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*Fertig*Revell Schnellboot S 100

Begonnen von Murdock, 09. Dezember 2003, 22:56:49

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Murdock

Hallihallo,

vor einiger Zeit habe ich mit dem S 100 angfangen. Den meisten wird das Boot bekannt sein. Für 16 Euro bekommt man einen 140-Teile Bausatz, der durch gut detaillierte und fast gratfreie Teile überzeugt. Das Modell im Maßstab 1:72 (Länge 49 cm) ist aus dem Karton gebaut schon ein Hingucker. Von Beginn an wollte ich eine Variante vom April 45 bauen bei der die 3,7cm Flak auf dem Achterdeck gegen eine 2cm Vierlingsflak C38 ersetzt wurde.  Als Zubehör habe ich den Ätzteilesatz von WEM, das Sd. Kfz 7/1 mit C38 Vierlingsflak von Revell sowie von Miniaturas Alemany einen Flak4ling C38 mit Besatzung aus Weißmetall zugekauft.
Die verwendete Backgroundliteratur:
1.  Squardron/Signal: Schnellboot in action
2.  Sigfried Breyer: Die deutsche Kriegsmarine 35-45 Band 2
3.  Werner Müller: Die leichte und die mitlere Flak 1906-1945
4.  Harald Fock: Die deutschen chnellboote 1914-1945
5.  Marine-Arsenal Band 18: Leichte und mittlere Artillerie auf deutschen    Kriegsschiffen

Eigentlich eine unspektakuläre Geschichte, aber als ´Schnellbootfetischist`stolperte ich über immer neue kleine Fehler des Bausatzes. Ich werde versuchen, das Boot äußerlich so nah wie möglich ans Original zu bringen. Ob´s gelingt weiß ich nicht, ich kenne zwar das Boot und seine Technik recht gut, aber meine Bastelfähigkeiten sind begrenzt. Wie auch immer, ich lasse euch an meinem Versuch teilhaben und freue mich über jeden gutgemeinten Zuruf.

1. Rumpf

Zwei Halbschalen, sehr gute Paßform, lediglich die Naht am Heckspiegel mußte minimal gespachtelt und geschliffen werden. Die Ausformung der Außenbordöffnungen: Mies!

So sieht das beim Originalboot aus:





Und so beim Modell:





Ich habe die Öffnungen durchbohrt, auf den Rumpfinnenseiten dicke Gußgrate auf die Bohrungen geschweißt und dann von außen auf Nenndurchmesser aufgebohrt. Anschließend wurden die Modellwulste mit Fräse und Schleifpapier in die Originalform gebracht. Danach sah der Rumpf so aus:





Die Platte des Kühwassereinlaufs habe ich später noch dünner geschliffen. Danach  erst mal in die Ecke gelegt und mich der Vorschiff gewidmet.
















Murdock

Weiter im Programm: Das Vorschiff (Back)



Auch hier sind einige Korrekturen angesagt.  Zuerst habe ich den kalottenförmigen Wulst einschließlich der kreisförmig ausgeformten Halteplatten der Geschützreling abgeschliffen. Die richtigen Boote hatten ein flaches Holzdeck, auf dem bis zur Unterkante der Torpedorohre Aluminiumplatten genietet waren. Danach wurden die Lippklampen (Das sind die beiden äußeren Knubbel am Bug) in Form gefeilt.

Wenn jemand weiß, wie man die Nietenreihen realistisch nachbilden kann- immer raus damit. Ich habe noch keine Idee dazu.

Hauptelement der Back ist das versenkt eingebaute 20mm MG 30 (Müßte eigentlich ein C38 sein). Hier hat Revell es ich sehr einfach gemacht.  Die Originalwaffe wurde in einer Drehkranzlafette am Umfang des Brunnens geführt. Die Modelllafette beitzt lediglich eine Mittelachse, die in eine zentrische Aufnahme im Brunnenboden geklebt werden soll. Die Rohrwiege besitzt links einen Hebel, mit dem der Ladeschütze das Seitenrichten unterstützt. Bei Revell reicht der Hebel über die Brunnenkannte hinaus: Höhenrichten unmöglich. Baut man die Teile so zusammen, it der Abstand zwischen horizontalem gestelltem Rohr und dem Deck 2mm (real ca. 15cm) zu hoch. Darüberhinaus fehlt das komplette Visiergestänge, das Visier, die Bereitschaftsmunition und der Hülsenfangkorb. Diese Teile sind, mit Ausnahme des Fangkorbes, Bestandteil des WEM Ätzteilesatzes.

