Preisentwicklung bei Modellbahnen

Begonnen von Bagger Baer, 28. Januar 2004, 14:48:09

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Bagger Baer

Hallo Leute,

scheinbar wurde der von mir begonnene Thread ,,Eisenbahnmodellbau" bisher größtenteils etwas falsch verstanden. Also oute ich mich jetzt endgültig als ,,freien Radikalen" und ,,reaktionären Revoluzzer", weil mir die Vermarktungsstrategien der einschlägigen Hersteller allmählich auf den Zünder gehen. :evil: :9:

Bei den letzten Besuchen bei meinen Fachhändlern musste ich feststellen, dass bei vielen älteren Konstruktionen die Preise mittlerweile 1:1 von DM in Euro umgezeichnet wurden. Die Fahrzeuge wurden nicht überarbeitet und kosten nun, nur 2 Jahre nach Einführung der neuen Währung, das Doppelte. Eine neu konstruierte H0-Diesellok kostet jetzt zwischen 220,- und 250,- Euro! :5: :12: Ich kann mich an gute alte DM-Zeiten erinnern (2001), wo die Hersteller und auch die Händler schon verschämt zu Boden sahen, als eine derartige Maschine die 250,- DM Schallmauer durchbrach. Selbst die Fans kleiner Baugrößen wie Spur N sollen nun bereit sein, 99,- Euro für eine neu erschienene analoge V200.1 zu bezahlen? Für so viel Geld bekommt man mittlerweile einen guten DVD-Player und eine gute DVD dazu. Ich vermute mal, dass hier irgendwas nicht ganz mit rechten Dingen zugeht. :7:

Bin ich etwa nur ein Narr, der böses dabei denkt? Wohl kaum. Volkswirtschaftlich gesehen ist der Markt ist überall ,,pappesatt". In einem stagnierenden Markt kann man aber nur noch verkaufen, wenn man die Preise senkt (siehe o.a. Beispiel des DVD-Players). Beim Modellbahnmarkt ist scheinbar alles anders und dort hat der allgemein grassierende  ,,Manager-Größenwahn" wieder ein gefundenes Fressen aufgetan um sich zu bereichern. Oder sollte der Kunde doch noch über zu viel Geld verfügen, um derartige Preise zu bezahlen?

Fakt ist doch: Die Modellbahn-Industrie ist seit Jahren weitestgehend von der Stagnation verschont geblieben. Zwar hat man da schon kapiert, dass bei den Leuten das Geld nicht mehr so locker sitzt wie vor ein paar Jahren. Aber so lange der Kunde noch bereit ist, jedes noch so aberwitzige Modell nach noch zweifelhafterem Vorbild extrem teuer zu bezahlen, können sich die Hersteller eins ins Fäustchen lachen und ihre Marketingstrategien greifen nach wie vor. Meine Analyse: Wir haben es hier zum Teil mit einem Sammlermarkt zu tun. Also kann eine gewaltige Abzocke betrieben werden. Diese Abzocke wird schließlich vom Kunden auch voll unterstützt, weil es ja besondere Preferenzen in Form von Markentreue, Sammelleidenschaft und verschiedene Strom-Systeme gibt. Es gibt aber auch noch Ausnahmen, die hoffen lassen.

Ein rühriger Digitalhersteller aus Gießen hat vor über einem Jahr eine kleine Diesellok in H0 herausgebracht, die mit einer Vollausstattung ,,nur" ca. 130,- Euro kostet. Besagte Vollausstattung besteht aus RP 25 Radsätzen, schaltbarer Beleuchtung, Superdetaillierung, super Fahreigenschaften, fernsteuerbaren Kupplungen, Federpuffer und einem Digitaldecoder. In der Fachpresse wurde das Modell als ,,Lok mit Mehrwert" gefeiert. Was macht dieser Hersteller anders, dass er mit seinen Produkten in einem solchen Preiskampf bestehen kann?
Kann es nicht ehr so sein, dass sich die etablierten Hersteller nur noch auf ihre faulen Ar... setzen, sich auf ihren mittlerweile vertrockneten  Lorbeeren ausruhen und sich die Taschen vollstecken? Ich denke schon.

