Kettenglieder am Tigerturm - Wie sind die befestigt?

Begonnen von MauzeTung, 13. August 2017, 13:49:18

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MauzeTung

Hallo,

ich bastel gerade am Tamiya-Tiger herum, und jetzt bin ich auf eine Sache gestoßen, die ich leider noch nicht begriffen habe:

Wie wurden die Kettenglieder am Tiger-Turm befestigt?

Laut Anleitung werden oben seitlich am Turm links fünf und rechts zwei Halter angebracht (siehe Foto), allerdings unten keine. Jetzt frage ich mich, ob das in der Realität wirklich so gewesen ist, denn ich habe dann doch irgendwie Zweifel, dass die recht schweren Kettenglieder wirklich so befestigt waren... die müssten doch bei jeder Geländefahrt herumwackeln und die Aufhängung verbiegen, oder?

Über weitere Infos würde ich mich deshalb sehr freuen!  :1:

Viele Grüße
Marc


Sparky

http://tiger1.info/EN/Academy-spare-tracks.html

...zwar nicht Dein Modell, hilft aber vll. weiter. Da gab es oben und unten Halterungen.

:winken:
Sparky


"People sleep peaceably in their beds at night only because rough men stand ready to do violence on their behalf." -- George Orwell

MauzeTung

Moin Sparky,

alles klar, vielen Dank für Deine hilfreiche Info!  :1:

Viele Grüße
Marc  :winken:

Steffen

Hallo Marc.

Na was für ein Zufall,  am TAMIYA 35216"Tiger I frühe Produktion" fummel ich auch gerade etwas nebenbei.  :D
Sei vorsichtig mit der Tamiya Bauanleitung.

Mit den Ersatzkettengliedern wurde anfangs noch viel herum experimentiert. Siehe auch hier : http://tiger1.info/EN/Turret-track-holders.html
Die Serienfahrzeuge hatten mit Produktionsbeginn im August 1942 zunächst keine Kettenglieder an den Turmseiten. Ab April 1943 kamen 5 Kettenglieder an die linke Turmseite und 3 Kettenglieder an die rechte Turmseite. Ab Mai 1943 wurde auf der rechten Turmseite von 3 auf 2 Kettenglieder reduziert.

Mit dem was der TAMIYA 35216 Bausatz an Merkmalen bietet, kann man eigentlich nur ein Baulos Februar 1943 darstellen. Möglich wären noch Baulose ab Januar bis Juni 1943, aber da müßte man für das jeweilige Baulos schon wieder Einiges modifizieren bzw. scratch selbst bauen.

Für Februar 1943 Baulos :
Baustufe 11 - frühe Feifel Luftfilter verwenden (Teile F22/F35 & F23/F36). Die späten Luftfilter kamen ab März 1943
Baustufe 16 - verstärkten Rohrmantel E11 verwenden, am Original seit November 1942 verbaut. (Bauteil E7 ist der frühe Rohrmantel vor Nov. 1942.)

Vereinzelt wurden parallel zum verstärkten Rohrmantel noch 90 Rohrmantel der geplanten Porsche Tiger aufgebraucht. Man kann E7 modifizieren um solch einen darzustellen.
Die Mantel für die geplanten 90 Porsche Tiger hatten unten auf der (in Fahrtrichtung linken) Seite eine Aussparung, um nicht mit der Fahrerluke zu kollidieren. Die 90 Porsche Tiger wurden jedoch nie gebaut, sondern ihre Wannen als Panzerjäger Ferdinand/Elefant umgebaut. Die hierfür schon produzierten 90 Rohrmantel (Porsche hatte geglaubt, sein Entwurf würde die Ausschreibung gewinnen und ließ vorproduzieren. Tatsächlich gewann aber Henschel) flossen in die Produktion des Tiger I ein und wurden parallel zur normalen Blende aufgebraucht.


