ist das H.....kreuz -gibts die Fertigmodelle nur als Import??

[Hans]

Und hier der letzte Versuch, die Bilder nicht so grieselig zu haben. Lag wohl an der ASA-Einstellung der Kamera und an der Hin- und Herkomprimierei beim Bearbeiten.

Hier der letzte Versuch ( 0.3 MB)

Jetzt ist Schluss....wirklich.

@Stift: Kein Druck, sondern Schablonenlackierung. Man sah die Spritzspuren, vorher. Und das Leitwerkskennzeichen ist nicht seriennmäßig drauf.

H.

[Wolf]

mit den ersten Bildern konnte ich noch nicht so recht was nfangen. Sie wirkten immer ein wenig künstlich oder unecht. Weiß garnicht wie ich das ausdrücken soll. Auch kamen die Effekte durch das körnige Bild ein wenig grob rüber. Von daher hatte ich zunächst gedacht, dass die Idee, ein Fertigmodell zu nehmen und daran Maltechniken zu üben garnicht schlecht ist. Allerdings empfand ich das nachgearbeitete ein wenig zuviel des guten.

Wie man jedoch auf dem letzten Bild sieht, ist die Alterung und Verwitterung doch deutlich feiner und subtiler als es zunächst den Anschein hatte. Da sieht man mal wieder, wie wichtig es ist auch wirklich gute Bilder einzustellen und vor allem, wie schwierig das ist, auch gute Bilder hinzubekommen. Ist ja fast so schwer wie das basteln

Ich finde jetzt, dass die Aufarbeitung des Modells doch sehr gelungen ist. Sehr interessante Effekte.
Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe hast Du neben dem üblichen größere Flächen sowohl aufgehellt als auch abgedunkelt? Das filtern mit der Gunze Farbe, erfolgte das großzügig oder nur ganz partziell?

Interessant wäre es, wenn man noch eine vorher Bild gehabt hätte.

Regt auf jeden Fall zur Nachahmung an!

[Hans]

und vor allem, wie schwierig das ist, auch gute Bilder hinzubekommen

Wobei ich nicht mal weiss, wozu ich länger gebraucht habe....aber ich denke ich habs jetzt raus woher dieser Grieseleffekt kommt.

Vorher-Foto: Hab ich einfach nicht dran gedacht. Es war ja einfach ein Versuch, spontan am Sonntag nachmittag zur Airbrush gegriffen und los gespritzt.

'Filtern': Das Postshading mit Tamiya Smoke war zu dunkel und auch zu ungenau. Eine gerade Linie an einem fertigen Modell zu ziehen ist schwieriger als gedacht. Irgendeine Antenne oder das Fahrwerk oder der Propeller ist immer im Weg. Ich hab da also erst mal leicht nachkorrigiert. Und danach mit wirklich verdünnter Farbe drübergenebelt, um alles weicher zu bekommen. Nachdem bereits die Markierungen aufgedruckt sind konnte ich jedoch nur recht kleinflächig vorgehen. Aufhellen erfolgte praktisch nur mit Ölfarbe, die verriebene Lasur, wie beschrieben.

Die Effekte sind wg. des abschließenden Mattlacks etwas schwer einzuschätzen gewesen. Der Mattlack hat einen eigentümlichen Effekt: Die feinsten Abstufungen schluckt er, die etwas stärkeren Effekte betont er. Die'Übergänge' gehen so etwas verloren.

Grüße
Hans

[Wolf]

Das ist das Problem mit dem ich auch immer kämpfe. Ich bin auch immer hin und hergerissen ob ich abschließend nochmal Klarlack draufmachen soll. Dadurch wirkt zwar das Gesamtbild harmonischer, aber die Effekte verändern sich. So muss man wissen wie Öl oder Pastell reagiert, wenn man Klarlack nutzt und entsprechend stark oder schwach vorarbeiten, damit nachher das gewünschte erreicht wird.
Auf der anderen Seite: Ganz weglassen von Klarlack wäre auch nicht schlecht, so wird dass Modell dann zwar fleckiger, teils glänzender teils matter, aber das war ja am Original auch oftmals so. Alleine dem Auge gefällt es dann nicht mehr.

[Pacific Strafer]

Da muss ich euch zustimmen, mit dem abschließenden Klarlack ist das immer so eine Sache. Man kann damit auch wieder viel von der vorherigen Arbeit zerstören. Ich habe mal an einem Workshop mit Bernhard Lustig teilgenommen, da ging es natürlich um Panzer/Fahrzeuge. Allerdings spielt das bei den Techniken ja bekanntlich erst mal keine Rolle, mitnehmen kann man jede Menge. Der hat das an einem praktischen Beispiel verdeutlicht, ein absolut traumhaft (nicht übertrieben, er zählt zu denjenigen, bei denen die Modelle in Natura besser aussehen als auf Bildern) bemaltes und gealtertes Fahrzeug mit Mattlack als Abschluss, daneben sein Jagdtiger, bemalt und gealtert nach allen Regeln der Kunst (da kann man wirklich was lernen), ohne jeglichen Klarlacküberzug. Im direkten Vergleich liegen Welten dazwischen, beide sehen gut aus, aber in den Farben des Jagdtigers war so richtig Leben drin. Schwer zu beschreiben, muss man am Objekt gesehen haben. Das ließe sich so an einem Flugzeug aber nur umsetzen, wenn man jegliche Zwischenschicht (z.B. Klarlack vor und nach den Decals) weglassen und die Markierungen lackieren würde. Da habe ich mich auch noch nicht rangetraut.

[panzerchen]

darf ich vielleicht noch ergänzen, daß Bernhard Lustig ( den ich als einen der wenigen großen Militärmodellbauer in Deutschland werte, und mit dem ich mich nicht einmal ansatzweise zu messen wage ) nach eigenen Angaben rund 6 Wochen  nur mit der Bemalung eines Modells zubringt ?

Zum Ursprung zurück:
Ich halte es für eine Kunst und eigene Qualität, ein schon fertiges Produkt noch weiter zu verfeinern, so wie hier von Hans gezeigt.
Es kann sich sowohl als Selbstzweck selbst genügen, als auch als Training verstanden werden.
Beides ist gut und richtig !

[Hobbybastler]

Natürlich ist das richtig und gut.

Ich persönlich ziehe zwar den meisten Spass beim Modellbau aus dem Zusammenbau, aber das heisst ja nichts. Für meine ersten RC-Versuche habe ich mir in den letzten Tagen auch ein Fertigmodell gegönnt.

Entscheindend ist aber tatsächlich der Spass an der Sache, und wenn man den Schwerpunkt auf der Bemalung liegen hat, dann ist auch für das static display ein Fertigmodell völlig in Ordnung. Kein Grund für dogmatische Grundsatzdiskussionen. Zumal, wenn das Ergebnis absolut überzeigend ist!

Viele Grüße, Christian

[Charlie Brown]

Das wesentliche wurde ja schon gesagt. Trotzdem auch von mir   . Ein interessanter Ansatz ein Fertigmodell zu nehmen. Ich hätte mich auch dagegegn gesträubt, aber einmal zum ausprobieren sehr gut und zum anderen mal ne Alternative zum Eigenbau  

Mit dem abschließenden Klarlacküberzug und den Alterungsspuren habe ich auch so meinen Kampf. Zum Teil altere ich nach dem letzten Klarlackfinish noch mal dezent mit Pastellkreiden.

Ist Dir auf jedenfall gut gelungen  

Gruß

Charlie