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Modelle und Reviews => Bauberichte => Thema gestartet von: wefalck in 17. Februar 2010, 13:26:23

Titel: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 17. Februar 2010, 13:26:23
Nachdem sich verschiedene Leute hier ebenfalls die Augen verderben, mal in ein Einblick in meine Dauerhauptbaustelle - der Versuch eines ultimativen Modells der SMS WESPE in 1:160. Wegen der mit meiner Umsiedelung aus den Niederlanden nach Frankreich verbundenen Arbeiten hat sich in den letzten Monaten leider gar nichts getan und es wird wohl auch noch eine Weile so bleiben.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Wespe-Henk.jpg)


Auf meiner Web-Seite (http://www.maritima-et-mechanika.org (http://www.maritima-et-mechanika.org)) gibt es eine Einführung in das Thema: http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/wespe/wespeclass.html (http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/wespe/wespeclass.html)

Ein (nicht chronologischer) Baubericht findet sich auf einer Extra-Seite: http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/wespemodel/wespemodel.html (http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/wespemodel/wespemodel.html)

Den größten Fortschritt gab es bisher bei dem Geschütz:

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-109.jpg)
(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-107.jpg)

Auch einige Teile der Decksausrüstung sind schon ziemlich fertig:

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-094.jpg)
(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-104.jpg)

Die Quadrate auf der grünen Schneidmatte sind übrigens 10 mm x 10 mm groß ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot SMS WESPE in 1:160
Beitrag von: maxim in 17. Februar 2010, 19:07:51
Das sieht sehr beeindruckend aus - insbesondere das Geschütz.  :klatsch:

Die Einführung auf Deiner Homepage ist schön umfassend. Da werde ich mich mal durchlesen.
Titel: Re: Panzerkanonenboot SMS WESPE in 1:160
Beitrag von: strippenflieger in 19. Februar 2010, 13:06:31


    8o 8o 8o

W:O:W: !!!

Superschöne Details , Das Geschütz ist absolut Klasse.

:winken:
Titel: Re: Panzerkanonenboot SMS WESPE in 1:160
Beitrag von: HWB in 20. Februar 2010, 22:18:39
 :respekt: das ist beeindruckend. Metallbearbeitung ist so gar nicht meine Welt, daher bin ich immer wieder erstaunt, was Modellbaukollegen daraus zaubern.
Das Geschütz ist ein Highlight. Die Streben am Oberlicht sind wahrscheinlich geätzt?


:winken:

Titel: Re: Panzerkanonenboot SMS WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 21. Februar 2010, 19:27:26
Ja, das Oberlicht ist geätzt (wie die Einzelteile des Geschützes auch). Auf der Innenseite sind Rillen eingeätzt, in die später noch dünne Drähte eingelegt werden, um die Schutzgitter darzustellen. Das 'Glas' ist aus dem Vollen aus Plexiglas gefräst - siehe die Web-Seite.

wefalck
Titel: Re: Panzerkanonenboot SMS WESPE in 1:160
Beitrag von: shark19843 in 13. Oktober 2012, 09:49:29
Hallo,

erst einmal Kompliment : Toller Bericht!

Im Zusammenhang mit der Wespe habe ich eine Frage:

Hat jemand zufällig einen Spantenriss für die Wespe Klasse. Ich habe schon das Kartonmodell vom HMV als Vorlage, aber da ist ja kein Rumpf dabei.

Vielen Dank schon einmal für die Hilfe!

Gruss

Shark19843
Titel: Re: Panzerkanonenboot SMS WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 13. Oktober 2012, 20:26:24
Das HMV-Kartonmodell ist mit Zustimmung des Autors aus dem Plan von Wolfgang Bohlayer entwickelt worden. Durch 'googeln' läßt sich eine Bezugsquelle des Plansatzes ermitteln.

Dieser Plan ist, was diverse Details anbelangt, inzwischen schon etwas in die Jahre gekommen und es gibt diverse neue Erkenntnisse, die auch auf meiner Web-Seite zur WESPE-Klasse (Link in der Signatur) zu finden sind.

Leider stagniert der Bau meines Modells seit geraumer Zeit aus verschiedenen Gründen  :rolleyes:

wefalck
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 12. Dezember 2014, 23:10:31
So, nachdem nun der Zuiderzee-Botter (http://www.modellboard.net/index.php?topic=33918.msg784130#msg784130 (http://www.modellboard.net/index.php?topic=33918.msg784130#msg784130)) fertig ist, geht es an dieser Baustelle weiter. Irgendwie war dieser Faden bisher mehr ein Platzhalter mit ein paar Bonbons. Deswegen möchte ich ein bißchen ausholen und am Anfang anfangen:

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Wespe-Henk.jpg)
Künstlerische Darstellung von S.M.S. WESPE aus HENK (1895) 'Zur See'

S.M.S. WESPE war das erste Schiff der Kaiserlichen Marine, das von Anfang an ohne jegliche segeltragende Bemastung konzipiert wurde. Taktisch gesehen war diese Serie von zehn Panzerkanonenbooten eine gewisse Fortentwicklung der Ruderkanonenboote des späten 18. Jh. Sie stellten eine mehr oder weniger stabile Plattform für ein (über)schweres Geschütz dar und an die Seefähigkeit wurden keine allzugroßen Anforderungen gestellt, da die Boote nur im Küstenraum operieren sollten. Zu dieser Zeit war die Kaiserliche Marine vorallem defensiv ausgerichtet und man hatte dabei vorallem Frankreich im Auge, da zur Zeit Wilhelms I. und Friedrichs III. eine eher England-freundliche Politik vorherrschte. England hatte die Idee solcher Kanonenboote bereits Anfang der 1860er Jahre in das Dampfzeitalter übertragen. Armstrong suchte eine Testplattform für seine Geschütze, was zur Entwicklung der sogenannten Rendell-Gunboats führte, die in verschiedenen Varianten an viele Marinen der Welt verkauft wurden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Wespe-Admiralitaet-QS-72.jpg)
Lithographierte Zeichnungen von S.M.S. WESPE im Deutschen Museum München

Es gibt einen umgezeichneten Plan für Modellbauer von Wolfgang Bohlayer, den ich aber nur als Referenz verwendet habe, da inzwischen mehr detaillierte Informationen verfügbar sind und er SMS WESPE in ihrem letzten Bauzustand gezeichnet hat. Ich habe mir aber zum Ziel gesetzt das Schiff so zu zeigen wie es wahrscheinlich kurz nach seiner Indienststellung ausgesehen hat. Leider scheint es aus der frühen Zeit nur eine einzige Photographie zu geben, die die WESPE noch bei der Ausrüstung und ohne Geschütz zeigt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/WZ-11046.jpg)
Erste (bekannte) Photographie von S.M.S. WESPE (1876)

Auf dieser Photographie basieren auch fast alle künstlerischen Darstellungen. Als weitere wichtige Referenz gibt es noch im Deutschen Museum in München Lithographien mit Decksplänen und Querschnitten sowie einem Längschnitt. Diese zeigen das Schiff in einer sehr frühen Form, vor den größeren Umbauten in der Mitte der 1880er Jahre. Damals wurden zusätzlich zum der 30,5 cm-Ringkanone ein Bugtorpedorohr eingebaut und zwei 8,7 cm-Geschütze in Knicklafette kamen an Bord, wie auch zwei 3,7 cm-Revolverkanonen. Ich werde das Modell aber nur mit der RK 30,5 cm/L22 zeigen, die bis weit in das 20. Jh. das größte Kaliber in den deutschen Marinen war. Krupp verkaufte dieses Geschütz auch an andere Marinen. Im Orlogmuseet in Kopenhagen gibt es ein schönes Instruktionsmodell, das das Geschütz in einer nahezu identischen Lafettierung für die Türme des dänischen Panzerschiffs HELGOLAND zeigt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/124503-72.jpg)
Instruktionsmodell für die RK 30,5 cm/L22 im Orlogmuseet Kopenhagen

In dem Baubericht werde ich die bisherigen Arbeiten in loser Folge nachvollziehen.

Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: maxim in 13. Dezember 2014, 09:38:01
Ich bin gespannt wie es weiter geht!

Was hältst Du von den Plänen aus dem Deutschen Museum? Und was ist die Quelle dieser Pläne? Ich habe mir auch eine größere Zahl davon kopieren lassen.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Universalniet in 28. Dezember 2014, 10:55:44
Da bin ich auch dabei. Diese Epoche der Marine finde ich am interessantesten. Mit dem Erscheinen der Dreadnoughts war es dann vorbei ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Sachse 3 in 11. Januar 2015, 17:47:00
Hallo,
na da möchte ich auch platznehmen und zuschauen. Das wird sicher interessant und lehrreich.

Gruß
Michel
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 12. Januar 2015, 11:57:15
Maxim, dies Zeichnungen aus dem DMM sind wohl zu Demonstrations-/Illustrationszwecken angefertigt worden und habe mit dem Bau wohl nichts zu tun. Auf Grund der Details kann man sie zeitlich in den Beginn der 1880er Jaher einordnen, bevor ein größerer Umbau der Boote erfolgte. Sie sind so ziemlich die einzigen zeitnahen Zeichnungen, die erhalten geblieben sind.

Die letzten Wortmeldungen haben mich daran erinnert, daß ich diesen Bericht gar nicht weitergeführt hatte ...

**********

Mein Plan sah ein Wasserlinienmodell vor: SMS WESPE bei schönem Wetter und ruhiger See macht Langsamfahrt, während sich die Crew die Zeit mit Geschützexerzieren vertreibt. Die (inzwischen) beste Ehefrau von allen (frei nach Kishon) rümpft bei szenischen Darstellungen aber immer etwas die Nase (auch wenn sie vom Botter sehr angetan war). Unterem auch deswegen denke ich inzwischen über ein Vollrumpfmodell auf gedrehten Messingständern nach. Noch habe ich etwas Zeit diese Entscheidung vor mir her zu schieben. Ein Wasserlinienmodell hätte den Vorteil, daß der Bau recht simpel ist, da der Rumpf ab der Unterkante des Panzergürtels bis zur Oberkante nur in der Längsrichtung gekrümmt ist. Mit anderen Worten, der Rumpf besteht zunächst aus einer simplen Platte in Schiffsform.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-001.jpg)
Bearbeitung der Seiten des Rumpfkerns

Als Material habe ich feine MDF aus dem Architekturbedarf gewählt, da das Material homogen ist und sich leicht bearbeiten läßt, dabei aber scharfe Kanten behält. Die Schichten aus verschieden dicker MDF wurden mit der Dekupiersäge ausgesägt und die Kanten mit einem improvisierten Tellerschleifer bearbeitet, um sicherzustellen, daß sie genau vertikal bleiben.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-007-72.jpg)
Ausarbeitung der Barbetten-Rundung mit einem improvisierten Trommelschleifer

Die runden inneren Ausschnitte wurden aus dem gleichen Grund mit einem improvisierten Trommelschleifer bearbeitet. In beiden Fällen bewährte sich einmal mehr meine 30+ Jahre alte PROXXON-Standbohrmaschine.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-009.jpg)
Fräsen des Schlitzes für die Scheuerleiste

Der Handlauf des Oberdeckschanzkleides geht in die Scheuerleiste entlang der Back über und wird deswegen aus einem Stück bestehen. Dafür habe ich gleich auf der Fräsmaschine einen entsprechenden Schlitz in die Back gefräst.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-005.jpg)
Der rohe, aus Schichten zusammengesetze Rumpf

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 22. Januar 2015, 09:04:38
In Ermangelung eines geigneten Rohres für den Barbetten-Panzer habe ich mir selber eines aus Bristol-Karton unter Zugabe von Weißleim gewickelt. Die Frontfläche wurde Plangedreht und die richtige Länge abgestochen. Die Länge stimmte zwar für die verwendeten Schichten, aber irgendwie fehlt mir 1 mm in der Höhe gemessen, wie ich später festgestellt habe. Inzwischen ist mir ein Stück passendes Plexiglasrohr untergekommen, so daß ich den Panzer vielleicht noch einmal neu mache. Dazu muß ich allerdings die inzwischen verklebten Schichten wieder auseinandernehmen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-013.jpg)
Aus Bristol-Karton laminierter Barbetten-Panzer

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-012.jpg)
Bearbeiten des Papprohres auf der Drehmaschine

Der Bristol-Karton wurde übrigens mit Porenfüller stabilisiert. Während dieser Arbeiten habe ich mir auch einen Tellerschleifer aus einer Proxxon-Oberfräse gebaut. Damit lassen sich beim Schleifen gut rechte (oder andere) Winkel einhalten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-014.jpg)
Bearbeiten der Seitenflächen der verleimten Rumpfschichten

Da der Barbetten-Panzer nur ein Halbreis ist, wurde das Rohr halbiert und alles schön verschliffen. Das Deckshaus wurde ebenfalls aus Schichten von MDF aufgebaut und mit Ausparungen für die Oberlichter und Niedergänge versehen.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Sachse 3 in 22. Januar 2015, 16:17:48
Hallo,
schön es geht weiter. Die Wespe nimmt schon Formen an, gefällt mir. Ich habe bei mir noch den HMV-Bogen liegen. Denke mal das wird wohl mein nächstes Projekt, wenn die momentan angefangenen beendet sind.

Gruß
Michel
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 15. Februar 2015, 13:34:57
Ich habe mich dann mit der Anfertigung verschiedener Ausrüstungsteile, wie Poller, Ankerspill und Kettenstopper beschäftigt.
Es gab vier Doppelpoller an Bord, die wohl Gußteile waren, die auf einer hölzernen(?) Grundplatte mit der Deckstruktur verschraubt waren.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-20.jpg)
Photo vom Heck eines Bootes der WESPE-Klasse

Entsprechend werden die Poller auf dem Modell aus drei Teilen bestehen, den Pollern und der Grundplatte. Ausgangsmaterial für die Poller war jeweils ein Stück Rundmessing mit einem Durchmesser so groß, daß der Poller eingeschrieben werden kann. Zunächst wurde ein dünner Zapfen angedreht, mit dem die Poller später auf dem Modell befestigt werden, der aber auch zum Spannen bei den weiteren Bearbeitungsschritten dient. Auf dem Tisch der Fräsmaschine wurde dazu ein Teilkopf montiert mit Hilfe dessen die verschiedenen Rundungen an den vier Seiten des Pollers eingefräst wurden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-052.jpg)
Teilkopf auf der Fräsmaschine (ich habe inzwischen eine verbesserte Ausführung)

http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-055.jpg (http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-055.jpg)
Einfräsen der Rundungen in den Poller

Die weitere Formgebung des Pollers erfolgte mit dem Handdrehstichel und Feilen auf der Drehbank. Als Werkzeugauflage diente die sogenannte Feilrolle.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-057.jpg)
Bearbeiten des Pollers mit dem Handdrehstichel und Feilen

Für die Grundplatten wurde ein Stück Vierkantmessing verwendet um 'Fleisch' zum Einspannen bei der Bearbeitung zu haben. Zunächst wurde die Fräsmaschine als Koordinatenbohrmaschine eingesetzt und die Bohrungen für die Zapfen der Poller vorgenommen. Gespannt wurde das Material auf einer speziellen Spannvorrichtung für kleine, flache Teile, die ich mir vor einiger Zeit gebaut habe.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-086.jpg)
Bohren der Grundplatten in einer Spannvorrichtung auf der Fräsmaschine

Diese Vorrichtung spannt die Teile mit Klauen, die in einer T-Nut laufen. Die gleiche T-Nut hält verschiebbare Anschläge, die die zu bearbeitenden Teile in Längsrichtung fixieren.
Zur weiteren Profilierung wurde das Vierkantmessing in einen Schraubstock umgespannt

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-088.jpg)
Profilieren der Grundplatten auf der Fräsmaschine

Auf dem Sägetischchen der Drehbank wurden dann die Grundplatten von Vierkantmessing abgetrennt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-089.jpg)
Sägetisch mit Anschlag für die Uhrmacherdrehbank

Zum präzisen Ablängen kleiner Teile auf der Drehbank habe ich mir eine weitere Vorrichtung aus einem Stück Profil-Aluminium gefertigt. Diese Vorrichtung wird auf dem Oberschlitten der Drehbank an Stelle des Stahlhalters befestigt. Das Material wird mit Klauen geklemmt, die einer T-Nut verschiebbar sind.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-090.jpg)
Haltevorrichtung zum präzisen Ablängen von Teilen.

Die drei Teile jedes Pollers wurden durch Weichlöten verbunden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-092.jpg)
Die drei Teile eines Pollers (Entschuldigung für das unscharfe Bild)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-093.jpg)
'Vorrichtung' zum Löten der Poller

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 28. Februar 2015, 20:56:22
Weiter geht es mit der Ankerspill. Während die Geometrie der Ankerwinden und Spill in alten Zeiten recht simpel war, ist die Kettennuß 'moderner' Winden eine gewisse Fertigungstechnische Herausforderung. Die Kettennuß hat ja Rippen und Vertiefungen in die die einzelnen Kettenglieder genau passen müssen. Die komplexe Geometrie dieses Teils, das im Original ein Gußteil gewesen sein dürfte, muß in einzelne Teile zerlegt werden, die sich durch Drehen und Fräsen herstellen lassen. Darum wurde das ganze Spill in den Spillkopf, die Kettennuß und die Trommel mit den Pallen zerlegt. Daüberhinaus gibt es noch vier Leitrollen, die die Richtung des Kettenzuges festlegen und sicherstellen, daß die Kette auf etwa ¾ des Umfanges des Spills anliegt sowie einen Kettenabstreifer.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-080.jpg)
Geätzte Teile u.a. für das Ankerspill

Das Ganze steht beim Original auf einer gußeisernen Grundplatte mit dem Pallkranz, die im Modell aus Messing geätzt wurde.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-067.jpg)
Fräsen der Rippen der Kettennuß

Für die Kettennuß wurde ein Stück Rundmessing von 2,5 mm Durchmnesser in den Teilkopf gespannt und fünf Rippen herausgefräst. Nach dem Umspannen auf die Drehbank wurde mit einem Formdrehstahl die Einschnitte für die Kettenglieder eingedreht. Die Nuß wurde sodann plangedreht und für die Achse gebohrt, die später alle Teile verbinden wird.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-069.jpg)
Eindrehen der Einschnitte für die Kettenglieder

Die Kettennuß wurde mit etwas Überlänge abgestochen. Die Überlänge ist nötig, damit man noch etwas Fleisch hat um sie sauber planzudrehen. Dazu wurde die Nuß in eine spezielle Spannzange für kurze Teile eingespannt. Zur Bearbeitung von Lagersteinen  ('jewels') und –buchsen für Uhren gab es für die Uhrmacherdrehbänke spezielle Spannzangen mit flachen Vertiefungen, die sich hervorragende für solche Aufgaben, wie das Plandrehen eines Teils von 2,2 mm Durchmesser und 0,6 mm Dicke, eignen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-071.jpg)
Plandrehen der Kettennuß in einer speziellen Spannzange

Der Spillkopf ist ein einfaches Drehteil. Die grobe Form wurde gedreht und dann mit feinen Feilen fertigbearbeitet. Die Bügelmeßschraube im Bild unten ist übrigens eine aus dem heute seltenen Satz von Meßschrauben nach 'Gümmer'. Die beiden anderen Meßschrauben aus dem Satz sind zur Messung von Nutenbreiten und Ansätzen gedacht.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-072.jpg)
Der Spillkopf

(http://www.maritima-et-mechanika.org/tools/attachments/Guemmer-Mikrometer.jpg)
Gümmer-Meßschrauben (das Raster ist 10 mm x 10 mm)

Alle Teile wurden schließlich miteinander verlötet. Leider lassen sich glänzende Messingteile nicht sehr gut photographieren. Auf der Abbildung unten ist zum Größenvergleich der Glaskopf einer Stecknadel mit abgebildet.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-073.jpg)
Das Ankerspill

Die Leitrollen sind einfache Drehteile. Die konkaven Flächen wurden allerdings durch Formfräsen erzeugt. Dazu wurde das vorgedrehte Rohteil in den Universalteilkopf (http://www.wefalck.eu/mm/tools/dividinghead/dividinghead.html (http://www.wefalck.eu/mm/tools/dividinghead/dividinghead.html)) auf dem Drehbankschlitten gespannt. Die Spindel des Teilkopfes kann mit Hilfe einer Kurbel gedreht werden, die über eine Schnecke auf ein Schneckenrad auf der Spindel wirkt. Ein Kugelfräser ist in der Drehbankspindel gespannt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-096.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-095.jpg)
Formfräsen der Leitrollen für das Ankerspill

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Universalniet in 01. März 2015, 00:22:24
 8o 8o 8o 8o 8o

Ohne Worte ...  :klatsch: :klatsch: :klatsch:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Jensel1964 in 01. März 2015, 08:33:04
Ich bin da auch echt sprachlos und sinke vor Bewunderung auf die Knie..... :meister: :meister: :meister:

Das ist wirklich ganz unglaublich, was Du da baust. Uhrmacherhandwerk vom Feinsten.  :P

Jens  :winken:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Sachse 3 in 01. März 2015, 16:12:01
Was soll mn da noch sagen  :respekt:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: matz in 01. März 2015, 16:41:31
Unglaublich.  :P :P :P
Du lotest auch die Möglichkeiten der Mini-Uhrmacherdrehbank noch vollständig aus.
Würde mich nicht wundern, wenn die Borduhr Deiner WESPE ein leises Ticken von sich gibt   :pffft:
Da bleib ich dran.....

matz
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: HWB in 02. März 2015, 09:19:57
Da verschlägt es einem die Sprache. Die winzigen Metallteile sind einfach unglaublich.
Da ich mit der Metallverarbeitung nach wie vor auf Kriegsfuß stehe, fasziniert mich immer wieder was hier möglich ist.
Einfach ein Wahnsinnsmodell  :P :P :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 06. März 2015, 20:48:20
 :winken: Danke !!!

*****************

Im Rahmen der Arbeiten an diesem Modell habe ich mir auch eine neue Technik angeeignet, das Formätzen. Nach diversen Fehlschlägen, die ich nach und nach eliminiert habe, sind mir einigermaßen brauchbare Teile gelungen. Das Ätzen selber war dabei weniger das Problem, als die Erstellung der Masken und die Belichtung. Belichtungsproblemen bin ich dadurch beigekommen, indem ich mir einen Belichtungskasten aus der elektronischen Bucht geangelt habe. Das Hauptproblem war aber, Folien mit ausreichend dichter Schwärzung hinzubekommen. Nach vielen Experimenten mit unterschiedlichen Einstellungen habe ich auf einem Tintundrucker und mit Overheadfolien brauchbare Masken produziert. Um den Prozeß arbeitseckenfreundlich zu gestalten, beschränke ich mich auf kleine Platinen. Als Ätzgefäß verwende ich Filmdosen. Damit muß ich nur mit wenigen Millilitern hantieren. Eine alte Warmhalteplatte bringt die Ätzlösung auf ca. 40°C. Der Gedanke hinter der Prozeßentwicklung war, das Formätzen zu einer ähnlichen spanabhabenden 'ad hoc'-Technik zu machen, wie Drehen oder Fräsen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-079.jpg)
Rohe, ungeputzte Ätzteile

Das Ätzen kommt für mich vorallem für empfindliche Teile in Frage, die sonst anders kaum mechanisch bearbeitet werden können. Außerdem müssen die Teile zweidimensional sein, oder sich in zwei Dimensionen abwickeln lassen. Manche Oberflächenstrukturen, wie z.B. Niete lassen sich natürlich auch durch Ätzen erzeugen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-103.jpg)
Verlötetes Maschinenraum-Oberlicht

Ein Anwendungsbeispiel sind die Oberlichter. Eigentlich bestehen die Rahmen der Oberlichte aus Holz, doch im Maßstab 1:160 wird dieses besser durch Bemalung dargestellt, da 'richtiges' Holz eine zu grobe Struktur hat. Der Rahmen entsteht aus einer Abwicklung, die gefaltet und verlötet wird. Die Scheiben des Oberlichtes der Messe sind durch Messingstäbe geschützt. Diese werden später durch Draht dargestellt. Für diese Drähte sind auf der Rückseite des Rahmens Rillen eingeätzt. Der Rahmen wird über einen Kern aus Plexiglas gestülpt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-099.jpg)
Fräsen des Kerns des Maschinenraum-Oberlichtes

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-100.jpg)
Anfräsen der Flächen

Dieser Kern wurde aus einem Stück Plexiglas gefräst. Die Scheibenflächen wurden plangeschliffen und auf Hochglanz poliert, wodurch das Plexiglas ein Aussehen erhält, das dem von Silikatglas nahekommt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-101.jpg)
Polieren der Flächen mit einem Silikon-Schleifstift

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Seemannsgarn in 09. März 2015, 15:49:55
 :klatsch:
Schmidt
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Helge in 09. März 2015, 18:07:52
WOOW!!!  ...... Sprachlos  :P :P

gruß

Helge
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 12. März 2015, 20:59:43
Gefällt's den Anderen, freut sich der Mensch  8)

Apropos, Schmidt, was macht eigentlich Dein WESPE-Projekt, die ist doch nocht nicht fertig, oder ?

************************

Um wieder auf die Ankereinrichtung zurückzukommen: neben dem Ankerspill besteht diese auch noch aus jeweils zwei unterschiedlichen Kettenstoppern (Kompressoren) je Bordseite, sowie den Ankerkränen. Auf letztere werde ich später eingehen.
Zwei Stopper befinden sich zwischen den Klüsrohren und dem Spill, während ein weiterer Satz Stopper das Auslaufen aus dem Kettenkasten verhindert. In beiden Fällen handelt es sich um recht komplex geformte Gußteile.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-059.jpg)
Formfräsen eines Kettenstoppers

Die Teile müssen an allen Seiten bearbeitet werden, was ihr Spannen nicht gerade einfach macht. Eine elegante Lösung ist aber, solche komplexen Teile aus einem ausreichend großen Stück Rundmaterial herauszufräsen. Um einen definierten Sitz, auch nach einem eventuellen Umspannen, sicherzustellen, wird zunächst ein Haltezapfen angedreht. Dieser Zapfen dient später auch zur sicheren Befestigung der Teile. Von der plangedrehten Unterseite aus werden alle weiteren Bearbeitungsschritte berechnet und auf der Fräsmaschine zugestellt. Die Rohteile werden dazu mit dem Zapfen in einer Spannzange im Teilapparat auf der Fräsmaschine gespannt. Damit können die Teile in definierter Weise zur Bearbeitung gedreht werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-060.jpg)
Fräsen eines Schlitzes in den Kettenstopper

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-061.jpg)
Körper des vorderen Kettenstoppers with Fräswerkzeugen

Das Material ist Messing bzw. Plexiglas. Als Fräswerkzeuge kamen diverse Hartmetall-Fräser zur Verwendung, aber auch ein 'Eigenbau'. Der vordere Stopper benötigte einen nicht-durchgehenden Schlitz von 0,3 mm Weite, der Dicke der Kettenglieder. Mit einem Kreissägeblatt läßt sich das nicht machen. Abgebrochene Hartmetallbohrer sind ja leider keine Seltenheit, also habe einen solchen 0,3 mm-Bohrer mit einem kurzen Rest vorne flachgeschliffen. Der 0°-Freiwinkel ist nicht ideal, aber für kurze Strecken in Messing oder Plexiglas genügt es.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-062.jpg)
Formfräsen des hinteren Kettenstoppers mit Hilfe eines vertikalen Spannzangenhalters auf dem Rundtisch der Uhrmacher-Fräsmaschine

Ein Problem mit kleinen Messingteilen ist, daß man durch die metallischen Reflektionen nicht sehr gut sieht was man macht. Mit Plexiglas ist das etwas besser, aber hier die Durchsichtigkeit kann ein Problem sein. Ansonsten ist Plexiglas ein sehr angenehmes Material, wenn auch dünne Teile sehr zerbrechlich sind.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-064.jpg)
Der Fräsvorgang aus der Nähe

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-066.jpg)
Eine 5-Cent-Münze als Größenvergleich für die hinteren Stopper

Die vorderen Kettenstopper wurden auf (selbst)geätzte Grundplatten gelötet und, genau wie die hinteren Stopper mit geätzen Auslöse- bzw. Spannhebeln komplettiert.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-094.jpg)
Kettenstopper, Poller und das Ankerspiel (das Raster der Schneidmatte beträgt 10 mm x 10 mm.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: maxim in 12. März 2015, 21:11:45
Wirklich beeindruckend!  :klatsch:

Das Ankerspill mit den vier Umlenkrollen sieht ungewohnt aus. Wurde das gleiche Spill für beide Anker benutzt?
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 12. März 2015, 21:17:20
Die Kette wurde für die beiden Anker jeweils umgelegt. Diese Art Spill war um diese Zeit bei den Marinen weit verbreitet. Meist hatten sie Dampfantrieb, bei der WESPE-Klasse wurde es aber durch eine Handkurbel unter der Back angetrieben. Wie bei manchen Pumpen des 19. Jh. konnten an der Doppelkurbel etwa 10 Mann arbeiten. Die gleiche Kurbel wurde über ein Vorgelege auch dazu verwendet, das Richtwerk der Geschützlafette anzutreiben.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: maxim in 12. März 2015, 21:23:13
Vielen Dank für die Erklärung: das Anker lichten, wenn beide Anker gesetzt waren, dürfte gar nicht so einfach gewesen sein. Und auf jeden Fall schweißtreibend...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 12. März 2015, 21:28:09
Auch in alten Zeiten gab es ja nur ein Spill für zwei Buganker und die Kette/Trosse des jeweils nicht bedienten Ankers mußte von der Trommel genommen werden.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: maxim in 12. März 2015, 21:40:08
Stimmt - im ganzen Segelschiffszeitalter war nur ein Gangspill vorhanden.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 20. März 2015, 09:23:17
Und hier weitere Fortschritte mit den Details von SMS WESPE. Das Kernstück des Schiffes, die 30,5 cm RK/L22, wird möglichst detailgenau entstehen. Dieses Geschütz hatte für lange Zeit das größte in der Kaiserlichen Marine  vorhandene Kaliber und hat entsprechend auch in der Literatur gewisse Aufmerksamkeit gefunden. Es ist mit seiner Mittelpivotlafette recht gut dokumentiert, wenn auch die Zeichnungen in mancher Hinsicht nicht so einfach zu interpretieren sind. Neben den Abbildungen in der zeitgenössischen Literatur, ist vor einigen Jahren auch eine Detailzeichnung (vermutlich aus den Rückgaben des Marinemuseums in St. Petersburg an Deutschland Anfang der 1990er Jahre und die auf dunklen Wegen in die USA gelangt ist) im Internet aufgetaucht (siehe http://www.dreadnoughtproject.org (http://www.dreadnoughtproject.org)).

(http://www.dreadnoughtproject.org/plans/SM_Wespe_1894//305mm_laffete_100dpi.jpg)
Original-Zeichnung des Geschützes von SMS WESPE

Darüberhinaus gibt es neben dem bereits erwähnten Instruktionsmodell in Kopenhagen auf der Festungsinsel Suomenlinna vor Helsinki eine Reihe von mehr oder weniger gut erhaltenen 28 cm Krupp-Geschüzen aus russischer Lizenzfertigung, die dem 30,5 cm Geschütz sehr ähnlich sind, so daß man Details der Ausführung studieren kann. Einen Photoessay zu diesen Geschützen gibt es hier: http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/suomenlinna/suomenlinna.html (http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/suomenlinna/suomenlinna.html).

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/suomenlinna/082236-72.jpg)
28 cm Küstengeschütz in der Festung Suomenlinna vor Helsinki

Ich habe mich zuerst mit den Drehkränzen und Zahnbogen für die Seitenrichtung befaßt. Dazu habe ich mich entschieden, diese Teile aus Stahl herzustellen, da auch die beste Farbe Stahl bzw. Gußeisen nicht wirklich gut immitieren und einige Flächen an diesen Teilen blankes Metall waren. Milimeterdünne Scheiben von einem 45er Rundstahl herunterzuschneiden ist ziemlich mühsam mit einer Handsäge, deshalb bin ich von einer passenden Unterlegscheibe ausgegangen. Wider besseres Wissen, den das Material läßt sich erfahrungsmäßig nur schlecht drehen und fräsen. Die erste Idee war, die Scheibe zur Bearbeitung auf eine Tragscheibe aus MDF aufzukleben. Es stellte sich aber schnell heraus, daß dadurch die Wärmeabfuhr so miserabel war, daß ich den Drehstahl verbrannt habe.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-015.jpg)
Unterlegscheibe als Rohling für die Zahnkränze

Ich habe dann die Scheibe im Sechsbackenfutter bzw. auf einem Dorn gespannt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-017.jpg)
Weitere Bearbeitung des Rohlings für die Zahnkränze

Nach beidseitigem Abdrehen auf Maß habe ich mit einem speziell zugeschliffenen Stahl (Schneidenbreite 0,5 mm) die Nuten eingestochen, die die Laufrillen für die Räder der Unterlafette darstellen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-016.jpg)
Ausarbeitung der Laufrillen für die Lafettenräder

Eigentlich wollte ich alle Teile aus einem Stück herausarbeiten, wegen der miserablen Werkstoffqualität habe ich dann aber für die vordere Schiene bzw. den Zahnbogen ein Stück Rundstahl abgesägt. Wieder wurden eine Scheibe von der notwendigen Dicke gedreht und die Laufrillen eingestochen. Außerdem wird der Ring für den späteren Zahnbogen eingedreht.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-018.jpg)
Bearbeitung des inneren Laufrings

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Alex in 20. März 2015, 12:43:18
sehr beeindruckend!

Alex
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 08. April 2015, 14:08:17
Und weiter mit ein bißchen Feinmechanik ...

Ursprünglich wollte ich den Zahnbogen fräsen. Da ich aber erst einen passenden Schlagzahnfräser hätte herstellen müssen, habe ich die etwas altertümliche Methode des Hobelns bzw. Stoßens auf der Handhobelmaschine gewählt. Wahrscheinlich wurden seinerzeit auch beim Original der Zahnkranz gehobelt. Also eine gute Gelegenheit die englische Hobelmaschine (Modell Adept No. 1, http://www.lathes.co.uk/adeptshaper/index.html (http://www.lathes.co.uk/adeptshaper/index.html)) aus den 1960er Jahren mal etwas arbeiten zu lassen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/tools/shaper/Adept1A-1.JPG)
Adept No. 1 Handhobelmaschine

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-019.jpg)
Aufbau mit Teilkopf zum Stoßen der Zähne des Seitenricht-Zahnkranzes


Das Werkzeug ist ein einfacher HSS-Rundstahl, der entsprechend der Zahnform (na ja so ungefähr) von Hand zugeschliffen wurde (ich bin immer noch nicht dazugekommen, mir mal eine Stichelschleifmaschine zu bauen). Anstatt des Hobeltisches habe ich die selbstgebaute Teilvorrichtung an die Machine montiert.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-020.jpg)
Stoßen der Zähne des Zahnkranzes

Ein kleines Problem war die Ermittlung der Zahnteilung und der Gesamtzahl der Zähne, da die verschiedenen Ansichten in der Zeichnung aus dem Marinebauamt den Zahnbogen nur unvollständig und verzerrt zeigen. Ich hatte daher zuerst eine viel zu enge Teilung gewählt. Der ersten zwei Versuche gingen aber sowieso in die Hose, da ich (wider besseres Wissen) den Querschlitten der Hobelmaschine nicht festgeklemmt hatte und dieser, ohne daß ich es bemerkt hatte, zu wandern anfing. Es war also nicht möglich, für weitere Hobeldurchgänge wieder genau an der gleichen Stelle anzufangen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-022.jpg)
Hobeln der Enden des Zahnkranzes

Der Zahnbogen ist in der Zeichnung aus dem MBA gelb angelegt, was den Schluß zuläßt, daß er aus Bronze gewesen sein könnte (Stahlteile sind meist hellblau angelegt). Bronzenes Zahnrad und stählernes Ritzel ist auch eine in der Antriebstechnik übliche Kombination. Da ich zufällig ein Stück Rundbronze von geeignetem Durchmesser vorrätig hatte, habe ich mir für den dritten und erfolgreichen Versuch davon eine Scheibe heruntergesägt. Nachdem nun alle Teile sorgfältig justiert und geklemmt waren und ich auch sorgfältig auf den toten Gang in meiner Teilvorrichtung Rücksicht genommen hatte, konnte ich in drei Durchgängen einen einigermaßen brauchbaren Zahnbogen produzieren. Der übrige, nicht gebrauchte Teil des Rings wurde dann ebenfalls auf der Hobelmaschine mit einem linken bzw. rechten Seitenstahl weggenommen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-024.jpg)
Die gedrehten Laufschienen und der gestoßene Zahnkranz

Es blieb nun noch, die entsprechenden Segmente von den Ringen herunterzuschneiden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-028.jpg)
Liegeprobe in der Barbette mit den Laufschienen und dem Zahnkranz

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Universalniet in 08. April 2015, 14:42:56
Wie soll man dass noch kommentieren???


A class of it's own!
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Tomwilberg in 08. April 2015, 20:06:24
Wo bekommst Du nur immer diese total echt aussehenden riesigen Centmünzen her?   8o

Viele Grüße
Tom
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 23. April 2015, 21:54:19
Zitat von: Tomwilberg in 08. April 2015, 20:06:24
Wo bekommst Du nur immer diese total echt aussehenden riesigen Centmünzen her?   8o

... selbst geprägt  - ich bin im Nebenberuf Falschmünzer  8)

********************

Ein 'gewichtiges' Teil an Bord der WESPE ist das Rohr der Ringkanone, dem ich mich als nächstes zugewendet habe. Da es auch hier verschiedene sichtbare blanke Stahlteile gibt, habe mich wiederum für Stahl als Material entschieden, obwohl ja Eisenwerkstoffe u.a. von Museen in Schiffsmodellen abgelehnt werden. Ein Stück Rundstahl wurde abgelängt, an den Enden plangedreht und mit einer Zentrierbohrung mit Schutzsenkung versehen. Um während des Drehens eine gute Oberfläche zu erzielen, wurde der automatische Längszug auf der Uhrmacherdrehbank eingerichtet (ich besitze glücklicherweise eine der seltenen Gewindeschneideinrichtungen für Uhrmacherdrehbänke).

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-031.jpg)
Drehen des Rohres mit automatischem Vorschub auf der Uhrmacherdrehbank

Auch wenn ein Vorbesitzer zum Satz der Wechselräder noch ein besonders 'zahnreiches' hinzugefügt hat, ist der erzielbare minimale Vorschub pro Umdrehung noch zu groß, um schon Hochglanz beim Drehen zu erzielen. Irgenwann muß ich mir mal ein Zahnrad mit 180 Zähnen machen (lassen). Das Kernrohr ist leicht kegelförmig mit einem eingeschlossenen Winkel von 1 Grad der durch Probieren mit mit der Tastuhr am Oberschlitten eingestellt wurde. Die Bereiche der beim Vorbild heiß aufgezogenen Ringe sind zylindrisch. Zum Drehen dieses komplexen Teils habe ich mir eine bemaßte Zeichnung gemacht, die die einzelnen Schlittenbewegung festhält, gerechnet von einem gedachten Nullpunkt aus. Das reduziert das Messen auf Kontrollen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-037.jpg)
Arbeitsskizze zum Drehen (mit dem fertigen Rohr)

Die Enden der Mantelringe sind verundet um Spannungen abzubauen. Zu deren Herstellung wurde die Lorch, Schmidt & Co. Freihanddreheinrichtung verwendet. Diese besteht aus einer Stahlplatte, die anstatt des Supports auf dem Drehbankbett montiert wird. Der Drehstahl wird in einem Stempelförmigen Halter auf Spitzenhöhe gehalten. Dieser Halter ist auf dem kleinen Tisch beliebig hin- und herbewegbar, so daß jede beliebige Freiform gedreht werden kann. Alternativ hätte man das auch mit einer T-Auflage und einem Handdrehstichel machen können, mangels Übung bin ich aber nicht so geschickt mit diesem bei Uhrmachern weit verbreiteten Werkzeug.

(http://www.lathes.co.uk/lorch/img30.gif)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-033.jpg)
Verrunden der Mantelrohre mit der Freihanddreheinrichtung

Das Rohr wurde dann noch mit feinen Feilen und Naßschliffpapier geglättet. Bei der Anwendung des letzteren sollte man nicht vergessen, da Drehbankbett abzudecken und den Support möglichst weit wegzuschieben.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-034.jpg)
Ausbohren des Kalibers (1,9 mm im Maßstab 1:160)

Fliegend gespannt in einer übergroßen Spannzange wurde das Rohr vorne glattgedreht und mit etwas Untermaß für das Kaliber gebohrt. Mit einem feinen Ausbohrstahl wurde die Bohrung geglättet. Ursprünglich hatte ich auch daran gedacht, die Züge anzudeuten, aber eine kurze Rechnung zeigte, daß bei 72 Zügen dazu ein Werkzeug mit nur 0,04 mm Schneidenbreite nötig gewesen wäre ... :pffft:

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 29. April 2015, 15:47:17
Am Rohr fehlen nun noch die Schildzapfen und der Schlitz für den Verschlußkeil. Im Original sind die Schildzapfen ein Schmiedeteil. Hier ein etwas komplexes Dreh- und Frästeil, das an das Rohr angelötet werden wird. Für die Schildzapfen und den Verschlußkeil sind Fräsungen genau in der Mittellinie des Rohres erforderlich. Im Prinzip läßt sich das auf der Fräsmaschine machen, doch ich habe einen Teilkopf (http://www.maritima-et-mechanika.org/tools/dividinghead/dividinghead.html (http://www.maritima-et-mechanika.org/tools/dividinghead/dividinghead.html)), der genau auf Spindelhöhe in der Drehbank montiert werden kann. Das Rohr kann dafür natürlich nicht fliegend gespannt werden und deshalb kam ein Gegenhalter zum Einsatz.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/tools/dividinghead/TK-06.JPG)
Teilapparat für den Kreuztisch der Drehbank

Der Schlitz für den Verschlußkeil hat die Form eines Schlüssellochs, d.h. eine Seite gerade und eine runde Seite. So etwas kann man natürlich nicht fräsen. Zum Glück befindet sich an der Stelle, wo sich beim Vorbild der Pulverraum befindet ein Verstärkungsring. Wohl vorausschauend war dieser nicht angedreht, sondern als separater Ring gefertigt worden. Dieser Ring wird später warm auf das Rohr aufgezogen werden. Mit Fräsern unterschiedlichen Durchmessers wurde der Schlitz ausgearbeitet und anschließend durch Feilen nachgearbeitet. In der gleichen Einspannung wurden die Löcher für die Schildzapfen gebohrt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-036.jpg)
Fräsen des Schlitzes für den Verschluß

Die Schildzapfen sind zunächst ein Drehteil, gewissermaßen eine kurze Stange mit zwei Scheiben. Im Teilkopf auf der Fräsmaschine wurden die Scheiben zu Vierkanten gefräst. Für die weitere Bearbeitung wurde das Rohr dann ebenfalls in die Fräsmaschine gespannt und der Sitz für die Vierkante genau passend gefräst. Die Schildzapfen wurden separiert und dann an das Rohr gelötet.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-039.jpg)
Fräsen der Sitze für die Schildzapfen

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-040.jpg)
Einpassen der Schildzapfen

Das Rohr wurde dann wieder in den Teilkopf auf der Fräsmaschine gespannt. Mit einem Kugelfräser wurden die Ausrundungen angearbeitet. Dazu kann das Rohr mit Hilfe eines Schneckentriebes im Teilkopf gedreht werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-041.jpg)
Fräsen der Ausrundungen an den Schildzapfen

Die Zieleinrichtungen waren zu dieser Zeit noch eine primitive Angelegenheit und Zielen erfolgte im Prinzip noch über Kimme und Korn. Das Korn saß auf den Schildzapfen während die Kimme (der Visieraufsatz) auf das hintere Ende des Rohres geschraubt wurde. Dafür gab es einen ausgefrästen Sitz mit einem Gewinde. Dahinein wurde der sogenannte Aufsatz geschraubt. Tangential ein Loch von 0,3 mm Durchmesser zu bohren ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich habe deswegen einen kurz abgebrochenen 0,3 mm Bohrer vorne flach geschliffen und diesen zum Anseken verwendet. Die Bohrung für den Aufsatz wurde mit einem normalen Bohrer fertig bearbeitet.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-042.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-043.jpg)
Bearbeiten der Sitze für die Visieraufsätze

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Sachse 3 in 30. Mai 2015, 15:13:51
Hallo wefalck,

erst einmal sei gesagt, Modellbau vom feinsten. Da habe ich auch gleich mal eine Frage an Dich, sozusagen als Wespenfachman. Ich habe den Bausatz von HMV S.M.S. Wespe und S.M.S. Natter. Auf dem Deckelbild sind beide abgebildet und haben einmal zwei rote und einmal zwei schwarze Schornsteinringe. Im Bausatz haben beide schwarze Ringe. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass beide die gleiche Ringanzahl und Farbe haben meine Frage. Hast Du Ahnung welche Farbe zu welchem der beiden Schiffe gehört? Ich bin zwar noch nicht einmal bei der Kiellegung, möchte aber schon mal vorarbeiten.

Gruß
Michel

Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 30. Mai 2015, 16:42:00
Danke für das Kompliment  :D  Erinnert mich daran, daß ich mal weiter berichten sollte. Zuviel unterwegs in letzter Zeit.

Zu Deiner Frage muß ich allerdings passen. Meines Wissens wurden diese Ringe als taktische Zeichen ab den 1890er Jahren verwendet, ihre genaue Bedeutung und Anwendung kenne ich allerdings nicht. Ich vermute, daß jedes Boot in einem Geschwader auf größere Entfernung auseinanderhalten konnte. S.M.S. NATTER hatte zumindest zeitweise drei schmale Ringe:

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/WZ-11869-Natter-72.jpg)

S.M.S. MÜCKE nur einen Ring:

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/WZ-10161-MUECKE-72.jpg)

S.M.S. CROCODILL hingegen vier Ringe:

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/WZ-10159-CROCODILL-72.jpg)

Von S.M.S. SCORPION gibt es ein Bild mit einem Ring und ein Bild mit zwei schmalen Ringen. Auf einem früheren Bild im '78er Schwarz' haben die Boote breite Ringe in unterschiedlichen Positionen:

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/WZ-10163-WESPENNEST-72.jpg)

Ich habe mich mit diesen Ringen nicht weiter beschäftigt, da ich S.M.S. WESPE in ihrer Ursprungsform darstellen möchte, bei der der Schornstein einfarbig sandgelb gestrichen war. Der Modellbaubogen basiert im Wesentlichen auf dem Plan von W. Bohlayer, wie mir dessen Zeichner einmal mitgeteilt hat. Woher er die Information zu den Ringen genommen hat, kann ich nicht sagen.


Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: unilee in 30. Mai 2015, 18:13:36
Echt schöne Arbeit, beneide dich für deine Fähigkeit! :meister:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 28. Juni 2015, 19:46:03
Danke für die Komplimente  :D

**********

Das nächste noch fehlende Teil ist der Keilverschluß. Dieser 'Keil' hat aber eine ziemlich komplexe Geometrie, mit einer flachen Front, einem runden Rücken (der sich an den entsprechenden Teil des hinteren Rohres anlehnt und die Kraft der Pulvergase auf das Rohr übertragen soll) sowie verschiedene Eindrehungen (z.B. für die Liderung, einen Kupferring) und Ausfräsungen (z.B. für die Anzugs- und Bewegungsschrauben).

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-044.jpg)
Rundfräsen des Verschlußkeils

Ein solches Teil wird am besten aus dem Vollen gefräst, wobei man von Rundmaterial ausgeht, daß man in einer Spannzange spannen kann. Auf dem Rundtisch der Fräsmaschine wurde das Rohteil zunächst in einem vertikalen Spannzangenhalter eingerichtet. Das erlaubte die verschiedenen koaxialen Bohrungen vorzunehmen und den runden Rücken anzufräsen. Für den nächsten Arbeitsschritt wurde das Rohteil im horizontalen Teilkopf auf der Fräsmaschine eingerichtet. Dies erlaubte die Ausführung verschiedener runder Ausfräsungen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-045.jpg)
Abtrennen des fertigen Verschlußkeils

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-047.jpg)
Plandrehen der Trennfläche

Als ein überraschend zeitraubendes Teil entpuppte sich der Verschlußdeckel des Keils. Dieser nimmt Kraft der Bewegungs- und Anzugsschrauben auf. Er ist mit mehreren Sechskantschrauben auf dem Keil befestigt und trägt auch noch einen kleinen Ring, in den die Kette zur Begrenzung der Verschlußbewegung eingepickt wird. Es hat vier Versuche gekostet, bis ich ein einigermaßen brauchbares Teil hinbekommen habe. Zwischenzeitlich hatte ich es auch mit Ätzen probiert. Es hat mich dann einige graue Haare gekostet, bis die zuvor hergestellten Mikro-Sechskantschrauben an ihren Platz gelötet waren. Die Anzugsschraube ist beim Original ein ziemlicher Brocken mit einem groben Gewinde mit feiner Steigung und kann deswegen leicht auf der Drehbank immitiert werden. Die Bewegungsschraube ist beim Original nur etwa 2 cm stark und hat ein sehr steiles Gewinde. Ich habe sich durch zwei miteinander verdrillte Drähte immitieren müssen. Alle Teile wurden elektrochemisch verzinnt und, soweit möglich, poliert, um ihnen die Anmutung von blankem Stahl zu geben.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-046.jpg)
Fräsen von vier- und sechskantigen Schraubenköpfen

Die Einzelteile des Verschlusses wurden mit Sekundenkleber bzw. Zaponlack zusammengefügt.
Zu diesem Zeitpunkt wurde auch noch der markante Verstärkungsring gedreht, der über den Bereich des Pulverraumes gezogen wird. Dieser Ring bekam auch noch zwei Bohrungen in die später die Zahnbögen der Höhenrichtmaschine eingehängt werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-048.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-049.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-050.jpg)
Das nahezu fertige Rohr der 30,5 cm RK L/22 (Zahnstocher zum Größenvergleich)

Zum Einschießen wird nun noch die Lafette gebraucht ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Universalniet in 28. Juni 2015, 19:51:25
Das ist in meinen Augen Uhrmacherpräzision ...  8o 8o
So etwas habe ich im Modellbau noch nicht gesehen!!  :P :P :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: maxim in 28. Juni 2015, 20:26:50
Das 30,5 cm-Geschützrohr ist wirklich beeindruckend!  :klatsch:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 14. Juli 2015, 10:51:03
Danke für die Blumen, man tut was man kann ... leider geht es wegen vieler Reisen und 'Zwischenprojekten' nur langsam voran.

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Die Arbeiten gingen mit der Oberlafette weiter. Diese besteht im Wesentlichen aus schmiedeisernen (oder gegossenen ?) Rahmen für die Wangen auf die Bleche aufgenietet wurden. Die Wangen werden durch Riegel zusammengehalten, die mit L-Profilen auf diese genietet wurden. Damit stellte sich die Frage, wie die Nieten am besten darzustellen wären. Der Modellbauer hat heute grundsätzlich vier Methoden zur Auswahl: Oberflächenätzen, Prägen, das Aufbringen von Tropfen eines geeigneten Materials, wie z.B. Weißleim (wobei man diese auf eine Trägerfolie auftragen und dann wie ein Abbziehbild applizieren kann) oder Galvanoplastik. Eine fünfte Möglichkeit, nämlich einzelne Niete zu drehen und dann in Bohrlöcher einzulöten oder zu –kleben habe ich wegen des Aufwandes und des Maßstabs garnicht erst in Betracht gezogen. Eisenbahnmodellbauer, die ja auch viel mit genieteten Objekten zu tun haben, verwenden alle diese Methoden, während im Schiffsmodellbau wohl überwiegend geätzt wird. Ich habe mich ebenfalls für das Ätzen entschieden, da man ja bei dieser Methode die Teile gleich auch 'auschneiden' kann.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Oberlafette.jpg)
Ätzmaske für die Wangen der Oberlafette

Dazu mußte ich mir aber erst einmal die Technik des Ätzens zueigen machen. Grundsätzlich ist das für einen 'Schmalspurchemiker' wie mich natürlich kein Problem, jedenfalls nicht der naßchemische Aspekt. Auch das Zeichnen der Masken ist ja Dank des Computers leicht gemacht. Ich hatte aber lange Zeit mit zwei verfahrenstechnischen Problem zu kämpfen: erstens eine gleichmäßige Belichtung zu erreichen und zweitens eine gleichmäßige und dichte Schwärzung der Masken. Geizig, wie ich bin und weil sich im Fundus meines Vaters eine UV-Glühlampe fand, habe ich es damit versucht, war aber wenig erfolgreich. Schließlich habe ich mir aus der elektronischen Buch ein richtiges Belichtungsgerät geangelt, das eine deutliche Verbesserung brachte. Das Problem der gleichmäßigen Schwärzung habe ich allerdings immer noch nicht hundertprozentig gelöst. Overheadfolien mit einem Tintenstrahldrucker bedruckt lieferten zwar keine perfekten, aber doch brauchbare Ergebnisse.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-078.jpg)
Geätzte Wangen der Oberlafette

Viele Modellbauer entwickeln zu Anfang eines Projektes eine ganze (oder mehrere) Ätzplatine mit allen erforderlichen Teilen. In diesem Fall haben sie auch die Möglichkeit die Maskenherstellung und das Ätzen selbst als Lohnfertigung außer Haus zu geben. Da sich in meinem Fall die einzelnen Bauteile aber erst während des Baues entwickeln, da Forschung und Bau z.T. parallel laufen, ist das nicht möglich. Ich wollte das Ätzen als eine ad hoc-Technik, wie das Drehen oder Fräsen verwenden. Deshalb sind meine Platinen auch nur etwa so groß wie zwei Postwertzeichen und ich verwende aus Ätzgefäß eine Filmdose. Damit bleiben auch die Flüssigkeitsmengen gering, mit denen man zu hantieren hat und die man entsorgen muß. In einer Mietwohnung ohne 'naßchemisches Labor', hat das seine Vorteile. Die Produkte der Küvetten- oder Schalenätzung erreichen allerdings nie die Qualität professionellen Schaumätzens. Ich habe auch lange mit den verschiedenen Parametern des Prozesses, wie Belichtungszeit, Lösungskonzentrationen und Ätzdauer experimentiert.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-105.jpg)
Einzelteile der Wangen fertig zum Verlöten

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-106.jpg)
Einzelteile der Oberlafette vor der Endmontage

Nachdem Wangen (vier jeweils spiegelverkehrte Teile) aus 0,5 mm starkem Ms-Blech in akzeptabler Qualität herausgekommen waren, wurden diese auf 0,8 mm dicke Kernstücke (entsprechend dem schiedeeisernen Rahmen) aus Ms-Blech aufgelötet. Zunächst wurden dazu die geätzen Wangen als Schablone zum Anzeichnen verwendet, die verschiedenen Bohrungen vorgenommen und dann die beiden Kernstücke mit der Laubsäge ausgesägt. Die Bohrungen dienten dann auch zum Zentrieren der drei Lagen während des Lötens. Vor dem Verlöten wurden die sauber geputzten und entfetteten Teile chemisch verzinnt. An die Wangen wurden auch noch die Ösen (im Original Gußsteile) für die Rückholtakel angelötet, die aus Draht gebogen, mit Lötzinn aufgebaut und dann gebohrt worden waren.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-107.jpg)
Die zusammengebaute Oberlafette (die 'rostige' Farbe ist der Beleuchtung geschuldet !)

In einer provisorischen Vorrichtung wurden die Wangen mit den Riegeln verklebt, die z.T. selbst aus mehreren Ätzteilen bestehen. Zu deren präzisen Lokalisierung waren in den geätzten Teilen Schlitze vorgesehen wordn. Geklebt wurde, weil mir das Risiko zu groß erschien, daß alles während des komplexen Lötvorganges wieder auseinanderfallen könnte – ich bin kein so begnadeter Löter, obwohl ich eigentlich eine über 45-jährige Erfahrung darin habe. Die Abdeckbänder für die Schildzapfenlager sind ebenfalls Ätzteile, die entsprechend gebogen und verlötet wurden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-108.jpg)
Die zusammengebaute Oberlafette (die 'rostige' Farbe ist der Beleuchtung geschuldet !)

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Universalniet in 14. Juli 2015, 23:20:45
 8o  8o  8o
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: maxim in 15. Juli 2015, 07:30:53
Wie immer beeindruckend und interessant! Und dann fast wie beim Original gebaut - abgesehen von den haufenweise Nieten.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Marderkommandant in 15. Juli 2015, 08:11:15
Beeindruckend....einfach unglaublich....musst Du die Kanone nicht nach dem Bau wieder demilitarisieren, um dem Kriegswaffenkontrollgesetz genüge zu tun?  :7:

Nö, im Ernst - das ist mehr als nur beeindruckend...das ist fantastisch! Ich bleibe dran!

Mit den besten Grüßen,
Andreas
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 01. Januar 2017, 20:18:17
Nachdem wir hoffentlich alle, ohne zu schlittern, in das Neue Jahr gerutscht sind sowie das Projekt der Mikro-Fräsmaschine erfolgreich abgeschlossen wurde, soll hier nun nach langer Pause weitergehen.

Ich habe zuerst einmal einen Blick in die Schachtel mit den bisher produzierten Einzelteilen geworfen, um meiner Erinnerung nachzuhelfen:

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-128.jpg)

Auch das Lesen des eigenen Bauberichtes ist eine gute Hilfe dabei, an die bisherigen Fortschritte anzuknüpfen. Es gibt dann hoffentlich bald von konkreten Fortschritten zu berichten ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Bohemund in 01. Januar 2017, 21:12:14
Sehr schön, da freue ich mich drauf. Deine Arbeiten sind wirklich Schmuckstücke.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 03. Januar 2017, 23:49:54
Danke für die aufmunternden Worte !

******************************

Für die Höhenrichtmaschine hatte ich schon vor langem Zahnräder geschnitten. Ein Problem in dieser Größe ist die Zahnform. Selbst in Damenarbanduhren wären die Zähne größer. Ich habe zwar verschiedene Zahnradfräser aus der Uhrenindustrie, aber die waren immer noch zu grob. Ich mußte deswegen mit einem Linsenfräser mogeln, was aber wohl kaum sehen wird.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-115.jpg)
Teilkopf auf der Uhrmacherfräsmaschine

Zum Fräsen wurde ein Stück Rundmessing in einer Spannzange im Teilkopf gespannt. Seit die Bilder gemacht wurden habe ich aber eine verbesserte Version des Teilkopfes für die Fräsmaschine aus einem alten Reitstock einer Uhrmacherdrehmaschine gebaut.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-116.jpg)
Zahnradrohling im Werden

Von dieser gezahnten Rundstange werden nun zwei Scheiben abgesägt, die auf der Drehbank weiterbearbeitet werden.

So sehen die Zahnradrohlinge nach dem Abschneiden, aber noch vor der weiteren Bearbeitung aus:

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-117.jpg)
Zahnradrohlinge

Das größte Zahnrad hat einen Durchmesser von knapp 4 mm. Bei einem Modul von ca. 0,06 beträgt die Zahnweite ca. 0,1 mm. Beim Original sah das so aus:

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-39.jpg)
Geschützexerzieren aus S.M.S. WESPE(?)

