Rotlicht bzw. Blaulicht an Einsatzfahrzeugen; andere Farben; Akustiksignale

Begonnen von padebigoru, 25. Juni 2017, 14:39:29

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padebigoru

Vorhin zickte bei meinem TV die Fernbedienung. Ich wollte das Programm wechseln, aber nach Anwahl der Sendertabelle hakte die FB plötzlich auf dem Weg zum neuen Sender. Während ich zwecks Rücksetzung die Batterien rausnahm und wieder einsetzte, lief deswegen Anixe, ein Sender mit dem ich normalerweise nichts am Hut habe. Dadurch bekam ich mit, daß die gerade laufende Reklamescheiße mittendrin abbrach und und im nächsten Moment ein Beitrag erschien, der sich mit Magirus und deren Drehleiterfertigung befaßte. Allerdings fing der nicht etwa am Anfang an, sondern begann irgendwo mittendrin. Fürs erste blieb ich dabei, nach 10 oder 15 Minuten brach die Doku dann genau so abrupt ab, wie zuvor der Reklamemüll!!??

Wie auch immer, in der Doku wurde etwas gesagt, das ich bisher noch nie irgendwo gehört oder gelesen habe.
Dort hieß es, daß zur Pferdekutschenzeit Feuerwehrfahrzeuge durch Flaggen gekennzeichnet worden seien. Als nach dem Umstieg auf motorgetriebene Löschfahrzeuge Elektrizität verfügbar war, wurden die dann durch ROTE Lampen ersetzt. Nach der Machtübernahme durch die Nazis sollen dann Versuche ergeben haben, das dieses Rotlicht weithin sichtbar war, insbesondere in der Dunkelheit. Da aber insgeheim bereits der nächste Krieg in Planung war, widersprach das der für den Krieg notwendigen Verdunklung. Deshalb wurde Signalfarbe für Einsatzfahrzeuge auf BLAU geändert.

Ob das stimmt und evtl. belegbar ist, weiß ich nicht; die Behauptung erscheint immerhin auf den ersten Blick schlüssig. Kennt jemand irgendwelche Buch- oder Internetquellen, die die Aussage belegen oder widerlegen?

Warlock

We are the pirate metal drinking crew

padebigoru

#2
Klar, der in dem Beitrag erwähnte Umstieg auf blaues BLINKLICHT verlief parallel mit der nun möglichen Umstellung von Winkern auf Blinker. Die Erfindung und Einführung von Bimetall-Schaltern u/o -Lampen erhöhte den Aufmerksamkeitseffekt. Allerdings hielten sich die Blinklichter bei den Sondersignalen nicht sehr lange, weil sie durch drehende Systeme, anfangs die Auer-Prismenleuchten und wenig später endgültig durch Drehspiegelsysteme ersetzt wurden.
Und die Umstellung der Autoelektrik von 6 auf 12V/PKW bzw. 12 auf 24V/LKW erhöhte die Leuchtkraft.

wefalck

Andere europäische Länder haben ebenfalls das 'Blaulicht'. Haben die nur von uns kopiert, oder gab es da ähnliche Entwicklungen ?

In den USA und solchen Ländern die die USA kopieren gibt es eine Kombination aus Rot- und Blaulicht ...

Die englische Polizei war früher übrigens dezent und kündigte sich nur durch ein Klingeln an. Polizeistationen und -notrufsäulen waren hingegen nachts durch eine blaue Lampe gekennzeichnet (P.S. eine rote Lampe bedeutete übrigens kein Haus für gewisse männliche 'Notfälle', sondern kennzeichnete das Haus eines Arztes zu dieser Zeit ...)
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Hans

Blau wurde, wenn auch mit unterschiedlichen Traditionen, auch deshalb gewählt, weil es keine "Doppelverwendung" bei Signallichtern jeglicher Art hat. Blau ist immer nur Blaulicht bei Sonderrechtsfahrzeugen.

Im Ausland gibt's nach wie vor noch Abweichungen, aber man stellt zunehmend auf Blau um.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

padebigoru

#5
Zitat von: wefalck in 06. Juli 2017, 11:21:03
In den USA und solchen Ländern die die USA kopieren gibt es eine Kombination aus Rot- und Blaulicht ...

