Panzerkanonenboot S.M.S. WESPE (1876) in 1:160

Begonnen von wefalck, 17. Februar 2010, 13:26:23

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wefalck

Nachdem sich verschiedene Leute hier ebenfalls die Augen verderben, mal in ein Einblick in meine Dauerhauptbaustelle - der Versuch eines ultimativen Modells der SMS WESPE in 1:160. Wegen der mit meiner Umsiedelung aus den Niederlanden nach Frankreich verbundenen Arbeiten hat sich in den letzten Monaten leider gar nichts getan und es wird wohl auch noch eine Weile so bleiben.




Auf meiner Web-Seite (http://www.maritima-et-mechanika.org) gibt es eine Einführung in das Thema: http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/wespe/wespeclass.html

Ein (nicht chronologischer) Baubericht findet sich auf einer Extra-Seite: http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/wespemodel/wespemodel.html

Den größten Fortschritt gab es bisher bei dem Geschütz:




Auch einige Teile der Decksausrüstung sind schon ziemlich fertig:




Die Quadrate auf der grünen Schneidmatte sind übrigens 10 mm x 10 mm groß ...
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maxim

Das sieht sehr beeindruckend aus - insbesondere das Geschütz.  :klatsch:

Die Einführung auf Deiner Homepage ist schön umfassend. Da werde ich mich mal durchlesen.
Im Bau: dänische Schaufelradkorvette Gejser (1/700, Brown Water Navy Miniatures)


strippenflieger



    8o 8o 8o

W:O:W: !!!

Superschöne Details , Das Geschütz ist absolut Klasse.

:winken:

HWB

 :respekt: das ist beeindruckend. Metallbearbeitung ist so gar nicht meine Welt, daher bin ich immer wieder erstaunt, was Modellbaukollegen daraus zaubern.
Das Geschütz ist ein Highlight. Die Streben am Oberlicht sind wahrscheinlich geätzt?


:winken:

Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

wefalck

Ja, das Oberlicht ist geätzt (wie die Einzelteile des Geschützes auch). Auf der Innenseite sind Rillen eingeätzt, in die später noch dünne Drähte eingelegt werden, um die Schutzgitter darzustellen. Das 'Glas' ist aus dem Vollen aus Plexiglas gefräst - siehe die Web-Seite.

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shark19843

Hallo,

erst einmal Kompliment : Toller Bericht!

Im Zusammenhang mit der Wespe habe ich eine Frage:

Hat jemand zufällig einen Spantenriss für die Wespe Klasse. Ich habe schon das Kartonmodell vom HMV als Vorlage, aber da ist ja kein Rumpf dabei.

Vielen Dank schon einmal für die Hilfe!

Gruss

Shark19843

wefalck

Das HMV-Kartonmodell ist mit Zustimmung des Autors aus dem Plan von Wolfgang Bohlayer entwickelt worden. Durch 'googeln' läßt sich eine Bezugsquelle des Plansatzes ermitteln.

Dieser Plan ist, was diverse Details anbelangt, inzwischen schon etwas in die Jahre gekommen und es gibt diverse neue Erkenntnisse, die auch auf meiner Web-Seite zur WESPE-Klasse (Link in der Signatur) zu finden sind.

Leider stagniert der Bau meines Modells seit geraumer Zeit aus verschiedenen Gründen  :rolleyes:

wefalck
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wefalck

So, nachdem nun der Zuiderzee-Botter (http://www.modellboard.net/index.php?topic=33918.msg784130#msg784130) fertig ist, geht es an dieser Baustelle weiter. Irgendwie war dieser Faden bisher mehr ein Platzhalter mit ein paar Bonbons. Deswegen möchte ich ein bißchen ausholen und am Anfang anfangen:


Künstlerische Darstellung von S.M.S. WESPE aus HENK (1895) 'Zur See'