Bildquelle : tiger1.info, nur zu Diskussionszwecken

Wenn man einen Tiger I mit solch einer Porsche Blende nachbauen möchte, dann an TAMIYA Bauteil E7 unten wie nachfolgend gezeigt auskerben. Bei der Vorbild-Auswahl unbedingt schauen, welche Tiger diese Blende hatten. Zur Erinnerung ; es gab davon nur 90 Exemplare ! Turmnummer S04 von Michael Wittmann war beispielsweise so ein Exot mit Porsche Mantel. Decals für S04 liegen dem TAMIYA 35216 Bausatz bei, S04 war ein Mai 1943 Baulos.


Bildquelle : tiger1.info

Baustufe 18 - Winkelspiegel-Abdeckung F42 weg lassen. Den Ladeschützen-Winkelspiegel gab es erst ab März 1943, jedoch mit einer Abdeckung so wie auf den Luken von Fahrer und Funker. In der Form wie Bauteil F42 gab es die Abdeckung erst ab Juli 1943, eingeführt zusammen mit der neuen Kommandanten-Kuppel.

Baustufe 19 - Ersatzkettenglieder F24 und Halterungen B18 weglassen, die kamen erst ab April 1943.

Hätte Gott gewollt dass ich Grünzeug fresse, wär' ich ein Kaninchen !

MauzeTung

Hallo Steffen,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, die Tiger1.info-Seite ist wirklich eine tolle Seite!  :1:

Ich habe gerade nochmal meine Bauteile angeschaut, und ich habe festgestellt, dass ich den Bausatz 35202 (Tiger Mid Production mit Otto Carius) habe, so dass ich jetzt nicht so genau weiß, in wie weit Deine Informationen aus Deinem frühen Tiger-Bausatz mit meinem übereinstimmen.

Ich wollte aber auf jeden Fall eine Zimmerit-Schicht aufbringen und ich wollte einen Tiger im April 1945 in Berlin darstellen, von daher hoffe ich, dass ich da größtmögliche Freiheit bei der Gestaltung habe, wobei ich noch nicht so ganz weiß, welche Varianten da auf keinen Fall auftreten können.

Gibt es da eventuell gute Literatur zu "Endkampf-Tigern", die mir da vielleicht weiterhelfen könnten? Ich blick da leider noch nicht so ganz durch und würde mich gerne etwas genauer einlesen...

Viele Grüße
Marc

Steffen

'sorry. Mein Fehler, nicht der Tamiya 35216.  Hätte es auf dem Bild vom Bauplan an der Kommandanten-Kuppel gleich sehen sollen.
Gut. Vergiss meine Kommentare zuvor, die gelten nur für den TAMIYA 35216 "Tiger I frühe Produktion"

Ich habe den Tamiya 35194 "Tiger I mid production". Der ist identisch mit deinem Tamiya 35202, nur halt ohne die Decals für Carius' Tiger I.
Der Bausatz (egal ob 35194 oder 35202) bietet die Möglichkeit Baulose von Oktober bis Dezember 1943 zu bauen. Dafür sind ein paar Punkte zu beachten :

1.
Ab Oktober 1943 gab es die 2-teilige Starterkurbel. Die eigentliche Kurbel war dabei neben der Antennenbasis verstaut und die Verlängerungsstange an der alten Position am Heck unter dem rechten Auspuff. Im Bausatz liegt leider nur die alte  1-teilige Starterkurbel bei (Bauteil A34).
Interessanterweise liegt im Tamiya 35216 "Tiger I frühe Produktion" die Verlängerungsstange der 2-teiligen Starterkurbel als optionales Bauteil bei (Bauteil F21). Dort kann man das Teil aber gar nicht gebrauchen. Die eigentliche Kurbel fehlt aber auch im 35216.

2.
Die Feifel Luftfilter fielen ab Oktober 1943 weg, ihre Halterungen am Wannenheck entfielen aber erst Dezember 1943.
Im Bausatz sind keine entsprechenden Halterungen am Heck, für Oktober & November 1943 Baulose müßte man sie ergänzen. Das ist mit Stücken aus ca. 0,8mm dicker Plastik-Karte schnell erledigt ; zwei quadratische Stücken von ca. 1,5 x 1,5mm auf der Oberkante der Heckplatte und zwei ebensolche Stücken an der Heckplatte.