Stehe ich nun mit meinen Forderungen nach feineren Rad-Schiene Normen und meinen, ach so hohen Qualitätsmaßstäben, die eine derartige Preissteigerung noch nicht einmal annähernd rechtfertigen würden, etwa immer noch alleine da? Ich hoffe jetzt nicht mehr.

Mein Ansatz, so viel wie nur irgend möglich selbst zu bauen um Kosten zu sparen, ist scheinbar völlig untergegangen. Oder wurde er gar überlesen?

Ich versuche den geneigten Leser dieser Zeilen zu einer kritischen Auseinandersetzung mit seinem eigenen Kaufverhalten zu bewegen und einmal genau zu überlegen, ob es nicht an der Zeit ist, das Thema einmal differenzierter und aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Ich weiß jetzt schon, dass ich mit diesen Denkanstößen einigen Leuten hier wieder gewaltig auf den Schlips trete. Diesen Leuten empfehle ich, bevor sie erzürnt eine geharnischte Antwort formulieren, meine Zeilen erst noch einmal sehr genau auch zwischen den Zeilen zu lesen und auf sich wirken zu lassen. Die meisten Missverständnisse kamen in der Vergangenheit vorwiegend durch meinen provokativen Schreibstil und unklare Definitionen zustande. Ich bitte um Verständnis, dass eine gewisse Frustration in meinen Beiträgen zu diesem Thema häufig mitschwingen wird. Für Anregungen und konstruktive Kritik bin ich immer offen.

Viele Grüße

Bagger Baer :winken:

el Presidente

Hallo Bagger Bär!

Im Grunde stimme ich mit dir überein. Die Preise im Modellbahnsektor sind spurweitenübergreifend sehr hoch und sind mit der Euro Einführung bestimmt nicht gesunken.
Hier würde ich aber schon wieder relativieren, denn wo ist denn nicht alles teurer geworden? Die Modellbahn ist da sicherlich keine Ausnahme.
Mir scheint, dass die Zielgruppe, auf die sich die größeren Hersteller verlassen, immernoch die Kaufkraft hat, um solche Preise zu bezahlen. Vergleichbar wäre hier vielleicht der Spritpreis:
Derjenige, der sich einen Spritfresser leisten kann, kann sich auch höhere Sptikosten leisten.
Dass die Käufer bereit sind, mehr zu zahlen zeigt sich ja auch letzendendes in den gestiegenen Umsatzzahlen der Hersteller.
Dass sich die Manager auch nur selbst bereichern, halte ich für fragwürdig. Genaue Zahlen kenne ich zwar nicht, aber eine Neuentwicklung kosten schon seine 2 bis 3 Millionen Euro!
Dieser "rührige Digitalhersteller" von dem du berichtest ( warum schreibst du eigentlich nicht seinen Namen?) ist wahrscheinlich noch nicht so etabliert. Deswegen könnte ich mir vorstellen, dass er, um Fuss zu fassen, erstmal ein Kampfangebot vorlegt, um überhaupt eine Chance zu haben.
Außerdem ist es glaube ich ja noch ein Unterschied, ob man  eine Millionenauflage oder nur einige Tausend produziert. Mit seinen Angeboten kann er zwar Aufmerksamkeit erregen, doch ist damit wohl auch ein Risiko verbunden, dass schon etablierte Hersteller einfach nicht mehr eingehen brauchen.
Dass diese sich auf ihren vertrockneten Lorbeeren ausruhen, stimmt, finde ich, auch nur teilweise. Es gibt doch auch von deren Seite Innovationen
Deinen Ansatz durch konsequenten Selbstbau Kosten zu sparen, ist mir schon aufgefallen, das Konzept stimmt ja auch. Wie aber glaube ich schon an anderer Stelle erörtert haben eben nicht alle die Zeit, Ausstattung oder Fertigkeiten dies zu vollbringen.
Bei mir persönlich haben die hohen Preise aber einen fast schon positiven Aspekt: Da ich sowieso nicht über so viel Geld verfüge, überlege ich mir dreimal ob ich dieses oder jenes Modell wirklich haben will und brauche!
Zum Punkt, man solle sein Kaufverhalten überdenken: Ja was bleiben einem denn an Alternativen neben dem Selbstbau? Der Markt ist doch unter den größeren Herstellern aufgteilt und die von dir genannte Ausnahme wird ja logerischerweise nicht alles abdecken können!?
So, das wars erstmal von meiner Seite aus dazu.
Vielleicht noch eine Bitte, Bagger Bär:
Es wäre doch vielleicht einfacher, auch im Hinblick auf die Vermeidug von Missverständissen, wenn du (noch) klarer zum Ausdruck bringen würdest, was du meinst. Die Sache mit dem zwischen den Zeilen lesen ist zwar ok, aber geht halt auch manchmal in die Hose, wenn du verstehst was ich meine :1:

MfG el Presidente

Bagger Baer

Hallo el presidente!

Die Manager der Modellbahnhersteller stecken sich die Taschen voll. Oder glaubst du etwa, dass deren Mitarbeiter am Gewinn beteiligt sind? Auch bei den Herstellern werden massiv Stellen abgebaut. Beispiel gefällig? Trix wurde von M****** übernommen. Die Verwaltung wird nun über die M****** Holding Gesellschaft abgewickelt und so haben wir den ersten Stellenabbau. In Nürnberg verbleibt nur die Fertigung der Minitrix. Die Konstruktionsabteilung von Trix und M****** hat durch die Zusammenlegung weniger zu tun und wurde ein Opfer des Out Sourcing. Das machen also jetzt irgendwelche Ingenieurbüros, die mit Modellbahn vorher nichts zu tun hatten. Keine Bange: Ich weiß, wovon ich spreche. Es geht um den massiven Abbau ,,sozialer Altlasten", der dann von uns Steuerzahlern auch wieder bezahlt werden muss. Durch sinkende Kosten und steigende Umsätze steigen auch die Gewinne. Da Managerbezüge gewinnorientiert sind, steigen diese auch immer weiter überproportional zu den normalen Löhnen und Gehältern. Ergo stecken sich diese Leute auch die Taschen voll, oder sehe ich da irgendwas falsch.
Aus meiner Erfahrung als Industriekaufmann heraus kann ich dir versichern, dass die Entwicklungskosten für eine Lok selten 600.000,- Euro übersteigen werden. Die BR 18 201 von Roco hat im Jahr 2000 mit Entwicklungskosten von 1.000.000,- DM einen absoluten Spitzenwert erreicht. Es wird auch schwer, diesen in Zukunft noch zu toppen. Ebenso liegst du mit deinen angeführten Produktionszahlen im sechsstelligen Bereich aber so was von daneben. Eine derartige Produktionsziffer wurde nur ein einziges mal erreicht und auch bei weitem übertroffen. Diese Menge wurde nur durch konsequente Verweigerung technischer Weiterentwicklung und einen Produktionszeitraum von über 50 Jahren erreicht (M****** 3000). Ferner wurde diese Produktionsmenge erreicht, weil besagte Maschine in fast jeder Anfangspackung des Herstellers auch heute noch enthalten ist. Heutige Durchschnittsmodelle kommen auf allerhöchstens 100.000 Einheiten, ohne das eine Überarbeitung der Formen fällig ist. Danach ist die Form verschlissen, der Markt gesättigt und der Ersatzteilmarkt abgedeckt.
Übrigens, wusstest du schon, dass du mit deinem Geld, das du in Gleismaterial investierst, die Konstruktionskosten für die Fahrzeuge bezahlst? Zur Information: Nicht nur die Modellbahnindustrie lebt von diesen Mischkalkulationen. Vielleicht beginnst du jetzt zu erahnen, warum ich gegen Herstellergläubigkeit hetze. Mit der Wahl des Gleissystems ist der Konsument auf Gedeih und Verderb dem Hersteller ausgeliefert. Und dieser braucht nichts anderes zu machen als zu warten und die Preise stetig zu erhöhen, denn der Kunde füllt automatisch mit steigender Anlagengröße, bzw. deren Ausstattung die Kasse.