S.M.S. WESPE war das erste Schiff der Kaiserlichen Marine, das von Anfang an ohne jegliche segeltragende Bemastung konzipiert wurde. Taktisch gesehen war diese Serie von zehn Panzerkanonenbooten eine gewisse Fortentwicklung der Ruderkanonenboote des späten 18. Jh. Sie stellten eine mehr oder weniger stabile Plattform für ein (über)schweres Geschütz dar und an die Seefähigkeit wurden keine allzugroßen Anforderungen gestellt, da die Boote nur im Küstenraum operieren sollten. Zu dieser Zeit war die Kaiserliche Marine vorallem defensiv ausgerichtet und man hatte dabei vorallem Frankreich im Auge, da zur Zeit Wilhelms I. und Friedrichs III. eine eher England-freundliche Politik vorherrschte. England hatte die Idee solcher Kanonenboote bereits Anfang der 1860er Jahre in das Dampfzeitalter übertragen. Armstrong suchte eine Testplattform für seine Geschütze, was zur Entwicklung der sogenannten Rendell-Gunboats führte, die in verschiedenen Varianten an viele Marinen der Welt verkauft wurden.


Lithographierte Zeichnungen von S.M.S. WESPE im Deutschen Museum München

Es gibt einen umgezeichneten Plan für Modellbauer von Wolfgang Bohlayer, den ich aber nur als Referenz verwendet habe, da inzwischen mehr detaillierte Informationen verfügbar sind und er SMS WESPE in ihrem letzten Bauzustand gezeichnet hat. Ich habe mir aber zum Ziel gesetzt das Schiff so zu zeigen wie es wahrscheinlich kurz nach seiner Indienststellung ausgesehen hat. Leider scheint es aus der frühen Zeit nur eine einzige Photographie zu geben, die die WESPE noch bei der Ausrüstung und ohne Geschütz zeigt.


Erste (bekannte) Photographie von S.M.S. WESPE (1876)

Auf dieser Photographie basieren auch fast alle künstlerischen Darstellungen. Als weitere wichtige Referenz gibt es noch im Deutschen Museum in München Lithographien mit Decksplänen und Querschnitten sowie einem Längschnitt. Diese zeigen das Schiff in einer sehr frühen Form, vor den größeren Umbauten in der Mitte der 1880er Jahre. Damals wurden zusätzlich zum der 30,5 cm-Ringkanone ein Bugtorpedorohr eingebaut und zwei 8,7 cm-Geschütze in Knicklafette kamen an Bord, wie auch zwei 3,7 cm-Revolverkanonen. Ich werde das Modell aber nur mit der RK 30,5 cm/L22 zeigen, die bis weit in das 20. Jh. das größte Kaliber in den deutschen Marinen war. Krupp verkaufte dieses Geschütz auch an andere Marinen. Im Orlogmuseet in Kopenhagen gibt es ein schönes Instruktionsmodell, das das Geschütz in einer nahezu identischen Lafettierung für die Türme des dänischen Panzerschiffs HELGOLAND zeigt.


Instruktionsmodell für die RK 30,5 cm/L22 im Orlogmuseet Kopenhagen

In dem Baubericht werde ich die bisherigen Arbeiten in loser Folge nachvollziehen.

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maxim

Ich bin gespannt wie es weiter geht!

Was hältst Du von den Plänen aus dem Deutschen Museum? Und was ist die Quelle dieser Pläne? Ich habe mir auch eine größere Zahl davon kopieren lassen.
Im Bau: dänische Schaufelradkorvette Gejser (1/700, Brown Water Navy Miniatures)


Universalniet

Da bin ich auch dabei. Diese Epoche der Marine finde ich am interessantesten. Mit dem Erscheinen der Dreadnoughts war es dann vorbei ...

Sachse 3

Hallo,
na da möchte ich auch platznehmen und zuschauen. Das wird sicher interessant und lehrreich.