Bildquelle : tiger1.info, nur zu Diskussionszwecken

3.
Ab November 1943 wurde hinten rechts auf dem Heck eine externe Rohrzurrung verbaut.
Im Bauplan in Baustufe 10 hat Tamiya die Bauteilnummer vergessen, es ist B19.


Was gibt es noch zu beachten :

* Wie bei allen Tamiya Tiger I Bausätzen fehlen an den Panzerungen der Auspuffe jeweils links & rechts die Hebestifte. Mit 1mm Rundprofil und der Hilfe eines 2mm Locheisens (Kopf des Pins ausstanzen) kann man diese Pins leicht ergänzen.
* Zimmerit ist hier ein absolutes MUSS. Wer es nicht selbst machen kann/mag, der nimmt die Sets ATAK 35046 oder Cavalier CV101 - beide Sets sind direkt für den TAMIYA Bausatz abgestimmt.
* Die Einzelgliederkette im Bausatz ist sehr schön, aber leider fehlen die offenen Durchbrüche in den Führungszähnen der Kettenglieder. Man sieht das eigentlich nur im Bereich hinter den Triebrädern und vor den Spannrollen. Wenn man das etwas verschlammt darstellt, kann man die Bausatzketten verwenden. Ansonsten ist der Zubehör-Markt gefragt.

Hätte Gott gewollt dass ich Grünzeug fresse, wär' ich ein Kaninchen !

MauzeTung

#6
Danke für die Infos, Steffen!  :1:

Friulkette und bewegliches Laufwerk habe ich soweit fertig, als nächstes wollte ich dann Gefechtsspuren und das Zimmerit gestalten. Allerdings muß ich nochmal kurz fragen, was Du mit den Hebestiften an der Auspuffpanzerung meinst, gibt es da eventuell ein Foto?

Und das mit der Starterkurbel habe ich noch nicht so recht verstanden, gibt es da eventuell auch ein Bild?

Viele Grüße und vielen Dank für Deine Hilfe!

Marc


Sparky

Was solls denn jetzt eigentlich für ein Tiger werden? Der von Carius? Die fehlenden Laufrollen vorne stimmen dann, aber das haben auch andere gemacht...
Vl. hilft dann der folgende Link:

http://tiger1.info/models/products-page/CH6763

Ich habe da mal was gelesen zum Zimmerit an seinem 217(?), finde es aber im Moment nicht. Wenn der Turm Zimmerit hatte, dann die Wanne nicht oder umgekehrt. Da ist wohl mal der Turm gewechselt worden...
Interessant sind solche "gemischten" Fahrzeuge allemal.

:winken:
Sparky


"People sleep peaceably in their beds at night only because rough men stand ready to do violence on their behalf." -- George Orwell

MauzeTung

Hallo Sparky,

ich habe kein festes Vorbild für meinen Tiger, die einzige Vorgabe ist "irgendwo in Berlin April 1945", und da ich den Carius-Tiger gerade da hatte, habe ich den einfach als Basis für meinen "unidentifizierten Phantasie-Tiger" genommen.

Ich würde gerne versuchen, einfach ein Fahrzeug zu bauen, welches stimmig in diesen Zeitrahmen passen würde. Von daher bin ich über jeden Tipp dankbar und froh!  :1:

Viele Grüße
Marc

Steffen

#9
Zitat von: Sparky in 15. August 2017, 20:14:40Ich habe da mal was gelesen zum Zimmerit an seinem 217(?), finde es aber im Moment nicht. Wenn der Turm Zimmerit hatte, dann die Wanne nicht oder umgekehrt. Da ist wohl mal der Turm gewechselt worden...
Kann dann nur ein Gerücht gewesen sein. Auf den Bildern vom Original in deinem Link ist eindeutug Zimmerit an Turm und an Wanne zu sehen. An der Wanne ist es teilweise flächig abgeplatzt, aber da ist definitiv Zimmerit zu sehen.


Zitat von: MauzeTung in 15. August 2017, 20:26:40Ich würde gerne versuchen, einfach ein Fahrzeug zu bauen, welches stimmig in diesen Zeitrahmen passen würde. Von daher bin ich über jeden Tipp dankbar und froh!
Dann solltest du eventuell vorn die erste Laufrolle doch anbauen. Die abgenommene erste Laufrolle war eine Maßnahme an der Ostfront. Es sollte verhindern, dass so Matsch oder Schnee ins Laufwerk geschaufelt wurde, was ein abwerfen der Kette bewirkte.