Bei den russischen Klonen des Geschützes auf der heute finnischen Festung Suomenlinna vor Helsinki sah die Höhenrichtmaschine sehr ähnlich aus:

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/suomenlinna/082306-72.jpg)
Antrieb der Höhenrichtmaschine

Auf der Innenseite der Wange der Oberlafette griff ein Ritzel in einen Zahnbogen ein, der am Geschützrohr angeschraubt war.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/suomenlinna/082214-72.jpg)
Zahnbogen-Richtmaschine

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Universalniet in 04. Januar 2017, 10:28:51
 8o 8o 8o

Vollkommen überzeugend .....
Jetzt muss ich erst mal googlen, was ein Linsenfräser ist.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 04. Januar 2017, 23:38:01
Um einmal etwas anderes, als die Mikro-Arbeiten auf der Drehbank zu machen und etwas wachsen zu sehen habe ich mich jetzt einmal mit dem Oberlicht über der Offiziersmesse im Heck des Schiffes beschäftigt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-20.jpg)
Oberlicht über der Offiziersmesse (Laverrenz)

Wie die anderen Oberlichte, so wurde auch dieses um einen kleinen Plexiglas-Block herum konstruiert, der auf Maß gefräst und dann poliert wurde.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-121.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-122.jpg)
Fräsen des Plexiglas-Blocks

Die Schreinerarbeiten wurden durch verschiedene Lagen von 0,4 mm dickem Pertinax dargestellt. Um die Kanten rechtwinklig zu schleifen kam die kürzlich konstruierte Mikro-Schleifmaschine (http://www.segelschiffsmodellbau.com/t3023f808-Mikro-Praezisions-Schleif-und-Saegemaschine.html) und der Handschleifer (http://www.segelschiffsmodellbau.com/t5007f809-Mikro-Kantenschleifer.html) zum Einsatz.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-126.jpg)
Schleifen der Kanten mit der Mikro-Schleifmaschine (http://www.segelschiffsmodellbau.com/t3023f808-Mikro-Praezisions-Schleif-und-Saegemaschine.html)

Auf der 'richtigen' WESPE konnte das Oberteil des Oberlichtes abgehoben werden. Die Einfassung der Decksöffnung war außen mit einem halbrunden Profil versehen, wie man auf der Photographie erkennen kann. Ich benötigte daher ein halbrundes Profil mit einem Durchmesser von 0,4 mm. Zu diesem Zweck habe ich kurze Stücke von 0,4 mm Kupferdraht auf ein zuvor in situ plangefrästes Stück Aluminium geklebt und den Draht auf gleichmäßig die halbe Dicke abgefräst. Die 45° Gehrungen für die Ecken wurden auf der Mikro-Schleifmaschine mit einer speziellen Halterung für die Drähte hergestellt

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-124.jpg)
Fräsen halbrunder Profile aus 0,4 mm Kupferdraht

(http://www.maritima-et-mechanika.org//tools/microgrinder/Micro-Grinder-72-027.jpg)
Anschleifen von 45° Gehrungen an die 0,4 mm Kupferprofile

So wirklich zufrieden bin ich nicht mit dem Endresultat nach der Montage. Andererseits mißt das Skylight aber auch nur 7 mm by 8 mm. Vielleicht mache ich noch einen Versuch mit selbstgeätzten Teilen (die ich aber erst noch produzieren müßte).

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-134.jpg)
Das Oberlicht vor der Bemalung (die Nahaufnahme ist unerbittlich ...)


Demnächst mehr in diesem Theater ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 10. Januar 2017, 22:27:50
Ich habe mich jetzt wieder mit dem Rumpf und den Aufbauten beschäftigt. Alle Oberflächen, die im Original Bleche waren werden mit einer dünnen Schicht Pertinax überzogen. Die Öffnungen für Bullaugen und ähnliches werden (mit einigen Ausnahmen) zuvor eingebracht. Auf diese Weise wurde die Barbette ausgebaut und das Deckshaus kaschiert.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-130.jpg)
Deckshaus mit Pertinax überzogen, vor der weiteren Detaillierung

Die Decks waren überwiegend beplattet und mit Ölfarbe beschichtet, der Sand und Zement beigemischt war. Dies diente einerseits als Korrosionsschutz und erhöhte andereseits deren Rutschfestigkeit. Manche Modelle zeigen, entsprechend dem Plan von Wolfgang Bohlayer, einen Holzbelag. Inzwischen ist aber auf Grund neuerer Erkenntnisse klar, daß dem nicht so war. Offenbar wurde auch kein Linoleum verwendet, wie sich aus zeitgenössischen Photos erkennen läßt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-120.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-129.jpg)
Gravieren der Beplattungsstöße und der Plankenfugen

Das Modell strebt eine Darstellung des Originalzustandes zum Zeitpunkt der ersten Indienststellung an. Daher wurde die Beplattung durch feine Gravuren auf einer dünne Pertinax-Platte dargestellt. Alle metallenen Decks werden auf diese Weise dargestellt. Ausnahmen sind das Backdeck sowie Teile des Barbetten-Decks. Diese waren über dem eisernen Deck beplankt, vermutlich um Beschädigungen durch die Ankerketten und die Handhabung der Geschosse zu vermeiden. Die Beplankung der Back war strahlenförmig angelegt. Vermutlich hielt dieses Muster der Druckbelastung beim Schuß besser Stand, als das übliche Muster mit Nähten parallel zur Kiellinie. Dies Plankenfugen wurden ebenso durch eine leichte Gravur angedeutet. In Wirklichkeit wären die Fugen durch die Kalfaterung mehr oder weniger in einer Ebene mit der Oberkante der Planken. Je nach Temperatur und Feuchtigkeit der Planken wölbt sich Kalfaterung leicht auf oder zieht sich ein. Die Gravierung läßt aber das Deck lebendiger erscheinen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-133.jpg)
Graviertes Achterdeck und Backdeck-Beplankung

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 11. Januar 2017, 19:25:03
Sauber gemacht :P
So richtig Klasse finde ich aber die Zahnräder der Höhenrichtmaschine! Könnten einer Uhr entsprungen sein :1:

Das Boot wird richtig schick!

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Peter76 in 12. Januar 2017, 07:42:02
sher beeindruckend!  :1:

Grüße
Peter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 14. Januar 2017, 21:58:30
Danke !

*********

Der Boden der Barbette ist teilweise beplankt, wahrscheinlich um das Panzerstahl-Deck darunter vor Beschädigungen zu schützen, die bei der Handhabung der schweren Granaten entstehen könnten. Das Stahldeck darunter und außerhalb der Barbette ist leicht geneigt, um auftreffende feindliche Geschosse von den Munitionsräumen abzulenken. Innerhalb der Barbette ist der geneigte Boden mit Holz aufgefüllt.

(http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/wespemodel/Wespe-Admiralitaet-Barbette-1-72.jpg)

(http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/wespemodel/Wespe-Admiralitaet-Barbette-2-72.jpg)

(http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/wespemodel/Wespe-Admiralitaet-Barbette-3-72.jpg)
Auschnitte aus drei zeitgenössichen Zeichungen der Barbette

Die Interpretation der auf den Zeichnungen dargestellten Elemente ist nicht immer ganz einfach. Immerhin kann man einen Niedergang in Back erkennen, in der sich die Mannschaftsquartiere befinden. Unter der Back befindet sich auch die lange Handkurbel für die Seitenrichtmaschine des Geschützes. Dann erkennt man noch eine rechteckige Decksöffnung für die Geschoßaufgabe aus dem Geschoßraum, sowie eine runde für die Pulveraufgabe aus dem darunterliegenden Pulvermagazin. Die Niedergänge waren offenbar mit eisernen Rosten oder Grätings abgedeckt. Dann erkennt man noch eine Decksöffnung mit einem doppelten Klappdeckel, die nach der handschritlichen Notiz auf einer anderen Zeichnung ein Mannloch ist, das Zugang zum Vorraum des Geschoßraumes gewährt. Wie hoch der Rahmen um das Mannloch ist, wissen wir nicht, da es keine Seitenansicht davon gibt. Weiterhin erkennbar sind Racks für fünf Bereitschafts- oder Übungsgranaten. Es gibt noch andere Rack-ähnliche Strukturen, deren Funktion nicht klar ist. Vielleicht dienen sie zum Stauen für Werkzeuge für die Geschosse o.ä. Leider gibt es keine photographischen Aufnahmen, die da Klarheit verschaffen könnten. Eine Treppe gewährt Zugang zur Barbette von der Brücke aus. Zwei senkrechte Leitern ermöglichen den Zugang von der Back aus.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-138.jpg)
Die Barbette mit den verschiedenen Niedergängen usw.

Der Boden der Barbette, der offenbar keinen Sprung hatte, wurde aus zwei Schichten von Pertinax aufgebaut, die die Beplattung bzw. Beplankung darstellen. In die entsprechenden Schichten wurden die Plattenstöße bzw. Plankennähte eingraviert.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-135.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-136.jpg)
Fräsen und Koordinatenbohren auf der neuen Mikro-Fräsmaschine (http://modellboard.net/index.php?topic=56086.0)

Der Bau der verschiedenen Niedergänge gab Gelegenheit die neue Mikro-Fräsmaschine (http://modellboard.net/index.php?topic=56086.0) auszuprobieren. Das Mannloch zum Geschoßraum wurde aus einem kleinen Plexiglas-Blöckchen gefräst. Die Maschine wurde auch dazu benutzt die Löcher in dem seitlichen Rack in gerader Linie und gleichmäßigem Abstand einzubringen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-137.jpg)
Sammlung von Niedergängen für die Barbette (die Grätings müssen noch gerichtet werden)

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 14. Januar 2017, 22:31:02
Bin gespannt, wie das dann lackiert aussehen wird, bestimmt beeindruckend :P
Da das Boot ja nicht allzu groß ist und schon einiges gebaut ist, ergibt das einen guten Baufortschritt.

Die macht bestimmt am Ende bestimmt auch Bumms, oder eher RrrrrUms! :D

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Universalniet in 15. Januar 2017, 19:27:44
Du näherst Dich zurecht der 10000er Marke.
Modellbaukrimi pur.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 22. Dezember 2017, 16:03:42
Seit dem letzten Beitrag ist nun schon fast ein Jahr vergangen. Es war ein geschäftlich anspruchsvolles Jahr mit häufigen Unterbrechungen durch Dienstreisen, aber auch Abschweifungen in den Werkzeugbau sowie in häusliche Renovierungsarbeiten. Manchmal war man dann einfach zu müde, um sich mit den Miniaturarbeiten auseinanderzusetzen. Kleine Fortschritte, aber mehr nach Art einer Springprozession – zwei vor und einen zurück, hat es aber doch gegeben. Ich habe sowohl mit den Möglichkeiten der verfügbaren Materialien, als auch mit meinen eigenen Fähigkeiten gekämpft. Der Maßstab 1:160 ist halt doch klein, vorallem wenn man die Ambition hat, die gleichen Details wie z.B. im Maßstab 1:100 oder sogar 1:50 wiederzugeben. Einer dieser Kämpfe betraf Treppen und Niedergänge, über die ich im nächsten Beitrag berichten werde.
***********************************
Das Oberlicht für die Offiziersmesse, das in einem der vorangegangen Beiträge gezeigt wurde hat mir nicht wirklich gefallen. Es war nicht so sauber, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich hatte es um einen Plexiglas-Kern herum mit Schichten von Hartpapier aufgebaut. Die Halbrundstäbe des Schreinerwerks waren durch 0,4 mm dicke Kupferdrähte imitiert worden, die auf die Hälfte abgefräst worden waren. All das führte zur reichlichen Verwendung von Cyanoacrylat-Klebstoff, der nicht einer meiner Lieblingswerkstoffe ist und mit dessen Anwendung ich immer auf Kriegsfuß stehe.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-139.jpg)
Fräsarbeiten am Oberlicht der Offiziersmesse

Mir kam aber dann der Gedanke, daß man ja die Oberlichte, anstatt sie in Schichten aufzubauen, auch aus einem Plexiglas-Klötzchen fräsen könnte. Man muß nur, wie bei einer Skulptur, strategisch planen und sich von den äußerten Schichten nach innen vorarbeiten (das erinnert mich an den Witz von der älteren Dame, die auf einer Ausstellung einen Bildhauer fragte, ob es schwierig sei einen Löwen zu meißeln. Der Bildhauer antwortete: eigentlich nicht, man nimmt einen großen Marmorblock und schlägt alles weg, was nicht nach Löwe aussieht ...). Die im Original gehobelten Profile wurden als rechteckige Leisten stehen gelassen und wurden dann mit einer Mikro-Ziehklinge abgerundet. Die Ziehklinge besteht aus einem Stück Rasierklinge in die das Profil auf der Fräsmaschine mit einer Trennscheibe eingearbeitet wurde. Die Ziehklinge wird dazu in einem Nadelhalter gehalten. 

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-140.jpg)
Mikro-Ziehklinge für halbrunde Profile

Täfelungen können auf diese Weise nur bedingt hergestellt werden, da man ja keine scharfen Innenecken fräsen kann. Ich habe also die Rahmen in einer Richtung stehen gelassen und sie in der anderen Richtung durch Polystyrol-Streifen ergänzt. Ich bin eigentlich auch kein so großer Liebhaber von Polystyrol, da es durch den Verlust der Weichmacher im Laufe der Jahre versprödet. Polystyrol hat aber den Vorteil, daß man es sauber und praktisch unsichtbar mit Plexiglas oder mit sich selbst durch den Auftrag von Dichlormethan 'verschweißen' kann.
(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-141.jpg)
Versuch die Deckel der Oberlichte herauszufräsen

Die nächste Herausforderung waren die Abdeckgitter der Deckel der Oberlichte, die zum Schut der Glasscheiben entweder in die Rahmen eingelassen oder auf diese (klappbar) aufgelegt waren. Die bronzenen oder messingnen Stäbe der Gitter haben einen Durchmesser von unter einem Zentimeter, was dann im Maßstab 1:160 einen Durchmesser von ungefähr 0,05 mm ergibt. Der dünnste messingfarbene Draht, den ich seinerzeit finden konnte hatte aber 0,1 mm Durchmesser, so daß ich etwas übermaßstäblich bin. Kürzlich bin ich auf Molybden-Drähte aufmerksam geworden, die eine dunkel-goldene Farbe haben. Diese Drähte werden bis zu einem Durchmesser bis hinunter zu 0,02 mm verkauft und sind leicht zu haben (siehe die bekannte E-Bucht). Der Grund ist, daß sie bei der Reparatur von beschädigten 'Smart-Phones' zur Trennung der Glasscheibe vom LCD-Display verwendet. Die Klebung wird dabei mit dem Draht durchtrennt. Ich habe mit diesen Drähten noch nicht praktisch gearbeitet, weiß also nicht, wie gut sie sich schneiden lassen, da sie ja sehr reißfest sind.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/MolybdenumWire.jpg)
Goldfarbener Molybden-Draht

Ich habe verschieden Methoden zum Bau der Rahmen der Oberlichtdeckel und zum Einhalten des gleichmäßigen Abstandes der Stäbe erprobt. Der erste Versuch bestand darin, den Rahmen aus einem dünnen Stück Plexiglas zu fräsen. Mit einem spitzen Gravierfräser wurden Rinnen zum Einlegen der Drähte gefräst. Das Problem bestand aber darin, die Innenkanten und –ecken wirklich sauber und gerade zu bekommen.
(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-145.jpg)
Fräsen von Rinnen für die Stäbe der Schutzgitter

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-144.jpg)
Einkleben der Drähte in die Rahmen

Als nächstes habe ich versucht, die Rahmen vorbildähnlich zu konstruieren. In dünne Polystyrol-Streifen von 0,5 mm x 1,0 mm Querschnitt wurden in die schmale Seite Bohrungen für die Drähte in gleichmäßigem Abstand eingebracht. Es erwieß sich aber als schwierig, die vier Rahmenteile anschließend sauber genug zusammenzusetzen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-143.jpg)
Bohren der Rahmen für die Drähte

Am Ende habe ich die Rahmen aus 0,25 mm dickem Polystyrol mit Übermaß auf die Plexiglas-Kerne aufgeklebt. Die Klötzen wurden dann auf dem kippbaren Schraubstock der Mikro-Fräse so ausgerichtet, daß die Rillen für die Drähte in situ gefräst werden konnten. Das Einlegen der Drähte war aber dann ein nervenaufreibendes Geduldsspiel, das eine so ruhige Hand erforderte, daß ich immer nur drei oder vier Drähte pro Abend geschafft habe.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-148.jpg)
Aus Einzelteilen zusammengesetze Rahmen für die Deckel

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-147.jpg)
Fräsen der Rillen für die Drähte in situ

Darüber wurde eine weitere Lage von 0,25 mm dicken Polystyrol-Streifen geklebt. Da die Gesamtdicke aber nur 0,4 mm bedragen sollte, wurden diese wiederum in situ entsprechend heruntergefräst. Der Überstand auf allen Seiten wurde beschnitten bzw. beigeschliffen und die Kanten mit der Ziehklinge verrundet.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-149.jpg)
Schleifen der Deckel in situ

Soweit das Oberlicht der Kombüse. Das der Offiziersmesse hatte ein aufgelegtes Gitter, für das ich bereits einen Rahmen geätzt hatte.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-150.jpg)
Die fertigen Oberlichte für die Kombüse (links) und die Offiziersmesse (rechts) (right)

Fortsetzung folgt .... hoffentlich bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Universalniet in 22. Dezember 2017, 18:41:46
Meisterhaft .....
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Flugwuzzi in 22. Dezember 2017, 22:04:02
 8o ... sprachlos ich bin  :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: AnobiumPunctatum in 23. Dezember 2017, 08:36:24
Schon, dass es wieder weiter geht. Das Modell ist fantastisch.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 06. Januar 2018, 23:47:34
Danke für die freundlichen Kommentare !   :P

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Es gibt zahlreiche Vorschläge zur Herstellung von Leitern und Treppen für Schiffsmodelle. Zusammen mit den Grätings scheint das eine Aufgabe zu sein, die Schiffsmodellbauer besonders beschäftigt. Das liegt vielleicht daran, das es nicht ganz einfach ist gleichmäßig verteilte Sägeschnitte mit Handwerkszeugen zu erreichen. Hat man aber Werkzeugmaschinen mit Schlitten zur Verfügung, die über Spindeln mit graduierten Trommeln angetrieben werden, relativiert dies die Herausforderung deutlich – wenigsten theoretisch. Es erscheint logisch die Technik zur Herstellung von Treppen von größeren Maßstäben in einen kleineren zu transponieren – man muß dann eben einfach dünnere Sägeschnitte in die Vorrichtung machen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-151.jpg)
Herstellung einer Vorrichtung für den Treppenbau

Nichtsdestotrotz stellen die Abmessungen der Materialien selbst schon eine Herausforderung dar. Hölzerne Treppenstuffen sind üblicherweise 25 bis 30 mm dick, im Maßstab 1:160 etwa 0,2 mm entspricht. Treppenwangen sind dann etwa 40 bis 60 mm dick, was wiederum 0,3 bis 0,4 mm am Modell entspricht. Die Stufen sind üblicherweise in eine Nut in der Wange eingesetzt, so daß deren Außenseite glatt ist. Diese Konstruktion wäre ziemlich schwierig im Modell zu reproduzieren, da man dazu 0,2 mm breite und 0,2 mm tiefe, nichtdurchgehende Nuten in  0,3 mm dickes Material fräsen müßte. Auch müßte dann jede Stufe exakt die gleiche Länge haben. Selbst wenn man die Stufen stumpf an eine Wange kleben würde, würde diese Problem auftauchen. Für mich ist auch das Kleben mit Sekundenkleber irgenwie immer eine Herausforderung, da ich es irgendwie nie schaffe die genau richtige Menge aufzutragen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-152.jpg)
Fräsen der Schlitze für die Stufen in ein Bündel von Wangen aus Hartpapier

Das ursprüngliche Material der Wahl war Hartpapier, das sehr glatt und steif, dafür aber sehr brüchig ist, besonders die dünne Qualität von nur 0,2 mm Dicke. Ich habe dann auch mit Polystyrol experimentiert, das deutlich weniger brüchig, dafür aber auch weniger steif ist. Polystyrol hätte auch den Vorteil, daß man es mit Dicholormethan verschweißen kann, wobei die Klebestellen dan praktisch unsichtbar sind. Auch wenn diese Eigenschaften von Vorteil sind, die Treppen waren zu weich, um sie auf der Fräsmaschine auf Maß schleifen zu können – Polystyrol läßt sich ja bekanntlich nicht sehr gut schleifen.
Nach diversen Versuchen und Rückschlägen, hat sich dann die folgende Prozedur herausgeschält:

1. Schneide Streifen aus 0,2 mm dickem Hartpapier, die etwas breiter als die fertigen Treppenwangen sind.
2. Arrangiere die Streifen als Paket im Mikro-Schraubstock, wobei für jede Treppe zwei Streifen nötig sind, plus ein paar in Reserve sowie links und rechts ein bis zwei Streifen zum Schutz gegen Ausbrechen.
3. Drücke die Streifen gut auf den Grund des Schraubstocks und schleife sie dann auf eine gleichmäßige Breite.
4. Neige den Schraubstock entsprechend der Neigung der Treppe und säge mit einem 0,2 mm dickem Kreissägeblatt Schlitze für die Stufen im maßstabsgerechten Abstand.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-153.jpg)
Fräsen der Schlitze für die Stufen in ein Bündel von Wangen aus Polystyrol

5. Schneide Streifen aus 0,2 mm Hartpapier, die etwas breiter als die Stufen tief sind und runde eine Kante etwas ab.
6. Schneide aus diesen Streifen Stufen, die etwas breiter als nötig sind.
7. Nehme zwei Wangen und setze die Stufen mit der abgerundeten Seite nach unten ein
8. Justiere eine Wange so, daß die Stufen nur minimal hervorstehen – alles sollte natürlich rechtwinkling ausgerichtet sein.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-155.jpg)
Verkleben der Einzelteile einer Treppe

9. Lasse dünnflüssigen Sekundenkleber in die Fugen laufen.
10. Richte nun die andere Wange so aus, daß die Treppe die gewünschte Breite erhält und verklebe wie zuvor.
11. Schneide die überstehenden Enden der Stufen möglichst bündig ab.
12. Schleife die Stufen mit einer Diamant-Nagelfeile oder auf dem Tellerschleifer bei.
13. Klebe einen weiteren Streifen von 0,2 mm Hartpapier auf die Außenseite der Wangen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-156.jpg)
Schleifen auf Maß der Treppen

14. Spanne die Treppe in den Schraubstock der Mikro-Fräsmaschine mit der geschlitzten Seite nach unten und schleife die Wangen bis eben über die Stufen ab.
15. Spanne die Treppe um und schleife von der geschlitzten Seite her die Wange zusammen mit den Stufen auf die maßstabsgerechte Breite.
16. Schleife mit einer Diamant-Nagelfeile die Wangen auf die maßstabsgerechte Dicke.
17. Verputze alles sorgfältig.
18. Die Treppen können nun eingepaßt und entsprechend gekürzt werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-157.jpg)
Auswahl von Treppen, die noch nicht eingepaßt worden sind

Ich habe auch versucht die obige Prozedur mit Ms-Blech und Löten durchzuführen, aber Hartpapier ergab 'schärfere' Ergebnisse. Vielleicht hätte ich die Teile, wie eigentlich ursprünglich geplant, ätzen sollen. Das hätte die Einhaltung enger Toleranzen bei den Teilen ermöglicht und hätte wahrscheinlich auch weniger Versäubern erfordert. Mir war aber das Anwerfen des Ätzprozesses zu umständlich und ich wollte sehen, ob man das nicht auch mit traditionellen spanabhebenden Methoden hinbekommt.
Die Handläufe und sonstige Beschläge werden dann zusammen mit den Relings hergestellt werden, da sie sehr fragil sein werden.

Fortsetzung folgt .... hoffentlich bald ... jetzt geht es aber erst einmal dienstlich nach Helsinki – Rudo essen, Weihnachten ist ja vorbei  :D
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Helge in 07. Januar 2018, 09:39:00
..... weiter geht's  :klatsch:
Das macht einen schon sprachlos wenn man Dir so zusieht! Geil!!


Helge
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 08. Januar 2018, 21:14:24
Zitat von: wefalck in 06. Januar 2018, 23:47:34
Hölzerne Treppenstuffen sind üblicherweise 25 bis 30 mm dick, im Maßstab 1:160 etwa 0,2 mm entspricht.
Bis auf 0,3mm hatte ich Birnenholz schon mal geschliffen, aber nur um es danach mit weiteren Schichten zu verleimen :6: Das ist dann schon sehr empfindlich. Ne, in 1:160 braucht es wirklich keine Holzoptik mehr.
Du weißt Deine Maschinen auf eine faszinierende Art und Weise einzusetzen und kommst so zu beeindruckenden Ergebnissen! Nur weiter so, an solchen Updates kann ich mich gar nicht sattsehen :P

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 05. Februar 2018, 22:33:10
Danke ! Nun wieder etwas Sättigungsbeilage ...

**************************************

Ich habe mich nun einmal mit den verschiedenen Ventilatoren beschäftigt. Diese haben nicht die übliche Form, sondern einen rechteckigen Haubenquerschnitt. Ich habe zunächst ein Wochenende damit zugebracht Abwicklungen der Hauben für Ätzmasken zu zeichnen, bin aber dann zu der Überzeugung gekommen, daß der Zusammenbau der nur wenige Millimeter hohen Hauben zu diffizil sein würde.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-78.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-20.jpg)
Bilder der verschiedenen Ventilatortypen auf der WESPE-Klasse

Da der Schaft der Ventilatoren ohnehin Drehteile sein würden, habe ich mich entschlossen die ganzen Ventilatoren aus dem Vollen zu arbeiten.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-179.jpg)
Maske für das Ätzen einer Ventilatorhaube

Meine Wahl fiel zunächst auf Plexiglas, da dieses leicht zu bearbeiten ist und der Deckel aus einem Stückchen Polystyrol leicht und ohne Schmieren mit Dichlormethan auf den Körper des Ventilators geklebt werden könnte. Es stellte sich aber heraus, daß das Plexiglas bei den dünnen geforderten Wandstärken zu brüchig sein würde.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-158.jpg)
Spannen von Rechteckmaterial im unabhängigen Vierbackenfutter

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-161.jpg)
Drehen des Ventilatorschaftes

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-163.jpg)
Ausbohren der Haube

Für den zweiten Versuch habe ich Messing verwendet. Während ich mangels geeignetem Rundmaterial beim Versuch in Plexiglas ein rechteckiges Stück im unabhängigen Vierbackenfutter gespannt habe, habe ich nun passendes Ms-Rundmaterial in meinem exzentrischen Zweibackenfutter gespannt. Wenn ich nicht ein solch exotisches Futter hätte, hätte ich auch entsprechend dickeres Rundmaterial nehmen können. Dann hätte aber auch mehr Material zerspant werden müssen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-165.jpg)
Spannen von Ms-Rundmaterial in einem exzentrischen Zweibackenfutter


Wie gehabt wurde der Schaft mit den Verstärkungsringen gedreht. Danach wurde das Teil umgekehrt in einer passenden Spannzange gefaßt und die Haube bis auf eine solche Tiefe ausgebohrt, daß man den Boden des Loches von außen nicht mehr sehen kann.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-167.jpg)
Andrehen der Verstärkungsringe

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-171.jpg)
Ausbohren der Ventilatorhaube

Fortsetzung folgt ... bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Bücker181 in 05. Februar 2018, 23:52:43
Es macht wirklich Freude diese feinmechanischen Arbeiten anzuschauen. Wunderschön!

Grüsse,
Kai
(der vor langer Zeit eine Lehre als Maschinenbaumechaniker gemacht hat, bevor er zum Schreibtischtäter wurde)
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 06. Februar 2018, 22:17:52
Ehrlich gesagt habe ich es hier nicht verstanden, worauf Du hinaus wolltest - aber es hat mich neugierig genug gemacht, um Dienen englischen Baubericht zu besuchen. Und nach ausgiebiger Betrachtung und Bewunderung der fertigen Lüfter :P habe ich es auch kapiert :1:
Das wird ein Klasse Modell, wo jede Baugruppe für sich ein eigenes Modell ist :P

Weiter so!
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 06. Februar 2018, 22:30:24
Haste schon gespickt, 'bughunter'  ;) ... ich wollte es ein bischen spannend machen ...

Vielen Dank für die Blumen, die eigentlich den Maschinen gehören, ich drehe ja nur die Kurbeln  :pffft:

**********************************************************************************

Der Ventilator-Rohling wurde so dann zu weiteren Operationen in die Fräsmaschine übernommen. Die Fräsmaschine wurde mit dem Teilkopf ausgerüstet der mit Hilfe eines kurzen Hartmetallrundstabes sorgfältig auf die Frässpindel ausgerichtet wurde.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-164.jpg)
Einrichten des Teilkopfes auf der Fräsmaschine

Der Teilkopf wurde auch mit der Indirekt-Teileinrichtung ausgerüstet, die ein Schneckengetriebe besitzt. Der erste Schritt bestand im Ausfräsen des Ventilatorkopfes, ausgehend von der bereits vorhandenen Bohrung.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-172.jpg)
Ausfräsen des Ventilatorkopfes

Im nächsten Bearbeitungsschritt wurden die flachen Seiten des Ventilatorkopfes angefräst. Zuletzt wurde der vertikale Rücken des Kopfe mit Hilfe des Schneckentriebes rundgefräst.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-169.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-170.jpg)
Rundfräsen des Rückens des Ventilatorkopfes

Die Rundung für den Deckel wurde freihand auf der Mikro-Schleifmaschine mit einer Diamantschleifscheibe hergestellt. Der Deckel selbst besteht aus Kupferfolie die in einer Vorrichtung aufgelötet wurde. Die Überstände wurden wie vor abgefräst.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-173.jpg)
Anschleifen der Rundung des Ventilatorkopfes

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-174.jpg)
Auflöten des Deckels des Ventilatorkopfes

Die Kesselraum-Lüfter haben einen quadratischen Sockel der langsam in das Rund des Ventilatorschaftes übergeht. Dieses Teil wurde aus einem Stück Plexiglas gefräst und gedreht, so daß es sauber mit Dichlormethan auf das Kesselraum-Oberlicht geklebt werden kann.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-175.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-176.jpg)
Fertige Kesselraum-Ventilatoren samt Sockeln

Dieser Sockel wird zusammen mit Oberlicht weiß gestrichen werden, während der Ventilator selbst einen sandgelben Anstrich (Anstrich '74) bekommen wird. Durch die Herstellung in zwei Teilen wird sich eine klare Trennlinie zwischen den Farben ergeben.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-177.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-178.jpg)
Kesselraum-Ventilatoren auf dem Oberlicht des Kesselraumes

Es fehlen nun noch die Handgriffe zum Drehen der Ventilatoren. Ich werde aber die entsprechenden Bohrungen für alle Ventilatoren zusammen vornehmen, damit ich die Fräsmaschine dafür nur einmal einrichten muß.
Es kommt noch ein Dutzend weitere Ventilatoren, die aber alle deutlich kleiner sind als diese beiden.

Fortsetzung folgt ... bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: maxim in 07. Februar 2018, 08:29:01
Die beiden Lüfter sind wirklich eine bemerkenswerte Arbeit!  :klatsch:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Flugwuzzi in 07. Februar 2018, 17:28:16
Klasse gemacht die Lüfter  :klatsch: :klatsch:
Das ist nicht Modellbau sondern die "Champions League des Modellbau"  :P

Mein Respekt und
lg
Walter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 12. Februar 2018, 23:54:45
Danke !!!

***************************

Und weiter geht es mit den Lüftern. Die Offiziersmesse unter Deck, im Heck des Bootes verfügte über zwei Lüfter, einen Drucklüfter und einen Venturi-Sauglüfter. Die Lüfter wurde in der gleichen Weise wie die beiden vorigen hergestellt, sind aber deutlich kleiner, der Kopf ist nämlich nur 2,9 mm hoch und der Schaft hat einen Durchmesser von 1,3 mm

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-180.jpg)
Fräsen eines Lüfterkopfes

Wenn das Boot gefechtsbereit gemacht wurde, wurden die meisten Lüfter entfernt. Dazu standen sie in einem Fuß oder Flansch, der dann mit einem Deckel verschlossen wurde. Dieser Fuß wurde separat aus Plexiglas gedreht. Er wird später auf das Deck geklebt und mit ihm zusammen schwarz gestrichen werden. Die Lüfter, außen weiß und innen schwarz, werden dann ihren Platz während des endültigen Zusammenbaues finden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-181.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-182.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-183.jpg)
Lüfter für die Offziersmesse

Fortsetzung folgt ... bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Lars in 13. Februar 2018, 14:00:45
Lieber Eberhard,

es gibt nicht viele Modellbauer, bei denen der Weg so wie bei Dir das Ziel ist  :respekt:
Mit Deiner Wespe setzt Du wirklich Maßstäbe.

Beste Grüße
Lars
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: f1-bauer in 13. Februar 2018, 17:37:05
Ich bin bei solchen Bauberichten von Eigenbauten immer hin und weg. So gings mir auch, als damals der geniale Ford-T gebaut wurde. Ist der eigentlich jemals fertig geworden? Egal.

Ich habe im Oktober eine Eigenbau-Wespe in 1:200 gesehen ...
http://modellboard.net/index.php?topic=59384.msg913873#msg913873 (http://modellboard.net/index.php?topic=59384.msg913873#msg913873)
... und war davon schon schwerst beeindruckt. Bei den Fotos jetzt, vor allem die mit dem Cent zum Vergleich - hats mir jetzt schon den Schalter rausgehauen. Ich stell mir immer so ne riesige Drehbank vor mit riesigen Werkzeugen und riesigen Teilen - und jetzt bin ich nur noch baff, wie klein die Sachen auch in 1:160 sind.

Einfach nur wunderbar - Deine Fertigkeiten, deine Arbeitsweise und die Ergebnisse  :klatsch:  :meister:  :meister:

Gruß
Jürgen  :winken:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Helge in 13. Februar 2018, 19:42:20
.... da fällt einem nix mehr ein was nicht schon gesagt worden ist, ich bin einfach nur platt und begeistert :meister:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 13. Februar 2018, 20:44:08
Zitat von: f1-bauer in 13. Februar 2018, 17:37:05
Einfach nur wunderbar - Deine Fertigkeiten, deine Arbeitsweise und die Ergebnisse  :klatsch:  :meister:  :meister:
Genau! :P
Und zum Glück für mich baut wefalck Schiffe. Er war zwar durch meine Bauberichte schon ein paar mal kurz davor, sich auch mit Flugzeugen zu beschäftigen, aber zum Glück für mich ist es bei Schiffen geblieben. Sonst hätte ich einpacken können, gegen diese Präzisionsarbeit und den perfekten Umgang mit den Maschinen komme ich nicht an! :meister:

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: ice in 13. Februar 2018, 20:47:42
Da solltest damit Geld verdienen - VIEL Geld! 8o

Wenn Typen, die einen Ball in einen eckigen Kasten schießen, Millionen verdienen, was müsste dann in einer gerechten Welt erst jemand bekommen, der deine Fähigkeiten hat?
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Jensel1964 in 13. Februar 2018, 20:54:17
Das ist wirklich unbeschreiblich, was Du hier ablieferst. Außer einem stillen Staunen kann ich wenig zu dieser feinmechanischen Kunst nicht viel beitragen.
Leute wie Puchi, Bughunter, Dafi, Graf Spee (um nur vier zu nennen) und Du sind die Modellbauer, die Maßstäbe setzen :meister:. Das ist Champions Leage. Ich freue mich aber auch über gute Zweitligaspiele.  :6:

Jens  :winken:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 13. Februar 2018, 21:45:24
Nun macht aber mal halblang, sonst werde ich nocht rot   8o :D  Danke, für die netten Worte !!!

Kein Kommentar zu den Fußballern ... und wenn ich damit Geld verdienen müßte, würde es vielleicht weniger Spaß machen und dann dürfte ich nicht schon zwölf Jahre an dem Projekt herummachen ...

Ist irgendwie schade, daß die Ford T-, Dampfmaschinen-, Benz-Motor-Erbauer usw. irgendwie in der Versenkung verschwunden sind.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 13. Februar 2018, 22:17:20
Offtopic ...

Zitat von: f1-bauer in 13. Februar 2018, 17:37:05
So gings mir auch, als damals der geniale Ford-T gebaut wurde. Ist der eigentlich jemals fertig geworden?

und
Zitat von: wefalck in 13. Februar 2018, 21:45:24
Ist irgendwie schade, daß die Ford T-,  .... Benz-Motor-Erbauer usw. irgendwie in der Versenkung verschwunden sind.
Das war User "Jens", war das letzte mal vor 3 Jahren angemeldet. Etwas später hatte ich mal Kontakt mit ihm. Leider sind die Links zu den Bildern in seinen Berichten alle weg, da sie bei Arcor lagen. Nachdem er den Zugang einige Zeit nicht benutzt hatt, hat Arcor den Account gesperrt und alle Bilder gelöscht (allein für den Ford-T 1030 Stück!). Nicht wiederherstellbar, danach war er wohl recht sauer. Er hatte die BB in 4 Foren, und die Bilder dort verlinkt, also auch betroffen.
Nur bei scalemotorcars waren die Bilder hochgeladen und sind noch erhalten, allerdings fehlt am Ende auch noch die Farbe.
http://www.scalemotorcars.com/forum/classics-and-vintage/24503-article-scratch-built-stock-ford-model-1-8-th-scale.html

Keine Ahnung, was dann aus ihm geworden ist.

Viele Grüße,
Bughunter

Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 13. Februar 2018, 23:04:30
Die Moral von der Geschicht', lade keine Bilder auf die 'Cloud' gar nicht ... hab' alles auf meinem Server, plus BackUp  :pffft: ... spätesten seid 'Modell Ship World' vor ein paar Jahren abgeschmiert ist.

Danke für den Link, das war wirklich beeindruckend, der Arbeit damals zuzusehen.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 30. Juni 2018, 20:50:27
Nach einer langen Werkstattpause geht es hier langsam weiter. Mitte März hatte mich eine Virusinfektion des Innenohres erwischt, die mein Gleichgewichtssystem durcheinanderbrachte und sich auch auf die Feinmotorik und die Fähigkeit die Augen zu fokussieren ungünstig auswirkte. Alles hinderlich bei feinen Arbeiten. So langsam wird es wieder besser.

********************

Das nächste Paar Lüfter waren diejenigen der Mannschaftsmesse, die auf die Kettenpoller aufgesteckt wurden. Aus den vorhandenen Zeichnungen war zunächst die genaue Form der Poller nicht erkennbar. Schließlich wurde aber eine historische Darstellung gefunden, die einen solchen Poller im Dateil zeigt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Kettenpoller-Ankerkunde-1895.jpg)

Die Poller wurden zunächst vorgedreht und dann mit dem Teilkopf der Mikro-Fräsmaschine so rundgefräst, daß die beiden charakteristischen Lippen oder Nasen stehen blieben, die verhindern sollten, daß sich die Kette selbst bekneift und so eventuell nicht losgeworfen werden kann. Die Fußplatte wurden in der gleichen Aufspannung rechteckig gefräst.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-184.jpg)

Die beiden Drucklüfter wurden dann in gewohnter Manier vorgedreht, gefräst und der Deckel aus Kupferblech aufgelötet, wonach die engültige Formgebung erfolgen kann.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-185.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-186.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-187.jpg)

Der Satz Lüfter ist nun vollständig, aber die Löcher für die Handgriffe mit deren Hilfe die Lüfter gedreht werden können fehlen noch. Dazu muß ich mir noch einen höhenverstellbaren Stempel machen, der verhindern soll, daß die dünnen Lüfter beim Bohren im Teilkopf durchfedern.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-190.jpg)

Fortsetzung folgt ... bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Sachse 3 in 01. Juli 2018, 12:30:01
Hallo wefalck,

unglaublich da fehlen doch tatsächlich noch die Griffe zum drehen der Lüfter.  :2:

Aber ich weis genau warum, der Zauberspruch dafür ist dir entfallen.

Denn es ist für mich unverständlich. Was hier mit dieser Genauigkeit und Detailverliebtheit entsteht das kann nur Magie und Zauberei sein.

Ehrfürchtig sich verneigend grüßt  :meister:
Michel
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 10. Juli 2018, 22:40:10
Danke  :winken: ... man gibt sich Mühe ...

**********************************

Kleine Fortschritte zwischen Reisen. Ich habe mir den Schornstein vorgenommen. Der Haupteil wurde aus einem 10 mm Plexiglas™-Rundstab gedreht. Die Bänder wurden dabei stehen gelassen. In fliegender Einspannung wurde das Innere bis auf 12 mm Tiefe ausgedreht. Die fliegende Einspannung war nötig, da eine Lünette Spuren auf dem relativ weichen Plexiglas hinterlassen hätte. Ich habe etwa 0,3 mm Wanstärke stehen gelassen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-191.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-193.jpg)
Drehen des Schornsteins

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-194.jpg)
Ausbohren des Schornsteins

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-196.jpg)
Stellprobe mit dem Schornstein-Rohling

Fortsetzung folgt ... bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Puchi in 11. Juli 2018, 07:56:33
Präzision pur, was Du hier zeigst. :klatsch: :klatsch: :klatsch: Und zudem für mich als Neuling auf dem Gebiet des Drehens hochinteressant.


Liebe Grüße,

Karl
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 11. Juli 2018, 20:59:40
Neben der beeindruckenden Präzision auch ein interessanter Hinweis auf Material. Plexiglas habe ich noch nie gedreht, scheint für bestimmte Fälle eine interessante Option zu sein. Kann man das auch, wie hier am Schornsteinfuß, mit Sekundenkleber montieren oder braucht es unbedingt Spezialkleber?

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 11. Juli 2018, 21:19:29
Plexiglas läßt sich ganz gut mit Cyanoacrylat-Klebern verarbeiten. Das Schöne an Plexiglas ist aber, daß man es praktisch unsichtbar und rückstandslos mit Methylenchlorid 'verschweißen' kann. Die Klebefugen müssen allerdings sehr gut passend sein, da Methylenchlorid das reine Lösungsmittel und daher nicht spaltfüllend ist. Für gute, technische Klebungen nimmt man am besten Acrifix 192, das de facto flüssiges Plexiglas ist. Auch damit lassen sich Klebungen herstellen bei der man der Bearbeitung praktisch keinen Unterschied zum Plexiglas sehen kann.

Plexiglas läßt sich ausgezeichnet Drehen und Fräsen wenn die Werkzeuge scharf sind.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 26. August 2018, 23:25:42
Hier ein kleiner Nachschlag mit den letzen Arbeiten vor dem Urlaub:

Der Schornstein ist mit dem Kesselhaus durch eine Art Manschette verbunden, die auch die den Fall des Schornsteins von 2,5° aufnimmt. Die Manschette wurde wieder aus einem Stück Rund-Plexiglas vorgedreht und dann in einem 'Stufenfutter' im Teilapparat auf der Mikrofräsmaschine gespannt.
Mit der um 2.5° geneigten Achse des Teilapparates wurde die Manschette für den Schornstein ausgebohrt. In der gleichen Aufspannung wurden auch die Bohrungen für die Abdampfrohre der Sicherheitsventile und der Dampfpfeife gebohrt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-197.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-198.jpg)
Ausdrehen der Manschette für den Schornstein

Der Schornstein ist eigentlich nur eine Hülle in der sich die eigentlichen Rauchrohre für jeden der vier Kessel befinden, sowie ein Versteifungsrohr in der Mitte. Diese Rohre von 1,8 mm bzw. 2,3 mm Außendurchmesser wurden aus Plexiglas-Stäben gedreht und teilweise bis auf etwa maßstäbliche Wandstärke ausgebohrt. Der Schornstein-Rohling wurde in den vertikalen Teilapparat gespannt und das entsprechende Muster zum Einsetzen der Rohre gebohrt. Später werden die Rohre noch mit kurzen Stützen aus Polystyrol-Folie versehen werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-199.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-200.jpg)
Schornstein mit Rauchrohren

Fortsetzung folgt ... bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Ismael in 27. August 2018, 14:09:50
Das ist unglaublich, was Du hier zeigst! Modellbau in Perfektion!  :meister:

Es hat einen Moment gedauert, bis ich den Faber-Castell-Druckbleistift im Vordergrund erkannt habe; mir wird jetzt erst bewußt, wie klein der Schornstein in natura ist.  8o

Vielen Dank fürs zeigen!
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Bohemund in 27. August 2018, 21:51:58
Beim Anblick Deines Maschinenparks bekomme ich (als gelernter Schlosser) feuchte Augen. Dazu kommt dann noch der fachmännische Umgang mit diesen plus die Kreativität, um so schöne Bauteile entstehen zu lassen.
Ich schaue mir das alles hier wirklich sehr gerne an und wünsche Dir weiterhin viel Spaß bei Deinem Projekt!
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Wolf in 30. August 2018, 09:59:02
Es ist erfreulich, dass diese Baubericht wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist und weitergeführt wird.
Sehr interessant.

Mir ist allerdings dadurch auch aufgefallen, dass hier mehrere Bilder ohne Quellenangabe verlinkt sind. Bitte dieses noch ergänzen.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 31. August 2018, 08:55:50
Alle Bilder sind mein Eigentum.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Seemannsgarn in 05. September 2018, 19:36:17
Schau an! Ich hatte gar nicht mitgekriegt, dass du wieder an deinem Insekt arbeitest, und das mit solch beeindruckender Geschwindigkeit. Über die Akkuratesse deiner Arbeit kein Wort als dies, dass mir manchmal scheint, als handelte es sich hier weniger um zielgerichtete Arbeitsgänge und mehr um einen Erweis der ästhetischen Qualitäten feinmechanischer Prozesse.
Ich wünsche dem Projekt, dass ich ja auch in größerem Maßstab in der Werft liegen habe, alles Gute und warte gespannt auf den Fortgang.
Seemannsgarn (aka Schmidt)
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 05. September 2018, 20:39:19
Moin 'Schmidt',

ja das Projekt nimmt seinen Fortgang, wenn auch nur langsam - zuviele beruflich bedingte Werkstattpausen  :rolleyes:

P.S. wenn du Mitglied des AK wärest, könntest Du da interessanten technik-historischen Diskussionen folgen  :D

Gruß,
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 10. Dezember 2018, 22:07:45
Vielen Dank, wenn auch etwas spät, für die netten Kommentare  :P

******************************************************

Es ist schon wieder mehrere Monate her, daß ich hier etwas geschrieben habe. Es ist aber nicht so, daß in der Zwischenzeit nichts passiert wäre.

Nach dem Schornstein habe ich meine Aufmerksamkeit auf die Unterlafette des 30,5 cm-Geschützes gerichtet. Diese ist eine ziemlich komplexe Angelegenheit aus diversen Stahlplatten, die vorallem mit L-Profilen verbunden sind. Seit Wolfgang Bohlayer seinen Plan von SMS WESPE gezeichnet hat ist diese Zeichnung aus der Admiralität im Internet aufgetaucht:

(http://www.dreadnoughtproject.org/plans/SM_Wespe_1894//305mm_laffete_100dpi.jpg)
Quelle: www.dreadnoughtproject.org

Zusammen mit der Beschreibung in GALSTER (1885) ist diese die Grundlage für eine Rekonstruktion. Das Problem in der Zeichnung oben ist, daß viele Teile, z.T. mit gerissenen Linien, übereinander gezeichnet sind und dieses Wirrwar in seine dreimensionalen Bestandteile zu sortieren war nicht einfach und manches muß Interpretation bleiben.

Ich hatte gehofft, ohne geätzte Teile auskommen zu können. Versuche mit geprägten Teilen aus Polystyrol-Folie waren nicht sehr erfolgreich. Die Nietungen sind deutlich z.B. an dem Demonstrationsmodell in Kopenhagen und an den russischen Klonen solcher Krupp'schen Lafetten auf der Festung Suomenlinna zu erkennen. Das ließ sich durch Prägen nicht so sauber herstellen, wie durch Ätzen.
Zunächst wurde die Grundstruktur aus Wangen und den Querriegeln mit den verschiedenen Verstärkungen aus L-Trägern entwickelt, daran anschließend das Gehäuse des Schwenkmechanismus. Letzterer wird auf dem Modell kaum zu sehen sein und wird nur soweit nachgebaut werden, als er Träger für die sichtbaren Antriebswellen usw. ist. Der Kasten der Unterlafette wurde sodann um diverse Einzelteile für die hydraulische Rückstoßbremse ergänzt. Weitere Kleinteile, die aus gefalteten Ätzteilen hergestellt werden können sind die Halterungen für die gefederten Puffer, die als Anschläge für die Oberlafette dienen.

Die Lafette läuft auf vier Rollen auf den schon vor langer Zeit auf der Drehbank hergestellten Schienen. Die Laufrollen sind unter der Lafette in vier Lagern angebracht, die praktisch keine rechten Winkel aufweisen und auch noch schräg zur Lafette stehen. Eine Abwicklung der massiven Blechteile wurde aus den verschiedenen Projektionen der Originalzeichnung entwickelt und dann an einem stark vergrößerten Papiermodell überprüft.

Sehr aufwendig ist auch die Vielzahl von Trittrosten mit ihren Konsolen aus L-Trägern. Leider erschließt sich ihre Position und die Form der Träger nicht vollständig aus den verfügbaren Zeichnungen. Das Modell in Kopenhagen und die Originale in Suomenlinna waren nur bedingt eine Hilfe, da deren im Unterlafette im Detail unterschiedlich ausgeführt ist. Ich werde in der Ätzplatine zwei Ausführungen vorsehen. Einmal werde ich versuchen, die Roste durch ein sehr feines Siebgewebe aus Stahl darzustellen, das in einen geätzten Rahmen eingelegt wird. Bei einer Breite von weniger als 2 mm bei einigen Rosten wird das nicht einfach sein, das Gewebe zuzuschneiden, ohne daß es sich verzieht. Falls dies mislingt, werde ich Ätzteile in Reserve haben in deren Oberfläche eine Struktur ähnlich der Drahtroste eingeätzt wird.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Trittroste-Entwurf.jpg)
Einzelne Elemente (Trittroste) für die Ätzplatine

Auch der Geschoßkran wird als Ätzteil aber in Kombination mit Drehteilen entstehen. Um die nötige Dicke zu erreichen, werden mehrere Lagen von Ätzteilen übereinander gelegt und miteinander verlötet werden. Das gleiche Verfahren wird auch bei verschiedenen anderen komplex geformten Teilen angewendet werden, die durch ihre Kleinheit sonst schwer zu bearbeiten wären.
Es müssen noch weitere Teile die nicht zur Lafette gehören zeichnerisch vorbereitet werden, bevor ich diesmal die Filmherstellung und das Ätzen außer Haus geben werde. Die Platine sollte dann natürlich möglichst gefüllt sein.

Fortsetzung folgt ... hoffentlich bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 18. Mai 2019, 13:39:32
Nach Wochen und Monaten der Zeichenarbeiten für die Ätzteile, hatte ich das Bedürfnis, mit meinen Händen einmal etwas anderes zu bearbeiten, als die Computer-Tastatur. Darüberhinaus haben sich inzwischen eine Menge von kleinen Teilen angesammelt, die darauf warten eingebaut zu werden, damit man noch die Übersicht behält. Die war ein Schritt, denn ich immer vor mir hergeschoben habe, da eben die Manipulationen leichter sind, solange alles noch in Teilen ist. Wenn man ein Modell aus dem Nichts aufbaut, kann auch die Reihenfolge des Zusammenbaues entscheidend für den Erfolg sein.
In einem ersten Schritt habe ich also die Decksbeplattung aus einem Stück Hartpapier auf den Rumpf aufgeklebt, die schon lange vorbereitet worden war. Die Bohrungen für die verschiedenen Fittings, wie Lüfter, Poller und Oberlichter, wurden über einem Planausdruck angezeichnet und dann gebohrt. Die Durchsichtigkeit des Hartpapiers ist dabei eine große Hilfe. Nach dem Aufkleben wurde die Beplattung sorgfältig entsprechend der Rumpfkontur beigeschliffen.
Ich habe viel darüber nachgedacht, wie die Rumpfbeplattung am besten herzustellen sei. Die Form ist recht einfach mit vertikalen Seiten bis knapp unterhalb der Wasserlinie. Diese Form wurde wohl gewählt, da dann die Platten des Panzergürtels nur in einer Richtung gebogen werden mußten. Meine ursprüngliche Idee war, die Beplattung aus dünner Messingfolie herzustellen. Das hätte eine fast maßstäbliche Dicke des Schanzkleides zur Folge gehabt. Aber selbst mit einem aufgelöteten Handlauf wäre der Rumpf recht empfindlich gewesen. Eine andere Option wäre 0,13 mm Polystyrol-Folie gewesen, die mir aber zu weich war. Hartpapier von 0,1 mm Stärke wäre näher an der maßstäblichen Dicke, aber zu brüchig. Am Ende habe ich mich aus Stabilitätsgründen für 0,2 mm Hartpapier entschieden.
Die Position der Wasserpforten, der Schanzkleidstützen, Ascheschütten, Toilettenfallrohre, Bullaugen usw. wurden auf einer Abwicklung der Beplattung markiert, die aus den Originalzeichnung hergeleitet wurde. Die Zeichnung wurde dann mit dem Laserdrucker auf eine Overheadfolie (wer kennt die noch ?) gedruckt. Die Folie wurde mit Klebeband auf einem Streifen Hartpapier fixiert und der Toner mit einem heißen Bügeleisen auf das Hartpapier übertragen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-203.jpg)
Hartpapierstreifen mit Details des Schanzkleides usw. durch Toner-Transfer aufgedruckt

Die Beplattung wurde mit Cyanoacrylat-Kleber auf den Rumpf aus MDF geklebt. Ich bin eigentlich kein so großer Freund dieser Klebstoffe, doch Hartpapier läßt sich damit gut und dauerhaft kleben.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-202.jpg)
Rumpf mit Beplattung

Beim Vorbild war das Schanzkleid mit 8 cm x 8 cm Winkeleisen am Rumpf befestigt. Ich habe den vertikalen Schenkel des Winkeleisens durch einen 0.5 mm breiten Streifen von selbstklebender Aluminiumfolie simuliert, in den eine Nietenreihe eingeprägt worden war. Der horizontale Schenkel würde unter dem relativ dicken Decksanstrich aus mit Sand vermischter und bestreuter Teerfarbe verschwinden. 

Fortsetzung folgt ... hoffentlich bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 18. Mai 2019, 22:24:35
Schön, daß es weitergeht!

Zitat von: wefalck in 18. Mai 2019, 13:39:32
Am Ende habe ich mich aus Stabilitätsgründen für 0,2 mm Hartpapier entschieden.
Wenn ich so an die Eduard-Messingteile in 0,15mm denke - das ist auch schon recht stabil, und wäre dünner als das Papier gewesen. Ist das härter als Messing?

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 18. Mai 2019, 22:42:06
Hartpapier ist steif und recht spröde. Im Gegensatz zu (Messing-)Blech bekommt es keine Dellen, knickt nicht und läßt sich in gleichmäßige Kurven ('Splines') biegen. Das 0,1 mm dicke Hartpapier splittert recht leicht, wenn man freie Kanten hat, so wie beim Schanzkleid. Mir war das Risiko einer Beschädigung zu groß, bis dann der Handlauf angebracht ist.

Ich arbeite gerne mit Hartpapier oder Pertinax, auch weil es sich gut schleifen läßt. Als Duroplast schmiert es nicht, im Gegemsatz zu Polystyrol.

Vor etwa 25 Jahren habe ich ein geklinkertes Beiboot mit Hartpapierplanken gebaut und mit Cyanoacrylat geklebt. Sieht immer noch so aus, wie am Tag der Fertigstellung. Da das Material ziemlich hart ist, lassen sich Klebstoffreste leicht abschaben oder mit Stahlwolle abschleifen, ohne daß das Material selbst beschädigt wird. Es läßt sich auch sehr gut mit Akrylfarben lackieren, was der Chemie des Materials geschuldet ist.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 18. Mai 2019, 22:47:31
Yep, klingt plausibel. Und dellenfrei ist schon mal ein echter Vorteil :P
Bin echt gespannt, wie sich die ganzen schönen vorgefertigten Details zu einen Modell zusammenfügen.

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: JWintjes in 19. Mai 2019, 00:33:06
Vielen Dank für's Zeigen, es ist wie immer eine Freude, Dir bei der Arbeit zuzuschauen.  :P

Fast ein wenig schade, daß hinterher alles unter Farbe verschwindet - gerade die Verwendung verschiedenster Materialien finde ich faszinierend.

Jorit
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 23. Mai 2019, 22:15:06
Na ja, die Farbe muß auch verschiedenes zudecken ... trotzdem Danke !

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Ein Kurz-'update': die Klüsrohre wurden aus einem Stück Messingrohr mit 2 mm Außendurchmesser und 0,5 mm Wanstärke hergestellt. Zunächst wurde das Rohr entsprechend dem Winkel mit der Bordwand abgeschrägt und darauf ein ovaler Ring aus 0,4 mm Kupferdraht gelötet. Das Teil wurde dann in eine Spannzange auf der Uhrmacherdrehbank genommen und auf 1,7 mm ausgebohrt. Die Klüse wurde dann mit Diamantschleifstiften ausgeformt und mit Silikonsschleifstiften poliert. Nachdem das Klüsrohr eingeklebt war, wurde der überstehende Teil flach mit dem Deck abgeschliffen. Die Blenden auf dem Deck sind schon vor Jahren geätzt worden. Nachdem Verkleben wurden die Klüsrohre und Blenden mit einem Diamantschleifstift angepaßt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-204.jpg)
Klüsrohre fertig zum Einbau

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-205.jpg)
Klüsrohre eingebaut, aber es muß noch etwas mehr versäubert werden ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 23. Mai 2019, 22:30:54
Leider sehe ich keine Bilder, weil das Zertificat von www.maritima-et-mechanika.org abgelaufen ist.

