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Wie stark WW I Flugzeuge altern?

Begonnen von WolfBenrath, 21. Juli 2014, 23:40:58

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WolfBenrath

Habe seit Wochen ein Problem und ich finde keine Lösung:

Wie muss ich mir ein WW I Flugzeug vorstellen, dass im täglichen Kampfeinsatz Verwendung findet? 
Ist es stark verschmutzt oder wird es jede Nacht gesäubert ? - Wie stark qualmt der Motor (und der Auspuff) ?
Wie wirkt die Farbe ? - Ist diese verblichen oder kräftig. Die Schwarz-Weiß-Fotos geben nicht so richtig Auskunft.



oggy01

#1
Naja, auf diese Fragen wird Dir wohl keiner Antwort geben können... Es existieren ja nur Schwarz Weiss Fotos und mit Glück Alte Filme über den 1. WK. Und Augenzeugen gibts auch so gut wie keine mehr.. Wie stark Du die Flieger alterst hängt da wohl eher davon ab wie lange Dein Flieger im Einsatz war. Ist es neu oder hat es schon ein paar Einsätze hinter sich. Dabei sollte man auch überlegen wie viele Einsätze so ein Graßhüpfer im Durchschnitt überhaupt hatte.

Der Eine mag verschmutzte Flieger bzw Fahrzeuge, dem Anderen gefällt nur neues, sauberes Material.... Da gibts keine Grenzen...

:winken:

Militär-Fan

Gute Frage....Lackschäden entstehen wohl auch durch die Luftreibung, aber wegen der niedrigen Höchtgeschwindigkeit dieser alten Flugzeuge wird der Lack wohl kaum durch Luftreibung strapaziert werden. Auch weiß ich nicht, wie widerstandsfähig die verwendeten Werkstoffe und Lacke waren. Hab aber bislang noch kein extrem gealtertes WWI-Flugzeug gesehen. Leichte Gebrauchsspuren sehen bestimmt am realistischsten aus.

viele Grüße  :winken:

Gilmore

Wer jemals beim Militär war, wird sich erinnern, daß Fahr- und Flugzeuge sowie Ausrüstungsgegenstände immer wieder bis zum Erbrechen gereinigt und gepflegt werden müssen. Gewisse Gebrauchsspuren werden natürlich immer am Flugzeug auftreten. Wenn der Flieger gerade auf einem schlammigen Flugfeld gelandet ist, wird er wohl ziemlich wüst aussehen, sonst aber wohl eher weniger. An den Rumpfunterseiten und stoffbespannten Unterkanten der Rumpfseiten wird wohl selbst nach der Reinigung eine gewisse Verschmutzung bleiben, solange, bis eine neue Bespannung aufgebracht wurde. (Ich schätze mal, daß die Bespannungen von Zeit zu Zeit erneuert wurden, sofern der Flieger überhaupt ein entsprechendes Alter erreicht.) Das sind natürlich alles Vermutungen.
Grüße von Gilmore
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

gotcha31

Also das ein Flieger im WW1 neu bespannt wurde kann ich mir nicht vorstellen. Was man aber durchaus auf zeitgenössischen Fotos sehen kann (z.B. auf denen von Fokker E I-IV gut zu erkennen), ist dass die Motoren schon ziemlich mit allen möglichen Flüssigkeiten um sich geworfen haben. Da sind im Heck(!!!)bereich ölige Flecken erkennbar. Anscheinend sind bis dorthin Motoröl o.ä. "geflossen".

Viele Grüße
Thomas
"Ich dachte, nach der Kuppe geht es geradeaus." Ring-Novize Robby Unser, nachdem er beim Training zum Nürburgring 24h-Rennen 1991 den einzigen Werks-Porsche am Flugplatz zerbröselte.

Wolf

Nun, die Spanne ist ja weit und jedem selbst überlassen. Das kann von fabrikneu mit glänzenden Oberflächen bis hin zu abgeflogenen, matten und ausgeblichenen Farben gehen.

Man sollte sich das Flugzeug ansehen und überlegen wo welche Dreck/Verschmutzung entstanden sein kann. Also die rein physische Betrachtung. Dazu kommt, dass sich gerne rechts und links neben den Rippenbändern Schmutz sammelte, Unter den Flügeln im Drehbereich der Räder, welche ja kein Schutzblech hatten. Außerdem haben insbesondere die Umlaufmotoren heftig geölt.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

maxim

Zitat von: Gilmore in 22. Juli 2014, 10:36:16
Wer jemals beim Militär war, wird sich erinnern, daß Fahr- und Flugzeuge sowie Ausrüstungsgegenstände immer wieder bis zum Erbrechen gereinigt und gepflegt werden müssen.
Das gilt aber wohl primär für Friedenszeiten oder Einheiten, die aus anderen Gründen lange inaktiv waren. Also im Sinne einer Beschäftigungstherapie... Aber während des Ersten Weltkriegs dürfte das bei den meisten Staffeln nicht notwendig gewesen sein.
Im Bau: Schwerer Kreuzer USS Salem (1/700, Kombrig)


Viquell

Moin WolfBenrath    :1:


was das Altern der guten Leinwand/Holz Gestelle angeht , da kann man sich wohl an
Aufnahmen der älteren Segler orientieren
ein Grunau Baby nach der Restauration zu Vergleichsbilder aus den 60er / 70er Jahren
klar , Verschmutzungen wird man nicht finden können , aber die Verwitterung und Vergilbung sind doch deutlich zu erkennen

Die Umlaufmotoren aus dem WK I waren aber echte Dreckschleudern , das kann man gelegentlich auf Oldtimertreffen sehen
diese Maschinen werden sicher mehr als gepflegt , und dennoch sind Schmauch und Öl deutlich zu sehen

ich selbst hatte Gelegenheit in einem Fieseler Storch, einen Rundflug über Remagen / Sinzig / Bad Breisig zu genießen
am Platz in Bad Breisig habe ich den Vogel sehr genau inspiziert  8)
im Motorraum war zum Brandschott hin eine Aluwanne angebracht , die das Öl auffangen sollte
ein Extrateil , was das Original so nicht hatte

wenn ich aber an den Platz meiner Kindheit und Jugend zurück denke ,
da war von der Po 2 bis zur Yak 52 und von der Z 226 , dem Brigadier L 60 bis zur Z 42 und AN 2 alles zu Gast
und die immer sehr gepflegt , aber auch mit Gebrauchsspuren

sehr deutlich war der Gebrauch an den Z 37 cmelak ,oder von uns Pesthummel genannten ,Wirtschaftsflugzeugen zu erkennen
die Chemie hat da an den Farben sehr deutliche Spuren hinterlassen
die Stermotoren der Russen und Pole waren und sind nie 100% dicht , was natürlich zu erkennen war , aber durch die Pflege kaum deutlich ausgeprägt

also , meine Meinung zum Altern von WK I ist ,
Rippen , Spannten und Rumpfgerüste sollten wohl nach Aussen etwas dunkler abgesetzt werden
Verschmutzungen je nach Einsatz ( also vor oder nach dem Start )
so wie man die Piloten auf den Bildern kennt ,wenn die Umrisse der Fliegerbrille , wie vergessene Sonnenbräune wirkt  :D :D

dann ist wohl auch die eigentliche Einsatzzeit zu bedenken , Flugzeuge bis Anfang 1917 hatte doch eine wirkliche Einsatzgeschichte , danach waren die Überlebenszeiten wöchentlich kleiner ,
in einer Docu zum Tema hieß es , Überlebenszeit der Piloten an der Front 3 Stunden
auch zu bedenken , ein Zurück gab es selten , denn , der Einsatz von Brandmunition und Tanktreffer, beendeten oft Flugzeug und Pilotenleben

Zum Schluss noch zu den Farben , soweit es nicht farbige Stoffe waren
auf Leinen sind Lackabplatzer wohl nicht zu finden , da waren dann mehr Variationen von ausgetauschten Stofffeldern zu sehen ,
diese "Ausbesserungen" sind dann oft mehr als deutlich , da im Feld mit dem Pinsel gearbeitet wurde .

das wären meine Überlegungen zum Tema WK I
wobei ich im allgemeinen nicht so sehr ans "Altern" denke
Gebrauchsspuren , oder wie mancher User schreibt ,"Einsudeln " , darf wohl immer sein  :1:

Gruss Jens
((( ړײ).......Nein, ich mache keine Sachen
.(▒.)..kaputt!!
.╝╚...Ich verändere nur die Gebrauchfähigkeit

Hans

Man kann und sollte da schon die Originalaufnahmen heranziehen. Da sieht man sehr wohl, wie richtig "gealtert" wird. Allerdings muss man berücksichtigen, in welcher Technik die Kisten überhaupt lackiert waren und welche Motorenart verbaut war. Nur ein paar Stichpunkte:

Neue Maschinen glänzten. Eigentlich gabs gar keine Mattlacke. Und die Maschinen waren mit bis zu drei unterschiedlichen Lacksystemen behandelt: Für Stoof, für Holz, für Metall. Spannlack und Holzlack war eigentlich hochglänzend, Lack für Metall (Ketonbasierte Lacke) seidenmatt.
Auch Lack über Spannlack (bei deutschen Maschinen) auf den stoffbespannten Teilen war glänzend.

Viele Maschinen und -teile blieben unlackiert, aber mit Spannlack behandelt. So zB Fokker Eindecker, die Unterseiten von englischen Maschinen, die ab Sommer 1917 eingeführten Tarnstoffe (Modellbaudeutsch "Lozenge").

Umalufmotoren hatten keinen Ölkreislauf, das Öl war im Abgas halbverbrannt vorhanden und zog sich in die Bespannung. Man hat zwar abends dann mit Benzin versucht, die Suppe wieder wegzubekommen, aber sie hinterliess einen Überzug, der einem starken Washing in braun gleichkommt. Plus besonders starke Spuren an der Unterseite hinter dem Motor.

Keine Radkästen hatten verspritzte Unterseiten zur Folge.

Starke Schmutzansammlungen gabs entlang der Rippensicherungsbänder, besonders bei den englischen Maschinen, aber durchaus auch bei deutschen Maschinen. Bei dunklen Oberflächen erschienen diese eher hell, auf stofffarbenen Untergrund dann dunkel. Sieht aus, als wäre jede Rippe durch zwei feine Linien eingerahmt.

Klassische Farbablatzer sieht man praktisch nie, vielleicht gaaaanz leicht an den Wartungsklappen. Bei deutschen Maschinen war das Metall gerne in Staffelfarben lackiert, die Grundfarbe blieb drauf, der Farbauftrag war dick, da fast immer gepinselt.

Typische Schmutzspuren hatten die Reifen, hier gucken, wie hell der Reifen war. Schwarze Reifen kamen spät bis gar nicht.

Im Freien standen die Maschinen so gut wie nie, immer im Zelt. Regenspuren etc etc gabs nicht. Die Dinger waren nicht wirklich wasserfest.

Motoren waren gepflegt und nur leicht verölt.

Wenn mir noch was einfällt, schreib ich es....
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

WolfBenrath

Ich danke Euch, Eure Beiträge haben mir geholfen.  :P :P :P