Warum war die Wehrmacht grau?

Begonnen von Wilee, 10. August 2010, 01:24:33

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Wilee

Ich habe eine Frage, die vielleicht ganz profan ist, allerdings hab ich nichts dazu gefunden.
Warum hatte die Wehrmacht graue Uniformen, genauso die Reichswehr im ersten WK.
Hatte die Farbwahl historische Gründe oder fand man damals einfach das diese Farbe gut tarnt?
(Was meiner Meinung nach für städtische Gebiete zutrifft allerdings weniger für Wald und Wiese)
Wäre toll wenn da jemand etwas dazu wüsste.

MfG
Dolce&Gabana? Ich trage Heckler und Koch!

Wirbelwind

Ich kann dir leider nich sagen warum, aber dazu möcht ich was sagen:

Zitat von: Wilee in 10. August 2010, 01:24:33
(Was meiner Meinung nach für städtische Gebiete zutrifft allerdings weniger für Wald und Wiese)


Ich finde, das "Feldgrau", was eher ein gruen ist, tarnt sehr gut in Wald und Wiese.
Ausserdem hatten die Soldaten oft tarnschlupfwesten, mit denen man sich gut tarnen konnte.

da noch was: http://de.wikipedia.org/wiki/Feldgrau


Ww

Bernd B.

Ein grauer Farbton ist im Grunde genommen erstmal "neutral" und kann überall hineinpassen, ob als Schatten oder als tatsächliche "Tarnung". Der verlorene "Tarneffekt" bei anderer Umgebung gilt für jeden anderen Farbton genauso - ob Khaki, Oliv oder Braun. Der Sinn der Uniform ist es erstmal, den Träger als Kombattanten zu identifizieren und ihn nicht gleichzeitig wie ein Stoppschild an einer Kreuzung hervorstechen zu lassen.

Echte Tarnung dagegen ist fast immer mehrfarbig und stark der Umwelt angepasst. Auch da allerdings setzt die Umwelt alleine schon durch den Wechsel der Jahreszeiten gewisse Grenzen, irgendwann verwischt Tarnung zwar noch Konturen, ermöglicht aber kein "Verschwinden" im Gesamtbild mehr.

Dass sich das "Dritte Reich" bei der Aufstellung von Wehrmacht und Waffen SS an den Uniformen der kaiserlichen Armee (oder besser: Preussens) orientierte, hatte reine Nostalgiegründe - vom Kaiserreich über Reichswehr (die NICHT im Ersten Weltkrieg kämpfte) über Wehrmacht bis hin zu Bundeswehr und (noch mehr) NVA bestand da eine Uniform-Tradition. Das zeigte sich vor allem an der generellen Farbwahl (irgendwie blieb es immer eine Art Grau-Grün), am Schnitt und an den Effekten. Auch ausländische Armee zeigen oft diesen Einfluss - sowohl in China wie auch in Südamerika war der "deutsche Schnitt" zeitweise extrem populär, ohne jeden politischen Hintergrund. Setzte man dann noch einen "deutschen Stahlhelm" drauf (auch, wenn dieser oft gar nicht Deutsch war), komplettierte sich das Bild.

Lupus

Wow! Ich bin zwar nicht der Fragesteller, aber ich danke dir trotzdem für die ausführliche Antwort. 
Danke Bernd!  :)
Denn man Tau!

'I love to sing and I love to drink scotch. Most people would rather hear me drink scotch'
George Barns

Wolf on the Spoon - 3D Models

Hans

Der Feldgrau-Artikel bei Wikipedia ist extrem vereinfacht und vor allen Dingen erweckt er den Eindruck eine Einheitlichkeit oder gar Normierung von "Feldgrau". Das wars ganz sicher nicht.

Ende des 19 Jhd waren die Uniformen der immer noch in geschlossenen Formationen kämpfenden Truppen bunt. Und die Truppen waren stolz darauf, die jeweiligen Traditionen der einzelnen Farben lang und vor allen Dingen glorreich.

Die Schlachtfelder des 19. Jhd waren noch verqualmt, der Pulverrauch dicht, die Kommunikation schwierig. Klare Farben und unterscheidbare Farben waren von taktischer Bedeutung. Rauchloses Pulver, Massenvernichtungswaffen wie das MG, "bessere" Wirkung der Artillerie änderten das, aber die Miltärs blieben stur. Die grossen europäischen Kriege wurden noch in altväterlicher Sitte geführt, auch wenn zB der Amerikanische Bürgerkrieg bereits ahnen liess, wie die künftige maschinell unterstützte Kriegführung aussehen könnte.