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 23. Mai 2019, 22:42:22
Und jetzt ?
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: bughunter in 23. Mai 2019, 22:53:11
Ja, ohne https geht es.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: maxim in 24. Mai 2019, 18:36:41
Ich sehe die Fotos so! In dem Maßstab kannst Du richtig interessante Details bauen!
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 31. Mai 2019, 10:16:31
Je größer der Maßstab, desto mehr Details - die Einzelteile werden aber nicht größer davon, weil eben dann kleinere Teile darstellbar sind  :pffft:

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Wieder kleine Fort-Schritte. Am wurden die Lippen für Festmacher usw. installiert. Diese wurden aus Stückchen von 0.8 mm dickem Plexiglas gefräst und gefeilt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-208.jpg)
Lippen für Festmacher am Bug

Sodann wurde der Handlauf auf dem Schanzkleid im hinteren Teil des Schiffes installiert. Dieser Handlauf dient auch als Scheuerleiste und setzt sich bis zur Ankertasche im Bug fort. Zunächst hat mich das Schanzkleid und der Handlauf (0.4 mm x 1.7 mm im Modell) etwas Kopfzerbrechen gekostet, da mir die Stabilität des ganzen Sorgen machte. Ich hatte zunächst daran gedacht, einen longitudinalen Schlitz in einen Polystyrol-Streifen zu fräsen und diesen auf das Schanzkleid aufzustecken, entschied mich dann aber den Handlauf in zwei Hälften zu machen. Dazu wurden innen und außen 0.4 mm x 0.7 mm Polystryrol-Streifen aufgeklebt. Das Halbrund der Kanten des Handlaufs wurden anschließend mit einer Ziehklinge erzeugt, die aus einem Stück Rasierklinge geschliffen wurde. Das rechteckige Profil ließ sich besser zum Kleben halten, als ein abgerundetes, daher diese Abfolge. Die Verklebung wurde erzielt, indem Cyanoacrylat in den Spalt zwischen dem Polystyrolstreifen und dem Hartpapier-Schanzkleid infiltriert wurde.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-140.jpg)
Ziehklinge zum Formen des Handlaufs

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-209.jpg)
Handlauf bzw. Scheuerleiste installiert

Die Auslegung unterschied sich etwas von Schwesterschiff zu Schwesterschiff, aber im Prinzip gab es an Steuerbord eine Offizierstoilette und an Backbord eine Toilette und ein Pissoir für die Manschaft und die Unteroffiziere. Die Abläufe waren halbrunde Rohre, die außen an die Bordwand genietet waren. Sie wurden vor Beschädigung durch hölzerne Fender vor Beschädigungen geschützt. Nach ein paar Jahren wurde eine schwere Scheuerleiste angebracht, die sich am Heck zu einem Schraubenschutz verbreiterte. Zu dem Zeitpunkt an dem SMS WESPE dargestellt wird, gab es diese Scheuerleiste aber noch nicht.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-210.jpg)
Abläufe für Toiletten

Fortsetzung folgt ... hoffentlich bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: wefalck in 14. Juni 2019, 22:28:54
An jeder Bordwand gibt es je zwei Jacobsleitern, eine breitere unterhalb der Schanzkleidpforte und eine schmälere etwas weiter vorn. Die Stufen bestanden wohl aus Holz und hatten zur Bordwand zu Schlitze, um zu verhindern, daß sich dort das Wasser sammelt und das Holz zum verrotten bringt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-211.jpg)
Fräsen der Trittstufen für die Jakobsleitern

Zur Herstellung wurden in ein 0,8 mm dickes Stück Plexiglas® zunächst die Schlitze gefräst. Das Plexiglas wurde dann auf eine Dicke abgeschliffen, die der Tiefe der Stufen entspricht. In diesem Arbeitsgang wurden auch die Enden verrundet. Auf der mit einem Mini-Sägetisch bestückten Drehbank wurden dann Scheiben in der Dicke der Stufen heruntergeschnitten.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-212.jpg)
Trittstufen fertig zum Einbau

Leider Bestand die einzige Möglichkeit der Anbringung der Stufen darin, diese mit Sekundenkleber an die Bordwand zu kleben, es gibt also keine formschlüssige Verbindung. Ein Klebstreifen am Rand sorgte für die Ausrichtung. Trotzdem hat die Anbringungen etwas Nerven gekostet.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-213.jpg)
Jakobsleitern an der Backbordseite

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-214.jpg)
Jakobsleitern an der Steuerbordseite

Weiterhin wurden die Klüsen für die Festmachertrossen am Achterschiff angebracht. Diese bestehen aus ovalen Ringen von Kupferdraht, der über zwei mit einem Klebstreifen zusammengehaltenen 1 mm-Bohrer gebogen wurde. Die Ringe wurden hart verlötet und dann auf die halbe Dicke heruntergeschliffen. Je ein solcher Ring wurde auf die Außen- und Innenseite der Bordwand geklebt und dann die Klüse aufgebohrt und ausgefeilt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-215.jpg)
Klüse für Festmachertaue am Achterschiff

Fortsetzung folgt ... hoffentlich bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Maesi in 14. Juni 2019, 22:57:05
Bislang war ich hier stiller Mitleser, dass muss sich jetzt ändern denn was hier von Dir abgeliefert wird ist im Prinzip schwer in Worte zu fassen, dennoch an dieser Stelle mein bescheidener Versuch...

Wenn sich historische Recherche und allerfeinste Handwerkskunst vereinen, wie von Dir in diesem Baubericht, kann es für mich nur einen Button geben.

:respekt:


Danke bis hierhin, ich werde weiterhin begeistert mitlesen!

M. :winken:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE in 1:160
Beitrag von: Flugwuzzi in 15. Juni 2019, 22:25:30
Klasse wie du das machst, die Jakobsleitern sehen toll aus ... das ist Handwerkskunst in Perfektion ... und alles ohne CAD und 3D-Drucker  .. .RESPEKT   :klatsch: :klatsch: :klatsch:

lg
Walter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 18. September 2019, 21:52:06
Nachträglich noch herzlichen Dank für das Lob !

**************************************


Nach manchen Irrwegen, ist es mir endlich gelungen, den Niedergang in das Deckshaus fertigzustellen. Diese Niedergänge waren mit Geländern eingefaßt, die aus Messingrohren und messingnen Verbindungsmuffen zusammengesetzt sind. Am oberen Ende der Stützen gab es eine Buchse, in die gebogene Spriegel für ein Sonnen- bzw. Regendach gesteckt werden konnten. Die ganze Einrichtung war abbaubar, damit bei wirklich schlechtem Wetter der Niedergang verschalkt werden konnte. Die alte Photographie zeigt die Ausführung eines solchen Niederganges auf einem Schiff der k.u.k. Marine aus etwa dieser Zeit. Der zeitgenössische lithographierte Plan der WESPE zeigt genau diese Art der Konstruktion.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Niedergang-72.jpg)
Niedergang auf einem k.u.k. Kriegsschiff aus etwa der gleichen Zeit

Ich habe zunächst versucht, die Stützen aus Ms-Draht bzw. kleinen Ms-Nägeln zu drehen, aber beide Materialien erwiesen sich zu weich bei einer Länge von 5 mm und einem Enddurchmesser von nur 0,3 mm. Da halfen selbst meine speziellen Mikro-Lünetten nicht. Ich fabrizierte daher die Stützen aus 0,3 mm Ms-Draht, auf die 0,5 mm lange Hülsen aus Ms-Rohr mit 0,5 mm Außendurchmesser geschoben wurden. Diese Hülsen hatten zuvor Querbohrungen für die horizontalen Handläufe aus 0,2 mm Ms-Draht erhalten. I habe auch versucht, die Abschlußkugeln von 0,7 mm Durchmesser mit einem Formstahl zu drehen. Während das einigermaßen funktionierte (einschließlich der 0,3 mm Aufnahmebohrung), stellte es sich als unmöglich heraus, sie einzubauen, da sie mir schneller von der Pinzette hüpften, als ich sie neu machen konnte ... am Ende wurden die Kugeln durch winzige Tropfen Weißleim simuliert, die dann mit Goldbronze bemalt wurden. Das sieht aus normalem Betrachtungsabstand ganz annehmbar aus, in der Nahaufnahme aber fürchterlich.
Der Versuch, die Stützen mit Hülsen für die Spriegel zu versehen schlug fehl und ich habe dann die Konstruktion vereinfacht, in dem ich einfach eine Öse in das Ende der Spriegel gebogen habe. Diese Öse wurde über die Stütze geschoben, bevor die Weißleim-Knöpfe aufgebracht wurden. Der zentrale Knopf, der die Spriegel aus 0,2 mm Ms-Draht aufnimmt wurde gedreht und mit Querbohrungen versehen.
Das Lukensüll wurde aus zwei lagen von Hartpapier hergestellt, um einen Absatz zu haben, gegen den das Süll in das Deck eingeschoben werden kann. In den Ecken wurden 0,3 mm Löcher für die Stützen gebohrt.
Die Montage stellte sich als echtes Geduldspiel heraus, das mich mehrere Abende gekostet hat – zum Glück hat die WESPE nur einen solchen Niedergang. Ich habe die Teile mit Zaponlack verklebt, da ich nicht löten wollte um den Charakter des polierten Messings zu erhalten – nichts sieht mehr nach Metall aus, als eben Metall, auch wenn ich eine sehr gute Goldbronze aus Tschechischer Quelle (http://www.agama-color.cz/en/products/colours) habe, mit der die Weißleim-Knöpfe angeglichen wurden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-216.jpg)
Die Modellausführung. Die Luke ist 7 mm x 11 mm groß.


Fortsetzung folgt ... hoffentlich bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: AnobiumPunctatum in 19. September 2019, 07:51:07
Hi Wefalk,

kannst Du bitte die Quelle für das Originalbild angeben.

Ansonsten ist deine Ausführung einfach ein Genuss :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 19. September 2019, 09:27:34
Ich habe nur eine Sekundärquelle, die aber im Zusammenhang mit dem Urheberrecht nicht relevant ist. Das Photo (hier ein Ausschnitt) wurde vor 1886 auf SMS HABSBURG gemacht, dem Jahr in dem das Schiff aus der Liste der aktiven Kriegsschiffe gestrichen wurde. Man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß der Bildautor vor 1919 gestorben ist.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Fumator in 19. September 2019, 14:15:06
Als schiffstechnischer Laie verstehe ich nicht, warum das Geländer genau vor dem Niedergang steht. Wurde der Niedergang von hinten betreten?

Gruß Axel
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 19. September 2019, 14:20:05
War ein Fehler meinerseits, als ich die Teile lose für das Photo arrangiert habe. Die Treppe gehört natürlich auf die andere Seite  :D
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Fumator in 19. September 2019, 18:12:22
Danke für die Klarstellung. Als Laie hat man seine Vermutungen, ist sich aber nicht sicher.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 05. Oktober 2019, 22:42:14
Maschinentelegraphen

Auf der Lithographie aus den 1880er Jahren ist eine ungewöhnliche Form von Maschinentelegraph mit horizontaler Wählscheibe gezeichnet. Auf der frühesten Photographie von SMS W[size=85]ESPE[/size] sind noch keine Maschinentelegraphen installiert.  Vor kurzem habe ich im Norsk Maritimt Museum in Oslo einen sehr ähnlichen Maschinentelegraphen entdeckt. Leider ist die Legende auf meiner Photographie nicht lesbar. Ich meine dort war der Erfinder genannt. Falls jemand Hinweise auf den Erfinder bzw. ein mögliches Patent geben kann, wäre ich sehr dankbar. Eine Suche in meiner Bibliothek und im Internet hat leider nichts ergeben.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/191821-72.jpg)
Horizontaler Maschinentelegraph im Norsk Maritimt Museum, Oslo

Der Maschinentelegraph wurde aus der Lithographie herausgezeichnet und die Zeichnung mit Angaben zum Anfahren währen des Drehens versehen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/EngineRoomTelegraph-drawings.jpg)
Ausschnitt aus der Original-Lithographie und Umzeichnung für die Werkstatt

Der ganze Telegraph bestand im Original offenbar aus Messing und wurde entsprechend aus diesem Material gedreht. Der Geberarm besteht aus flachgedrücktem Messingdraht und der Handgriff wurde aus Weißleim über einem Draht aufgebaut.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-217.jpg)
Die beiden Maschinentelegraphen an ihrem Platz

SMS W[size=85]ESPE[/size] hatte zwei spiegelsymmetrische Telegraphen für die Backbord- bzw. die Steuerbordmaschine dieser frühen Zweischraubenschiffe.

Fortsetzung folgt ... hoffentlich wieder bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 03. November 2019, 15:12:54
Nun zu den Kompaßständen, die mir viel Mühe und Verdruß gemacht haben, weil ich irgendwie ein Talent dafür habe meine schönen gedrehten und gefrästen Teile beim Zusammenbau zu versauen oder sie hüpfen mir im entscheidenden Moment unwiederbringlich weg  :evil:

SMS WESPE war ursprünglich mit drei Kompaßständen versehen, dem Steuerkompaß auf der Brücke, dem Mutterkompaß auf einer Stange vor dem Oberlicht des Maschinenraumes und dem Kompaß vor der Notsteueranlage am Heck. In den 1880er Jahren wurde ein vierter Kompaß auf einer Platform über dem Maschinenraumoberlicht aufgestellt, der aber hier nicht dargestellt werden wird. Da SMS WESPE 1876 gebaut wurde, fehlen im Ursprungszustand an den Kompaßständen noch die bekannten Kompensationskugeln, die erst in den 1880 von Lord Kelvin erfunden worden waren. Auch andere Kompensationselemente sind weder auf den Lithographien noch auf den ältesten Photographien erkennbar. Auf einer Photographie, die vermutlich aus den frühen 1890er Jahren stammt, ist der Kompaßstand am Notsteuerstand größer geworden, um die diversen Kompensationselemente aufzunehmen und hat auch die charakteristischen Kugeln, die jeder kennt. Ursprünglich waren die Kompasse mit Petroleum beleuchtet, wobei nicht klar ist, wo die Lampe angebracht war. Jedenfalls befindet sich auf jedem Kompaß ein Abluftkamin. Da bei den späteren Kompassen diese Kamine fehlen, sind sie wohl schon elektrisch beleuchtet gewesen – eine elektrische Anlage kam in den frühen 1890er Jahren an Bord, um einen Suchscheinwerfer betreiben zu können.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Compass-lithos.jpg)
Die Kompaßstände auf der Lithographie aus den frühen 1880er Jahren

Für das Modell wurden die einzelnen Kompaßstände aus der Lithographie herausgezeichnet, um eine Anfahrskizze für die Dreh- und Fräsarbeiten herzustellen. Dabei ist zu bedenken, daß die Kompaßstände nur insgesamt zwischen 10 und 15 mm hoch sind.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Compass-drawings.jpg)
Werkzeichnungen der Kompaßstände

Die Säulen bestanden vermutlich aus Mahagoni und wurden für das Modell aus Messing gedreht. Nach dem Umspannen in den Teilkopf der Mikro-Fräsmaschine wurden die Achtkante angefräst.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-218.jpg)
Fräsen der achtkantigen Säulen

Das Kompaßgehäuse bestand, wie üblich, aus Messing. Dabei stellen die Kessel und Kamine keine besondere dreherische Herausforderung dar, wenn man einmal von der Kleinheit absieht. Die verglasten Hauben aber wohl, da die Stege im Original vielleicht 1,5 cm breit waren, was im Modellmaßstab 0,1 mm ergibt. Der achtkantige Aufsatz wurde aus Plexiglas vorgedreht und dann auf der Fräse die Seiten angearbeitet. Mit einem 0,3 mm Kugelfräser wurde dann in die Kanten eine flache Rille gefräst, die anschließend mit Goldbronze aufgefüllt wurde.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-219.jpg)
Einrichtung der Mikro-Fräse zum Bearbeiten der Kompaßhauben

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-220.jpg)
Fräsen der Seiten der Kompaßhauben

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-221.jpg)
Überfräsen nach dem die Streben bemalt wurden

Nachdem Durchtrocknen der Farbe wurden die Seiten leicht übergefräst, wodurch sich scharfe Streben an den Kanten ergeben. Das ist eine Technik, die ich der Herstellung von gravierten Skalen abgeguckt habe.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-222.jpg)
Die Einzelteile der Kompaßstände fertig für den Zusammenbau

Ursprünglich wollte ich auch noch eine winzige Kompaßkarte unter das Plexiglasteil legen, habe aber darauf verzichtet, weil das auch so schon eine ziemliche Fummelei war.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-223.jpg)
Die Kompaßstände provisorisch zusammengesetzt, aber die Säulen noch unbemalt


Fortsetzung folgt ... hoffentlich bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 03. November 2019, 23:27:30
Kling alles spannend - aber ohne Bilder nur halb so schön!

Ah, wenn ich Deinen Text zitiere, sehe ich die Links - aber die sind https:// und das Zertifikat Deiner Seite ist vor 67 Tagen abgelaufen. Daher lädt der Browser die Bilder nicht. Ohne http: ohen "s" würde gehen:


Beeindruckende Details!

Viele Grüße,
Bughunter

Edit sagt, die Bilder sind sichtbar.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 03. November 2019, 23:55:33
Hhmm, eigentlich habe ich das Zertifikat am 1. September erneuert. Keine Ahnung was da wieder los ist. Ich habe das 's' bei https herausgenommen. Danke für den Hinweis.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 01. Dezember 2019, 23:22:27
Es stehen nun einige wirklich feien Teile an, wie z.B. die Rahmen für die Wasserpforten in den Schanzkleider. Mein ursprünglicher Gedanke war, sie aus 0,1 mm Messing zu photoätzen. Angesichts der Schwierigkeiten, die ich beim Erstellen guter, dichter Ätzmasken hatte, dachte ich über einen anderen Weg nach und einen der weniger aufwendig und mit weniger Sauererei verbunden ist. Laserschneiden schien eine interessante Alternative.
Also habe ich mir ein neues Werkstattpielzeug für knapp 100€ einschließlich Versand kommen lassen. Spielzeug ist vielleicht eine angemessene Beschreibung für diese kleinen, kompakten Maschinen, die jetzt auf dem Markt sind. Ihr ursprünglicher Zweck besteht wahrscheinlich darin, Waren mit einem eingebrannten Logo usw. zu kennzeichnen. Aus diesem Grund sind sie mobil, so daß Artikel jeder Größe gekennzeichnet werden können, indem einfach das kleine Gerät (ein Würfel mit etwas über 15 cm Kantelänge) darauf gestellt wird. Seine Leistung ist begrenzt, 3W. Es wird eine mechanische Auflösung von 0,05 mm bei einem Durchmesser des Laserspunktes von 0,1 mm angegeben. Die Gravurfläche beträgt 53 mm mal 53 mm. Der Softwaretreiber konvertiert die Bilder in Bitmaps und führt sie dann Zeile für Zeile aus. Ich sollte versuchen, einen anderen Treiber zu finden, der Vektorgrafiken verwendet, was den Schneidevorgang vermutlich beschleunigen würde.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/KKMoon-Lasercutter.jpg)
KKMoon-Lasercutter mit 3W Laserdiode

Mit der Software können verschiedene Parameter eingestellt werden, darunter der Kontrast des Bildes, die Leistung der LED und die so genannte Schnitttiefe. Es ist jedoch nicht klar, was letzteres wirklich bewirkt. Der Fokus der LED kann manuell eingestellt werden, um Materialien unterschiedlicher Dicke in das Gerät legen zu können. Es ist jedoch schwierig zu beurteilen, ob wirklich das Minimum der Punktgröße erreicht wurde.
Angesichts der Leistung von nur 3 W gibt es Einschränkungen, mit welchen Materialien gearbeitet werden kann. Das Schneiden bzw. Der Gravureffekt hängt davon ab, wie viel Energie benötigt wird, um das Material zu verbrennen oder zu verdampfen. Papier funktioniert gut, aber ein Karton mit 0,4 mm Dicke scheint die Grenze zu sein. Ich hatte nicht viel Erfolg mit weißem Polystyrol, selbst bei 'full power' und größter Schnitttiefe gab es nur leichte Oberflächenmarkierungen. Hartpapier wäre mein Lieblingsmaterial gewesen, aber abgesehen von dem starken Geruch (die phenolhaltigen Dämpfe sind auch nicht besonders gesund) wurde ein 0,2 mm dickes Blatt nur zur Hälfte durchgeschnitten. Transparentpapier nimmt nicht genug Energie auf und bleibt unbeeindruckt vom Laser. Eine ausreichende optische Dichte ist erforderlich, um die Energie zu absorbieren und das Material zu verbrennen/verdampfen. Seltsamerweise hinterließ der Laser deutlich sichtbare Spuren auf dem Stück Dachschiefer, das ich als Brandschutz unter der Maschine verwende.
Der Schritt von der Zeichnung zum ausgeschnittenen ist nicht ganz einfach. Ich mußte zunächst einen Weg finden, um die aus meinen CAD-Zeichnungen erstellten  Bitmap- und JPEG-Bilder exakt zu skalieren. Die Lösung bestand darin, einen Rahmen um die zu exportierenden Grafiken zu zeichnen, diesen Rahmen zu vermessen und dann die exportierte Zeichnung in Adobe Photoshop auf die Anzahl von Pixeln zu skalieren, die beim Laserschneiden zur gewünschten Größe führte. Der resultierende Skalierungsfaktor betrug 1 mm = 20 Pixel, was in der Tat der theoretischen Auflösung von 0,05 mm entsprach.
Von einem Bild wird alles, was schwarz ist, weggebrannt und alles, was weiß ist, bleibt zurück. Das einfache Konvertieren der CAD-Zeichnungen in Bilder führte jedoch zu zu schmalen/kleinen Teilen, da der Laserpunkt einen Durchmesser von mindestens 0,1 mm hat. Daher war es notwendig, die Größe der wegzubrennenden Bereiche so anzupassen, daß die verbleibenden Teile die gewünschten Abmessungen aufweisen. Die Wirkung ist abhängig von den Brennparametern und vom Material. Leider erfordert jedes neue Material und jedes neue Teil eine gewisse Anzahl Versuch.
Ich versuchte mein Glück an einem anderen Satz sehr empfindlicher Teile, nämlich den Steuerrädern. Sie haben einen Außendurchmesser von knapp 12 mm. Das Drehen der komplexen Form der 6 mm langen Speichen schien eine zu schwierige Aufgabe zu sein, selbst wenn man die Griffe und die Speichen vielleicht in zwei separaten Teilen hätte drehen können. Die lasergeschnittenen Teile sehen nach ein paar Probeläufen schon ganz gut aus, aber ich muss sehen, ob ich aus mehreren Schichten genügend Dicke aufbauen kann. Das Zuschneiden aus 0,4 mm starkem Karton war nicht sehr erfolgreich.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-227.jpg)
Lasergeschnitte Steuerräder von 12 mm Durchmesser

Ich wollte hiermit nur die ersten Erfahrungen mit diesem neuen Werkstattspielzeug teilen und die Versuche werden fortgesetzt.

Fortsetzung folgt ... hoffentlich bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Duckdalb in 02. Dezember 2019, 15:42:22
Interessante Vorstellung! Ich kenne nur große Schneidekisten, die auch bis zu einigen Millimetern schneiden können. Merkwürdig finde ich, dass das Gerät Bitmapdateien als Vorlage wünscht - eigentlich ist das ja absurd, weil der anfangs klare Vektor-Laufweg für den Laserkopf dadurch verloren geht...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 02. Dezember 2019, 15:58:04
Die Antwort dürfte wohl sein, daß es als Graviergerät für Logos u.ä. für Dummies konzipiert ist. Solche Dateien legen eben eher als Pixeldateien, denn als Vektorgraphiken vor. Es ist einfacher Vektorgraphiken in Pixel umzuwandeln, denn Pixel zu vektorisieren. Das Steuerprogramm arbeitet wohl Zeile für Zeile die 1070 Pixel x 1070 Pixel-Matrix ab und schaltet die Laserdiode ein, wenn ein schwarzes Pixel gefunden wird. Entsprechend wird der Brennkopf verschoben.

Ich habe zwar in den frühen 1980er Jahren Plotter unter BASIC programmiert, aber seither ist die Technik fortgeschritten, ohne daß ich Anschluß daran gehalten hätte. Nachdem was ich diagonal im Internet gelesen habe, sollte es wohl möglich sein, einen solchen Lasercutter über eine Vekttorgraphic anzusteuern. Man muß herausfinden, was für eine Steuerplatine da eingebaut ist, dann findet man vielleicht auch einen passenden Treiber.

Im Augenblick konzentriere ich mich aber auf die Teileproduktion, damit ich mit diesem Projekt, an dem ich nun schon 13 Jahre (mit Unterbrechungen) sitze, einmal zu Ende komme ... :pffft:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Duckdalb in 02. Dezember 2019, 23:42:37
Zitat von: wefalck in 02. Dezember 2019, 15:58:04
Das Steuerprogramm arbeitet wohl Zeile für Zeile die 1070 Pixel x 1070 Pixel-Matrix ab und schaltet die Laserdiode ein, wenn ein schwarzes Pixel gefunden wird. Entsprechend wird der Brennkopf verschoben.
Na, dann mag es sinnvoll sein. Ich hatte immer noch eine Art G-Code im Kopf, dann wären Bitmaps natürlich kontraproduktiv.

Da ich im Medienbereich immer mit vektorisierten Logos arbeiten konnte (sie mussten eben GROSS und klein immer exakt scharf sein, z.B. für Messe, Außenwerbung und Stempel), ist mir das nicht bewusst gewesen. Jpg-Logos waren verpönt und durften nur im Notfall verwendet werden, wenn die Zeit und das Geld für ein Tracing nicht da waren (falls der Kunde kein sauberes EPS geliefert hatte...).
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 15. Januar 2020, 23:18:48
Steuerräder

Die Boote der WESPE-Klasse hatten zwei Steuerstände, den auf der Brücke und den Notsteuerstand im Heck. Beide waren ursprünglich mit doppelten Steuerrädern ausgerüstet, die über eine Trommel und Seile auf den Ruderquadranten wirkten. Es gibt ein schönes Photo des Notsteuerstandes, aus dem sich die Form und Details der Steuerräder ableiten lassen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-20.jpg)
Der Notsteuerstand im Heck

Auf der Suche nach einem geigneten Material für die Steuerräder habe ich mich schließlich für 120 g/m2 Canson-Papier entschieden. Dieses Papier ist 0,15 mm dick, hat eine glatte Oberfläche auf beiden Seiten und läßt sich sehr gut laserschneiden, da es nicht mir inorganischen Materialien, wie Baryt, beschwert ist.
In verschiedenen Versuchen wurde eine geeignete Kombination der Parameter Kontrast, Leistung des Lasers und Schnittiefe ermittelt. Eigentlich sollte bei einem reinen S/W-Bild ohne Zwischentöne der Kontrast 100% sein, aber die Schneidesoftware verändert durch Einstellung des Kontrastes etwas die Schnittbreite. Deswegen hängt die Größe der fertigen Teile merkwürdigerweise von der Kontrasteinstellung ab.
Das Laserschneiden erfolgt ja berührungslos und die ausgeschnittenen Teile bewegen sich nicht. Daher kann man sie zu 100% ausschneiden und braucht keine Stege stehen zu lassen, wie z.B. beim Ätzen.
Die Schneidvorlage muß alle diese Faktoren berücksichtigen, die z.T. nur experimentell bestimmt werden können. Deswegen muß man sich u.U. iterativ and die endgültige Form und Größe herantasten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-228.jpg)
Die lasergeschnittenen Einzelteile der vier Steuerräder

Die Steuerräder wurden aus mehreren Schichten aufgebaut, um die Schreinerarbeit zu simulieren und die nötige Plastizität zu erzeugen. Zwei Teile als Kern werden durch zwei äußere Schichten verdickt, die etwas kleiner konstruiert worden waren, um die Profilierung des Radkranzes zu simulieren. Darauf kommt wieder eine Schicht für den Radkranz und die Nabe. Die einzelnen Lagen wurden mit Zaponlack verklebt, der gleichzeitig den Karton imprägniert und versteift. Im Gegensatz zu anderen Klebstoffen trägt er auch nicht auf und die Teile lassen sich gut ausrichten, bis der Lack getrocknet ist.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-229.jpg)
Die Steuerräder im Rohbau (das Raster der Schneidmatte beträgt 5 mm)

Die Handgriffe und Speichen wurden dann noch mit verdünntem Weißleim 'verrundet', der in mehreren Schichten aufgetragen wurde.
Die Steuerräder des Vorbildes wurden durch je zwei aufgeschraubte Messingkränze verstärkt. Eigentlich wollte ich diese Kränze, die das Rad zusammenhalten aus dünner Messingfolie herstellen, eingedenk der Tatsache, daß eben nur Metall wirklich wie Metall aussieht. Es ist mir aber nicht gelungen, entsprechend schmale Ringe aus 0,05 mm dicker Ms-Folie zu schneiden. Ich habe deswegen diese Ringe ebenfalls aus Karton mit dem Laser ausgeschnitten. Nach der Bemalung wird eine Goldfolie aufgebracht werden.
Die benötigten Ringe sollten eigentlich auf der Drehbank hergestellt werden. Dazu wurden ein Dutzend (für acht Räder und ein paar in Reserve) Blättchen mit Zaponlack zu einem Paket verklebt. Auf beiden Seiten wurde noch je ein Blättchen aus 0,5 mm Hartpapier als Verstärkung aufgeklebt. Durch dieses Paket wurde ein Loch mit 2 mm Durchmesser gebohrt und das Paket auf eine Aufnahmedorn gespannt. Auf der Drehbank wurde sodann auf den benötigten Außendurchmesser abgedreht. Da ja nur etwa 1,5 mm dicke Packet wurde zur weiteren Bearbeitung in eine Stufenspannzange gespannt und versucht, mit einem sehr scharfen Ausbohrstahl der erforderliche Innendurchmesser herzustellen was aber mißlang.

Der nächste Schritt ist dann die Herstellung der Steuerstände.

Fortsetzung folgt ... hoffentlich bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Sachse 3 in 19. Januar 2020, 14:20:41
Hallo,
mir fehlen die Wörter, einfach nur mit großen Augen staun.  8o
Gruß Michel
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 28. Januar 2020, 23:16:46
Steuerräder dritte Auflage

Ein Kollege meinte, daß man doch die Messingreifen gut drehen könne. Also habe ich die Herausforderung angenommen und ein Stück Rundmessing innen auf 6,8 mm ausgebohrt und außen auf 7,2 mm abgedreht. Von diesem Rohr mit einer Wandstärke von 0,3 mm wurden dann 0,1 mm dicke Ringe abgestochen. Nach ein paar Vorversuchen klappte das dann rasch und unkompliziert. Diese Ringe wurden dann auf 600er Schleifpapier geschliffen, um den leichten Drehgrat zu entfernen. Auf einem Arkansastein und schließlich einem Blatt Papier mit Polierpaste feingeschliffen und poliert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-230.jpg)
Die neuen Steuerräder, darüber die gedrehten Messingringe

Da ich die Ringe aus Papier nur mit Mühe von den Rädern hätte entfernen könnnen, nahm ich die Gelegenheit zu einer dritten Auflage war, bei der ich eine mittlere Schicht weggelassen habe, da die zweite Auflag der Räder eigentlich zu dick geworden waren. Mit den bereits erprobten Schneidparametern und einer gewissen Übung im Zusammensetzen war das recht rasch erledigt. Die Messingringe wurden ebenfalls mit Zaponlack aufgeklebt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-231.jpg)
Steuerräder direkt aus dem Laserschneider (Ich verwende ein Stück Dachschiefer als Schneidunterlage)

Die Wellen samt Spindeln für das Steuerseil wurden aus Messing gedreht.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-232.jpg)
Steuerräder zusammegesteckt, daneben die Einzelteile

Die Räder werden dann im Ganzen lackiert und die Farbe von den Messingringen wieder heruntergeschliffen. Das wird eine vorbildgerechte Anmutung ergeben, da diese Verstärkungsringe in das Holz eingelassen waren.

Fortsetzung folgt ... hoffentlich bald ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 04. Februar 2020, 21:50:51
Steuerstände

Die Steuerstände bestehen aus je zwei Ständern in denen die Räder gelagert sind. Diese sind irgendwie auf dem Deck verbolzt, wobei aus den Zeichnungen und Photographien nicht ersichtlich ist, wie das gemacht wurde. Auf dem Modell wird es aber ohnehin kaum zu sehen sein, da der untere Teil der Ständer unter den Grätingsplatformen verborgen ist.

Die Grätings wurden eigentlich schon vor langer Zeit als Ätzteile hergestellt. Mir haben aber die prozeßbedingten ausgerundeten Ecken nicht so recht gefallen. Ich habe daher die Grätings ebenfalls mit dem Laser aus Canson-Papier geschnitten. Durch entsprechende Einstellung der Schneidparameter ließen sich recht scharfe Ecken erzielen. Die Felder messen 0,3 mm im Quadrat und die Dicke der Grätings beträgt 0,3 mm, was knapp 5 cm beim Original entsprecht. Die Grätings vorbildgerecht z.B. aus Holz oder aus Hartpapier zu schneiden wäre praktisch unmöglich.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-233.jpg)
Steuerstand-Grätings: JPG-Bild als Vorlage für den Laserschneider

Die Grätings bestehen dabei aus zwei Lagen von je 0,15 mm dickem Papier. In Anlehnung an die Bauweise der Grätings hat die untere Lage nur transverale Stäbe. Die beiden Lagen wurden mit Zapon-Lack verklebt. Ebenfalls mit Zapon-Lack wurden die vier Unterzüge aufgeklebt, die aus drei Lagen Papier bestehen.

Die Grätings stehen auf vier kurzen Säulchen, die aus Ms-Draht gedreht und dann auf der Mikro-Fräse für die Unterzüge geschlitzt wurden.

Die Säulen wurden nach der Photographie und den Lithographien entworfen. Die Front scheint kanneliert gewesen zu sein. Auf der vorderen Säule des Steuerstandes der Brücke befindet sich ein Stab dessen Funktion unklar ist. Möglicherweise hat er mit einem Ruderlagezeiger zu tun oder er hält die Zugleine für die Dampfpfeife. Die einzige bekannte Photographie ohne den späteren gepanzerten Kommandoturm ist zu unklar, um Schlüsse daraus ziehen zu können.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-234.jpg)
Steuerrad-Ständer: JPG-Bild als Vorlage für den Laserschneider

Die Ständer wurden ebenfalls aus mehreren Lagen Canson-Papier aufgebaut, auch um die Kannelierung zu imitieren. Der Ständer erscheint ziemlich dünn, ist aber so in der Lithographie gezeichnet.

Die Ruderwelle wird in Lagern gehalten die mit Messing- oder Bronzeteilen verkleidet waren. Ein Stück Rundmessing von 2 mm Durchmesser wurde zunächst für die runden Köpfe der Ständer ausgedreht und dann eine dünne Scheibe abgestochen. Zur weiteren Bearbeitung wurden diese hohlen Scheiben in eine spezielle Einsatzspannzange aufgenommen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-235.jpg)
Bearbeitung der Wellenlagerabdeckungen in einer Einsatzspannzange

Die Spannzangen besitzen flache Ausdrehungen und sind eigentlich für be Bearbeitung von Uhrsteinen oder kurzen Lagerbuchsen gedacht. Das Profil an der Vorderseite wurde eingedreht und dann die kugelige Abdeckung für das Wellenende mit einem Abrundfräser geformt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-236.jpg)
Ausformen der Abdeckung des Wellenendes mit einem Abrundfräser

Da die Lagerabdeckungen am unteren Rand abgeschnitten sind, wurden sie auf der Främaschine entsprechend befräst.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-237.jpg)
Befräsen des Wellenlagers

Alle Teile wurden wiederum mit Zapon-Lack verklebt

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-238.jpg)
Die Einzelteile der Steuerstände

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-239.jpg)
Brücken-Steuerstand provisorisch zusammengesetzt (im Hintergrund eine 1 €-Cent-Münze)

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 08. Februar 2020, 00:32:07
Immer wieder faszinierend, Fortschritte an diesem Kleinod zu sehen!
Und der Lasergravierer trägt, wie immer bei Deinen Werkzeugen, zur weiteren Perfektionierung der Kleinstteile bei :P

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Bohemund in 08. Februar 2020, 10:41:25
Das hier ist ein Niveau von Modellbau, zu dem ich wirklich nichts konstruktiv beitragen kann. Aber ich schaue es mir mit großer Begeisterung an. Wirklich beeindruckend!
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 09. Februar 2020, 20:30:42
Danke für die freundlichen Worte  :D

*************************************

Wasserpforten

Ursprünglich hätten Pfortendeckel und die Rahmen auf der Innenseite des Schanzkleides oberflächengeätzte Teile werden sollen. Die Zeichnungen waren eigentlich schon fertig. Ich bin nur nicht dazu gekommen sie auch zu ätzen. Nachdem ich nun den Laserschneider habe, habe ich sie aus Druckerpapier (80 g/m2 = 0,1 mm Dicke) geschnitten. Da die Rahmen nur 0,5 mm breit sind wären die Niete möglicherweise sowieso nicht sehr gut herausgekommen. Dito die Niete auf den Schanieren. Jedenfalls nicht mit meiner Heimätztechnik. Beim Oberflächenätzen von 0,1 mm Neusilberblech wäre die Dicke allerdings auf vorbilgerechtere 0,05 mm reduziert worden.

Die Wasserpforten haben keine Vorreiber zum Verschließen und auch keine Stange o.ä. quer darüber, um zu verhindern das Dinge oder Personen über Bord gehen. Das vereinfacht ihren Bau.

Da Papier, auch gestrichenes, immer eine etwas rauhe Oberfläche hat, jedenfalls im Vergleich zum Hartpapier, wurde ein Stück des Papieres in Schnellschleifgrundierung getränkt und auf einer Glasplatte getrocknet, die mit Frischhaltefolie bespannt war. Durch letztere läßt sich das Papier ohne zu rollen ablösen. Anschließend wurde die Oberfläche mit feinster Stahlwolle geglättet. Aus diesem so vorbereiteten Papier wurden die Pfortendeckel geschnitten. Es brauchte mehrere Versuche mit unterschiedlichen Schneidparametern, bis maßhaltige Teile herauskamen. Das ist ein Nachteil dieser einfachen Lasercutter und deren Software. Da das Material aber praktisch nichts kostet ist das nur lästig, bedeutet aber sonst keinen Verlust. Auch das Ätzen produziert mitunter Ausschauß, was teuer ist und Zeitverlust bedeutet, wenn man es nach außen vergibt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-240.jpg)
Lasergeschnittene Wasserpfortendeckel

Leider funktioniert das mit dem so präparierten Papier nur bis zu einer gewissen Kleinheit der Teile. Bei sehr kleinen Teilen und auch den Rahmen war es besser, unpräpariertes Papier zu verwenden. Das Laserschneiden funktioniert auch besser bei dunklen Materialien, durch die geringere Albedo (Reflektionsvermögen), nimmt das Papier mehr von der Energie auf.. Leider sind die farbigen Papiere, die ich bisher gefunden habe, relativ rauh.

Bei den Wasserpforten habe ich etwas gemogelt. Ich habe befürchtet, daß ich die Auschnitte nicht so sauber hinbekommen würde. Auch würde das aus Stabilitätsgründen verwendete Hartpapier einer Schanzkleiddicke von 64 mm entsprechen, was mindesten um einen Faktor 8 zu dick ist. Deswegen wurden die Rahmen nur innen und die Deckel außen aufgesetzt. Ich hoffe, daß das nicht mehr zu sehr auffällt, wenn dan die Schanzkleidstützen eingebaut sind.

Rahmen und Deckel wurden mit Zaponlack aufgeklebt. Zuvor waren noch kleine lasergeschnittene Rechtecke von 0,3 mm x 0,5 mm als Scharnierimitation auf die Deckel geklebt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-241.jpg)
Installation der Wasserpfortenrahmen  und -deckel 

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 20. Februar 2020, 21:25:00
Türen in Back und Deckshaus

Die Back und das Deckshaus waren durch diverse Türen zugänglich. Diese wurden aus 0.1 mm dickem Hartpapier mit dem Laserschneider ausgeschnitten. Die Scharniere bestehen aus lasergeschnittenen kleinen Papierteilen. In beiden Fällen waren verschiedene Versuche notwendig, um die richtige Endgröße durch variierne der Schnittparameter aber auch der Zeichnung zu bestimmen. Die Einzelteile wurden mit Zaponlack zusammengeklebt und dann die Türen ebenfalls mit Zaponlack an die enstprechenden Stellen geklebt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-242.jpg)
Lasergeschnittene Türen aus Hartpapier vor dem Versäubern 

Auf Photos ist zu sehen, daß es unter jeder Tür eine Art Schwelle gab. Diese wurden ebenfalls mit lasergeschnittenen Papierstreifen dargestellt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-243.jpg)
Blick auf Deckshaus und die Rückseite der Back mit den installierten Türen

Nach dem Aufkleben der der Türen wurden die Bohrungen für die Bullaugen eingebracht, wobei die durch den Laser geschnitte Öffnung in den Türen die Lage vorgab. Wenn dann das Schiff lackiert ist, wird die Verglasung zur eingesteckte Abschnitte von 1 mm Plexiglas-Rundstab dargestellt werden. Auf der Drehbank werden diese sorgfältig plangedreht und dann poliert werden.
Die Türknöpfe werden zu einem späteren Zeitpunkt aus Messing gedreht und dann eingesetzt werden.

P.S. Entschuldigung für die letzthin etwas schlechte Qualität der Photos, aber ich war zu faul die Spiegelreflex herauszuholen und habe sie mit dem Telephon gemacht.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 08. März 2020, 22:01:51
Unterlafette des 30,5 cm-Geschützes

Die Unterlafette des Geschützes war eine recht komplexe Konstruktion aus gewalzten Winkelprofilen und dicken Blechplatten. Leider haben sich von ihr nur Übersichtszeichnungen in GALSTER (1885) und die untenstehende kolorierte Zeichnung aus der Admiralität erhalten. Viele Bauelemente sind z.Z. mit gerissenen Linien übereinander gezeichnet, so daß die Interpretation der Zeichnungen recht schwierig ist. Als Interpretationshilfen stehen eine zeitgenössische Photographie, das Demonstrationsmodell im Marinemuseum in Kopenhagen sowie die erhaltenen Geschütze in der Festung Suomenlinna vor Helsinki zur Verfügung. Das Modell in Kopenhagen eines Geschützes für das dänische Panzerschiff HELGOLAND weicht allerding in einigen Details von der Lafette von SMS WESPE ab. Die Lafetten in Suomenlinna sind zwar russische Kopien von Krupp-Festungslafetten, aber man kann an ihnen gewisse Konstruktionsdetails verifizieren, die aus den Zeichnungen nicht klar ersichtlich sind.

(http://www.dreadnoughtproject.org/plans/SM_Wespe_1894//305mm_laffete_100dpi.jpg)
Übersichtszeichnung der Lafette des 30,5 cm-Geschützes (aus http://www.dreadnoughtproject.org/ (http://www.dreadnoughtproject.org/))

Ursprünglich hatte ich geplant, die Unterlafetten, wie die Oberlafette, aus oberflächengeätzten Teilen zusammenzusetzen. Dafür hatte ich schon vor einigier Zeit die nötigen Detailzeichnungen erstellt. Mit dem Oberflächenätzen lassen sich sehr schön die Vernietungen darstellen. Inzwischen habe ich aber ja den Laserschneider angeschafft, so daß lasergeschnittene Teile eine Alternative darstellten. Ich hatte gehofft, die Teile aus Hartpapier schneiden zu können. Diverse Versuche mit unterschiedlichen Schneidparametern waren aber nur mäßig erfolgreich, da der 5W-Laser zu schwach ist, um das Material schnell genug zu verbrennen. Es bilden sich Ränder von angeschmolzenem und verkohltem Harz. Ich habe daher wieder auf Canson-Papier zurückgegriffen, das allerdings mit 0,15 mm Dicke eigentlich maßstäblich etwas zu dick ist.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-244.jpg)
Grundplatte und Laufbohlen aus lasergeschnittenem Canson-Papier

Die vorhandenen Zeichnungen mußten für das Laserschneiden umgearbeitet werden, da sie explizit auf das beidseitige Äzten ausgerichtet waren. Es hat sich dann beim Zusammenbau auch gezeigt, daß mir in den Zeichnungen diverse Fehler bzw. Fehlinterpretationen unterlaufen waren. Beim Ätzen, wenn nach außen vergeben, wäre das teuer geworden, da ich die Platine samt Masken hätte neu machen lassen müssen. Beim Laserschneiden von Papier ließen sich Fehler leicht und rasch korrigieren – und das Material kostet praktisch nichts.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-245.jpg)
Das Grundgerüst der Unterlafette von hinten

Die ausgeschnittenen Teile wurden mit Clou-Schnellschleifgrund getränkt und anschließend mit feiner Stahlwolle leicht abgezogen. Zum Doppeln und zusammensetzen wurde wieder Zaponlack verwendet. Dieser trocknet so schnell, daß man auf Klemmen oä. Weitgehend verzichten kann.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-246.jpg)
Das Grundgerüst von vorn

Von den einzelnen Schritten des Zusammenbaus habe ich keine Photos gemacht, da das die Arbeit zu sehr behindert hätte. Zunächst wurden alle Teile die gedoppelt werden sollten mit Zaponlack verklebt und z.T. beschwert, damit sie beim Trocknen flach bleiben. Die Wangen der Lafette haben Paßschlitze eingeschnitten, so daß die Querriegel exact positioniert werden konnten. Der zusammengefügte Rahmen wurde dann auf die Grundplatte geklebt (in Wirklichkeit war das keine Platte, sondern ein aus L-Profilen zusammengesetzter Rahmen mit Füllungen aus Blechplatten). Darauf wurden die Laufbohlen geklebt, die ebenfalls als ein Teil geschnitten worden waren. Unter die Grundplatte wurde in dieser Phase noch das Gehäuse geklebt, das später das (stark vereinfachte, weil am fertigen Modell kaum sichtbare) Richtgetriebe aufnehmen wird.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-247.jpg)
Das Grundgerüst von unten mit dem Gehäuse für das Richtgetriebe

Man kann auf den laser-geschnitttenen Teilen Markierungen für die Vernietung erkennen. Die Nieten werden durch kleine Tröpfchen von Weißleim dargestellt werden. In den nächsten Schritten werden dann weitere Details ergänzt werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-248.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-249.jpg)
Das Grundgerüst der Unterlafette mir Oberlafette und Rohr provisorisch aufgesetzt

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 09. März 2020, 08:24:16
Tolle Arbeit!

Für was war die "Schiene" (?) innen in der Lafette?
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 09. März 2020, 09:13:19
Danke !

Zur Frage: diese 'Rinne' liegt direkt unter der hydraulischen Rücklaufbremse (die voraussichtlich Gegenstand des nächsten Beitrages sein wird). Da aber der Mechanismus an zwei Punkten aufgehängt ist, hat die Rinne keine offensichtliche mechanische Funktion. Vielleicht dient sie dazu, eventuell leckende Hydraulikflüssigkeit (Glyzerin) aufzufangen.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 09. März 2020, 09:23:06
Vielen Dank für die Erklärung. Bei den Lafetten auf/in Suomenlinna waren die nicht mehr vorhanden. Wenn es dünneres Material ist, kann es natürlich weggerostet sein - oder es wurde als nicht notwendig erachtet.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 09. März 2020, 09:35:17
Glyzerin, das um diese Zeit als Hydraulikflüssigkeit verwendet wurde, würde das Deck sehr glitschig machen, was auf See gar nicht gut ist. An Land dürfte das weniger ein Problem gewesen sein.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Maesi in 09. März 2020, 10:32:08
Hallo,

klasse Fortschritt, schaut super aus  :klatsch: .

Gruß Matthias
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Rafael Neumann in 09. März 2020, 13:54:03
Sehr schöner Baubericht mit wirklich erstklassig hergestellten Details.
Was mich aber außerdem fasziniert sind die ganzen Bilder der Fräsmaschine mit den Werkzeugen und den eingespannten Teilen.
Was es alles so gibt und was man alles so machen könnte ....  :klatsch:

Schöne Grüße
Rafael
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 15. März 2020, 14:42:18
Danke für die netten Worte !

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Die hydraulische Rücklaufbremse

Die 30,5 cm Ringkanone in Pivotlafette C/76 war eines der ersten Geschütze der deutschen Marine, das mit einer hydraulischen Rücklaufbremse ausgestattet war, während zuvor Lamellenkompressoren und Brooktaue die Norm waren.

Die Rücklaufbremse besteht aus einem langen Zylinder mit aufgeschraubten Zylinderdeckeln an beiden Seiten. Die Zylinderdeckel haben Durchführungen für zwei Kolbenstangen, die mit Stopfbuchsen abgedichtet werden. Die Kolbenstangen sind jeweils am vorderen und hinteren Ende der Unterlafette gelagert. Der Kolben ist als einseitig selbstöffnendes Ventil ausgebildet. Der Zylinder wird über einen Hahn mit Glyzerin befüllt. Der Zylinderkopf stellt auch eine von Art Kreuzkopf dar und ist mit zwei kurzen Kuppelstangen mit der Oberlafette verbunden, die dazu an der Unterseite entsprechende Laschen hat. Der Kreuzkopf läuft auf einer Gleitbahn, da die Kolbenstangen nur durch den kurzen Kolben, der gleichzeitig der Ventilkörper ist, miteinander verbunden sind und das Gewicht der Bremse nicht alleine tragen würden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Hydraulic-brake-72.jpg)
Arbeitszeichnung für die Einzelteile der hydraulischen Rücklaufbremse

Beim Schuß läuft die Oberlafette nach hinten, wobei der Kolben durch die Glyzerinfüllung gepreßt wird und somit die Rückstoßenergie in Wärme umgewandelt wird. Das Ventil im Kolben verhindert zunächst, daß die Lafette selbstständig in die Schußstellung zurückgleiten kann. Um das Geschütz wieder auszurennen wird die Oberlafette durch die exzentrisch gelagerten Hinterräder angehoben und das Ventil im Kolben geöffnet. Dazu befindet sich konzentrisch in der hinteren Kolbenstange eine lange Stange, mit der von der Plattform des Richtschützen aus das Ventil kontrolliiert geöffnet werden kann. Er kann damit die Oberlafette langsam wieder nach vorne laufen lassen.

Leider wir auf dem Modell von der Rücklaufbremse nicht viel zu sehen sein. Daher wurde sie nur etwas vereinfacht nachgebildet. Sie besteht aus fünf Einzelteilen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-250.jpg)
Die Einzelteile der hydraulischen Rücklaufbremse (das Rastermaß der Schneidmatte beträgt 5 mm).

Zunächst wurden die Kolbenstangen aus Stecknadeln von 0,6 mm bzw. 0,7 mm Durchmesser gedreht. Stecknadeln haben eine fein polierte Oberfläche und eignen sich deswegen dazu sehr gut. Das Auge zum Einhängen der vorderen Kolbenstange wurde aus dem Nadelkopf herausgefräst.

Der Zylinder samt Deckeln und Stopfbuchsen wurde aus einem Rundstahl von 2,5 mm Durchmesser in einem Stück gedreht. Auf der Fräsmaschine wurde eine Querbohrung eingebracht und ein weiteres Drehteil aus Stahl für die Bolzen der Kreuzkopfgelenke eingelötet. Der Sechskant der Stopfbuchsenmutter wurde in der gleichen Aufspannung gefräst.

Die beiden gegabelten Kuppelstangen, die die Bremse mit der Oberlafette verbinden sind aus jeweils drei lasergeschnittenen Papierteilen zusammengesetzt.

Das bronzene Ventilfedergehäuse wurde aus 1 mm Rundmessing gedreht.

Der Ventilhebel wird dann zu einem späteren Zeitpunkt noch hergestellt werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-251.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-252.jpg)
Rücklaufbremse provisorisch in die Oberlafette eingebaut

Leider wird von der Rücklaufbremse später nicht viel zu sehen sein, da sie von der Oberlafette, zwei Trittrosten und einem Tunnel über der hinteren Kolbenstange weitgehend verdeckt sein wird.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 28. März 2020, 17:28:12
Pufferbohlen

Um den Rück- bzw. Vorlauf zu begrenzen befindet sich am hinteren und vorderen Ende des Rahmens der Unterlafette eine Pufferbohle mit jeweils vier Puffern gegen die Oberlafette mit ihren Querträgern läuft. Die Puffer sind als Kolben mit einer Kolbenstange ausgebildet, die an der Hinterseite der Pufferbohle verschraubt ist. Es ist nicht ganz klar woraus die Federelemente bestanden. Die Zeichnungen lassen Gummischeiben mit dazwischen gelegten Metallscheiben vermuten. Bei einigen der Geschütze auf Suomenlinna haben sich ebenfalls Gummischeiben erhalten, während es bei dem Demonstrationsmodell für die dänische Marine offenbar starke Federn sind.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-253.jpg)
Pufferbohlen auf der Unterlafette

Die Pufferkörper wurden aus 1 mm Stahldraht gedreht. An der entsprechenden Stelle wurde dann eine Wicklung aus 0,15 mm dickem, verzinntem Kupferdraht aufgebracht. Ob das nun Gummischeiben oder Federn sein sollen kann ich dann beim Bemalen noch entscheiden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-254.jpg)
Ein Puffer provisorisch installiert

Zur Herstellung der Muttern wurde zunächst ein kurzes Stück 1 mm Stahldraht im Teilkopf der Fräsmaschine sechseckig gefräst. Auf der Drehmaschine wurde die 0,4 mm Bohrung eingebracht und dann die Muttern von 0,3 mm Dicke abgestochen. Die Muttern habe eine SW von 0,6 mm. Und nein: ich habe kein M0,4 mm-Gewinde hineingeschnitten ...

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-255.jpg)
Puffer und Befestigungsmuttern

Die Teile für die Pufferbohlen wurden aus 0,15 mm dickem Canson-Papier mit dem Laserschneider ausgeschnitten, in Clou Schnellschleifgrundierung getränkt, gefaltet und mit Zaponlack verklebt. Um das Falten zu erleichtern, wurden mit dem Lasercutter entlang der Faltlinien eine Reihe von kleinen Löchern gestanzt, die das Material schwächen. Die Nieten wurden mit kleinsten Tröpfchen von Acrylgel dargestellt, die mit einer feinen Injektionskanüle aufgebracht wurden. Die Kanüle war dazu vorne flachgeschliffen worden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-256.jpg)
Puffer und Befestigungsmuttern – die Puffer haben einen Durchmesser von 1 mm

Die Unterlafette wurde um weitere Details ergänzt. Je eine schwerere geschmiedete Klaue vorn und hinten greift unter die Schienen auf denen die Lafettenräder laufen, um die Lafette gegen ein Abheben vom Pivot zu sichern. Das Profil der Haken wurde gezeichnet und in mehreren Exemplaren aus Canson-Papier lasergeschnitten. Diese wurden dann zu einem Stapel verklebt und verschliffen. So hundertprozentig bin ich mit dem Resultat nicht zufrieden, aber die Haken aus dem Vollen zu feilen war mir einfach zu fizzelig. Die Schuhe, mit denen die Haken an der Lafette befestigt sind, wurden ebenfalls lasergeschnitten.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-257.jpg)
Sicherungshaken, Pivotplatte und Antrieb für die Richtmaschine

Die Unterlafette wird mit Hilfe einer gebogenen Zahnstage, die als Segment eines Kronenrades ausgebildet ist. In die bronzene Zahnstange greift ein stählernes Ritzel ein, das über eine Art kuppelbares Differential und Handkurbeln aus dem Raum unter der Barbette angetrieben wird. Ich habe nach einigem Überlegen auf die Herstellung des Ritzels verzichtet, das es nicht mehr sichtbar ist, wenn das Geschütz an Bord ist, auch wenn mich die Herausforderung gereizt hätte. Die Antriebswelle, die aber auch kaum zu sehen ist, wurde vereinfacht mit einer Stecknadel dargestellt, deren Kopf entsprechend abgedreht wurde.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 01. Mai 2020, 21:47:25
Ladekran

Irgendwie geht es immer zwei Schritte vorwärts und dann wieder einen zurück. Auf ein fertiges Teil kommt mindestens eines oder mehrere, die entweder irgendwo unwiederbringlich von der Pinzette hüpfen oder bei weiteren Bearbeitungsschritten zerstört werden ...
Der Ladekran ist mechanisch eigentlich eine ziemlich einfache Vorrichtung, eine Seiltrommel, die über ein Vorgelege mit einer Handkurbel angetrieben wird und ein ebenfalls mit Handkurbel angetriebenes Schneckengetriebe zum Schwenken. Die Krankonsole ist allerdings ein komplex geformtes, aus mehreren Gußteilen zusammengenietetes Bauteil.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/124503-72.jpg)
Der Ladekran am Demonstrationsmodell im ehemaligen Marinemuseum in Kopenhagen

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/124507-72.jpg)
Die Mechanik des Ladekranes

Nach Überlegungen, die Konsole aus dem Vollen zu fräsen bzw. aus mehreren Frästeilen zusammenzulöten, mache ich mich schließlich dazu entschlossen, die Einzelteile mit dem Laserschneider aus Karton herzustellen. Unter dem Strich schien dies die einfachste Lösung.
Der Kran am Kopenhagener Demonstrationsmodell besteht überwiegend aus blanken Stahlteilen. Ob das beim Vorbild ursprünglich auch so war läßt sich nicht mehr nachvollziehen, da keine entsprechenden Detailaufnahmen existieren. Dagegen spricht eigentlich die ständig notwendige Pflege, um Rostansatz zu verhindern sowie das Risiko, daß das Schiff frühzeitig durch die Sonne spiegelnde Metallteile erkannt wird. Ich habe mir aber diese artisanal-ästhetische Freiheit erlaubt, da das später mit der dunkelgrünen Lafette einen schönen Kontrast ergeben wird.
Entsprechend wurde er Kranarm aus einem 2,5 mm Stahldraht gefräst. Dazu wurde das Profil aus der Zeichnung abgenommen und zeichnerisch ,ausgestreckt'. Nach dem Fräsen im Teilapparat wurde das Teil weichgeglüht, so daß es nach der Zeichnung gebogen werden konnte. Die Bohrung und der Schlitz für die Rolle wurden erst anschließend eingebracht, da das Teil an diesen Stellen beim Biegen brechen könnte. Mit gumigebundenen Schleifstiften erfolgte dann die engültige Formgebung.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-258.jpg)
Fräsen des Kranarmes im Teilapparat

Seilrollen und Gabeln dafür sind kleinste Dreh- und Frästeile.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-259.jpg)
Gabel für die untere Seilrolle

Die Mechanik besteht aus etwa einem Dutzend Drehteilen, die abgesehen von ihrer Kleinheit nichts besonderes herausfordernd sind.
Die beiden Stirnzahnräder und das Schneckenrad wurden zusammen mit ihren Achsen gedreht und gefräst. Aus den Photographien ergibt sich, daß das große Zahnrad 60 Zähne, was bei einem Durchmesser von 3 mm einen Modul von 0,05 bzw. eine Zahnweite von 0,16 mm ergibt. Mir einen passenden Einzahnfräser anzuschleifen war mir zu aufwendig, so daß eine gewisse Abkürzung gegangen bin und das Zahnrad mit einer 0,1 mm dicken Kreissäge geschlitzt habe. Es geht ja nur um das Aussehen und nicht um die mechanische Funktionsfähigkeit. Das Schneckenrad wäre noch komplizierter herzustellen gewesen. Auch dieses wurde mit der Kreissäge geschlitzt, wobei allerding wenigsten die Achse um 20° gekippt wurde.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-260.jpg)
(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-261.jpg)
(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-262.jpg)
Fräsen des Ritzels und des Zahnrades

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-264.jpg)
(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-265.jpg)
Teilweise zusammengebauter Ladekran und weitere Einzelteile

Der endgültige Zusammenbau kann erst dann erfolgen, wenn die Krankonsole an der Unterlafette angebracht und die gesamte Lafette bemalt ist.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Cpt. Lee Adama in 02. Mai 2020, 10:07:15
Also, hab mir den BB jetzt auch mal zu Gemüte geführt, und mir fehlen die Worte... Das nenne ich mal Modellbau!

Ziehe alle Hüte die ich habe, ganz großes Kino!

Grüße
Drago
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 07. Mai 2020, 21:47:57
Danke !