Revelllafette und WEM-Visiergestänge:



Beim Vergleich des Brunnens mit Originalzeichnungen ist aufgefallen, daß das Revellteil 2mm zu kurz und 4,5mm im Durchmesser zu klein war. Ich habe einen neuen Brunnen aus dem Alugehäuse eines Elko´s gebaut und wie beim Original eine kleine Luke nach achten angebracht.  



Ebenso daneben liegt Revell mit der Brunnenabdeckung. Wenn mann die Monster-Befestigungsflansche entfernt und das Bauteil um 3mm kürzt, siehts fast schon wie das Original aus.  Feinarbeiten (Schleifen, Sinkstellen spachteln) kommen später.




Gruß
Murdock  

OberstKlink

Hey geil!
Irgendwie habe ich auf diesen Baubericht gewartet! Und bisher sieht das echt gut aus, von wegen, begrenzte Bastelfähigkeit... ;)
Bin gespannt!
Grüsse

Murdock

Ich habe noch ein bischen Stoff zum Schreiben, danach baue ich erst mal weiter. Ok, jetzt gibt´s das Buggeschütz:

Die Standardbugwaffe der S100 Boote war das 2 cm MG 38 in der handbetätigten Drehkranzlafette 41. Es kamen unterschiedliche Zielerfassungssysteme zum Einsatz. Fast alle Boote waren mit einem Panthografgestänge ausgerüstet, das beim Höhenrichten den Winkel der Geschützwiege syncron auf einen Visierträger am Ende der Waffe übertrug. Auf ihm konnten verschiedene Visiere montiert werden. Dadurch mußte der Richtschütze bei großen Rohrerhöhungen nicht in die Knie gehen und konnte relativ entspannt zielen, so als wenn sein Blick dem anfliegenden Ziel folgt. Links neben dem Richtschützen saß noch ein Ladeschütze im Brunnen. Um den Brunnen herum lagerte Bereitschaftsmunition in geschraubten Blechrahmen oder - bei späten Kriegsbauten - in genagelten Holzrahmen.




Revell liefert statt des MG38 den Vorläufer MG30. Man erkennt auf dem Foto deutlich die Unterschiede. Mir aber egal, ´45 wurde eh mit allem geschossen, was verfügbar war. Auf dem Bild ist oben das C30 und unten das C38 abgebildet.




Zuerst habe ich den Brunnen neu aufgebaut. Um dem Original zu entsprechen muß der Brunnen beim Einbau unter das Vordeck achtern außen bündig an den Klebeflansch der Decksöffnung geklebt werden. Dadurch liegt seine Hochachse in Deckslängsrichtung ca. 2,5 mm vor der Drehachse der Lafette. Die Luke zeigt nach hinten. Danach habe ich in den abgesenkten Teil der Brunnenöffnung einen neuen Flansch aus 0,2mm Kupferblech mit 0,5mm Überstand eingebaut und eine neue Reling aus 0,6mm Messingdraht gebogen. Die Plastikreling war mit 1mm Durchmesser (=7,2cm im Original) zu dick. Die Reling bekam zum Schluß einen Gischtabweiser aus 02er Kupfer wie auf dem Originalbild. Deutlich zu sehen: Der Hebel, der das Höhenrichten verhindert.




Als nächstes  habe ich die Lafettenhälften zusammengeklebt und die zentrale Stange abgetrennt. Quer unter die Lafette wurde ein Messingdraht geklebt, dessen Enden sich auf dem inneren Umfang des Brunnens abstützten. Diese Strebe bekam noch zwei Abstützungen nach vorn. Jetzt sieht´s ein bischen nach einer Drehkranzlafette aus. Danach Rohrwiege, Waffe und als Krönung das WEM-Visier und die WEM-Munitionskisten testweise eingesetzt. Ergebnis: An der Wiege mußte der zusätzliche Richthebel stark gekürzt werden, die Lafette bekam eine zusätzliche  Querstrebe und das Ätzteil von WEM sah aus wie ein VW-Golf Überrollkäfig und flog raus. Stattdessen habe ich aus einer Aderendhüse, Messingdraht und Fragmenten des WEM-Teils ein neues Gestänge gelötet/geklebt, das dem Echten wesentlich mehr ähnelt. Laut WEM Bauanleitung sollen die Munitionskisten so aufgeklebt werden, das das Geschützrohr in 12 Uhr-Stellung über einer Mun-Box steht. Auf dem Ori-foto liegt das Rohr aber dazwischen. Ich weiß nicht, ob es bei allen Booten so war. Ich habe den Ring jedenfalls  um 15° gedreht (Fotokonform).  