Der rührige Decoderhersteller namens Lenz (so, nun ist es raus) verdient seine Brötchen in erster Linie mit der Produktion von zum Teil  recht merkwürdigem Digitalequipment (ich habe Lenz digital plus in Anwendung). Drum siehe oben (Mischkalkulation). Die V36.4 von Lenz ist schon ein Großserienartikel, weil hier schon Stückzahlen von über 1000 Stück angestrebt und auch schon erreicht wurden. Selbst eine Kleinserienlok erreicht nur eine Stückzahl von ca. 500 Stück. Diese kostet aber auch nur das doppelte eines Großserienmodells. Da bei den meisten Großserienloks noch viele Teile nachträglich zu montieren sind, bevorzuge ich die Bausatzform der Kleinserienhersteller. Da habe ich es nämlich mit soliden Metallteilen zu tun und nicht mit solchen aus Kunststoff. Außerdem unterstütze ich mit meinem Kaufverhalten so auch nicht mehr die großen Hersteller. Da ich aufgrund meiner Ansprüche nebenher selbst zum Kleinstserienhersteller mutiert bin, neige ich dazu meine Leidensgenossen zu unterstützen. Nur so kann man diesen aufgeteilten Markt geringfügig aufweichen. Wenn dir das Geld, das dir die Hersteller für einen benötigten Artikel aus dem Kreuz leiern wollen fehlt, dann baue die Sachen, die du selber bauen kannst selbst. Schon werden auch teure Sachen erschwinglich. Geht nicht, gibt es nicht! Kann ich nicht, nur einmal!

Ich betreibe meine Produktion am Esszimmertisch. Meine Werkzeugausrüstung ist nur geringfügig umfangreicher als die eines Hobbybastlers. Als Modellbahner braucht man eine Lötstation, eine Minibohrmaschine, diverse Schraubendreher, Feilen und ähnliches. Den einzigen richtigen Luxus, den ich mir gegönnt habe, ist eine Tischkreissäge von Proxxon. Alles andere ist IMHO Standartwerkzeug.

Meine Familie unterbricht zu den Essenszeiten meine Arbeitsvorgänge und ständige Nörgeleien wegen Lärm, Dreck und Geruchsbelästigungen kommen da noch obendrauf. Schließlich muss meine sechsjährige Tochter abends relativ früh ins Bett und spätestens um 20.00 Uhr ist trotz richtiger Bauwut, bzw. drohender Lieferverzüge Schluss. Wenn du nun der Meinung bist, dass ich unter allerbesten Voraussetzungen bauen kann, na gut.

Die von dir angeführten Punkte der fehlenden Zeit oder den fehlenden Fähigkeiten kann ich entkräften. Ich habe 17 Jahre als Kraftfahrer im nationalen und internationalen Güterfernverkehr gearbeitet. Glaubst du etwa, dass ich da viel Zeit zum Bauen hatte? Meine Pausen brauchte ich, damit ich ausreichend schlafen konnte. Nur an wenigen Wochenenden im Jahr konnte ich einige Versuche anstellen. Mich hat nur der Gedanke getrieben, das zu machen, was auch jeder normale Hersteller macht. Genug Anschauungsmaterial hatte ich ja tagtäglich bei meinen Ladestellen. Ich hab mir nur gesagt: Das, was die da machen, kann ich auch, basta. Genügend Zeit zum Nachdenken hatte ich ja auch auf meinen langen Fahrten über nächtliche Autobahnen. Irgendwie musste ich mich schließlich wach halten.

Als ich 10/2000 arbeitslos wurde habe ich meine Gedanken einfach ausprobiert und daraus entwickelten sich dann meine heutigen Fähigkeiten. Während meiner Umschulung zum Industriekaufmann habe ich weitere Einblicke in industrielle Vorgänge bekommen, die aber nur für kaufmännische Entscheidungen von Belang sind.  

Ich hoffe, dass das mal der nötige Klartext war, den ich sonst so gekonnt unterdrückt habe.