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Faltwerkzeug

Wie man dann im nächsten Beitrag sehen wird, steht das Falten von verschiedenen, kleinen laser-geschnittenen Teilen an. Ich dachte mir, daß ein Faltwerkzeug diese Arbeit erleichtern würde. Es gibt diverse kommerzielle Produkte auf dem Markt. Dafür aber, daß sie eigentlich nur aus zwei gefrästen Aluminiumteilen und einer Rändelschraube bestehen, sind die Preise von 20€ bis 70€ ziemlich überzogen. Außerdem, wenn ich das Material und das Werkzeug dafür habe, mache ich mir so etwas lieber selber.
Ich hatte kein geignetes Aluminium-Flachmaterial im Haus und habe mich daher entschieden, ein 4 mm Plexiglas Abfallstück zu nehmen. Das hat den zusätzlichen Vorteil, daß man besser sehen kann, wo man mit der Faltlinie ist. Plexiglas ist natürlich empfindlicher als Aluminium, aber ich kann mir leicht einen Ersatz machen, falls das nötig werden sollte. Die Unterseite wurde so ausgefräst, daß nur die Kanten aufliegen, um ein sicheres Klemmen zu erreichen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/tools/handsander/folding-tool-1.jpg)

Eine Anzahl von Fingern mit einer Breite von 1 mm bis 6 mm wurden durch Einfräsungen mit einem 4 mm Fräser erzeugt. Die Vorderseite wurde mit einer 20° Fase versehen, damit man besser an kleine Teile herankommt. Im Augenblick haben die Faltkanten einen Winkel von 90°, aber ich denke, daß ein Falten über den erforderlichen Winkel hinaus Vorteile haben könnte. Eventuell werde ich die Faltkanten noch mit einem 'Freiwinkel' von 5° oder 10° versehen, aber erst möchte ich das Werkzeug in der Praxis erproben. Ein spitzerer Winkel macht die Faltkante empfindlicher für Ausbrechen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/tools/handsander/folding-tool-2.jpg)

Da ich kein geeignetes Material für einen Sockel zur Hand hatte, habe ich den Sockel des Mikro-Handschleifgerätes genommen, das ich mir vor einiger Zeit fabriziert hatte. Das hat den Vorteil, daß nicht noch ein zusätzliches Werkzeug in der Werkstatt herumliegt. Das Faltwerkzeug wurde mit zwei Bohrungen versehen und ebenso der Sockel. Dort wurden Gewinde für M3 Rändelmuttern eingeschnitten.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Motschke in 09. Mai 2020, 02:16:00
Ist das noch Modellbau? Wenn man nicht nur das Modell scratcht, sondern auch noch die Werkzeuge. Das ist doch eigentlich schon ein Level darüber. Hmmm..... :8: Meta-Modellbau?  :8:

Sehr, sehr beeindruckend. Immer wieder!  :klatsch:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 29. Mai 2020, 19:07:58
Danke für die netten Worte  :P

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Ergänzungen zum Biegegerät
Nach dem ersten Gebrauch habe ich unmittelbar eine paar kleine Verbesserungen vorgenommen, die aber eigentlich ohnehin vorgesehen waren.
Beim Arbeiten mit Karton oder Papier müssen diese etwas über den gewünschten Winkel hinausgebogen werden, anders als bei weichem Blech. Bei Polystyrol kann dieser Federeffekt ebenfalls auftreten. Daher wurde der Biegekante ein Freiwinkel von 10° angefräst. Ein Winkel von 15° wäre vielleicht sogar noch besser gewesen, aber es funktioniert zufriedenstellend mit 10°. Die Kanten wurden dadurch nicht merklich geschwächt.
Die zweite Verbesserung bestand darin, Federscheiben unter das Biegelineal zu legen. Ich wollte das eigentlich von Anfang an machen, habe aber die Federscheiben nicht gleich gefunden. Die Scheiben heben das Lineal etwa vom Tisch ab, was das Einschieben des zu biegenden Materials erleichtert.

Die Trittroste der Unterlafette
Die Lafette bildet ja effektiv eine Drehscheibe und die verschiedenen Trittroste sind notwendig, damit die Mannschaft am Geschütz arbeiten kann, während die Seitenrichtung genommen wird. Diese Roste bestehen aus einem Rahmen von Winkeleisen, der mit Drahtgeflecht belegt ist. Konsolen am Rahmen der Unterlafette unterstützen die Roste. Das verfügbare Bildmaterial (Photographien, Zeichnungen) ist im Hinblick auf das genaue Aussehen und die Art der Befestigung an der Lafette nicht sehr aussagekräftig. Zusätzliche Informationen kann man dem dänischen Instruktionsmodell und den russischen Klonen in der Festung Suomenlinna entnehmen, auch wenn deren Konstruktion im Detail etwas vom Geschütz von SMS WESPE abweichen. Daher ist die Rekonstruktion der Roste etwas gegißt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-39.jpg)
Geschützmannschaften auf den Trittrosten

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/124509-72.jpg)
Roste des dänischen Instruktionsmodells

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/suomenlinna/082126-72.jpg)
Trittroste eines der Geschütze in der Festung Suomenlinna

Es gab insgesamt 13 Trittroste- und Stufen und zusätzlich die Plattform für den Richtschützen. Ursprünglich wollte ich diese Teile als Ätzteile ausführen, aber der Kauf des Laserschneiders änderte diesen Plan. Die bereits angefertigten Zeichnungen für die Ätzmasken wurden entsprechend abgeändert. Es war naheliegend die Roste als offene Rahmen zu konstruieren, deren Seiten hochgefaltet werden, um die Winkeleisen zu simulieren. Der Versuch diese schmalen, nur 0,3 bis 0,4 mm breiten Streifen zu falten verlief allerdings nicht sehr erfolgreich. Es war nicht möglich diese ohne Verformungen zu falten. Ich bin mir nicht sicher, ob das mit den geätzten Teilen funktioniert hätte. Ich habe daher den offenen Rahmen und die Seitenteile als separate Teile ausgeschnitten und mit Zaponlack zusammengeklebt. Auch dann waren noch mehrere Iterationen von Zeichnungen und Schneidversuchen notwendig um eine praktikable Kombination von Streifenbreite und Schneidparametern zu finden. Ich denke, das Ergbnis ist ganz annehmbar, auch wenn die 'Winkeleisen' maßstabsmäßig etwas überdimensioniert sind.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Richtschuetzenstand-72.jpg)
Beispiel einer Schneidvorlage für die Trittroste und die zugehörigen Konsolen

Der Zusammenbau war langsam und nervenaufreibend. Ich habe nicht mehr, als einen Rost pro Abend geschafft und das auch nur mit einer Menge (innerlicher) Flüche. Irgendwann war es dann geschafft. Zaponlack war das einzige Klebemittel bei Zusammenbau. Die fertigen Teile sind erstaunlich stabil.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-266.jpg)
Erster Versuch einer Oberflächengravur in Karton – Stand des Richtschützen

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-267.jpg)
Endgültige Version des Standes für den Richtschützen (5 mm Gitternetzlinien)

Ursprünglich wollte ich den Drahtrost durch wirkliches Drahtgewebe darstellen und habe mir dazu von wires.co.uk Abschnitte feinsten Siebgewebes in Bronze und Edeltahl kommen lassen. Die Idee war jeden zweiten Kettfaden zu ziehen, um den rechteckigen Maschen des Originals nahezukommen. Es stellte sich allerdings als sehr schwierig heraus, die kleinen Stücke (sind z.T. nur 1,5 mm breit) aus dem Drahtgewebe zu schneiden. Da kam die Rettung in Form eines Geschenkkartons an meine Frau der u.a. verschiedene Früchtetees in Aufgußbeuteln enthielt. Diese Aufgußbeutel bestehen aus einem extrem feinen, weitmaschig und doch fest gewebtem Material, wahrscheinlich Acetatseide, da es durch Aceton angelöst wird. Solche Gewebe werden auch im Siebdruck verwendet und wenn mir nicht die Aufgußbeutel in die Hand gefallen wären, hätte ich in dieser Richtung geschaut. Diese Siebgewebe läßt sich leicht und präzise mit einem scharfen Skalpel schneiden. Die passend zugeschnittenen 'Roste' wurden in die Rahmen eingelegt und mit einem Hauch Zaponlack fixiert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-268.jpg)
Aufgußbeutel aus Acetatseide als Material für die Gitterroste

Der Stand für den Richtschützen ist eine komplexere Angelegenheit. Ein Schild aus 5 mm dickem Stahlblech soll den Richtschützen etwas gegen Granatsplitter und Gewehrfeuer schützen. Der Schild ist durch aufgenietete Blechstreifen versteift. Ursprünglich war geplant, das durch Oberflächenätzen darzustellen. Dann habe ich aber realisiert, daß der Laserschneider Halbtonbilder als Befehl versteht, die Länge des Laserimpulses oder seine Stärke zu modulieren, so daß die Oberfläche in unterschiedlichen Tiefen graviert wird. Das erzeugte im Prinzip den gewünschten Effekt, aber der Grund der gravierten Flächen ist durch die Digitalisierung recht rauh. Das so erzeugte Teil war aber so dünn und empfindlich, daß sie beim Versuch die Rundung des Schildes zu erzeugen einfach nicht die Form behielten. Nolens volens mußte ich akzeptieren, daß das maßstabsmäßig zu dick werden würde und schnitt die Randverstärkungen als separate Teile auf, die dann mit Zaponlack auf den Schild geklebt wurden. Die Rundung wurde über einen passenden Rundstahl geformt und die übrigen Teile gefaltet und verklebt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-269.jpg)
Die versammelten Trittroste

So ganz zufrieden bin ich mit dem Resultat nicht und habe das Gefühl, daß Ätzteile glatter und feiner gewirkt hätten. Andererseits hätte deren Zusammenbau eine Menge feinster Lötarbeit erfordert. Auf eine Metall-Metall-Verbindung mit Cyanoacrylatklebern lasse ich mich ungern ein, wenn diese nicht formschlüssig sind. Ein Plus ist, daß das Anbringen der Kartonteile an den Rahmen der Unterlafette wahrscheinlich leichter ist, als das von Ätzteilen. Bevor das passieren kann, müssen allerdings erst die Laufrollen montiert werden. Die Roste wären bei der Anpassung im Wege ...

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 30. Mai 2020, 09:32:09
Finde, dass das Netz ganz gut wirkt - insbesondere, wenn man das mit dem Original bei Helsiniki vergleicht. Ätzteile hätten viel flacher gewirkt.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 30. Mai 2020, 10:48:59
Das Gitternetz wäre natürlich nicht geätzt worden, nur die Rahmen.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 04. Juni 2020, 20:06:24
Rankenwerk und Namensbretter

Da ich das Gravieren von Karton beim Bau des Richtschützenstandes ausprobiert hatte, wollte ich sehen, ob sich diese Technik auch auf das Rankenwerk an Bug und Heck sowie die Namensbretter anwenden ließe. Eigentlich wollte ich das Rankenwerk auf dem Computer entwerfen, auf Abziehbildfolie drucken. mit Acrylgel skulpturieren, bemalen und dann auf das Modell applizieren. Das Rankenwerk und die Namensbretter hätte man auch als Ätzteile herstellen können und gegebenenfalls weiter mit Acrylgel aufbauen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/BugzierSCORPION.jpg)
Das beste verfügbare Bild des Rankenwerkes und Namensbrettes

Es ist nicht ganz sicher, wie das Rankenwerk bei Ablieferung der Boote wirklich aussah und aus welchem Material es bestand. Die Tatsache, daß es auch noch gegen Ende der Existenz der Boote vorhanden war, scheint anzudeuten, daß es wohl aus Metall(guß) bestand und nicht aus Holz geschnitzt war.
Es gibt leider keine Nahaufnahme guter Auflösung des Bugs im 1867er oder 1878er Anstrich (schwarz-weiß-gelb). Aufnahmen aus größerer Nähe gibt es nur aus der Zeit, als der ganze Rumpf grau gestrichen war. Ein Teil des Rankenwerks ist offensichtlich in einem dunkleren Grau abgesetzt. Ursprünglich war es wohl mit Gelbocker gestrichen und teilweise vergoldet. In jedem Fall sind die vorhandenen Aufnahmen nicht ausreichend klar, um das Rankenwerk exakt rekonstruieren zu können, so daß eine gewisse künstlerische Freiheit notwendig war.
Zusätzlich zu dem eigentlichen Rankenwerk gibt es eine flache Skulptur des jeweils namengenden Tieres, also für SMS WESPE natürlich einer Wespe. Die vorhandenen Photographien lassen wiederum kaum erkennen, wie diese Skulptur wirklich aussah, jedenfalls nicht für SMS WESPE.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/HeckzierNATTER.jpg)
Die einzige bekannte Aufnahme des Hecks eines Bootes der WESPE-Klasse (NATTER)

Auch am Heck gibt es ein einfaches Rankenwerk, aber das verfügbare Bildmaterial ist rar. Es gibt offenbar nur eine einzige Aufnahme des Hecks eines Bootes der WESPE-Klasse und diese wurde offenbar kurz vor der Ausmusterung gemacht. Diese Aufnahme ist unscharf bzw. verrastert, so daß ein gutes Quentchen Phantasie bei der Rekonstruktion notwendig ist.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/ArtworkBowScrolls.jpg)
Zeichnung für das Rankenwerk am Bug

Die Herstellung der Vorlagen für den Laserschneider erfolgte in mehreren Schritten. Zunächst wurde eine Aufnahme des entsprechenden Bereiches am Modell gemacht, damit die richtigen Proportionen ermittelt werden konnten. Über dieses Photo wurde im CAD-Programm (EazyDraw) eine vermessene Skizze des Bugbereiches gelegt und das Photo entsprechend entzerrt. Im nächsten Schritt wurde das beste verfügbare Originalbild mit der geringsten perspektivischen Verzerrung über die Skizze des Bugbereiches gelegt und enstprechend entzerrt und mit dem Modellphoto verglichen.
Dieses Photo wurde dann in das Programm Graphic auf dem iPad importiert, da dort Freihandzeichnungen mit dem iPen besser zu machen sind, als im CAD-Programm auf dem Computer. Die Ranken wurden mit der Pinselfunktion und erheblicher Glättung entworfen und dem Rankenwerk auf der Photographie angepaßt. Diese Zeichnung wurde in einer JPG-Datei gesichert. Im Internet habe ich eine schöne Graphik einer Wespe gefunden, die ich in Photoshop in eine reine S/W-Graphik umgewandelt und stark vereinfacht habe. Beides, das Rankenwerk und die Wespe wurden dann als transparente GIF-Dateien in Photoshop gesichert, um im CAD-Programm exakt dimensioniert zusammengeführt werden zu können. Die zusammengestellte Schneidvorlage wurde als JPG-Datei exportiert und in Photoshop bestimmte Bereiche für die Gravur grau eingefärbt. In Photoshop kann dann die exakte Größe in Pixeln für die Schneiddatei eingestellt werden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-270.jpg)
Beispiele von Versuchen mit der Lasergravur für das Rankenwerk und die Namensbretter

Das Rankenwerk wurde dann mit der Halbtonfuktion graviert bzw. geschnitten. Das bedeutet, daß die Stärke des Laserimpulses bei einem grauen Pixel vermindet wird und die volle voreingestellte Stärke bei einem schwarzen Pixel abgegeben wird. Ich mußte mit verschiedenen Einstellungen herumspielen, bis ein befriedigendes Resultat erzielt worden war.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-271.jpg)
Rankenwerk und Namensbrett am Bug

In einem ersten Anlauf wurde die Namensbretter in der gleichen Weise graviert, was aber in einer ziemlich unscharfen Gravur resultierte. Ich probierte daher eine andere Idee aus. Aus Vorversuchen mit dem Laserschneider war bekannt, daß er auf durchsichtige bzw. durchscheinende Materialien so gut wie keine Wirkung hat. Ich habe daher ein Stück Karton mit einer dünnen Schicht Pleximon 192 (im Prinzip flüssiges Plexiglas) versehen. Nach dem gründlichen Aushärten wurde die Rückseite flach geschnitten und zur Gravur der Namensbretter verwendet. Der Laser brennt an den entsprechenden Stellen den gesamten Karton weg, läßt das Plexiglas aber weitgehend unbehelligt. Man hat also eine dünne Plexiglasfolie mit dem erhabenen Namen und der zugehörigen Kartusche. Innerhalb der Auflösgenauigkeit des Laserschneiders (0,05 mm) erscheint die Schrift einigermaßen scharf, wenn auch vielleicht nicht ganz scharf, wie bei einem photogeätzten Teil.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-272.jpg)
Rankenwerk am Heck

Das Rankenwerk wurde mit Zaponlack auf den Rumpf aufgelackt. Die Bemalung und Vergoldung erfolgt wenn der Rumpf gestrichen worden ist.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 10. Juni 2020, 21:13:30
Weitere Arbeiten an der Unterlafette

Zurück zur Unterlafette. Das Pivot bestimmt den Drehpunkt des Geschützes, aber sein Gewicht wird von vier Laufrädern getragen, die an den vier Ecken der Lafette angeordnet sind und in Schienen laufen. Diese gußeisernen Schienen sind auf dem Boden der Barbette verbolzt.
Die Schienen hatte ich bereits vor vielen Jahren hergestellt. Die Gabeln in denen die Räder laufen sind aus lasergeschnittenen Teilen zusammengefügt. Die Räder sind einfache Stahlscheiben in deren Umfang eine Nut eingestochen wurde.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-273.jpg)
Laufräder zum Einbau vorbereitet

Zum Zusammenbau wurden die Schienen auf einer maßstäblichen Plankopie mit Klebefilm befestigt und eine Stecknadel diente als temporäres Pivot. Die Laufräder und Gabeln wurden provisorisches mit kurzen Stücken von Kupferdraht zusammengefügt und dann wiederum mit Zaponlack unter die Lafette geklebt. Dazu durden die Laufräder korrekt nach den Schienen und der Unterlafette ausgerichtet.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-274.jpg)
Eingebaute Laufräder

Die Räder selbst werden vor dem Bemalen wieder ausgebaut, da die in blankem Stahl bleiben sollen. Ich weiß nicht, ob das für die Flanken der Räder korrekt ist, aber es ergibt eine optisch interessante, 'technische' Anmutung. Die endgültigen Achsen mit ihren zylindrischen Endkappen sind bereits aus Stahldraht gedreht und werden dann während des endgültigen Zusammenbaues installiert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-275.jpg)
Eingebaute Laufräder


Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Universalniet in 11. Juni 2020, 11:06:04
Zitat von: wefalck in 10. Juni 2020, 21:13:30Eingebaute Laufräder
Fortsetzung folgt ...
Das nenne ich mal einen Cliffhanger ...

Die Größe, oder aber deren Fehlen ist fantastisch ....
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: matz in 13. Juni 2020, 18:17:39
Arrg, man beachte die "Stecknadel".  :P :P :P

Enorm was in dieser Winzigkeit an Details möglich ist. Karton wirkt zwar auf den Ultramakros etwas "rauh" in seiner Oberfläche, aber bei normalem Betrachtungsabstand......  .
Gerade mit der Möglichkeit des individuellen Laserschnitts würde ich die vielen Vorteile von Karton voll ausnutzen  :D
Und Vorsicht beim Einatmen, sonst sind die Laufräder weg.

matz
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 13. Juni 2020, 20:10:30
Genau diese Rauhigkeit macht mich immer noch hin- und hergerissen. Leider ist der 5W-Laser zu schwach auf der Brust, um Polystyrol zu schneiden. Ich tränke das Canson-Papier mit Zaponlack. Die gewalzte Oberfläche des Canson-Papiers kann dann mit einer feinen Diamantfeile gut glattgeschliffen werden. Das Problem sind aber die Schnittkanten, die nie so sauber aussehen, wie bei Metall oder Kunststoff. Nach dem Tränken mit Zaponlack, schleife ich die Kanten, tränke sie nochmals und schleife zum Schluß abermals leicht darüber. Ich hoffe, daß das dann bei der Lackierung mit Acrylfarben einigermaßen glatt wird.

Es ist eben die Wahl zwischen zwei Übeln: der aufwendingen Herstellung von Ätzteilen und der materialbedingten Rauhigkeit des Papiers.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Duckdalb in 14. Juni 2020, 00:06:32
Da bleibt mir nur eins zu sagen: heiliges Kanonenrohr!!!!
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 28. Juni 2020, 23:09:04
Zwei Schritte vorwärts und einer zurück ...

... wie ich oben schon einmal feststellte – am Freitag fiel die Plastikkalotte aus der 12W LED Kugellampe in der Architektenleuchte über dem Arbeitstisch und genau auf die Unterlafette   ;(. Eine der Laufrollen brach ab und zwei andere wurden teilweise losgerissen – die nächste Stunde verbrachte ich dann damit alles auf dem Arbeitstisch auf den Kopf zu stellen – eine weitere Stunde habe ich damit verbracht, den Abfalleimer, der neben dem Tisch stand, durchzugehen – vergebens, die Rolle blieb unauffindbar   :12:. Schließlich habe ich aufgegeben und mich daran gemacht, eine neue Gabel mit dem Laserschneider herzustellen und einzubauen sowie eine neue Rolle zu drehen. Wahrscheinlich hätte ich das gleich machen sollen, da hätte ich viel Zeit gespart. Ich wollte es aber einfach nicht wahrhaben, daß ein solches Teil so einfach verschwinden kann.

Weitere Arbeiten an der Unterlafette ...

Natürlich ist das Geschütz das Kernstück eines Kanonenbootes und begründet seine Daseinsberechtigung, aber dieses Geschütz mit seiner Lafette entwickelt sich langsam zu einem eigenständigen Modell. Vielleicht sollte ich eines Tages ein vollfunktionsfähiges Modell (natürlich nur in mechanischer, nicht in balistischer Hinsicht) in einem angemessen großen Maßstab bauen, jetzt, nachdem ich ein recht gutes Verständnis der Details entwickelt habe.

Während ich mit Zeichnungen für weitere mit dem Laserschneider herzustellende Teile beschäftigt war, viel mir auf einmal auf, daß ich die Versteifungswinkel über den Laufrädern völlig vergessen hatte. Sie sind ein essentielles Konstruktionselement, da jede der Laufrollen 15 t zu tragen hat, den das schußbereite Geschütz wiegt an die 60 t. Die Versteifungswinkel bestehen aus Stahlplatten mit angenieteten schmiedeeisernen(?) Winkeln, die für das Model wieder aus Canson-Papier geschnitten wurden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-276.jpg)
Verstärkungswinkel für die Laufrollenlager

Es werden weiterhin zwei Lagerböcke für die Stange zur Bedienung der Seitenrichtmaschine bzw. die Stange zur Bedienung der Kupplung der Seitenrichtmaschine benötigt. Diese Kupplung verbindet die Seitenrichtmaschine mit 'Kurbelwelle' im Mannschaftsraum unter der Barbette. Sie kuppelt das Vorgelege mit zwei unterschiedlichen Untersetzungen. Einen Schnellgang für gutes Wetter und eine hohe Untersetzung über ein selbstsperrendes Schneckengetriebe für schweres Wetter. Ein ziemlich ausgefeilter Mechanismus, der aber nicht nachgebaut wurde, da davon auf dem Modell überhaupt nichts zu sehen sein würde. Er war übrigens nur auf S.M.S. WESPE so ausgelegt und wurde auf den anderen Booten vereinfacht.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-278.jpg)
Lager und Gestänge zur Bedienung der Seitenrichtmaschine

Mit der Seitenrichtmaschine in Verbindung steht auch ein Spillkopf, der das Einrennen des Geschützes unterstützt. Dies erfolgt mit einem Takel, das in die Oberlafette eingehängt wird und dessen Läufer über Umlenkrollen in das Innere der Unterlafette geleitet wird. Die Rollen wurden aus Stahldraht gedreht und die zugehörigen Lagerböcke aus Canson-Papier 'gelasert'. Eigentlich wollte ich mich bei der Auslegung dicht an das Original halten, aber die Teile wurden einfach zu klein, so daß sie vereinfachen mußte. Daher mußten sie auch samt Rollen in diesem Stadium an die Lafette geklebt werden, so daß nachher auch die Rollen mitlackiert werden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-277.jpg)
Umlenkrollen für den Läufer des Takels zum Einrennen des Geschützes

Die nächste Herausforderung wird dann sein, die elf Laufgitter an ihren richtigen Stellen anzubringen.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: matz in 29. Juni 2020, 16:03:09
Scheint ja den Angriff der Architektenlampe gut weggesteckt zu haben, die kleine Wumme.  :klatsch:
Ein Nachbau in größerem Maßstab (zB 1/48) wäre hier natürlich wirklich interessant, da es sich wohl um eine einmalige Konstruktion handelt.
Was hier im Kleinstmaßstab alles, trotz "Vereinfachung" umgesetzt ist,  ist wirklich formidable.
Freu mich schon auf den weiteren Fortschritt.

matz
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 03. Juli 2020, 22:38:15
Danke für die netten Worte !

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Anbringen der Trittroste

Die Unterlafette ist nun bereit für die Anbringung der Trittroste. Die Konsolen haben dazu am Ende einen Klebefalz. Geklebt wurde wieder mit Zaponlack, was in einer überraschend starken Verbindung resultierte.

Die Plattform für den Richtschützen wurde nur für das Photo aufgestellt. Der endgültige Einbau erfolgt dann wenn das Geschütz in der Barbette aufgestellt wird. Die Plattform ist ziemlich exponiert und würde die Bemalung erschweren.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-279.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-280.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-281.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-282.jpg)
Die Unterlafette mit den angebauten Rosten aus verschiedenen Richtungen

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-283.jpg)
Stellprobe in der Barbette

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Frankzett in 05. Juli 2020, 17:57:15
Ein faszinierender Baubericht ...unglaublich diese Details, da ich Figuren im Maßstab 1:72 modelliere und ab und an auch an 35er und 72er Modellen "herumscratche", überlege ich immer wie ich das eine oder andere Detail stilisieren oder vereinfachen könnte. Jetzt sehe ich hier 1:160 mit beweglichen Teilen usw. ...  :P

Noch eine Frage zm MDF-Karton; wie bekommst Du die enge Biegung und die Fixierung hin?

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 05. Juli 2020, 18:23:04
Danke für die netten Worte !

Ich bin mir aber nicht sicher, ob da hinsichtlich MDF nicht ein Mißverständis vorliegt. MDF ist ein Holzwerkstoff und kein Karton. MDF läßt sich auch nur ungern biegen, jedenfalls in engen Radien und in trockenem Zustand.

Was bei der Lafette farblich wie MDF aussieht ist farbiges Papier, Canson-Papier. Canson ist ein französischer Hersteller, dessen Produkte es aber auch im deutschen Handel für Künstlerbedarf o.ä. gibt. Canson-Papier ist etwas geleimt aber vorallem gewalzt, so daß seine Oberflächen sehr glatt sind. Das Papier läßt sich natürlich leicht um einen Dorn rollen, vor oder nach der Behandlung mit Zaponlack. Der Lack bewirkt dann, daß die Form erhalten bleibt. Wie immer bei Papier, muß man es etwas enger wickeln, als das endgültige Produkt sein soll.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Flugwuzzi in 06. Juli 2020, 20:26:28
Wunderbar gemacht die Unterlafette  :klatsch: :klatsch:
Das ist Modellbau auf einem ganz anderen Level und interessant dir über die Schulter zu sehen.

lg
Walter

Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 30. Juli 2020, 23:15:56
Ein etwas verspäteter Dank für das Lob  :P

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Vervollständigung der Oberlafette 1

Nachdem nun die Unterlafette im Prinzip fertig zum Bemalen ist, habe ich mich wieder der Oberlafette zugewendet. Der Lafettenrahmen besteht aus geätzten Teilen und wurde schon vor Jahren fertiggestellt. Auch einige Ausrüstungsteile waren schon vor langer Zeit angefertigt worden, wenigstens teilweise.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-111.jpg)
Der bisherige Zustand der Oberlafette

Ich hatte auch schon die Zahnräder für das doppelte Vorgelege des Höhenrichtmechanismus gedreht und gefräst. Die Rückseite war aber nach dem Abstechen noch nicht bearbeitet worden. Das wurde nun nachgeholt und die Räder und Ritzel chemisch verzinnt nach sorgfältigem Entfetten und einem Bad in Zitronensäure.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-117.jpg)
Die gefrästen Zahnräder

Die Höhenrichtung besteht aus einem doppelten Vorgelege, das über ein gekröpftes Handrad mit sechs Speichen bewegt wird. Ein solches Vorgelege befindet sich auf beiden Seiten der Oberlafette. Auf die Welle des letzten großen Rades des Vorgeleges ist auf der Innenseite der Lafette ein Ritzel aufgezogen, das in einen Zahnbogen eingreift der seinerseits an den Verstärkungsring des Geschützrohres angeschraubt ist. Wie dieser Zahnbogen an seinem unteren Ende geführt wird, ließ sich weder aus den vorhandenen Zeichnungen, noch vom Instruktionsmodell in Kopenhagen ableiten. Bei den russischen Kopien der Krupp-Geschütze auf der Festung Suomenlinna ist das Arrangement des Vorgeleges etwas anders.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/GearTrain-GALSTER-1885.jpg)
Das Vorgelege der Höhenrichtung im GALSTER (1885)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/124504-72.jpg)
Das Vorgelege des Instruktionsmodells in Kopenhagen

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/suomenlinna/082212-72.jpg)
Art der Befestigung des Zahnbogens an einem Geschütz der Festung Suomenlinna

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/305-mm-RK-Krupp-Werksphoto.jpg)
Krupp-Werksphoto des gleichen Geschützes aber in Küstenlafette (aus einem Katalog in der Sammlung des Architekturmuseums der TU Berlin)

Auf der Welle des letzten, großen Zahnrades des Vorgeleges ist eine Friktionsbremse angeordnet, die mit einem doppelten Handhebel bedient. Wie diese Bremse ausgelegt ist nicht ganz klar, aber vermutlich zieht sie das große Zahnrad auf die Lafettenwand mit Hilfe eines kurzen Gewindes, das auf das Wellenende geschnitten ist.

Auf der Steuerbordseite des Geschützes befindet sich eine Indikatorscheibe aus Messing oder Bronze und ein Anzeigearm. Diese zeigt vermutlich den Grad der Erhöhung und die Schußweiten für verschiedene Arten von Projektilen und Ladungen an. Das vorhandene Zeichnungs- und Abbildungsmaterial läßt aber keine Schlüsse darauf zu, wie die Indikatorscheibe mit der Höhenrichtmaschine gekoppelt ist. Wie auch immer, der entsprechende Mechanismus wäre auf dem Modell auch kaum erkennbar sein.

Das gekröpfte Handrad wurde aus 0,2 mm Messing geätzt. Um die einzelnen Speichen alle gleichmäßig biegen zu können wurde aus einem Stück Rundstahl ein Gesenk gedreht. Dieses Gesenk wurde auf der Uhrmacher-Triebnietmaschine eingesetzt. Die Speichen wurden zunächst von Hand vorgeboben und dann die endgültige Form mit einer Hohlpunze erzielt. Der Speichenstern und der Radkranz wurden chemisch verzinnt und dann mit Hilfe eines Tropfen Zaponlack verklebt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-284.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-285.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-286.jpg)
Die Schritte zur Herstellung des gekröpften Handrades der Höhenrichtung

Die übrigen Teile, wie die verschiedenen Wellen, sind einfache Drehteile aus Stahl wegen der höheren Festigkeit angesicht des Verhältnisses zwischen Länge und Durchmesser.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-287.jpg)
(Fast) alle Einzelteile der Höhenrichtmaschine

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-288.jpg)

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-289.jpg)
Die Teile der Höhenrichtmaschine provisorisch zusammengefügt

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 31. Juli 2020, 06:57:47
 :klatsch:

Wirklich beeindruckend, der Höhenrichtmechanismus!
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: knightofthesky in 31. Juli 2020, 08:53:49
Alter Schwede! Echt genial!  :klatsch:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: mause in 31. Juli 2020, 18:22:13
 8o

Die Bauteile werden immer kleiner.
Beim nächsten Projekt wird dann alles aus Nanopartikeln zusammengesetzt.
Großer Meister, ich komme mir so klein und unbedeutend vor, wenn ich Ihre Bauberichte überfliege.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: old rookie in 31. Juli 2020, 21:22:50
Zitat von: wefalck in 30. Juli 2020, 23:15:56
Die übrigen Teile, wie die verschiedenen Wellen, sind einfache Drehteile aus Stahl wegen der höheren Festigkeit angesicht des Verhältnisses zwischen Länge und Durchmesser.

...einfache Drehteile.... 8o 8o 8o...große Güte, manch einer ist aber auch mit einem Talent gesegnet... :klatsch: :klatsch: :meister:
Du würdest auch noch ´n Schaltgetriebe für´n Herzschrittmacher hinbekommen... :respekt:
Ich schau weiter staunend zu!  :1:
LG Robert
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 24. August 2020, 21:51:18
Danke für die netten Worte  :winken:

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Vervollständigung der Oberlafette 2

Wegen der heraufziehenden zweiten Corona-Welle in Spanien haben wir unseren Aufenthalt dort abgebrochen und sind wieder nach Paris zurückgekehrt, um nicht eventuell bei einer in Erwägung gezogenen Schließung der Grenze hängenzubleiben. Es wird sich zeigen, ob wir damit nicht vom Regen in die Traufe gekommen sind, da hier die Fallzahlen inzwischen noch stärker steigen. Jedenfalls hat uns das etliche Urlaubstage zu Hause beschert, die ich teilweise in der Werkstatt verbringen konnte.

Allerdings ist es immer wieder etwas frustrierend zu sehen, wie wenig Vorzeigbares in vielen Stunden Arbeit eigentlich entsteht. Dann sage ich mir aber auch immer wieder, daß wir das ja als Einzelkämpfer machen, während beim Vorbild eine ganze Werft am werken war ...

Der Zahnbogen der Richtmaschine wurde aus einem kurzen Stück Aluminiumrohr hergestellt, das sich im Materialfundus fand und zunächst auf den benötigten Innen- und Außendurchmesser gedreht wurde. Die Zähne wurden auf der Mikro-Fräsmaschine mit Hilfe des Teilkopfes in horizontaler Stellung gefräst. Im entsprechenden Winkelabstand wurden Schlitze gefräst und die Segmente dann mit der richtigen Dicke abgestochen. Die Enden der Zahnbogen wurden in Form gefeilt. Ich habe von diesen Schritten keine Bilder gemacht. Aluminium ist etwas zu weiß in der Farbe, verglichen mit Stahl. Dem wird dann durch Abreiben mit einem weichen Bleistift etwas abgeholfen und das Aluminium wird durch Oxidation ohnehin bald matt werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-287.jpg)
Unten ein Zahnbogen der Höhenrichtmaschine

Für die Flanschen mit denen die Zahnbogen am Verstärkungsring des Geschützrohres befestigt sind, wurden zunächst ein Stück Rundmessing auf den richtigen Innendurchmesser ausgedreht. Auf der Mikro-Fräsmaschine wurde mit dem Teilkopf in senkrechter Stellung die äußere Form aus dem entstandenen Ring gefräst und dann mit einem Kreissägeblatt in der enstprechenden Dicke abgetrennt. Anschließend wurden die winzigen etwas über 1 mm langen Teile chemisch verzinnt, um sie farblich dem Stahl des Geschützrohres anzugleichen. Da sie keinen nennenswerten mechanischen Belastungen ausgesetzt sein werden, wurden sie mit Zaponlack an das Geschützrohr geklebt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/124523-72.jpg)
Anzeigescheibe für die Höhenrichtmaschine am Kopenhagener Instruktionsmodell

Es fehlten noch ein paar Kleinigkeiten an der Oberlafette, z.B. die Anzeigescheibe für die Höhenrichtmaschine. Wie diese mit dem Höhenrichtgetriebe gekoppelt ist, ließ sich nicht ermitteln. Auf den Zeichnungen ist dies nicht dargestellt, am Kopenhagener Modell ist das nicht erkennbar und an den Geschützen in Suomenlinna fehlen diese Teile. Wahrscheinlich befindet sich auf der Innenseite der Lafette ein entsprechendes Vorgelege. Für die Anzeigescheibe wurde ein Stück Rundmessing von 2 mm Durchmesser vorne plangedreht und dann mit einem um 90° gedrehten Spitzmeißel strahlenförmige Gradteilungen in 6° Winkelabstand eingeritzt, um die Gravierung dieser Scheibe zu imitieren. Für den Anzeigehebel, dessen Funktionswese ich nicht kenne (ich weiß nicht, ob die Scheibe oder dieser Hebel durch das Vorgelege angetrieben wurde, wahrscheinlich erstere) wurde zunächst eine dünne Scheibe mit einem Stiel aus Stahl gedreht. Nach dem Abstechen wurde die Scheibe auf dem Teilkopf der Mikro-Fräsmaschine zur Form des Hebels gefräst. Die Anzeigescheibe befand sich offenbar nur auf der Steuerbordseite des Geschützes.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-290.jpg)
Gravieren der Anzeigescheibe für die Höhenrichtmaschine

Weiterhin fehlten noch die Bremshebel der Höhenrichtmaschine. Dazu wurden kurze Stücke von verzinntem Kupferdraht von 0,25 mm Durchmesser mit einer 0,8 mm Flachpunze auf der Triebnietmaschine in der Mitte flachgedrückt. Dieser runde, flache Abschnitt wurde zwischen eine durchbohrte Abstandshülse und eine Art Nabe geklebt bzw. gelötet.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-291.jpg)
Die Teile der Höhenrichtmaschine provisorisch zusammengefügt

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Flugwuzzi in 25. August 2020, 20:06:44
Toll gemacht .. das ist Handwerkskunst vom Feinsten  :klatsch: :klatsch:  :klatsch:

lg
Walter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 27. August 2020, 19:26:13
Danke  :winken:

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Vervollständigung der Oberlafette 3

Fortschritt in homöopathischen Dosen: mir fiel auf, daß ich die beiden Tritte am Schwanz der Oberlafette vergessen hatte. Die Rahmen wurden wieder mit dem Laserschneider ausgeschnitten, ein Stückchen Netz von einem Teebeutel eingeklebt und dann das ganze auf der Lafette mit einem Tropfen Zaponlack befestigt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-292.jpg)
Tritte für den Richtschützen

Ich bin dann zu dem Schluß gekommen, daß sich inzwischen so viele kleine Teile für das Geschütz angesammelt haben, die man leicht verlieren kann und von denen ich schon fast vergessen habe wofür sie waren. Einige Teile ware in der Tat schon vor vielen Jahren hergestellt worden. Es ist daher angebracht, zur Bemalung und zum Zusammenbau des Geschützes zu schreiten, das dann als Ganzes in der Barbette während der Endphase des Baues aufgestellt werden wird.


Vorbereitungen zur Bemalung

Während das Farbschema an sich klar ist, das entsprechend dem Marinebefehl von 1874, haben ein paar Details Kopfzerbrechen bereitet und tun es immer noch. Eines davon ist der Ton der Farbe Gelb für den Schornstein und der Kesselraumlüfter.

Leider scheinen sich keine Vorschriften für die Farbrezepturen erhalten zu haben, wenn es denn solche gab. Ich habe etwas in dieser Hinsicht nachgeforscht und danach geschaut, was andere Marinen in dieser Zeit getan haben. Die französischen Farbschemata sind sehr verschieden von den deutschen, aber die der Royal Navy sehr ähnlich (oder vielleicht eher umgekehrt). Das Kanonenboot HMS GANNET z.B. stammt aus dieser Zeit. Wegen der Corona-Krise konnte eine Anfrage in Chatham bisher nur unvollständig beantwortet werden. Ich wollte wissen welche Farbe bei der Restaurierung verwendet wurde. Wenn man sich Gemälde und andere Darstellungen aus der Zeit ansieht gewinnt man den Eindruck, daß das Gelb etwas blasser und weniger orange war als das, das in späterer Zeit von der KM verwendet wurde.

Es ist bekanntermaßen praktisch unmöglich Farbtöne auf Computerbildschirmen oder gedruckten Farbkarten korrekt darzustellen oder zu vergleichen. Ich habe zunächst mögliche Kandidaten aus meinem Vorrat ausgewählt und auch die Farbkarten von Schmincke, Vallejo und Prince August (der Handelsname für Vallejo-Farben in Frankreich) durchgesehen. Mögliche Kandidaten wurden dann auf geeigneten Materialien ausprobiert.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-293.jpg)
Farbbeispiele

Der Rumpf wird außen schwarz und innen weiß sein, dito die Seiten des Deckshauses und die Innenseite der Barbette. Die Decks, die nicht mit Holz belegt sind, werden in einem dunklen Grau gestrichen werden, da sie im Original mit einer Tee-Sand-Mischung bestrichen worden waren, um die Rutschfestigkeit zu erhöhen.
Die Lafette war vermutlich grün gestrichen, wenn man sich Werftmodelle aus der Zeit anschaut und nach den etwas späteren Vorschriften zur Instandhaltung der Geschütze. Der Ton dieses Grüns ist unklar, dürfte aber auf einem Chromoxidgrün basieren.

Die Rohre der Hinterladergeschütze wurden blank gemacht und dann mehrfach mit Essig abgerieben, bis sich eine dichte, braune Oxidschicht entwickelte. Zum Schluß wurde das Rohr mit Leinöl eingerieben. Es entstand gewissermaßen in situ eine Farbe mit Eisenoxihydroxid und Eisenacetat als Pigment. Der Ton liegt in etwa bei Caput Mortuum. In der Tat wurde offenbar das Rohr des Demonstrationsmodells in Kopenhagen in dieser Weise behandelt. Bewegliche Teile und mechanisch relevante Flächen wurden sorgfältig von dieser Behandlung ausgenommen. Ich werde dem Rohr daher einen leichten Anstrich von Schmincke Caput Mortuum geben.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 27. September 2020, 21:55:40
Zusammenbau des Geschützes

Langsame Fortschritte unterbrochen von Rückschritten ... viel Angstschweiß und graue Haare ... :5:

Alle Teile, die provisorisch zusammengesetzt worden waren wurden nun zum Bemalen wieder demontiert. Nachdem ein geeignetes Grün ausgewählt worden war, wurden alle Bestandteile der Lafette mit der Spritzpistole in mehreren dünnen Schichten lackiert, bis die Oberfläche einheitliche Farbe und Glanz aufwiesen. Das war angesichts des Komplexen Aufbaues der Unterlafette nicht so ganz einfach. Nach gründlichem Trocknen, wurde die Farbe von den Metallteilen heruntergekratzt, die ihrend Metallglanz behalten sollten. Abkleben war bei der Kleinheit und schlechten Zugänglichkeit nicht möglich.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-294.jpg)

Der Zusammenbau erfolgte dann von innen nach außen. Zunächst wurden die Teile der hydraulischen Rücklaufbremse installiert. Dabei entschied ich mich vom Vorbild abzweichen und den schützenden Tunnel über der Kolbenstange nicht zu installieren, um diese sichtbar zu lassen. Ich denke, diese kleine künstlerische Freiheit ist verzeihlich. Alle Teile wurden mit Zaponlack verklebt, der praktisch unsichtbar auftrocknet.
Als nächstes wurden dann die Puffer installiert, den den Rück- und Vorlauf der Oberlafette begrenzen. Der Einbau der winzigen Sechskantmuttern erforderte jedes Mal ein tiefes Luftholen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-295.jpg)

Nachdem die Unterlafette auf den Rücken gelegt wurde konnten die Laufrollen installiert werden, was in ein wirkliches Geduldspiel ausartete. Die Rollen werden durch kleine Bolzen mit einem flachen Kopf gehalten, die von beiden Seiten eingesteckt wurden. Ein durchgehender Bolzen wäre einfacher gewesen, hätte aber nicht vorbildgerecht ausgesehen.
Die Handhabung der Unterlafette war durch die sehr empfindlichen Trittroste äußerst delikat. Ein Rost brach dann auch ab, konnte aber glücklicherweise wieder angebracht werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-296.jpg)

Die Laufschiene für die Oberlafette sollte blankes Metall sein. An dieser Stelle zeigen sich die Grenzen von Karton als Baumaterial. Wenn ich die Teile aus Messing geätzt hätte, wie die der Oberlafette, hätte ich sie vor dem Zusammenbau chemisch verzinnen können. Das hätte mir erlaubt entweder die entsprechenden Bereiche abzukleben oder die Farbe dort abzukratzen, um das Metall zum Vorschein zu bringen. Jetzt konnte es nur durch Silberfarbe und weichen Bleistift simuliert werden. So richtig zufrieden bin ich mit dem Resultat aber nicht.
Unter dem Strich bin ich etwas ambivalent im Hinblick auf die Zweckmäßigkeit von Karton als Baumaterial. Oberfläche und Schnittkanten werden nie so glatt wie die von Metall, Hartpapier oder Polystyrol. Leider kann keines dieser Materialien mit meinem Laserschneider bearbeitet werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-297.jpg)

Als ich mich nun der Oberlafette zuwandte, mußte ich ein paar Fehler bemerken, die schon vor vielen Jahren beim Zusammenbau unterlaufen waren. Zwei der Querwände waren falsch plaziert. Die Laufrollen der Oberlafette saßen deshalb nicht auf den Laufschienen auf. Als ich versuchte, das zu korriegieren, zerfiel die ganze Oberlafette in ihre Einzelteile. Glücklicherweise ließ sich das aber ohne bleibende Schäden reparieren.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-298.jpg)

Noch ein Problem tauchte auf: man sollte nicht nur Zeichnung arbeiten, vorallem, wenn sich der Bau, wie in diesem Fall, über so viele Jahre hinzieht. Es zeigte sich sich, daß die Oberlafette um ein paar Zehntelmillimeter zu schmal war und deshalb mit ihren Führungsplatten nicht über die Unterlafette paßte. Ich hätte das bei der Erstellung der Schneiddateien für die Unterlafette überprüfen sollen. Mit ein bißchen Biegen und Feilen passen die beiden Lafettenteile aber jetzt zusammen. Solche Bastelaktionen resultieren aber immer in Teilen die nicht so sauber sind, wie sie sein sollten.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-299.jpg)

Die Lackierung des Geschützrohres entwickelte sich zu einem Albtraum. Ich wollte auf eine Grundierung des Stahls verzichten, um sein metallisches Aussehen als Untergrund für die Farbe zu erhalten. Normallerweise trocknen Acrylfarben bei der Spritzlackierung ja so schnell auf, daß Rost eigentlich kein Problem darstellt. Der erste Anstrich sah auch in Ordnung aus, aber am nächsten Morgen hatten sich auf der ganzen Oberfläche Flecken ausgebildet. Das wiederholte sich nach jedem Anstrich, wenn auch in geringerem Maße. Ich führte das Problem zunächst darauf zurück, daß die Farbflasche schon über 25 Jahre alt und vielleicht nicht ausreichend geschüttelt worden war. Ich löste die Farbe als wieder herunter und begann von vorn, aber mit dem gleichen Resultat. Ich vermutete, daß sich etliche Pigmentpartikel koaguliert hätten und versuchte es nochmals, ohne die Farbe vorher zu schütteln – wieder mit dem gleichen Resultat. Schließlich entschied ich mich, das Rohr mit einer dünnen Schicht von Zaponlack zu grundieren. Das führte zur gewünschten Farbe und Oberfläche. Leider zeigte es sich aber, daß an einigen Stellen der Zaponlack nicht gleichmäßig aufgetragen war und es dort wieder zu Flecken kam. Eine Tauchlackierung war dann nicht erfolgreich, da sich der Lack dick in den Ecken sammelte. Mit dem Pinsel einen gleichmäßigen und lückenlosen Auftrag zu erzielen ist durch das rasche Trocknen des Zaponlacks etwas Glücksache. Man kann nicht nachträglich egalisieren und es ist schwer zu erkennen, wo bereits Lack aufgetragen ist. Ich denke, daß das Pigment von Caput Mortuum, vermutlich Hämatit (Fe3O4) mit dem Eisen (Fe0) reagiert hat und es deshalb zu den Flecken kam. Am Schluß ist mir aber doch ein Anstrich gelungen, der dem Aussehen des Rohres des Demonstrationsmodells in Kopenhagen recht nahe kommt, jedenfalls im Hinblick auf den kleinen Maßstab.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-300.jpg)

Diverse empfindliche und leicht zu beschädigende Details sind noch monitert und es müssen auch noch verschiedene Bedienungshebel hergestellt werden.
Nahaufnahmen sind immer der Feind des Modellbauers – eine Menge Staub und Fasern müssen entfernt und die Farbe hie und da noch etwas ausgebessert werden.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: JWintjes in 28. September 2020, 01:26:29
Ganz ehrlich?

Bau das nicht ein!!

Das gehört auf einen Sockel in eine eigene Vitrine; das Modell ist einfach großartig - das im Museum hinter Glas, und ich würde auf ein Werft- bzw. Herstellermodell tippen.

Vielen Dank, daß Du uns daran teilhaben läßt. das ist großartig.  :P

Jorit
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: AnobiumPunctatum in 28. September 2020, 06:27:58
Granz große Modellbaukunst im gan kleinen. Einfach außergewöhnlich :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: matz in 29. September 2020, 17:42:48
 8o

Hier in Franken gibt es einen Ausruf der blankes Erstaunen für derartige Kunstwerke sehr schön ausdrückt:

Allmächd !

:D
matz
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Kannonenvogel in 29. September 2020, 18:46:17
Kann mich nur anschlisen "Einfach Wanhsinn" :P :P :klatsch:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Flugwuzzi in 29. September 2020, 21:30:42
Wunderschön ... das sieht einfach großartig aus   :klatsch: :klatsch: :klatsch:

lg
Walter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 21. Oktober 2020, 15:21:16
Etwas spät, aber einen dennoch herzlichen Dank für die netten Worte !

**********************************************************************

Die Munition und ihre Handhabung

Dank des im Jahre 1886 veröffentlichten Buches von Carl Galster wissen wir über die Munition der deutschen Marineartillerie dieser Zeit recht gut Bescheid. Die WESPE-Klasse war die einzige Klasse von Schiffen, die mit der Rk 30,5 cm/l22 ausgerüstet war. Nach Galster gab es grundsätzlich drei Arten von Geschossen für die Geschütze in den späteren 1870er und frühen 1880er Jahren: a) Panzerbrechende Granaten, b) normale Granaten mit Zeitzünder und c) Exerziergeschosse.

Alle Geschosse hatten zwei kupferne Führungsringe, die beim Schuß in die Züge gepreßt wurden. Ein Ring saß kurz oberhalb des Geschoßbodens und der zweite zwischen dem zylindrischen und dem ogivalen Abschnitt des Geschosses.

Die panzerbrechenden Granaten bestanden aus so genanntem Hartguß bzw. Stahlguß. Sie waren hohl, aber nur mit einer relativ kleinen Kammer für die Sprengladung. Die Geschoßspitze war massiv. Allerdings gab es zu dieser Zeit noch keine funktionstüchtigen und sicheren Aufschlagzünder. Die Granaten wurden daher mit einem Sand-Sägemehl-Gemisch gefüllt, dessen Gewicht etwa dem einer Pulverladung entsprach. Das Bodenloch für den Zünder wurde mit einem Schraubstopfen geschlossen. Panzerbrechende Granaten wurden zur Idenfizierung blau gestrichen.

Gewöhnliche Granaten hatten dünnere Wände und nahmen eine größere Pulverladung auf. Das Fülloch in der Geschoßspitze trug ein Gewinde für den Zeitzünder. Eine genauere Betrachtung der Zünder ist aber für einen Baubereicht nicht von Interesse. Es genügt festzustellen, daß diese aus Messing hergestellt waren. Gewöhnliche Granaten waren rot gestrichen, ein schwarzer Ring um die Geschoßspitze zeigte an, daß sie scharf geladen waren.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/124524-72.jpg)
Geschosse in Geschoßwagen auf dem Demonstrationsmodell in Kopenhagen (in Wirklichkeit wären die Geschosse gestrichen gewesen und das Museum hat das Geschoß verkehrtherum in den Wagen gelegt)

Als Exerziergeschosse wurden Granaten verwendet, die nicht den Qualitätsanforderungen entsprachen. Sie wurden mit einer Sand-Sägemehl-Mischung gefüllt, deren Gewicht dem der Pulverladung entsprach. Das Fülloch wurde mit einem Holzstopfen verschlossen. Exerziergeschosse wurden schwarz gestrichen.

Pulverladungen wurden in zylindrischen Kartuschsäcken verpackt, die jeder 46 kg wogen. Bis zu zwei Säcke konnten geladen werden, sodaß die Ladung der Schußentfernung angepaßt werden konnte. Die Säcke wurden in zylindrischen Kartuschkisten gelagert und transportiert. Diese bestanden aus Holz und waren innen mit Zinkblech ausgeschlagen oder bestanden ganz aus 'Komposition', einer Zinn-Kupfer-Legierung mit 95% Zinn.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/124603-72.jpg)
Kartusche und Mundstopfen des Demonstrationsmodells in Kopenhagen

In der Barbette wurden fünf Geschosse als Bereitschaftsmunition offen in Gestellen gelagert. Ich gehe davon aus, daß das nur panzerbrechende Granaten und Exerziergeschosse waren, da die Zeitzündergranaten es sicher nicht so gerne hatten, ungeschützt den Elementen ausgesetzt zu sein, zumal die Zünder erst kurz vor dem Schuß eingeschraubt wurden. Ich habe insgesamt sechs Granaten fabriziert, drei panzerbrechende und zwei Exerziergeschosse. Die sechste Granate ist eine gewöhnliche und wird im Geschoßwagen liegend dargestellt.

Mein bevorzugter Stahl in der Modellwerkstatt sind kupferüberzogene Schweißstäbe. Der Kupferüberzug ist genau das, was hier für die Führungsringe gebraucht wird und der Durchmesser von 2 mm entspricht deren maßstäblichem Durchmesser. Die Geschoßspitze wurde freihändig mit dem speziellen Lorch, Schmidt & Co. Stichelhalter gedreht. Die Granaten sind etwa 4,8 mm lang. Die scharfe Granate bekam noch einen Zeitzünder aus Messing, der in ein in die Geschoßspitze gebohrtes Loch eingesetzt wurde.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-301.jpg)
Freihand-Drehen der Geschoßspitzen

Wie die rund 330 kg schweren Granaten unter Deck gehandhabt und dann in die Barbette hochgegeben wurden ist völlig unklar. Der Geschoßkran an der Lafette reicht nämlich nicht bis über die vermutliche Aufgabeöffnung aus dem Geschoßmagazin. Die Zeichnungen geben hinsichtlich der verschiedenen Decksöffungen nichts her, da wesentliche Teile von anderen Teilen verdeckt werden. Ich werde mit der Unwissenheit leben müssen.

Für den Transport auf Deck gibt es vierrädrige Geschoßwagen. In den Beständen aus der Kriegschiffwerft des Reichsarchivs in Kopenhagen hat sich eine Kruppsche Plaupause eines solchen Geschoßwagens erhalten. Er bildet eine Wiege, mit der die Granate dann bis vor die Ladeöffung des Geschützes gehievt werden konnte. Neben der Ladeöffnung ist links und rechts je ein Haken angebracht (am Modell nicht realisiert), in die der Geschoßwagen eingehängt werden kann. Die Granate wird dann mit dem Ladestock in das Rohr geschoben.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-39.jpg)
Geschützexerzieren, der Geschoßwagen ist am Rohr eingehängt (LAVERRENZ, 1900)

Die Teile für den Geschoßwagen wurden mit dem Laserschneider aus Papier hergestellt und dann mit Zaponlack verklebt. Der Geschoßwagen wurde um ein Geschoß herum gebaut, was dessen Handhabbarkeit während des Baues etwas erleichterte. Es wurde dann noch ein Loch in die Granate gebohrt, um den Heißring aus Draht aufzunehmen.

Die Gestelle für die Bereitschaftsmunition wurden aus lasergeschnittenen Teilen verleimt und weiß gestrichen. Der Haltebügel besteht aus flachgewalztem 0,3 mm Kupferdraht, der chemisch verzinnt wurde. Eigentlich sollte jedes Geschoß einen separaten Haltering haben (zur Erinnerung: jedes Geschoß wiegt 330 kg und muß auf See gesichert sein), aber nach mehreren Versuchen, diese Bügel anzubringen ohne die Farbe an den Geschossen zu beschädigen habe ich aufgegben.

Die flachgewalzten Drähte erinnerten mich an ein weiteres, noch nicht in Angriff genommenes Werkstattprojekt: eine Mikro-Drahtwalze, um 'Flacheisen' mit konsistenter Dicke und Breite aus weichen Drähten herzustellen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-302.jpg)
Die Bereitschaftsmunition (Nahaufnahmen sind einfach ernüchternd ...)

Referenz:
GALSTER, C. (1886): Pulver und Munition der deutschen Marine.- 99p., Berlin (E.S. Mittler & Sohn).

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 05. November 2020, 21:53:23
Postscriptum: in einem anderen Forum bekam ich Kommentare zu Handhabung der Geschosse von einem Kollegen, der die verfügbaren historischen Zeichnungen sorgfältiger angeschaut hatte, als ich. Die Zeichnungen zeigen in einem Fall eine als Geschoßwinde bezeichnete Winde hinter dem Schott zwischen Barbette und Deckshaus. Auf einer anderen Zeichnung ist ein einfacher Kranausleger über der Geschoßaufgabeluke zu sehen. Beide Elemente sind aber auf der Lithographie aus dem Deutschen Museum in München nicht eingezeichnet. Ich werde den Kranausleger zusammen mit einer Talje darstellen, die möglicherweise ursprünglich verwendet wurde.


Anker
Die WESPE-Klasse war mit zwei Inglefield Bugankern und wahrscheinlich einem einfachen Stockanker als Heckanker ausgerüstet. Die Buganker sind in Ankertaschen gelagert und werden mit zwei kleinen Kränen auf jeder Seite bedient.
Der Heckanker ist auf keiner Zeichnung zu sehen, aber es ist immer etwas wie Lagerklampen im Heck zu sehen, so daß man annehmen kann, daß es einen Heckanker gab. Es ist aber überhaupt nicht klar, wie dieser Anker gehandhabt wurde, da es im Heck weder ein Spill noch Kettenstopper gab. Auch ein Kettenkasten ist nicht zu erkennen. Es gibt einen leichten Kran im Heck und eine Kettenklüse, so daß also die Information nicht eindeutig ist.
Die Inglefield-Anker sind eine ziemlich komplizierte Angelegenheit, scheinen aber zu dieser Zeit in der Kaiserlichen Marine recht populär gewesen zu sein. In einem alten Anleitungsbuch für das schiffbauliche Zeichnen fand sich eine detaillierte technische Zeichnung für einen solchen Anker, die als Basis für das Modell diente. Die Größe wurde aus der Lithographie aus dem DMM abgeleitet.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/InglefieldAnchor-WAAP-72.jpg)
Zeichnung eines Inglefield-Ankers aus WAAP (1910)

Man hätte die Teile vielleicht aus 0,5 mm dickem Ms-Blech oder Polystyrol aussägen können, aber angesichts einer Gesamtlänge von nur 12,5 mm wäre das doch eine ziemliche Hersausforderung gewesen. Die Einzelteile wurden so gezeichnet, daß sie aus 0,12 mm dickem Canson-Papier mit dem Laser geschnitten werden konnten. Der Schaft und die Arme wurden aus mehreren Lagen aufgebaut, die mit Zaponlack getränkt verklebt wurden, so daß eine Art Kompositmaterial enstand.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-303.jpg)
Zeichnung der Komponenten eines Inglefield-Ankers für den Laserschneider

Die Teile konnten dann leicht mit Diamant- und anderen Feilen in die endgültige Form gebracht werden, wobei zwischendurch immer wieder Lack aufgetragen wurde, um ein Ausfransen des Papiers zu verhindern. Die Einzelteile des Ankers wurden dann ebenfalls mit Lack verklebt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-304.jpg)
Ein halbfertiger Anker und die Teile für den zweiten Anker

Anstatt der sonst häufig verwendeten Methode, Schäkel aus Draht zu formen, habe ich mich dafür entschieden, diese ebenfalls mit dem Laser aus Papier zu schneiden. Sie werden aus zwei Lagen aufgebaut. Die Bolzen der kleineren Schäkel wurden nicht dargestellt. Ich denke die Schäkel sehen ingesamt recht überzeugend aus.
Die Bolzen, die die verschiedenen Teile des Ankers zusammenhalten wurden dagegen aus Stahl gedreht und vor dem Zusammenbau chemisch geschwärzt.

