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Acryl-Plaka als Figurenfarbe

Begonnen von Hans, 01. März 2017, 22:49:04

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Hans

In einem Baubericht zu einem 1/35er Diorama ergab sich die Fragestellung, weshalb ich für Flachfiguren Plaka-Acryl Glanzfarben verwende. Das Thema ist recht speziell und passt auch nicht wirklich zu den Farben-Threads, da es primär um die Verwendung bei Flachfiguren gehen soll.

Es geht um diese Farben:


Copyright wohl Pelikan, aber link ist vom www.duo-shop.de
Alternativen sind die Farben von Kreul in ihrer Hobby-Line-Serie oder Marabu oder Revell Aqua oder Humbrol Acry Glanz.

Die Frage war, weshalb ich mich für diese Farben entschied:

- 30 mm-Figuren sind nicht sonderlich gross. Sie sind nicht ausmodelliert
- Die klassische Farbe für 30mm-Figuren war immer Ölfarbe. So hat man es mir auch Anfang der 1970er beigebracht
- Ölfarben sind speziell: Manche Farbtöne glänzen mehr als andere. Die Deckkraft ist unterschiedlich. Die Konsistenz ist bei manchen Farben wie flüssige Butter, auch bei Verwendung spezieller Malmittel, bei Benzin etc. Terpentin geht bei 30mm gar nicht.
- Die Trocknungszeiten können Tage betragen (ja,ja, ich kenne alle Tipps, vom Sikkativ bis zum Ofen. Mag ich alles nicht)

Unschlagbar sind sie in der Brillanz und der Farbtiefe. Und man bekommt weiche Übergänge sowohl in Überblendtechnik als auch in der Lasurtechnik.

Als Alternative zu Ölfarben sind im Figurensektor (bei den "Runden", wie der Flachfigurensammler sagt), seit Jahren die matten Acrylfarben in Gebrauch. Die typischen Namen sind Vallejo, Andrea. Wer auf sich hält, nimmt Acryl aus dem Künstlerbedarf. Legendär waren Maimeri, aber die gibts nicht mehr. Andere Künstleracryl sind oft in der Pastosität an Öl angenähert, wenn man sie zu Lasuren herunterverdünnt, sind sie oft zickig was die Deckkraft angeht. Übergänge gehen bei Acryl nur mit Lasurtechnik.

Acryl haben insgesamt den Vorteil, dass man dank eines Fönes Hilfe durchmalen kann, es entfallen quasi Wartezeiten bis die Schichten wenigstens übermal-trocken sind.

Die üblichen Farben, insbesondere die Mattfarben, wirken jedoch auf mein Auge sehr vergrauend und stumpf. Man kann mit weisser Grundierung dagegen halten und man kann ausschließlich mit Künstler-Acryl malen.

Oder aber mit Acryl-Glanzlack. Die Technik bleibt die selbe, die Brillanz der Farben ist erheblich besser, der Mattierer ist weg. Deckkraft ist nahezu einheitlich, die Lasuren lassen sich für mich perfekt einstellen, wie ich es so eben grad brauche. Ich male allerdings auch recht einfach, ich neige nicht zu starken Effekten und extremen Lichtern. Ich bleibe da einfach beim Stil meiner längst verstorbenen Lehrmeister aus den 70ern. Der gewünschte Glanzgrad wird dann mit Airbrush und Mattlack hergestellt. Die Schatten und die Übergängen bleiben davon unberührt, auch dies eine ausschliessliche Eigenschaft eben der Glanzlacke.

EIn paar Ergebnisse, alles 30 mm.









Die hier ist in ca. 65mm und da ist der Vorteil der sich für mich ergibt, nicht mehr wirklich zu erzielen. Hier gilt, weil Geschenk für Musikliebhaberin, nur der Zeitfaktor.



Die hier folgende Krippe sind in 60 mm und in Öl. In der Größe brauche ich "grössere" Übergänge und da ist Öl dann schon angenehmer. Bei vollplastischen Figuren so ab 90mm nehm ich auch Öl.







Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Frusty

Deine 30er, sind druchaus ansprechend.
Werde demnächst auch - noch nicht fertig gestellte Figuren "Kaiser Franz Joseph und sein Stab" hinbeinstellen. Einen (irrtümlich) zum Generalstabsoffizier degradierter General und ein Oberleutnant des salburger IR 59, beide zu Pferd)

Ich grundiere prinzipell mit WEISS ("Skull White" von Citadell)

Wenn ich mit Ölfarben arbeite, dann meist mit Feruzeugbenzin oder "Shellsol T" als Medium.