Den Anlass zum Umschwung in der Geschichte des "Bunten Rocks" boten die Kolonialkriege. Taktisch anders geführt, eine seltsame Mischung aus moderner und alter Kriegführung, der Zwang ohnehin (Klima!) andere Uniformen zu entwickeln, brachte als erstes die Engländer dazu, von rot auf khaki umzustellen. Der Burenkrieg wird oft genannt, aber da war die Entwicklung auch in anderen Ländern bereits angelaufen und nicht mehr zu stoppen. Auch deutsche Kolonialtruppen wurden in khaki, aber auch bereits in grau ausgestattet. Das deutsche China-Corps, das to the front eilte, war bereits komplett grau ausgestattet. Die Militärs blockten bei Zurückkunfts jedoch und es bedarf eines kaiserlichen Befehls von 1907, die graue Felduniformierung allgemein einzuführen. Die Friedensuniform blieb erst noch mal traditionell, erst im Laufe des ersten Weltkriegs wurden auch die Friedensuniformen je nach Heeresverwaltung auf grau umgestellt.

Die Entwicklung verlief vielfältig, manchmal hat man den Eindruck ungeordnet, aber dem war nicht so. Hintergrund der unterschiedlichen Grau-Ausführungen waren Anforderungen der Massenproduktion, nach wie vor unterschiedliche Heeresverwaltungen, Rohstoffe, Stoffmangel. Im ganz ganz groben hat sich aber ab 1914 ein Schema herausgestellt, dass zuerst mal feldgraue (mit grünstich) Blusen und steingraue Hosen (kaltgrauer Ton) vorsah. Die Abweichungen waren beträchtlich, die Stoffarten unterschiedlich, unterschiedliche Truppenteile hatten dann doch wieder eigenen Grautöne (zB die Jäger). Offiziere hatten bei privaten Stücken bessere Stoffqualität etc etc. Und die alte Farbigkeit war noch nicht ganz weg, was sich in Besatzstreifen und Vorstössen ausdrückte. Bis zum ersten Schuss, dann wurden rasch graue Überdeckungstücher zB für Feldmützen mit roten Besatzstreifen ausgegeben. Die Massenproduktion und der Materialmangel taten ihr übriges, ab 1917 wurden einheitlich graue Teile ausgegeben, eher steingrau denn feldgrau. Letzeres fand ab zB in Preussen als Besatzstoff noch Verwendung, also Kragenspiegel oder Mützenbänder. In Bayern zB nicht, bei den anderen Heeresverwaltungen weiss ich es nicht.

Obacht, das ist alles stark verkürzt, es wurden und werden meterdicke Bücher darüber geschrieben. Aber im Groben und Ganzen stellt es schon das Grundschema dar. Reichswehr, Wehrmacht und NVA variierten die Themen eher aus traditionellen Gründen, eine preussischere Armee als die NVA gabs ja auch wohl kaum.

Mit wirklicher Tarnung für den einzelnen Soldaten, für den einzeln kämpfenden Soldaten hat das aber alles nix zu tun, das wäre ein eigenes Kapitel. Nachdem es aber bis 1918 da keine offiziellen Stücke gab, entzieht sich diese Entwicklung sich meiner Kenntnis.

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Wilee

Vielen Dank für die ausführlichen Antworten.
Man sieht mal wieder das hier einige wirkliche Experten zu Hause sind.

MfG
Dolce&Gabana? Ich trage Heckler und Koch!

Travis

Mal eine Nachfrage an die o.g. Experten, kann es auch möglich sein, dass ein Ausbleichen der Uniform mit der Zeit stattfand?

Ich meine, wenn ich mich z.B. an meinen Wehrdienst erinnere, haben wir Uniformen in 'olivgrün' ausgehändigt bekommen, die im Laufe der Zeit immer mehr Grau geworden sind... Wohlgemerkt bei einer 'modernen' Uniform. Ich nehme mal an, dass es früher ähnlich war, oder?

Tho :santa:
- Modellbaufreunde Siegen -

I knew it, I knew it! Well, not in the sense of having the slightest idea but I knew there was something I didn't know!

Come to the dark side, Luke...   We have cookies!!!

der roadrunner

Hast wohl noch nie selbst Klamotten gewaschen oder? ;)

der roadrunner

Bernd B.

@ Travis:

Ausbleichen oder Farbveränderungen sind ganz normal - und man erkannte die "Altgedienten" meistens an ihren Uniformen schon von Weitem. Okay, zumindest die altgedienten Uniformen, denn nicht jeder Rekrut bekommt ja eine neue Uniform. Bei der Bundeswehr war immer das Koppelschloss des Arbeitsanzugs (die Bezeichnung "Kampfanzug" war ja lange nicht PC) interessant - ausgeliefert wurde das Koppelschloss um 1980 mit einer oliven Lackierung. Wer ein olives Schloss hatte, versuchte möglichst schnell, die Farbschicht loszuwerden und das normalere Bronze zu erreichen ...

Zitat von: HansTrauner in 10. August 2010, 21:20:26
Ende des 19 Jhd waren die Uniformen der immer noch in geschlossenen Formationen kämpfenden Truppen bunt. Und die Truppen waren stolz darauf, die jeweiligen Traditionen der einzelnen Farben lang und vor allen Dingen glorreich.

Die Schlachtfelder des 19. Jhd waren noch verqualmt, der Pulverrauch dicht, die Kommunikation schwierig. Klare Farben und unterscheidbare Farben waren von taktischer Bedeutung. Rauchloses Pulver, Massenvernichtungswaffen wie das MG, "bessere" Wirkung der Artillerie änderten das, aber die Miltärs blieben stur. Die grossen europäischen Kriege wurden noch in altväterlicher Sitte geführt, auch wenn zB der Amerikanische Bürgerkrieg bereits ahnen liess, wie die künftige maschinell unterstützte Kriegführung aussehen könnte.

Nicht vergessen dabei, dass im Deutschen Reich auch nach 1871 noch hemmungslose Kleinstaaterei herrschte und sich ein Hamburger Jäger von einem Sächsischen Jäger schon deutlich unterscheiden musste - erst das kaiserlicher Heer und der Weltkrieg brachten da eine zwangsweise "Standardisierung".

Zur Ergänzung:

Eine deutliche Lektion in Sachen "Uniformfarben auf dem Schlachtfeld" wurde auch im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 gelernt - Dänemark hatte gerade die Uniformen umgestellt, man wechselte die Farben. Da dies sukzessive geschah, sahen sich die deutschen Truppen mit Einheiten konfrontiert, in denen die Offiziere deutlich andere Uniformen trugen als die Mannschaften. Binnen weniger Tage war das dänische Offizierskorps so dezimiert, dass die überlebenden Offiziere sich panisch Mannschaftsuniformen zusammensuchten ...

"Tarnfarben", also neutralere Farben, wurden aber schon länger verwendet - die britischen Riflemen am Beginn des 19. Jahrhunderts etwa oder auch die Sharpshooters im US Bürgerkrieg sind (seltene) Beispiele.

Thomas Trauner

ZitatTarnfarben", also neutralere Farben, wurden aber schon länger verwendet - die britischen Riflemen am Beginn des 19. Jahrhunderts etwa oder auch die Sharpshooters im US Bürgerkrieg sind (seltene) Beispiele.
Das ist jetzt ein wenig off-topic:
Das Grün war auch hier Tradition und hat eher damit zu tun, dass "Jäger", also Schützenverbände, die nicht in der Lineartaktik kämpften, sonder offen, fast überall (bis hin zu den Deutschen im 1.WK) in grün gekleidet wurden. Tarnung ist da eher der zusätzliche Effekt.
Die "Sharpshooters" waren übrigens keine Scharfschützen ("Sniper"), wie man vermuten könnte, sondern eben "Jäger", die die feindlichen Truppen in gelöster Ordnung gezielt beschossen. Das Ziel war, deren Ordnung zu stören.

Und noch zum Ausbleichen. Das rein grüne Arbeitszeug der BW bestand ja aus Baumwolle (plus irgendwas), die Färbung neigt bei pflanzlichen Material immer etwas mehr zum Ausbleichen als bei tierischen, also Wolle.
Ich würde deshalb für WK1 oder WK 2 nicht von so auffälligem Ausbleichen ausgehen, wie bei der BW.
Was man im WK1 auch nicht vergessen sollte, waren die Cordstoffe, die ab 1917 zum Einsatz kamen. Meist in Form von Hosen, die dann alle möglichen, eher beige/bräunlichgraugrüne Farbtöne hatten.

Nur meine zwei Knöpfe..

Thomas


Travis

Hallo Thomas,
Zitat von: Thomas Trauner in 11. August 2010, 09:51:11
[...]
Und noch zum Ausbleichen. Das rein grüne Arbeitszeug der BW bestand ja aus Baumwolle (plus irgendwas), die Färbung neigt bei pflanzlichen Material immer etwas mehr zum Ausbleichen als bei tierischen, also Wolle.
Ich würde deshalb für WK1 oder WK 2 nicht von so auffälligem Ausbleichen ausgehen, wie bei der BW.
[...]
danke für die Erläuterung. Klingt einleuchtend!  :8:

Zitat von: der roadrunner in 11. August 2010, 02:25:45
Hast wohl noch nie selbst Klamotten gewaschen oder? ;)

Danke, mach ich schon seit 10 Jahren...  X(

Tho :santa:
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Schnurx

Zitat von: Thomas Trauner in 11. August 2010, 09:51:11
Und noch zum Ausbleichen. Das rein grüne Arbeitszeug der BW bestand ja aus Baumwolle (plus irgendwas), die Färbung neigt bei pflanzlichen Material immer etwas mehr zum Ausbleichen als bei tierischen, also Wolle.
Ich würde deshalb für WK1 oder WK 2 nicht von so auffälligem Ausbleichen ausgehen, wie bei der BW.

Hmmm... ich würde eigentlich davon ausgehen, das sich das durch den doch oft wesentlich rabiateren und vor allem weit länger andauernden Einsatz (wann ist man denn beim Bund monatelang am Stück "draussen" gewesen?) halbwegs egalisiert?

Bernd B.

Zitat von: Thomas Trauner in 11. August 2010, 09:51:11
Tarnung ist da eher der zusätzliche Effekt.

Das stimmt - hätte ich vielleicht explizit erwähnen sollen.

Ebenso stimmt Deine Anmerkung mit den Sharpshooters. Verglichen mit dem normalen Drillsoldaten könnte man aber schon fast von Scharfschützen sprechen, bei einem Teil der Rekruten konnte man zu jedener Zeit beim ersten Gefecht froh sein, wenn die wussten, welches Ende des Gewehres zum Feind zeigen muss. Aber marschieren konnten sie gut ...

Hans

Wolle mit Anilinfarben gefärbt bleicht nicht. Fast nicht. Wäscht sich auch nicht so aus. Aber: Die Ergebnisse farbikfrisch waren nicht einheitlich. War zB ein Grund, Blusen in Feldgrau und Hosen in Steingrau zu machen, da Anfang keine einheitliche Färbung zu erreichen war. Für den Figurenmaler bedeutet dies, dass er sehr wohl unterschiedliche Schattierungen verwenden kann, nur die Ursache war anders, das modellbauerische Ergebnis dagegen sehr ähnlich...

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

baumi60

Hallo zusammen,

ich weiss zwar nicht genau, ob ich hier auch eine Frage anhängen darf......ich versuche es mal ;)

Warum waren die Fahrzeuge und das Gerät der Wehrmacht grau?

Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt.

LG
Dirk :winken:

Graf Spee

Wenn die Wehrmacht so drauf war wie die Bundeswehr:
Weil die Uniformen es auch waren... :D

:winken:
Handle nur nach derjenigen Maxime,
durch die zugleich wollen kannst,
das sie ein allgemeines Gesetz werde.



Juergen Schulz

Zitat von: Bernd B. in 11. August 2010, 09:02:13
Ausbleichen oder Farbveränderungen sind ganz normal - und man erkannte die "Altgedienten" meistens an ihren Uniformen schon von Weitem. Okay, zumindest die altgedienten Uniformen, denn nicht jeder Rekrut bekommt ja eine neue Uniform. Bei der Bundeswehr war immer das Koppelschloss des Arbeitsanzugs (die Bezeichnung "Kampfanzug" war ja lange nicht PC) interessant - ausgeliefert wurde das Koppelschloss um 1980 mit einer oliven Lackierung. Wer ein olives Schloss hatte, versuchte möglichst schnell, die Farbschicht loszuwerden und das normalere Bronze zu erreichen ...

Viele haben mit Stahlwolle nachgeholfen, bei mir war das nicht nötig, ich war Gebirgsjäger.

Das mit dem Anzug stimmt aber so nicht.
Grundsätzlich gibt (und gab) es den Feldanzug, der im Gefechtsdienst als Kampfanzug getragen wird. Zu oliven Zeiten gab es zudem den Arbeitsanzug, der im Kasernendienst getragen wurde. Auch dieser war der Feldanzug. Allerdings waren da andere Abwandlungen vorgesehen.
Beispiel Kampfanzug:
- Immer Jacke über der Hose
- Hose immer als Überfallhose
- Gefechtsausrüstung (Helm, Schutzmaske, Koppeltragegestell/-hilfe)
- i. d. R. Hanschuhe

Arbeitsanzug:
- Auch Hemd ohne Jacke
- Jacke auch in der Hose
- Hose auch in den Stiefeln eingezogen
- keine Gefechtsausrüstung

Zu früheren Bw-Zeiten (50er / frühe 60er) gab es da noch eine andere Unterscheidung. Der Kampfanzug war der mit der Splintertarnung, der Arbeitsanzug war oliv.
Das Entsprach etwa dem Drillichzeug der Wehrmacht.

Zitat von: Graf Spee in 11. August 2010, 15:45:30
Wenn die Wehrmacht so drauf war wie die Bundeswehr:
Weil die Uniformen es auch waren... :D

Bei der Bundeswehr eher umgekehrt. Die Fahrzeuge wurden vor den Soldaten bunt

Jürgen
:winken:

Bromex

@Hans Trauner
Zum Thema: "...was preußischeres wie die NVA gabs nicht....." sei das Buch "NVA - Die roten Preußen" aus dem HELIOS Verlag empfohlen. Da wird dieses "Ostdeutsch = Superpreußisch" widerlegt.  :5: :5: :5:
Trotz Paradeschritt und grauer Uniform waren wir keine Preußen 8o, obwohl wir von der geografischen Herkunft welche waren :D :D :D

In diesem Sinne
ein Urpreuße :D
Red Bull verleiht Flügel, Green Bull verteilt Prügel !

Hans

Hier gehts um Uniformen. Die traditionellsten überhaupt hatte die NVA. Helm, Gardelitzen etc.  Genau so hätte die What-if-Reichswehr 1953 ausgesehen.

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Bromex

@Hans
Wir hatten keine Gardelitzen, dat waren Uffz-Biesen :D, hab extra nochmal nachgeschaut ( Gut, aus der Uniform bin ich leicht rausgewachsen :3: :3: :3: )
Und der Helm der NVA wurde von der Wehrmacht abgelehnt.
Aber ja, die Uniform war "deutsch". Bei einem Manöver in Polen, wohin wir damals mit Technik verlegten, wurden wir mit hochgerecktem rechten Arm und dem Spurch "Tretet ihr den Polacken endlich in den Ar...?" von den "alten Oberschlesiern" empfangen. Ganz schön bedrückend damals für mich, dieser "Wiedererkennungswert"!
( Oder wie es in der Werbung für eine Versicherung so schön hiess: "Sehen sie, man kennt uns!" )
Und man muß dazu sagen, daß einige "altgediente Fähnriche und Berufsunteroffiziere" noch Uniformteile trugen, in den noch der Adler vorlugte, Paradestiefel!!! mit Nägel!!! und Käppis. Und die Teile fielen nie auf.

In diesem Sinne
Tschaudi
Red Bull verleiht Flügel, Green Bull verteilt Prügel !

Axel1954

Bei uns damals in der BW kam bekleidungstechnisch kein Wehrmachtsverdacht auf, der kleine Dienstanzug hatte jedenfals mehr von einem etwas altbackenem Gesellschaftsanzug, das einzige was an traditionelle Uniform erinnerte waren die geschwungenen Taschenklappen.
Der Arbeitsanzug hatte gar keine Entsprechung, einzig die Feldmütze, die zu meiner Zeit nur bei der Gebirgsmarine in gebrauch war, Schiffchen und Schuhe mit Gamaschen waren ja eher internationale Gebrauchsartikel, na ja  und Knobelbecher (nicht sehr geschätzt, wegen miesen Tragekomfort), die wurden während meiner Dienstzeit flächendeckend durch Schnürstiefel ersetzt.
Dienstgradabzeichen waren vollkommen anders, bis auf die für Genreräle da war etwas Änlichkeit.
Aber so ganz ohne Wehrmacht war es zu meiner Zeit (75-79) auch  nicht, wir hatten noch Handwaffen und Fernmeldegeräte deren Baujahr bis 45 waren und den Adler mich Eichenkranz (ohne Inhalt) hatten.

Axel

Thomas Trauner

Das ist jetzt arg  subjektiv, aber so ganz ohne Wehrmachtsbezug ging es bei der BW nach meinem Erleben nicht ab. Da feierten die Fallschirmjäger den Kretatag (!), da nahm die Namensgebung von Kasernen oder Schiffen durchaus Bezug auf Wehrmachtssoldaten, da hing in der Fliegerkaserne in Roth auch mal eine Intarsienarbeit, die die Form des Deutschen Reiches vor 1945 annahm. Da wurde mit der P38,  und dem MG 42 herumgeballert. Und die Panzer nehmen eine Namenstradition auf, die sich auch auf 1943 zurückführen liese.
Dass die offizielle Uniformausstattung jeden Bezug vermeiden wollte ist schon klar. Aber da gehen die Wehrmachtshelme halt an den Bundesgrenzschutz...die hatten auch die Gartelitzen am Kragen.
Und die blauen Uniformen mit gelben Kragenspiegeln der Luftwaffe sind bestimmt auch nur Zufall....sie gaben, wenn man mit umgeschnallter P 38 aus einem Kübelwagen ausstieg, auch garantiert kein Bild ab, dass einem irgendwie bekannt vorkam.....
Auch die Fotos in der Sanstaffel 1977 mit den Ju 52 Transportern....

Thomas

Bernd B.

Thomas - Du gehst schon fast zu sehr ins Detail ... allein die Verwendung der traditionellen Kragenspiegel ist bei der Uniform schon ein gutes Indiz auf die preussische Herkunft, ebenso wie der gesamte (gewiss adaptierte) Schnitt. Und wenn Du den "Kretatag" ansprichst, dann solltest Du das Barettabzeichen der Fallschirmjäger gleich miterwähnen.

Axel1954

Man wollte einen Neuanfang, nun so richtig geglückt ist er halt nicht, Militärs wollen sich halt ein paar Traditionen erhalten,
vieleicht hätte man da wirklich, wenn es um Äusserlichkeiten geht, doch dann mehr an ganz alte Sachen halten sollen, wie es
auch bei anderen Staaten ist, zB. das Wachbattalion in Uniformen des Lützowschen Freicorps oder die langen Kerls,
wären jedenfals repräsentativer als das was da jetzt gezeigt wird, Entertainment muß halt auch beim Barras sein.

Axel  :winken:

Bernd B.

Tjaja ... das Problem ist nur, dass man Tradition zwar erhalten, aber nicht erfinden kann (... was Irland 1932 ignorierte und die "Blauen Husaren" schuf). Die repräsentativen Uniformen der europäischen Staaten gehen meistens auf eine Zeit zwischen 1800 und 1850 zurück, teilweise sogar (Griechenland, Vatikanstaat) noch weiter. Wobei dann diese Staaten meist auch schon in irgendeiner Form existierten, als man die Uniformen entwarf ... Deutschland jedoch nicht.

So wäre es in meinen Augen wieder vollkommener Humbug, die "Langen Kerls" neu aufzulegen - das war eine preussische Garde zu einer Zeit, als die Preussen noch mit Freude auf die Sachsen, Bayern oder auch Hessen ballerten (je nach Tagesbefehl und -politik). So nahm man denn den Gardestern und bappte ihn den Feldjägern ans Barett. Lützow als Vorbild hat ähnliche Probleme, da auch preussisch im Kern. Und irgendein Mensch hätte bestimmt auch Freude an einer Adaption des 1. Leibhusaren-Regiments gehabt. Schwarze Uniformen mit Totenkopf, das hat doch was ...

:D

Wenn man eine historische Uniform für das Wachbatallion wollte, dann sollte man vielleicht eine der Bürgermilizen von 1848 ansehen. Wobei schon eine einfache "Traditionsgruppe" mit Fahne reichen dürfte, der Rest der Truppe kann dann Kampfanzug tragen.