Das olivgrüne Teil war ein erster Versuch für ein Visier (Teil einer 05er Browning-Lafette in 1:35 + WEM Fadenkreuz), ist aber wegen Realitätsferne wieder rausgeflogen, nachdem ich ein Buch über Flakvisiere fand. Auf alten
Fotos sieht man die unterschiedlichsten Zielhilfen für die 2 cm FLAK. Ich habe mich letztendlich für das Flakvisier 35 entschieden, ein elektro-optisches System. Es war seetauglich, brauchte nur einen Mann zur Bedienung und ist leicht nachzubauen. Der Richtschütze schaut in einen kleinen Kasten mit der Zieloptik und für den Ladeschützen wird ein kleines zylindrisches  Bauteil als Vorhaltewinkel-Rechendose an das Visiergestänge geklebt. Abschließend habe ich aus 04er Draht und einem Stück Nylonstrumpf einen Hülsenfangkorb gebaut. Danach ein wenig grundiert zur Probe zusammengesteckt . Die beiden Männer sind vom Airfix Schnellboot und bekommen noch stahlbehelmte Afrikakorpsköpfe aus der Grabbelkiste. Btw: Wie man sieht werden meine Torpedorohre schußbereit sein.



Gruß
Murdock  
 
   

Talisker

Einfach genial!

Wenn Du so weiter machst wird jedes Schiffsmuseum auf Dein Modell neidig sein :P
ZitatWenn jemand weiß, wie man die Nietenreihen realistisch nachbilden kann- immer raus damit. Ich habe noch keine Idee dazu.
Schau doch mal hier.
Durch Deinen Bericht habe ich richtig Lust bekommen das an meinem Modell auch noch auszuprobieren!

Servus
Talisker

Murdock

@Talisker
Genial ? Na ja. Allein an diesem Visiergestänge habe ich fast eine Woche gesessen. Und wenn Du diese kleinen Drähte zum x-ten Mal anklebst, weil die Winkel nicht stimmen und die Finger dabei so stark zittern, das selbst die erforderliche Kontaktzeit von Sekundenkleber nicht mehr darstellbar ist, fragt man sich schon wieso man sich das antut.  Danke für den Nietenlink. Sehr interessant. Ich hab´s gleich ausprobiert. Es funktioniert,aber für die kleinen Nieten eines Schnellbootes sind die Übergangsradien zu groß.  Ich glaube ich lasse das mit der Nietrei. Guck Dir das Bild mal an. Wenn ich die Nieten alle nachbilde, bin ich reif für die Klapsmühle.

...aber auf ein paar Einschußlöcher hätte ich schon Lust:D

Murdock


 

Murdock

Heute waren die Torpedorohre dran. Der Bausatz ist produktionstechnisch wirklich auf hohem Niveau, aber bei der Umsetzung zum Modell sind doch einige Fehler gemacht worden.  Der Reihe nach.

1.Vor 60 Jahren schwenkten die hinteren Rohrverschlüsse der S100 Boote nach außen. Revell zeigt sich innovativ und läßt die Verschlüsse nun nach innen schwenken.

2.Die Scharniere der Deckel der Deckel sind viel zu klobig und in der Mitte der Deckel befindet sich ein dickes rundes Teil, das in Wirklichkeit nur ein kleiner Gummipuffer war, der das Anschlagen des Deckels an die Bordwand abfederte. Der Griff zum Öffnen ist als kleines flaches Rechteck angedeutet. Ok, läßt sich spritztechnisch wohl nicht anders machen, aber ein separates Bauteil würde hier weiterhelfen.

3. Die Rohre sind 1mm zu lang-leicht zu korrigieren.

4. Der Luftdruckzylinder ist beim Original seitlich innen an die Torpedorohre geschweißt. Revell hat ihn auf dem Deck beestigt.

5. Der Ventilsteuerkasten des Modells sitzt mittig auf dem Rohr. Eigentlich müßte er etwas außermittig von der Bordwand weg sitzen.