Zitat von: MauzeTung in 15. August 2017, 19:03:38Allerdings muß ich nochmal kurz fragen, was Du mit den Hebestiften an der Auspuffpanzerung meinst, gibt es da eventuell ein Foto?
An diesem umgestürzen Tiger I Wrack (aufgenommen in Tunesien) kann man die Hebestifte gut sehen. Damit konnten die schweren Gußteile bei Wartungsarbeiten an Haken gehängt und abgenommen werden. Und genau für diese Hebestifte sind auch die seitlichen Aussparungen in den Hitzeblechen. Von daher kannst du die Hitzebleche lose (ohne Kleber ! ) anhalten und als Positionierungshilfe nehmen.

Beim Nachbauen der Hebestifte, orientiere dich an den Hebestiften seitlich vorn am Turm (Baustufe 12 & 13, Bauteile A53) - sind die gleichen wie am Auspuffpanzer.  ;)


Bildquelle : armorama.com


Zitat von: MauzeTung in 15. August 2017, 19:03:38Und das mit der Starterkurbel habe ich noch nicht so recht verstanden, gibt es da eventuell auch ein Bild?
Die einteilige Starterkurbel wurde ab Februar 1943 am Tiger I angebracht (unter dem rechten Auspuff). Da baumelte der Kurbelarm der Starterkurbel aber unten herum und ging bei Geländefahrten leicht verlohren. Manche Einheiten behalfen sich, indem die eine zusätzliche Halterung anbrachten und den Kurbelarm so nach oben gedreht neben dem Auspuff fixieren konnten.
Dieses Manko behob man, indem man ab Oktober 1943 ab Werk die Starterkurbel zweiteilte und den Kurbelarm separat auf dem Wannendach verstaute.

Schau mal im Bauplan des TAMIYA 35202 in Baustufe 7, Bauteil A34 ist die Starterkurbel. A34 soll mit dem Kurbelarm nach oben angebaut werden. Das wäre die Feldmodifikation. Dafür fehlt aber eine zusätzliche Halterung am Kurbelarm, damit der oben bleibt. So nach Bauplan ohne zusätzliche Halterung, würde die Kurbel am Original einfach wieder nach unten klappen und tiefer als der Wannenboden hängen. Bei Geländefahrt kann sich das verfangen und abreißen.


Bildquelle : mojehobby.pl

Trenne den Kurbelarm ab, verpasse ihm zwei Werkzeughalter und baue ihn beim Antennensockel auf das Wannendach. Nachfolgendes Bild zeigt rot markiert wo der Kurbelarm hin soll und wie das mitsamt Werkzeughalterungen aussehen soll.
Für die Kurbelstange nimmt man einfach ein Stück einer Spritzenkanüle passenden Durchmessers und steckt links ein kurzes Stück Draht rein. Zwei Werkzeughalter dran und unten unter dem rechten Auspuff ankleben. Das zweite nachfolgende Bild zeigt wie es aussehen soll.


Bildquelle : bpmodels.net

Apropos vergessen Teile bzw. vergessene Werkzeughalterungen seitens TAMIYA. Die Werkzeughalterung für den Kurbelarm der 30ton Stahlwinde (Wagenheber) hat TAMIYA auch vergessen. Hab das auch mal markiert, wie es aussehen sollte.


Bildquelle : bpmodels.net


Hätte Gott gewollt dass ich Grünzeug fresse, wär' ich ein Kaninchen !

MauzeTung

Hallo Steffen,

super, vielen Dank für die ausführlichen Informationen, damit komme ich wunderbar weiter!  :1:

Eine Frage habe ich noch, die mich sehr interessieren würde:

Was ist das für ein leicht asymetrisch rautenförmiges Teil, welches oberhalb zwischen den beiden Auspuffverkleidungen auf Deinem letzten Bild zu sehen ist?

