Die Preussen vor Erfurt 1813, 1:72

Begonnen von Mr. Pett, 30. August 2017, 11:26:34

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Mr. Pett

Hallo

Als neues Mitglied in diesem Forum möchte ich euch hier mein nächstes grosses Projekt vorstellen. Ich befinde mich noch in der Planungsphase, der Baubeginn ist für Mitte nächsten Jahres angedacht.

Die Belagerung Erfurts 1813 durch Preussen, Russen und Österreicher in Folge der Völkerschlacht zu Leipzig.

Wie mein Nick schon sagt, komme ich aus dem Schiffsmodellbau und habe da immer an Linienschiffen rumpeprokelt. Warum? Weil ich auf Artillerie stehe  :D So war es, nachdem bei den Schiffen die Luft raus ist, folgerichtig, mich weiterhin mit Artillerie zu beschäftigen. Dazu habe ich quasi als Testschuss ein *kleines* Diorama mit napoleonischer Artillerie aus Figuren der Serie Edition Atlas, La Grande Armee begonnen (hier sollte ein Bild folgen, aber meine sind leider zu gross) , um zu sehen, ob Figurenbemalung und Landschaftsbau überhaupt etwas für mich sind. Die Tatsache, dass ich gerade dabei bin, Material für das Erfurtdiorama zu sammeln, sagt wohl alles aus  :6:.

Meine Artillerie- gepaart mit meiner Napoleonbegeisterung haben dazu geführt, dass ich mich mit Belagerungen während der napoleonischen Kriege beschäftigt habe. Es gab ja doch so einige. Badajoz, Kolberg, Smolensk, Lübeck, Erfurt um nur ein paar zu nennen. Obwohl sich in der napoleonischen Zeit die Taktiken sehr verändert haben, wurde doch die vaubansche Methode zur Belagerung gerne eingesetzt. Diese Methode bestand darin, einen dreifach gestaffelten Ring aus Artillerie um die belagerte Festung zu errichten. Aus dem ersten Ring wurden die Wälle des Gegners *enfiliert*, was nicht anderes bedeutet, als dass sie der Länge nach mit Kanonen oder Haubitzen bestrichen wurden, um Geschütze und Mannschaften ausser Funktion zu setzen. Im zweiten Ring standen die Demontierbatterien, deren Aufgabe es war, die gegnerische Festungsartillerie zu zerstören. Im dritten Ring standen Steinmörser, die den zum Breschieren ausgesuchten Wallabschnitt bestrichen, um es den Verteidigern zu erschweren, die im Glacis errichtete Breschierbatterie zu beschiessen. War die Bresche geschlagen ergaben sich die Verteidiger zumeist, da ein breschierter Hauptwall als nicht mehr verteidigungsfähig galt. Nachzulesen hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung Nur in wenigen Fällen setzten die Verteidiger den Widerstand fort, was dann zum Sturmangriff (Badajoz, Wittenberg) führte. Hauptanliegen dieses Dioramas ist es, diese Belagerungsmethode zu zeigen. Um dies zu tun muss ich einige Kompromisse mit der Geschichte schliessen, denn ob der sogenannte förmliche Angriff, wie ich ihn darstellen will so überhaupt stattgefunden hat, konnte ich bisher nirgends belegen. Es ist allerdings Tatsache, daß die Breschierbatterie nie zum Einsatz kam, da der französische Kommandant Erfurts Alexandre d'Alton teilweise kapitulierte, nachdem die die Belagerungsartillerie der Preussen in Stellung gebracht war. Teilweise deshalb, da d'Alton den Preussen zwar die Stadt übergab, sich selbst aber mit seinen Truppen auf den Petersberg und die Cyriaksburg zurück zog, wo er bis zur Kapitulation der Franzosen verblieb. Nachzulesen hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Erfurt_(1813)

Zuerst wollte ich die Belagerung Kolbergs darstellen, da ich dort vielleicht noch ein Schiff hätte zufügen können (während dieser Belagerung sind die Belagerten Preussen mehrere Male von dort auf Reede liegenden Schiffen artilleristisch unterstützt worden) aber zwei Dinge haben mich dann davon ab gebracht. Erstens konnte man in Kolberg durch ein in der Stadt gelegenes Schleusensystem das Umland fluten. Flutungen waren die einzige erfolgversprechende Abwehr gegen eine Vaubanbelagerung, weshalb auch bei Kolberg keine sogenannte förmliche Belagerung stattgefunden hat. Zweitens ist mir die Figurenlage für Preussen und Franzosen (deren Truppen durch Italiener, Würtemberger, Polen und Sachsen ergänzt waren. Was für ein Uniformensammelsurium  :D) für die Zeit von 1807 zu dünn, um ein so umfangreiches Diorama zu gestalten.

Warum also Erfurt? Die in Erfurt gelegene Zitadelle Petersberg gehört zu den in Europa best erhaltenen Festungsanlagen. So findet sich im Internet recht viel Material zu der Festung und man kann die Bastionen und Ravelins, die zu den Festungswerken gehörten teilweise auch heute noch besichtigen. So fahren wir nächstes Jahr über Ostern ein paar Tage nach Erfurt, um Fotos zu machen und vielleicht noch Material zur Belagerung zu erhalten. Auch gibt es ein detailliertes Buch zu dieser Belagerung, welches dem Interessierten viele Auskünfte erteilen kann.

Das Diorama wird auf einer Fläche von 235 x 120 cm, geteilt auf drei Platten, gebaut. Die erste Platte mit den Grundmaßen 120 x 95 cm wird die Festung Petersberg, repräsentiert durch die Bastionen Michael (1) und Johann (2), sowie das Ravelin Lothar (3), samt Grabenanlage und Glacis darstellen. Ich habe mich für diese Position aus verschiedenen Gründen entschieden. Aus klar ersichtlichem Grund wurde der förmliche Angriff nur an einer Stelle der Festung geführt. Der Süden des Petersbergs wurde zum Einen durch die Stagdt geschützt, die einen Aufbau des vaubanschen Belagerungsringes nicht zugelassen hätte und wies zum Anderen diverse Überschwemmungsgebiete, die auf Napoleons Veranlassung schon Anfang 1813 geflutet worden waren, auf. Der Südwesten war geschützt durch die Cyriaksburg, die man erst hätte besetzen müssen. Der Westen wurde durch ein vorgelagertes grosses Hornwerk und das grosse Ravlin Anselm mit seinen zwei Lünetten geschützt. Der Osten wiederum war auch durch die Stadt gedeckt. Vor den Bastionen Michael und Johann, also aus nördlicher Richtung, war eine Lücke in den vorgelagerten Festungswerken und man musste nur das relativ kleine Ravelin Lothar ausser Gefecht setzen, um die Festung und damit den Hauptwall derselben direkt angreifen zu können. Wäre ich von Kleist gewesen, hätte ich es wenigstens so gemacht, um schnell zum Erfolg zu kommen. Hier kann man zwei Pläne der Zitadelle einsehen, die meine Gedankengänge verdeutlichen: https://de.wikipedia.org/wiki/Zitadelle_Petersberg Die zweite und dritte Platte werden dann die besagten diversen Artillerstellungen, sowie das zugehörige System von Laufgräben und Sappen aufnehmen. Die hinter den Bastionen genannten Zahlen bezeichnen die jeweiligen Bastionen auf der angefügten Zeichnung. Auf der Seite der Zeichnung ist noch ein Querschnitt der Grabenanlage zu sehen. Der Aufbau der Grabenanlage ist dem Buch - Waffen der Revolutionskriege 1792 -1848 von Georg Ortenburg entnommen. Ob er so in Erfurt tatsächlich gebaut war, bleibt zu recherchieren. Die Uniformen der Figuren werden nach Napoleons Armee 1800-1815 von Lucien Rousselot für die belagerten Franzosen und diversen Publikationen von Osprey für die belagernden Preussen, Russen und Österreicher gestaltet. An Figuren kommen diverse Plastik- (Zvezda, Airfix, Revell, Italeri - ausgesucht nach den Rezensionen auf http://www.plasticsoldierreview.com), als auch Metallfiguren zum Einsatz. Das Diorama wird auf einer Grundplatte, welche mit 5 cm dickem Styrodur bestückt wird, entstehen. So kann ich mit einem Heissschneider die Gräben und Artilleriestellungen direkt in den Untergrund schneiden.

Die grosse Herausforderung wird in der Geländegestaltung liegen, die ich mir noch aneignen muss und durch diverse Probestücke lernen will. Während ich bei meinem Testdiorama mehr die Geländegestaltung wie auf einer Modelleisenbahn vorgenommen habe, möchte ich bei diesem doch ziemlich grossen Projekt eine natürlichere Gestaltung vornehmen. Vorbild sind die Dioramen Cröbern 1813 und Möckern 1813, wobei ich wohl deren Qualität nicht so ganz erreichen werde  :D




AnobiumPunctatum

:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

coporado

Hut ab vor einem solchen Projekt!  :P
Gruß
Sascha  :winken:

...und weißt du keinen Rat, nimm Draht!

Hans

Willkommen! Und Glückwunsch zu so viel Platz!
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Mr. Pett

Vielen Dank für euer nettes Willkommen  :winken:

Das mit dem Platz war reines Glück @Hans. Nach 10 Jahren Meerschweinchenhaltung hat sich bei meiner Frau eine Allergie eingestellt, so das wir die Tiere leider abgeben mussten. Dafür hat es mir den Weg bereitet das Diorama in dieser Grösse zu bauen  :pffft:

Jensel1964

Wozu Allergien doch gut sein können....
Auf jeden Fall freue ich mich über die Abkehr von den Felltierchen zugunsten eines anständig großen Dioramas.
Den Baubericht werde ich intensiv verfolgen.  :1:
Jens  :winken:

P.S.: Was, außer Jacken und Handwärmern, macht man aus Meerschweinchen? Grill? Auflauf? Meerschweinsushi?
Sag bitte, bitte "verschenken". :6:

Mr. Pett

#6
Keine Sorge Jensel. Die sind zu einer uns bekannten Notstation zur Weitervermittlung an andere Halter gegangen  :6:

Übrigens sind gestern ein ganzer Schwung Preussen bei mir angekommen.

Linieninfanterie von Revell und Waterloo 1815, Jäger von Hät und Landwehrmänner von Airfix. Die Artilleristen werde ich wohl bei Art Miniaturen bestellen, es sei denn jemand weiss noch eine andere Quelle.