Was tun ?
Die Scharniere der Deckels habe ich filigranisiert. Der dicke Knubbel in der Deckelmitte wurde abgeschliffen und durch ein passendes Gießaststück ersetzt.
Ein vernünftigerr Griff entstand aus 04er Draht.

Das Rohrende wurde um 1mm gekürzt, das innenliegende Schwenklager entfernt und ein neues Lager auf der gegenüberliegenden Seite angebracht.

Der auf dem Rohr sitzende Ventilkasten wurde an der Außenseite um 0,5mm gekürzt und bekam stirnseitg ein paar Rohre angeklebt.

Der Luftzylinder wurde von seiner Druckleitung `befreit`und ans Torpedorohr geklebt. Neue Leitungen entstanden danach aus Kunststoffresten.

Anschließend ein paar Drähte. 0,6mm ums Rohr gewickelt, um den letzten Segmentflansch darzustellen. 0,75mm innen in Längsrichtung + 2 Kunststofflager bilden die Mechanik zum Öffnen der vorderen Rohrverschlüsse nach.  Aus 04er habe ich dann noch die Kurbel zum Verriegeln des hinteren Deckels gebogen und die Welle für die Ladevorrichtung angeklebt.

Den Feuerhebel habe ich aus einem verunstalteten Lewis MG Griffstück und ein wenig Blech nachgebildet. Nicht ganz astrein, aber bei der Bauteigröße versagen meine dicken Finger. Als letztes bekam der seitliche Auftritt ein Stück Drahtgewebe von einem 1/24 Testarossa. Nach dem Lackieren siehts aus wie Riffelblech.
   
   

Oben : Original Revell                Unten: Original Murdock
   



Gruß

Murdock

Ben3008

Hey, das sieht bis jetzt ja richtig Klasse aus :respekt: :respekt: :respekt: !
Ich hoffe du zeigst uns mehr Bilder, wenn du weiter bist :1: .

Gruß Benjamin:winken:

Rolle

Hallo,
ich wohne zwar in Hamburg, aber mit Schiffen und Booten hab ich das nicht.
Aber an deinen Baubericht komm auch ich nicht vorbei, super beschrieben und Handwerklich hast du es wirklich drauf.Mir scheint du kennst das Boot in jedem Detail, alles wird verbessert und es sieht total echt aus. Wenn da denn mal Farbe drauf ist wird es bestimmt der Hammer. Bin mal gespannt wie es weiter geht:respekt:
Gruß aus Hamburg
Rolf Karotka
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Modellbau-Stammtisch-Hamburg.de

Talisker

Hallo Murdock,

Du bist ein wahrer Künstler! Einsame Spitze :P
ZitatUnd dann gibt es im Netz irgendwo die Snowberry eines Holländers. Der hat 10 Jahre dran gebaut, und ist immer noch nicht zufrieden.
;)
Ich hoffe daß Du bei gleichbleibender Qualität mit Deinem S 100 etwas früher fertig wirst! :D

Servus
Talisker

Murdock

Hallöle,
Eine Woche Urlaub in der Lüneburger Heide ist vorbei. Die Landschaft war jeden Tag klasse und das Panzermuseum in Munster ist bis März geschlossen. Also kurz nach Bremerhaven ins Deutsche Schiffahrtsmuseum. Sehr empfehlenswert ! Mit über 200 Fotos, davon 50 Stück von Prinz Eugen Torpedozielsäule, Schnellboot-Torpedorohr (Klasse 140  `Kranich`) und G7 Torpedo gehts gleich wieder an den Basteltisch.

@Talisker

10 Jahre an einem Bausatz ? Da drehe ich durch. Ich glaube, das schaffen nur Holländer.
 ;)

@Rolle

Ich kenne noch längst nicht jedes Detail (Werde ich vermutlich auch nie ). Dazu kommt, das die Boote im Laufe des Krieges häufig modifiziert wurden, von den Besatzungen, aufgrund von Materialengpässen oderr im Zuge der techn. Entwicklung. Viele Infos hole ich mir von  prinz eugen.com oder von meinem Schnellbootkollegen Klaus und seiner Seite schnellboot.com. Der Rest ist Bücherlesen.

@Ben

Ja klar, bald gibt´s wieder Bilder. Warscheinlich Steuerrhaus/Brücke.