Viele Grüße
Marc

Steffen

Das ist die Starterplatte, sie war bei Nichtgebrauch dort oben verstaut. Sie war ein Hilfsmittel um die Anlasserkurbel zentrieren zu können und richtig auf die Schwungscheibe am Motor zu setzen. Denn es bedurfte Kraft den Motor so zu starten. Dabei durfte die Anlasserkurbel nicht verkanten.

Anfangs war die Starterplatte bei Nichtgebrauch zwischen den Auspuffen schräg ca. im 45° Winkel montiert (siehe Bild vom Wrack im vorigen Beitrag) . Ab Dezember 1942 wurde sie dann an gleicher Position senkrecht stehend montiert.
Es gab je nach Produktionszeitraum des Tiger I kleine Detailunterschiede an der Starterplatte. Die Form und die Funktion waren aber immer die gleiche.
Nachfolgendes Bild zeigt die Variante wie sie ab Mai 1943 verwendet wurde, mit zwei Löchern für die Anlasserkurbel. Das hat was mit dem Motor zu tun. In dem Monat wurde vom Maybach HL 210 auf den Maybach HL 230 gewechselt. Beim HL 230 saß das Zahnrad, auf welches die Anlasserkurbel gesteckt wurde, an etwas veränderter Position. Also erhielt die Starterplatte nun zwei Öffnungen um für beide Motoren verwendbar zu sein.


Bildquelle : armortek.co.uk


Am Heck ist mittig unten (direkt über der Anhängekupplung) eine runde Abdeckung. Schraubt man diese ab, so ist darunter die Öffnung für die Anlasserkurbel zum manuellen Motorstart (bei kaltem Wetter, der elektrische Anlasser war nur für warmes Wetter). Die Öffnung hat einen Durchmesser von 25cm mit zwei Nuten (oben und unten)


Bildquelle : tiger 1.info, nur zu Diskussionszwecken

Auf der Rückseite der Starterplatte waren zwei Zapfen, welche genau in die Nuten der 25cm Öffnung passten. Die Starterplatte wurde aufgesetzt und einfach gedreht um sie zu arretieren.
Siehe Bild - die Rückseite der Starterplatte, oben und unten sind die Zapfen zu sehen.


Bildquelle : tiger 1.info, nur zu Diskussionszwecken

Dann wurde die Anlasserkurbel eingeführt und so im richtigen Winkel auf die Schwungscheibe am Motor gesetzt.
Wenn die Schwungscheibe ordentlich auf Drehzahl gebracht war, mussten die Anlasserkurbel schell weg. Dann steckte ein Besatzungsmitglied ein spezielles stabförmiges Werkzeug durch die kleine Bohrung in der Starterplatte, löste damit einen Mechanismus aus und schaltete so die Schwungscheibe auf den Motor. Über eine Fliehkupplung warf die Schwungscheibe so den Motor an.


Bildquelle : tiger1.info


Hier ein Video vom Anlassen des einzig fahrbereit erhaltenen Tiger I. (Da siehst du so nebenbei auch noch mal die Position der Hebestifte an den Auspuffpanzerungen.  :1: )
Achte bei Minute 1:26 mal auf den Mechaniker in der orangen Warnweste, wenn er nach rechts aus dem Bild geht. Für ca. 1 Sekunde siehst du das Spezialwerkzeug für die Schwungscheibe in seiner linken Hand.




Und hier kannst du noch mal die einteilige Anlasserkurbel sehen, wie sie ursprünglich angebracht wurde. Da kann man verstehen, wie man die leicht bei Geländefahrten verlohr.  ;)


Bildquelle : pinterest.de, Galerie david d


Hätte Gott gewollt dass ich Grünzeug fresse, wär' ich ein Kaninchen !

MauzeTung

#12
Hallo Steffen,

klasse, Deine ausführlichen Antworten sind einfach nur super, vielen Dank für Deine Mühe, soviel Informationen zu vermitteln!

Das letzte Bild ist ja echt der Hammer, genau diese Art von Beschädigung habe ich gesucht! Da werde ich jetzt mal versuchen, die Beschußschäden an Turmkiste und Auspuffverkleidung nachzubilden... da hast Du wirklich eine für mich supertolle Vorlage eingestellt!