Anscheinend wird in diesem unseren Lande vor allem bei den Feuerwehren und deren Fans seit Jahrzehnten über den Streitpunkt 'Rot- oder Blaulicht' diskutiert und gezankt. Nationale und internationale Untersuchungen aus mehreren Jahrzehnten, die ergeben haben bzw. ergeben haben sollen*, daß die eine Farbe tagsüber, die andere nächtens von Vorteil sei, haben hierzulande jedenfalls nicht zu einer Änderung der Vorschriften geführt. Anders bei den westlichen Nachbarn: während in Franzosenland la Police Nationale und la Gendarmerie anfangs Orangelicht verwendeten**, ging man später auch dort zu Blaulicht über. Allerdings muß es wohl auch in der 5. Republik deswegen Diskussionen u/o Streit gegeben haben, denn ca. vor 25 oder 30 Jahren wurde mit dem Aufkommen der Signalbalken das Blaulicht jenseits des Rheins wieder um zusätzliche Orangelichter ergänzt. Mittlerweile scheint der Trend uneinheitlich zu sein, man sieht in la France wieder mehr farbenreine Blaulichtbalken.

Dafür hat das Aufkommen der lichtstarken LEDs international offenbar eine Rückkehr des Blinklichts zur Folge, weil moderne Elektronik die verschleiß- ergo reparaturanfälligen mechanischen Drehspiegel überflüssig macht, die ihrerseits die nicht immer ganz zuverlässigen Bimetallstreifen und deren Geklacker verdrängt hatten.

*) Auch darüber wurde und wird wohl immer noch gestritten und weiterhin gestritten werden
**) Wer's nicht glaubt, siehe die einschlägigen französischen Kinokrimis in Farbe aus den frühen 1970er Jahren. Anfangs eine kümmerliche orange Drehspiegelfunzel mit verchromten blechernem Korpus auf dem Dach. Solche konnte seinerzeit in der BRD im Autozubehörhandel jedermann für seine Privatkarre als Pannenwarnlicht kaufen.

Es war den Insulanern schon immer ein Bedürfnis, einen besonderen Geschmack zu haben.
Wie wurde der Begriff 'Z Cars' vom Mann auf der Straße übersetzt: ZEBRA Cars, eigentlich kein Wunder bei Polizei-Streifenautos in Milka-Himmelblau und Weiß. Nur ... wo auf der Welt haben eigentlich Zebras himmelblaue Streifen?
Oder schwarze, später weiße Autos mit einem simplen Leucht-Dachschild POLICE schwarz auf weißem Grund. Ich habe sowas nur mit Dauerlicht zu sehen bekommen, es soll aber auch welche geben haben, bei denen das Licht blinkte.

wefalck

Ja die Insulaner sind von einem in das andere Extrem verfallen. Vorallem begannen so Mitte der 1980er Jahre die Range Rover der Autobahnpolizei wie Zirkuswagen auszusehen, erst schwarz/weiß mit leuchtfarbenen Balken und der Aufschrift 'POLICE' auf himmelblauem Grund. Letzthin hat sich offenbar das Himmelblau weiter ausgebreitet und inzwischen erinnern die Muster an die Splittertarnung der Marine aus den Weltkriegen.

Die französischen Polizeifahrzeuge der Police Municipale und der Gendarmerie haben sowohl orangene, als auch blaue Lichter. Das orangene Licht wird, wie bei uns auch, als Warnlicht eingesetzt, z.B. bei der Absicherung von Pannenfahrzeugen. Die Einsatzfahrzeuge des CRS (die bei Demonstrationen o.ä. eingesetzt wird) haben m.W. nur Blaulicht.
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f1-bauer

Wer suchet der findet ... http://www.sondersignalanlagen.com/showthread.php?t=5523 ... scheint wohl von jedem etwas zu sein.

Angefangen hat es in Deutschland mit Flaggen und roten Petroleum-Leuchten an Feuerlösch-Kutschen. Später gab es wohl Scheinwerfer mit roten Glühlampen, bis der Reichsführer 1938 Blau verfügt hat. Hier ist ein Link mit der Original-Vorschrift http://www.polizeihistorischesammlung-paul.de/wissenswertes/blaulicht/blaulicht_&_martinshorn.htm. Dabei ging es tatsächlich um die Verdunklung. Versuche ergaben wohl, dass Blaulicht ab ca. 500 m Höhe nicht mehr sichtbar ist.