Gruß
Murdock  

Murdock

Weiter geht´s. Die Seitenwände mußten geändert werden. Die Schiebetür zum Ruderhaus hat es bei S100-Booten nicht gegeben, sondern nur bei Booten der Klasse 38b.  S100-er hatten eine abgerundete Stahltür ohne Bullauge.Das Bullauge habe ich mit einem Gießast verchlossen, den ich über einer Flamme geschmolzen habe, der Rest ist Feil- und Schleifarbeit.
Die dahinterliegende Tür zur Brücke ist nur an der Außenseite ausgeformt. Das ist recht ärgerlich, da man beim fertigen Boot in die offene Brücke schauen kann. Ich habe deshalb mit Hilfe einer Schablone den Türspalt auf der Innenseite eingraviert. Die Türriegel sind aus Draht, bzw. Blechstreifen.
Rechts unten ist die Brückenfront mit dem Sockel für die Topedozielsäule zu sehen. Der Holzrost vor der Säule muß direkt auf den Brückenboden geklebt werden. Das Revellteil hat Stützen, wodurch dieses Rost viel zu hoch steht. Diese Stützen können  aber mit einem Seitenschneider leicht entfernt werden.  





Hinter der Brücke liegt der Navigationsraum. Um den Zugang offen darzustellen habe ich Brückenrückwand geöffnet und eine neue Tür aus 0.25 Kupferblech eingesetzt. Aus dem gleichen Material wurde die Treppe zum Nav-Raum gebaut.

Die Torpedozielsäule ist ebenfalls komplett montiert. Die Handräder sind übrigens nicht aus dem WEM-Ätzsatz, sondern von Eduard.


 


Die Panzerkalotte des Bootes hat 3 Luken zum Ruderhaus. Da ich 2 Luken öffne und man dann evtl. ein bischen vom Innerraum sieht, brauchte das Ruderhaus ein Innenleben. Revell hat das natürlich nicht vorgesehen, also habe ich mal wieder mit Ferrariteilen aus der Restekiste improvisiert (Ich habe halt früher fast nur Autos gebaut). Die schwarze Verkleidung war mal der Unterboden und die Steuersäule derZylinderkopf eines 308 GTS. Das Ruder stammt aus dem WEM-Satz. Aus kleinen Resten habe ich einen Maschinentelegraf zusammengeklebt.Ein Funkgerät -ebenfalls WEM- müßte eigentlich auch noch im Ruderhaus untergebracht werden, wäre aber später überhaupt nicht zu sehen. Da ich noch ein S10 von Airfix habe wird es dafür eingeplant.

   


Und so sieht´s aus, wenn man die Kajüte aufsetzt. Alle weiteren Details der Brücke werde ich später anbringen.





Gruß
Murdock

Helge

:respekt: kann man da nur sagen .........
bin schon gespannt wie das boot ausschaut wenn`s fretig ist

Helge
Wenn Du denkst es geht nicht mehr, dann .... Dann gib einfach auf!

Talisker

Hallo Murdock,

es ist schon verblüffend was man durch Scratchbau aus so einem Baukasten herausholen kann! Vor allem mit welch einfachen Mitteln bzw. Rohmaterialien Du zauberst. Das meiste davon hat den Grünen Punkt  (jetzt muß man zum S100 noch einen Ferrari-Baukasten dazukaufen... :D )
Von Deinem Baubericht kann man wirklich enorm viel lernen :P

Servus
Talisker

PS: Und Dein Bautempo ist auch nicht ohne! Bin selbst über Weihnachten/Neujahr leider modellbautechnisch etwas ausgebremst worden :2:

Murdock

Hallo Talisker,
 
normalerweise betreibe ich diesen Aufwand nicht, aber für ein zukünftiges Projekt muß ich unbedingt Erfahrungen im scratching sammeln. Ich experimentiere deshalb auch viel mit Materialien, Techniken, Klebstoffen, Farben etc. Das Vieles auf Anhieb klappt, wundert mich selbst wohl am meisten.
Das ich gerne `Abfallbauteile`verwende, hat drei Gründe:

1. Unwissenheit. Wenn ich keinem sage, das die Steuersäule ein 1/24 Zylinderkopf ist, merkt´s auch keiner.

2. Faulheit. Der nächste Laden, in dem ich z.B. Polystyrolplatten bekomme ist 20km entfernt. Ich habe keine Lust dahinzufahren.

3. Geiz. Ich bin einfach nicht bereit horrende Summen für schlecht passendes Aftermarket-Zubehör auszugeben.


Mein Bautempo. na ja, sooo überragend ist es eigentlich nicht. Die Seitenwände habe ich schon letzte Woche geändert, der Navi-Raum war weitestgehend vorbereitet. Gestern habe ich also bloß das Ruderhaus gebaut, geklebt, gespachtelt und lackiert.  Ich nehme oft Sekundenkleber und wasserlöslichen Acryllack (ist nach 5min trocken). Dann kann man schon zügig durcharbeiten.

Viele Grüße
Murdock

       

Murdock

Wie bereits erwähnt, werde ich das Boot mit geöffneten Torpedorohren bauen, und hatte auch schon mal die geschlossenen Lukendeckel aufgefräst. Da das Ergebnis absolut unbefriedigend war (linke Seite), habe ich neue Rohre gebaut. Der Verschlußkopf wird erstmal - mit Ausnahme der seitlichen Deckelarretierungen- komplett entfernt und eine Öffnung in den Rumpf gefeilbohrt.



Als nächstes habe ich aus meinem neuen Lieblingsmaterial (0,24mm Kupferbech) eine 50x29mm Platte geschnitten und zu einem Rohr verarbeitet.

 

Dieses leidlich runde Rohr wird danach zuerst im Schraubstock und anschließend mit einer Flachzange zum Oval verbogen und zusammengelötet. Sinnvollerweise liegt die Naht im abgeflachten Bereich, der nach dem Einbau in den Rumpf innen liegt und somit ùnsichtbar`wird.
Danach wird die Mündung in einem 45° Winkel abgesägt und die Lötnaht plangefeilt. Fertich ist das Rohr.

 

Zum Schluß habe ich die beiden Rohre  mit Sekundenkleber und mit Heißkleber im Rumpf befestigt. Der Rest war spachteln-schleifen, spachteln-schleifen, spacht...
Bei der Gelegenheit wurde auch gleich das Vordeck eingebaut.  Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Aussehen und Wandstärke entsprechen den Originalbooten, von der Naht ist nix zu erkennen und alle Revell-Anbauteile passen.

 


Als nächstes habe ich dann mit dem Antrieb angefangen. Die gute Nachricht: Die Drehrichtung der Propeller stimmt. Die schlechte: Die Form der Schrauben ist hundsmiserabel. Sie sehen aus wie Meßturbinen in Durchflußmeßgeräten. Um die Form einigermaßen hinzubekommen habe ich jeden Flügel über einer Lötkolbenspitze erwärmt und mit den Fingern in Form gebogen. Zum Abkühlen der Finger hat sich dabei eine kalte Flasche Bier bewährt *lecker*.  Nach dem Schleifen sehen sie zumindest brauchbar aus. Auf dem Bild ist die links die gebogene Steuerbordschraube und rechts die unbearbeitete Mittschiffsschraube zu sehen.

 


:winken:  Murdock


FlyingCircus

Mannnnnn Murdock,

Du legst die Meßlatte ja ganz schon hoch.  8o :rolleyes:

Wenn man das alles so sieht kann man den Bausatz gar nicht mehr einfach so aus dem Kasten bauen. :7:

Dein Baubericht ist einfach super und man kann an einigen Stellen deines Berichtes einfach nur immer wieder diesen Smilie ziehen. :respekt:

Ich bin schon richtig gespannt, wie das fertiges Modell aussieht.  :1: :winken:

,,Ich weiß, dass Sie glauben, Sie wüssten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte." Alan Greenspan

Talisker

Hallo Murdock,

schau mal bei Steelnavy, da gibts es ein ein sehr gelungenes Diorama mit dem S100 zu bewundern.
Ich finde die Szene mit dem schlammigen Wasser und den veralgten Pfählen sehr originell.
Das Schnellboot selbst übertrumpfst Du natürlich locker :P

Servus
Talisker

Wolf

wenn ich sage daß ich beeindruckt bin, dann ist das eher untertrieben.
Interessanter Nebeneffekt: Auf Hyperscale gibt es ein S-100 von Chris Wauchop zu sehen..... sicherlich toll lackiert, aber wenn man weiß was man alles verbessern kann und das mit diesem Bericht vergleicht verliert es doch ein wenig an Glanz. Lackierung ist eben nicht alles....Bin gespannt wie es weitergeht.  :P
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Corto

Hallo,
was sind den das auf dem SteelNavy Diorama für Figuren in 1:72?



Oder sind die Figuren beim Bausatz dabei?

@Murdock
ich staune Bauklötze. Du betreibst Modellbau auf hohem Niveau. Macht Spaß das hier zu lesen und zu sehen. Bin gespannt wie es weitergeht.


Ben3008

Hossa Murdock,
das sieht echt Klasse aus und wird immer besser!!
Mach weiter so!

Gruß Benjamin :winken:

Murdock

@Wolf
Das Boot von Chris ist fantastisch lackiert. Ich würde den Anstrich nicht unterbewerten. Letztendlich steht und fällt die Originalität und Natürlichkeit mit der Bemalung. Da spielt es auch keine Rolle mehr, ob Torpedoluken falsch herum angeschlagen sind oder ob eine Reling ´nen Millimeter zu dick ist. Das erkennen eh die wenigsten.

@Corto

Ich weiß nicht was das für Figuren sind, vermutlich Preiser. Beim Bausatz sind jedenfalls keine dabei. Grundsätzlich ist es nicht leicht 1/72 Marinepersonal zu bekommen. Es gibt bei hp-Models eine U-Boot-Tuppe (Teuer). hp hatte auch mal zwei S-Boot-Besatzungen. Die sind aber aus dem Programm genommen. Möglicherweise gabs da rechtliche Probleme, die waren nämlich von anderen Bausätzen abgeformt (z.B. Tamiya-Perkasa Schnellboot). Man kann sich ganz gut mit Luftwaffenpersonal behelfen. Ich selbst mache es wie hp. Da ich eine ganze Menge 1/72 Boote habe, forme ich die Figuren in Silikon ab, gieße Kopien in Zinn und tausche nach Gusto Köpfe, Arme, Oberkörper ( You can call me Frankenstein :D ). Die Zinnfiguren haben dazu noch den Vorteil, das man sie biegen kann. So sind mit ein und derselben Figur viele verschiedene Körperhaltungen möglich.


Neues vom Boot

Zwischenzeitlich habe ich mich mit der gepanzerten Kalotte beschäftigt, dem Haupterkennungsmerkmal der S100-Klasse. Als erstes ist mir eine Gießformnaht an der Brückenpanzerung aufgefallen, die es nicht gab. Da die Brückenpanzerung des Modells sowiso zu dick ist, kann man das mit einer Feile korrigien.



Da das Bauteil überall die gleiche Dicke hat, sind natürlich auch die Panzerplatten zu dick. Als nächstes wurden deshalb auch ich die hinteren Platten dünner gefeilt, bis sie dem Original entsprachen.



Genauso bin ich mit der Seitenteilen der Steuermannluke verfahren (alles zu dick bei Revell). Die Backbordluke habe ich komplett entfernt. Siewird später offen dargestellt. Die Steuerbordluke habe ich abgefeilt und durch das präzisere WEM-Teil ersetzt. Das dabei einer der Antennenfüße abbrach war unerheblich. Die sind nämlich - genau-  zu dick und werden eh ausgetauscht.




Die Brückenpanzerung der Boote ist unterschiedlich dick gewesen. Die Seitenwände waren aus genieteten 12mm Aluminiumplatten oder Stahlplatten hergestellt (da gibt es unterschiedliche Angaben), die Front über dem Ruderhaus bestand aus geschweißten 10mm Stahlplatten (Wotan-hart).  Die Brüstungspanzerung war 12mm Wotan hart, genietet. Auf //www.prinz-eugen.com kann man den Materialmix sehr schön an einem ausgebrannten Boot sehen.

 

Hier habe ich mir mal aufgemalt, wo welches Material/Panzerdicke sitzt und wie die Nietverläufe sind. 10mm Material ist blau, 12mm Material ist rot. 10 und 12mm Panzerung war entlang des Ruderhauses einreihig vernietet (blaue Linien), der Rest (rote Linien) war meist zweireihig genietet. Nach langem Überlegen, habe ich mich also doch entschlossen, die Vernietung des Bootes darzustellen. Obwohl Ich viel herumprobiert habe,  fand ich keine Technik wirklichkeitsgetreue Nieten darzustellen. Letzendlich habe ich sie einfach mit einer Nadel ins Material gedückt. Das ergibt eine ganz ansehnliche Randaufwerfung, aber die Löcher stören halt. Vielleicht kann ich sie noch mit Farbe auffüllen. Über Statements,Tips und Kommentare und eigene Erfahrungen hierzu würde ich mich sehr freuen.



Zu guter letzt habe ich die Mittschiffsluke nach innen erweitert und testweise auf die Kajüte gesetzt. Durch die Luken kann man vom Ruderstand absolut nichts sehen. Ich werde ihn deshalb wieder entfernen und wie das Funkgerät irgendwann ins  Airfix S10 einbauen.





:winken: Murdock

Wolf

Die Qualität der Lackierung von Chris steht natürlich außer Frage, aber es ist dennoch beruhigend zu sehen daß solche Lackierkünstler eben auch nicht alles können....
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

Murdock

Ich habe meine Autos repariert, um den Erhalt meiner Abteilungen gekämpft, meinem Bruder beim Hausbau unterstützt usw. und deshalb nur sehr wenig Zeit fürs Schnellboot gehabt. Aus dem Gröbsten bin ich aber raus, und jetzt gehts hier weiter.

Weil ich die Panzerkalotte dünner geschliffen habe war bei der Hochzeit mit dem Ruderhaus mal wieder Spachtelarbeit erforderlich. Für das anschließende Schleifen mußte ich wieder eie Reihe von Spezialwerkzeugen und Schabern anfertigen um in der verwinkelten Konstuktion arbeiten zu können.





Danach wollte ich mal was einfaches machen: Ã,,tzteile kleben. Zuerst habe ich mir die Rauchtöpfe vorgenommen. 2 Stück pro Boot waren Kriegsmarinestandard. Die Kollegen aus Bünde haben einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis folgend 4 Stück vorgesehen. Da die Füße auf dem Achterdeck angegossen sind, habe ich die beiden Inneren abgeschliffen. Dieser Schleifaktion fielen auch gleich die angegossenen Rauchbojen auf dem Achterdeckshaus zum Opfer. Als nächstes habe ich die Plastikgriffe an den Rauchgeneratoren durch PE-Teile ersetzt, das PE-Stellrad montiert und das fertige Teil mit einem Originalfoto verglichen. Resultat: Rauchgeneratoren haben kein 50cm Stellrad sondern einen Kleinen Ventilkopf. PE-Teil wieder runter, aus dem Bodenstück einer Zinn-Oerlikon einen Ventilkopf gebastelt, ein paar Drähte als Rohrersatz gezogen und den ganzen Semmel grundiert.  Es war ncht einfach meiner Frau verständlich zu machen, wie man sich 5 Stunden mit zwei 8mm hohen Plastikteilen beschäftigen kann.




Bei den Lüftern war ich dann wieder schlauer: Erst Foto gucken, dann Modell bauen. In Kurzform: Lüftersockel auf dem Bootsdeck abschleifen ( gab es im Original nicht) , jeden Lüfter ca 1 cm von der Unterseite entfernt um ca 10° nach außen knicken (war so beim Original), die beiden rechteckigen Angüsse links und rechts am Lüfterkopf abschneiden (sollen wohl stilisierte Griffe zum Drehen des Kopfes sein) und durch Drahtbügel erstzen. Zum Schluß PE-Lüfterjalousie ankleben - fertig und paßt.




Um auf das Vordeck zu kommen liegen dem Bausatz kleine Niedergänge bei. Really nice but not real life.  Auf all meinen Fotos sehe ich dort Stahlleitern. Außerdem fehlt eine Stützwand des Kalottpanzers hinter den Torpedorohren. Also mal wieder Selbstbau aus 0,5mm Messingdraht und 0,1mm Sheet.



Bei der Testmontage des Ruderhauses auf den Rumpf wurde ein 2mm Spalt im Frontbereich sichtbar (Wieso wird eigentlich die Passgenauigkeit des Bausatzes so häufig gelobt?). Mit einem Stück 01er Plastiksheet beplankt, war die Angelegenheit schnell behoben.





Soviel für heute. Morgen schreibe ich ein paar Sätze über die Vierlingsflak, die ich anstelle der 37mm Kanone einbaue.


:winken: Murdock


 

Talisker

Hi Murdock,

:9: endlich gehts wieder weiter :9:
Und einmal mehr erweist Du Dich als Meister des Scratchbaus.
Das animiert und motiviert einen es auch mal selber zu versuchen.

Das mit der Arbeit kann ich derzeit sehr gut nachvollziehen :5:
Das Wasser steht mir schon lange nicht mehr bis zum Hals.
Noch ist mein Schnorchel aber so lang daß er bis zur Wasseroberfläche
reicht...

Servus
Talisker