Ich wollte ja wie erwähnt auch den Tiger mit Zimmerit versehen, und da frage ich mich nun folgendes: Wenn bei Beschuß der Zimmeritbelag teilweise abgeplatzt ist, welche Farbe war dann darunter zu sehen? Die rostrote Grundierung? Oder das "nackte" dunkle Metall? Wurden Tiger, die ursprünglich ohne Zimmeritbelag ausgeliefert wurden, auch nachträglich noch mit diesem Auftrag versehen? Könnte dann auch eine eventuell vorher vorhandene Tarnlackierung sichtbar sein oder hätte diese eventuell entfernt werden müssen, um eine bessere Haftung des Zimmerits zu gewährleisten?

Viele Grüße
Marc

Steffen

#13
Die Wannen wurden in Rostschutzgrund lackiert an das Henschel Montage-Werk geliefert.
Also ja, unter dem Zimmerit ist die rostrote Grundierung.  :1:

Zimmerit wurde ab Ende August 1943 ab Werk aufgebracht. Dein TAMIYA 35202 Tiger I mid. hat das Zimmerit also schon ab Werk drauf.
Ältere Baulose wurden aber an der Front soweit möglich (es eine Gefechtspause zuließ) in Feldwerkstätten mit Zimmerit nachgerüstet. In dem Fall ist unter dem Zimmerit natürlich die Lackierung/Tarnbemalung drunter.
Es gibt da das schöne Beispiel des Fehrmann Tiger I mit Tumrnummer F13, der hat am Turm großflächig abgeplatztes Zimmerit drunter. Da kann man den ursprünglichen dunkelgrauen Anstrich sehen.

Hätte Gott gewollt dass ich Grünzeug fresse, wär' ich ein Kaninchen !

MauzeTung

Dank der tollen Informationen hier komme ich gemächlich im Hochgeschwindigkeitsschneckentempo weiter:

Das Bild von Steffen mit der Rückansicht des Tigers hat mir als Vorlage gedient, die Auspuffverkleidungen mit einigen Beschußschäden zu versehen. Sehr gerne wüde ich auch die Staukiste am Turm wie auf dem Bild gezeigt mit Beschädigungen verzieren, aber die Dicke dieses Bauteils lässt mich daran zweifeln, dass vernünftig hinzubekommen.

Meine Frage ist nun: Wie würdet ihr da vorgehen? Die Wandstärke von innen dünner schleifen, die Seitenwände austauschen (wenn ja, wie am besten?) oder die Kiste komplett neu aufbauen? Wenn ja, aus welchem Material? Durch die Geometrie der Kiste ist es nicht so einfach für mich, da selber etwas zu basteln, und ich stehe da gerade auf dem Schlauch, was ich da am besten machen könnte...

Eine weitere Frage habe ich ebenfalls noch: Was genau ist eigentlich zu sehen, wenn man von oben auf die Motor-Gitterabdeckungen sieht? Unter dem Gitter befinden sich ja die Lüfter für den Motorkühler, aber ich frage mich, ob man diese überhaupt von außen sehen kann oder ob da einfach nur "Dunkelheit" ist... sonst müsste ich nämlich mal schauen, ob ich da was einbaue, solange die obere Hälfte noch nicht fest verleimt ist.

Wie auch immer, über weiter Informationen würde ich mich sehr freuen!  :1:

Viele Grüße
Marc

Steffen

Bei den DRAGON Tiger I liegen die Lüfter unter den Gitterrosten ja bei. Aber nötig ist das nicht zwingend. Die Lüfter liegen ja nicht direkt unter den Gitterrosten, sondern recht weit unten. Man sieht am gebauten Modell davon eigentlich nur etwas, wenn du direkt von oben mit der Taschenlampe rein leuchtest und dann danach schaust. Lackier den Innenraum matt schwarz und gut ist das reicht völlig.