Viele Grüße

Bagger Baer :winken:

el Presidente

Ok, anscheinend bist du was die wirtschaftliche Situation angeht besser informiert als ich.
Die Information über die Entwicklungskosten im Millionenbereich ahb ich mir aber nicht ausgedacht, sondern stammen zum einen aus dem offiziellen mini-club Brief von Märklin bezüglich der Neuentwicklung der Br 85 und zum anderen aus einer Sonder DVD zu einer Austellung in Tübingen!
Erhrlich gesagt verstehe ich aber auch nicht, warum es so schlimm ist, wenn ein Unternehmen mit den Erlösen aus einem Bereich, die Kosten eines anderen Bereiches deckt. Warum ist man denn dann ausgeliefert?
Nochmal zum Thema Selbstbau: In Grenzen mache ich das ja auch, aber zum Beispiel ein kompletter Vt 11.5 ist mir einfach eine Nummer zu groß! Umbauten oder sowas in der Art sind natürlich eine andere Sache.
Was den Zeitaufwand angeht: Wenn jemand so engagiert dabei ist, dann ist das wirklich lobenswert!
Ich für meinen Teil habe aber erstens einfach nicht die Zeit z.B. zum Nachdenken wie du, und zweitens habe ich mir einfach ein anderes Ziel gesetzt als du!
Obwohl das ja nun nicht wirklich hier zu diesem Thema passt würde mich es mich  wirklich interessieren wwie groß dein Arbeitsaufwand für eine Eigenproduktion ist, und was du da für Materialien verwendest?!

MfG el Presidente

Bagger Baer

Hallo el presidente!

Ich vermute mal, dass du die Zahlen, die im Zusammenhang mit der BR 85 genannt wurden mit den Zahlen der gesamten Mini-Club Neuentwicklungen des vergangenen Jahres verwechselst. Wenn M****** solche Zahlen aus den Zusammenhängen reißt, könnte man als böser Mensch fast schon von einer vorsätzlichen Verblendung des Kunden sprechen. Ich bin kein solcher, also werde ich mich unterstehen dieses zu behaupten. Wegen übler Nachrede lasse ich mir schließlich nicht an den Karren fahren. "Edit:  Glaubst du wirklich, dass sich solch hohe Entwicklungskosten für ein einziges Produkt überhaupt rechnen würden? Trotz aller Möglichkeiten bei einer Mischkalkulation wären derartige Zahlen selbst für Firmen wie den besagten Hersteller ein absoluter Suizid. Ich habe während meiner Umschulung ein Praktikum bei einem Baumaschinenhersteller absolviert. Dabei habe ich auch einen netten Einblick in Forschung und Entwicklung bekommen. Vorhandene Baugruppen wurden für ein neues Produkt höchstens etwas modifiziert. Bei M****** machen die das nicht anders. Wenn eine 1'E Güterzuglok im Programm ist, nehmen sie das Fahrwerk und ändern es auf 1'E1' um. Bei dem Gehäuse wird das genauso gemacht. Bei der BR 85 haben wir es ja mit einer DRG Einheitslokbaureihe zu tun. Da werden dann nur einige Teile wie Wasserkästen, Schürze und Kleinigkeiten geändert. Die letzte richtige Neukonstruktion bei Mini-Club war die BR 212 (V100). Da musste wirklich fast alles komplett neu konstruiert werden. Das ging voll ins Budget. Aber mehr als 500.000,- EUR hat das mit Sicherheit nicht gekostet. Edit Ende."  Andererseits wurde ja die Entwicklungsabteilung ausgelagert. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Entwicklungskosten durch verringerte Lohnnebenkosten gesenkt werden und sich dabei auch noch kurzfristig steuerwirksam als unmittelbarer Aufwand buchen lassen. Die Betriebsmittel einer eigenen Entwicklungsabteilung lassen sich nur über einen größeren Zeitpunkt abschreiben. Die dabei entstehenden Steuervorteile wirken sich dann kurzfristig gesehen geringer aus als bei der jetzt praktizierten Methode. Ergo hat M****** im vergangenen Geschäftsjahr zu hohe Gewinne erzielt, die ohne Gegeninvestionen entsprechend hoch hätten versteuert werden müssen. Hier wurde also Firmenvermögen vergrößert (Produktionspalette erweitert) ohne das dafür überhaupt Steuern bezahlt werden mussten. Das ist völlig legitim und grundsätzlich in Ordnung! Ich hätte es nicht anders gemacht. Wenn diese Zahlen aber dann dafür herhalten müssen um dem Kunden erhebliche Preiserhöhungen zu verklickern, dann halte ich das schon für sehr fragwürdig. Schließlich haben alle M****** Kunden diese Entwicklung bereits zu einem großen Teil mit ihren Gleiskäufen finanziert.