Primär bleibe ich aber bei Acryl. Bei der Farbtiefe und Intensität, muss ich dir widersprechen. Siehe der "Betrug" mit der anderen Seite.

Was ich mir allerdings abgewöhnt habe ist, Pferde mit Brauntönen zu malen. Bei der Kleinheit, muss mehr Leben durch Leuchtkraft eingehaucht werden. Also mit Neapelgelb hell, Orange, Chromgelb etc. Das Auge, lässt sich durchaus betrügen.
Bei Rappen, wird zunächst blitzblau untermalt, um dann mit Paynesgrau, mit rot angereichertem Schwarz (macht es intensiver) drüber zu gehen. Schatten werden auch mit tiefem Violett gesetzt. Klingt alles pervers - der Effekt aber betätigt diese Technik

Was ebenfalls wichtig ist, bei den Rössern: Genau beobachten, welche Farben es gibt. Ich mache gern eine weiße Fessel, einen weissen Stiefel - und ebenso das ganze in Paynegrau mit leichtem Einschlag von Umbra gebrannt oder Karminrot.

Ich werde zwar meist ermahnt, stärkwer zu schattieren . für eigene Figuren, ziehe ich abwer den Solitär-Aspekt vor. Man soll sie sich auch aus der Nähe ansehen können.

Ach ja, früher experimentiert ich auch mit Wacofin.

Hans

Ich weigere mich schlicht, dem "mehr Kontrast"-Mantra zu folgen. Der Spruch geht immer... :D

Was komplexe Ölfarben-Mischungen anbelangt, habe ich schon die wildesten Dinge gehört und gesehen und gezeigt bekommen. Wenn ich aber ehrlich bin, bin ich deshalb im Modellboard und nicht in Figurenforen auch noch unterwegs. Flachfiguren sind für mich das Hobby im Hobby im Hobby, eher aus sentimentalen Gründen. Mehr als vielleicht 50 Figuren hab ich in den letzten 10 Jahren nicht gemalt - und dafür sind mit Experimente mit Ölmischungen einfach nicht verhältnismäßig. Aber jeder nach seiner Façon...wie schon der Reiter auf einer der ältesten belegten Zinnfigur mal sagte.

Mein Hintergrund der Farbarten - typen und -rezepturen ist eigentlich ein anderer. Ich muss mich bei der Replikenfertigung immer wieder aufs Neue für eine Farbart entscheiden und die nach meiner Meinung nötigen Eigenschaften entsprechend ausspielen. Insoweit bin ich es gewohnt, ständig mit den Farben zu springen - vielleicht für den Nachteil, das ich nicht für jede Spezialität ("Pferde, Zinn, 30mm") lange Erfahrung sammle. Die geht eher in die Breite, als denn in die Tiefe.

Ein Beispiel: Replik eines paläolithischen Werkzeugs als Nachguss in Epoxid. Einfärbung und Fassung mit Alkohol-Acryl als Grundfarben und Details in Wasseracryl. Links das Original, rechts die Kopie.

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

BV141

Hallo Hans,

von Figurenmalerei verstehe ich leider praktisch nichts - lese da nur interessehalber mit und bewundere Deine Kunst.

Was mich aber wirklich verblüfft hat ist Dein Feuerstein (ist es wohl doch?). Habe ich das richtig verstanden - links ist ein Originalfeuersteinwerkzeug und rechts ein bemaltes Werkzeug aus Epoxid, von Dir bemalt?

Wow, das haut mich nun wirklich um. Großartig.

Wie groß sind die Teile denn, schätze mal so um die 5-7 cm lang?

Entschuldige die Fragen eines total Unwissenden.

Frusty

@Hans,

da du das Mantra der "Kontrastwütigen" ansprichst: Für meine wenigen privaten Figuren, ziehe ich ebenfalls eine sanftere farbiche Modellierung vor. "Bitte, schattiere stärker" - höre ich oft. Und ich wiederhole mich: Bei Massenaufstellungen oder aus der Ferne, mag dies durchaus berechtigt sein.
Das ist eben eine Frage der "Philosophie", über die man trefflich streiten kann - und keiner hat "nur Recht".