Nach dem Krieg fingen die Feuerwehren wohl an, das ungeliebte Blaulicht wieder auf Rot umzustellen. Letztendlich wurde 1951 das Gezanke beendet, indem der Gesetzgeber die StVZO geändert hat und Blau für die Sondersignalleuchten vorschrieb.

Gruß
Jürgen  :winken:

pucki

Ich denke das, das Baulicht auch deshalb "erfunden" wurde, für Sonderfahrten weil es so unbeliebt war, das es normal an keinen anderen Fahrzeug verwendet wurde. Der Vorteil ist, das wenn ich heute in der mittleren Dunkelheit durch die Straße fahre, es an allen Stellen ROT blinkt. Sei es Rücklichter am oder auch IM Auto (die Lampen in der Heckscheibe). Sei es Werbung und so weiter.

Das Problem ist auch. Rot ist die allgemeine Warnfarbe. Sie wird und wurde so häufig benutzt, das man die Wichtigkeit des Rotlicht im Einsatz nicht mehr erkannt hat. 

Da Blau halt unbeliebt war, war es einfacher halt, da ein Einzel-Stellungsmerkmal zu erzeugen.

Gruß

   Pucki
Ich bin PucKi, ein älterer Mann und überzeugter Single, der immer noch versucht ein perfektes Modell zu bauen.

Hans

ZitatBlau wurde, wenn auch mit unterschiedlichen Traditionen, auch deshalb gewählt, weil es keine "Doppelverwendung" bei Signallichtern jeglicher Art hat. Blau ist immer nur Blaulicht bei Sonderrechtsfahrzeugen.
Ich zitier mich einfach mal frecherweise selber.... :D
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

padebigoru

#10
Zitat von: wefalck in 16. Juli 2017, 12:32:32
... inzwischen erinnern die Muster an die Splittertarnung der Marine aus den Weltkriegen.

Die französischen Polizeifahrzeuge der Police Municipale und der Gendarmerie haben sowohl orangene, als auch blaue Lichter. Das orangene Licht wird, wie bei uns auch, als Warnlicht eingesetzt, z.B. bei der Absicherung von Pannenfahrzeugen. Die Einsatzfahrzeuge des CRS (die bei Demonstrationen o.ä. eingesetzt wird) haben m.W. nur Blaulicht.

GB -
Meinst Du das aktuelle 'Battenberg'-Design? Ich finde es an den Feuerwehren(Rot/Gelb), Polizei-(Blau/Gelb) und Rettunxfahrzeugen(Grün/Gelb) auf der Insel nicht uninteressant. Mich deucht, es ist deren Antwort auf die nun auch schon wieder alles andere als taufrische letzte Designänderung bei den Niederländern. Ich finde diese Verwendung der NL-Trikolore immer noch attraktiv.

F -
Gerade bei den vielen Polices Municipales ist das - dünkt mich -  alles andere als einheitlich, reine Blaulichtbalken scheinen da wieder im Kommen zu sein: aus Kostengründen? CRS weiß ich nicht, aber mindestens in den großen Städten haben lokale geschlossen Einheiten, soweit ich das beurteilen kann, immer sowohl Blau- als auch Orangelichter auf dem Dach. Nicht unbedingt immer als Leuchtenbalken, teils auch ganze Nester von Einzelleuchten. Was die Schaltung angeht: das TV scheint deiner Behauptung der Entweder-oder-Schaltung zu widersprechen. Bei TV 5 monde laufen eine handvoll Justiz- und Krimiserien*, die zwischen 2010 und heute entstanden sind. Man kann dort immer wieder mal bei uniformierten Autos sehen, daß Blau und Orange fröhlich MITEINANDER vor sich hin funzeln. Bei Gemeindepolizeien und Schandarmerie, Nationalbullzerei weiß ich nicht.

*) z.B. Alex Hugo, Chérif, Meurtres à ...

Was den 2. Link bei f1-bauer angeht:
Der Begriff Martin- bzw. Martinshorn ist eben irgendwie in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. Wenn man sich in den 1960/70ern die Signalgeber-Batterien z.B. auf Polizei-Käfern angeschaut hat, waren das m.E. viel häufiger Boschhörner als Martinshörner.

Hans

Die Produkte der Firma Martin waren halt die ersten Tonfolgetatüüs. Aber es waren mit Pressluft betriebene Fanfaren, im Jargon der Dienste eben "Pressluft" oder "Presslufthorn" bezeichnet. Die elektrischen "Hupen", also die kleinen runden Dinger, waren tatsächlich fast immer von Bosch und wurden intern eben auch als "Boschhorn" bezeichnet. Sicherlich gibts / gabs noch weitere Hersteller, aber die beiden sind eben die Klassiker. Auch wenn aus dem Martin-Horn eben das Martinshorn wurde. So jedenfalls meine Erfahrung aus der Zeit bis Mitte der 1990er, als dann so langsam die rein elektrischen Anlagen ohne Mechanik in die Praxis kamen...
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

padebigoru

#12
Zitat von: Hans in 19. Juli 2017, 17:12:32
... als dann so langsam die rein elektrischen Anlagen ohne Mechanik in die Praxis kamen...

Seitdem kann man, mindestens in vielen großen Städten, jedenfalls viel besser unterscheiden, ob das Feuerwehr ist, das da - noch unsichtbar - in der Ferne trötet, oder was anderes. Großstädtische Berufsfeuerwehren verwenden häufig mindestens auf ihren großen Brocken die Drucklufthorn-Batterien, um den Verkehr "aus dem Weg zu blasen". Teils auch beim kleinen Gemüse, vor allem RTWs, NAWs (so sie denn noch welche haben) und NEFs. Und die Fanfaren klingen nun mal vollkommen anders als das vom Tonfolgegenerator elektronisch erzeugte Getröte von Polizei, sonstigen Rettungsdiensten, Notfall-Entstördiensten (Gas, Strom, Wasser ...) usw. usw. usw.

wefalck

#13
Das hat nun nichts mehr mit den optischen Signalen zu tun, aber ich habe in den letzten zwanzig Jahren oder so festgestellt, daß man nicht mehr so klar unterscheiden kann, wer da unterwegs ist. In meinen jungen Jahren, so in den 1950er bis 1970er Jahren, wußte ich sofort, ob da die Polizei, die Feuerwehr oder der Krankenwagen vorbeifuhren. Dann kamen die Notarztwagen die sich wie die Feuerwehr anhörten (und auch wohl z.T. von dieser betrieben wurden). Heute ist das ein wildes elektronisch-elektrisches Getröte - neulich habe ich einen Notarztwagen gehört, der sich wie ein ganzer Löschzug anhörte.

Hier bei uns in Frankreich ist das sowieso ein Gejaule inzwischen, wie im Wilden Westen über'm großen Teich.
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Hans

Zitatjedenfalls viel besser unterscheiden, ob das Feuerwehr ist

Bei uns hier ist das Presslufthorn auf der Roten Liste. Es wird schwieriger,  einzeln fahrende Fahrzeuge zu unterscheiden. Nur am Tempo ( Doppler....  :D) und ob's ein Einzelfahrer ist oder ein ganzer Löschzug. Wenn aber zB "Gasgeruch im Haus" die Lage ist, hörst du nur von überall her ein wüstes Durcheinander. Bei uns wars früher einfacher: Nur Pressluft=Feuerwehr, Pressluft und Bosch= RTW oder NEF, nur Bosch, langsam: KTW; Bosch, irre schnell: Polizei; Bosch, zögerlich und nur leise, weil nur 2 Stück= Gas/Stromnotdienst oder Verkehrsmeister (wg Strab, Oberleitung oder U-Bahn).
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padebigoru

#15
Zitat von: wefalck in 20. Juli 2017, 15:36:01
Das hat nun nichts mehr mit den optischen Signalen zu tun ...

Da hast Du natürlich recht, aber schließlich besteht die komplette Disco aus Licht & Ton. Ich habe mal den Titel entsprechend angepaßt.

In F konnte man früher immer unterscheiden zwischen Feuerwehr /Polizei und Krankenwagen, dank dieses speziellen Dreiklangsignals der Letzteren. Ist Deine Bermerkung so zu verstehen, daß der nicht mehr benutzt wird?