Der Stockanker hätte vielleicht aus Ms-Blech gesägt und verlötet werden können, aber nachdem die Teile verschliffen und gestrichen sind, kann man nicht mehr erkennen, was unter der Farbe steckt. Also habe ich sie ebenfalls für den Laserschneider gezeichnet. Die Proportionen wurden aus einer Zeichnung aus etwa der fraglichen Zeit im Archiv der Orlogværvet in Kopenhagen entnommen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-305.jpg)
Zeichnung für die Teile des Stockankers

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-306.jpg)
Die mit dem Laser ausgeschnittenen Teile des Stockankers

Der Schaft und die Arme wurden aus sechs Lagen Canson-Papier aufgebaut und mit Zaponlack getränkt. Die endgültige Bearbeitung erfolgte dann wieder mit einer Diamantfeile, Nadelfeilen und einer Echappement-Feile. Zwischendurch wurde mehr Lack aufgetragen um das Papier zusammenzuhalten. Zum Schluß wurden die Flunken aufgeleimt und der lasergeschnittene Schäkel angebracht.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-307.jpg)
Drehen des Ankerstocks

Die größere Herausforderung war eigentlich der Stock, der nur 0,3 mm dick ist und zu den Enden hin etwas konisch ausläuft. Er wurde aus einem Stückchen Schweißdraht gedreht. Da der Anker im getauten Zustand dargestellt wird wurde die Verdickung nur am geraden Ende mit einem Tropfen Weißleim dargestellt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-308.jpg)
Zusammengesetzte Anker fertig zum Bemalen

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-309.jpg)
Die fertigen Anker

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 13. November 2020, 13:22:47
Vitrine

Der Bau hat nun ein Stadium erreicht in dem zu Farbe gegriffen werden kann und in dem Staub entsprechend unerwünscht ist. Ich habe also damit begonnen, eine Plexiglas-Vitrine zu bauen. Aus einem Projekt vor ca. 40 Jahren waren eine Reihe von 2 mm dicken Plexiglas-Platten übrig geblieben, die nun teilweise einer nutzbringenden Verwendung zugeführt werden konnten.

Idealerweise würde man die Scheiben auf einer Kreissäge formatieren, ich besitze aber keine ausreichend große Säge. Plexiglas bis zu einer Dicke von etwa 3 mm kann aber sehr gut abgekantet und gebrochen. Das ist die vom Hersteller empfohlene Methode, wenn man nicht über eine geeignete Säge verfügt.

Ich habe ein scharfwinkliges L-Profil an die Kante meiner Werkbank gelegt und darauf die Plexiglas-Platte exakt mit der angezeichneten Linie. Ein schweres Stahllineal wurde an die angezeichnete Kante (minus der halben Dicke der Cutter-Klinge) gelegt und das ganze mit Schraubzwingen festgelegt. Die Platte wurde dann mehrfach mit der Cutter-Klinge geritzt und der Schnitt mit einer Hakenklinge auf 0,5 bi 1 mm Tiefe vergrößert. Schließlich wurde das freie Ende der Platte fest mit beiden Händen gefaßt (Leute mit schwachen Nerven können dabei Lederhandschuhe tragen) und mit einem herzhaften Ruck nach unten weggebrochen. Das Resultat ist ein sauberer, gerader Bruch mit einer geringen Fase, der kaum nachgearbeitet werden muß.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/botter/BotterModel/BotterModel-110.jpg)
Arrangement zum Brechen von Plexiglas an einem ähnlichen Beispiel

Die Fase ist theoretisch sogar erwünscht. Profis, die solche Plexiglas-Vitrinen herstellen fräsen die Fase an, um Platz für den Klebstoff zu schaffen. Die Fase sollte sich nach innen öffnen.

Als Klebstoff wurde Acrifix 192 verwendet, einer der vom Hersteller empfohlenen Klebstoffe. Er ist im Prinzip flüssiges Plexiglas, das nach dem Aushärten den gleichen Brechungsindex hat so daß professionell ausgeführte Klebenähte praktisch unsichtbar sind. Das ist die Theorie (mit der ich aus dem Herstellerhandbuch für die Verarbeitung von Plexiglas vertraut bin), aber eine Ausführung ist alles andere, als perfekt. Das ziemlich alte Acrifix 192, das ich verwende hat eine sehr kurze offene Zeit und das kleinste Lichtquant started die Polymerisation. Anders als andere, ähnliche Kleber, Acrifix 192 reagiert nicht nur auf UV-Licht, sondern auch auf sichtbares Licht. Er ist auch sehr dünnflüssig und man schmiert ihn leicht an Stellen, an denen man ihn nicht haben möchte und er verschmilzt mit dort mit dem Plexiglas. Daher habe ich den Kleber eher frugal eingesetzt.

Daß die Klebenähte nicht ganz so perfekt sind spielt keine so große Rolle, da die Kanten gemäß dem Stil des Hauses ohnehin mit L-Profilen aus Messing abgedeckt werden. Ich muß diese erst noch in Deutschland bestellen, da es mir bisher noch nicht gelungen ist, hier in Frankreich eine Quelle für gefräste 4 mm x 4 mm L-Profile aufzutun. Die aufgeklebten Messingkanten erhöhen die Stabilität der Plexiglas-Haube. Es wird auch noch einen Sockel aus gebeiztem und mattiertem Holz geben. 

Die Grundplatte besteht aus einem Stück 16 mm Hartfaserplatte, das ich zufällig noch herumliegen hatte. Die Haube wird mit zwei Schrauben an der Grundplatte befestigt.

Die Vitrine wird zu einem späteren Zeitpunkt endgültig fertiggestellt werden. Für den Moment geht es nur um ihre Funktion als Staubschutz.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-310.jpg)
Die Vitrine im Rohbau

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: mirami in 13. November 2020, 14:28:54
Einfach nur :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 02. Dezember 2020, 16:48:19
Danke !

*********

Fertigstellung der Vitrine

Die Vitrine bekam einen Sockel aus vier Holzleisten mit 10 mm x 20 mm Querschnitt. Diese wurden mit der Gehrungssäge sorgfältig abgelängt und 'in situ' zusammengeklebt, um sich an das Plexiglasgehäuse zu schmiegen. Das Holz wurde in der üblichen Art geschliffen, leicht gewässert und dann nochmals geschliffen, um dann mahagonifarben gebeizt zu werden. Anschließend wurde Clou Schnellschleifgrundierung aufgebracht und leicht übergeschliffen, um nicht durch die Beize zu schleifen. Anschließend wurde zweimal Clou Ballenmatierung aufgebracht und dazwischen mit feiner Stahlwolle Zwischengeschliffen.

Die in Deutschland bestellten Messingprofile waren inzwischen eingetroffen. Ich habe für den unteren Rahmen Rechteckprofile mit einem Querschnitt von 2 mm x 4 mm gewählt und für die Kanten 4 mm x 4 mm x 0.5 mm L-Profile.

Der untere Rahmen wurde zuerst installiert. Die mit etwas Überlänge zugeschnittenen Stücke wurden auf der Mikor-Schleifmachine mit einer genauen 45° Gehrung versehen und eingepaßt. Anschließend wurde alle Teile mit Stahlwolle poliert und mit Aceton entfettet. Zum Verkleben verwende ich UHU-Alleskleber, der sich für diesen Zweck seit Jahrzehnten bewährt hat.

Als nächstes kam der obere Rahmen dran. Die Profile wurde mit etwa Überlänge gesägt und dann die Gehrungen grob mit einem Seitenschneider abgezwickt. Die exakte Bearbeitung der Gehrungen erfolgte wieder auf der Mikro-Schleifmaschine. Während des Einpassen wurden die Einzelteile mit Stückchen von Tesafilm gehalten.

Nach dem Verkleben des oberen Rahmens können die vertikalen Kanten eingepaßt werden. Dabei ist sinnvoll die Teile mit etwas Überlänge zuzuschneiden und zunächst die Gehrung an den oberen Ecken anzupassen. Das exakte Ablängen auf der Schleifmaschine ist an der geraden Unterseite leichter zu bewerkstelligen.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-311.jpg)
Die fertige Vitrine

Die Scheiben und Leisten an den Schmalseiten waren für je eine Messing-Holzschraube vorgebohrt worden, die später die Haube mit dem MDF-Sockel verbinden wird.

Die See wird dann kurz vor dem Bemalen des Rumpfes angegangen werden, damit die Bemalung nicht während des Einpassen des Rumpfes beschädigt wird.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 12. Dezember 2020, 20:01:40
Weiterer Ausbau des Rumpfes

Das Schanzkleid im hinteren Teil des Rumpfes wird durch eine Anzahl genieteter Schanzkleidstützen aus dickem Blech gehalten. Das Aussehen dieser Stützen ist aus verschiedenen Photographien recht gut bekannt.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-20.jpg)
Das Heck eines WESPE-Klasse-Bootes (Lavverenz, 1900)

Die Schanzkleidstützen hatte ich schon vor vielen Jahren gezeichnet und per Oberflächenätzen die Nieten dargestellt. Als Ausgangsmaterial diente 0,1 mm dickes Neusilberblech. Die Stüzten wurden doppelt spiegelverkehrt hergestellt und dann paarweise mit Lötpaste weich verlötet, so daß die Nietung auf beiden Seiten erscheint.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-312.jpg)
Geätzte und verlötete Schanzkleidstützen (sie sind etwa 5,5 mm hoch)

Die Lage der Schanzkleidstützen war auf dem Schanzkleid schon vor dem Einbau des letzteren durch Thermotransfer eine Laserdrucker-Ausdrucks markiert. Die Stützen wurden an diesen Stellen mit Zaponlack eingeklebt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-313.jpg)
Die Schanzkleidstützen an ihrem Platz

Bereits vor einiger Zeit hatte ich die Ascheschütten als kleine Plexiglas-Klötzchen gefräst, die nun innen und außen ebenfalls angebracht wurden.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: matz in 15. Dezember 2020, 15:51:58
 8o  das ist echt mal was für Nietenzähler  :D

0,2mm Neusilber, gelötet, fabelhaft !
Bleibe weiter staunend dabei  :klatsch:

matz
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 06. Januar 2021, 22:39:57
Danke nachträglich noch für die netten Worte !


Stetige Arbeit, aber irgendwie nur langsame Fortschritte ...


Ankertaschen und Ankerauslösevorrichtung

Die Inglefield-Anker werden in Ankertaschen gestaut und mit einem recht traditionellen Auslösemechanismus gesichert. Dieser Mechanismus besteht aus einer drehbaren Stange an die zwei Daumen angeschmiedet sind über die die Sicherungsketten gehakt werden. Die Ketten gehen um den Anker herum und sind auf der anderen Seite an die Wand der Ankertasche geschäkelt. Die Stange wird durch einen angeschmiedeten Hebel am Drehen gehindert. Dieser Hebel seinerseits wird durch eine Klaue gehalten die mit einem weiteren Hebel betätigt wird. Ich hatte einen solchen Mechanismus auf Grund der vorhandenen Zeichnungen vermutet, es brauchte aber erst die besseren Augen eines Kollegen (Dank an schiffbauer !) diesen auch auf den nicht sehr klaren Photographien zu bestätigen.
Die Anker liegen in den Ankertaschen auf jeweils drei T-Schienen um die Beplattung vor den schweren Anker zu schützen und das Ablaufen zu erleichtern.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-314.jpg)
Ankertasche und Auslösemechanismus – Nahaufnahmen sind schrecklich ernünchternd   ?(

Die Auslösvorrichtung ist aus verschiedenen Stücken von 0.3 mm dickem verzinntem Kuperdraht zusammengesetzt, die mit Zaponlack verklebt wurden. Die T-Schienen bestehen aus lasergeschnittenen Streifen von Canson-Papier, das mit Zaponlack getränkt wurde. Die T-Schienen sind auch die Lagerung der Auslösevorrichtung, ich vermute aber, daß die Lagerung beim Original etwas aufwendiger gestaltet war, die Photographien geben dazu aber nichts her. Die Sicherungsklauen samt Hebel sind mikroskopisch kleine, lasergeschnitte Papierteile. Wie meist hatte ich mit verschiedenen Varianten der Zeichnung und Einstellungen des Lasers zu experimentieren, bis ich brauchbare Teile auf dem Tisch hatte.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-315.jpg)
Ankertasche mit Liegeprobe eines Ankers

Auf den Bildern sind ebenfalls die Lager für die Ankerkräne zu sehen, die dann im nächsten Beitrag behandelt werden.

(http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-316.jpg)
Ansicht des Bugs mit beiden Ankertaschen

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Wolf in 07. Januar 2021, 00:33:44
wirklich allerfeinste Details. Bin schwer begeistert.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 24. Februar 2021, 19:20:32
Die Dinge sind irgendwie nie so einfach, wie sie zuerst aussehen. Es gibt immer wieder material- oder prozeßbedingte Rückschläge oder schlicht wegen meiner eigenen Unfähigkeit oder Ungeduld. Ich verliere oder zerstöre ständig bereits hergestellte Teile bei weiteren Bearbeitungsschritten. Die Herstellung der Bootsdavits war gedanklich eigentlich ein recht einfacher Prozeß, stellte sich dann aber als ziemlich tückisch heraus, so daß ich den Bericht darüber zweiteile. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende.

Bootsdavits

Ursprünglich gehörten vier Boote zur Ausrüstung der WESPE-Klasse, später kam noch ein kleines Dinghy an Board. Die erste Aufnahme von SMS WESPE zeigt, daß die Boote außenbords in der traditionellen Art in Davits hingen. Ein paar Jahre später wurden 'Bootsbarrings' über dem Gang links und rechts vom Deckshaus installiert und die Davit verlängert. Man kann annehmen, daß die Boote in den Davits zu sehr Beschädigungen ausgesetzt und verhinderten, daß die Schiffe im 'Päckchen' vertäut werden konnten, wie das bei Flottillen aus relativ kleinen, gleichartigen Schiffen üblich war. Aus dem gleichen Grund wurde eine schwere Wallschiene als Schraubenschutz installiert, da die Schrauben über den Querschnitt der Schiffe hinausragten. SMS WESPE soll aber in der Ursprungsversion mit den festen, kurzen Davits und Booten außenbords gebaut werden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-317.jpg)
Kugeldrehen auf der kleinen Uhrmacherdrehbank mit einem 'rechtwinkligen' Reitstock als feststehende Lünette

Die Davits waren wahrscheinlich hohl, aber es waren nicht einfache, gebogene Rundrohre. Der Querschnitt veränderte sich über die Länge. Besonders der Bereich in der Biegung hatte offenbar den Querschnitt eines abgeflachten Ovals, um den Knickkräften durch das Gewicht der Boote an dieser Stelle besser zu widerstehen. Das macht den Bau der Davits etwas aufwendiger. Das obere Ende ist als Kugel ausgeführt, an der vier Augbolzen für die Abstagung und die Bootstalje angebracht sind.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-318.jpg)
Einrichtung zum Mikro-Kugeldrehen auf der Uhrmacherdrehbank

Ich bin von Ms-Draht mit 1 mm Durchmesser ausgegangen (Stahldraht wäre vielleicht besser gewesen, ist aber schwerer zu bohren und zu löten ...). Die Bearbeitungsschritte erforderten einige Planung, um nicht unterstützte Überhänge möglichst zu vermeiden. Zunächst wurde die Kugel auf meiner kleinen 6 mm-Uhrmacherdrehbank gedreht, da ich hier einen sogenannten 'rechtwinkligen' Reitstock als feste Lünette verwenden konnte. Dabei kam der selbstgebaute Kugeldrehapparat einmal wieder zum Einsatz. Drehstahl war ein entsprechend zugeschliffener, abgebrochener 0.2 mm-Bohrer.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-319.jpg)
Die Davit-Rohlinge nach dem Andrehen der Kugel

Die Rohlinge wurden dann in den Teilkopf der Mikro-Fräsmaschine aufgenommen um die 0,2 mm-Löcher für die Augbolzen zu Bohren. Das Ausrichten ist etwas heikel, da der Bohrer von der Rundung leicht abrutschen und Brechen kann.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-320.jpg)
Querbohrungen mit 0,2 mm Durchmesser auf der Mikro-Fräsmaschine (Blick durch das Stereomikroskop)

Diese Aufgabe war ein Anreiz endlich das antike Stereomikroskop wirklich in Betrieb zu nehmen. Ich besitze es schon eine ganze Weile, konnte durch es aber bisher keinen richtigen 'Stereoblick' bekommen. Bei einer intensiveren Ursachenforschung habe ich dann festgestellt, daß eines der beiden Objektive falsch justiert war. Ein Vorbesitzer muß sich an den Justierschrauben vergangen haben, anders war das nicht möglich. Durch gezieltes Verdrehen der Schrauben konnte ich schließlich ein ordentliches Stereobild herstellen. Das machte nun das Bohren recht einfach und ich habe die 24 Löcher ohne Bohrerbruch geschafft.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-321.jpg)
Axiales Bohren eines 0,2 mm Loches auf der 6 mm D-Bett-Drehbank

Die übrigen acht Löcher waren axial im Rohling und wurden auf der Drehbank eingebracht, was natürlich einfacher und sicherer ist.
Die nächsten zwei Bearbeitungsschritte erfolgten ebenfalls auf der Drehbank. Der Teil des Davits hinter dem Schanzkleide ist zylindrisch. Um diesen Teil des relativ weiche Ms-Drahtes auf einen Durchmesser von 0,7 mm abzudrehen, wurde ein so genannte Jacot-Trommel als Lünette verwendet. Dies ist ein exzentrisch gelagerter, gehärteter Reitstockeinsatz in dessen Umfang halbrunde Rinnen unterschiedlichen Durchmessers eingeschnitten sind. Diese Kerben können genau auf die Spindelachse der Drehbank ausgerichtet werden. Eigentlich dient der Einsatz zum Druckpolieren von Achsen und ähnlichen Uhrteilen. Nach jeder Spanabnahme wurde der Einsatz zu einer kleineren Rinne weitergedreht, um ständig eine gute Unterstützung beim Abdrehen zu haben.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-322.jpg)
Einrichtung der Jacot-Trommel als Lünette zum Konischdrehen

Um das obere Ende des Davits konisch zu drehen, wurde in der Jacot-Trommel in jedem Bearbeitungsgang eine Rinne gewählt, die um 0,1 mm zu klein war, was den Draht seitlich auslenkt. Das resultiert dann in dem gewünschten Konus. Das wurde mit kleineren Rinnen wiederholt, bis am oberen Ende ein Durchmesser von 0,6 mm erreicht war.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-323.jpg)
Einrichtung der Jacot-Trommel als Lünette zum Konischdrehen

Von den nächsten Schritten habe ich keine Bilder gemacht, da sie eine Menge Operationen mit Handwerkszeugen umfaßten.
Die Rohlinge wurden nun in einen quadratischen Spannzangenhalter aufgenommen. Unter dem Stereomikroskop wurden die Rohlinge so ausgerichtet, daß die Querbohrungen im kugeligen Ende auf die Seiten des Spannzangenhalters ausgerichtet waren. Damit konnte der folgende Biegevorgang in der richtigen Richtung im Bezug auf die Bohrungen erfolgen. Zum Biegen habe ich eine Ringbiegezange verwendet und die Rundung ständig gegen eine maßstäblich korrekte Zeichnung kontrolliert. Die Zange hinterläßt leichte Kerben im Rohling, was aber keine Folgen hatte, da der Rohling anschließend ohnehin weiter in Form gefeilt wurde. Mit verschiedenen feinen Feilen wurde die endgültige, komplexe Form herausgearbeitet.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 07. März 2021, 21:41:12
Bootsdavits – Teil 2

Die Davits sitzen in einem Sockel an Deck und sind durch eine Lagerplatte mit dem Schanzkleid verbunden. Diese Konstruktion ist hypothetisch, da es keine Photographien gibt, die die kurzen Davits aus der Nähe und von binnenbords zeigen. Der Sockel wurde aus 2 mm Messingdraht gedreht und gebohrt. Für die Lagerplatte wurde zunächst aus einem 3 mm Messingdraht eine Scheibe mit einer etwas erhöhten Naben gedreht und gebohrt. Drei Seiten dieser Scheibe wurden auf der Mikro-Fräsmaschine weggenommen, so daß eine rechteckige Lagerplatte mit einem verdickten Ring an einem Ende entstand. Bearbeitungstechnisch nichts Aufregendes.
Die Bootstaljen sind auf Klampen belegt, die an den Davits befestigt sind. Diese Klampen wurden aus einem quadratischen Ms-Draht von 3 mm x 3 mm (weil ich keinen von 2 mm x 2 mm auf Lager hatte) herausgefräst. Sie sind so klein, daß es schwierig gewesen wäre, die diversen Schritte photographisch zu dokumentieren. Die Operation wurde wiederum erst durch den Einsatz des Stereo-Mikroskops möglich gemacht. Zunächst wurde das Profil der Klampen in Längsrichtung des Messingstücks herausgearbeitet, während dieses horizontal aufgespannt war. Nach Umspannen wurde auf der Unterseite eine Nut für den Davit eingefräst. Für die nächsten Schritte wurde der Mini-Schraubstock im Teilkopf vertikal geschwenkt und die einzelnen Klampen abgesägt.
Die Klampen und die Lagerplatte wurden dann an die Davits angelötet. Irgendwie habe ich immer Probleme mit dem Löten, egal welche Materialien und Werkzeuge ich verwende. Ich wollte Lötpaste verwenden, aber diese war wohl überaltert. Am Ende ging es mit dem guten alten Lötdraht.
Die Augbolzen wurde aus 0.15 mm dickem, verzinnten Kupferdraht gebogen. Der verzinnte Draht wurde verwendet, um das Einlöten in die vorgebohrten Löcher zu erleichtern. Zunächst formte ich die Augen um den Schaft eines 0.25 mm Bohrers, stellte dann aber fest, daß das mit einer sehr spitzen Pinzette viel einfacher ging. Die Enden wurden mit einer Schneidpinzette ohne Wate gekürzt. Man hätte das aber auch auf einer Glasplatte mit einem Skalpell machen können.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-324.jpg)
Klemmfinger aus Hartgewebe zum Aufspannen der Davits beim Nachbohren

Das Einlöten der Augbolzen funktionierte zunächst auch nicht und ich versuchte sie mit Schellack einzukleben, aber die Verbindung war nicht haltbar genug (ich hatte keine Sekundenkleber im Haus und mag diesen sowieso nicht). Es hat eine Weile gedauert, bis ich die richtige Strategie entwickelt hatte. Außerdem hatte ich nicht gewagt, die 0,2 mm Löcher ganz durch das kugelige Ende des Davits zu bohren, was aber, wie sich herausstellte, mit Kontrolle unter dem Stereo-Mikroskop kein Problem gewesen wäre. Es zeigte sich nämlich, daß ich etliche der Löcher nachbohren mußte, da sie sich mit Lötzinn gefüllt hatten. Das Aufspannen der Davits für die Nachbohraktion hat zunächst etwas Kopfzerbrechen verursacht, mir fiel dann aber ein, daß ich ja für meine ,Dritte Hand' Klemmfinger aus Hartgewebe hergestellt hatte, die ich mit ihrem 4 mm Schaft in den Teilkopf aufnehmen konnte. Das ergab eine steife Aufspannung und die Beobachtung des Bohrvorganges unter dem Stereo-Mikrokop erlaubte gefährliche Ablenkungen rechtzeitig zu erkennen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-325.jpg)
Die fertigen Bootsdavits

Unter dem Strich folgende Vorgehensweise wäre die beste gewesen und konnte noch bei ein paar der Davits umgesetzt werden:
- Bohren des axialen Loches auf der Drehbank, Biegen des Davits und Einlöten des Augbolzens;
- Bohren des horizontalen Duchgangsloches;
- Einsetzen eines Augbolzen mit einem langen Ende, das auf der anderen Seite mit der Pinzette zu einem dichtsitzenden Auge geformt wird;
- Einlöten der beiden Augbolzen;
- Bohren des vertikalen Durchgangsloches;
- Einsetzen eines Augbolzen dessen langes Ende oberhalb der Kugel flachgequetscht und kurz abgeschnitten wird;
- Einlöten des letzten Augbolzens.
Wenn man beim Löten rasch arbeitet, werden die anderen Lötstellen nicht so warm, daß die Augbolzen herausfallen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-326.jpg)
Die Bootsdavits der Backbordseite temporär eingesetzt

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 13. März 2021, 12:47:26
Da ich gerade in Schwung war mit den Davits, habe ich mir auch gleich die Ankerkräne vorgenommen.[/i]

**********************************

Ankerkräne

Wie weiter oben angemerkt, wurde die Anker mit je einem Paar Ankerkränen gehandhabt, die an den Seiten der Ankertaschen aufgestellt waren. Da diese Kräne später vorschriftsmäßig weiß gepönt werden, spielt es keine Rolle, aus welchem Material sie hergestellt werden. Mein erster Versuch bestand daher darin, sie aus laser-geschnittenen Teilen aus Canson-Papier aufzulaminieren. Jedes Paar der Kräne besteht aus zwei verschiedenen Typen, mit jeweils zwei bzw. drei Scheiben. Sie wurden entsprechend aus drei bzw. vier Lagen von Canson-Papier mit Zaponlack laminiert. Die Lager für die Rollen wurden seitlich auflaminiert. Die Scheiben wurden in einem Stück gedreht und dann eingeklebt. Das Resultat war aber nicht so sauber und scharkantig, wie ich es mir gewünscht hatte.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-327.jpg)
Aufspannung, um die Seiten flach zu fräsen

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-328.jpg)
Der Fräsvorgang durch das Stereomikroskop betrachtet

Ich bin daher zu Messing zurückgekehrt und nahm einen Draht von 1,2 mm Durchmesser als Ausgangsmaterial. Der Zapfen zum Einsetzen in die bereits an Bord installierten Sockel wurde angedreht und das andere Ende mit einem Zentrierkörner versehen. Das Rohteil wurde dann im Teilkopf der Fräsmaschine gespannt, wobei das freie Ende durch den Reitstock abgestützt wurde. Die vier flachen Seiten wurden mit einem dünnen Fräser herausgearbeitet. Das rechteckige Profil ist 0,8 mm hoch und 0,6 mm dick. Die Seiten der Rollenlager wurden ebenfalls flachgefräst. Der Rohling wurde sodann umgespannt um den Schlitz für die Scheiben mit einer kleinen Kreissäge fräsen zu können.
Dazwischen wurden die zwei bzw. drei Scheiben mit einem Durchmesser von 0,9 mm in einem Stück gedreht. Die Rillen der Scheiben mit einem Abstand von 0,3 mm wurden mit einem spitzen Stahl eingestochen. Der eigentliche Ankerkran hat drei Scheiben, während der Hilfskran nur zwei Scheiben hat. Ich habe darauf verzichtet, die Achsen darzustellen.
Die 'Lagerbleche' für die Scheiben wurden sodann auf- und zurechtgebogen und danach die Scheiben eingelötet. Die übrige Formgabe der Kräne erfolgte mit feinen Feilen und Schleifscheiben in der Handbohrmaschine.

(https://maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/anchor-crane-72.jpg)
Das einzige Photo (Ausschnitt) auf dem man den Belegpunkt für die Ankertalje erkennen kann

Die Ankertalje wurde auf einer Klampe oder einem Belegnagel am Kran belegt, aber die photographischen Belege sind nicht eindeutig und auf den Zeichnungen wurden sie nicht dargestellt. Ich habe mich für Klampen entschieden, weil diese einfacher herzustellen waren.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-329.jpg)
Aufspannung für den ersten Bearbeitungschritt für die Klampens

Ein Stück Messingdraht von 2 mm Durchmesser wurde in einer Spannzange in dem vertikal gestellten Teilkopf aufgenommen und beidseitig 0,9 mm hohe Flächen angefräst so daß ein Steg von 0,3 mm Breite stehen blieb. Nach Umspannen auf die Drehbank wurde die T-Form und ein 0,3 mm dicker Aufnahmezapfen angedreht. Nach dem Abstechen wurde das Rohteil in einem Nadelhalter mit Feilen bzw. Schleifscheiben weiter geformt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-330.jpg)
Drehen der rohen Form und des Aufnahmezapfens

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-331.jpg)
Eine fertige Klampe

Da die Klampen wohl an den Seiten der Davit befestigt waren, mußten 0,3 mm Löcher für die Aufnahmezapfen gebohrt werden. Ich wollte das nicht vor dem Biegen der Davits machen, da sie durch das Bohrloch geschwächt worden wären und dasselbe sich beim Biegen verformen würde. Glücklicherweise ließen sich die Kräne sicher in dem senkrecht gestellten Mini-Schraubstock spannen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-332.jpg)
Aufspannung zum Bohren der Ankerkräne

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-333.jpg)
Das Bohren durch das Stereo-Mikroskop gesehen

Die Klampen wurden sodann die Bohrungen eingelötet, womit die Kräne komplett waren.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-334.jpg)
Die vier Ankerkräne in ihren Sockeln (sind sind etwa 10 mm hoch)

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Frankzett in 13. März 2021, 14:48:27
Oh Mann, die Umlenkrollen an den Krähnchen sind wohl noch beweglich, die Klampen eingezapft und am Schanzkleid keine Nieten vernachlässigt, der Querstock vom Anker konisch gedreht...etc.
Das ganze in 1:160 und ich selbst denke bei 1:72 über Stilisierung und vereinfachte Details nach ...  :15:

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Fumator in 13. März 2021, 16:58:23
Das ist nicht meine Welt, aber ich bin immer wieder fasziniert.
Eine Frage und eine Bitte:
Wie bist Du auf den Maßstab 1/160 gekommen? Ist der bei solchen Modellen üblich?
Kannst Du bei Gelegenheit mal wieder ein Photo des ganzen Schiffs einstellen? Vermutlich habe nicht nur ich den Überblick verloren.

Gruß Axel
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 13. März 2021, 17:18:32
Ein aktuelles Ganzkörperbild habe ich im Augenblick nicht zur Hand, ist aber auch nicht sehr beeindruckend ...

Der Maßstab 1:160 ist bei Schiffsmodellen eher unüblich, aber für die Wahl gibt es einen ganz einfachen Grund: aus dem Modelleisenbahnbereich gibt es die sehr guten Preiser-Figuren, aus denen man dann die Besatzung herstellen kann.

Im Schiffsmodellbau sind tradtionell ja eher 1:48 bzw 1:50 oder 1:96 bzw. 1:100 oder 1:192 bzw. 1:200 üblich. Heute werden auch viele Bausätze in 1:350 angeboten, obwohl nach vorheriger Reihe eigentlich eher 1:386 bzw. 1:400 sein sollte. In den üblichen Schiffsmodellbau-Maßstäben gibt es sehr wenig und dann auch nicht wirklich Überzeugendes an Figure. Das Angebot in 1:350 wird langsam durch den 3D-Druck größer.

Baukästen werden zunehmend auch in 1:72 angeboten und in diesem Maßstab gibt es ja zahlreiche Weichplastik- und auch einige in Harz bzw. Zinn/Weißmetall gegossenen Kleinserien-Figuren.

Ein weiterer Grund für den Maßstab 1:160 ist mein akutes Platzproblem.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Friedarrr in 13. März 2021, 21:15:31
Der Baubericht, der Modellbau ist absolut begeisternd!! :P :P :klatsch:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 16. März 2021, 19:18:43
Was für ein großes Kino :P Wenn ich groß bin, möchte ich das auch mal können!
Du benutzt Werkzeuge und benennst sie beim Namen, von deren Existenz ich noch nicht mal etwas ahne :woist: Lernt man so etwas als Feinmechaniker?
Das ist unfassbar gutes Handwerk und ganz große Kunst :1:

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 02. April 2021, 21:20:53
Herzlichen Dank für die netten Worte !

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Treppen und Leitern 2

Während ich mit einem anderen Problem herumschlage, über das ich demnächst berichten werde, habe ich mich zur Entspannung noch einmal mit den Treppen und Leitern beschäftigt.
Ich hatte die Treppen schon vor etwa drei Jahren (wie die Zeit vergeht ...) aus Hartpapier hergestellt, war aber nicht so 100%ig mit dem Resultat zufrieden. Das Hartpapier hat eine schöne, glatte Oberfläche und auch die Kanten lassen sich sehr gut glattfeilen, aber die Verklebungen mit Sekundenkleber waren nicht so sauber geworden, wie ich mir das gewünscht hätte. Im Prinzip lassen sich die Rückstände sehr gut mit einem scharfen Stichel und feiner Stahlwolle entfernen, aber man kommt an die inneren Ecken zwischen den Stufen nicht so richtig heran. Hier ist nochmals das damalige Resultat:

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-157.jpg)
Sammlung von Treppen aus Hartpapier (noch nicht auf die richtige Länge gebracht)

Da ich inzwischen ja den Laserschneider erworben hatte, dachte ich, daß ich mein Glück einmal mit ihm versuchen sollte. Die Zeichnungen für Masken, die ich für ursprünglich vorgesehene Ätzteile gezeichnet hatte, wurden nun für die Verwendung mit dem Laserschneider angepaßt. Der Plan war, die Treppenwangen aus drei Schichten des 0,15 mm dicken Canson-Papieres aufzubauen, wobei die innerste Schicht Schlitze für die Stufen hat. Die Stufen wurden aus zwei Schichten laminiert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-335.jpg)
Lasergeschnittene Teile für die Treppen warten auf den Zusammenbau

Zunächst wurden die Wangen mit Zaponlack laminiert und dann deren Kanten glattgefeilt, dito für die Stufen. Eine der Wangen wurde dann auf einer Glasplatte an einen genau winkligen Stahlblock gelehnt. In dieser 'Vorrichtung' wurden dann zunächst die oberste und die unterste Stufe eingeklebt, wobei darauf geachtet wurde, daß sie genau senkrecht zu der Wange angeordnet waren. Alsdann wurde die andere Wange angeklebt und dabei durch einen zweites Stahlblöckchen senkrecht gehalten. Nach gutem Durchtrocknen der Baugruppe wurden anschließend die restlichen Stufen in ihre Schlitze geschoben und mit einem Tropfen Zaponlack verklebt.
Der Prozeß des Laserschneidens stellte die Form der Wangen mit ihrer Rundung sowie den richtigen Winkel gegenüber dem Deck sicher.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-336.jpg)
Sammlung von zusammengebauten Treppen und Leitern (die Treppen sind 4 bis 5 mm breit)

Die Treppen werden auf dem Deck durch bronzene Schuhe gehalten (nehme ich jedenfalls an). Die Schuhe sind winzige, lasergeschnitte Teile, die um das untere Ende der Treppenwange geklebt wurden. Sie werden später bronzefarben gestrichen und auf das Deck geklebt werden.
Die Farbe des mit Schellack getränkten Canson-Papiers kommt der von Teak nahe, aus dem die Treppen vermutlich gemacht waren. Es stellte sich aber heraus, daß die Farbe von der Dicke der Schellackschicht abhängt, die nicht überall gleichmäßig war. Ich werde daher die Treppen später mit entsprechenden Acrylfarben spritzlackieren, um eine gleichmäßige Farbe und gleichmäßigen Glanz zu erhalten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-337.jpg)
Zusammenbau der Leitern für die Barbette

Die Barbette ist mit zwei Leitern ausgerüstet, die den schnellen Ein- und Ausstieg der Mannschaften gewährleisten sollten, während für einen gemütlicheren Zugang eine Treppe von der Brücke aus hinunterführte. Die Wangen der Leitern bestanden vermutlich aus Stahl und wurden ebenfalls mit dem Laserschneider aus Canson-Papier hergestellt. Die Löcher für die Rungen wurden mit dem Laser markiert und dann mit einer konischen Reibahle auf genau den Durchmesser des Drahtes aufgeweitet, der die Rungen bildet.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-338.jpg)
Bündiges Abschneiden der Rungen der Leitern mit einer Schneidpinzette

Nach dem Bündigen Abschneiden der überstehenden Ende der die Rungen bildenden Drähte wurde eine zweite Schicht ohne Löcher auf die Wangen auflaminiert.
Die Leiter werden nach dem Einbau zusammen mit der Innenseite der Barbette weiß gestrichen werden.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 09. April 2021, 22:40:19
Block-Herstellung 1

Der Maßstab 1:160 ist in verschiedener Hinsicht eine Herausforderung: zu groß, um manche Teile zu stilisieren und zu klein, um sie wirklich darzustellen, wegen der praktischen Beschränkungen durch die verfügbaren Werkzeug- und Materialdimensionen.
In diesem Maßstab würden Blöcke eine Länge von so zwischen 0,8 mm und 2 mm haben. Ein 2 mm-Block ist schon ziemlich massiv, mit einer Länge von 32 cm im Original, jedenfalls auf einem kleineren Schiff.
Als ich in etwa 2007 mit dem Photoätzen begonnen hatte, kam mir der Gedanke, 'modernere' Blöcke durch oberflächengeätzte Teile, die gefaltet und verlötet werden, herzustellen. Als ich damals noch keine Blöcke brauchte, hatte ich die Idee nie praktisch umgesetzt. Da ich inzwischen einen kleinen Laserschneider besitze, war der Gedanke naheliegend, das gleiche Prinzip anzuwenden und die Blöcke aus lasergeschnittenen Papierteilen aufzulaminieren. Inzwischen gibt es ja wohl auch größere Blöcke zu kaufen, die aus lasergeschnittenen Holzteilen zusammengesetzt werden. 
Mein Ziel war, Blöcke zu fabrizieren, die nicht nur die korrekte äußere Form haben, sondern durch die auch die 'Taue' korrekt laufen, d.h. ich wollte diese kleinen Quader, aus denen die Taue senkrecht herauskommen und die man allzuoft auf Modellen sieht um jeden Preis vermeiden.

*****************************
Warnung, der folgende Text beschreibt zunächst meine erfolglosen Irrwege – Da es praktisch unmöglich sein würde, die winzigen Einzelteile der Blöcke korrekt auszurichten, wurden diese in ihrer korrekten Position in Rahmen mit mehreren Blöcken gezeichnet. Die Rahmen wurden dann aufeinander laminiert und, nachdem der Lack gut durchgetrocknet war, wurden die Blöcke herausgetrennt. Da für die Ankerkräne und die Bootsdavits eine Reihe von Doppelblöcken gebraucht werden, habe ich gleich mit dieser Herausforderungen begonnen. Nach dem Gelingen sollte die Herstellung von einfachen Blöcken dann simpel sein. Durch die Dicke des Canson-Papiers wurden sieben Schichten gebraucht, je eine für die äußere Lage, eine für die Trennung der beiden Scheiben, sowie zwei Schichten für jede Scheibe. Das Laminieren selbst ging gut, aber es gelang nicht die einzelnen Lagen genau genug gegeneinander auszurichten. Das mit Zaponlack getränkte Papier läßt sich auch nicht sehr gut und ausreichend glatt schleifen. Das Hauptproblem war aber, daß sich die Löcher für die Taue immer mit Lack füllten und Versuche sie aufzubohren in der Zerstörung der Blöcke endeten.
Nach einem guten Dutzend an Versuchen mit unterschiedlichen Konfigurationen der lasergeschnittenen Teile habe ich dann aufgegeben.
Ich bin dann zur klassischen Methode mit Blöcken, die aus einer Leiste herausgearbeitet werden zurückgekehrt. Allerdings habe ich zunächst Polystyrol und Plexiglas verwendet. Während beide Materialien leicht zu bohren waren, waren sie aber zu weich, um die notwendigen Nuten sauber einzuarbeiten, besonders das Polystyrol. Ein Versuch, die Schlitze einzusägen, dann von unten durch aufgeklebte Teile zu verschließen und gedrehte Scheiben einzusetzen waren ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Die Teile brachen und es nicht möglich, die nur 0,2 mm breiten und 0,8 mm langen Schlitze von Klebstoff frei zu halten bzw. nachzuarbeiten. Ein Versuch in Messing schlug ebenfalls fehl.

***********************************
Und nun die Erfolgsstory – Schlußendlich bin ich zum bewährten Hartpapier bzw. Pertinax zurückgekehrt. Das Material ist hart und schmiert nicht, ist aber auch viel spröder, als die anderen Materialien. Das Bohren mit 0,2 mm ist aber problemlos möglich und strapaziert auch die Bohrer nicht zu sehr.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-339.jpg)
Das Bohren von 0,2 mm Durchgangsbohrungen in Pertinax-Streifen

Ich habe zunächst Streifen von der nötigen Breite von einer 1 mm dicken Pertinax-Platte abgesägt. Die Mikro-Fräsmaschine wurde dann als Koordinatenbohrmaschine eingesetzt und eine Reihe von doppelten Bohrungen für eine Partie von Blöcken eingebracht. Mit einem abgebrochenen 0,2 mm Bohrer als Fräser, der am vorderen Ende flachgeschliffen worden war, wurden sodann 0,25 mm tiefe Schlitze Simulation der Scheiben gefräst.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-340.jpg)
Fräsen von 0,2 mm breiten Schlitzen in Pertinax-Streifen

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-341.jpg)
Das Stereo-Mikroskop hilft bei der sicheren Handhabung der 0,2 mm-Werkzeuge

Das Profil der Blöcke wurde danach ungefähr mit Spitzfräsern unterschiedlichen Winkels herausgearbeitet. Die endgültige Formgebung erfolgte von Hand mit Diamantfeilen und einem feinen, gummierten Schleifrad in der handgeführten Bohrmaschine.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-342.jpg)
Ein Reihe von Doppelblöcken vor dem Auftrennen

Um die Blöcke mit einer Kreissäge aufzutrennen wurde der Pertinax-Streifen in eine Spannzange aufgenommen. Um das Teppichmonster nicht unnötig zu füttern, wurde der Streifen mit einem Klebstreifen hinterklebt, der die Blöcke auch nach dem Abtrennen noch hält.
Die Seitenflächen der Blöcke wurden mit Diamantfeilen und einer gummierten Schleifscheibe in Form gebracht. Dabei wurde der Block in einem speziellen Feilkloben gehalten. Dieser hat Einsatzbacken aus Messing in den eine entsprechende Vertiefung eingefräst ist.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-343.jpg)
Eine kleine Sammlung von Blöcken und der spezielle Feilkloben

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-344.jpg)
Blöcke auf einer 1 Euro-Cent-Münze zum Vergleich

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-345.jpg)
Zwei Größen von Blöcken von jeweils 1,6 mm und 2 mm Länge

Die Blöcke müssen nun noch mit Bändern und Haken komplettiert werden – eine weitere fummelige Herausforderung.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: matz in 10. April 2021, 07:19:57
Höchste Präzision im Subatomarbereich, der reine Wahnsinn  :P :P :P

Dass bei der Arbeit regelmäßig ein Mikroskop nötig ist war irgendwie klar.
Bei der Präsentation des fertigen Modells ist dann hoffentlich eine Dokumentation des Bauprozesses dieser Flöhe dabei, sonst glaubt das niemand. 8o
Und auf die Ausrüstung der Blöcke mit Bändern und Haken bin ich jetzt echt gespannt.

Bräuchte da übrigens noch einige im Maßstab 1:100  :D
Bei dem Aufwand schätze ich den Stückpreis auf 10€ bis unbezahlbar.

Gruß
matz
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Frankzett in 12. April 2021, 20:03:43
... und schwitze schon Blut bei meinem 1:72er Kahn   ;(

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: dafi in 14. April 2021, 14:08:18
Immer wieder geil zu sehen :-)

XXXDAn
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 16. Oktober 2021, 23:00:02
Block-Herstellung 2

Irgendwie sind es immer zwei Schritte vorwärts und mindestens einer zurück ... neben den Problemen bei der Herstellung selbst, habe ich auch immer mindestens 1/3 der ursprünglich fabrizierten Blöcke unterwegs verloren. Sie springen von der Pinzette oder anderen Werkzeugen. Da das Bakelit leicht und elastisch ist springen sie weit in unvorhersehbare Richtung und bleiben nie auf dem Arbeitstisch oder wenigsten in meiner Schürze.

Ich war auch nicht wirklich zufrieden mit den Blöcken, die ich bislang fabriziert hatte und probierte daher in den letzten Wochen andere Herangehensweisen. Vielleicht war mein aus einem abgebrochenen Bohrer zurechtgeschliffener Fräser nicht scharf genug, aber die Schlitze zur Simulation der Scheiben brachen an den Rändern immer wieder aus. Ich habe mir daher in China einen richtigen 0.2 mm Fräser bestellt (hier in Europa hätte mich alleine der Versand soviel gekostet, wie der dortige Gesamtpreis). Dem war aber kein besserer Erfolg beschieden. Das liegt wahrscheinlich an der Schichtstruktur des Hartpapier. Vielleicht hätte man die Blöcke in anderer Orientierung aus dem Hartpapier schneiden sollen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-346.jpg)
Fräsen der Keepen für die Strops

Danach habe ich eine Methode ausprobiert, die auf verschiedenen Fora vorgestellt wurde. Flache Sägeschnitte über die ganze Länge des Blocks simulieren die Schlitze für die Scheiben. An einem Ende wurde dann ein Loch für das Tau gebohrt. Die übrige Prozedur für die Bearbeitung des Blocks war dann, wie gehabt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-347.jpg)
Bohren der 0.2 mm Löcher für das Tau

Ein Problem war immer das Abtrennen der einzelnen Blöcke. Meine ursprüngliche Methode war arbeitsaufwendig und wenigstens einer von fünf Blöcken flog irgendwo hin in die Werkstatt, um nicht mehr gefunden zu werden. Nicht sehr effizient. Ich habe mir also eine kleine Vorrichtung für den Sägetisch der Uhrmacherdrehbank nach dem Vorbild der Sägeschlitten für Tischkreissägen gebaut. Damit wird sowohl das Werkstück, als auch der abgeschnittene Block sicher geklemmt. Außerdem läßt sich der Sägeschnitt präzise positionieren.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/tools/attachments/cut-off-slide-01.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/tools/attachments/cut-off-slide-02.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/tools/attachments/cut-off-slide-05.jpg)
Ein Miniatur-Sägeschlitten für die Uhrmacherdrehbank zum Abtrennen der Blöcke

Der Sägeschlitten besteht aus einem rechteckigen 8 mm x 6 mm Aluminiumprofil, das unten so ausgefräst wurde, daß es über das Sägetischchen greift und seitlich geführt wird. In die Vorderseite wurde eine Stufe gefräst über die ein 6mm x 6 mm  Winkelprofil paßt, das als Niederhalter fungiert. Der Winkel wird durch zwei Messingstifte geführt die hart eingelötet wurden. Zwei Schrauben (seit das Photo gemacht wurde habe ich eine weitere Schraube hinzugefügt) ziehen den Niederhalter auf das Werkstück. Der Sägeschlitz wurde dann im zusammengebauten Zustand in situ mit dem 0,2 mm Blatt eingebracht, mit dem zusammen der Schlitten verwendet werden soll. Damit geht das Abtrennen der Blöcke rasch, sicher und ohne Verluste vonstatten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/tools/attachments/cut-off-slide-03.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/tools/attachments/cut-off-slide-04.jpg)
Der Sägeschlitten auf dem Sägetischchen der Uhrmacherdrehbank

Nach dem Abtrennen werden die Blöcke einzeln mit einem gummigebundenen Schleifrad im Handschleifer verrundet. Versuche mit einer kleinen, selbstgebauten Trowalisiermaschine waren nicht erfolgreich, da die Blöcke zu klein, zu leicht und das Bakelit relativ abriebfest ist. Das Verrunden von Hand geht recht rasch vonstatten.

Die früheren Versuche zur Blockherstellung hatten vor allem das Ziel, die runde Scheibe zu simulieren, so daß das Tau den Block tangential verläßt. Um das nun zu erreichen, müssen der Schlitz und die Bohrung manuell bearbeitet werden, was bei einem Durchmesser von 0,2 mm nicht so einfach ist. Für Durchmesser größer als 0,25 mm habe ich mir einen diamantierten Draht besorgt, so wie er zu sägen von Halbedelsteinen verwendet wird. Das ist der kleinste verfügbare Durchmesser. Nach etwas Überlegen, habe ich einen Miniaturstichel aus einem abgebrochenen Laubsägeblatt zugeschliffen, das zufällig 0,2 mm dick war. Im Moment wird der Stichel in einem Nadelhalter verwendet, ich muß mir bei Gelegenheit ein passendes Heft dazu machen. Mit diesem Stichel wird der Schlitz in die Bohrung hinein verrundet, wobei der Block einem Stiftenkloben gehalten wird, dessen Messing-Einsatzbacken passend zugerichtet wurden.
Die Keepe für den Stropp wurde mit einer kleinen (1 mm x 1 mm x 1 mm) Dreikantfeile eingebracht.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-348.jpg)
Speziell zugerichtete Messing-Einsatzbacken des Stiftenklobens zum Halten der Blöcke

Die nächste Herausforderung waren die außenliegenden Stropps mit einem Haken. Eigentlich bestehen diese Stropps aus Flacheisen. Es war zwar möglich, den verzinnten Kupferdraht, den ich verwenden wollte, in kontrollierter Manier abzuflachen, aber das dann sehr dünne Material brach leicht und es war schwierig, die flachen Abschnitte genau um den Block zu plazieren, bevor den Enden zusammengedreht wurden, um den Haken zu formen. Daher habe ich eine Konzession an die Praktikabilität gemacht und runden Draht genommen. Ein weiteres Problem bestand darin den Block während des Anbringens des Stropps zu halten. Ich habe mir eine spezielle Klemme für die Dritte Hand aus Hartgewebe gemacht, aber diese hielt den Block nicht fest genug. Mir ist dann schließlich aufgegangen, den modifizierten Stiftenkloben zu nehmen, in dem der Block ja formschlüssig in Zugrichtung beim verdrillen gehalten wird. Trotzdem ist die Herstellung der Drahtstropps eine einigermaßen diffizile Operation.

Der verdrillte Schwanz des Stropps wurde dann vorsichtig zu einem Haken gebogen. Der verzinnte Kupferdraht ist allerdings so zu weich um praktisch als Haken zu dienen und auch die Struktur der verdrillten Drähte zu offensichtlich. Der Haken wurde daher mit etwas Weichlot überzogen. Der Körper des Haken wurde auch mit einer Zange etwas abgeflacht, um besser die Form eines solchen Hakens wiederzugeben.
Unter dem Strich stellte sich die Blockherstellung als sehr zeitaufwendige Prozedur dar. Ich schätze, daß in jedem Block etwa eine Stunde Arbeit steckt, wenn man alle Bearbeitungsschritte zusammenzählt und das trotz Produktion in Losen von acht Blöcken. Das mag bei einem kleinen Schiff noch angehen, ist aber wohl für ein größeres Segelschiff noch zu aufwendig.
Ich auch nicht zufrieden mit der Tatsache, daß die Blöcke und insbesondere die Haken nicht so gleichförmig geworden sind, wie ich mir das vorgestellt habe und wie man eigentlich von der Serienproduktion erwarten sollte.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-349.jpg)
2mm-Blöcke (in hellerem Material) und 1,6 mm Blöcke (in dunklerem Material) – die Blöcke werden alle weiß gespritzt werden.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 16. Oktober 2021, 23:02:40
Herbstliche Fortschritte

Es hat mich überrascht, wie die Zeit vergeht – schon drei Monate seit dem letzten Bericht! Gut, ich war sechs Wochen in Spanien zu einer Art Arbeitsurlaub und danach kam mir da richtige Arbeitsleben wieder in die Quere.
Ich lasse das Bemalen meist bis zum Schluß, bevor alles zusammengesetzt wird. Das verhindert Beschädigungen des Anstrichs durch das Handhaben des Modells und, daß sich Staub darauf ansammelt, der dann nur schwer zu entfernen ist. Aber ich hatte das Gefühl, daß das Projekt inzwischen soweit fortgeschritten war, daß ich endlich sehen wollte, wie das einmal fertig aussehen würde. Da gab auch einen Motivationsschub, anstatt sich in der endlosen Produktion von Kleinteilen zu verlieren.
Das Modell wurde also gründlich enstaubt und entfettet. Die Reihenfolge der Farben wollte gut überlegt werden, um von hell nach dunkel arbeiten zu können. Ich wollte auch von innen nach außen arbeiten, da so das Maskieren einfacher war.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/WZ-11046-WESPE.jpg)
Photographie von 1876, die deutlich das Farbschema von SMS WESPE zur Zeit ihrer Ablieferung zeigt

Es wurden Farben von Vallejo (die in Frankreich unter dem Namen ,Prince August' vertrieben werden) und von Schmincke verwendet.
Ich begann also mit dem Weiß der Innenseite von Kasematte und Schanzkleid sowie der Wände des Deckshauses, das mit der Spritzpistole aufgetragen wurde. Leider hatte ich Probleme mit meiner Spritzpistole – offenbar hatte sich im hinteren Teil des Düsenkanals trotz gründlicher Reinigung im Laufe der Zeit etwas Farbe angesammelt. Nach ein paar Sprühstößen fing sie an zu verstopfen. Nach Auseiandernehmen und einer Grundreinigung zeigt sie sich wieder kooperativ. Das Problem trat gerade bei der weißen Farbe auf, da deren Pigmente etwas gröber sind als bei vielen anderen Farben. Leider konnte ich wegen der vielen angeklebten Teile, wie Schanzkleidstützen, die Flächen nicht abschleifen und neu lackieren ... der weiße Anstrich ist leider nicht so, wie ich mir das gewünscht hatte.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-350.jpg)

Die Decks waren ursprünglich nicht mit Holz (mit Ausnahme des Backdecks und des Bodens der Kasematte) oder Linoleum belegt, sondern waren mit einer Mixtur aus Kohlenteer und schwarzer Ölfarbe gestrichen, der Sand beigemischt wurde, um die Rutschfestigkeit zu erhöhen. Ich nehme an, daß diese Mischung mit der Zeit eine dunkelgraue Farbe annahm, ähnlich wie ältere Asphaltstraßenbeläge. Prince August 996 (Deutsches Panzergrau) schien mir dafür die richtige Wahl. Die Decks waren vorher zusammen mit den anderen Partien weiß gespritzt worden, um den Farbauftrag mit dem Pinsel zu erleichtern, da es unmöglich war, die Schanzkleidinnenseite abzukleben. Ich begann zunächst damit die Wassergänge und Zwischenräume zwischen den Stützen zu streichen, worauf die Decks selbst mit mehreren dünnen Schichten folgten. 

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-351.jpg)

Die Anstriche der Schiffe der preußischen bzw. Kaiserlichen Marine nach 1867 sind relativ gut bekannt, da sich die Vorschriften z.B. im Marine-Verordnungs-Blatt erhalten haben. Für die ersten beiden Dienstjahre von SMS WESPE waren die Vorschriften von 1874 gültig. Diese legten fest, daß das Unterwasserschiff rot zu streichen war und das Überwasserschiff bis zum Hauptdeck bzw. dessen Reling schwarz. Die Wasserlinie markierte ein weißer Streifen. Ein weiterer weißer Streifen verlief unmittelbar unter der Reling. Alle Aufbauten, die Innenseite des Schanzkleides, Ventilatoren usw. waren weiß zu streichen, die Schornsteine und Masten gelb. Nach den erhaltenen Photographien zu urteilen, gab es bei SMS WESPE gewisse Abweichungen im Detail, die ansprechen werde, wenn entsprechenden Teile an der Reihe sind.

Zunächst wurde der schmale, sichtbare Oberrand des Unterwasserschiffes in Valejo 71.269 (Rot RAL 3000) gestrichen. Dieser Bereich wurde dann mit Tamiya Abdeckband abgeklebt und ebenso das offene Deck usw. und dann der Rumpf in Schwarz gespritzt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-352.jpg)

Es sieht so aus, also ob die Schanzkleidreling gefirnißtes Naturholz war. Ich habe sie daher zunächst mit Prince August 77 (bois-Holz) gestrichen, worauf ein Lasur mit 834 (bois transparent) kam, das etwas heller im Ton ist, gefolgt von einer weiteren leichten Lasur mit Vallejo 71.074 (Beige). Zum Schluß wurde noch eine leichte Lasur mit Vallejo 70.956 (transparent orange) aufgetragen, was dem ,Holz' eine gewisse ,Tiefe' und einen warmen Ton gibt (Dank an 'bughunter' für diese Idee !).

Die obenstehenden Bilder zeigen den ,rohen' Anstrich. Er muß noch hier und da ausgebessert und das Rankenwerk an Bug und Heck muß noch fertiggestellt werden. Zum Schluß wird es noch leichte Gebrauchsspuren mit Pastellkreiden usw. geben, aber nicht zu intensiv, da die Boote in Friedenszeiten ja gepflegt wurden.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: knightofthesky in 17. Oktober 2021, 09:10:14
Hi!

Unglaubnliche Detailarbeit und hervorragend beschrieben, sieht echt spitzenmäßig aus...Baubericht und Ergebnis!  :P :P :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 18. Oktober 2021, 22:50:26
Sehr schöne Fortschritte!
Ein Langläufer, nach 11 Jahren und 14 Seiten bekommt das Schiff selbst Farbe ab - sieht Klasse aus!
Und schön, daß ich - zumindest virtuell - helfen konnte :winken:

Viele Grüße,
Bughunter ( der hofft, daß es weniger als weitere 14 Seiten bis zur Fertigstellung braucht!)
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Frankzett in 23. Oktober 2021, 16:52:13
Oh Mann... :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 24. Oktober 2021, 14:27:10
Na ja, ein paar Seiten werden es wohl schon noch werden, da noch eine Menge Kleinteile fehlen ...

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Mehr Farbe

Nach den Vorschriften von 1874 sollten die Schiffe einen weißen Wasserpaß bekommen sowie einen etwas schmaleren weißen Streifen unterhalb der Reling. Dieses Schema ist gut auf der alten Photographie im letzten Beitrag zu erkennen. Zu dieser Zeit war auch alles Schnitzwerk in einfachem Weiß gehalten, im Gegensatz zu später, wo dieses gelb gestrichen und teilweise vergoldet wurde.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-353.jpg)

Der einfachste Weg zu den weißen Streifen an einem so kleinen Modell schien mir, diese aus weißer Abziehbildfolie zu schneiden. Das Anbringen gestaltete sich dann aber als ziemliche Fummelei und resultierte in einer Menge innerlicher Flüche, bis alles einigermaßen an seinem Platz war. Hie und da war auch ein wenig Retusche mit weißer Acrylfarbe notwendig. Ich habe dieser Tage wenig mit Abziehbildern zu tun und hatte dementsprechend auch keinen Weichmacher im Haus, der die Arbeit vielleicht etwas erleichtert hätte. Die Streifen wurden dann noch zusätzlich gesichert, indem mit einem feinen Pinsel etwas seidenmatter Lack darunter infiltriert wurde. Um dann die unterschiedlichen Glanzgrade auszugleichen habe ich mit der Spritzpistole seidenmatten Lack über den Rumpf gesprüht. Der Acryllack von Prince August Air war aber doch wohl noch etwas zu viskos und resultierte in einem grauen Rumpf. Den Schock-Moment habe ich dann überwunden, indem ich eine weitere dünne Schicht mit einem breiten Haarpinsel aufgetragen habe.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-354.jpg)

Es wäre vielleicht besser gewesen, den Rumpf erst ganz weiß zu streichen und dann die weißen Streifen mit schmalen, aus Tamiya-Abdeckband geschnittenen Streifen abzukleben ...

Die Bug- und Heckverzierungen wurden anschließend mit weißer Acrylfarbe und einer einigermaßen ruhigen Hand angelegt. Das Bemalen solcher dreidimensionaler Verzierungen ist aber schwieriger, als man sich vielleicht denkt, da die Farbe die Tendenz hat durch Kapillarwirkung in die Ecken zu fließen. Diverse Retuschen und Reretuschen waren notwendig

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-355.jpg)
Hölzerne Decks der Barbette und der Back.

Ich habe dann auch die beiden einzigen hölzernen Decks farblich angelegt, nämlich das der Barbette und das der Back mit ihrem charakteristischen radialen Plankenverlauf, der mögliche Schäden durch Druckwelle des Geschützes minimieren sollte. Die Plankennähte waren schon vor längerer Zeit mit einem Gravierstichel gezogen worden. Die Decks wurden zunächst mit der Spritzpistole in Prince August 77 (bois-Holz) grundiert. Darauf wurde mit einem breiten Haarpinsel eine Lasur mit 834 (bois transparent) aufgetragen, die etwas heller im Ton ist. Einige Planken bekamen dann noch eine leichte Lasur von Vallejo 71.074 (beige) mit einem feinen Pinsel. Die Nähte wurden sodann mit einem 0,05 mm schwarzen, permanenten 'Fine-Liner' nachgezogen. Die überschüssige Pigment-Tinte wurde sofort mit der sauberen Fingerspitze in Richtung der Naht abgewischt, so daß sie nur in der dünnen Gravur stehen blieb.
 
(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-356.jpg)
Das Backdeck provisorisch aufgelegt.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Duckdalb in 24. Oktober 2021, 22:47:36
Echt jetzt? Man hat alle Decksplanken konisch zugeschnitten??? Ist ja der Hammer...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: tsurugi in 24. Oktober 2021, 22:57:23
Was für eine Arbeit die so zu schneiden !
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 25. Oktober 2021, 09:57:21
Danke, daß Ihr mir das zutraut ! Aber nein, die Planken wurden in ein Stück Hartpapier eingraviert:

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-129.jpg)

Es wäre zwar im Prinzip recht einfach, solche keilförmigen Planken aus Holz herzustellen: man macht ein Paket aus 'normalen' rechteckigen Planken und schleift das dann keilförmig zu. Das Verlegen der nur 0,4 mm Planken mit dem komplizierten Umriß wäre aber wahrscheinlich nicht sehr erfolgreich gewesen.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 31. Oktober 2021, 17:39:43
Installationen an Deck

Das Bemalen der diversen Teile braucht seine Zeit. Einige Teile können mit der Spritzpistole behandelt werden, während für andere Pinselbemalung notwendig ist, entweder weil das Maskieren der kompliziert geformten Teile zu schwierig ist oder weil sie zu empfindlich dafür sind.

Auf dem Deck der Barbette wurden die Laufschienen für die Unterlafette, das Pivot und der Zahnbogen für die Seitenrichtung installiert. Diese Teile waren schon vor vielen Jahren aus Stahl gefertigt worden. Obwohl beim Vorbild bestanden die Laufschienen wohl aus Walzeisen (wie Eisenbahnschienen) erschienen mir die blanken Teile zu hell. Sie wurden daher zunächst schwarz gespritzt und dann die Bereiche, die wahrscheinlich dem Abrieb durch die Laufrollen ausgesetzt sind, mit einem Bleistift abgerieben. An manchen Stellen kam auch das blanke Metall wieder zum Vorschein. Insgesamt gibt das den Laufschienen eine gebrauchte Anmutung. Der Zahnbogen bestand im Original aus Bronze und wurde deswegen auch aus Bronze gefertigt.

An Deck befindet sich auch der Deckel des Schachtes, aus dem die Kartuschen aus dem Pulverraum darunter hochgegeben wurden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-357.jpg)
Das Deck der Barbette mit den Laufschienen und dem Geschützpivot

Das Achterdeck wurde mit verschiedenen Oberlichten aus Messing ausgerüstet, die die darunterliegenden Offizierskajüten usw. beleuchteten. Sie bestanden aus einem runden, verglasten Messingrahmen der in das Deck eingelassen war. Auf der Unterseite war das Glas als mehrseite Pyramide gestaltet die das Tageslicht bündelte und dann verteilte. Der Rahmen war aus Messing gedreht und dann verglast worden, in dem er in einen Tropfen von Acrifix 192 auf der hochglänzenden Seite von Aluminiumfolie gedrückt wurde. Auf diese Weise erhält man nach Aushärten des Klebers eine hochglänzende Plexiglasscheibe. Auch wenn das sehr nach Modell aussieht, habe ich die Ringe glänzend gelassen, sie werden über die Jahre matter und dunkler werden und dann mehr dem Original entsprechen – ich habe allerding keine Informationen darüber, wie die Rahmen zu dieser Zeit wirklich aussahen. Auch die Gläser werden durch das Darüberlaufen wahrscheinlich mit der Zeit matt werden – vielleicht wäre es besser gewesen, sie mit einem Tropfen Weißleim zu imitieren.
Die Doppelpoller und die Deckel der Kohlenluken (nicht auf dem Bild unten) wurden nach Vorbild ebenfalls schwarz gestrichen und installiert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-358.jpg)
Achterdeck mit Oberlichten und Doppelpollern

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 02. November 2021, 19:14:01
Weitere Ausrüstung der Barbette

Ich habe inzwischen die Leitern installiert, die es der Geschützmannschaft erlaubte über die Seiten in die Barbette zu klettern. Weiterhin kamen die Gestelle mit der Bereitschaftsmunition an ihren Platz, ebenso wie die Grätings über dem Niedergang in das Mannschaftsquartier unter der Back, das auch den Kurbelmechanismus zum Drehen des Geschützes beherbergt, und das über der Geschoßaufgabe. Diese Grätings sind etwas gegißt, da die zeitgenössischen Zeichnungen auch als Treppen interpretiert werden könnten. Ich bin aber davon ausgegangen, daß der Niedergang in das Mannschaftsquartier gegen Abstürzen gesichert gewesen sein muß, aber andererseits auch eine verbale Kommunikation mit den Leuten an den Kurbeln erlaubt haben muß. Die Gräting über der Geschoßaufgabe muß wohl irgendwie mit Scharnieren versehen gewesen sein. Darüber befand sich ein Galgen mit Talje, um die Geschoße in die Barbette zu fördern.

In einer Ecke befindet sich eine Kiste mit einem gelochten Halter, deren Funktion aber nicht aus den Zeichnungen abgeleitet werden kann. Leider sind auch die handschriftlichen Notizen dazu auf meinen Scans nicht lesbar.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-359.jpg)
Barbette mit Gestellen für die Bereitschaftsmunition, Leitern und Grätings

Im nächsten Schritt sollen die diversen Bullaugen im Deckshaus und dem Rumpf installiert werden. Über das Aussehen dieser Bullaugen wissen wir recht gut Bescheid, da von SMS SALAMNDER, die vor der nordholländischen Küste wrack geworden war vor ein paar Jahren ein solches Bullauge geborgen wurde und sich nun in privater Hand befindet. Ich habe Photographien davon bekommen können. Auf dem Modell wird davon allerding von außen nur ein schmaler Messingring zu sehen sein. Die Bullaugen waren sehr klein und hatten einen Durchmesser von nur 16 cm, was dann 1 mm im Modell entspricht.

Ich wollte eigentlich die Bullaugen dadurch herstellen, indem kurze Stücke von dünnwandigem Ms-Rohr in Acrifix 192 getaucht werden. Dieser Plexiglas-Klebstoff erwies sich aber als zu viskos, um in die 0,8 mm Öffnung des Rohres einzudringen. Ich werde mir etwas anderes ausdenken müssen ...

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: AnobiumPunctatum in 02. November 2021, 19:45:07
Warum legst Du die Bullaugen nicht schwarz (oder dunkel) an und tupfst Kristal Clear oder Ponal in die Bohrungen?
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 02. November 2021, 20:15:38
Zu primitiv  :pffft:  Erstens möchte ich den Messingring haben und zweitens eine wirkliche, ebene Scheibe. Bei den anderen Methoden bildet sich in der Bohrung ein Meniskus aus und man die Tiefe der Scheibe in der Bohrung nur schlecht kontrollieren. Werde es mal mit einem abgedrehten Plexiglasstab in den Röhrchen versuchen.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 04. November 2021, 13:54:13
Schöner Fortschritt :P
Einige Details, die nun ihren endgültigen Platz gefunden haben, erkenne ich von früheren Seiten wieder :1:

Für die Bullaugen: auch klaren Gußast (besonders gut die von Eduard) kann man wie üblich über einer Kerze erwärmen und ziehen, bis er in Messingrohr passt. Die Enden abgeschnitten und poliert. So habe ich schon Zielfernrohre in 1:48 gefertigt, durch die das Licht scheint.

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 04. November 2021, 14:42:27
Danke, aber leider finden sich Angußäste schon seit Jahrzehnten nicht mehr in meinem Fundus  :D

Auch Plexiglas läßt sich warm verformen ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 23. November 2021, 22:39:45
Zusammenbau der Steuerstände

Nur langsame Fortschritte z.Zt. wegen Reisen und weil man ja zwischendurch auch etwas Geld verdienen muß ...

Die Bemalung der verschiedenen Kleinteile ist sehr zeitaufwendig, oft beginnend mit einer Grundschicht, die mit der Spritzpistole aufgetragen wurde und weiteren Details mit dem Pinsel. Oft sind verschiedene Schichten von Farbe bzw. Lasuren notwendig. Besonders Teile die die Anmutung von geöltem oder lackiertem Holz bekommen sollen brauchen nach der Grundfarbe Lasuren in einem dunkleren Ton und abschließend womöglich mehrere Schichten von Klarlack, um die ,Tiefe' der Farbe zu erzielen. ,Geöltes' Holz bekommt dabei einen Schlußüberzug mit Vallejo Seidenglanzlack, während ,lackiertes' Holz einen solchen mit einer 1:1 Mischung aus Vallejo Glanz- und Seidenglanzlack bekommt, da der Seidenglanzlack nicht stark genug glänzt.

Unten zwei Bilder der aus den früher hergestellten, laser-geschnittenen Einzelteilen zusammengebauten Steuerstände. Die Steuerräder und Konsolen wurden mit Prince August (Vallejo) 'Mahagoni transparent' behandelt, während die Grätings einen Grundanstrich in Prince August (Vallejo) 'Holz', gefolgt von Lasuren mit Schmincke 'ocker' um ihnen das Aussehen von Teakholz zu geben (na ja, so ungefähr).

Ich muß nochmal ein paar bessere Nahaufnahmen machen damit man sieht, daß die Steuerseile in Führungsrohren verschwinden, die aus oben aufgeweiteten Stücken von Messingrohr mit 0,6 mm Außen- und 0,4 mm Inndurchmesser hergestellt wurden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-360.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-361.jpg)

Steuerseile sind ein scheinbarer Anachronismus im Jahr 1876, in dem es bereits Steuerketten und Dampfsteuerapparate gab. Es scheint aber, daß die Kriegsmarinen noch länger an diesem System festhielten, da Kampfschäden so mit Bordmitteln leichter zu reparieren waren.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 05. Dezember 2021, 21:05:37
Verglasung der Bullaugen

Im Anschluß an die obige Diskussion zur Verglasung der Bullaugen, habe ich mir die verfügbaren Photographien noch einmal vorgenommen und bin zu dem Schluß gekommen, daß man den Bronzerahmen von außen eigentlich gar nicht sieht. Andererseits ist aber die Auflösung der Photographien bzw. der Scans davon nicht wirklich ausreichend, um solche Details sicher erkennen zu können.

Um mir das Leben zu vereinfachen, habe ich mich dann für Plexiglas-Stifte entschieden. Ich habe immer 1 mm Rund-Plexiglas vorrätig und davon wurden gut 2 mm lange Stifte abgeschnitten. Die Stifte müssen etwas länger als dick sein, damit sie sich bei Einsetzen nicht so leicht verkanten. Die Außenseite wurde auf der Drehbank flach gedreht und die Rückseite mit einer Fase versehen, um das Einsetzen zu erleichtern. Dieser Teil wurde mit einem Permanentmarker schwarz gefärbt. Auf der Mikro-Fräsmaschine wurde die Außenseite mit einem Silikonpolierer auf Hochglanz poliert.

Um die Stifte gleichmäßig tief einsetzen zu können, habe ich mir ein kleines Werkzeug gemacht, einen 2 mm Plexiglas-Stift, von dem am Rand ein Stück 0,3 mm lang abgedreht wurde.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-362.jpg)
Die Plexiglas-Stifte fertig zum Einsetzen

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-363.jpg)
Verglaste Bullaugen der Back

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-364.jpg)
Verglaste Bullaugen der Back

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 19. Dezember 2021, 22:33:19
Ein rätselhaftes Detail in der Barbette

In den Original-Decksplänen von der Mitte 1880er Jahre erscheint ein etwas rätselhaftes Detail, das aber nicht nicht in den Längsschnitten dargestellt ist, was weiteren Aufschluß hätte bringen können. Dieses Detail mir einige Zeit etwas Kopfzerbrechen bereitet, bis mir kam, daß die ovalen Elemente den Querschnitt eines Gewehrschaftes darstellen – wir schauen also auf Gewehrständer. Diese Interpretation wurde bestätigt, nachdem ich auf spätere Zeichnungen aufmerksam wurde, auf denen die Details in der Tat als Gewehrständer bezeichnet sind.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Barbette-72.jpg)
Die rätselhaften Details in der Barbette

Zu allen Zeiten wurden Kriegsschiffe mit Handwaffen ausgerüstet, um einerseits Enterungsversuche abwehren, solche selber unternehmen oder auch um Landungskorps ausrüsten zu können. Nach RECKENDORF (1983) waren die Schiffe der Kaiserlichen Marine zur fraglichen Zeit mit der Jägerbüchse 71 samt dem zugehörigen Bajonett ausgerüstet. Wie der Name andeutet war dieses Gewehr eine Sonderausführung des Infanteriegewehrs 71, das für die Jägerbatallione vorgesehen war und wurde nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 eingeführt, um das inzwischen veraltete Zündnadelgewehr zu ersetzen. Im Vergleich zum Gewehr 71 war die Jägerbüchse sorgfältiger hergestellt und inspiziert, hatte einen feineren Abzug und war auch etwas leichter – die Jäger waren bekanntlich als Einzelschützen ausgebildet. Beide Gewehre waren noch Einzellader, aber für Metallpatronen vorgesehen.

In dem zitierten Buch und im Internet habe ich brauchbare Photographien der Jägerbüchse 71 gefunden. Im Maßstab 1:160 ist das Gewehr aber nur 7,8 mm lang, so daß es ziemlich vereinfacht dargestellt werden muß. Ich habe den Schaft für den Laserschneider so gezeichnet, daß er aus zwei Lagen von 0,2 mm dickem Canson-Papier zusammengesetzt wird. Gleichzeitig habe ich die Teile für den Gewehrständer gezeichnet, wie er wohl ausgesehen haben könnte, da originale Ansichten fehlen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Gewehrstaender-72.jpg)
Vorlage für den Laserschneider

Die Teile wurden in der bewährten Manier mit Zaponlack montiert und dann mit Vallejo-Acrylfarben bemalt.

Die Gewehrläufe wurden durch entsprechende Abschnitte von 0,2 mm verzinntem Kupferdraht dargestellt. Die Ringe, die den Lauf mit dem Schaft verbinden wurden durch flachgedrückten 0,1 mm verzinnten Kupferdraht imitiert. Da ich immer noch nicht die Zeit gefunden habe, die seit langem geplante Miniatur-Drahtwalze herzustellen, habe ich den Flachdraht dadurch hergestellt, indem ich einen Rundstahl über den Kupferdraht auf einer dicken Glasplatte gerollt habe.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-365.jpg)
Jägerbüchsen M71 im Maßstab 1:160

Da die winzigen Gewehre schwer handzuhaben sind habe ich sie mit seidenmattem Acryllack zur weiteren Ausstattung in den bereits zusammengebauten und bemalten Ständer geklebt. Eigentlich wollte ich sie auch noch einem Abzugsschutz aus 0,05 mm Draht versehen, aber die Ringe von 0,4 mm Durchmesser sind mir schneller von der Pinzette gehüpft, als ich sie ankleben konnte und habe das daher aufgegeben. Lediglich den Tragriemen auf flachgedrücktem 0,1 mm Kupferdraht habe ich mit ebenfalls mit Acryllack angebracht.

Angesichts der Arbeit und Nerven die dieses halbe Dutzend Gewehre gekostet hat, habe ich dann beschlossen den zweiten, auch weniger sichtbaren Gewehrständer leer zu lassen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-366.jpg)
Der fertig bestückte Gewehrständer

___________________________
RECKENDORF, H. (1983): Die Handwaffen der königlich preußischen und kaiserlichen Marine.- 172 p., plates, Dortmund (Eigenverlag).

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Frankzett in 23. Dezember 2021, 08:14:53
Wenn ich mir überlege, wie ich beim Modellieren bei 1:72-Figuren stilisiere, ist das schon unglaublich fein! Bei Einzelstücken braucht man sich zwar keine Gedanken über die Abformbarkeit machen, aber bei der Menge der hier hergestellten und verbauten präzisen "Serienteile" brauch man wohl entsprechende Nerven und Geduld... Capeau!

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: JWintjes in 23. Dezember 2021, 12:06:55
Sehr eindrucksvoll!  :P

Und vielen Dank für den Literaturhinweis, das kannte ich noch nicht - kommt mir aber gerade sehr gelegen.

Jorit
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 26. Dezember 2021, 20:01:30
Vielen Dank für die netten Worte !

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Fertigstellung der Oberlichte 1

Die Oberlichte an sich wurden ja schon vor langer Zeit hergestellt, aber ihre endgültige Ausrüstung wurde bis zu dem Zeitpunkt verschoben, an dem sie in das Modell eingegbaut werden können, da viele Details sehr empfindlich sind und während der Lagerung hätten beschädigt werden können.

Das große Maschinenraum-Oberlicht besteht aus einem geätzten Blech für die Kappe und wurde ansonsten aus Hartpapier rund um einen aus Plexiglas gefrästen Kern aufgebaut. Nach dem Bemalen der Einzelteile mußten noch das Schutzgitter aus Messingstäben eingesetzt werden. Für die Stäbe wurden in die Unterseite der Kappe Vertiefungen eingeätzt, um einen gleichmäßigen Abstand vorzugeben. Die Stäbe bestehen aus 0,1 mm starkem, vermessingtem Kupferdraht. Der Durchmesser von 0,1mm entspricht 16 mm im Original, was sicher zu dick ist, aber das war der dünnste messingfarbene Draht den ich finden konnte. Ich habe zwar ähnlich gefärbten Molybdändraht, aber es war zu schwierig diesen sehr harten Draht präzise zu den erforderlichen kurzen Stücken abzulängen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-079.jpg)
Ätzteil (links unten) für das Maschinenraum-Oberlicht

Die Drähte wurde mit Schellack eingeklebt. Dazu habe ich mir eine Schellack-Lösung von der Konsistenz dicken Honigs angesetzt. Diese Lösung ist sehr klebrig und bleibt es für eine Stunde oder so – reichlich Zeit die Drähte zu positionieren und neue Drahtstücke abzulängen, wenn mal eines unauffindbar von der Pinzette springen sollte. Mit einem Tropfen Alkohol kann man auch den Schellack wieder anlösen, falls das nötig sein sollte.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-367.jpg)
Die Positionierung der Gitterstäbe mit Schellack

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-368.jpg)
Alle Gitterstäbe angebracht

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-369.jpg)
Das vergitterte Maschinenraum-Oberlicht

Die Oberlichte wurde zunächst in Prince August (Vallejo) ,Holz' gespritzt und bekamen danach Lasuren mit ,Mahagoni transparent'. Um dem ,Holz' eine gewisse Tiefe zu geben, wurden anschließend mehrere Schichten Vallejo Seidenmattlack aufgetragen, bevor die Stäbe installiert wurden.

Schließlich wurden der Plexiglas-Kern und die geätzte Haube zusammengeklebt. Ein flacher, aus Messing gedrehter Knopf stellt den Lüfter auf dem Dach dar – das tatsächliche aussehen ist nur abgeschätzt, da dieser nur auf der allerersten Photographie von SMS WESPE undeutlich erkennbar ist.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-370.jpg)
Die vergitterte Kappe auf dem Plexiglas-Kern

Die beiden runden Öffnungen in den horizontalen Gittern werden die Maschinenraumlüfter aufnehmen. Diese werden aber erst später installiert, da die beiden Handgriffe zum Drehen sehr empfindlich sind.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-371.jpg)
Das Maschinenraum-Oberlicht vor dem Einabu

(Ich muß später einmal Aufnahmen mit Spiegelreflelkamera und diffusem Licht machen - auf diesen Nachaufnahmen sieht das alles furchtbar aus ...)

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Frankzett in 27. Dezember 2021, 12:26:46
...Verklebung von Metallteilen mit Schellack? Interessant, ich dachte mir so etwas ist zu spröde und blättert leicht vom Metall ab; gibt es noch irgend einen Zusatz zur Verstärkung der Klebekraft o.ä.?

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 27. Dezember 2021, 12:54:54
Man muß sich die Mechanik von Klebestellen anschauen: es gibt so genannte formschlüssige und kraftschlüssige Fügungen. Schellack ist für kraftschlüssige Fügungen nur bedingt geeignet, da er recht spröde und empfindlich gegen Scherkräfte ist. Bei flächigen Verklebungen kommt es einerseits auf die Oberflächenbeschaffenheit an und andererseits auf die physiko-chemische Interaktion zwischen Oberfläche und Klebstoff und auch wie elastisch der Klebstoff ist.

Uhrmacher verwenden seit Jahrhunderten Schellack, um Uhrteile auf so genannte Lackscheiben zu kleben und diese dann auf der Drehbank zu bearbeiten. Heute werden allerdings eher Sekundenkleber verwendet. Schellack hat den Vorteil, daß man mehr Zeit zum Positionieren hat.

Juweliere verwenden ebenfalls Schellack zum 'Fassen' und Sichern von Steinen. Der Schellack wird mitunter auch mit Wachs gemischt, um ihn weniger spröde zu machen. Steinfassungen sind allerdings praktisch immer formschlüssige Verbindungen, da z.B. Metallklammern über den Stein greifen.

Im konkreten Anwendungsfall handelt es sich ebenfalls um eine formschlüssige Verbindung, da die 'Gitterstäbe' ja in den geätzten Vertiefungen liegen und der Schellack sie nur am Verrutschen hindert. Das Gleiche wäre der Fall, wenn ich z.B. ein Ätzteil mit Schellack in eine Bohrung einklebe.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Frankzett in 28. Dezember 2021, 19:56:49
Interessant, zumal Alkohol als Lösungsmittel angenehmer riecht als Sekundenkleber... :D
Welchen Feststoffanteil hast Du in der Klebelösung, gibt es da evtl. ein paar Richtwerte zum Ansetzen des Schellacks?

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 28. Dezember 2021, 20:06:07
Nein, ich habe etwas Alkohol (Spiritus) in eine Filmdose gegeben und dann nach und nach ein paar Schellack-Plättchen, bis ich die gewünschte Honigkonsistenz hatte. Es braucht einige Zeit, bis der Schellack sich auflöst, man muß u.U. mit ein bis zwei Tagen für die Prozedur rechnen. Die Lösung hält aber ewig, man muß nur ein paar Tropfen Alkohol dazugeben, wenn sie zu eingedickt sein sollte. Deswegen kann man bei der Arbeit das Gefäß auch durchaus mal eine halbe Stunde offen stehen haben, ohne daß allzuviel passiert.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Graf Spee in 30. Dezember 2021, 15:43:55
Wieder mal ein schönes Update.

Das mit dem Schellack ist interessant.

:winken:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Rafael Neumann in 30. Dezember 2021, 20:59:28
Deine Updates sind wie immer der Hammer, und die Sache mit dem Schellack finde ich ebenfalls interessant.
Du verwendest aber tatsächlich Schellackplatten, die Du auflöst. Ginge für Verklebungen auch so ein fertiger Lack hier ?
https://www.obi.de/schellacke/bondex-schellack-transparent-250-ml/p/4721841

Schöne Grüße
Rafael
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 30. Dezember 2021, 21:37:16
Ich kenne das Produkt nicht, deswegen kann ich nichts zu seiner Viskosität sagen. Es ist aber offenbar dazu gedacht, Holz mit einer sogenannten Schellack-Politur zu versehen. Man kann damit zwar auch kleben, aber der 'Trick' ist eben die hohe Viskosität des selbst angesetzten Lösung.

Schellack-Plättchen (nicht Platten !  :D) gibt es im Internet oder im Bedarshandel für Tischlerei, Möbelrestaurierung, Instrumentbau, usw.: einfach mal Tante Google nach 'Schellack Plättchen kaufen' fragen.

Übrigens: Danke für die netten Worte !
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 02. Januar 2022, 20:11:30
Türknöpfe

Ich hatte das Bedürfnis, mal wieder etwas an der Drehbank zu arbeiten, deswegen habe ich mir die Knöpfe an den verschiedenen Türen des Deckshauses und der Rückseite der Back vorgenommen. D.h. ich nehme an, daß es Knöpfe und keine Klinken waren. An Bord werden aber wohl eher Knöpfe verwendet, da man an Klinken leicht mit Kleidung hängenbleiben kann und sich auch Leinen verhaken können.

Diese wurde aus kleinen Messingnägeln gedreht. Ich nehme gerne die Nägel dafür, da der Herstellungsprozeß das Material etwas härtet. Es ist sonst nicht so einfach harten Ms-Draht im Handel zu finden.

Der Zieldurchmesser der Knöpfe war 0,4 mm was einem Durchmesser von 64 mm im Original entspricht. Es brauchte eine ganze Reihe von Versuchen, bis ich die richtige Werkzeugeinstellungen und ein Arbeitsprotokoll gefunden hatte, um einen einigermaßen gleichen Satz von acht Knöpfen und ein paar in Reserve zu produzieren – die winzigen Knöpfe lieben es beim Einsetzen in die vorgebohrten Löcher von der Pinzette zu springen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-372.jpg)
Das Drehen der Türknöpfe: Schritt 1 – Vordrehen mit einem Nutenstahl

Das Drehen erfolgte in drei Schritten, nämlich 1) Vordrehen mit einem Nutenstahl, 2) Formen des Knopfes mit der Radiendreheinrichtung und 3) Abdrehen des Schaftes, bis der vom Material abbricht.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-373.jpg)
Das Drehen der Türknöpfe: Schritt 2 – Formen des Knopfes mit dem Radiendreheinrichtung

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-374.jpg)
Das Drehen der Türknöpfe: Schritt 2 – Formen des Knopfes mit dem Radiusdrehapparat (Nahaufnahme)

Das Werkzeug in der Mikro-Radiendreheinrichtung ist ein abgegrochener 0,4 mm-Bohrer dessen Ende zu einer Schneide angeschliffen wurde. Es erzeugt hübsche Fließspäne.

Während das Drehen der Türknöpfe einfach war, nachdem die richtigen Einstellungen gefunden worden waren, hatte das Einsetzen in die vorgebohrten Löcher eine Menge (mentaler) Flüche zur Folge ...

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-375.jpg)
Beispiel eines Türknopfes an seinem Platz (Grrr ... diese Nahaufnahmen zeigen jeden Fussel und jede Ungenauigkeit)

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Kerbholz in 03. Januar 2022, 13:22:08
ich hoffe, ich bin nicht der Einzige, der hier sein Erstaunen zum Ausdruck bringt  8o
Sachen gibt's. Türknopf in 1:160
Unglaublich.

Frank
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Frankzett in 05. Januar 2022, 17:10:30
...Türknöpfe in 1:160 nach Maß... ich auch 8o

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 10. Januar 2022, 22:59:35
Fertigstellung der Oberlichte 2

Die Arbeiten zur Fertigstellung der Oberlichte wurden mit dem Kombüsenoberlicht fortgesetzt. Das eigentliche Oberlicht wurde schon vor geraumer Zeit gebaut, einschließlich der Schutzgitter. Der obere Teil wurde nun zunächst in Vallejo ,Holz' gestrichen und dann zweimal mit Vallejo ,transparentes Mahagoni' lasiert. Verschiedene Anstriche mit Vallejo ,Seidenmatt-Lack' gaben dem ,Holz' eine gewisse Tiefe. Der untere Teil des Oberlichts wurde weiß gestrichen.
Der Kombüsenschornstein wurde aus aus einem Stück 2 mm Ms-Draht gedreht und oben mit Rauchschlitzen versehen. Er wurde chemisch geschwärzt, um ihm die Anmutung von erhitztem, schwarz gestrichenem Metall zu geben.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-376.jpg)
Das fertige Kombüsenoberlicht - Heckansicht

Es gibt nur Seitenansichten und Draufsichten des Glockenstuhls und auf keiner der Photographien ist er wirklich erkennbar. Die Glocke von S.M.S. NATTER andererseits ist in einem Museum erhalten, so daß wir deren Form kennen. Die Form des Glockenstuhls ist also frei erfunden. Die Einzelteile wurden gezeichnet, mit dem Laserschneider ausgeschnitten und dann in der üblichen Weise mit Zaponlack verklebt. Die Glocke selbst wurde zunächst auf der Uhrmacherdrehbank vorgedreht und die Glockenform mit dem Handdrehstichel herausgearbeitet. Ich habe keine Information darüber, aber der Glockenstuhl wurde weiß gestrichen.
Zuletzt wurden noch ,Scharniere' der Klappen des Oberlichtes in Form von kurzen Stücken von 0.1 mm Draht angebracht.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-377.jpg)
Das fertige Kombüsenoberlicht - Bugansicht


Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 18. Januar 2022, 19:34:47
Fertigstellung der Oberlichte 3

Das Oberlicht über der Offiziersmesse im Heck des Schiffes ist das einzige für das eine brauchbare Nahaufnahme existiert, so daß die Details einigermaßen vernünftig reproduziert werden können:

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-20.jpg)
Das Oberlicht über der Offiziersmesse (Laverrenz)

Die Grundstruktur wurde wiederum schon geraumer Zeit hergestellt und nun entsprechend dem Vorbild bemalt.
Das eigentliche Oberlicht konnte abgehoben und als Schlechtwettermaßnahme (vermutlich) durch einen Lukendeckel ersetzt werden – das Deck lag ja nur etwa einen Meter über der KWL. Der Segeltuchüberzug wurde durch Schalklatten festgesetzt, für die auf allen Seiten eiserne Klampen vorgesehen waren. Schalklatten und Klampen wurden mit dem Laserschneider aus 0,2 mm dickem Canson-Papier geschnitten und in Zaponlack getränkt um sie zu versteifen. Die Latten bestehen dabei aus zwei Lagen. Latten und Klampen wurden mit Zaponlack verklebt, angestrichen und dann auf dem Lukenrahmen mit seidenmattem Acryl-Klarlack verklebt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-378.jpg)
Bemaltes Oberlicht, Schalklatten und Schutzgitter fertig zum Zusammenbau

Im Gegensatz zu den anderen Oberlichten hatte dieses außen aufgelegte und Scharnieren befestigte Schutzgitter. Der Rahmen war aus 0,1 mm dickem Neusilberblech geätzt worden (leider konnte ich seinerzeit kein so dünnes Ms-Blech bekommen), in das Nuten für die Gitterstäbe eingeätzt worden waren, um deren genauen Abstand festzulegen. Die Gitterstäbe sind 0,1 mm messingfarbener Kupferdraht, der mit Zaponlack eingeklebt wurde. Die Gitter wurden auf das Oberlicht mit seidenmattem Acryl-Klarlack aufgeklebt. Dieser Lack wurde verwendet da damit auch das Oberlicht gestrichen worden war und so überschüssiger Lack vom Kleben praktisch nicht sichtbar wird.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-379.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-380.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-381.jpg)
Das Oberlicht der Offiziersmesse fertig zum Einbau

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 09. Februar 2022, 19:52:51
Der Mast

Diese Boote hatten anfangs einen einfachen, einteiligen Mast für Signalzwecke. Später wurde ein etwas komplexerer Mast mit Stenge, Saling und Gaffel installiert, um die Signalflaggen übersichtlicher setzen zu können. Außerdem wurde die Saling für die Ruderlageanzeiger gebraucht, die Flottillenmanöver koordinieren helfen. Das Modell wurde aber nur mit einem einfachen Mast ausgestattet.

Der Mast selbst wurde aus einem Stahldraht (Schweißdraht) von 1.5 mm Durchmesser gedreht und bekam an seinem oberen Ende eine Schulter für die Wanten und die Hanger der Blöcke für die Signalleinen. Die Informationen sind ziemlich dünn und nur auf der frühesten Photographie von S.M.S. WESPE ist dieser Mast in seiner Gänze zu sehen. Auf den Lithographien ist der untere Teil dargestellt. Die Länge mußt aus der Photographie abgeschätzt werden, werden der Durchmesser von der Lithographie abgenommen werden könnte. Die Belegnägel sitzen in einer hölzernen Nagelbank, nicht einem eisernen Nagelband. Diese Nagelbank wurde aus einem Stück Hartpapier zurechtgeschliffen, das zuvor mit den notwendigen Bohrungen versehen worden war.

Belegnägel von 2 mm Länge und einem Schaftdurchmesser von 0,2 mm sind eine modellbauerische Herausforderung. Der erste Versuch, mit einfachen Drahtstücken und einer Darstellung der Handgriffe durch Tropfen von Weißleim hat weder zu konsistenten noch befriedigenden Resultaten geführt. Ich habe mich daher für den Versuch entschieden, sie auf ,ordentlichem' Weg herzustellen, d.h. sie zu drehen.
Nach ein paar mißlungenen Exemplaren (obwohl die beiden ersten Versuche gute Resultate brachten), habe ich eine Prozedur mit konsistenten Resultaten und einer niedrigen Fehlerquote gefunden. Die Schlüssel liegt darin, das Drehen in kleinen Schritten durchzuführen um die Schneidkräfte zu minimieren, ein scharfer Drehstahl und eine Schneidenhöhe eine Idee unterhalb der Drehachse. Das Material war wiederum Schweißdraht von 1 mm Durchmesser, da das mir zur Verfügung stehende Messing für solche winzigen Teile viel zu weich ist. Auch wenn diese Belegnägel für Flaggleinen etwas zu groß sind, war ihre Herstellung auch ein ,proof-of-concept' für das geplante Nachfolgeprojekt für das eine ziemliche Anzahl solcher Belegnägel gebraucht wird.

In einem ersten Schritt wurde der Draht auf einer Länge von 0,8 mm auf einen Durchmesser von 0,4 mm abgedreht.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-382.jpg)
1. Schritt des Drehens von Mikro-Belegnägeln: Vordrehen des Handgriffs

Der Handgriff wurde sodann mit einer 1 mm Mauseschwanz- und einer Flachfeile geformt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-383.jpg)
2. Schritt: Formen des Handgriffs mit Feilen

Sodann wurde der Schaftdurchmesser vorsichtig auf 0,2 mm reduziert. Der erste Schnitt ist etwas kritisch, da der Einstechstahl hier mit seiner ganzen Breite von 0,4 mm schneidet.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-384.jpg)
3. Schritt: Reduzieren des Schaftdurchmessers auf 0,2 mm durch Einstechen

In mehreren 0,2 mm breiten Schritten arbeitet man sich dann auf die Ziellänge von 2 mm vor.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-385.jpg)
Letzter Schritt: Reduzieren des übrigen Schaftdurchmessers auf 0,2 mm

Wenn man dann versucht, den Durchmesser weiter zu reduzieren schert der Belegnagel normalerweise sauber ab. Die Belegnägel wurden dann chemisch geschwärzt.

Der Mast erhielt zunächst einen Grundanstrich in Vallejo 71.033 Gelber Ocker, dann eine Lavierung in Schmincke 28610 Ocker, und schließlich eine leichte Lavierung in Vallejo 70.956 Transparent-Orange. Nach dem die geschwärzten Belegnägel eingesetzt waren, bekam der Mast einen leichten Überzug einer verdünnten Mischung aus Vallejo Seidenmatt- und Glanzlack um ihm eine Anmutung von geöltem Holz zu geben. Die Schulter auf der die Wanten aufliegen war wahrscheinlich mit einer Kupferhülse zum Schutz versehen, die durch Farbe imitiert wurde.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-386.jpg)
Der fertige, 8 cm lange Mast

Die Wanten bestanden vermutlich aus einem galvanisierten Drahtseil und waren im Bereich des Mastes bekleidet. Ich muß noch eine Methode entwickeln, dies im Maßstab 1:160 zu imitieren und sollte dazu vielleicht endlich die Bekleidungsmaschine bauen, die sich schon lange in Planung befindet.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Rafael Neumann in 09. Februar 2022, 20:44:15
Schon irre, was du hier mit Deiner Drehmaschine veranstaltest.
Chapeau  :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: knightofthesky in 09. Februar 2022, 22:15:35
Dem kann ich nur zustimmen..echt klasse!  :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Rafael Neumann in 10. Februar 2022, 12:00:37
Hmh, Du möchtest in diesem Maßstab eine Maschine bauen, mit der man das stehende Gut mit Segeltuch ummanteln und anschließend mit Hüsing, einem holzteergetränkten Garn, umwickeln kann?
Wie beim Pokern: "Ich will sehen".

Liebe Grüße
Rafael 
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Graf Spee in 10. Februar 2022, 15:48:48
Ganz ehrlich... :woist:

Der   n a c k t e   Überwahnsinn. 8o
Hammer.

:winken:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 13. Februar 2022, 12:14:45
Danke, die Herren !

Na ja, Trensen, Smarten und Kleeden wäre dann ein bißchen zu viel de Guten, aber Kleeden sollte schon drin sein ... Ende der 1870er Jahre wurde aber kein Holzkohlenteer mehr verwendet, sondern Steinkohlenteer, jedenfalls für solche Arbeiten.

Also:

********************

Zwischenspiel: Maschine zum Kleeden von Tauen

Das Rigg auf diesem Modell ist natürlich nur sehr rudimentär, vier Wanten für den Mast und die Schornsteinstage. In Bezug auf letztere bin ich mir noch nicht sicher, ob dies Ketten oder Drahtseile waren. Wie auch immer, sie wären nicht gekleedet, mit Ausnahme vielleicht der Augen.

Die Wanten des Mastes waren mit Sicherheit Drahtseil auf einem Schiff dieser Art von 1876. Nach den Photographien zu urteilen waren sie mit Augen über den Mast gelegt, weswegen der Mast ja in der im vorigen Beitrag beschriebenen Weise präpariert worden war. Wo Drahttauwerk um den Mast gelegt wird, muß es gekleedet werden, um Schamfielen und Einschneiden zu vermeiden. Da der Mast ja keine Segel trägt, kann das Drahtseil recht dünn sein, etwa 16 mm Durchmesser, d.h. 0,1 mm auf dem Modell, bei einer Länge von etwa 16 m. Der Plan ist, sie aus sechs Silberdrähten von 0,007 mm Durchmesser zusammenzudrehen (diese Drähte werden offenbar in der Reparatur von Mobiltelephonen verwendet und sind deshalb leicht über ebay & Co. erhältlich). Sie werden jeweils als Paar hergestellt und von den gegenüberliegenden Seiten über den Mast gelegt, wobei ein Zeising das Auge bildet. Sie müssen über eine Länge von etwa 10 mm gekleedet werden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Maerklin-Kasten.jpg)
Mittelgroßer Märklin-Baukasten von ca. 1960

Da auf diesem Model nur wenig Bekleedungsarbeiten erforderlich sind, dachte ich, daß man das vielleicht mit einer provisorischen Maschine erledigen könnte. Aus meinen Kindertagen habe ich für solche ,Notfälle' meinen Märklin-Baukasten hinübergerettet und habe daraus also eine Kleedmaschine gebaut.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Maerklin-serving-machine.jpg)
Provisorische Kleedmaschine aus Märklin-Teilen

Leider stellte sich heraus, daß der Baukasten nur zwei Zahnräder gleicher Größe enthielt, während man für eine Kleedmaschine zwei Paare mit gleichem Modul und gleicher Zähnezahl braucht, damit der Achsenabstand gleich ist. Ich mußte daher auf einer Seite zwei Schnurrollen mit einem gekreuzten Gummiband verwenden.

Zunächst wurden sechs Drähte zu einem ,Seil' zusammengedreht, wozu der Antrieb auf der linken Seite ausgekuppelt wurde. Auf dieses ,Seil' wurde dann 0,007 mm Silberdraht (eigentlich zu dick, aber das dünnste Material, das ich bekommen konnte) gewunden. Die Maschine funktionierte im Prinzip, aber der improvisierte Antrieb auf der linken Seite und das Fehlen einer vernünftigen Wellenlagerung bewirkte, daß die Maschine sich nur ungleichmäßig und ruckweise ließ.

Immerhin konnte ich mich damit davon überzeugen, daß es möglich ist, ein 0,1 mm ,Drahtseil' mit 0,007 mm Draht zu umwickeln. In der Praxis wird aber eine präzisere Maschine für dieses empfindliche Material gebraucht.

Eigentlich wollte ich den Bau einer solchen Maschine erst nach dem Abschluß der Arbeiten an S.M.S. WESPE in Angriff, aber ich muß das wohl vorziehen. Die Konstruktionsidee ist da, jetzt muß ich nur das Material beschaffen.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 14. Februar 2022, 21:45:53
Schornstein und Kesselraumlüfter

Eigentlich gibt es nicht viel darüber zu schreiben, da die Teile schon vor geraumer Zeit hergestellt worden war – nur ein bißchen Zusammenbau und Farbe. Leider habe ich vergessen, Bilder vom Aussehen vor der Bemalung zu machen. Unmittelbar vor der Bemalung habe ich auch noch die Handgriffe zum Drehen der Ventilatoren mit Schellack aufgeklebt. Die Griffe sind aus 0,1 mm Draht hergestellt und die Enden wurden in einem extra dafür hergestellten ,Gesenk' auf der Uhrmacher-Presse abgeflacht und gebogen. Sie sind außerordentlich empfindlich.

Die Farbe des Schornsteins und der Ventilatoren kann Anlaß zu Diskussionen geben. Die Untersuchungen im Hinblick zu möglichen Farben hatten zu keinem Ergebnis geführt. Der Erlaß von 1874 stellt fest, daß Schornsteine in Gelb bzw. ,Mastenfarbe' zu streichen seien, aber ich konnte zu keinem Schluß kommen wie dieses Gelb tatsächlich aussah. Ein Kollege hat kürzlich einen weiteren Erlaß von 1890 zu Tage gefördert der als Rezeptur für die ,Mastenfarbe' angibt, da 460 g trockenes Bleiweiß mit 260 g trockenem hellem Ocker in 300 g Firniß anzumischen seien. Diese Mischung sei dann mit weiteren 310 g Firniß auf Streichfähigkeit zu verdünnen. Das Mischungsverhältnis von Bleiweiß mit hellem Ocker läßt auf einen recht hellen Farbton schließen, aber wir wissen das nicht wirklich. Indizien deuten darauf hin, daß in diesen frühen Jahren der kaiserlichen Marine der Farbton heller war als später. Andererseits zeigen erhaltene Werftmodelle aus den späteren 1880er Jahren zeigen einen dunkleren und schmutzigeren Gelbton, als man nach der obigen Rezeptur erwarten sollte. Das Gelb des späteren Tropenanstrichs hat einen deutlichen orangenen Einschlag. Das ,buff' der Royal Navy scheint eine ähnliche Entwicklung durchgemacht zu haben, während die französische Marine einem schmutzigen Beige den Vorzug gab.

Die erste Aufnahme von S.M.S. WESPE von 1876 muß entweder auf einer nassen Kollodium- oder einer trockenen Gelatineplatte aufgenommen worden sein. In beiden Fällen ist die Rotempfindlichkeit viel geringer, als bei heutigen panochromatischen S/W-Filmen. Der Schornstein erscheint deshalb deutlich dunkler als die weißen Aufbauten. Nach etlichen Vorversuchen habe ich mich dann schließlich für Vallejo Model Air 71.107 'US interior yellow' entschieden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-387.jpg)
Vorderansicht von Schornstein und Kesselraumlüftern

Die Kesselraumlüfter zeigen in etwa dasselbe Grau, wie der Schornstein und sind deutlich dunkler, als die übrigen Lüfter. Diese läßt darauf schließen, daß sie ebenfalls gelb waren und nicht weiß, wie der Erlaß von 1874 eigentlich vorschrieb. Angesichts ihrer Nähe zum Schornstein macht das aus ästhetischer Hinsicht aber durchaus Sinn.

Ein anderes Problem ist die Farbe des Inneren der Ventilatoren. Wir nehmen es heute weitgehen als gegeben an, daß Ventilatoren inne rot gestrichen waren, aber es ist nicht klar, wann diese Mode aufkam. Vielleicht wurden sie rot gestrichen, um das Kupfer zu imitieren, aus dem frühe Ventilatoren häufig hergestellt worden waren. Auf der frühen erscheinen die Ventilatoren innen jedenfalls sehr dunkel. Wegen der geringen Rotempfindlichkeit ist das nicht unbedingt ein Indiz dafür, daß sie schwarz gestrichen. Ich habe mich dann aber am Ende trotzdem für Schwarz entschieden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-388.jpg)
Heckansicht des Schornsteins und der Kesselraumlüfter

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 25. Februar 2022, 19:46:41
Backdeck 4. Auflage

Die zuvor produzierte 2. Auflage des hölzernen Backdecks war eigentlich nicht so schlecht, war aber nicht so sauber, wie ich mir das vorgestellt hatte. Außerdem war die Farbe etwas dunkel geraten, mehr in Richtung Eiche denn in Richtung Teak aus dem das Deck vermutlich hergestellt war. Daneben hatte ich auch noch einen kleinen Fehler im Zuschnitt bemerkt, der aber nicht mehr korrigiert werden konnte.

Das Backdeck ist etwas ungewöhnlich, da die Planken strahlenförmig vom Pivot aus gesehen verlaufen. Dieses Verlegemuster wurde wahrscheinlich gewählt, um Schäden durch die wohl kräftige Druckwelle des 30,5 cm-Geschützes zu minimieren. Einmal davon abgesehen, daß Maserung und Poren der meisten Holzarten zu grob für den Maßstab 1:160 sind, wäre es auch eine ziemliche Herausforderung, solche keilförmigen und nur 0,4 mm dicken Planken herzustellen und vor allem zu verlegen. Eine gemalte Version erlaubt eine realistischere Wiedergabe, ist technisch einfacher zu realisieren und paßt auch besser zum Stil des Modells.

Die Form des hölzernen Decks wurde aus einem 0,4 mm dicken Stück Hartpapier geschnitten und sorgfältig an den Rumpf angepaßt, was wegen der zahlreichen Kurven die gleichzeitig zu berücksichtigen sind recht langwierig war. Die kalfaterten Plankennähte wurde durch dünne gravierte Linien angedeutet, wie schon früher in diesem Baubericht beschrieben. Die Bohrungen für die verschiedenen Ausrüstungsteile wurden ebenfalls in diesem Stadium eingebracht.

Zwischenzeitlich hatte ich auch versucht schwarzes Polystyrol anstatt des Hartpapiers zu verwenden (3. Auflage). Die Überlegung war, nach der Bemalung die gravierten Linien wieder bis hinunter zu dem schwarzen Kunststoff freizuschneiden. Diese Methode funktionierte aber nicht, weil einerseits das Polystyrol (Evergreen™) viel weicher, als das Hartpapier ist und andererseits die recht weiche Acrylfarbe beim Versuch des Nachgravierens in Fetzen ausriß. Ich mußte daher diese Idee verwerfen.

Der Holzcharakter des Decks wurde dadurch erzielt, daß jeder Planke ein etwas abweichender Farbton gegeben wurde, um die natürliche Variation des Holzes zu imitieren. Das Deck erhielt zunächst einen Grundanstrich mit der Spritzpistole in Vallejo Model Air 71075 'Sand (Elfenbein)'. Im nächsten Schritt wurden in zufälliger Auswahl einzelnen Planken eine Lavierung mit Prince August 834 'Naturholz transparent' oder Vallejo Model Air 71023 'Hanf' gegeben, wobei letzteres etwas zu dunkel herauskam. In einem weiteren Schritt wurden wiederum zufällig ausgewählten Planken, aber besonders den mit ,Hanf' behandelten, eine leichte Lavierung mit Vallejo Model Air 71288 'Portland-Stein' gegeben. Eine dünne Lavierung mit einem breiten Pinsel mit Vallejo Model Air 71041 'Rotbraun', die mit einer weiteren Lavierung mit Vallejo Model Air 71132 'Gealtertes Weiß' heruntergetönt wurde, gab dem Deck ein einheitliches Aussehen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-389.jpg)
Bemaltes Backdeck vor der Versiegelung mit Zwischenfirniß

Um das ,Kalfatern' zu erleichtern wurde das Deck mit einer Zwischenfirniß aus glänzendem Acrylklarlack versehen. Die Nähte wurden etwas präzisiert und vertieft, indem ich in ihnen mit dem Rücken eines alten Skalpells entlangfuhr, mehr drückend, als durch die Farbe schneidend. Die Kalfaterung selbst wurde mit einem 0,05 mm breiten Marker mit pigmentierten, permanenten (hoffentlich) Tusche imitiert. Nach dem Zeichnen jeder einzelnen Linie wurde nach ein paar Sekunden, nach dem Anziehen der Tusche, die überschüssige Menge mit einem etwas feuchten Finger abgewischt. Die Tusche bleibt dann als auch hauchdünne Linie zurück. Daß sich dabei trotz des Glanzlackes ein grauer Schleier bildete ließ sich nicht vermeiden, wurde aber schon bei der Bemalung mit einkalkuliert.

Die Oberfläche wurde nun vorsichtig mit einem Schleifschwamm (Mani-/Pediküre) geglättet und dabei darauf geachtet, nicht zur Farbe herunterzuschleifen. Diese etwas komplexe Prozedur wurde durch eine weitere leichte Lasur mit Vallejo Model Air 71132 'Gealtertes Weiß' und einer aufgesprühten dünnen Schicht Acryl-Mattlack abgeschlossen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-390.jpg)
Das Backdeck fertig zum Einbau

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: AnobiumPunctatum in 26. Februar 2022, 08:47:33
Eine äußerst gelungene Hozimitation. :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Flugwuzzi in 26. Februar 2022, 22:44:22
Mir gefällt das Backdeck auch richtig gut.  :P Die Bemalung sieht richtig nach Holz aus, da hat sich die Mühe wirklich ausgezahlt. Die dunkle Kalfaterung ist auch gut gelungen.

lg
Walter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 06. März 2022, 19:51:14
Vielen Dank für die moralische Unterstützung!

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Weitere Arbeiten am Vordeck

Nachdem mir nun eine brauchbare Beplankung des Vordecks gelungen war, wurde diese dauerhaft verklebt, so daß weitere Fortschritte mit der Installation der verschiedenen Ausrüstungsdetails gemacht werden konnten, die zum Teil schon vor etlichen Jahren hergestellt worden waren. Da ist die Ankerwinde, die zwei Paar Patent-Kettenstopper, die Kettenpoller (die gleichzeitig das Fundament der Lüfter des Mannschaftsraumes sind), verschiedene Augbolzen, an denen Stopper angeschäkelt werden, mit denen die Ketten während des Ankers gesichert werden, sowie die beiden vorderen Festmacherpoller.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-392.jpg)
Das ausgerüstete Vordeck

Das voraussichtlich einzige zugekaufte Teil wird die Steg-Ankerkette sein. In letzter Zeit sind verschiedene, wirklich gute Stegketten in 3D-Druck auf den Markt gekommen. Meine Entschuldigung ist, daß viele Werften die Ketten auch nicht selbst herstellten, sondern von spezialisierten Schmieden bezogen (mal davon abgesehen, daß ich auch nicht meinen Verstand über der Herstellung von solchen mikroskopisch kleinen Stegketten verlieren wollte). Ich habe mich für die kleinste Version des Herstellers xymodels (Produktnr. YXN700-001) entschieden. Mit 8 € für eine Länge von 120 mm werden sie das Teuerste an Bord sein (nicht gerechnet meine Zeit natürlich). Sie sind in einem hellbraunen Harz gedruckt und bekamen mehrere leichte Stöße mit Acrylfarbe aus der Spritzpistole, um sie zu schwärzen, ohne sie zu verkleben oder zulaufen zu lassen. Das Verbindungsglied zum Ankerschäkel wurde aus geschwärztem 0.2 mm verzinntem Kupferdraht gebogen.

Die Anker werden mit Ketten an ihrem Platz gehalten, die in den Auslösemechanismus eingehängt sind. Diese Ketten wurden imitiert, indem zwei Längen von 0.1 mm geschwärztem Kupferdraht so verdrillt wurden, daß jeder Dreh etwa der angenommen Länge der Kettenglieder entspricht. Dieser verdrillte Draht wurde halbiert und dann in der Gegenrichtung verdrillt. Mit etwas Phantasie sieht das ganz gut nach einer etwas verdrehten Kette aus. Die Anker wurden mit ein paar Tropfen Schellack an ihren Platz geklebt und dann die Sicherungsketten installiert – was sich als sehr pfriemelige Aufgabe herausstellte.

Die Ankerketten wurden so arrangiert, als wären sie für das Ankern bereit oder wie man sie bei gutem Wetter fahren würde, d.h. ohne weitere Sicherung durch Stopper and den Augbolzen, da ich dazu keinerlei Informationen habe.
Das Vordeck wird später noch etwas ,verwittert' werden und die Kettenreling muß ebenfalls noch installiert werden. Da diese aber extrem fragile ist, stelle ich das bis zu dem Zeitpunkt zurück, an dem das Modell auf seiner Grundplatte endgültig installiert ist.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-391.jpg)
Das ausgerüstete Vordeck

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Rafael Neumann in 10. März 2022, 14:37:13
Fasziniert mich immer wieder.
Wenn man die Fotos sieht, vergisst man so leicht, wie klein das ganze Modell ist.
Welche Gesamtlänge haben wir noch 'mal ?

Schöne Grüße
Rafael
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 10. März 2022, 14:51:39
Genau 286 mm ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Rafael Neumann in 13. März 2022, 14:08:32
Okay, das ist zumindest etwas "größer", als ich gedacht hatte ...
Unabhängig davon bleibt es aber eine bewundernswerte Detailarbeit.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 19. März 2022, 18:49:11
Tut mir leid, daß ich Dich größenmäßig getäuscht habe  ;)

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Installation des Models

In einem anderen Forum wurde die Frage aufgeworfen, wann man ein Modell am besten auf seinen Ständer oder die Grundplatte montiert. Ich denke, daß das eine Frage des Maßstabs ist und auch, ob es sich um ein Vollrumpf- oder ein Wasserlinienmodell handelt. Modelle in kleinem Maßstab können sehr empfindlich sein, während solche in größerem Maßstab naturgemäß robuster sind. Ein Wasserlinienmodell gibt einem auch nicht viele Haltemöglichkeiten während des Baues und der endgültigen Montage. Im Allgemeinen wird man es daher früher auf der Grundplatte montieren müssen, als ein Vollrumpfmodell. Im vorliegenden Fall, werden die zahlreichen empfindlichen Ausrüstungsteile, die auch noch über den Rumpf hinausragen, es praktisch unmöglich machen, daß Modell ohne Beschädigungen handzuhaben. Ich habe daher jetzt entsprechende Vorkehrungen getroffen.

Die Grundplatte ist ein Stück 20 mm dicke MDF, die einen integralen Bestandteil der Glashaube bildet, die bereits vor einiger Zeit gebaut wurde. Darauf wird das Modell mit einer einzelnen Holzschraube von unten her befestigt werden. Dazu wurde bereits im Rumpf ein Loch vorgebohrt. Ich erwarte nicht, daß das Modell während des Baues dann noch öfter losgenommen werden muß, ansonsten hätte ich eine Gewindehülse im Rumpf vorgesehen und eine Maschinenschraube verwendet.

Rückblickend hätte ich etwas mehr das Unterwasserschiffes vorsehen sollen, als eben mal 2 mm. Das gibt wenig Spielraum, die See zu modellieren und ergibt eine maximal mögliche Wellenhöhe von gut 30 cm.

Das ,storyboard', das ich mir für die szenische Darstellung vorstelle ist, daß sich das Schiff in einer leicht bewegten See mit mäßiger Geschwindigkeit bewegt – die maximale Geschwindigkeit der Boote der WESPE-Klasse betrug ohnehin nur etwa 10 kn. Es ist sonnig und es weht eine leichte Brise – ein Sommertag auf der Nord- oder Ostsee.

Nach meiner Kenntnis gibt es nur ein einziges Bild, das eines der Boote in Fahrt zeigt, nämlich S.M.S. NATTER auf einer Passage des Kaiser-Wilhelm-Kanals. Wir haben daher keine authentischen Informationen dazu, wie das Wellenbild dieser Boote aussah. Der Bug ist recht völlig mit einem Rammsporn unter Wasser, scharf gekrümmter Bilge und einem flachen Boden. Die Form ist eigentlich recht ähnlich der der Flußschiffe. Ich habe mich daher im Internet nach Bildern umgesehen, die Flußschiffe in Fahrt zeigen. Das Wellenbild wird natürlich auch dadurch bestimmt, daß die Wassertiefe im Fluß nur begrenzt ist, entspricht aber mehr oder weniger dem Kelvin-Muster mit Wellen die im Winkel von etwa 20° vom Schiff ausgehen. Die Grundplatte ist nicht sehr viel größer als das Modell, damit man es gut aus der Nähe betrachten kann, so daß eigentlich wenig Platz zur Gestaltung der See bleibt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-393.jpg)
Grundplatte mit aufgeklebtem Aquarellpapier

Da wenig Schichtdicke für die Gestaltung der See zur Verfügung stand, entschied ich mich etwas (für mich) Neues auszuprobieren. Anstatt die See aus Gips zu modellieren, habe ich ein Stück dickes Aquarellpapier verwendet. Der Umriß des Modells wurde an der vorgesehenen Stelle aufgezeigt und genau ausgeschnitten. Die Wellen wurden dann durch Unterlagen aus dünnen Streifen von Acryl-Hartschaum (den ich zufällig hatte) geformt und das Papier mit Weißleim auf die MDF-Platte geklebt, wobei ich mich vom Bug zum Heck vorgearbeitet habe. Nachdem Trocknen des Weißleims, wurde das Papier genau auf Maß getrimmt. Die Hohlräume unter den Wellen wurden im nächsten Schritt mit Acryl-Holzpaste aufgefüllt und nach deren Aushärtung die Kanten glattgeschliffen. Die Paßform des Ausschnittes für das Modell wurde nach allen Schritten geprüft und gegebenenfalls nachgearbeitet. Abschließend bekam die ganze Grundplatte eine Versiegelung aus Schnellschleifgrundierung und die Kanten wurden nochmals geschliffen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-394.jpg)
Farbige Fassung des Seestücks mit Acryl-Glanzlack versiegelt

Die Farbgebung erfolgte in mehreren Schritten. Zunächst wurde mit der Spritzpistole Schmincke AeroColor ,Türkis' aufgetragen. Der Farbauftrag erfolgte dabei schräg gegen die Richtung der Wellen. Als zweite Farbe wurde Vallejo ModelAir 'Stahlblau' wiederum schräg aber in Richtung der Wellen aufgetragen. Diese Art des Art des Farbauftrages bewirkt ein changieren der Farbe wenn man das Seestück aus verschiedenen Richtung betrachtet, was hier nicht so sehr ins Auge fällt, wohl aber bei kürzeren, steileren Wellen. Die Fronten der Wellen wurden noch etwas mit Schmincke AeroColor ,Chromoxid-Grün' aufgehellt und den Wellenkämmen weiterhin mit etwas Vallejo ModelAir 'Hanf' ein stumpferer Grünton gegeben. Diese farbliche Fassung wurde mit zwei großzügigen Lagen von Acryl-Glanzlack versiegelt der mit einem flachen Haarpinsel aufgetragen wurde.

Im nächsten Schritt wurden die sich brechenden Wellenkämme mit einer Paste aus Acryl-Gel und Acryl-,Micro-Balloons' modelliert. In der Vergangenheit habe ich dafür Puder- oder Kristallzucker verwendet. Nicht alle Zuckerkristalle lösen sich in dem Gel, sondern bilden Stellen höherer Transparenz. Bevor Acryl-Gele auf den Markt kamen, habe ich dafür dick angerührtes Glutofix verwendet und vor 40 Jahren so erstellte Seestücke sehen immer noch wie neu aus. Ein Teil der Bugwelle wurde hier übrigens ebenfalls mit Zuckerpaste modelliert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-395.jpg)
Seestück mit Wellenkämmen auf gefülltem Acryl-Gel

Das Seestück wurde endlich, nachdem die Wellenkämme und das Schraubenwasser modelliert war, nochmals mehrfach mit Acryl-Glanzlack gestrichen, um alles ,zusammezuziehen'. Dabei wurde mit glatteren und rauheren Bereichen gespielt. So sollte die Oberfläche auf der Rückseite der sich brechenden Wellenkämme matter erscheinen. Unter der Annahme, daß die Kämme mehr dem Wind ausgesetzt sind, wurde die Kräuselung durch eine ,Stippelung' von Acryl-Gel mit einem Borstenpinsel angedeutet. Dem aufmerksamen Segler deuten solche Kräuselungen das Eintreffen einer Böe an.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-396.jpg)
S.M.S. WESPE temporär in das Seestück eingesetzt

Das Modell wurde nun allerdings noch nicht permanent in dem Seestück installiert, um es schlimmstenfalls noch einmal herausnehmen zu können. Bei der endgültigen Installation wird dann der Spalt zwischen Modell und Seestück noch mit Acryl-Gel aufgefüllt werden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-397.jpg)
S.M.S. WESPE temporär in das Seestück eingesetzt

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: knightofthesky in 20. März 2022, 07:01:59
Sehr cool!
Das "Seestück" sieht klasse aus. Und die ausführliche Erklärung zum Bau ist such sehr informativ.  :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 06. April 2022, 22:02:45
Gern geschehen ...

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Langsam kommt alles zusammen ...

Über die Jahre wurden viele Einzelteile hergestellt und in jüngerer Zeit auch bemalt. Es wird langsam Zeit für den Zusammenbau.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-398.jpg)

In einem ersten Schritt wurde das Boot semi-permanent in der Seelandschaft installiert. Ich erwarte nicht, es noch einmal herausnehmen zu müssen, aber man weiß ja nie. Deswegen werde ich den Spalt zur ,See' erst ganz am Schluß mit Acryl-Gel auffüllen. Das Modell wurde von unten mit einer einzelnen Spax-Schraube festgeschraubt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-399.jpg)

Zu diesem Zeitpunkt konnte nun auch das Deckshaus dauerhaft installiert werden. Das wiederum ermöglichte die diversen Treppen zu installieren. Zwischenzeitlich wurden diese noch mit Antirutschbelägen aus ,Messing' versehen. Schuhe aus ,Bronze' halten die Treppen an ihrem Platz.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-400.jpg)

Die verschiedenen Oberlichte kamen an ihren Platz und ebenso die beiden Steuerstände samt den zugehörigen Kompaßsäulen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-401.jpg)

Die Fugen zwischen dem Deck und dem Deckshaus bzw. den Oberlichten wurden mit Farbe nachgezogen und anschließend eine leichte ,Verwitterung' mit Pastelkreiden vorgenommen, um alle Teile optisch zusammenzuziehen. Innere Ecken und Kanten wurden mit dunkelgrauer Kreide ,vertieft', während Betretungsspuren vor den Türen und Treppen mit weißer Kreide aufgehellt wurden. Das muß mit Zurückhaltung geschehen, da S.M.S. WESPE ja im Aussehen von ungefähr 1878 dargestellt werden soll, also in einem relativ neuen und gut unterhaltenen Zustand.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-402.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-403.jpg)

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 30. April 2022, 17:01:51
Weiterer Zusammenbau

Seit dem letzten Beitrag wurden die Handgriffe zum Drehen an die Ventilatoren geklebt. Diese Handgriffe bestehen aus 0.1 mm Draht, der über ein ,Gesenk' in der Steinsetzpresse für Uhrmacher geformt worden war, wobei die Enden kontrolliert flachgedrückt wurden. Diese Übung wurde bis zum Schluß aufgehoben, da die Handgriffe extrem fragil sind und leicht abgebrochen oder verbogen werden können. Damit waren die Ventilatoren zur Spritzlackierung bereit.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-405.jpg)

Es ist nicht klar, in welcher Farbe das Innere der Ventilatoren gestrichen war. Auf der allerersten Photographie erscheint das Innere sehr dunkel, also schwarz oder rot. Auf späteren Photographien im 78er-Anstrich scheint das Innere die gleiche Farbe, wie das äußere zu haben, also Weiß oder Gelb. Es gibt keinerlei schriftliche Hinweise auf einen roten Anstrich, deswegen habe ich mich für Schwarz entschieden, daß auch eher zu dem etwas zurückhaltenden Farbschema des 74er-Anstrichs paßt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-404.jpg)

In Anbetracht der Empfindlichkeit der verschiedenen Teile, die nun an Bord kommen, muß man von innen nach außen arbeiten, um zu vermeiden, daß man versehentlich Teile verbiegt oder sonstwie beschädigt. Das verlangt nach einer gewissen strategischen Planung.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-406.jpg)

Nun wurde auch die Unterlafette endgültig fertiggestellt, indem die Plattform für den Richtschützen angebracht und der Geschoßkran mit den verschiedenen Handkurbeln angebracht wurde. An ihm hängt ein Exerziergeschoß in der mit Rädern versehenen Geschoßtrage.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-409.jpg)

Die Unterlafette wurde endgültig auf das Pivot geklebt. Leider sind nun, nachdem sie in der Barbette installiert ist, viele der aufwendig hergestellten Details nicht oder kaum mehr sichtbar. Ich hatte aber den Aufwand getrieben, da nicht sicher war, daß diese nicht doch unter bestimmten Blickwinkeln sichtbar sein würden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-407.jpg)

Die nächste Aufgabe wird dann die Kettenreling auf dem Deckshaus sein. Ich denke, daß ich eine Methode gefunden habe, solche Ketten im Maßstab 1:160 einigermaßen überzeugend darzustellen. Im Moment warte ich noch auf den richtigen Draht (0,05 mm Konstantan-Draht, der eine Kupfer-Nickel-Legierung ist und etwas zugfester, als reiner Kupferdraht).

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-408.jpg)

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 30. April 2022, 17:10:01
Wirklich sehr edel und sauber gebaut!  :klatsch:

Du hast verschiedene Holzfarben für das Oberlicht und die Grätings unter dem Kompass und dem Steuerrad genommen. Wieso? Bemalt vs. nicht bemalt?
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 30. April 2022, 18:03:18
Danke für die Blumen !

Das Steuerrad, der Steuerstand und die Oberlichtkappen waren vermutlich Mahagoni, wenn man nach den S/W-Aufnahmen geht. Die Grätings, das Deck und die Relings bestanden wahrscheinlich aus Teak. Daher die unterschiedlichen Farben.

Die Grätings und die Relings waren wohl geölt, während das Deck blank war, daher ist letzteres heller. Außerdem spiele ich mit unterschiedlichen Glanzgraden, je nach der wahrscheinlichen Oberflächenbehandlung - die Oberlichtkappen z.B. waren wahrscheinlich mit Klarlack behandelt und glänzen stärker, als die Grätings.

Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 01. Mai 2022, 07:56:49
Vielen Dank für die Erklärung! Klingt sehr logisch!
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: matz in 01. Mai 2022, 11:34:36
Nun fügen sich nach langer Zeit die vielen kleinen Präzisionsmodelle zu einem großen Ganzen. :klatsch:
Und die Wasserdarstellung ist wirklich überzeugend.

matz
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 01. Mai 2022, 13:08:10
Zitat von: matz in 01. Mai 2022, 11:34:36
Nun fügen sich nach langer Zeit die vielen kleinen Präzisionsmodelle zu einem großen Ganzen. :klatsch:
Oh ja, das ist auch immer ein schöner Moment bei den eigenen Modellen - wenn sich die vorbereiteten Baugruppen zu einem größeren Ganzen zusammenfügen. Das Ganze ist dann mehr als die Summe der Teile, wie hier  :P

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Frankzett in 01. Mai 2022, 14:02:37
Präzisionsmodellbau ist das richtige Wort dafür. Die filigranen Details sind schon vom feinsten.

Viele Grüße
Frank
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 24. Mai 2022, 22:37:25
Herzlichen Dank für die netten Worte !

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Schiffsboote

Während ich auf den Draht für die Kettenreling warte, habe ich angefangen, mich mit den Booten zu befassen. Am Anfang hatte die WESPE-Klasse vier Boote an Bord, zwei Kutter IV. Klasse, eine Gig und eine Jolle. Im Maßstab 1:160 sind die alle weniger als 50 mm lang und 10 mm breit. Dank der Forschungsarbeiten verschiedener Kollegen im AK haben wir recht gute Informationen zu den Booten, einschließlich Rissen und bautechnischer Details. Zusätzlich gibt es ja den ,BRIX' der seit 1878 bis 1929 mehrfach neu herausgegeben wurde.

Mir war nicht so danach, alle vier Boote mit den ganzen Bau- und Ausrüstungdetails zu bauen, ich habe mich daher entschieden drei seefest mit der Bootspersenning abgedeckt zu zeigen, während die Jolle offen in den Davits hängen wird, um jederzeit z.B. bei Mann-über-Bord ausgesetzt werden zu können. Ich weiß allerdings nicht, ob dafür tatsächlich die Jolle verwendet wurde oder einer der Kutter, gehe aber davon aus, daß das kleine Boote schneller zu Wasser gebracht werden konnte.

Eine zusätzliche Herausforderung ist, daß diese Boote geklinkert waren. Ich habe einmal ein geklinkertes Dinghi im Maßstab 1:60 gebaut, das ebenfalls nur etwa 5 cm lang war, aber deutlich breiter und tiefer und mit breiteren Planken. Die Marineboote haben so um die zehn Plankengänge auf jeder Seite.

Ich habe als erstes die lange, schmale Gig in Angriff genommen. Dazu lag mir ein Riß vor, den ein Kollege vor ein paar Jahren gezeichnet hatte. Der BRIX von 1883 gibt zusätzliche Informationen zur Bauweise und zur Dimensionierung der einzelnen Teile.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Gig-II-Kl-BRIX-1883-72.jpg)
Zeichnung der Gig aus BRIX (1883)

Als Bauweise wurde die Überkopfbauweise auf Vollspanten gewählt, was einfacher erschien, als den Rumpf mit seinen hohlen Wasserlinien achtern nach Schablonen aus einem Stück Holz zu schnitzen. Die Spanten wurden einzeln aus dem Riß herausgezeichnet und nach oben zu einer gemeinsamen Referenzlinie für den Überkopfbau verlängert. Die Spanten wurden zum Ausschneiden mit dem Laser aus Canson-Papier arrangiert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-410.jpg)
Laser-geschnittene Spanten und Kielstücke

Eine zweite Vorlage zum Laserschneiden enthält einen weiteren Satz Spanten sowie Aufdoppelungen für den Kiel und den Steven mit denen die Sponung erzeugt wird. Alle Teile werden nach dem Tränken mit Zapon-Lack aufgedoppelt, um sie zu versteifen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-411.jpg)
Der zweite Satz von Spanten und die Aufdoppelungen für Kiel und Steven

Die Einzelteile wurden wie bei der Vollspantenbauweise üblich zusammengesetzt und auf einem Stück Canson-Papier montiert um das Gerüst weiter zu versteifen. Das Ganze wird dann später auf ein Stück Holz montiert, um die Handhabung zu erleichtern.
Bis dahin ist alles gut gelaufen, aber die Beplankung wird dann die wirkliche Herausforderung wird die Beplankung sein, da die einzelnen Planken weniger als einen Millimeter breit sind an ihrer breitesten Stelle. Theoretisch sollten sie auch nur 0,06 mm dick sein im Maßstab 1:160, aber ich werde es mit dem 0,15 mm dicken Canson-Papier versuchen und schauen, wie es aussieht. Wenn das zu grob aussieht, werde ich wieder von vorne anfangen müssen ...

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-412.jpg)
Das montierte Spantgerüst

Die Umrisse der Planken von Hand zu formen wäre wirklich eine zu große Herausforderung und mit Papier wohl auch nicht möglich. Aber in meinem 2D-CAD-Programm kann man die Längen der Bezier-Kurven ablesen, die ich zur Konstruktion der Spantumrisse verwendet habe. Ich habe daher diese Länge genommen, sie durch 10, dann durch 4 geteilt und dann mit 5 malgenommen. Das ergibt die Plankenbreite an jedem Spant unter der Annahme, daß sie zu einem Viertel überlappen (wie man an der Zeichnung in BRIX 1883 ablesen kann). Die Plankenkonturen wurden so als Vorlage zum Schneiden mit dem Laser gezeichnet. Ein erster Durchlauf war noch nicht ganz erfolgreich, ich muß noch mit den Schneidparametern herumspielen.

*****
BRIX, A. (1883): Praktischer Schiffbau – Bootsbau.- 38 p. + 15 pl., Berlin (Hütte).


Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Hans in 25. Mai 2022, 00:16:23
Frage zum Papier: Canson ist ein Hersteller, der alle möglichen Papiere hat. Welches genau verwendest du, bitte?
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 25. Mai 2022, 10:08:41
Canson ist in der Tat ein französischer Hersteller dessen Tradition bis ins 16. Jh. und zu deseen Vorfahren die Brüder Montgolfier gehören. Die Firma offeriert eine breite Palette an technischen und künstlerischen Papieren. Als Canson-Papier läuft hier allerdings ein stark kalandriertes, durchgefärbtes Tonpapier.

In meinem Fall ist es das Iris® Vivaldi® in einem Gewicht von 120 g/m2.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Hans in 25. Mai 2022, 15:05:34
Ich danke dir! Leichter als ich dachte!
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 25. Mai 2022, 15:10:47
Bei dickerem oder stärker geleimtem Material tun sich die paar Watts des Laserschneiders schwer.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 25. Mai 2022, 15:22:02
Hast Du schon mal versucht, Masking-Tape wie Tamiya-Tape zu lasern?
Hintergrund: kleine Schriften lassen sich mit dem Schneidplotter nur schwer schneiden, um die 4mm ist Ende.

Und es gibt da ein Belgier, der scheint Masken zu lasern:
https://www.themodellingnews.com/2021/10/hands-on-review-high-definition-stencil.html

Aber keine Idee, ob Dein Laser für so etwas präzise genug brennt.
Und Linux-Software für Deinen Laser habe ich inzwischen auch gefunden :1:

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 25. Mai 2022, 15:48:55
Nein habe ich (noch) nicht. Wäre aber einen Versuch wert. Das Problem ist, daß man um so mehr Laser-Energie braucht, je heller das Material ist (simple Physik - helle Oberflächen reflektieren eben besser). Man wird mit den verschiedenen Schneidparametern spielen müssen, um einerseits das Material durchzuschneiden und andereseits die Dispersion des Strahl möglich gering zu halten, um eine hohe Auflösung und Randschärfe zu erreichen.

1 mm hohe Schriften sollten aber im Prinzip machbar sein, die Schrift der Namensbretter der WESPE ist so groß und die sind einigermaßen herausgekommen.

Anstatt mit dem Maskierband von Tamiya könnte man es auch mit den guten alten gummierten, braunen Packbändern versuchen. Nach dem Ausschneiden anfeuchten und aufkleben. Das sollte sich dann mit Wasser wieder lösen lassen.

Ich hatte mir auch eine 1 mm starke Moosgummimatte besorgt, um Stempel für den Tampondruck zu schneiden/gravieren. Da ich am Ende aber doch keine Tiefgangsmarken angebracht habe (da sie von den Wellen verdeckt werden), habe ich es bsiher nicht ausprobiert.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 05. Juni 2022, 16:33:32
Beplankung der Gig

Ein Zwischenstand beim Bau der Gig. Das Spantgerüst wurde auf einer Holzleiste fixiert, um sicher zu stellen, daß es sich nicht verzieht und zur besseren Handhabbarkeit.
Die ,Planken' wurden, wie erwähnt aus Canson-Papier geschnitten. Leider habe ich (noch) kein Programm zur Herstellung von Plankenabwicklungen, deswegen sind die Planken zwar verjüngt, aber gerade und alle gleich. Wenn das Papier aber vom Zaponlack feucht ist, läßt es sich auch gegen die breite Seite verformen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-413.jpg)
Beplankung in Arbeit

Bei den laser-geschnittenen Plank trat allerdings ein kleines Problem auf: der Umriß stellt eine so flache Kurve dar, daß die Stufen durch die Auflösung des Laserschneiders von nur 0,1 mm deutlich sichtbar sind. Ich hoffe, daß ich das später durch Schleifen beseitigen kann.
Beim Anpassen der Planken war die beste Vorgehensweise, von der Mitte aus nach den Enden hin zu arbeiten. Das ist nicht ideal für die Anpassung am Bug, wo die Planke in die Sponung laufen muß. Papier kann nicht für eine genaue Passung zugechliffen werden. Ich habe das Plankenende so gut es ging mit der Mikroschere zugeschnitten. Wenn das Papier mit Zaponlack durchfeuchtet ist, kann es bis zum einem gewissen Grad geformt und gequescht werden. Auf diese Weise brauchte die untere Planke nicht an der Überlappung ausgeschärft zu werden, was bei Papier ziemlich unmöglich gewesen wäre.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-414.jpg)
Befestigung der Planken von der Mitte aus nach den Enden zu

Am Ende wird wahrscheinlich eine ganze Menge Retusche hier und da mit Kitt notwendig sein. Mal sehen, wie es dann mit Farbe aussieht.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: matz in 05. Juni 2022, 16:47:09
Ja, ja so ein riesiges 1-Cent Stück hab ich auch  :D

Nein, wieder ganz großes Kino. In dem Maßstab die Planken in die Sponung. Toll.
Aber ob sich die Form der einzelnen Planken mit einem Plankenabwicklungsprogramm relevant ändert ?

Gruß
matz
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Taffy in 10. Juni 2022, 16:24:14
Hallo, wefalck!

Ich habe mich mal von Anfang an durch Deinen Beitrag durchgearbeitet und ich kann nur sagen:
Ich bewundere rückhaltlos

- Deine guten Augen
- Deine geschickten Finger
- Deinen Werkzeug- und Maschinenpark sowie Deine Fähigkeiten, damit umzugehen
- und Deine unglaubliche Geduld und Dein Durchhaltevermögen.

Dein erster Post zu diesem Thema ist vom Februar Zweitausendundzehn! Und Du bist immer noch nicht fertig! Da gewinnt Dein Motto "panta rhei" doch eine ganz besondere Bedeutung.
Ich habe mir nach dem Lesen mal die Mühe gemacht, auf dem Dachboden nach den verstaubten (aber nie vergessenen!) Kisten mit den Resten meiner Modelleisenbahn - auch 1:160, also N-Spur - zu sehen, habe Loks und Waggons ans Tageslicht befördert und noch vorhandene Figuren herausgepickt. Ich wollte einfach ein Gefühl dafür bekommen, in welchem Maßstab Du unterwegs bist. Meine Güte, was kamen die mir in Kinder- und Jugendtagen groß vor. Jetzt nehme ich sie zur Hand und denke: "Was sind die winzig".
Da komme ich mir mit meinen Bemühungen, in 1:72 den Detaillierungsgrad von Bausätzen geringfühig zu erhöhen - wobei ich fast die Finger gebrochen habe... - beinahe mickrig vor.
Ich habe viel Vergnügen an Deinem Bericht. Und ich wünsche Dir, dass Du zu einem guten Ende kommst. Wie ich das einschätze, ist ja die Zielgerade nur noch ein paar wenige Jahre entfernt.  :D

Viele Grüße,
Taffy
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Taffy in 10. Juni 2022, 16:25:40
BTW.: ich kann leider die Bilder auf Seite eins nicht sehen, alles andere ist da....

VG, Taffy
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 10. Juni 2022, 16:57:39
Vielen Dank für die netten Worte! Ja, es war eine lange Reise, aber eben auch mit Umzugsbedingten Zwangspausen und anderen Projekten zwischendurch. Mit etwas Optimismus bekomme ich das Projekt vielleicht zum Jahresende geschafft  8o

Vielen Dank auch zum Hinweis auf die Probleme mit den Bildern in den ersten Beiträgen. Es war ein Problem wegen der Umstellung von http auf https, das ich inzwischen behoben habe.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Taffy in 10. Juni 2022, 17:33:03
Stimmt, jetzt sehe ich die Bilder auf Page 1. Vielen Dank!
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Lars in 10. Juni 2022, 20:03:34
Vielleicht solltest Du das Tape vorher schwärzen, um seine Absorptionsfähigkeit zu erhöhen?
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 13. Juni 2022, 16:30:28
Fortsetzung der Arbeiten an der Gig

Die Beplankung funktionierte einigermaßen, aber ich habe leider 12 Gänge anstatt der geplanten zehn gebraucht, um diese bis zum Dollbord hochziehen zu können. Plankenzähler bitte wegschaueen ... Die Ursache ist, daß eine größere Überlappung notwendig war, als geplant. Das war besonders bei der Rundung der Bilge der Fall, wo ein größerer Winkel zwischen den Gängen vorhanden ist. Bei den anderen Booten werden ich die Planken breiter machen müssen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-415.jpg)
Vollständig aufgeplankt

In paar Schlußfolgerungen für die anderen Boote:

- die Verjüngung der Planken sollte nur an einer Seite erfolgen, da sie leicht über die schmale Kante gebogen werden können, wenn sie mit dem Zaponlack durchfeuchtet sind.
- die Planken sollten bis 30 bis 40% Überlappung geschnitten werden, nicht mit nur 20%, wie hier
- der Versuch, das Vorbild nachzuahmen, indem die Planken in eine Sponung laufen, machen das Beplanken unnötig kompliziert; beim nächsten Boot werden der äußere Steven und Kiel erst angebracht, wenn die Beplankung fertig und zur Sponungslinie beschnitten ist,

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-416.jpg)
Vollständig aufgeplankt

Die Beplankung wurde nun versäubert und bis auf den Spiegel zurückgeschnitten. Ich habe versucht, die gestuften Kanten etwas zu beschleifen, was aber beim Papier nicht sehr erfolgreich war. Andererseits sind sie nach Auftrag eines Schicht Zaponlackes nur noch wenig ins Auge fallend. Mal sehen, wie sich das dann nach der Farbgebung darstellt.

Der Rumpf wurde danach mit feinster Stahlwolle abgerieben und hier und da mit etwas Autoreperatur-Kitt retuschiert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-417.jpg)
Scheuerleiste aus 0,2 mm Kupferdraht installiert

Die Querschnittzeichung in BRIX (1883) zeigt eine abgerundete Scheuerleiste auf der Unterkante des Dollbords. Diese wurde durch einen 0,2 mm Kupferdraht unterhalb des letzten Plankenganges dargestellt.

Damit war die Gig so weit fertig, daß sie von dem ,Baubrett' losgeschnitten werden konnte. Die Mallen wurden dann bis unter die Oberkante des Dollbords zurückgeschnitten und dem Kielstück ein Profil gegeben, das dem der Persenning nahekommt.

Es gibt vorn und achtern jeweils ein Heißstropp aus Kette in das die Blöcke der Bootstaljen eingehakt werden. Da nur der entsprechende Ring außerhalb der Persenning sichtbar ist, wurde die Kette durch einen verdrillten 0,2 mm dicken, verzinnten Kupferdraht dargestellt. Dieser wurde in die entsprechende Malle gehakt und mit Zaponlack gesichert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-418.jpg)
Die vom ,Baubrett' losgeschnittene Gig

Auf den meisten Modellen sieht man die Beiboote offen dargestellt, während sie auf den meisten Photographien mit einer Persenning abgedeckt zu sehen sind. Der Schnitt dieser Persennings scheint variiert zu haben und ich konnte keine spezifischen Informationen dazu finden. Auf manchen alten Photographien scheinen sie über die halbe Bootsseite heruntergezogen zu sein, mit Zurrleinen, die im Zick-Zack unter dem Kiel hindurchlaufen. Auf anderen wiederum scheinen sie mit einer Zugleine in einem Hohlsaum unter der Scheuerleiste zusammengezogen zu werden. Ich habe mich für letztere Variante entschieden, da so mehr vom Boot zu sehen ist.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-419.jpg)
Gig mit persenning

Ich war zuerst etwas unentschieden, ob ich zuerst den Rumpf spritzen sollte und dann die Persenning aufbringen oder umgekehrt. Da man mit dem Zaponlack beim Aufbringen der Persenning leicht die Farbe beschädigen kann, habe ich mich für die zweite Option entschieden, auch wenn das das Halten bei der Bemalung schwieriger macht.

Die ,Persenning' besteht aus einem Stück gebügeltem Toilettenpapier, das über den Rumpf gezogen und dann mit Schnellschleifgrundierung getränkt wurde. Es wurde über den Dollbord glatt- und bis zur ,Scheuerleiste' hinuntergezogen. Nachdem der Schnellschleifgrund getrocknet war, wurde das Papier bis auf die Scheuerleiste mit einem Skalpell zurückgeschnitten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-420.jpg)
Unterseite der Gig mit den Plankengängen

Fast hätte ich das Ruder an diesem Zeitpunkt vergessen. Die Ruder wurden eingehängt gefahren, während die Boote in den Davits hingen. Das Ruder wurde nach der Darstellung in BRIX (1883) gezeichnet und dann mit dem Laserschneider ausgeschnitten. Zwei Kopien wurden aufeinander laminiert. Die Fingerlinge usw. sind viel zu klein, um dargestellt werden zu können. Lediglich die Ruderbänder wurden durch plattgedrückten Kupferdraht dargestellt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-421.jpg)
Gig mit eingehängtem Ruder

Die Gig ist damit fertig zur Bemalung.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 16. Juni 2022, 22:10:06
Bemalung der Gig

Das Boot wurde mehrfach dünn mit weißer Acrylfarbe (Vallejo) gespritzt – das Resultat war recht ernüchternd: alle die kleinen Unvollkommenheiten, die im ,rohen' Zustand nicht zu sehen waren, traten nun deutlich zutage. Die gestuften Kanten der lasergeschnittenen Planken, die vorher unter dem Zaponlack verschwinden schienen, waren nun deutlich sichtbar.
Ebenfalls stellt sich die Wahl von Toilettenpapier als Basis für die Persenning als keine sehr gute Wahl heraus. In meiner Jugend habe ich Planen auf Militärmodellen mit dieser Methode dargestellt, aber damals waren vielleicht meine Standards geringer. Ich hatte Toilettenpapier verwendet, weil ich etwas wollte, das recht lose über das Boot fällt, so wie es auf vielen Photographien der Zeit zu sehen ist. Die Oberfläche und die Kanten blieben aber fusselig, obwohl sie in Schnellschleifgrund getränkt waren. Für die nächsten Boote werde ich wohl ein sehr leichtes japanische Seidenpapier nehmen, das ich vor einiger Zeit gefunden hatte. Hoffen wir, daß es in durchgefeuchtetem Zustand sich gut drapieren läßt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-422.jpg)
Die fertige Gig auf dem Korken einer normalen Portweinflasche

Die Persenning wurde dann mit dem Pinsel mit dicker, weißer Acrylfarbe gestrichen, der ein Schuß Vallejo 71.288 (Portland Stone) zugemischt war. Dies gibt eine altweiße Farbe. I weiß aber nicht, ob die Persennings geölt oder gepönt waren.

Nach den Vorschriften für den Anstrich der Boote von 1874 sollten die obersten zwei Plankengänge schwarz gestrichen werden. Wegen der Persenning ist davon aber nicht viel zu sehen. Trotzdem habe ich an der einen oder anderen Stelle ein bißchen Schwarz hinzittern können.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-423.jpg)
Die fertige Gig auf dem Korken einer normalen Portweinflasche

In den Bau der anderen Boote werden nun diese Erfahrungen einfließen. Wenn sie besser werden, gibt es vielleicht eine Gig 2.0.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 20. Juni 2022, 23:41:11
Die Kutter

Wie schon bemerkt, werde ich bei den Kuttern eine etwas andere Konstruktionsmethode wählen. Ich werde nicht die Sponung dadurch simulieren, daß ich den äußeren Steven und Kiel als Aufdoppelung auf das Kielstück klebe, sondern ich werde diese Teile erst aufkleben, wenn die Beplankung aufgebracht ist. Das wird hoffentlich zu einem saubereren Einlauf der Planken in den Steven führen. Ebenso werden alle Planken mit einer geraden Kante auf einer Seite geschnitten werden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Kutter-Lasertemplate.jpg)
Vorlage für den Laserschnitt

Ich habe ebenfalls dazu entschlossen den Raum zwischen den Spanten aufzufüllen, um die (geringfügigen) Dellen zu vermeiden, die bei der Gig an ein paar wenigen Stellen aufgetreten waren. Das Füllmaterial sollte weicher sein, als die Spanten, weswegen ich den Hartschaum Rohacell verwendet habe. Rohacell ist im Prinzip aufgeschäumtes Plexiglas und ich habe noch eine Menge Reste von einem Projekt von vor 35+ Jahren.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-424.jpg)
Die ersten drei Gänge sind aufgebracht

Jetzt, nachdem die Beplankung fast zur Hälfte fertig ist, kommen mir allerdings Zweifel ob diese Vorgehensweise tatsächlich Vorteile hatte. Es war schwierig, das Rohacell zwischen den Spanten in Form zu schleifen, ohne letztere zu beschädigen und damit die Form zu verändern, auch wenn sich der Schaumstoff sehr gut schleifen läßt (mit Diamantfeilen oder Schleifpapier). Dort, wo das Füllmaterial eventuell niedriger ist, als die Spanten, wirkt es kontraproduktiv, weill sich dann diese Delle auf die Planken überträgt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-425.jpg)
Die ersten drei Gänge sind aufgebracht

Die Bugpartie ist schwer richtig hinzubekommen, das sie recht völlig und die Planken die Tendenz haben zu hoch in den Steven zu laufen, wenn sie aus dem Bereich des Bodens mit wenig Aufkimmung kommen.
Ich habe auch dieses Mal die Plankenunterteilung nicht angezeichnet, sondern nach Augenmaß vorgenommen, da das ausreichend genaue Anzeichnen bei diesen Dimensionen schwierig ist. Mal sehen, wie die Beplankung dann hinkommt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-426.jpg)
Die Beplankung ist zur Hälfte aufgebracht.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 21. Juni 2022, 16:40:52
Hab gedacht, schöne Boote :P

Zitat von: wefalck in 16. Juni 2022, 22:10:06
Die fertige Gig auf dem Korken einer normalen Portweinflasche
Ich mag den auch, und habe dann mal einen solchen Verschluß in die Hand genommen 8o
Die Boote sind ja winzig! :klatsch:

Jede Baugruppe in diesem Projekt ist wirklich ein Kleinod für sich!

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 10. Juli 2022, 20:01:38
Danke !

********

Die Arbeit am Kutter lag für gut zwei Wochen wegen eines unerwarteten Zwischenfalls darnieder: wir sind für eine Woche nach Spanien geflogen und auf dem Flug haben meine Frau und ich uns das Virus eingesammelt – trotz aller Vorsichts- und Hygienemaßnahmen, die wir seit zweieinhalb praktiziert hatten und der Tatsache, daß wir drei Impfungen hatten. Symptome wie bei einer Grippe, Halsschmerzen, leichtes Fieber und eine allgemeine Abgeschlagenheit. Wir mußten unseren Aufenthalt um gut eine Woche verlängern, bis wir wieder ,negativ' waren. Aber immer noch müde und ein Husten der nicht verschwinden will ... immerhin können wir den Sommer und Herbst über etwas entspannter sein, bis der Immunschutz wieder abnimmt.

**********************************************************************

Weiterführung der Beplankung  ...

Diese Arbeit ging wie gewohnt weiter, Verlauf und Abstände wurden nach Augenmaß festgelegt. Den Bug habe ich aber wohl nicht ganz korrekt hinbekommen, da die Beplankung dort höher aufläuft, als erwartet. Wie schon vorher bemerkt, ist die Beplankung am Bug schwieriger, als am Heck.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-427.jpg)
Zusammenpressen der Plankengänge am Steven

Nachdem der Rumpf vollständig aufgeplankt war, wurde die Bereich von Steven und hinterem Totholz in Form geschliffen und an die Steven-Kiel-Kombination angepaßt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-428.jpg)
Der aufgeplankte und versäuberte Rumpf

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-429.jpg)
Der aufgeplankte und versäuberte Rumpf

Die aus Canson-Papier laser-geschnittene Steven-Kiel-Kombination wurde aus drei Lagen auflaminiert und mit Zaponlack am Rumpf angeklebt. Die Außenkontur wurde mit einer Diamant-Nadelfeile versäubert. Diese Feilen sind für solche Arbeiten sehr nützlich. Allerdings muß man nach ein paar Feilstrichen das Papier wieder mit Zaponlack verfestigen, damit es nicht ausfasert.
Wie die Gig, hat der Kutter einen Scheergang der an der Unterkante des obersten Plankenganges entlangläuft. Dieser wurde durch einen auflackierten 0,2 mm Kupferdraht dargestellt.
Durch die Schmauchspuren des Laserschneidens ist es schwer auszumachen, ob es zwischen der Steven-Kiel-Kombination und dem Rumpf Ritzen gibt. Ich werde wohl dem Rumpf einen dünnen Farbanstrich geben, um etwaige Fehlstellen besser erkennen zu können, die dann mit Kitt aufgefüllt werden müssen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-430.jpg)
Der fertige Kutter-Rumpf

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-431.jpg)
Der fertige Kutter-Rumpf

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-432.jpg)
Der fertige Kutter-Rumpf

Alles in allem bin ich eigentlich recht zufrieden mit dem Ergebnis bisher und die Strategie, den Steven und Kiel erst nach dem Aufplanken anzubringen hat sich gelohnt.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: freddy55 in 11. Juli 2022, 14:55:56
Halöle,

super Kutter :respekt:

Aber jetz meine Frage:
Wo gibt es diese 1 Cent Münzen mit  20cm Durchmesser  :) :) :)

Fred

Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 11. Juli 2022, 15:04:57
Ja, der Kutter ist toll :P Das Papier sieht sogar aus wie Holz.

Zitat von: freddy55 in 11. Juli 2022, 14:55:56
Aber jetz meine Frage:
Wo gibt es diese 1 Cent Münzen mit  20cm Durchmesser  :) :) :)
Im Zauberbedarf, nehme ich auch immer:
https://www.fabiolus-magic.de/de/Riesen-Cent.html
Nur ein Beispiel, gibt noch andere Shops.

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: freddy55 in 12. Juli 2022, 12:17:41
Hallo Bughunter,

danke für den link, muss ich bestellen  :D

fred
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 19. Juli 2022, 20:43:49
Weitere Fertigstellung des Kutters

Rumpf wurde nun vom ,Baubrett' losgeschnitten und die ,Füllung' und die Mallen so bearbeitet, wie ich denke, daß die mit Persenning überzogene Segelausrüstung, die Riemen, usw., die im Boot gestaut wurden, ausgesehen haben könnten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-433.jpg)
Der Rumpf mit dem zugerichteten Innenleben

Das Toilettenpapier zur Simulation der Persenning hat nicht wirklich gut ausgesehen. Mir gerade rechtzeitig ein, daß ich mir vor einigen Monaten ein extrem leichtes (9 g/cm2) japanisches Seidenpapier besorgt hatte, das als Basismaterial für Segel dienen sollte.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-434.jpg)
Extrem leichtes japanisches Seidenpapier

Ein passendes Stück wurde zugeschnitten und über das Boot drapiert und dann gut mit Zaponlack durchfeuchtet. Es wurde aufgeklebt, daß es gerade den obersten Plankengang und den Scheergang bedeckt. Nach dem Trocknen wurde das Papier mit einer neue Skalpellklinge bis gerade unter den Scheergang zurückgeschnitten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-435.jpg)
Der mit der Persenning abgedeckte Kutter vor der Bemalung

Die Gig mit eingehängtem Ruder darzustellen war ein Fehler meinerseits, die Boote wurden immer ohne eingehängtes Ruder gestaut. Deswegen habe ich diesmal nur den unteren Fingerling mit einem Stück flachgedrücktem Draht dargestellt.
Damit war der Kutter zur Bemalung bereit und es wurde zunächst mehrere dünne Schichten von Vallejo model-air ,Weiß' über alles aufgetragen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-436.jpg)
Der bemalte Kutter

Im nächsten Schritt wurde der zweitoberste Plankengang schwarz angelegt, da nach den damals gültigen Vorschriften die beiden obersten Plankengänge schwarz gepönt sein sollten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-437.jpg)
Der bemalte Kutter

Die Persenning bekam eine Lasur von Vallejo ,Weiß' mit einem kleinen Tropfen Vallejo model-air ,Hanf'.
Abschließend wurden noch die beiden Heißaugen auf verdrilltem 0,2 mm dickem, verzinntem Kupferdraht installiert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-438.jpg)
Der bemalte Kutter

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 04. September 2022, 22:06:41
Die Werft, einschließlich des Konstruktionsbüros, war in einer etwas längeren Sommerpause, was so eigentlich nicht geplant war, aber die Hitze in Spanien war dem Arbeiten am Computer nicht gerade zuträglich ...

*****************

Die Jolle
Anstatt den zweiten Kutter anzugehen, beschäftige ich mich nun zuerst mit der Jolle. Diese ist mit 6 m Länge das kleinste Boot der Ausstattung. Ich habe mich da auf eine große Herausforderung eingelassen, da ich plane, es offen und vollständig ausgerüstet darzustellen, fertig zum Zuwasserlassen im Falle von Mann-über-Bord oder ähnlichen Notfällen.

Ich habe keine frühere Zeichnung gefunden, als die im BRIX von 1911, die recht detailliert ist, auch wenn sie die karweel-beplankte Version darstellt, während die WESPE nur mit Klinkerbooten ausgerüstet werden soll. Der Spantenriß ist auf Innenkante Beplankung gezeichnet, was genau das ist, was ich hier brauche. Kiel und die Steven müssen hier etwas anders, als bei den anderen Booten, arrangiert werden, da die gezeichneten Spanten ja nur die Mallen sein werden und das ,Spantgerüst' eine separate Einheit bilden wird.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Jolle-BRIX-1911-72.jpg)
Zeichnung einer Jolle 1. Klasse in BRIX (1911)

Die Zwischenräume zwischen den Mallen werden wieder mit (Rohacell™) ausgefüllt werden. Unten ist die Vorlage für den Laserschnitt der wichtigsten strukturellen Komponenten wiedergegeben. Die dünnen Streifen rechts werden die eingebogenen Spanten sein. Weitere Teile werden dann während des Baues gezeichnet werden, da sie genau eingepaßt werden müssen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Jolle-ab.jpg)
Vorlagen für den Laserschnitt der wichtigsten strukturellen Elemente der Jolle

Ich muß ebenfalls noch eine Grundplatte für den Bau zeichnen, die über Aussparungen für die oberen Enden der eingebogenen Spanten verfügt.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Aero in 05. September 2022, 12:11:26
Absolut erstklassige Arbeit, da kann ich nur noch sabbern!  :D
Großes Kino was du hier zeigst, wirklich tolle Arbeit! Ich brauch zwar ne 1/4 Std um einen Satz zu verstehen weil ich erst mal die ganzen Begriffe googlen muß, hab von Schiffen wirklich keine Ahnung aber es ist ein Genuß dir zu folgen! Deine Techniken sind wirklich toll, weiter so!!  :1: :P :klatsch:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 26. September 2022, 22:12:53
Eine Entschuldigung an alle, die in den letzten drei Wochen diesen Baubericht besucht und keinen Fortschritt gesehen haben. Das wirkliche Leben kommt einem halt immer wieder in die Quere und auch ein bißchen reisen nur so zum Spaß ...

*******************

Die Jolle - Fortsetzung

Die Hauptteile der Malle, über die das Boot gebaut werden soll, wurden mit dem Laserschneider aus Canson-Papier zugeschnitten und dann in der bereits beschriebenen Weise zusammengebaut. Die Spantzwischenräume wurden wieder mit Hartschaum (Rohacell™) ausgefüllt, der mit Diamant-Nadelfeilen bis auf die Papierspanten zurückgefeilt wurde. Diverse Spalten und Unebenheiten wurden verspachtelt und dann das Ganze in Schnellschleifgrundierung getränkt, um eine harte Oberfläche zu bekommen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-439.jpg)
Die Malle

Der Kiel-Steven-Kombination und der Heckspiegel wurden ebenfalls mit dem Laserschneider hergestellt und in zwei Schichten verklebt, um die korrekte Dicke zu erreichen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-440.jpg)
Kiel-Steven-Kombination und Heckspiegel

Eine Art ,Baubrett' wurde in zwei Kopien aus Papier mit dem Laserschneider zugeschnitten und verklebt um eine größere Steifigkeit zu erreichen. Löcher für die einzubiegenden Spanten wurden ebenfalls mit dem Lasercutter eingeschnitten, um den genauen Abstand per Plan zu haben.

Die Malle wurde sodann mit Frischhaltefolie als Trennschicht überzogen, um (hoffentlich) zu verhindern, daß sich die Bauteile mit der Malle verbinden. Die Malle wurde mit dünnem, doppelseitigem Konstruktionsklebeband auf dem ,Baubrett' befestigt.

Der Laserschneider machte die Herstellung der gebogenen Spanten mit einer Breite von 0,2 mm (was einer Originalbreite von 32 mm bei einem Maßstab von 1:160 entspricht) zu einem Kinderspiel. Eigentlich sollten die Spanten nur 0,1 mm dick (= 15 mm im Original) sein, aber das Papier ist eine Idee dicker. Diese Spanten wurden in die vorgeschnittenen Löcher eingesetzt und sorgfältig ausgerichtet. Die Steven-Kiel-Heckspiegel-Baugruppe wurden dann mit Lack auf den Spanten verklebt. Einige der Spanten an den Enden laufen allerding stumpf auf den Kiel bzw, die Steven zu.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-441.jpg)
Das ,Gerippe' der Jolle

Man sollte beachten, daß dies eigentlich die umgekehrte Baureihenfolge im Vergleich zum Original ist. Ein geklinkertes Boot wird über eine oder mehrere Mallen gebaut, wobei die Beplankung zuerst aufgebracht wird und anschließend die Spanten eingebogen werden. Ich habe aber die umgekehrte Vorgehensweise gewählt, weil diese wahrscheinlich eine stabilere Rumpfschale ergibt, was vor allem beim Ablösen von der Malle wichtig ist.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-442.jpg)
Der Kielgang ist eingebaut

An jedem klinkerbeplankten Boot ist der Kielgang die am schwierigsten einzubauende Planke, da dieser in sich gedreht und auch noch gebogen ist. Auch in diesem Fall gab es keine Ausnahme. Er brauchte schon ein bißchen freundliche Überredung, um sich ordentlich in Form zu legen. Es sieht aber schon ganz vielsprechend aus. Mit den ersten Plankengängen gewinnt das Ganz auch deutlich an Stabilität.
Ich hoffe nur, daß die Rumpfschale dann später von der Malle lösen läßt ...

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 26. September 2022, 22:36:39
In dieser Winzigkeit auch noch aufgebaut wie das Original - das nennt man wohl Perfektion :P
Bin gespannt, wie es später von innen aussieht!

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 26. September 2022, 22:47:18
Ich auch  :pffft:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: matz in 27. September 2022, 15:23:56
DAS wird wieder richtig gut.  :klatsch:
Zumal die Bauweise eine enorme Stabilität verspricht.

Gruß
matz
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Aero in 30. September 2022, 13:15:53
Sehr beeindruckend das du dir die Mühe machst das völlig scratch zu bauen, das Ergebnis wird sicher überzeugen!  :1:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 05. Oktober 2022, 21:55:18
Danke für die netten Worte ...

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Die Jolle - Fortsetzung 2

Nur ein kleiner Fortschrittsbericht, um zu zeigen, daß die Beplankung an sich fertig ist. So 100%ig bin ich nicht zufrieden mit meiner Arbeit. Die Plankenbreiten hätten etwas gleichmäßiger sein können, aber irgendwie hatte ich Probleme mit der Form dieses Bootes. Es war auch einfacher, die Planken auf den Kern der anderen Boote zu kleben, als hier auf die Spanten und nur an die Kante der darunterliegenden Planke.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-443.jpg)
Steuerbordseite der Jolle – die Gesamtlänge beträgt 36 mm

Kiel und Steven wurden von beiden Seiten Aufgedoppelt um zu simulieren, daß die Planken in einer Sponung liegen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-445.jpg)
Backbordseite der Jolle

Es gibt noch verschiedene Lücken und andere kleine Fehlstellen die mit Kitt ausgebessert werden müssen. Ich werde das aber erst tun, wenn der Rumpf von der Malle gelöst ist, da der Kitt recht bröckelig sein und eventuell herausfallen kann während der Prozedur.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-444.jpg)
Die Unterseite der Jolle

Nachdem der Rumpf von der Malle abgenommen ist, können die Spanten auf die richtige Länge zurückgeschnitten und dann das Setzbord in die endgültige Breit und Form geschliffen werden. Bevor es mit dem eigentlichen Ausbau weitergehen kann, müssen auch noch einige (Kant)spanten installiert werden.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: matz in 07. Oktober 2022, 11:42:11
Die "Echtspantbauweise" über Kopf auf Malle ist ja von G.K.-Modellbau bekannt. Dort wird es im Maßstab 1:30 umgesetzt und ist schon ein schönes Gefummel. Aber in 1:160  :klatsch:

Für den Forums-Flaneur, der nur mal "vorbeischaut", wäre es sicher ganz interessant wenn mal wieder ein CENT auftaucht  :D

Gruß
matz
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 07. Oktober 2022, 12:01:51
Na ja, G.K.-Modellbau hat sich das auch nur aus der klassischen Literatur, z.B. Harold Underhills Buch 'Plank-on-Frame' von 1946, abgeguckt und es durch die Gipsmalle vermarktungsfähig gemacht. Ist schon wieder eine Weile her, daß ich das Buch gelesen habe, aber ich meine, daß er Klinkerbeiboote dort im Maßstab 1:96 aus Holz baut.

Geld ist rar dieser Tage, ich werde versuchen mal an einen Cent zu denken ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 11. Oktober 2022, 21:32:50
Die Jolle - Fortsetzung 3

Die Stunde der Wahrheit: ich habe den Kupferdraht entfernt, der die verlängerten Spanten an die Mallen gezogen hat und die Spanten dann mit einer Mikro-Schere abgeschnitten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-446.jpg)
Abschneiden der verlängerten Spanten mit einer Mikro-Schere

Nach etwas vorsichtigem Hin-und-Her-Ruckeln löste sich die Rumpfschale sauber von der Malle.
Das Resultat ist eine recht stabile Schale mit der äußeren und inneren Anmutung eines Klinkerbootes. Leider sind beim Bau ein paar der Spanten verrutscht, aber das sollte sich mit einem Tropfen Aceton korrigieren lassen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-447.jpg)
Die Rumpfschale beginnt sich von der Malle zu lösen

Es zeigte sich, daß die Spanten nicht mit dem Waschbord verklebt waren, was aber gut ist, da sie beim Original nicht bis dorthin hochreichen, sondern unter einem Stringer in Höhe des letzten Ganges enden. Ich muß nun zusehen, daß ich die Spanten sauber auf der richtigen Höhe abgeschnitten bekomme. Danach geht der Innenausbau mit den Kantspanten, Stringern, Bodenbrettern, Duchten usw. weiter.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-448.jpg)
Die erfolgreich von der Malle gelöste Rumpfschale

Es nimmt mich jetzt Wunder, ob es nicht möglich gewesen wäre, den Rumpf in der traditionellen Klinkerbauweise herzustellen, bei der die Planken nur an den Kanten verbunden werden, und dann die Spanten nachträglich einzusetzen. Andererseits sorgte die Verklebung der Steven-Kiel-Kombination mit den heruntergebundenen Spanten für ein solides Rückgrat für den Aufbau der Rumpfschale. Das war wahrscheinlich der beste Weg in diesem Maßstab.

... und den Cent habe ich natürlich wieder vergessen  :pffft:

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: bughunter in 11. Oktober 2022, 21:46:39
Klasse :P

Da würde Dir vielleicht eine Schneidepinzette eine Hilfe sein? Möchte meine nicht mehr missen.

Viele Grüße,
Bughunter
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 11. Oktober 2022, 22:14:32
Ich besitze natürlich eine Schneidpinzette seit gut 25 Jahren und habe sie an diesem Bau auch fleißig benützt, da man damit eben bündig abschneiden kann.

Bei den Spanten ergibt sich aber das Problem, daß die Schneidpinzette gegen die breite Seite angesetzt werden muß und so den Spantkopf möglicherweise quetscht. Wahrscheinlich werde ich ein Stück Rasierklinge in einem Klemmhalter verwenden.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Aero in 13. Oktober 2022, 13:24:20
Kannst du die SPanten nicht mit nem Dremel und nem Sägeblatt drauf abschneiden? Dabei würde jedenfalls nichts gequetscht, gibt da fein verzahnte dünne Sägeblätter.
Das Ergebnis schaut jedenfalls prima aus, tolle Optik!  :P
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: jaerschen in 15. Oktober 2022, 13:38:19
ZitatIch besitze natürlich eine Schneidpinzette seit gut 25 Jahren und habe sie an diesem Bau auch fleißig benützt, da man damit eben bündig abschneiden kann.

Kann man damit auch 0,2 mm starkes Polystyrol schneiden. Wenn ja worauf ist beim Kauf zu achten, sprich kann es auch ein Mittelklassemodell sein.

Bis jetzt ist mein kleinstes Werkzeug hierfür ein elektronik Seitenschneider
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 15. Oktober 2022, 13:59:09
Zum bündigen Abschneiden braucht man ein Werkzeug, das auf einer Seite keine 'Wate' hat, die Schneide also nicht keilförmig angeschliffen ist.

Ich weiß nicht, ob es 'Mittelklasse-Modelle' gibt, da man vor 25 Jahren entweder im Handel für Uhrmacherbedarf oder mit etwas Glück auf einer Messe (bzw. auf dem Flohmarkt) kaufen mußte, wo es einen Stand mit solchen Werkzeugen gab. Inzwischen werden solche Sachen ja auch über das Internet vermarktet. Es gibt Anbieter, die sich auf solche Waren spezialisieren. Wie bei Pinzetten allgemein, sollte man aber eigentlich das Teil selbst in die Hand nehmen können, um zu sehen, wie gut die Spitzen bzw. Schneiden schließen.

Polystyrol von 0.2 mm Dicke zu schneiden sollte kein Problem sein, da diese Pinzette eigentlich zum Abkneifen von (Taschen- bzw. Armband)uhrfedern gedacht sind. Diese Federn sind natürlich 'federhart'.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: jaerschen in 16. Oktober 2022, 11:51:53
Vielen Dank für die Info.

Mit einem elektroniker Seitenschneider ist ein bündiges Abschneiden möglich, das Teil ist aber viele feine Arbeiten schon recht groß.
Dann werd ich mal aber gezielt bei Bedarf für Uhrmacher im Net nachschauen, dann müsste auch die Qualität stimmen.

Übrigens habe ich deine Vorgehensweise beim Beiboot mit Spannung verfolgt. Sehr schön das es es so gut funktioniert hat. Ist schon ne Hausnummer in dem Maßstab diesen Detailgrad zu erreichen.
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Marderkommandant in 16. Oktober 2022, 12:57:31
Das sieht unglaublich schön aus!  :1:
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 20. Oktober 2022, 23:01:41
Vielen Dank für die freundlichen Worte !

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Die Jolle - Fortsetzung 3

Nach einiger Überlegung habe ich mich entschieden die eingebogenen Spanten mit einer Art Micro-Skalpell bis auf Höhe des Dollbords zurückzuschneiden. Das Skalpell ist ein Stück Rasierklinge von etwas unter 1 mm Breite das in einem dafür gedachten Halter geklemmt wird, der aus dem Bereich Medizin bzw. Biologie stammt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-449.jpg)
Der Rumpf mit den zurückgestutzten Spanten

Als nächstes wurde die Dollbords eingebaut, laser-geschnittene Papierstreifen von 0,35 mm Höhe und 0,12 mm Dicke. Ebenso die Duchtweger von 0,5 mm Höhe und ebenfalls 0,12 mm Dicke. Alle Teile wurden mit Zaponlack eingeklebt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-450.jpg)
(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-451.jpg)
Der Rump mit den Dollbords und Duchtwegern

Beim Vorbild bestand die Bodenbretter natürlich aus einzelnen Planken, aber diese richtig auszurichten, wäre doch etwas schwierig gewesen. Deshalb habe ich etwas gemogelt und habe sie vorne und hinten verbunden. Das wird später und den Duchten kaum noch zu sehen sein.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-452.jpg)
Die Bodenbretter sind eingebaut

Da meine Bauausführung nicht so präzise den Zeichnungen gefolgt ist, wie ich es mir gewünscht hätte, mußten die Bänke im Heck und die Bugplattform von Hand eingepaßt werden, was auch Korrekturen an der Vorlage für den Laserschnitt erforderte. Am Ende war doch noch etwas Feilen bzw. Schleifen notwendig.

Das Schleifen von Papier macht bekanntermaßen nicht so viel Spaß, wenn man aber das Papier nach ein paar Strichen mit der Diamantfeile wieder mit Zaponlack tränkt, läßt sich das Ausfasern unter Kontrolle halten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-454.jpg)
Die Sitze im Heck, Duchten und Bugplattform eingebaut

Mit dem Laserschneider habe ebenfalls die Fußrasten ausgeschnitten der doppellagiger gerader Teil mal eben 0,2 mm x 0,2 mm im Querschnitt mißt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-453.jpg)
Die Fußrasten sind eben vor der jeweilig dahinterliegenden Ducht zu erkennen

Damit ist die Struktur der Jolle im Wesentlichen fertiggestellt, es fehlen aber noch viele Kleinteile, die angefertigt werden müssen.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 23. Oktober 2022, 20:35:02
Die Jolle - Fortsetzung 5

Ein kurzer Nachtrag bevor die Bemalung beginnt. Es fehlten noch ein paar kleine Details, wie die Scheuerleiste, für die wieder 0,2 mm Kupferdraht verwendet wurde, sowie die Säulen unter den Duchten und die Rojpforten
Die Säulen sind aus drei Lagen von lasergeschnittenem Papier zusammenlaminiert. Vielleicht hätte ich sie besser aus Ms-Draht fräsen sollen, aber ich war einfach zu faul, die Mikro-Fräsmaschine herauszuholen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Rojpforten-Jolle-Rueckert.jpg)
Konstruktion der Rojpforten. Zeichnung von Peter Rückert im LOGBUCH 2-2019.

Die Rojpforten stellen ja die Stützen für das Setzbord dar, das strukturell nicht Teil des Rumpfes ist, sondern nur aufgesetzt ist um den Freibord des Bootes zu erhöhen. Sie bestehen aus zwei hölzernen Dreiecken zwischen denen die eigentliche Rojpforte aus Bronzeguß sitzt. Das Setzbord hat quadratische Öffnungen für die Riemen, die durch Deckel angefasten Kanten geschlossen werden können. Zur Illustration habe ich eine Zeichnung eines leider viel zu früh im letzten Jahr verstorbenen Kollegen und Experten für die Boote der Kaiserlichen Marine, Peter Rückert, beigefügt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-455.jpg)

Die Form dieser winzigen Papierschnitzel wurden mit dem Laserschneider ausgeschnitten und mit Zaponlack eingeklebt. Ursprünglich hatte ich daran gedacht, sie aus Messing zu fräsen, hatte aber das Gefühl, daß das bei dieser Größe auf praktische Probleme des Haltens stoßen würde.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-457.jpg)

Die Rojpforten wurden geschlossen dargestellt, da mir das die Mühe ersparte, die quadratischen Öffnungen sauber in das Setzbord zu schneiden. Mit einem nicht sehr scharfen Skalpell wurden außen die Nähte markiert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-456.jpg)

Damit ist das Boot fertig zur farblichen Gestaltung. Es müssen noch verschiedene Eisenteile angebracht werden, das wird aber erst nach der Bemalung geschehen, da sie verzinkt waren. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Eisenteile bemalt oder unbemalt waren. Da die silberne Farbe der Verzinkung mehr Details sichtbar macht, werde ich sie blank lassen.

Die erste Schicht Farbe außenbords trocknet nun ...

Fortsetzung folgt ...
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Wolf in 26. Oktober 2022, 15:10:57
Eine unglaublich Detailarbeit. Fantastisch
Titel: Re: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Aero in 26. Oktober 2022, 16:27:28
In der Tat eine erstklassige Arbeit, aus so einer kleinen Jolle ein eigenes Modell zu machen ist ein Augenschmauß!
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 20. Dezember 2022, 22:38:45
Danke für die netten Worte !

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Die Jolle - Fortsetzung 6

Aus Familiengründen mußte die Bootswerft für einige Wochen pausieren. Ich habe es aber wenigstens geschafft noch ein paar Lagen Weiß aufzubringen, bevor die eigentliche Bemalung erfolgte.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-458.jpg)

Nach der Vorschrift von 1874 waren die Boote weiß über alles innen und außen. Lediglich die beiden obersten Gänge waren schwarz zu malen, wobei die Scheuerleiste naturfarben blieb, wie ebenso die Oberkante des Setzbordes. Gescheuert und nicht gemalt waren auch die Duchten usw. Die bronzenen Roipforten wurden nicht gemalt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-459.jpg)

Es fehlen natürlich noch die galvanisierten Eisenbeschläge und die ganze Ausrüstung, wie Riemen, Fender, ein Wasserfäßchen usw. Die verfügbaren Informationen geben keine klare Auskunft darüber, ob im Bereitschaftsboot ein Segel mitgeführt wurde oder dieses an Bord gestaut wude.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-460.jpg)

So wirklich befriedigt mich die Bemalung nicht. Die Farbe der Duchten ist nicht richtig getroffen, sie sind zu dunkel und rötlich. Ich hoffe, daß eine Lasur mit hellem Ocker dem abhilft. Auch die Scheuerleiste aus 0,2 mm Draht ist nicht so sauber, wie ich es mir vorgestellt hatte – vielleicht hätte ich sie Abkleben sollen, anstatt es freihand zu versuchen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-461.jpg)

Damit schließt die Bootswerft für die Feiertage.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: diobauer in 21. Dezember 2022, 15:40:17
Mein Lieber,

ich bin eben erst auf deinen Baubericht gestossen und habe mich dann Stück für Stück "nach hinten" gearbeitet.