Zu der Staukiste. Da gibt es einen simplen Trick ; das Alu-Material von Tiefkühlfutter bzw. allgemein diese Aluschalen von Fertigfutter.
Aus der Staukiste schneidest du nur unmittelbar den Teil heraus, wo die Einschußlöcher hin sollen. Also nicht gleich die ganze Rückseite entfernen.
Schneide aus der Alu-Schale ein ebenes Stück aus. Es darf in Länge & Breite ruhig etwas größer als die Rückseite der Staukiste sein.
Nun klebe dieses Alu-Stück möglichst sauber mit Sekundenkleber auf die Rückseite der Staukiste. Den Überstand schneidest du anschließendmit einer normalen Haushaltsschere weg. Die Klebekanten verblendest du mit Sekundenkleber und verschleifst gegebenfalls noch. Jetzt brauchst du nur noch eine Nähnadel und stichst damit die Einschußlöcher ein. Fertig.

Dazu noch einen Tipp : laß die Staubiste unten noch offen. Wenn du mit der Nadel die Einschußlöcher einstichst, ist es besser von innen ein Stück Moosgummi oder irgendwas Derartiges vorsichtig dagegen zuhalten. Sonst könnte es bei sehr dicht aneinander liegenden Löchern beim Einstechen passieren, dass das Alu-Material reißt.  ;)
Erst wenn alle Löcher drin sind, kannst du die Staukiste unten verkleben.



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MauzeTung

Hallo Steffen,

super Tipp von Dir mit der Folie und dem Einpassen, vielen Dank dafür!  :1:

Hab erstmal alle Seitenwände entfernt, und jetzt gehts daran, vernünftig die Folie einzupassen... bin schon gespannt, obs klappt oder ich vielleicht doch ne große Plane über die Kiste legen muß  :3:

Viele Grüße
Marc

Steffen

Warum hast du denn jetzt gleich alle Seiten heraus gesägt ? So machst du dir doch nur unnötig das Leben schwer. 8o
Du willst doch nur Einschüsse an der Rückseite darstellen. Da hätte es vollkommen gereicht nur dort das Alu-Material aufzukleben.
Und Alu von Fress-Schalen sollte es schon sein. Das ist dicker als Alu-Folie von der Rolle.

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MauzeTung


Naja, Dein Hinweis mit dem Mossgummi hatte mich nachdenklich werden lassen... und ich hatte mir überlegt, wenn ich gleich die hintere Seite mit heraussäge, könnte ich vielleicht besser die Schäden gestalten, in dem ich leichter die Folie gegendrücken kann.

Auf dem Foto kann man ja leider nur die Rückwand sehen, aber ich dachte, dass die Seitenwände eigentlich auch ordentlich was abbekommen haben müssten, wenn nicht Einschußlöcher, dann zumindest Verbeulungen. Nur Schäden an der Rückwand und keinerlei Schäden an den Seiten kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, so stark beschädigt, wie die Rückwand aussieht... und Folie kann man halt doch leichter verformen als diese extrem starke Plastikwandung.

Meine Freundin achtet zur Zeit sehr auf unsere Ernährung, was vielleicht auch damit zusammenhängen könnte, dass ich unbedingt wieder abnehmen muß. Die von mir so sehr favorisierten Fertiggerichte sind bis aus weiteres aus dem Speiseplan gestrichen, aber ich hatte mir von Silvester noch etwas Sektfolie sichergestellt, mit der werde ich mal versuchen, die Wände nachzubilden... mal schauen, ob's klappt!  :3:

Viele Grüße
Marc

f1-bauer

Servus Marc,
bei Tigern kenn ich mich null aus, aber Steffen ist ja an Bord  :P :klatsch: Bin gespannt, was bei Deinem Bau raus kommt.

Zitat... aber ich hatte mir von Silvester noch etwas Sektfolie sichergestellt, mit der werde ich mal versuchen, die Wände nachzubilden... mal schauen, ob's klappt!  :3:
Schätze ich eher nicht, weil wohl zu weich. In Eurem ernährungsbewußten Haushalt gibt es bestimmt Teelichter. Die Alunäpfe sind hervorragend dafür geeignet.

Gruß
Jürgen  :winken:

Steffen

#20
Ich stimme Jürgen zu. Die Folie von Sektflaschen ist zu weich. Teelichter gehen auch, ist das gleiche Material wie beim Fertigfutter.
Davon mal angesehen ... du kaufts das ja nicht wegen dem Futter. Du kaufst es selbstredend nur fürs Hobby ! (Man muss es nur begründen können.  :D )
Oder schau mal bei Kaufland /EDEKA / real oder wie sie alle heißen an der Fleischtheke. Da hast du auch oft Fleischwaren in solchen Alu-Schalen. Das ist ein Frischprodukt, da dürfte deine Freundin nichts dagegen haben.  ;)

Noch mal zu deinem Übereifer mit dem "Masakrieren" der Staukiste. Darin war die persönliche Ausrüstung der Besatzung verstaut. Genug Zeug, was die Kugel auffangen kann und so weiteren Schaden an der Staukiste verhindert. Nur die Rückseite zu ersetzen hätte also schon genügt.  :1:

Und Jürgen ... du kennst dich Null mit dem Tiger I aus ? Ähnliches hast du doch anfangs auch bei der M7B1 von Gareth behauptet. Und wir haben gesehen, wohin das geführt hat. Unsere Nietenzählerei bei den Kettengliedern bis in den drohenden Wahnsinn.  :7:  ;)

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f1-bauer

Hallo Steffen  :winken:
das ist wirklich so, ich habe keine (tiefe) Ahnung von Schwermetall im allgemeinen und Tigern im speziellen. Ich weiß, dass es sie gab und dass es ein mächtiges Haifschbecken sein kann, wenn man einen baut. Das war auch beim Priester so, da kommt eher der Trieb zum "harte Nüsse knacken" durch, wenn ein Experte wie Gareth solche Fragen stellt. Ich habe wirklich erst mit meinem ersten Post begonnen, mich mit dem Lee/Grant bzw. dem Sherman bzw. dem M7 zu beschäftigen. Am meisten weiß ich noch über den SpPz 2 Luchs, weil ich als W15er vor 36 jahren einen gefahren habe. Das Wissen ist aber auch schon verwässert.

Und beim Kettenglieder zählen (nein, ich bin kein Nietenzähler  :5:) gings nicht um die korrekte Anzahl, sondern dass der Gareth nochmal zum "Kettenspanner" greift. Scheinbar fangen Sherman-Bauer standardmäßig mit 80 Kettenglieder an, weil sich das wohl irgendwo so als "Doktrin" festgesetzt hat.

Gruß
Jürgen  :winken: 

Steffen

Haarspalterei, Jürgen. Sobald man anfängt irgendwas am Modell/Original zu zählen, outet man sich automatisch als Nietenzähler.  :D

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MauzeTung

Grummel, grummel: Ich habe eure tollen Tipps leider viel zu spät gelesen und habe es genau so gemacht, wie ihr es NICHT empfohlen habt, also dünne Folie genommen und zu viel Material entfernt. Dann habe ich auch noch versucht, mit einem Riesenbatzen Spachtelmasse und viel Sekundenkleber das ganze zu optimieren, und dabei ist dann alles übel schiefgelaufen und momentan siehts absolut beeindruckend im negativen Sinn aus.

Muss mal schauen, wie ich meinen Mist wieder korrigieren kann oder ob ich das alles wieder rausreisse und nochmal neu aufbaue... da bin ich leider völlig falsch an das ganze herangegangen...  :rolleyes: :(

Euch erstmal viele Grüße und auf jeden Fall vielen Dank für eure Hilfe!

Marc

Steffen

#24
Da bist du wirklich viel zu weit übers Ziel hinaus geschossen und hast aus einer einfachen Trickkiste ein Drama geschaffen. Manchmal ist weniger doch mehr.  ;)
Versuch mal, ob du das ganze Zeug wieder abbekommst, ohne der Staukiste weiteren Schaden zuzufügen. Und dann fang von vorn an, klebe Seite für Seite das empfohlende Alu-Material an. Die Vorderseite kannst du dir sparen, diese Seite wird ja 'eh an den Turm geklebt und bleibt somit unsichtbar.
Geduld und Ruhe sind hier wichtig. Dann ist das auch zu retten.  :P

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