Gruß
Michel
Ich betrachte auch einen siegreichen Krieg an sich immer als Übel, welches die Staatskunst den Völkern zu ersparen bemüht sein muß. (Otto von Bismarck)

Im Bau: Langzeitprojekt Hafenstadt 1:250, Dampfer "Schwan" 1:250, Kirche Wang 1:150, Dampfer "Kronprinz" 1:250
I.WK-GB: Heizölfahrzeug Baltrum 1:250
Vorläufig stillgelegte Projekte:"SMS Markgraf", "Suworow"

wefalck

Maxim, dies Zeichnungen aus dem DMM sind wohl zu Demonstrations-/Illustrationszwecken angefertigt worden und habe mit dem Bau wohl nichts zu tun. Auf Grund der Details kann man sie zeitlich in den Beginn der 1880er Jaher einordnen, bevor ein größerer Umbau der Boote erfolgte. Sie sind so ziemlich die einzigen zeitnahen Zeichnungen, die erhalten geblieben sind.

Die letzten Wortmeldungen haben mich daran erinnert, daß ich diesen Bericht gar nicht weitergeführt hatte ...

**********

Mein Plan sah ein Wasserlinienmodell vor: SMS WESPE bei schönem Wetter und ruhiger See macht Langsamfahrt, während sich die Crew die Zeit mit Geschützexerzieren vertreibt. Die (inzwischen) beste Ehefrau von allen (frei nach Kishon) rümpft bei szenischen Darstellungen aber immer etwas die Nase (auch wenn sie vom Botter sehr angetan war). Unterem auch deswegen denke ich inzwischen über ein Vollrumpfmodell auf gedrehten Messingständern nach. Noch habe ich etwas Zeit diese Entscheidung vor mir her zu schieben. Ein Wasserlinienmodell hätte den Vorteil, daß der Bau recht simpel ist, da der Rumpf ab der Unterkante des Panzergürtels bis zur Oberkante nur in der Längsrichtung gekrümmt ist. Mit anderen Worten, der Rumpf besteht zunächst aus einer simplen Platte in Schiffsform.


Bearbeitung der Seiten des Rumpfkerns

Als Material habe ich feine MDF aus dem Architekturbedarf gewählt, da das Material homogen ist und sich leicht bearbeiten läßt, dabei aber scharfe Kanten behält. Die Schichten aus verschieden dicker MDF wurden mit der Dekupiersäge ausgesägt und die Kanten mit einem improvisierten Tellerschleifer bearbeitet, um sicherzustellen, daß sie genau vertikal bleiben.


Ausarbeitung der Barbetten-Rundung mit einem improvisierten Trommelschleifer

Die runden inneren Ausschnitte wurden aus dem gleichen Grund mit einem improvisierten Trommelschleifer bearbeitet. In beiden Fällen bewährte sich einmal mehr meine 30+ Jahre alte PROXXON-Standbohrmaschine.


Fräsen des Schlitzes für die Scheuerleiste

Der Handlauf des Oberdeckschanzkleides geht in die Scheuerleiste entlang der Back über und wird deswegen aus einem Stück bestehen. Dafür habe ich gleich auf der Fräsmaschine einen entsprechenden Schlitz in die Back gefräst.


Der rohe, aus Schichten zusammengesetze Rumpf

Fortsetzung folgt ...
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wefalck

#12
In Ermangelung eines geigneten Rohres für den Barbetten-Panzer habe ich mir selber eines aus Bristol-Karton unter Zugabe von Weißleim gewickelt. Die Frontfläche wurde Plangedreht und die richtige Länge abgestochen. Die Länge stimmte zwar für die verwendeten Schichten, aber irgendwie fehlt mir 1 mm in der Höhe gemessen, wie ich später festgestellt habe. Inzwischen ist mir ein Stück passendes Plexiglasrohr untergekommen, so daß ich den Panzer vielleicht noch einmal neu mache. Dazu muß ich allerdings die inzwischen verklebten Schichten wieder auseinandernehmen.


Aus Bristol-Karton laminierter Barbetten-Panzer


Bearbeiten des Papprohres auf der Drehmaschine

Der Bristol-Karton wurde übrigens mit Porenfüller stabilisiert. Während dieser Arbeiten habe ich mir auch einen Tellerschleifer aus einer Proxxon-Oberfräse gebaut. Damit lassen sich beim Schleifen gut rechte (oder andere) Winkel einhalten.


Bearbeiten der Seitenflächen der verleimten Rumpfschichten

Da der Barbetten-Panzer nur ein Halbreis ist, wurde das Rohr halbiert und alles schön verschliffen. Das Deckshaus wurde ebenfalls aus Schichten von MDF aufgebaut und mit Ausparungen für die Oberlichter und Niedergänge versehen.

Fortsetzung folgt ...
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Sachse 3

Hallo,
schön es geht weiter. Die Wespe nimmt schon Formen an, gefällt mir. Ich habe bei mir noch den HMV-Bogen liegen. Denke mal das wird wohl mein nächstes Projekt, wenn die momentan angefangenen beendet sind.

Gruß
Michel
Ich betrachte auch einen siegreichen Krieg an sich immer als Übel, welches die Staatskunst den Völkern zu ersparen bemüht sein muß. (Otto von Bismarck)

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wefalck

Ich habe mich dann mit der Anfertigung verschiedener Ausrüstungsteile, wie Poller, Ankerspill und Kettenstopper beschäftigt.
Es gab vier Doppelpoller an Bord, die wohl Gußteile waren, die auf einer hölzernen(?) Grundplatte mit der Deckstruktur verschraubt waren.


Photo vom Heck eines Bootes der WESPE-Klasse

Entsprechend werden die Poller auf dem Modell aus drei Teilen bestehen, den Pollern und der Grundplatte. Ausgangsmaterial für die Poller war jeweils ein Stück Rundmessing mit einem Durchmesser so groß, daß der Poller eingeschrieben werden kann. Zunächst wurde ein dünner Zapfen angedreht, mit dem die Poller später auf dem Modell befestigt werden, der aber auch zum Spannen bei den weiteren Bearbeitungsschritten dient. Auf dem Tisch der Fräsmaschine wurde dazu ein Teilkopf montiert mit Hilfe dessen die verschiedenen Rundungen an den vier Seiten des Pollers eingefräst wurden.


Teilkopf auf der Fräsmaschine (ich habe inzwischen eine verbesserte Ausführung)

http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/wespemodel/wespe-progress-055.jpg
Einfräsen der Rundungen in den Poller

Die weitere Formgebung des Pollers erfolgte mit dem Handdrehstichel und Feilen auf der Drehbank. Als Werkzeugauflage diente die sogenannte Feilrolle.


Bearbeiten des Pollers mit dem Handdrehstichel und Feilen

Für die Grundplatten wurde ein Stück Vierkantmessing verwendet um 'Fleisch' zum Einspannen bei der Bearbeitung zu haben. Zunächst wurde die Fräsmaschine als Koordinatenbohrmaschine eingesetzt und die Bohrungen für die Zapfen der Poller vorgenommen. Gespannt wurde das Material auf einer speziellen Spannvorrichtung für kleine, flache Teile, die ich mir vor einiger Zeit gebaut habe.


Bohren der Grundplatten in einer Spannvorrichtung auf der Fräsmaschine

Diese Vorrichtung spannt die Teile mit Klauen, die in einer T-Nut laufen. Die gleiche T-Nut hält verschiebbare Anschläge, die die zu bearbeitenden Teile in Längsrichtung fixieren.
Zur weiteren Profilierung wurde das Vierkantmessing in einen Schraubstock umgespannt


Profilieren der Grundplatten auf der Fräsmaschine

Auf dem Sägetischchen der Drehbank wurden dann die Grundplatten von Vierkantmessing abgetrennt.


Sägetisch mit Anschlag für die Uhrmacherdrehbank

Zum präzisen Ablängen kleiner Teile auf der Drehbank habe ich mir eine weitere Vorrichtung aus einem Stück Profil-Aluminium gefertigt. Diese Vorrichtung wird auf dem Oberschlitten der Drehbank an Stelle des Stahlhalters befestigt. Das Material wird mit Klauen geklemmt, die einer T-Nut verschiebbar sind.


Haltevorrichtung zum präzisen Ablängen von Teilen.

Die drei Teile jedes Pollers wurden durch Weichlöten verbunden.


Die drei Teile eines Pollers (Entschuldigung für das unscharfe Bild)


'Vorrichtung' zum Löten der Poller

Fortsetzung folgt ...
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wefalck

Weiter geht es mit der Ankerspill. Während die Geometrie der Ankerwinden und Spill in alten Zeiten recht simpel war, ist die Kettennuß 'moderner' Winden eine gewisse Fertigungstechnische Herausforderung. Die Kettennuß hat ja Rippen und Vertiefungen in die die einzelnen Kettenglieder genau passen müssen. Die komplexe Geometrie dieses Teils, das im Original ein Gußteil gewesen sein dürfte, muß in einzelne Teile zerlegt werden, die sich durch Drehen und Fräsen herstellen lassen. Darum wurde das ganze Spill in den Spillkopf, die Kettennuß und die Trommel mit den Pallen zerlegt. Daüberhinaus gibt es noch vier Leitrollen, die die Richtung des Kettenzuges festlegen und sicherstellen, daß die Kette auf etwa ¾ des Umfanges des Spills anliegt sowie einen Kettenabstreifer.


Geätzte Teile u.a. für das Ankerspill

Das Ganze steht beim Original auf einer gußeisernen Grundplatte mit dem Pallkranz, die im Modell aus Messing geätzt wurde.


Fräsen der Rippen der Kettennuß

Für die Kettennuß wurde ein Stück Rundmessing von 2,5 mm Durchmnesser in den Teilkopf gespannt und fünf Rippen herausgefräst. Nach dem Umspannen auf die Drehbank wurde mit einem Formdrehstahl die Einschnitte für die Kettenglieder eingedreht. Die Nuß wurde sodann plangedreht und für die Achse gebohrt, die später alle Teile verbinden wird.


Eindrehen der Einschnitte für die Kettenglieder

Die Kettennuß wurde mit etwas Überlänge abgestochen. Die Überlänge ist nötig, damit man noch etwas Fleisch hat um sie sauber planzudrehen. Dazu wurde die Nuß in eine spezielle Spannzange für kurze Teile eingespannt. Zur Bearbeitung von Lagersteinen  ('jewels') und –buchsen für Uhren gab es für die Uhrmacherdrehbänke spezielle Spannzangen mit flachen Vertiefungen, die sich hervorragende für solche Aufgaben, wie das Plandrehen eines Teils von 2,2 mm Durchmesser und 0,6 mm Dicke, eignen.


Plandrehen der Kettennuß in einer speziellen Spannzange

Der Spillkopf ist ein einfaches Drehteil. Die grobe Form wurde gedreht und dann mit feinen Feilen fertigbearbeitet. Die Bügelmeßschraube im Bild unten ist übrigens eine aus dem heute seltenen Satz von Meßschrauben nach 'Gümmer'. Die beiden anderen Meßschrauben aus dem Satz sind zur Messung von Nutenbreiten und Ansätzen gedacht.


Der Spillkopf


Gümmer-Meßschrauben (das Raster ist 10 mm x 10 mm)

Alle Teile wurden schließlich miteinander verlötet. Leider lassen sich glänzende Messingteile nicht sehr gut photographieren. Auf der Abbildung unten ist zum Größenvergleich der Glaskopf einer Stecknadel mit abgebildet.


Das Ankerspill

Die Leitrollen sind einfache Drehteile. Die konkaven Flächen wurden allerdings durch Formfräsen erzeugt. Dazu wurde das vorgedrehte Rohteil in den Universalteilkopf (http://www.wefalck.eu/mm/tools/dividinghead/dividinghead.html) auf dem Drehbankschlitten gespannt. Die Spindel des Teilkopfes kann mit Hilfe einer Kurbel gedreht werden, die über eine Schnecke auf ein Schneckenrad auf der Spindel wirkt. Ein Kugelfräser ist in der Drehbankspindel gespannt.




Formfräsen der Leitrollen für das Ankerspill

Fortsetzung folgt ...
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Universalniet


Jensel1964

Ich bin da auch echt sprachlos und sinke vor Bewunderung auf die Knie..... :meister: :meister: :meister:

Das ist wirklich ganz unglaublich, was Du da baust. Uhrmacherhandwerk vom Feinsten.  :P

Jens  :winken:

Sachse 3

Ich betrachte auch einen siegreichen Krieg an sich immer als Übel, welches die Staatskunst den Völkern zu ersparen bemüht sein muß. (Otto von Bismarck)

Im Bau: Langzeitprojekt Hafenstadt 1:250, Dampfer "Schwan" 1:250, Kirche Wang 1:150, Dampfer "Kronprinz" 1:250
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Vorläufig stillgelegte Projekte:"SMS Markgraf", "Suworow"

matz

Unglaublich.  :P :P :P
Du lotest auch die Möglichkeiten der Mini-Uhrmacherdrehbank noch vollständig aus.
Würde mich nicht wundern, wenn die Borduhr Deiner WESPE ein leises Ticken von sich gibt   :pffft:
Da bleib ich dran.....

matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

HWB

Da verschlägt es einem die Sprache. Die winzigen Metallteile sind einfach unglaublich.
Da ich mit der Metallverarbeitung nach wie vor auf Kriegsfuß stehe, fasziniert mich immer wieder was hier möglich ist.
Einfach ein Wahnsinnsmodell  :P :P :P
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

wefalck

 :winken: Danke !!!

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Im Rahmen der Arbeiten an diesem Modell habe ich mir auch eine neue Technik angeeignet, das Formätzen. Nach diversen Fehlschlägen, die ich nach und nach eliminiert habe, sind mir einigermaßen brauchbare Teile gelungen. Das Ätzen selber war dabei weniger das Problem, als die Erstellung der Masken und die Belichtung. Belichtungsproblemen bin ich dadurch beigekommen, indem ich mir einen Belichtungskasten aus der elektronischen Bucht geangelt habe. Das Hauptproblem war aber, Folien mit ausreichend dichter Schwärzung hinzubekommen. Nach vielen Experimenten mit unterschiedlichen Einstellungen habe ich auf einem Tintundrucker und mit Overheadfolien brauchbare Masken produziert. Um den Prozeß arbeitseckenfreundlich zu gestalten, beschränke ich mich auf kleine Platinen. Als Ätzgefäß verwende ich Filmdosen. Damit muß ich nur mit wenigen Millilitern hantieren. Eine alte Warmhalteplatte bringt die Ätzlösung auf ca. 40°C. Der Gedanke hinter der Prozeßentwicklung war, das Formätzen zu einer ähnlichen spanabhabenden 'ad hoc'-Technik zu machen, wie Drehen oder Fräsen.


Rohe, ungeputzte Ätzteile

Das Ätzen kommt für mich vorallem für empfindliche Teile in Frage, die sonst anders kaum mechanisch bearbeitet werden können. Außerdem müssen die Teile zweidimensional sein, oder sich in zwei Dimensionen abwickeln lassen. Manche Oberflächenstrukturen, wie z.B. Niete lassen sich natürlich auch durch Ätzen erzeugen.


Verlötetes Maschinenraum-Oberlicht

Ein Anwendungsbeispiel sind die Oberlichter. Eigentlich bestehen die Rahmen der Oberlichte aus Holz, doch im Maßstab 1:160 wird dieses besser durch Bemalung dargestellt, da 'richtiges' Holz eine zu grobe Struktur hat. Der Rahmen entsteht aus einer Abwicklung, die gefaltet und verlötet wird. Die Scheiben des Oberlichtes der Messe sind durch Messingstäbe geschützt. Diese werden später durch Draht dargestellt. Für diese Drähte sind auf der Rückseite des Rahmens Rillen eingeätzt. Der Rahmen wird über einen Kern aus Plexiglas gestülpt.


Fräsen des Kerns des Maschinenraum-Oberlichtes


Anfräsen der Flächen

Dieser Kern wurde aus einem Stück Plexiglas gefräst. Die Scheibenflächen wurden plangeschliffen und auf Hochglanz poliert, wodurch das Plexiglas ein Aussehen erhält, das dem von Silikatglas nahekommt.