Wenn ich sehe, wie du mit Plänen arbeitest und die Teile dann einzeln auf der Drehbank erstellst, dann  muss ich sagen, dass du eigentlich keinen Modellbau betreibst, sondern eine "Schiffswerft im Kleinformat".

Totaler Wahnsinn..   :klatsch:

Wo hat du diese tolle Uhrmacher-Drehban her ?  Das ist ja selber schon ein Museumsstück..     

So eine hätte ich auch gerne...  8o
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 12. Februar 2023, 21:55:52
Fertigstellung der Boote

Es hat mal wieder eine Weile gedauert bis zu diesem ,update', aber das wirkliche Leben mit Verpflichtungen und Ablenkungen kommt einem eben manchmal in die Quere. Es waren auch eine Menge kleiner Korrekturen vorzunehmen und die Herstellung kleiner Details nimmt viel Zeit in Anspruch, ohne daß man dann beeindruckende Ergebnisse vorweisen kann.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-462.jpg)

Ich habe mich nochmal mit der Farbe der Duchten usw. beschäftigt und ebenso mit der Scheuerleiste. Dazu habe ich mir auch verschiedene ,marker' aus Basis von Acrylfarben mit Pigmenen (Faber-Castell Pitt Artist Pens mit feiner harter Spitze und feiner Pinselspitze) in Holzfarben besorgt, die sich als sehr nützlich erwiesen haben.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-463.jpg)

Ich habe mich dann mit den Riemen beschäftigt und mit etwas Herumprobieren habe ich einigermaßen brauchbare lasergeschnittene Teile bekommen. Jeder Riemen ist aus drei Lagen mit Zaponlack verklebt, um das dreidimensionale Profil zu erzeugen. Die Rundungen wurden dann mit mit Lack aufgebaut. Sie wurden dann anschließend holzfarben bemalt und das Band um das Blatt mit meinem 0,1 mm breiten Faserschreiber simuliert. Ich bin mir allerdings nicht sicher, Schwarz die richtige Farbe ist, da diese Bänder laut Vorschrift aus Kupfer bestanden. Es gibt in der Tat eine Menge unbekannter Details. Nach der Bootsvorschrift der Zeit sollten die Riemen mit dem Blatt nach hinten so gestaut werden, daß das Paar für die hinterste Ducht innen liegt und das Paar für die vorderste Ducht außen. Wie sie dann aber in dieser Anordnung seefest gezurrt wurden ist nicht bekannt, wahrscheinlich mit Bändsel um die Duchten. Wenn allerding die Riemen in dieser Weise gestaut würden, wäre es für die Mannschaft praktisch unmöglich ins Boot zu steigen, da sie praktische die ganz Breite der Duchten einnehmen. Ich habe sie deswegen in Bündeln an den Seiten dargestellt.

In diesem Moment hatte ich auch bemerkt, daß ich die Mastspur vergessen hatte, die noch hinzugefügt wurde.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-464.jpg)

Während die von den Ketten zum Heißen der Boote bei den abgedeckten nur ein Ring sichtbar ist und sich dieser leicht solide verankern ließ, sieht das bei der offenen Jolle anders aus. Das Arrangement aus Heißstroppen und Standern ist recht delikat und ich bin mir nicht sicher, ob es nachher stabil genug ist. Die Ketten wurden simuliert, in dem zwei 0,2 mm Drähte so verdrillt wurden, daß die ,Ganghöhe' etwa der Länge eines Kettengliedes entspricht. Zwei solcher Drähte wurden dann wiederum mit einander verdrillt, so daß das dann am Ende mit etwas gutem Willen wie eine etwas in sich verdrehte Kette aussieht.

Boote die gesegelt werden (können) brauchen auch ein Ruder. Dieses wurde in der üblichen Weise aus Canson-Papier mit dem Laser ausgeschnitten und aus zwei Lagen zusammengelackt. Wenn das Boot in den Davits hängt ist das Ruder ausgehängt und wird im Boot gestaut – es entzieht sich aber meiner Kenntnis wie und wo.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-465.jpg)

Die Stauung der diversen Ausrüstungsgegenstände ist in der Tat eine Unbekannte. Nach den erhaltenen Inventarien solcher Boote sollte einen Bootsanker geben, ein kleines Wasserfäßchen, einen Bootskompaß. Da die Jolle schon recht voll ist habe ich diese Ausrüstungsgegenstände weggelassen, lediglich vier Fender habe ich hergestellt und an der Innenseite des Bootes aufgehängt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-466.jpg)

Damit ist die Jolle fertig.

Parallel dazu habe ich auch an dem zweiten Kutter gearbeitet, der ebenfalls abgedeckt dargestellt wird. Da diese der gleiche Prozeß ist, wie beim ersten Kutter, braucht das hier nicht nochmals gezeigt zu werden. Lediglich zum Abschluß noch ein Bild von der Jolle und dem Kutter zusammen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-467.jpg)

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: marjac99 in 13. Februar 2023, 00:39:32
Beeindruckend, was du da auf die Beine den Kiel stellst.  :respekt:
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Gøran in 13. Februar 2023, 07:58:06
Hallo wefalk,

da dein Baubericht nunmehr auf das dreizehnte Jahr zugeht, allein dazu schon meinen allergrößten Respekt, möchte ich an dieser Stelle meine Begeisterung zum Ausdruck bringen.

Großartige Handwerkskunst im geschichtlichen Kontext bilden hier die Basis für ein, ich nenne es einfach mal so, Lebenswerk der besonderen Art. Ich weiß nicht was dein Geheimrezept ist, Leidenschaft gehört auf alle Fälle dazu  :klatsch: .

Lösungswege zu finden, die unterschiedlichsten Materialien dabei zu nutzen um sich von Detail zu Detail dem großen Finale zu nähern ... das nenne ich Modellbau.

In diesem Sinne, ich freue mich schon sehr auf die weiteren Fortschritte  :winken:.
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 08. März 2023, 23:00:25
Vielen Dank für netten Worte  :winken:

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Diverse Kleinteile

Hier zunächst noch zwei 'Familienphotos' mit allen Booten zusammen neben einer 1 Cent-Münze zum Größenvergleich. Die Jolle hat auch noch hinten und vorne eine Fangleine erhalten, die ich vorher vergessen hatte.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-474.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-475.jpg)
Von hinten nach vorne: 1. Kutter, 2. Kutter, Gig, und die Jolle

Mit den Beibooten sind alle größeren ,Untermodelle' erledigt. Der Zusammenbau wird nun fortgesetzt.

Ich habe daher zunächst das Geschütz auf der Unterlafette befestigt. Es wurde geklebt – so richtig glücklich bin ich damit nicht angesichts des Gewichtes des Geschützrohres, eine formschlüssige Verbindung wäre besser gewesen, aber ich habe hoffentlich genügend Weißleim an nicht sichtbaren Stellen aufgebracht. Beim Vorbild griffen auf beiden Seiten der Oberlafette Klammern um die Laufschienen der Unterlafette. Das war aber in diesem Maßstab nicht zu bewältigen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-472.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-471.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-473.jpg)
Das Geschütz in der Barbette

Die beiden Maschinenraumtelegraphen wurden nun auch auf der Brücke istalliert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-470.jpg)
Maschinentelegraphen auf der Brücke

Ich bin mir nicht sicher ob die Stopper wirklich so geriggt waren, aber die vorhandenen Photographien sind entweder aus der falschen Richtung aufgenommen oder die Auflösung ist nicht gut oder die Back ist zu unordentlich um da sehen zu können. Egal, zwei Stoppertampen wurden an den auf der Zeichung dafür vorgesehen Ringbozen befestigt und die Ankerkette angelascht um zusätzliche Sicherheit gegen das Schiften der Kette im Seegang zu bieten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-468.jpg)
Stoppertampen für die Ankerkette

Die vier Ankerkräne wurden mit den Takeln ausgerüstet und vorläufig installiert. Der Läufer der Talje dürfte etliche Meter lang gewesen sein und mußte irgendwie seefest gestaut werden. Auf der Photographie von S.M.S. CROCODILL unten ist zu sehen, der Läufer etwas leger um den Ankerkran geschlungen wurde, nicht gerade 'ship-shape and Bristol-fashion'. Wie auch immer, ich habe das auf dem Modell nachzubilden versucht.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/Ankerkraene-Crocodill.jpg)
Ankerkräne auf S.M.S. CROCODILL in ihren späteren Jahren

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-469.jpg)
Die Ankerkräne auf dem Modell

Als nächstes ist dann mein Angstgegner dran, die Kettenreling. Derentwegen hatte ich anfangs lange gezögert, das Projekt überhaupt in Angriff zu nehmen.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: marjac99 in 08. März 2023, 23:14:51
Wen ich diese Kanone und diese Details sehe: Wahnsinn!  :meister:
:respekt:

(Allerdings muss ich sagen, dass ich fast nur Bilder gucke. Deine Texte könnten auch in Suaheli geschrieben sein, so wenig verstehe ich davon  ;) )
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 02. April 2023, 20:48:14
Kettenreling und Schornsteinstage

Wegen verschiedener privater und Geschäftsreisen ist hier im letzten Monat nicht viel passiert ...

Inzwischen habe ich aber das Material zur Simulierung der verschiedenen kleinen Ketten bekommen, besonders der Kettenreling und der Schornsteinstage aus Kette. Das Material ist schwarz-oxidierter Kontantan™-Draht von 0,06 mm und 0,07 mm Durchmesser. Konstantan™ ist eine CuNi-Legierung, die über einen weiten Temperaturbereich einen konstanten Widerstand und einen geringen Wärmeausdehnungskoeffizienten aufweist. Mich interessieren aber nicht diese Eigenschaften, sondern das war der dünnste schwarze Draht der zu bekommen ist. Außerdem ist er etwas reißfester als Kupferdraht.

Die Idee ist, zwei Drähte zu verdrillen so daß die ,Steigung' in etwa der Länge eines Kettengliedes entspricht. Jeweils zwei dieser Drähte werden dann gegen den vorigen Schlag miteinander verdrillt. Mit dem bloßen Auge und einer 3-fach-Lupe hat das dann die Anmutung einer in sich verdrehten Kette. Das ist das Beste, was ich in diesem Maßstab machen kann.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/WAAP-1900-Reling.jpg)
Zeichnung einer Kettenreling (aus WAAP, 1900).

Es gibt eine Photographie, die die Details der Kettenreling um das Deckshaus herum ganz gut zeigt und es gibt daneben eine Zeichnung solcher niederlegbaren Relings in einem Lehrbuch für angehende technische Zeichner (WAAP, 1900). Darauf befindet sich ein Maßstabsbalken, so daß man die verschiedenen Dimensionen ableiten kann. Die Höhe der Stützen entspricht der in den Lithographien der WESPE-Klasse. Danach haben die Stützen eine Höhe von 85 cm, was 5,3 mm im Maßstab 1:160 entspricht. Die Kettenglieder sind etwa 60 mm (0,4 mm) lang und der Drahtdurchmesser beträgt 8 mm (0,05 mm).

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-78.jpg)
Kettenreling auf dem Deckshaus der WESPE-Klasse (LAVERRENZ, 1900).

Vor Jahren schon hatte ich die Stützen gezeichnet und selbst aus 0,2 mm Ms-Blech geätzt. Der Gedanke war, zwei Stück davon zusammenzulöten, um die notwendige Dicke zu erreichen ohne das Problem der Unterätzung in meiner primitiven Ätzausrüstung zu haben. Dann habe ich aber kürzlich die von SÄMANN-Ätztechnik kommerziell erhältlichen Relingstützen gesehen und bin zum Schluß gekommen, daß da meine von der Qualität her nicht mithalten konnten. Leider waren aber zweizügigen im Maßstab 1:150 selbst für diesen Maßstab zu hoch. Aber die dreizügigen hatten die richtige Höhe, wenn der untere Ring zum Scharnier zum Umklappen erklärt würde. Mit dem Lasercutter habe ich noch kleine Scheiben als Fußplatten geschnitten.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-476.jpg)

Die Bohrlöcher für die Stützen wurden am oberen Rand mit einem runden Fräser erweitert, damit der untere Ring darin halbversenkt werden konnte. Es wäre schöner gewesen, Ätzteile für die Fußplatten zu haben ...

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-477.jpg)

Die Kettenstage für den Schornstein haben mir etwas Kopfschmerzen verursacht, besonders die Verbindung zum Schornstein und zum Deck. Die Kette selbst ist in der oben beschriebenen Weise aus 0,07 mm Draht hergestellt. Die Herstellung und der Einbau von Schäkeln von weniger als 1 mm Länge ist aber wohl physisch unmöglich. Deswegen habe ich auf dunkelgraues Garn zurückgegriffen. Nicht ideal, aber manchmal stößt man eben an solche physischen Grenzen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-478.jpg)

Um bereits installierte Teile nicht zu beschädigen, arbeite ich von innen nach außen. Daher kamen die Schornsteinstage als Erste an die Reihe und dann die Reling.

Wie immer sind Nahaufnahmen schrecklich ernüchternd, aber aus einem normalen Betrachtungsabstand sieht die Reling ganz akzeptabel aus (finde ich).

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-479.jpg)

Das Federn des Drahtes ist ein Problem, auch wenn es bei dem doppelt verdrillten Draht weniger ausgeprägt ist. Es ist nicht so einfach eine ordentliche Kettelinie hinzubekommen in der die Kette durchhängen sollte und dann auch noch beide Durchzüge in der gleichen Ebene. Zum Glück fallen die Abweichungen nur ins Auge, wenn man senkrecht darauf schaut. An den Stagen muß ich noch arbeiten ...

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 30. April 2023, 22:26:43
Fortsetzung Reling ...

Die Reling auf der Steuerbordseite des Deckshauses ist nun ebenfalls installiert. Dieses Mal gibt es ein Bild mit einer 1-Cent-Münze als Vergleich.

Zwischenzeitlich schlug ein Kollege in einem anderen Forum vor geflochtenen Draht anstatt des doppelt verdrillten für die Kettenimitation zu nehmen. Ich meine, ich hätte das bereits probiert, aber der damals verwendete Kupferdraht war zu weich und brach zu leicht. Ich werde es nochmal mit dem Konstantan-Draht versuchen und berichten. Auf diesem Schiff wurden Ketten für eine Menge von Dingen verwendet, wo wir heute Drahttauwerk einsetzen würden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-481.jpg)


Mast und Rigg

Wie weiter oben angemerkt, wollte ich eigentlich bei der Installierung der Relings von innen nach außen arbeiten, um nicht bereits installierte Teile zu beschädigen. Mir ist dann aufgefallen, daß ich eigentlich schon den Mast samt Rigg hätte einbauen sollen. Es war also höchste Zeit dafür.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/WZ-11046-WESPE.jpg)

Die Bildnachweise für die früheste Form des Mastes sind ziemlich rar. Es gibt tatsächlich nur eine einzige Photographie, nämlich die allererste Aufnahme von SMS WESPE während der Ausrüstung. Alle anderen Photographien zeigen spätere Formen, bei denen ein Toppmast und eine Signalrah dazugekommen sind. Wann diese installiert wurden, lies sich bisher nicht ermitteln, aber vielleicht während des kleineren Umbaus, während dessen auch die Beibootracks eingebaut wurden, oder vielleicht etwas später als der gepanzerte Steuerstand samt Suchscheinwerfer hinzukamen. In dieser Form ist der Mast bereits auf dem einzigen weiteren Bild im 1878er Anstrich zu sehen.

Den Mast hatte ich schon vor einiger Zeit aus einem Stahldraht gedreht und mit der halbrunden Nagelbank versehen. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich schon entsprechende Bilder gezeigt hatte.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-482.jpg)

Es scheint, daß es ein doppeltes Vorstag gab, das am Schornstein vorbei zur Vorderkante des Kesselraumoberlichtes führte. Es gibt aber keine Bilder oder Zeichnungen davon, wie die Stage dort festgesetzt wurden. Ich nehme an, daß es dort Augbolzen an den Rahmen des Oberlichtes genietet waren. Eigentlich hätte ich diese Augbolzen schon ordentlich vor der Bemalung installieren sollen, hatte das aber einfach übersehen. Mehrfach riß mir der Zug auf die Stage die Oberlichtgräting heraus. Jetzt hält nur die Klebung gegen den Zug – technisch eigentlich keine gute Lösung. Mal sehen, wie lange das hält.

Dann gibt es noch ein Paar Wanten auf jeder Seite – eigentlich eine Menge für diesen leichten Mast. Die Wanten sind auf Augbolzen zwischen den Relingstützen gesetzt, was man vage aus den Lithographien ableiten kann. Es gibt aber keine Information darüber, die die Stage und die Wanten steifgesetzt wurden. Wahrscheinlich gab es metallene Herzen bzw. Herzkauschen mit einer Bändselung dazwischen.

Ich gehe davon aus, daß das stehende Gut aus Drahttauwerk bestand. Auf einer späteren Photographie kann man so eben erkennen, daß das Tauwerk wohl auf seiner ganzen Länge bekleidet war. Um solches Tauwerk zu imitieren, sammele ich seit Jahren seidenumsponnenen Kupferdraht und -litze (wie sie früher z.B. in HF-Spulen verwendet wurden). Ich habe mir dafür eine 0,15 mm-Draht ausgesucht. Da die Seide grün war, habe ich dem Draht erst einmal eine dünne Schicht schwarzer Farbe verpaßt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-483.jpg)

Bevor allerdings mit dem Aufriggen begonnen werden konnte, mußten zunächst noch Blöcke für Flaggleinen angebracht werden. Ich nahm an, daß dies gestroppte Doppelblöcke waren, was aber pure Spekulation auf Basis der Anzahl der in der Lithographie dargestellten Belegnägel ist. Für die Flaggleinen nahm ich aus meinem hochgehüteten Vorrat von Repassiergarn, wie es früher zum Reparieren der ,Damen-Nylons' verwendet wurde – ein stark verzwirntes Zweifachgarn, das seit vielen Jahren nicht mehr hergestellt wird und besser, als die Fliegenbindegarne ist. Da es zur Darstellung von Tauwerk immer noch nicht ausreichend gedreht war, habe ich dem etwas nachgeholfen und das Garn mit einem Hauch Zaponlack in dieser Form stabilisiert.

Zu dieser Zeit hätte ein Dampfschiff ein einfaches weißes Licht am Mast führen sollen, aber die einzige Photographie ist nicht deutlich genug, um zu erkennen, ob dies tatsächlich am Mast geheißt wurde. Ich habe deswegen nur ein Fall vom Masttopp aus installiert, ohne weitere Einrichtungen, wie Führungsseile. Die Lithographie aus den frühen 1880er Jahren zeigt einen Lampengalgen vor der Kasematte, der aber auf den Photographien nicht zu sehen ist.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-480.jpg)

Herzkauschen in diesen Dimensionen herzustellen und zu installieren wäre dann doch etwas zuviel gewesen, so daß ich die Arrangements etwas vereinfacht und die Bändselung direkt durch den Augbolzen und das Auge im Stag geführt habe. Ich denke im Maßstab 1:160 ist das gut genug. Es war schon schwierig genug, das Rigg zu installieren ohne die Relings und die Schornsteinstagen zu beschädigen.


Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Marderkommandant in 01. Mai 2023, 08:47:23
Auch wenn Seefahrt nicht mein modellbauerisches Thema ist und ich eine nautische Niete erster Güte bin:
Dein Schiff und der dazugehörige Baubericht ist einfach bewundernswert und ein wirklicher Genuss, auch für ausgemachte Landratten! (Bin Infanterist der Reserve!  :3:  ).
Ich finde die Details schlicht überirdisch gut und schon an die Ingenieursleistung grenzend, die notwendig ist ein Schiff zu bauen.
Weiterhin werde ich Deine Bauberichte genießen und freue mich auf weitere Taten!  :1:
Viel Erfolg!
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Kannonenvogel in 01. Mai 2023, 09:24:59
Da kann ich mich nur anschliessen  :pffft:  :klatsch:  :klatsch:
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 04. Juni 2023, 14:41:52
Vielen Dank, wenn auch etwas spät, für die netten Kommentare  :P

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Kettenreling auf dem Backdeck

In den letzten Wochen gab es wieder nur langsame Fortschritte, einerseits wegen diverser Reisen (Italien, Deutschland, Spanien), aber auch, weil die Installation dieser Relings ein langsamer Prozeß ist, der wegen des Trocknens von Klebstoff oder Farbe immer wieder unterbrochen wird.

Ich hatte etwas Bedenken wegen der verschiedenen scharfen Ecken die die Kettenreling um das Backdeck herum nimmt – kein Problem beim Vorbild, aber die die imitierte Kette aus doppelt verdrilltem Draht stellte sich als überraschend gefügig heraus, ohne Knicke zu bekommen, die man dann eventuell nicht mehr herausbekommt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-484.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-485.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-486.jpg)

Die Lüfter für das Manschaftslogis unter dem Vordeck wurden nun ebenfalls installiert.

Die nächste Sache dann auf der Liste werden die Ankerbojen sein, die nach den alten Photographien an der Reling in der Nähe der Ankerkräne vertäut wurden.

Apropos Ankerkräne: mir fiel erst nachdem ich die Photos gemacht hatte auf, daß ich vergessen hatte, sie wieder einzusetzen – ich hatte sie herausgenommen, damit sie beim Einfädeln der Reling nicht im Weg sind.


Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 06. Juni 2023, 07:03:36
Eine Frage wegen der Lüfter auf dem Vorschiff: konnte man die abmontieren? Wurden die mit der Reling entfernt, wenn das Geschütz feuern sollte?
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 06. Juni 2023, 11:24:40
Ja, alle Stützen der Kettenrelings waren umlegbar und die Lüfter wurden bei 'Klar Schiff zum Gefecht' herausgehoben und die Rohre mit Kappen abgedeckt - dito bei schwerer See. Ich weiß allerdings nicht, wie und wo die Lüfter dann gestaut wurden.

Leider haben sich die entsprechenden Instruktionen offenbar nicht erhalten. Das gilt auch für andere Ausrüstungsgegenstände. Die Stützen für die Sonnensegel wurden offenbar in eine Art Racks auf dem Deckshaus gestaut. Ob das auch für die Masten und Segel der Boote galt, wenn diese nicht gebraucht wurden, weiß ich nicht. Man muß das aber wohl annehmen. Ebenso ist nicht klar, wo Festmacherleinen gestaut wurden.
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 07. Juni 2023, 07:11:17
Vielen Dank für die Erklärung!
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Aero in 07. Juni 2023, 12:02:44
Ein echtes Detailfeuerwerk was du da zeigst, Klasse umgesetzt und wirklich beeindruckend!  :klatsch:
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 04. Juli 2023, 21:16:01
Vielen Dank für die freundlichen Kommentare !

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Zunächst: in der Zwischenzeit habe ich die Reling rings um die Barbette vervollständigt:

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-490.jpg)

Mit der Übung durch die vorigen Relings und nur einer Ecke war dies eine recht einfache Operation.

Ankerbojen

Ein recht augenfälliges Detail auf Kriegsschiffen dieser Zeit waren die Ankerbojen für die Buganker, die üblicherweise an einen bequemen Ort in der Nähe der Ankerdavit angelascht wurden, wenn das Schiff nicht vor Anker lag. Es ist wichtig zu wissen, wo die Position der Anker zu kennen, um festzustellen ob sie nicht eventuell verschleppt wurden und auch um deren Lage Neuankömmlingen anzuzeigen, damit sie nicht ihren eigenen Anker über den eigenen werfen, was Probleme beim Lichten der Anker verursachen kann.

Zur Zeit von SMS WESPE wurde diese Ankerbojen aus galvanisiertem Eisenblech hergestellt und hatten die Form von zwei an ihren Basen verbundenen Kegeln. Eine Art Netz aus bekleidetem Drahttauwerk stellt zwei Augen zur Befestigung der Leine mit der die Boje an den Anker gelascht wird und für die Fischleine zur Verfügung.

(https://forum.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de/download/file.php?id=19837&mode=view)
Technisches Instruktionsblatt von 1909 der Kaiserlichen Marine zur Herstellung und Ausrüstung der Ankerbojen. Quelle: https://forum.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de/download/file.php?id=19837&mode=view (https://forum.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de/download/file.php?id=19837&mode=view).

Nach dem obigen technischen Instruktionsblatt war das Eisenblech in Bleimenige zu streichen. Es gibt allerdings keine klaren Informationen dazu, in welcher Farbe der Schlußanstrich auszuführen sein. Modellbauer malen typischerweise die Steurbord-Ankerboje grün und die Backbord-Boje rot. Das hat eine gewisse Logik, da man auf diese Weise die Lage der entsprechenden Anker identifizieren kann, auch wenn das Boot um die Anker geschwoit sein sollte.

Es gibt ein Bild von 1876 von SMS HERTHA, das Matrosen bei der Arbeit an den Ankerbojen zeigt:

(https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/download/webcache/2000/11408859)
Matrosen von SMS HERTHA bei der Arbeit an Deck, ca. 1876. Quelle: https://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/kolonialesbildarchiv/content/pageview/11408859.

Man kann zwei Bojen erkennen, eine links in relativ hellem Grau und eine andere, die fast ganz durch den vorne sitzenden Matrosen verdeckt ist und viel dunkler erscheint. Wenn man in Betracht zieht, da die Glasplatten-Negative der Zeit weniger sensitiv zu Rot waren, als zu Grün, weswegen Rot dann auf dem Positiv dunkler erscheint, als Grün, dann kann man schließen, das linke Boje wohl grün und die rechte rot gemalt war. Bislang ist das das einzige Indiz, daß die Bojen unterschiedlich gemalt waren.

Während die Form eigentlich einfach ist, ist es nicht so einfach, diese zu bearbeiten und dabei zu spannen. Die beiden Kegel wurden separate gedreht und dann miteinander verklebt. Deswegen wurde als Material Plexiglas gewählt. Die Bearbeitung erfolgte in Schritten: zunächst wurde der Durchmesser der Holzkappen angedreht, dann eine Nut eingestochen, die die Gesamtlänge markiert, dann der Oberschlitten auf 28° zum Kegeldrehen gesetzt. Wie beim Vorbild wurden vier Nuten für das Tauwerk in die Holzkappen geschnitten, wozu ein auf die Seite gelegter spitzer Drehstahl verwendet wurde. Zum Schluß wurden die Kegel abgestochen. Beim Verkleben der Kegel wurde darauf geachtet, daß die Nuten für das Tauwerk in beiden Hälften um 45° versetzt zu liegen kamen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-487.jpg)
Die noch unbemalten Ankerbojen

Eine weitere Herausforderung war das sorgfältig gespleißte und bekleidete Netzwerk auf Drahttauwerk zu imitieren. Ich habe mich schließlich für verdrillten verzinnten Kupferdraht von 0,1 mm Durchmesser entschieden. Vier Stücke mit einer Schlaufe am Ende wurden auf einen Ring aus verdrilltem Draht aufgefädelt und dieser verlötet. Die vier Enden wurde gleichmäßig auf dem Ring verteilt und ihrer Position mit einem Tropfen Zaponlack fixiert. Anschließend wurde dieses Arrangement auf den Kegel gestülpt, die Enden über der Kappe zusammengefaßt und mit einer Fadenbändselung gesichert. In ein Ende wurde ein Auge gebogen und auf der Bändselung gesichert. Die übrigen Enden wurden bis auf die Bändselung gekürzt.

Die Bojen wurden sodann rot bzw. grün gespritzt. Nachdem die Farbe getrocknet war wurden die Drahtstroppen mit einem Künstler-Markerpen in Sepia angemalt – das war einfacher als Pinselbemalung.

Ich habe von den einzelnen Bearbeitungschritten keine Bilder gemacht, da sie eigentlich recht einfach waren.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-488.jpg)
Fertige Ankerbojen

Auf verschiedenen Photographien der WESPE-Klasse ist zu sehen, daß die Ankerbojen an der Kettenreling in der Nähe der Ankerkräne gezurrt wurden. Ich weiß nicht, wie lang das Ende war mit dem die Bojen an die Anker gelascht wurden, denke aber, daß es nicht viel mehr als 20 m war. Ein dünnes Tau wurde aus bräunlichem Fliegenbindegarn auf Reeperbahn geschlagen, da ich annahm, daß dieses Tau relativ stark geteert war, um es widerstandsfähiger zu machen. Da ,Tau' wurde aufgeschossen und zusammen mit der Boje an der Reling gezurrt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-489.jpg)
Die gezurrten Bojen

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: marjac99 in 04. Juli 2023, 22:35:36
Also, jetzt mal ganz ehrlich: Wie gross ist das Centstück?  :pffft:

  :7:

Immer wieder genial, was Du hier ablieferst.  :klatsch:
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 05. Juli 2023, 17:00:02
Hier lernt man immer wieder etwas dazu!  :P Ich werde mal auf diese Bojen achten.
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Wolfgang Meyer in 05. Juli 2023, 19:20:44
Diese Details, in dieser Größe die sind kaum zu fassen. Ich bin schwer beeindruckt!

LG Wolfgang
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Fumator in 06. August 2023, 19:52:03
Zufällig stieß ich bei Youtube auf diesen Beitrag:
 

Die Wespe kommt zwar nicht besonders gut weg, aber immerhin fährt im Mittelteil des Films eine (mittelprächtige) Computeranimation einige Minuten über den Bildschirm. In diesem Zusammenhang wohl eher skurril, aber ich wollte es doch kurz erwähnen.

Gruß Axel
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 08. Oktober 2023, 20:31:42
Erst einmal vielen Dank für die netten Worte und den YouTube-Link. SMS WESPE ist dort aber etwas vereinfacht und nicht ganz richtig dargestellt.

Nach einer langen Sommerpause die ich weit weg von der Werkstatt verbrachte, wurde die Werft Anfang September wiedereröffnet, aber verschiedene Geschäfts- und Privatreisen sowie viel Arbeit führten zu weiteren Verzögerungen. Daher, brauchten die nun vorgestellten kleinen Details eine lange Zeit ...

Ein bißchen ,Unordnung' auf dem Deckshaus

Die Herstellung maßstabsgerechter Sonnensegelstützen war mir in diesem kleinen Maßstab dann doch eine zu große Herausforderung. Daher habe ich sie auf dem Modell weggelassen und ebenso die Halterungen, da ich auch keine vernünftigen Informationen über deren Aussehen hatte. Meine Entschuldigung war, daß das Modell quasi in gefechtsklarem Zustand dargestellt wird, in dem diese Stützen gestaut worden wären.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-78.jpg)
Photographie die auf dem Deckshaus gestaute Sonnensegelstützen zeigt.

Es gibt eine größere Anzahl von Sonnensegelstützen, die eine von oben nach unten zunehmende Dicke haben, wobei das obere Ende mit dem Ring etwas gekrümmt ist. Der obere Teil ist rund, während der untere Teil im Bereich der Halterung quadratisch ist.
In dem einzigen Bild das etwas dazu aussagt scheinen die Stützen in einer Art Gestell neben der Reling auf dem Deckshaus gestaut zu werden, wenn sie nicht gebraucht werden. Das gleiche trifft vermutlich auch für die Balken zu, die mittschiffs den First des Sonnensegels bilden. 
Eine Massenproduktion dieser Stützen, die gestaut kaum noch im Detail zu sehen sind, aus Draht erschien mir ein zu großer Aufwand. Ich habe sie daher mit dem Laserschneider aus Karton hergestellt. Da sie außerordentlich empfindlich sind, wurden sie wiederum mit Zaponlack eingelassen, um sie zu versteifen und dann mit Acrylfarbe bemalt. Die Farbe wurde mit dem Pinsel recht großzügig aufgetragen, um einen gewissen abrundenden Effekt zu haben.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-491.jpg)
Die beiden Lagergestelle fertig zum Einbau

Ich konnte keine weiteren Abbildungen der Lagergestelle finden und mußte daher etwas erfinden, das einigermaßen vernünftig aussieht. Offenbar waren die Gestelle irgendwie mit den Relingstützen verbunden. Ich habe daher eine Art offenen Käfig entworfen, mit einer Basis aus lasergeschnittenem Karton und vertikalen Stützen aus flachgedrücktem, verzinntem Kupferdraht. Neben den Firstbalken nahmen diese Gestelle offenbar auch den Wischer und Ansetzer für das Geschütz auf.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-492.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-493.jpg)
Die Lagergestelle an ihrem Platz

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 30. Oktober 2023, 19:22:29
In der Zwischenzeit bin ich an einem Stadium angelangt, in dem ich mir eine Liste aller der kleinen Details machen mußte, die noch hergestellt und eingebaut werden müssen. Zu leicht vergißt man etwas im Schlußspurt. ...

Geschoßaufgabe-Kran

Die Geschosse und die Pulverladungen wurden aus Sicherheitsgründen in verschiedenen, abgeschotteten Abteilungen unter der Barbette gestaut und hatten daher auch verschiedene Aufgabeöffnungen. Die Pulveraufgabe war mit einem runden Deckel versehen, während die Geschoßaufgabe rechteckig war, damit die Geschosse in einem Geschoßwagen herausgehoben werden konnten.
Wie einem früheren Beitrag schon einmal diskutiert worden war, zeigt die Lithographie aus den frühen 1880er Jahren keinerlei mechanische Hilfsvorrichtung, um die rund 330 kg schweren Geschosse aus dem Geschoßraum auf die Ebene der Barbette heben zu können. Ein rein manueller Transport steht außer Frage. Andererseits zeigen aber die Zeichnungen, die im Zusammenhang mit einem späteren Umbau angefertigt wurden eine als ,Geschoßwinde' bezeichnete Winsch hinter der Barbettenwand im Deckshaus und einen einfachen, abgestützten Wandkran an dieser Wand. Aus diesen Zeichnungen ist nicht zu sehen, wieder Läufer geführt wurde, es muß aber für ihn eine Öffnung in der Barbettenwand gegeben haben. Ebenfalls nicht klar ist, wie die Geschützmanschaft mit den Leuten an der Winde im Inneren des Deckshauses kommuniziert haben.
In den gleichen Zeichnungen ist auch einfacher Wandkran für die Pulversäcke zu sehen, aber keine dazugehörige Winsch. Möglicherweise wurden die rund 45 kg schweren Säcke mit einem Takel aus dem Pulverraum herausgehievt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-494.jpg)
Die zusammengebauten und bemalten Teile von Backbord

Dieses kleine Teil von nur 3 mm mal 3 mm Größe hat mich eine Menge Zeit und Mühe in der Herstellung gekostet. Ich mußte mehrere Versionen der Schnittvorlage für den Laserschneider zeichnen, bis vernünftige Teile zustande gebracht habe. Der Zusammenbau gestaltete sich ebenfalls nervenaufreibend und diverse Teile verabschiedeten sich in das unsichtbare schwarze Loch auf dem Werktisch, so daß sie neu angefertigt werden mußten. Die Leitrolle wurde aus 1 mm Stahldraht gedreht. 

Der Haken wurde aus verzinntem Kupferdraht gebogen und die Form mit Vallejo Acrylfarbe ,öliger Stahl' aufgebaut. Ein kurzes Stück selbstgeschlagenes Tau wurde in den Ring des Hakens eingespleißt und das runde Gewicht ebenfalls mit Acrylfarbe aufgebaut.

In gleicher Weise wurde der Pulverkran aus zwei Lagen lasergeschnittene Canson-Papier aufgebaut und in Zaponlack getränkt. Es gibt aber keinerlei Informationen wie er wirklich ausgesehen hat. Das Takel habe ich nicht dargestellt, da das Modell während einer Geschützübung dargestellt werden soll, in der keine scharfen Ladungen verwendet wurden. Lediglich der Schäkel in den das Takel eingehängt wurde ist dargestellt.

Lampenbretter
Ein weiteres Detail auf meiner Liste waren die Lampenbretter für die Positionslichter. Auf der allerersten Photographie von SMS WESPE ist zu sehen, daß diese am vorderen Ende des Deckshauses um die Barbette angebracht waren. Auf den Lithographien und in späteren Photographien befinden sie auch Ständern am hinteren Ende der Barbette und oberhalb der Reling.
Die drei Seiten der Lampenbretter wurden aus Canson-Paper lasergeschnitten, mit Zaponlack zusammengesetzt und dann entsprechend gepönt. Die Petroleumlampen sind nicht dargestellt, da sie tagsüber im Lampenschapp aufbewahrt wurden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-495.jpg)
Die zusammengebauten und bemalten Teile von Steuerbord

Angesichts des Aufwandes and Zeit und Arbeit ist das eigentlich recht wenig Vorzeigbares ...

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 19. November 2023, 21:04:18
Die letzten beiden Wochen war ich auf Geschäftsreise, in Stockholm (einschließlich eines neuerlichen Besuchs im dortigen Seefahrtsmuseum ) und in Brüssel. Freitag und Sonnabend habe ich am Informationsstand der Association des Amis du Musée de la Marine, das nun endlich wiedereröffnet wurde ausgeholfen (siehe der entsprechende Beitrag). Also nicht viel Zeit für die Werkstatt. Immerhin habe ich Zeit gefunden die Treppengeländer fertigzustellen:

Treppengeländer

Diese Treppengeländer sind eine ziemlich empfindliche Angelegenheit, so daß ich die Arbeit daran so lange wie möglich hinausgeschoben habe, immer von ,innen nach außen' arbeitend, um andere empfindliche Teile nicht zu beschädigen.

Die Informationen dazu, wie Treppengeländer tatsächlich aussahen, ist etwas lückenhaft. Einige sind in der Lithographie gezeichnet und von der einen oder anderen Treppe sind Teile auf Photographien zu sehen. Es gab im Prinzip zwei Typen: aus rohr gebogene und solche mit geraden Stützen, die in Muffen auf den Treppenwangen gehalten werden, und mit hölzernem Handlauf.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-498.jpg)

Da die Metallteile in der Lithographie gelb ausgemalt sind, ist anzunehmen, daß sie aus Messing oder Bronze bestanden. Eine Photographie scheint einen Handlauf in nacktem Metall zu zeigen. Ich habe die Geländer also aus 0.3 mm Ms-Draht hergestellt. Im Moment glänzt dieser noch etwas stark, ich gehe aber davon aus, daß das Messing mit der Zeit etwas anlaufen wird.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-497.jpg)

Die Rohrgeländer wurden über einer skalierten Kopie der Lithographie in Form gebogen. Die Enden sind dort, wo sie an den Treppenwangen befestigt sind, flachgedrückt, was entsprechend im Modell nachvollzogen wurde.

Bei den Geländern mit Handlauf aus Holz habe ich etwas gemogelt. Anstatt einzelne Stützen zu fertigen habe ich ein Stück Draht dort, wo der Handlauf aufliegt flachgedrückt und dann die Stützen scharf abgebogen. Die Muffen wurden aus Ms-Rohr mit einem Außendurchmesser von 0,5 mm abgelängt, das sich auf den Draht aufschieben läßt. Eine Seite wurde entsprechend der Neigung der Treppe abgefräst. Der hölzerne Handlauf besteht aus jeweils zwei lasergeschnittenen Papierstreifen, die mit Zaponlack aufeinander laminiert wurden. In der Nachsicht wäre es vielleicht besser gewesen, die Geländer ganz aus Messing herzustellen und in einer Vorrichtung zu verlöten, was vielleicht ein saubereres Resultat ergeben hätte. 

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-496.jpg)

Alle Teile wurden mit Zaponlack an den Treppenwangen befestigt.

Insgesamt, haben die eigentlich recht einfachen Teile ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Aero in 22. November 2023, 15:35:39
Wenn ich den Cent auf dem Modell sehe, wirkt das surreal, einfach unglaublich die Details in der Größe!  :P
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 07. Januar 2024, 20:20:43
Und wieder ist mir das 'richtige' Leben dazwischengekommen, mit verschiedenen überwiegend privaten Reisen in Europe und natürlich die Vorbereitungen für Weihnachten. Nur geringe sichtbare Fortschritte, auch wenn die Vorbereitungen zur Installation in vollem Gange sind.

Installation der noch fehlenden Schornsteinstage

Immer dem ,Von innen nach außen'-Prinzip folgend, wurde die Installation der äußeren Schornsteinstage so lange zurückgestellt, als sie anderen Arbeiten hätten im Weg sein können.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-499.jpg)
Der fertig verstagte Schornstein

Die Stage bestanden wiederum aus Kette und diese wurde auf die gleiche Weise simuliert, wie schon z.B. die Relingsketten. Zum Glück sind die diese Kettenstage als gerissene Linien in der Lithographie dargestellt, so daß die Befestigungspunkte bekannt sind. Miniatur-Ringschrauben wurden durch verdrillte Drahtösen dargestellt, die auch noch lasergeschnittene Scheiben von 0,5 mm Durchmesser bekamen. Steifgesetzt werden die Stage mit einer Laschung aus Garn so wie es früher zum Stopfen von ,Damennylons' verwendet wurde.

Ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich früher schon einmal Bilder von der Herstellung der simulierten Ketten gezeigt habe. Ausgangsmaterial war in diesem Fall schwarz ocidierter Konstantan-Draht (eine Cu/Ni-Legierung) von 0,06 mm Durchmesser. Das ist bisher beste Material, das ich dafür gefunden habe, da es reißfester ist als Kupfer.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/tips/Chain-making/Micro-chain-01.jpg)
Verdrillen von zwei 0.06 mm Drähten, so daß die Schlaglänge etwa der Länge der zu simulierenden Kettengliedern entspricht.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/tips/Chain-making/Micro-chain-02.jpg)
Der verdrillte Draht wird halbiert und dann nochmals mit sich selbst, aber in die Gegenrichtung verdrillt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/tips/Chain-making/Micro-chain-03.jpg)
Die fertige ,Kette'.

Je nach Einsatzzweck könnte man die Kette noch mit etwas Graphit durch die Finger ziehen, um die Kettenglieder stärker hervortreten zu lassen.

Mikro-Marlspieker
Zwischenzeitlich habe ich auch etwas Zeit an der Drehbank verbracht und habe mir einen ordentlichen Marlspieker für die anstehenden Takelarbeiten zu fabrizieren. Bisher habe ich immer eine Injektionskanüle einfach in den Fingern gehalten, was aber nicht so praktisch war. Ich kannte zwar hohle Marlspieker aus der Arbeit mit Drahttauwerk, hatte aber nie daran gedacht, eine solchen auch im Modellbau zu verwenden. Dank ,archjofo' dafür, daß er seinen aus einem angeschärften Ms-Rohr hergestellten Marlspieker hier irgendwo beschrieben hatte.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/tools/varioustools/Marlin-spike-1.jpg)
Injektionskanüle als Marlspieker

Aus meiner Sammlung von Injektionskanülen wählte ich eine von geeignetem Durchmesser aus. Das Heft aus richtigem Ebenholz befand sich schon lange in meiner Krabbelkiste und wartete auf eine angemessene Verwendung. Ich nehme an, daß es aus dem Nachlaß meines Vaters stammt, der während des Krieges Medizin studiert hatte. Zu dieser Zeit wurden viele Instrumente besserer Qualität für biologische, medizinische oder Sezierarbeiten mit Ebenholz- oder Elfenbeinheften hergestellt – was ihnen aus heutiger Sicht einen ,wertigeren' Eindruck verleiht.

Das Heft hatte schon fast die richtige Form und Dimension und mußte nur noch im Bereich der Zwinge etwas abgedreht werden. Die Zwinge habe ich aus einem Stück 6 mm-Ms-Rundstab gedreht und entsprechend ausgebohrt. Für die 0,8 mm-Kanüle wurde ein tiefes Loch in das Heft vorgebohrt. Die Zwinge ist zwar ein fester Sitz auf dem Heft, wurde aber mit einem Tropfen Weißleim gesichert. Die Kanüle ist nur in das mit etwas Untermaß gebohrte Loch eingeschoben.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/tools/varioustools/Marlin-spike-2.jpg)
Mikro-Marlspieker

Injektionskanülen sollen natürlich durch die Haut schneiden und haben zu diesem Zweck sehr scharfe Kanten – nicht so praktisch für Takelarbeiten. Deswegen wurden diese Kanten mit einem Arkansasstein gebrochen.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/tools/varioustools/Marlin-spike-3.jpg)
Mikro-Marlspieker

Mit diesem Marlspieker kann man durchaus Bändselspleiße in 0,18 mm-,Tau' herstellen.

Der nächste Beitrag wird sich mit der Installation der Boote beschäftigen – vielleicht der größte Angstgegner an diesem Modell, da einige der Teile außerordentlich empfindlich sind.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 05. Februar 2024, 21:25:40
Und wiederum hat eine Geschäftsreise und der Kampf mit kleinen, empfindlichen Teilen diese nächste Folge des Berichts lange hinausgezögert ...

Installierung der Schiffsboote

Das war ein weiterer Angstgegner in diesem Projekt, wegen der Empfindlichkeit der Teile. Die Davits und die Blöcke der Bootstaljen sowie natürlich die Boote waren schon vor längerer Zeit hergestellt worden.

Es gibt nur eine einzige Photographie, die allererste von SMS WESPE, die das Arrangement mit den außenbords in Davits hängenden Booten zeigt. Es war zwar eine häufige Anordnung auf kleineren Kriegschiffen der Zeit aber schon zehn Jahre früher berichteten die Kapitäne der preußischen Kanonenboote, daß selbst moderater Seegang die Schiffsboote der Gefahr aussetzte weggerissen zu werden. Daher wurden schon sehr früh die Davits verlängert und die Boote auf Barrings gesetzt. Für dieses engültige Arrangement gibt es diverse photographische und zeichnerische Belege.

Auf irgendeine Weise muß verhindert worden sein, daß die Boote in ihren Davits hin- und herschwingen. Das übliche Arrangement dafür war eine hölzerne Stange, die quer vor die Davits gelascht wurde und gegen die die Boote mit Zurrings gezogen wurden. Ich habe mich für diese Option entschieden, auch wenn es dafür keine Belege gibt. Es gibt dazu aber noch zwei offene Fragen, nämlich, ob die Zurrings aus Leinwandstreifen bestanden oder Plattlings waren und ob an der Stange Polster angebracht waren. Alle diese Optionen sind auf zeitgenössischen Photographien und Modellen andere Schiffe dokumentiert.

Ich habe vor kurzem wieder einmal das Marinemuseum in Stockholm besuchen können, das mich an eine mögliche Lösung an einem Modell der fraglichen Zeit erinnert hat. Die Bootszurrings bestehen dort aus Leinwand an deren Ende dreieckige Ringe eingenäht sind. Die Ringe sind in ein Auge am Kopf des Davits angelascht, laufen dann diagonal um das Boot, hinter dem anderen Davit herum und werden mit einer zwischen den beiden Zurrings mit einer Talje steigesetzt. Es befinden sich keine Polster auf der Stange.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-500.jpg)
Zurrings auf der Schachtel mit dem Buch-Reperaturband

Ich habe beschlossen, auf die Talje zu verzichten und nur eine Laschung zu verwenden, da der Zugang hinter den Booten schon schwierig genug ist.

Die dreieckigen Ringe wurden aus 0,15 mm verzinntem Kupferdraht hergestellt, der um das Heft einer Dreikantfeile mit 1 mm Kantenlänge gewickelt wurde, wovon dann die einzelnen Ringe abgeschitten wurden. Die Zurrings selbst bestehen aus einem speziellen Material, nämlich Seidenpapierband das mit einem hitzeaktivierten Akrylkleber belegt ist. Solches Band wird z.B. zur Reperatur von Buchseiten verwendet. Die Marke usw. sind auf einem der Photos unten zu sehen. Die 1 mm breiten Streifen wurden mit einer neuen Skalpellklinge Nr. 11 zugeschnitten und zur Mitte hin gefaltet, wobei die Ringe in die Enden eingelegt wurden. Das Material ist etwas klebrig, was bei diesen Operationen hilft. Der Kleber wurde mit dem Heißluftlötgerät aktiviert, das auf 110°C eingestellt worden war, wobei die Hälften mit einem Anreibelöffel  (wie man ihn in alten Zeiten für Anreibebuchstaben verwendet hat) aufeinander gedrückt. Dies Zurring wurden abschließend mit Vallejo-Acryl, Farbton ,Hanf', bemalt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-501.jpg)
Zurrings im Detail

Es brauchte mehrere Anläufe, um eine brauchbare Sequenz für den Einbau der Davits, der Stange, Zurrings und Bootstaljen zu finden, angesichts auch der schwierigen Zugänglichkeit. Schlußendlich wurden zunächst die Zurrings an die Davits gelascht, dann die Taljen eingehängt und die laufende Part auf der Klampe hinter den Davits belegt.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-502.jpg)
Die zur Installation an Bord vorbereiteten Davits.

Die Davits wurden dann mit einem Tropfen Weißleim in ihre Sockel eingesetzt. Im nächsten Schritt wurde die Stange an die Davits gelascht. Danach konnten die Zurring ausgelegt und deren Laschung hinter den Davits eingefädelt werden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-503.jpg)
Davits bereit zur Hängung des Bootes.

Damit sind die Davits zur Aufnahme des Bootes vorbereitet, das hinter die Zurrings geschoben wird und wonach die Bootstaljen in die zugehörigen Ringe am Boot eingehakt werden. Anschließend können die Zurrings mit der Laschung steif gesetzt werden, so daß das Boot gegen die Stange zwischen den Davits gezogen wird.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-504.jpg)
Kutter in den Davits gestaut.

Unter dem Strich verlief die ganze Operation recht zufriedenstellend. Allerdings hängt das Boot um einige Millimeter zu tief. Der Kiel hätte eigentlich auf der Höhe des Handlaufs der Reling sein sollen. Irgendwie sind mir Bootstaljen zu lang geraten wobei auch die Haken schon eine Idee zu lang sind.

Das ist nicht 100%ig befriedigend, aber ich werde jetzt nicht den ganzen Prozeß der Blockherstellung usw. wieder aufrollen. Nehmen wir einfach an, daß die Crew etwas nachlässig war und die Offiziere das noch nicht bemerkt haben ...

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: marjac99 in 05. Februar 2024, 22:37:14
Zitat von: wefalck in 05. Februar 2024, 21:25:40Nehmen wir einfach an, daß die Crew etwas nachlässig war und die Offiziere das noch nicht bemerkt haben ...

Du bist ein Mensch, und keine Maschine?  8o   :7:

Fantastisch, was du hier wieder zeigst (auch wenn ich kaum ein Wort von dem verstanden habe, was Du geschrieben hast). Aber die Bilder sprechen für sich.
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 06. Februar 2024, 06:40:05
Die Details und die Wahl der Materialien ist immer wieder faszinierend!  :P
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Aero in 06. Februar 2024, 17:19:23
Dem kann ich nur zustimmen, vor allem wenn man den Masstab im Hinterkopf hat, tolle Arbeit!  :P
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 11. Februar 2024, 20:12:35
 :P

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Installierung der Schiffsboote 2

Es ist vollbracht! Alle vier Boote hängen in ihren Davits und die Operation ging ohne größere Kollateralschäden an anderen Teilen über die Bühne.

Zum Glück gibt es (noch) keine Aufzeichnungsgeräte für Gedanken ... wegen der nicht zitierfähigen Sprache die diesen Prozeß zeitweise begleitet hat.

Es gibt noch eine Menge zu tun, wie das Aufräumen der losen Enden, Herstellung und Hängen der Bunsche der Läufer für die Bootstaljen und die Kettenstage für die Davits in Längsrichtung.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-505.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-506.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-507.jpg)

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-508.jpg)


Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 11. Februar 2024, 21:32:26
Die vier Beiboote, die Davits und ihre Verzurrung ist echt gelungen!  :klatsch:
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: knightofthesky in 12. Februar 2024, 06:27:04
Top!  :P
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 09. März 2024, 13:42:10
Vielen Dank für die Zustimmung !

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Installierung der Schiffsboote 3

Das Aufriggen der Boote wurde weiter vorangetrieben indem die losen Tampen der Bootstaljen zu Bunschen aufgeschossen wurden. Die Läufer sind ungefähr fünfmal so lang, die die Distanz zwischen dem Kopf der Davits und der Wasserlinie, plus Extralänge, damit die Leute etwas zum Anfassen haben. Da aber die Läufer maßstäblich etwas zu dick sind, wurden sie etwas kürzer genommen, um die Bunsche nicht zu voluminös werden zu lassen. Die eigentlichen Läufer wurden übrigens an den Klampen abgeschnitten und die Bunsche über zwei Stecknadeln geformt die in ein Stück Holz getrieben worden waren. Eine Bucht wurde herausgezogen, um sie später über die Klampe legen zu können.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-511.jpg)

Bemerke, daß die Läufer für das Bereitschaftsboot nur lose aufgeschossen und nicht zu einem Bunsch gebunden wurden, so daß sie rasch losgeworfen und das Boot z.B. im Fall von 'Mann über Bord' rasch zu Wasser gelassen werden kann.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-509.jpg)

Wiederum dem ,von innen nach außen'-Prinzip folgend wurden als nächstes die Stander der Davit angebracht. Glücklicherweise sind diese in der Lithographie von Anfang der 1880 Jahre eingezeichnet, so daß die Befestigungspunkte bekannt sind. Ich mußte etwas von der Lithographie abweichen, da es sich dort um die längeren Davits für die Boots-Barrings handelte. Der Zweck der Stander hier ist, die Davits in Position zu halten und nicht als Hilfe beim Ausschwenken, wie in der späteren Zeit.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-514.jpg)

Es brauchte ein paar Versuche, bis eine Prozedur gefunden wurde, um die imitierten Miniaturketten mit einer genau definierten Länge und mit zwei Augen an den Enden herzustellen. Die Ketten wären an die Augen im Kopf der Davit angeschäkelt worden, aber eine Herstellung so kleiner Schäkel ist außer Frage. Daher wurden die ,Ketten' mit dünnstem Fliegenbindegarn angebunden.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-515.jpg)

Manche mögen nun denken, daß damit das Modell fertig wäre. Es gibt aber in der Tat noch eine kleine Liste von Details die herzustellen sind:
- der Heckankerkran
- die Flaggenstöcke
- für das Geschütz den Wischer, den Ansetzer sowie die beiden Zielaufsätze
- und dann noch ... die Besatzung

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-516.jpg)

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: Jölle in 09. März 2024, 13:54:06
Eine wunderschöne Wespe hast du dir da gebaut.
Abseits des Mainstreams, Respekt vor deinem Können.  :P
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: wefalck in 17. März 2024, 21:27:24
Vielen Dank für die freundlichen Worte !

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Geschützzubehör

Die Bedienung des Geschützes erforderte eine ganze Reihe unterschiedlicher Geräte zur Handhabung der der Geschosse und Pulverbeutel sowie zur Reinigung und Konservierung.

Es gab zwei Arten von Wischern, einen zur Reinigung mit Seifenwasser und einen zum Einfetten des Laufes nach dem Schießen. Dies war noch die Zeit des Schwarzpulvers, was bedeutete, daß der Lauf häufig gereinigt werden mußte.

Zum Laden wurde ein Ansetzer gebraucht, mit dem das Geschoß und die Pulverbeutel in die Kammer eingeschoben wurden. Er wurde auch zum Entladen des Geschützes gebraucht, in dem er von der Mündung her eingeschoben wurde. Der Ansetzer hatte vorne eine Vertiefung, so daß man nicht auf den Zünder drückte.

Das großmaßstäbliche Instruktionsmodell im (ehemaligen) Orloogmuseet in Kopenhagen verfügt auch über die notwendigen Geräte. Ihr Aussehen stimmt mit den Beschreibungen in Galster (1885) überein. Der Schaft sollte so lang sein, wie das Rohr plus eine Extralänge, so daß der Wischer von ein oder zwei Mann gegriffen werden konnte. Falls nicht genügend Raum für einen so langen Wischer vorhanden war, konnte er auch geteilt sein mit einer Verbindungsmuffe aus Messing.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/124525-72.jpg)
Wischer (oben) und Ansetzer (unten)

Der Kopf der Geräte wurde aus 2 mm Rundstahl gedreht, da ich diesen zur Hand hatte. Die Schäfte bestehen aus 0,8 mm Federstahldraht. Der Schaft erscheint etwas dick, es stimmt aber mit den Photographien überein.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-518.jpg)
Wischer und Ansetzer vor der Bemalung

Da eine Szene mit Geschützexerzieren dargestellt werden soll, werden die Wischer nicht gebraucht und mit ihrem Schutzüberzug aus Leinwand in dem Lagergestell auf dem Deckshaus untergebracht.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/Laverrenz-78.jpg)
Wischer im Schutzüberzug aus gemalter Leinwand

Die Schutzüberzüge wurden mit Vallejo flüssigem Kitt imitiert. Nach Galster (1885) sollten die Überzüge schwarz gestrichen sein, aber die Photographie oben spricht eher für Weiß, wofür ich mich entschieden habe.
Der Kopf des Ansetzers hat zwei Schutzringe aus Kupfer, die mit Farbe dargestellt wurden. Der Beschränkte Raum in der Barbette hinter dem Geschütz würden den Gebrauch eines Ansetzers mit langem Schaft unmöglich machen, daher hat der Schaft noch eine ,Muffe' aus Farbe für die Verlängerung bekommen.

Mundstopfen für das Geschütz

Auf der Photographie des Instruktionsmodells in Kopenhagen ist auch ein expandierender Mundstopfen zu sehen. Dieser besteht aus zwei Bronzescheiben mit Lagen irgendwelcher Fasern dazwischen und einer Hülle aus Leder. Eine Schraube mit einem T-förmigen Handgriff zieht die beiden Scheiben zusammen, wodurch die Füllung expandiert und den Mundstopfen im Rohr fixiert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespe/124603-72.jpg)
Expandierender Mundstopfen für das 30,5 cm-Geschütz

Der Mundstopfen ist wir wahrscheinlich das letzte auf der Drehbank hergestellte Teil an diesem Modell sein. Er wurde aus einem Stück Ms-Rundmaterial gedreht. Der T-Griff wurde zunächst als dünne Scheibe angedreht und dann das überflüssige Material abgefräst. Die Hülle aus gefettetem Leder wurde mit Farbe simuliert.

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-519.jpg)
Der Mundstopfen auf der Drehbank

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-520.jpg)
Fräsen des T-Griffes

(https://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-521.jpg)
Die fertigen Wischer, der Ansetzer und der Mundstopfen

Noch auf der Liste sind nun der Heckankerkran, der Flaggstock, die Flagge und schließlich die Geschützaufsätze zum Zielen.

Fortsetzung folgt ...
Titel: Aw: Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160
Beitrag von: maxim in 18. März 2024, 06:25:57
Tolle Teile und tolle Erklärung dieser!  :P

Das Modell im Kopenhagen steht übrigens, wie viele Modelle aus dem nicht mehr existierenden Orlogsmuseet, heute im Krigsmuseet (https://natmus.dk/museer-og-slotte/krigsmuseet/) (früher Tøjhusmuseet), zumindest war es 2019 noch da.