Ich bin kein Gegner von Mischkalkulationen. Ich wende sie übrigens auch an, um eigene Entwicklungen zu ermöglichen. Was aber die Preise für das Gleismaterial angeht, das halte ich für Abzocke in großem Stil. Bei den Stückzahlen, die hier von jedem Artikel erreicht werden, steht der Preis je Einheit weit jenseits von 600% des eingesetzten Materialwertes. Und das mit über Jahre hinweg steigender Tendenz. Da bei der Mini-Club nur ein Hersteller Gleise anbietet, hat dieser eine absolute Monopolstellung. Und glaube mir bitte, er nutzt diese auch weidlich aus. Aber auch bei anderen Herstellern wird nur mit Wasser gekocht. Schau bitte bei deinem nächsten Besuch bei deinem Fachhändler mal auf die Gleismaterialpreise anderer Hersteller in anderen Baugrößen. Da wirst du meine Worte bestätigt sehen. "Edit:  Ich kritisiere grundsätzlich jede Form von Abzocke, die auf massive Kundenbindung an einen Hersteller zurückzuführen ist. Mein Vorstoß mit dem Selbstbau von Gleisen ist als Alternative zu verstehen. Wenn du nun sagst, dass nicht jeder so etwas kann oder nicht die Zeit dafür hat, dann halte ich folgendes dagegen: Mein Projekt "Industriehof" hat eine Lebenserwartung von etwa 30 Jahren. Die Bauzeit veranschlage ich auf etwa 3 Jahre. Glaubst du, dass der Gleisselbstbau, der inklusive aller technischen Bauten etwa 200 Stunden in Anspruch nimmt, dabei großartig ins Gewicht fällt? Ich spreche von der Gesamtbauzeit des Gleises. Wenn du gekauftes Gleis verwendest, dann musst du dieses auch verlegen, einschottern, Weichenantriebe verkabeln, farblich nachbehandeln usw. Wenn du das ordentlich machst, brauchst dafür auch mindestens 50 Arbeitsstunden, oder? Bei meiner Art zu bauen brauche ich zwar viermal soviel Zeit, werde aber niemals bei Reparaturen Teile der Anlage abreißen und wieder aufbauen müssen. Wenn du mal einen Weichenantrieb austauschen musst, weil er durchgebrannt ist, wirst du meine Worte verstehen. Bei mir sind die Weichenantriebe im Untergrund modular eingebaut, da komme ich immer wieder problemlos bei eventuellen Störungen heran. Die Weichen selbst lassen sich mit dem Lötkolben und etwas Farbe spurenlos reparieren. Zudem kosten sie nur einen Bruchteil dessen was du für dein Gleismaterial ausgeben musst. Meine 7 Weichen auf Industriehof haben trotz des teuersten Schienenprofils (C60 von Peco) nicht mal 25,- EUR gekostet, sehen aber deutlich besser als gekauftes Material aus und funktionieren außerdem besser. Bei einer Modellbahn geht es doch in erster Linie um das Bauen als solches, oder? Wenn ich so viel wie möglich selbst baue, komme ich dem angestrebten "Bauen wollen" doch schon sehr nahe. Den eigentlichen Baufortschritt kann ich also wie beim Vorbild sogar von Schwelle zu Schwelle verfolgen. Jetzt mal weg vom ach so hehren Anspruch, allein die Tatsache, dass meine Gleisbaumethode die Baukosten massiv drückt, ist eigentlich schon Grund genug diese zu praktizieren. Gekauftes Gleis halte ich nicht nur aus ökonomischen Gründen für inakzeptabel. Das Aussehen und die mitgekauften Konstruktionsmängel kommen da auch noch zu. "Edit Ende"    