Polieren der Flächen mit einem Silikon-Schleifstift

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Seemannsgarn

fertig: Arkmodel Ting Yuen http://www.modellboard.net/index.php?topic=25495.0
z.Zt. ruhend: Diorama mit Statenjacht http://www.modellboard.net/index.php?topic=25762.0

Helge

WOOW!!!  ...... Sprachlos  :P :P

gruß

Helge
Wenn Du denkst es geht nicht mehr, dann .... Dann gib einfach auf!

wefalck

Gefällt's den Anderen, freut sich der Mensch  8)

Apropos, Schmidt, was macht eigentlich Dein WESPE-Projekt, die ist doch nocht nicht fertig, oder ?

************************

Um wieder auf die Ankereinrichtung zurückzukommen: neben dem Ankerspill besteht diese auch noch aus jeweils zwei unterschiedlichen Kettenstoppern (Kompressoren) je Bordseite, sowie den Ankerkränen. Auf letztere werde ich später eingehen.
Zwei Stopper befinden sich zwischen den Klüsrohren und dem Spill, während ein weiterer Satz Stopper das Auslaufen aus dem Kettenkasten verhindert. In beiden Fällen handelt es sich um recht komplex geformte Gußteile.


Formfräsen eines Kettenstoppers

Die Teile müssen an allen Seiten bearbeitet werden, was ihr Spannen nicht gerade einfach macht. Eine elegante Lösung ist aber, solche komplexen Teile aus einem ausreichend großen Stück Rundmaterial herauszufräsen. Um einen definierten Sitz, auch nach einem eventuellen Umspannen, sicherzustellen, wird zunächst ein Haltezapfen angedreht. Dieser Zapfen dient später auch zur sicheren Befestigung der Teile. Von der plangedrehten Unterseite aus werden alle weiteren Bearbeitungsschritte berechnet und auf der Fräsmaschine zugestellt. Die Rohteile werden dazu mit dem Zapfen in einer Spannzange im Teilapparat auf der Fräsmaschine gespannt. Damit können die Teile in definierter Weise zur Bearbeitung gedreht werden.


Fräsen eines Schlitzes in den Kettenstopper


Körper des vorderen Kettenstoppers with Fräswerkzeugen

Das Material ist Messing bzw. Plexiglas. Als Fräswerkzeuge kamen diverse Hartmetall-Fräser zur Verwendung, aber auch ein 'Eigenbau'. Der vordere Stopper benötigte einen nicht-durchgehenden Schlitz von 0,3 mm Weite, der Dicke der Kettenglieder. Mit einem Kreissägeblatt läßt sich das nicht machen. Abgebrochene Hartmetallbohrer sind ja leider keine Seltenheit, also habe einen solchen 0,3 mm-Bohrer mit einem kurzen Rest vorne flachgeschliffen. Der 0°-Freiwinkel ist nicht ideal, aber für kurze Strecken in Messing oder Plexiglas genügt es.


Formfräsen des hinteren Kettenstoppers mit Hilfe eines vertikalen Spannzangenhalters auf dem Rundtisch der Uhrmacher-Fräsmaschine

Ein Problem mit kleinen Messingteilen ist, daß man durch die metallischen Reflektionen nicht sehr gut sieht was man macht. Mit Plexiglas ist das etwas besser, aber hier die Durchsichtigkeit kann ein Problem sein. Ansonsten ist Plexiglas ein sehr angenehmes Material, wenn auch dünne Teile sehr zerbrechlich sind.


Der Fräsvorgang aus der Nähe


Eine 5-Cent-Münze als Größenvergleich für die hinteren Stopper

Die vorderen Kettenstopper wurden auf (selbst)geätzte Grundplatten gelötet und, genau wie die hinteren Stopper mit geätzen Auslöse- bzw. Spannhebeln komplettiert.


Kettenstopper, Poller und das Ankerspiel (das Raster der Schneidmatte beträgt 10 mm x 10 mm.

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