Ja, in den diversen Figuren-Foren herrscht ja teilweise ein heiß geführter Glaubenskrieg. :winken:

Da wurde die "Malbutter", die Doerner (oder Wehlte??) erwähnte, heftig diskutiert und andere teils abenteuerliche Rezepturen, um den Glanz zu mindern. Aber wie du schon sagst: "suum cuique" :klatsch:

Die Replik, finde ich übrigens fasziniernd.

TWN

Vielen Dank für diesen interessanten thread  :P

Und DANKE für diesen Satz :6:
ZitatIch weigere mich schlicht, dem "mehr Kontrast"-Mantra zu folgen.

Dann werde ich mal nach der Plaka Farbe schauen und es ausprobieren  :)
Ex nihilo aliquid fit

Falls von Interesse, riskiere einen Blick oder folge mir: Meine Sammlung & Arbeit

wefalck

So ganz habe ich den Eingangs-Beitrag nicht verstanden. Ging es dabei darum, eine Lanze für die glänzenden PLAKA-Farben von Pelikan zu brechen ?

Glänzende PLAKA-Farben sind irgendwie ein Widerspruch in sich selbst, da ja wohl die ursprünglichen Kasein-Farben als matt auftrocknende Farben für die Plakatmalerei entwickelt wurden, um die Reproduktionsfähigkeit zu verbessern.

Glänzende Farben erscheinen natürlich brillanter, da das Licht von einer Ebene reflektiert wird und nicht von einer dreidimensionalen Oberfläche, die durch die Zugabe von Mattierungsmittel entsteht.

Ich habe mir Anfang der 1970er mal ein englisches Buch zum Bemalen von Figuren gekauft, das im Prinzip gar nicht so schlecht war, aber auch unzweckmäßige Ratschläge gab, wie den Details mit einer dunkleren Farbe zu 'umranden', damit diese eine größere Plastizität bekommen. Es ist schon interessant, wie rasch es bei solchen Themen zur 'Schulenbildung' kommt. Bei Figuren für Strategiespiele scheint sich sich diese übertriebene Malweise bis heute zu halten. Wahrscheinlich gewöhnen sich bestimme Gruppen von Hobbyisten an gewisse Sehweisen und Ästhetiken.

Ich persönlich halte mich weniger an solche Anleitungen, als an daran, wie die 'Alten Meister' gemalt haben, wobei es da ja natürlich auch große Unterschiede gibt. Wichtig für die Malweise und Farbwahl ist vorallem auch der Kontext, in dem eine Figur präsentiert werden wird. Ein von allen Seiten zu betrachtender Solitär muß anders behandelt werden, als eine Figur, die sich in eine szenische Gestaltung einordnen muß.

In letztem Fall sind nicht so sehr die Objektfarben relevant, sondern die Lokalfarben, die durch den Kontext entstehen. Deswegen sind violette oder braune Schatten, wie in einem anderen Beitrag erwähnt, durchaus gerechtfertigt. In der zweidimensionalen Malerei wird das auch so gemacht.

Ich persönlich spiele auch mit den unterschiedlichen Glanzgraden von Farben, um unterschiedliche stoffliche Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen. So bevorzuge ich für 'Haut' seidenmatte Farben, während Textilien eher matt sein dürfen/sollen. Auf Distanz spielt das keine Rolle, aber bei Nahbetrachtung.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Frusty

Ach ja, die guten, alten 70er Jahre: "modell world" und "Airfix magazin", damals, als die gepriesenen "Hinchliffe"-Figuren die Communitiy begeisterte, "Chota Sahib" und "Historex".

Stimmt, damals wurden Brusttaschen, unter dem Gürtel, etc, meist sehr unsensibel mit schwarz liniert, Habe ich aber damals schon abgelehnt- aber  ein schwelender Schulenstreit war es schon, und Abweichler, wurden als Häretiker betrachtet. Heute finden derlei Diskussionen aber in anderer Form statt.

In den anderen Punkten, stimme ich dir ebenfalls zu (Solitär), habe ich ja auch geschrieben.


Fazit: Man sollte jedes Posting als Anregung sehen, sich eventuell mit einer neuen Technik auseinander zu setzen, aber keine Religion daraus machen. Das einzige, was zählt ist der Effekt, nicht das WIE.

Hans



Plaka ist hier "nur" der Handelsname. Das sind keine Kasein-Farben.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

wefalck

Waren es aber früher, so ich mich richtig entsinne ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Frusty

@wefalck,

waren sie auch. Das roch man bereits im Sommer, wenn man nach längerer Zeit das Glas öffnete. In früheren Ratgebern wurde empfohlen Formalin - oder Formaldehyd, bin kein Chemiker - zuzufügen.

wefalck

Formalin ist eine Lösung von Formaldehyd in Alkohol und wirkt antibakteriell ... wird deswegen zum Einlegen biologischer Präparate und wurde  früher auch zum Gurgeln verwendet. Da es als vermutlich krebserrend wird es inzwischen für letzteres nicht mehr eingesetzt.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

jackrabbit

#12
Hallo,

uhh, hier geht es etwas durcheinander.  ;)

Die Pelikan PLAKA® Universalfarbe, also der "Klassiker", ist eine Kasein-Emulsionsfarbe auf Wasserbasis.

Der hier verwendete PLAKA-Lack ist ein anderes Produkt, nach Pelikan: "Glänzender Bastellack auf Wasserbasis", ein Acryl-Lack,
und nicht die ungiftige PLAKA-Farbe, die man als "PLAKA" aus dem Kindergarten kennt.  :)


Grüsse

Kobiyashi

Es gibt halt für jeden Zweck und Figurengröße die passende Malweise und jede hat seine Berechtigung. Bei den angesprochenen Strategiespielen, also Tabletops muss man sich nur einmal vorstellen, dass man die Figuren zumeist aus locker 1-2 Metern betrachtet, dazu kommt noch die Figurengröße (u.a. 15mm, 20mm, 25/28mm). Deswegen wird manches halt überbetont. Bestes Beispiel wären z.B. die napoleonischen Östereicher. Bei der Linieninfanterie weiße Uniformen und weißes Gurtzeug, da mogelt man halt zugunsten des Betrachters.
Jetzt kommt noch dazu, wie ich selbst die Wertigkeit der Bemalung definiere, also das Verhältnis Zeitaufwand zum Datailierungsgrad. Black- oder Darklining ist halt auch nur eine Maltechnik, genauso wie Drybrushen oder Lasieren.

wefalck

Zitat von: jackrabbit in 02. März 2017, 13:00:27
Hallo,

uhh, hier geht es etwas durcheinander.  ;)

Die Pelikan PLAKA® Universalfarbe, also der "Klassiker", ist eine Kasein-Emulsionsfarbe auf Wasserbasis.

Der hier verwendete PLAKA-Lack ist ein anderes Produkt, nach Pelikan: "Glänzender Bastellack auf Wasserbasis", ein Acryl-Lack,
und nicht die ungiftige PLAKA-Farbe, die man als "PLAKA" aus dem Kindergarten kennt.  :)


Grüsse

Da geht nichts durcheinander. Zuletzt haben wir über die 'alten' Pelikan PAKA-Farben gesprochen, nicht mehr über die im ersten Beitrag erwähnten Akryl-Emulsionen.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

jackrabbit

Hallo,

oh, dann entschuldige.  :rolleyes:
Ich wollte eingentlich nur Deine Antwort aufklären.
Zitat von: wefalck in 02. März 2017, 12:18:39Waren es aber früher, so ich mich richtig entsinne ...

Es gibt unter dem Handelsnamen PLAKA inzwischen verschiedene Farben und die von Hans verwendeten
Pelikan PLAKA-Lack-Farben waren halt nie Kasein-Farben.  ;)

Grüsse

Hans

Die Kasein-Version gibts nach wie vor, ist aber durchaus schwierig zu beschaffen. "Früher" gabs die in jedem Schreibwarenladen neben Schulen. Die Entwicklung des Geruchs hing aber vom Farbton ab, die erdigen Töne entwickelten das weitaus früher als zB die Blautöne.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

BV141

@Hans: Darf ich noch mal auf meine Fragen bzgl. des Feuersteinwerkzeugs/-pfeilspitze hinweisen? Würde mich echt interessieren, wie Du das gemacht hast. Kannst Du ein bisserl was dazu sagen und wie groß das ist?

Hans

Gerne: Das Original dürfte so um 7 cm groß sein, können auch 8 sein. Davon hat unsere Restauratorin eine Silikonform abgenommen und aus einer Araldit-Mischung (nix anderes wie Epoxy) einen Abdruck gemacht. Die Kopie habe ich dann bearbeitet, wie man das auch aus dem Modellbau kennt: Die Naht entfernt, Ungenauigkeiten nachgearbeitet. Danach hab ich mit Airbrush und Enamel (Testors) die Teile grundiert (es waren mehrere).

Zuerst hab ich versucht, von Fotos des Originals aus zu arbeiten. Klappte aber nicht. Ich besorgte mir die Originale nochmal und hab sie dann immer vor mir gehabt beim Bemalen.

Ich hab mir das Original genau angesehen und quasi analysiert, welche Schicht auf welche folgt und wo Grundfarbe sein sollte und wo Lasur. Und ich ging von "innen" nach "aussen" vor. Also die tiefliegenden Teile/Flächen zuerst, zuletzt die "äußeren" Stellen, hier zu die braunen Stellen, die sog. Rinde.

Die "bunten" Stellen wurden dann eben mit den genannten Acryl-Glanzfarben gemalt. Hersteller eine bunte Mischung.  Wo es matter wurde, dann halt die matten Acryls. Gemalt alles in Lasur über Lasur. Malfehler sind schwierig zu beseitigen, deshalb auch nicht super genau am Vorbild bleiben, besser auf die Wirkung achten.

Kommt das so einigermaßen rüber?

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

BV141

Zitat von: Hans in 03. März 2017, 10:40:28
Kommt das so einigermaßen rüber?

Aber ja doch. Vielen Dank. Ganz ehrlich, ich habe immer wieder gedacht: teilweise schaut die Replik besser als das Original aus. Richtig geniale Arbeit, habe ich so noch nie gesehen.

(Da muss ich mich dann leicht am Kopf kratzen und frage mich so ganz nebenbei wieviele Repliken wir einfachen Museumsbesucher wohl hin und wieder unkommentiert "untergeschoben" bekommen - vielleicht nicht in D? Macht aber nix, wenn die alle so gut ausschauen, wie Deine)

wefalck

... wobei es mich wundert, daß sich eine solche Replik lohnt. Derartige Faustkeile existieren ja eigentlich zu Hunderten.

Es kommt natürlich auf das Museum an. Manche Museen scheinen voll von Repliken zu sein ...
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Hans

#21
Repliken auszustellen ist eine gängige Praxis, aus den verschiedensten Gründen. Ein sehr häufiger Grund sind zB versicherungstechnische Gründe. Die Versicherung fordert zB für ein ganz besonderes Objekt hochspezielle Vitrinen mit Glas so teuer wie ein Museumsneubau. Also wandert das Objekt in den Tresor und eine Kopie wird ausgestellt. Es gibt Kopier-Techniken, auch uralte Techniken, die sind wirklich sehr gut und man erkennt keinem Unterschied zum Original. Wir haben zB auch ein Objekt höchster Seltenheit und zeigen auch hier "nur" die Kopie.

Ein anderer Grund: Der Eigentümer der Stücke leiht sie nicht aus. Aus diversen Gründen will man sie aber trotzdem im Museum zeigen. Der hauptsächlichste Grund ist der lokale Bezug.

Natürlich gibt es jede Menge an Faustkeilen, aber aus dem fränkischen/nordbayerischen Raum haben wir keine im eigenen Bestand. Um aber trotzdem für das Paläolithikum ein fränkisches Objekt zeigen zu können, macht man eine Kopie. Vorgeschichte wird ja von vielen Menschen als "ja, gibt's...aber doch nicht bei uns. In Agypten oder so...." gesehen. Und wir betrachten es als unsere Aufgabe, den lokalen Bezug herzustellen und nicht mit dem Verweis auf "ach, Faustkeile, ja, die gibt's doch massenweise".

Ob man das Publikum darauf hinweist, ob Original oder Kopie, wird unterschiedlich gehandhabt. Und es gibt sogar ein Museum, das absichtlich und ausschließlich Repliken zeigt: Das RGZM in Mainz. Erstens ist das RGZM weltweit darauf spezialisert, Kopien zu fertigen und hat auch einen entsprechenden Ruf. Und sie machen dann halt mitunter für sich selber auch eine Kopie und stellen die auch aus. Im Prinzip ist es aber eine öffentlich zugängliche Lehrsammlung für Studenten, da sie hier die signifikantesten und die forschungsgeschichtlich am wichtigsten eingeschätzen Objekte aus ganz Europa auf einem Haufen haben, anstatt eine Tour zu machen, die ein Jahr dauert.

Ganz vergessen: Kopien verwenden wir auch oft bei Daueraustellungen, oft aus Transportgründen und eben auch aus versicherungstechnischen Gründen. Aber halt auch aus dem Grund, dass der Landwirt das Stück von seinem Acker auch kurzfristig nicht ausleihen will.

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger