Sovjet bare metal - blankes Metall?

Begonnen von Lozenge, 27. Juni 2017, 19:43:20

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Lozenge

Halle Fachleute,

Einerseits finde ich Bilder hochglänzender MiG und Sukhoi - andererseits wirken viele Museumsstücke schäbig in ihrem abblätternden alugrauen Lack.
Was ist denn nun die richtige Farbgebung. Brandneu in hochglänzend, später staubgeschriegelt matt?
Wird also irgendwann übergelackt und fertig?
Was steckt dahinter, worum geht es hier? 
Könnt Ihr mich da aufgleisen?

Ich hab hier uneten mal versucht den Prozeß anhand einige MiG-17 und einer J-6 bildlich darzustellen:


Hochglanz


Ermattet


Vergammelt


Überlackiert

Edit Wolf: Bilder entfernt wegen fehlender Quellenangabe. Wir bitten um Beachtung der Forenregeln, welche hier wiederholt nicht beachtet wurde.

Gilmore

Lozenge, eigentlich hast Du deine Frage schon selber beantwortet. Alu ist brandneu mehr oder weniger glänzend, mit dem Alter, und der Witterung ausgesetzt, wird es immer matter und grauer. Den richtigen Aluton zu treffen, ist somit nur schwer möglich bzw. Geschmacksache. Und bei Deinem letzten Beispielbild bin ich mir nicht sicher, ob die Maschine in Silbergrau überlackiert ist. Zumindest ist der Vogel nicht überall übergepönt. Es ist oft sehr schwer, an Bildern zu erkennen, ob ein Vorbild sein nacktes Metall trägt oder in einer silbergrauen Lackierung daherkommt. Wenn die verschiedenen Panels alle unterschiedliche Glanz- und Helligkeitswerte aufweisen und Wartungsdeckel noch einmal anders aussehen, ist das Flugzeug höchstwahrscheinlich nicht lackiert. Möglicherweise werden die Jets auch hin und wieder poliert, aber da will ich mich mal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

Lozenge

#2
Kasse Gilmore, danke für die tolle Antwort. Dann also wäre es möglich, über Veränderungen am Lack ein und dasselbe Flugzeug in verschiedenen Dienstaltern aufzuzeigen.(Vermutlich änderte sich die Nummer auf Grund von Umstrukturierungen auch noch.)
Das klingt doch mal gar nicht schlecht!
Ist dann die Anbringung verschiedener Unterfarben unter der Deckschicht Alu eine Lösung, um die verschiedenen Platten optisch zu separieren? Denn von oben mit einer flächendeckenden Tinte zu arbeiten klingt nicht so erfolgversprechend, wenn man es nicht mit einem Altbausatz und unversenkten Gravuren zu tun hat. (Ich denke da an die gruselige Revell MiG-25.) Weil wir ja die ganze Tinte in den Gravuren versackt, also bliebe nur ein nebeliger Überzug? Denn diese ganz einheitliche Oberfläche dürfte nur bei absolut werksneuen Maschinen vorkommen, oder nach einer erneuten Politur?
Na vielleicht kann ich mit den dezent abgesetzen Farben an den verschiedenen Blechen etwas Leben in das Unialu bringen.
Könnte ich auch zweit Seidenmatt und Hochglanzlacke in verschiedenen Verhältnissen aufbringen, um die Oberfläche in differenzierten Mattigkeiten ("Glänzigkeiten" klingt seltsam) als weiteres Trennungsmerkmal dazu nehmen könnte?
Oder wie macht ihr das so in der Praxis?

Gilmore

Also, vorausgesetzt, es handelt sich um ein Vorbild mit blankem Metall: zunächst bemale ich ganze Modell (Ohne die später anzubringenden empfindlichen Teile, wie Fahrwerk, Antennen etc.) mit einem Aluton, je nach Vorbild mehr oder weniger mit Grau versetzt. Danach wähle ich einzelne Panels aus, die einen Anstrich mit einem erhöhten oder reduzierten Grauanteil haben solllen. Dann kommen einige andere Panels dran, die wiederum einen abweichenden Ton bekommen sollen, zuletzt Wartungsdeckel noch einmal anders. Durch Beimischen von geringsten Mengen schwarz oder weiß, ggf. auch von "Burnt Iron" oder Silber bekommt man ein schön "buntes" Modell.
Wenn es sich bei dem ausgewählten Vorbild um ein in Silbergrau lackiertes Vorbild handelt, wird man das ganze Modell einheitlich im selben Ton bemalen, vlt. abgesehen von Wartungsklappen, Fahrwerkklappen, die geringfügig anders aussehen könnten.
Man kann sich sklavisch an den Vorbildfotos orientieren oder auch mehr oder weniger seine eigenen Vorstellungen und seinen eigenen Geschmack umsetzen. Mach es einfach so, wie es nach Deinem Empfinden richtig ist, niemand wird Dir ans Schienbein treten, wenn der Metallic-Ton nicht exakt dem Vorbild entspricht. Das Aussehen des Modells variiert sowieso ständig, je nachdem, wie das Licht drauffällt.
Ich verwende fast nur noch Revell Aqua-Farben. Hier einige Beispiele: http://modellboard.net/index.php?topic=58622.msg905132#new oder hier: http://modellboard.net/index.php?topic=58391.15 oder http://modellboard.net/index.php?topic=58334.0
Bei letzterem Modell hatte ich noch etwas mehr Grau verwendet, weil das Vorbild auf den Fotos auch recht stumpf aussah. Der Glanzgrad der Klarlack-Versiegelung am Schluß sollte seidenmatt sein, wobei ich je nach metallischem Glanz mehr matten oder mehr glänzenden Klarlack verwende. Hier nehme ich von Revell (Aqua) nur Glanz- und Matt-Klarlack und mische mir das so zurecht, wie ich es haben will. (Vorher auf Joghurtbecher o. ä. ausprobieren!
So, und nu mach einfach und theoretisiere nicht so rum. Wir wollen Bauberichte von Dir sehen!  :3: :D
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