Ein siebenteiliger VT 11.5 sollte m.E. auch nicht das Einstiegsmodell im Fahrzeugselbstbau darstellen. Um solche Sachen zu bauen, ist ein Anfang im Fahrzeugumbau erst mal sinnvoller. Wenn du in so was noch keine Erfahrungen hast, beginnst du am besten mal mit dem Umbau eines Güterwagens. Hierbei ist aber schon viel Hintergrundwissen gefragt. Zu diesem Zweck eignen sich die Güterwagen-Bücher von Stefan Carstens besonders. Noch besser wäre es, wenn du dein Gleismaterial mal selber baust. Hier kannst du am wenigsten falsch machen. Auf der Seite: //www.modellbahnfrokler.de/technik/weichenselbstbau.html zeige ich dir wie das geht. Der Bericht ist einfach geschrieben, lässt eigentlich keine Frage offen und ist somit von jedem nachzuvollziehen, der weiß wie man einen Lötkolben anzufassen hat (nicht am ,,schweren" Ende nämlich ;)).
Das Nachdenken können auch andere erledigen. Was meinst du wohl, was ich alles von anderen Leuten gelernt habe. Schließlich habe ich vor 15 Jahren von meinem maßgeblichen ,,Mentor", einem damals angehenden Dipl. Ing. Maschinenbau, sehr viel Wissen mitbekommen. Zu der Zeit war ich gerade mal in der Lage einen einfachen Stromkreis aufzubauen bzw. mehrere Weichenantriebe anzuschließen. Er hat mich aus Mitleid unter seine Fittiche genommen und hat mir viele tolle Sachen gezeigt, die sich mit wenig Geld selber bauen lassen. Er gab mir das Grundwissen mit und ich habe einige Dinge fast bis zur Perfektion weiterentwickelt bzw. verfeinert. Bei seinen Basteleien hat meine Herstellergläubigkeit, der auch ich mal verfallen war, nicht nur einen gewaltigen Knacks bekommen. Ich bekam von diesem netten Menschen eine Initialzündung ersten Ranges, die meine gesamte Einstellung zur Industrie komplett verändert hat. Ich hoffe, dass genau dieser Punkt von Anfang an herüberkam. Oder kamen vielleicht einige Leute mit meinen Postings im Thread ,,Eisenbahnmodellbau" gerade aus diesem Grund nicht klar?

Zuerst baue ich etwas ausschließlich für mich. Dabei konstruiere ich erst mal ein Provisorium. Dabei wird die Mechanik von einer Studie bis zum Funktionsmodell weiterentwickelt. Wenn ca. 80% der Gesamtentwicklung bis ins Detail feststehen beginne ich mit dem Bau des eigentlichen Modells. Die letzten 20% ergeben sich fast zwangsläufig in dieser Bauphase. Bei ausreichender Nachfrage liegen die wesentlichen Eckdaten für die Kalkulation vor, weil ich alle Teile schon mal hergestellt habe. Vor Überraschungen bin ich sicher, da das Werkzeug bereits während der Studienphase entsteht und nur noch gering modifiziert werden muss. Das selbst angefertigte Werkzeug ist meist äußerst primitiv und billig, erfüllt aber seinen Zweck über einen langen Zeitraum. Es handelt sich dabei um Haltevorrichtungen, Lehren und ähnliches. Dinge, die ich nicht selbst anfertigen kann, lasse ich mir bauen. Z.B. habe ich meine Zulieferer für Motorumbausätze (Glockenanker), Digitaldecoder, Lokradsätze, Waggonradsätze, Ätzschilder, Messinggussteile, ... Alles andere besteht bei mir aus Halbzeugen (Ms-Profile, Ps-Profile, usw.). Vor mir ist kein Material sicher, wenn es mir in die Finger gerät.

Viele Grüße

Bagger Baer :winken: