Hauptmenü

*Fertig * Schnellboot S38-Klasse 1/72

Begonnen von Murdock, 09. März 2005, 17:26:20

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Murdock

Baubericht 1:72 KM-Schnellboot Klasse 38

Die deutsche  Kriegsmarine entwickelte in der Zeit von 1930 -1945 eine beachtliche Anzahl von Schnellbootklassen. Dummerweise stößt man als 1:72 Modellbauer bereits nach zwei Schiffen an eine scheinbar unüberwindliche Grenze. Es gibt keine weiteren Bausätze !



In der Mitte bleibt, stellvertretend für fünf Evolutionsstufen im deutschen Schnellbootbau, ein großes Fragezeichen stehen. Und obwohl sich die Klassen in vielen Punkten unterscheiden, haben sie –mit Ausnahme des Typs S-30- eine wichtige Gemeinsamkeit: Die Rumpfform und die Rumpfmaße sind identisch. Und genau diesen Rumpf liefert die Firma Revell in hervorragender Qualität für 16 Euro, inkl. vieler nützlicher Zubehörteilen.

Man muss sich dann nur noch entscheiden, welche Schnellbootklasse man daraus bauen will. Um die Entwicklung vom Typ 7 (dem Airfix-Bausatz) zum Typ 100 (dem Revell-Bausatz) nachvollziehbar zu machen, werde ich daraus ein spätes Klasse S38-Modell bauen. Dieser Bootstyp besitzt noch ein modifizietes Ruderhaus im Typ-7 Stil, ist aber bereits mit dem erhöhten Vorschiff der S-100 Klasse ausgestattet.




Soweit mir bekannt ist, ist so ein Projekt bisher noch nicht durchgeführt worden. Das Boot wird also ein echter Prototyp mit allen Ecken und Macken und Rückschlägen, die man sich vorstellen kann. Meine Datenbasis ist begrenzt auf ca. 50 Fotos, einer fehlerhaften russischen Zeichnung (allerdings im Großformat), einem halben Duzend Schnellbootbücher und ein paar Skizzen. Das wird also nix 100-prozentiges, sondern nur –sagen wir mal ein 98 % echter Schellbootnachbau   :D.

Im Ernst: Es muss eine Menge in Handarbeit gebaut werden und damit der Bericht nicht ellenlang wird, werde ich mich beim Schreiben überwiegend auf die maßgeblichen S-38 Änderungen konzentrieren. D.h. alle Teile, die ich aus dem Revellbausatz übernehme und gegebenenfalls bearbeite, fallen hier unter den Tisch und können bei Interesse in meinem alten Baubericht zum S-100 nachgelesen werden.
Da ich vor ca. 3 Wochen mit dem Bau angefangen habe, kann ich erst einmal ein paar Sätze schreiben. Mit der Zeit werde ich aber etwas Tempo aus dem Bericht heraus nehmen. Erklärtes Ziel ist jedenfalls, das fertige Boot mit nach Wilnsdorf zu nehmen. Mitte Mai muss der Kahn also fertig sein. (Daumen drücken, Peter ;) )  

Auf geht´s !

Die Rumpfhälften sind verklebt und die Außenbordöffnungen in Form gefeilt. Das fertige Boot soll später auf einen Holzständer geschraubt werden, deshalb habe ich eine 30 cm lange 10mm x 5mm Holzleiste innen auf den Kiel geleimt (mit 2k-Epoxy), Kiel und Leiste an zwei Stellen mit 5mm durchbohrt und M4-Einschlagmuttern in die Leiste getrieben.

Als erstes muss das Vorschiff etwas geändert werden. Während S100-Boote  dort eine Luke hatten, benötigt ein S38-Boot drei davon, zwei nebeneinander auf dem Vordeck, und die dritte (kaum zu sehen auf dem Foto) liegt direkt vor dem Ruderhaus. Ihre grundlegende Form ist fast identisch (ich komme später noch darauf zurück) und deshalb kann man sie im Schnellverfahren kopieren.




Um die Luke wird ein ca. 15mm hoher Wulst aus Knetmasse  geformt und mit Silikon ausgegossen. Ein Formtrennmittel ist dabei nicht erforderlich. Nach ca. 60 min ist das Silikon ausgehärtet und kann vom Deck abgehoben werden. (Bei dem Bild muss ich immer an Oliven denken :D ) Die Form kann jetzt mit einem x-beliebigen Gießharz gefüllt werden. Ich benutzte für solch einfache Teile 2k-Polyester aus dem Baumarkt. Versucht es nicht mit Weber & Wirth-Harz (Markenname Prestolith), es bildet eine zäh-klebrige Kontaktschicht auf der Oberfläche, die nur mit starken Lösungsmitteln entfernt werden kann. Das Harz, das ich verwende, kommt von der Firma Bindulin, und mit einer 50%igen Härterüberdosierung entsteht eine harte und trockene Oberfläche.




Als nächstes sind einige chirurgische Eingriffe am Hauptdeck erforderlich. Hier noch einmal im unbearbeiteten Zustand.




Die nachfolgenden Bilder habe ich als animierte gif (Vorher-Nachher) formatiert. Gebt mal bitte ein Feedback, ob das hilfreich ist oder ob das Geblinke eher nervt.

Hinter dem Bootshaus wurden die runden Lüftersockel entfernt werden (S38 hat eckige Lüfterrohre, die nicht im Deck endeten) und in der Mitte fallen die Luke und der Holzrost der Fräse zum Opfer. Später werden dort 4 Luken hintereinander liegen.



Mittschiffs wurde der gesamte Gefechtsstand der 20mm Zwillingsflak entfernt und der Deckaufbau durchgezogen. Nur die Lukenöffnung wird noch benötigt.



Dahinter liegt die Absenkung für die Luftansaughaube des hinteren Motorraums. Sie wurde verschlossen, da der Lüfter laut Zeichnung 1cm weiter vorn liegt als bei der S100-Klasse. Zum Schließen konnte ich übrigens den Schutzschild des 20mm Zwillings verwenden, der genau die richtige Dicke hatte. Die Auflager der Staukästen wurden ebenfalls entfernt. Auch hier kommen später Luken hin.



Am Heck wurden dann noch die Rauchbojen und die vier Sockel der Nebelkannen abgefräst.



...to be continued

:winken: Murdock

Wolf

Na, da können wir uns ja auf was gefasst machen ;)

Nee....im Ernst, ich bin schon wieder gespannt. :1:

Was die Animation angeht, so finde ich die Idee prima, habe aber 2 Verbesserungswünsche. Mehrere Animationen untereinander mit verschiedenen Wechselintervallen ist ein klein wenig störend, also besser größere Abstände zwischen den Bildern. Außerdem würde ich die Einzelbilder der Animation etwas länger stehen lassen, so dass man sich genauer drauf konzentrieren kann.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

ofrezca

Hallo Lutz,

ich freue mich schon auf die nächsten Bauberichte. Deine Arbeiten sind immer faszinierend!

Was die Animationen angeht würde ich mir beide Bilder lieber nebeneinander wünschen. So ist ein Vergleich einfacher.

:winken:
Torben

Rolle

Hallo,
na da haste dir aber wieder was ausgedacht. Das schau ich mir natürlich an.
Was die Gifs anbelangt, da tut sich nix, ich seh nur ein normales Bild. Einstellungen vom Browser hab ich kontrolliert.
Gruß aus Hamburg
Rolf Karotka
---------------------------------
Modellbau-Stammtisch-Hamburg.de

AnobiumPunctatum

@Murdock

Absolut der Hammer:P  
Jetzt weiß ich endlich, warum Talisker Dich immer Meister Murdock nenntX( . Den Baubericht habe ich mir direkt unter meinen Favoriten gespeichert, damit ich nichts verpasse.
Wie fein dürfen / können eigentlich die Gravuren sein, die sich mit dem Gießharzverfahren noch nachbilden lassen? Weißt Du etwas über die Alterungsbeständigkeit und Maßhaltigkeit des Materials? Das Verfahren hört sich sehr interessant an 8)

Bei Deinen Animationen kann ich mich Wolfs Aussage nur anschließen.
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Talisker

Hallo Meister Murdock,

das wird ja mal wieder ein richtiges Sahnestück! :1:
Aus Deinen Bauberichten kann man immer unglaublich viele neue und kreative Bautechniken abschauen. So genial einfache Lösungen wie der direkte Abguß der Luke animieren einfach zum nachahmen :P

Das mit den animierten GIF's, naja die Funktion ist halt in meinem Browser abgeschaltet... ;)

:winken:
Talisker

Murdock

Die Wechselperiode der animieten gif-Bilder kann ich nicht weiter erhöhen. Mehr als 180 ms ist nicht drin. Da außerdem einige browser offensichtlich Probleme bei der Darstellung haben, bin ich wieder zur klassischen Ansicht zurückgekommen.  Wolf hat schon recht: 4 gif´s untereinander blinken wie Las Vegas :D

@br06

   
ZitatWie fein dürfen / können eigentlich die Gravuren sein, die sich mit dem Gießharzverfahren noch nachbilden lassen? Weißt Du etwas über die Alterungsbeständigkeit und Maßhaltigkeit des Materials? Das Verfahren hört sich sehr interessant an

Zur Feinheit: Nach dem Mischen von Harz und Härter nimmt die Fließfähigkeit logischerweise ständig ab. Entweder es fließt innerhalb der -sagen wir mal- ersten Minute in eine filigrane Struktur, oder es fließt nie dahin. Das hängt dann auch wieder davon ab, wie dick das Harz vergossen wird (statischer Druck), wie tief die Struktur ist usw.  Aus dem bauch heraus sage ich mal :1/10mm ist machbar.

Zur Alterungsbeständigkeit: Mein Nachbar hat einen 76er Polo und der fährt schon seit  20 Jahren mit einem glasfasergeflickten Kotflügel herum. Der sieht trotz Witterungseinflüssen und mechanischen Belastungen noch ganz ordentlich aus. Der Kotflügel, nicht der Nachbar.  :D

Zur Maßhaltigkeit: Ich habe grad mal nachgemessen. Die Plastikluke ist 10,1mm breit, die Polyesterkopie 9,8 mm.  Also knapp 3% Schrumpfung. Das schließt allerdings auch die Schumpfungsrate des Silikons ein, aus dem die Form hergestellt wurde. Wenn Du original und Kopie  nebeneinader liegen siehst, erkennst Du die Abweichung aber nicht.

:winken: Murdock

AnobiumPunctatum

@Murdock

Danke für die Infos. So komme ich vielleicht doch noch an vernünftige Stahlschwellen für meinen Bahnhof. :D
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Spritti Mattlack

Hallo MM ;)

Ich wünsche mir jetzt einfach mal was.

Mach weiter so und erkläre die Techniken möglichst umfassend. Man kann ja ggf. nachfragen.

Was die Gußmethode angeht, hört sich das in der Tat recht einfach an. Und das sind ja bekanntermassen die besten Lösungen. Hat Talisker ja auch schon erwähnt.

Weitere Lobeshymnen erspare ich mir an dieser Stelle. Mal sehen wie lange ich das durchhalte.

Ich bin ja ein bekennender "nur auf dem trockenen Schiffer". Aber das ist vollkommen egal. Denn auch hier kann man was über Modellbau allgemein lernen.

Insofern kannst Du Dir auch meiner Beobachtung gewiss sein.

Spritti :winken:

A man who is tired of Spitfires is tired of life

KlausH

Hi Murdock,

vielversprechender Anfang! Ich wette, da lauert schon wieder einer deiner hochinteressanten Berichte auf uns. :1:

Denn mal ran, der Thread ist abonniert!

Schöne Grüße
Klaus

Alex

Murdock,
bei Deinen Bauorgien frage ich mich ernsthaft, ob scratch bauen nicht fast schneller wäre als Umbauen...

Gratulation, sieht schon mal vielversprechend aus!
Alex
Hier ist mein Portfolio, und hier meine weiteren Berichte (<-- Upgedated am 20.9.2015)
Finisher des Phantom-, Viermot-, Matchbox- und Artillerie-Groupbuilds, sowie des Bierdeckels-, Panzer-, Oldtimer- und OOB-Contests!

Scam_Hammer666

Hi Murdock,
wiedermal ein vielversprechender und interressanter baubericht von Dir!!:P
Da ich ein Fan der Deutschen S-Boote bin bin ich schon mal gespannt wie es weiter geht. Hau drauf ich freu mich schon.
Scamy:winken:

panzerchen

dieses rötliche Silikon, verwendest Du das temperaturbeständige zum Abguß von Zinnteilen ?
Das ist ja nicht so weich.
Ist Dir bekannt, ob das noch feiner abformt ?

Ich gieße ja mit handelsüblichem Polyurethangießharz, das läßt sich 1:1 extrem einfach dosieren, härtet schnell aus und läßt sich prima weiterverarbeten.
Ist etwas teuer, aber auch angebrochen hält es bei mir jahrelang.

Dannebrog

...jetzt geeeeeht´s looos...
...jetzt geeeeeht´s looos...

:9: :9: :9:

Das fängt ja mal wieder gut an! Bin wie immer mit Spannung dabei!

Sentinel

Endlich wieder ein Murdock-Baubericht!!
Das Leben hat wieder einen Sinn :D :D :D

Dürfte sehr interesant werden.

@ Murdock

Wo bekommst du denn die 40mm Bofors her oder baust du nur eine 20mm am Heck ein?

funke4ever

Na baer Hallo. Das schaut doch schon mal grandios aus. Hab den bericht auch in meine Favoriten drin. Bis schaut das schon mal super aus. Also bis jetzt gefällt mir schon mal alles super.
Also mach weiter so!!!:1:

Murdock

@Alex
Man kann ca. 30% vom S100 Bausatz verwenden . Und der kostet wie gesagt  nur 16 Euro. Da lohnt sich kein Scratch-Modellbau.  Ich frage mich ehrlich gesagt, warum Revell das nicht selbst macht. Das S100 hat sich im ersten Jahr verkauft wie geschnitten Brot . Mit einem zusättzlichen Spritzrahmen und ein paar Anpassungen, könnten sie damit  eine ganze Reihe unterschiedliche Schnellboote bauen. Irgendwie scheinen sie aus ihren Erfolge im 1:72 Schiffssektor kein Kapital schlagen zu wollen.

@panzerchen
Ich benutze nur das temperatur beständige Silikon, da ich viel mit Zinn arbeite. Es ist ur geringfügig teurer und es lohnt sich für mich nicht , für jeden Anwendungsfall irgendein Spezialmittelchen zu bevorraten. Mit der Obeflächenqualität bin ich zufrieden. Ich habe aber keinen Vergleich von anderen Abformmedien.  Um feinste Strukturen abzuformen würde ich auf Latex zurückgreifen. Das Zeug ist so niedrig viskos, das es überall hinkommt.

@Sentinel

Das Boot bekommt natürlich die 40mm Bofors. Die gibt es für  knapp 6 Pfund (Wo ist das Sonderzeichen ?) bei White Ensign Models. Das ist zwar die Variante für das amerikanische PT-Boat, aber Bofors bleibt Bofors, egal ob bei den Alliierten oder den Achsenmächten. Was nicht paßt, wird passend gemacht.

edit:
 Mir fällt gerade ein, das es von Airfix auch einen Bausatz mit einer 40mm Bofors und einer Zugmaschine gab. Die kann man wahrscheinlich auch nehmen.

 :winken: Murdock

AnobiumPunctatum

Hi Murdock,

schon mal daran gedacht, denen von Revell nen Tip zu geben. Machmal sehen die vor lauter Bäumen den Wald einfach nicht8)
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Murdock

Es geht weiter:

Als nächstes habe ich mich mit dem Brückenbereich befasst. Hier müssen die meisten Umbaumaßnahmen durchgeführt werden und auf Teile aus dem Bausatz kann man dabei nicht zurückgreifen, also viel Handarbeit.
Die hochgezogene Rumpfwand wurde im Bereich der ursprünglichen Panzerkalotte entfernt.



Ebenso der senkrechte vordere Abschluss des Hauptdecks. Das abgewinkelte Fragment, das auf dem Foto noch zu sehen ist, habe ich benötigt um die Winkel der neuen Ruderhauswände anzupassen. Danach wurden sie abgeschnitten. Anschließend habe ich die rot markierten Winkel mit Polystyrolstreifen geschlossen und unter das Deckende Querversteifungen geklebt um die ,durch das Abtrennen der Frontwand verloren gegangene Steifigkeit wieder herzustellen.    



Für das neue Ruderhaus kam wegen der feinen Strukturen wie Nieten und Fensterrahmen nur Blech in Frage. Zunächst fertigte ich anhand vorhandener Zeichnungen und Fotos Skizzen an, auf denen ich die Kajüte bereits in handliche und leicht zu fertigende Segmente zerlegte. Anschließend mussten die skizzierten Bauteile korrekt vermaßt werden. Bei der Grundfläche war es am einfachsten, da die Kontur der Hütte deutlich ins Revell-Deck geprägt ist. Anschließend habe ich meine russische Zeichnung (ein Download von //www.prinzeugen.com) auf die ausgemessenen Deckmaße skaliert und anschließend vermessen. Bei der Methode entstehen zwangsweise Fehler durch eine nicht 100%ig exakte Vorlage, Pixelabweichungen, Strichstärken, Verzerrungen usw. 1-2mm Abweichungen zum Originalhäuschen sind also durchaus drin. Wie bereits gesagt: Es ist ein Prototyp- trotzdem: so mancher Short-run ist ungenauer :D.  Aus den vermassten Skizzen zeichnete ich mittels CAD die einzelnen Bauteile. Das sah dann so aus:



Diese Zeichnung wurde im Maßstab 1:32 ausgedruckt, die Teile ausgeschnitten und zusammengeklebt. Ich nehme ganz gerne diesen Maßstab, weil man aufgrund der Größe Konstruktionsfehler bei den Biegelinien oder Verlaschungen sehr leicht erkennt und weil man 1:32 Figuren im Papiermodell platzieren kann um zu prüfen ob Türbreiten, Dachhöhen, Fenstermaße etc. mit der Figur harmonieren. Beim Ruderhaus kam es mir besonders auf die richtige Position der zweifach abgewinkelten Frontverglasung an.



Nachdem ich alle gefundenen Fehler und Problemstellen in der Zeichnung korrigiert hatte, kam das gleiche Verfahren noch einmal dran - diesmal in 1:72- um zu checken wie sich das Papiermodell in den bestehenden Rumpf einfügt. Das alles klingt recht aufwändig, ist aber tatsächlich eine Arbeit von weniger als 2 Stunden.



Nächster Schritt. Aus der Papiermodellzeichung müssen zwei Belichtungsfolien zum Ätzen der Bleche hergestellt werden. Alle Teile, die in irgendeiner Art und Weise gebogen werden, müssen jetzt in ihrer Länge oder Breite korrigiert werden, weil sich sonst falsche Längen nach dem Biegen ergeben. Und das hat folgenden Grund (Grafik gucken):
Die rote Linie soll ein Blechstreifen sein, 12mm lang und 1mm dick , dessen eingespannter Teil nach dem Biegen ein Außenmaß von genau 4mm haben soll. Wenn man den genau mit 4mm zwischen die beiden blauen Backen klemmt und umbiegt, befindet sich der gesamte Biegeradius außerhalb der Klemmbacken. Gleichzeitig wird Material auf der Innenseite des Biegeradius gestaucht und drückt sich gegen die Stirnseite der oberen Backe. Die Folge: Das Teil wird um die Materialstärke (1mm) und um die Breite des gestauchten Bereichs (0,2mm –nur als Beispielmaß-) zu dick. Statt der gewünschten 4mm hat man nun 5,2mm. Zusätzlich ändert sich der Biegewinkel geringfügig, aber diese Abweichung ist eher theoretischer Natur und kann bei dünne PE-Blechen vernachlässigt werden.



Aus diesem Grund müssen die  Biegemaße pro Knick um eine Blechdicke reduziert werden. Zur Unterstützung wird in der Regel außerdem eine Kerbe in die Innenseite der Biegelinie (Breite ca. 50% der Blechdicke) geätzt. Sie erleichtert das Biegen, verkleinert den äußeren Biegeradius und verhindert den Materialaufbau auf der Innenseite. Viele Teile können dank dieser Einätzung sogar ohne Vorrichtung akkurat geknickt werden.

Um die gezeichneten Elemente wird dann ein Rahmen gezeichnet und dann wird schwarzgemalt. Zum Bau des Ruderhauses verwendete ich negativ beschichtetes 0,3mm Messingblech. Negativ bedeutet, dass das Blech beidseitig mit einem Fotolack beschichtet ist, der nach einer Bestrahlung mit UV-Licht  resistent gegen das Entwicklerbad wird. Dagegen werden alle Bereiche die kein UV-Licht abbekommen, im Entwicklerbad vom Blech gelöst. An diesen Stellen wird das darunter liegende Blech freigelegt und kann weggeätzt werden. Für die Zeichnung bedeutet das: Alles was weggeätzt werden soll, muss schwarz (=Lichtundurchlässig) gemacht werden. Und weil das Blech im Ätzbad von beiden Seiten gleichmäßig aufgelöst wird, muss man die Zeichnung auch für beide Blechseiten anfertigen. Grundsätzlich macht jede CAD-Software das auf Knopfdruck (Spiegeln), aber Nacharbeit ist erforderlich, da die beiden Seiten auf Grund eingeätzter Biegelinien und Reliefs/Abstufungen nicht 100% identisch sind. Als letztes werden auf einer der beiden Zeichnungen die Verbindungsstege der Bauteile zum Blechrahmen gezeichnet. Dann kann alles auf Folie ausgeduckt werden und fertig ist die Belichtungsmaske.



Nach dem Belichten, Entwickeln, Ätzen, Strippen, Ausschneiden und Biegen sahen die Blechteile dann so aus:



Hier die erste Passprobe. Grundsätzlich in Ordnung, aber eine Handvoll kleiner Fehler habe ich dann trotzdem gefunden.



 

...to be continued


:winken: Murdock

AnobiumPunctatum

Hi Murdock,

Deine Bilderlinks funktionieren noch nicht.;(

EDIT: Habe immer noch Probleme:12:
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Burkhardt




Hi Lutz,

das ist ja der Hammer:klatsch: :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Einfach nur genial!!! Ich sitzte hier mit offenem Mund und bekomm ihn bei deinen Bildern garnicht wieder zu!!!


Weiter so:respekt: :respekt:

Gruß
Burkhardt

Murdock

@br06
Schon geändert. Beim Kopieren sind Leerstellern reingekommen.

Murd

Rolle

Hallo,
Murdock bastelt wieder und ich staune nur8o  Wunderbar, hier kann man wieder viel lernen, hab ich das Gefühl. Die Ätzteile sehen prima aus, so wie du das beschreibst hört sich das ganz leicht an. Das wird bestimmt nicht langweilig hier zuzusehen.

Gruß aus Hamburg
Rolf Karotka
---------------------------------
Modellbau-Stammtisch-Hamburg.de

AnobiumPunctatum

Hallo Murdock,

sorry, aber mein dusseliger Browser zeigt mir bei einem Teil der Bilder immer noch kleine rote Kreuze auf weißem Grund an.:2:

Die Beschreibung ist klasse. Bloß eine Bild ohne Bilder ist auch nur halb so interessant,
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

AnobiumPunctatum

Hi Murdock,

jetzt klappt alles...

außer meinem Kiefer. Ich bekomme den Mund vor lauter Staunen nicht mehr zu.:respekt:
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."