Lozenge

Klasse Gilmore,

Die I-153 wird der erste Versuchsträger für die Lackierung sein.
Der nächste Schritt ist der Motor erstmal. Da sammle ich heute Abend Photos vom Vorbild und hoffe am.Freitag den.Pinsel schwingen zu können.  Der Rumpf ist dann die große herausforderung mit dem flächigen Alu...

Bin ich froh, daß ich nicht der einzige bin, der noch Revell Aqua einsetzt...

Hans

Alu zu Pinseln ist einigermassen schwierig, da eigentlich nie streifenfrei zu erreichen. Ich würde Revell Spray empfehlen.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Gilmore

Zitat von: Lozenge in 28. Juni 2017, 12:56:51



Bin ich froh, daß ich nicht der einzige bin, der noch Revell Aqua einsetzt...

Wieso noch? Früher hatte ich Humbrol- und Revell-"Stinkefarben" (lösungsmittelbasierte Farben) genutzt, was ich heute fast gar nicht mehr mache. Lange Zeit hatte ich Probleme, mit den Acrylfarben zurechtzukommen, mittlerweile habe ich aber den Bogen raus. Verdünnt mit Sidolin, klappt es jetzt ganz gut sowohl beim Pinsenl als auch mit der Airbrush. 
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

helicopterix

Da muss ich mich jetzt Gilmore anschließen. Meine Modelle sind alle mit Revell Aquacolor lackiert und ich hab keinerlei Probleme damit. Und die Verdünnung mit Sidolin macht die Sache noch bissl einfacher da die Farbe nicht ganz so schnell trocknet und es somit eine noch bessere Oberfläche gibt.
Modellbaustammtisch Nürnberg

Was könnte als nächstes kommen:
C-130H Hercules, Zvezda 1:72
Alpha Jet, Wingman Models 1:48
KC-135R Stratotanker, Roden 1:144

Lozenge

Das ist ja klasse - sagt mal wie viel Sidolin träufelt ihr denn so in ein Revell Aquatöpfchen?

Gilmore

Im Normalfall immer so viel, daß sich eine speiseölartige Konsistenz ergibt. Je nach Ausgangskonssistenz also mal mehr, mal weniger. Was mir auch an diesen Farben gefällt, ist, daß sie selbst nach nutella-artiger pastöser Konsistenz noch mit Sidolin und fleißigem Rühren zu gebrauchen ist.
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

Romeo Delta

#10
Zitat von: Lozenge in 27. Juni 2017, 19:43:20
...

Einerseits finde ich Bilder hochglänzender MiG und Sukhoi - andererseits wirken viele Museumsstücke schäbig in ihrem abblätternden alugrauen Lack.
Was ist denn nun die richtige Farbgebung. Brandneu in hochglänzend, später staubgeschriegelt matt?
Wird also irgendwann übergelackt und fertig?
Was steckt dahinter, worum geht es hier? 
Könnt Ihr mich da aufgleisen?

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Ich habe einmal einen Baubericht für einen RC Heli gelesen, in welchem man das Problem ganz anders gelöst hat. Der Heli sollte bis auf ein paar Zierstreifen nicht lackiert werden. Statt dessen wurde er komplett mit Aluminiumklebeband beschichtet, wobei die einzelnen Stücke den Panelen und Blechen des Originals nachgebildet wurden. Das Klebeband gibt es im Baumarkt und kostet nicht viel. Es ist wie dicke, feste und klebebeschichtete Alufolie auf Rollen. Es allerdings so genau zuzuschneiden und ohne Falten anzubringen ist schon etwas Arbeit. Danach hat er das Ganze noch poliert, so daß man den Heli ohne Sonnenbrille nicht mehr fliegen konnte.

In diesem Fall hat man das Aluminium also nicht nachgeahmt, sondern das Originalmaterial verwendet. Und wenn es altert, dann ist es auf jeden Fall authentisch.

Ohne Schleichwerbung machen zu wollen, so sieht das Klebeband aus: https://media.contorion.de/media/images/products/aluminiumklebeband-din-4102-b1-laenge-50m-breite-50mm-alu-folie-381202-0-_DaLl_z6-xxl.jpg

104FAN

@Romeo Delta

Die sog. Folientechnik ist im Plastikmodellbau in alter Hut (aber mit tolen Ergebnis)
Hier ein Beipiel http://modellboard.net/index.php?topic=38222.0
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"Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile" (Aristoteles)
    Das Leben ist tragisch, aber meist am Rand der Komik

Romeo Delta

Wirklich tolle Modelle!

Daran würde ich mir wohl die Zähne ausbeißen. Ich habe mich allerdings davon inspirieren lassen und versuche, auf diese Weise Details auf einem völlig glatten und langweiligen Helirumpf zu modellieren. Davon erhoffe ich mir eine Menge beim Lackieren.  Ich bin mal gespannt, was da kommt wenn endlich mal jemand was zu meinem Baubericht schreibt.