Eine Mikro-Fräsmaschine von Lorch, die es nie gab ...

Begonnen von wefalck, 14. April 2016, 17:24:29

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Skyfox

Ganz wunderbare, feinstmechanische Arbeiten, die Du hier zeigst  :P
(und auch wenn ich von den Fachbegrifflichkeiten nur rund die Hälfte bis ein Drittel verstehe, sehr anschaulich erklärt.
Was man mal nicht versteht, kann man ja Nachschlagen ;))
Das ist Handwerkskunst vom Feinsten – solche Fertigkeiten sieht man selten.

Danke für's zeigen
:V:
Skyfox
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

bughunter

Dem kann ich nur zustimmen, und die präzise, saubere Fertigung beeindruckt immer wieder :P

Bin schon auf die fertige Maschine gespannt!

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

wefalck

 Danke  :V:

******************

Der gravierte Skalenring wurde dann in einer speziellen Vorrichtung aufgenommen, die ich schon vor Jahren angefertigt hatte und die es erlaubt, auf einer um 45° geneigten Fläche Zahlen einzuschlagen. Danach wurde der Skalenring wieder auf den Drehdorn aufgezogen – die exakte Position war vorher markiert worden, um den Rundlauf sicherzustellen. Der Ring wurde sodann ganz leicht überdreht, um den Grat zu entfernen, den das Gravieren und Stempeln aufgeworfen hatte. Die Gravuren und Stempelungen erscheinen nur klar, sauber und sehr fein.


Vorrichtung zum Stempeln von Zahlen auf geneigten Flächen


Verputzen des gravierten Skalenrings

Wie beim Skalenring für die y-Achse wurde auch hier ein dafür stehengelassener Rand mit einer konvexen Rändrierung versehen. Das konkave Rändelwerkzeug wurde weiter oben schon beschrieben.




Der Griffring wird mit einer konvexen Rändrierung versehen

Die Gravuren wurden mit schwarzer Farbe ausgefüllt und die Scheibe mit feinstem Naßschliffpapier leicht übergeschliffen, so daß scharfe, schwarze Linien und Zahlen auf einer satinierten Messingoberfläche zurückbleiben.


Der fertige Skalenring unterscheidet sich nur wenig von den Lorch-Originalen

Zum Schluß wurde der Kreuzschlitten unter Verwendung des neuen Skalenrings wieder zusammengebaut.


Zusammengesetzter Kreuzschlitten


Fortsetzung folgt ....
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wefalck

Ich hatte mir schon vor einiger Zeit über die bekannten chinesischen Kanäle einen günstigen 12V-Motor besorgt der nominal bei dieser Spannung mit 3000 Upm laufen soll. In Anbetracht der Länge von 71 mm und des Durchmessers von 51 mm sowie der 8 mm-Motorwelle ging ich davon aus, daß er ein adäquates Drehmoment entwickeln würde. Zuverlässige Motordaten für diese chinesischen Massenprodukte sind nicht leicht in Erfahrung zu bringen und die Angaben der Internet-Seite war recht kryptisch. Die Motorhalterung verursachte mir dann allerdings etwas Kopfzerbrechen. Ursprünglich wollte ich eine Motor-Spindel-Einheit haben, so wie ich sie für den Supportschleifer der Drehbank gebaut habe.


Motor-Spindel-Einheit des Drehbank-Supportschleifers

Leider stellte sich aber heraus daß der große Motor mit dem Kreuzschlitten in Kollision geraten wäre, wenn der y-Schlitten ganz nach vorne gefahren wird. Ich hätte den Arm der Motorhalterung verlängern können, hatte aber Bedenken wegen der Schwingungen, die ein entsprechend langer Arm übertragen würde. Eine weiter Option wäre gewesen, den Motor über Kopf in der Mitte des y-Schlittens zu positionieren. Bei dieser Variante wäre aber der Schwerpunkt der gesamten Maschine über Gebühr nach oben gewandert und der möglicherweise schwingende Motor würde diese Vibrationen auf die Maschine übertragen. Ich habe mich schließlich für einen einfachen Motorträger entschieden, der auf die Verlängerung des y-Schlittens geschraubt wird, wozu die entsprechenden Besfestigungschrauben durch längere ersetzt wurden.


Motorhalterung

Uhrmacherdrehbänke und die zugehörigen Schleifspindeln sind für Drehzahlen so um die 4000 bis 5000 Upm konzipiert. Daher wäre eine leichte Übersetzung der Motordrehzahl durchaus annehmbar. Da wegen der Geometrie der Motorhalterung ein Nachspannen des Antriebsriemens nicht möglich ist, wurde die Riemenscheibe des Motors diejenige der Schleifspindel genau kopiert, wird aber am Motor gewissermaßne über Kopf eingebaut. Diese Anordung erlaubt den Wechsel von einer leichten Übersetzung (1:1,4) zu einer leichten Untersetzung (1:0,7) ohne, daß sich die Riemenlänge ändert. Hauptsächlich erfolgt aber die Drehzahlregelung durch die Elektronik des Eigenbau-Netzgerätes.
Die Riemenscheibe hat eine 75° V-Nut für 3 mm-Rundriemen. Eine V-Nut kann entweder durch eine Winkelverstellung des Oberschlittens drehen oder mit Hilfe eine Formstahls. Ich habe mir eigens einen entsprechenden Spitzstahl mit einer Winkellehre angeschliffen. Die beiden V-Nuten wurden schrittweise von links und rechts her eingestochen, da ein Vollschnitt praktisch nicht möglich gewesen wäre. Um die Konzentrizität zwischen der Bohrung und den V-Nuten sicherzustellen, wurde an ein Stück Rundstahl aus Ausgangsmaterial zunächst der Ansatz angedreht, in dem später die Madenschraube zur Sicherung auf der Motorwelle sitzen wird. Der Rohling wurde dann umgekehrt aufgespannt und zunächst die 8 mm-Bohrung gebohrt und gerieben. Zum Einstechen der V-Nuten wurde der Rohling mit einer Mitlaufenden Körnerspitze unterstützt.






Die einzelnen Schritte der Herstellung der Riemenscheibe


Die fertige Riemenscheibe


Schleifspindel und Motorriemenscheibe.

Fortsetzung folgt ...
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MauzeTung

#29
Hallo Wefalck,

auch wenn ich wie so manch anderer hier im Thread aufgrund meiner laienhaften Unkenntnis bei einigen Fachbegriffen erstmal (höchst interessiert!!!) nachschauen muß, bin ich absolut begeistert von Deinem detailiert beschriebenen Vorhaben und Deinen bemerkenswert hervorragenden Fähigkeiten!

Ich weiß, es steckt unwahrscheinlich viel Arbeit in Form von Zeit und Mühe in Deinem toll beschriebenen und sehr ausführlichen Bericht, aber mach das bitte unbedingt weiter, es macht unheimlich viel Spaß und es ist hochinteressant, diesen zu lesen!

Viele Grüße und vielen Dank dafür, dass Du uns an Deinem Projekt teilhaben lässt!  :1: :1: :1:
Marc

pixar1744

Servus,

du hast eine Präzision drauf  :klatsch: alle Achtung. Man muss aber auch sagen, dass du auch sehr feine Maschinen hast, um alles so zu bearbeiten wie in einer Uhrenfabrik. Ich Baue meine Werkzeuge alle auch selbst obwohl es manchmal oft sehr mühsam ist das ganze nur mit Feile Akkubohrmaschine und Micromot zu bearbeiten. und auch die Qualität ist jetzt nicht mit dieser hier zu vergleichen (geschweige den die Präzision ). Da kann ich nur von träumen  :10: :10: (verdammt ich muss mir endlich ne Drehmaschine zulegen)
Da bei  mir demnächst ein paar feine Dreharbeiten anstehen, würde ich dich gerne für mein aktuelles Projekt gewinnen :D :D

Beste Grüße
Seb

wefalck

Danke für die Blumen  :1:. Leider ist meine Hobby-Zeit ziemlich knapp bemessen und die möchte ich gerne für eigene Arbeiten verwenden. Ich bitte daher um Verständnis, daß ich keine Auftragsarbeiten annehmen kann.

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Nachdem nun die meisten spanenden Bearbeitungsschritte erledigt sind, habe ich mich - zwischen diversen Reisen - mit dem 'Finish' beschäftigt. Ich hätte es vorgezogen, die Teile in ihrem originalen, vernickelten Kleid zu belassen. Leider löste sich aber die Vernickelung bei diversen Teilen, vorallem auch dem Fuß, in großen Schuppen. Daneben passen die Farben der vernickelten Teile mit denen aus blankem Stahl bzw. blankem Aluminium nicht zusammen. Ich habe daher die entsprechenden Teile in meinem bevorzugten Farbton, RAL 6007 (flaschengrün) gespritzt.


Abgeklebt


Grundiert


Gespritzt

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bughunter

 :P
Was für eine Grundierung hast Du benutzt? Habe manchmal Probleme mit Haftung auf blankem Metall ...

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

wefalck

... ich auch, trotz Entfetten mit Aceton. Besonders Aluminium ist problematisch (was mit dessen chemischen Eigenschaften zu tun hat).

Ich habe 'duplicolor Haftgrund' aus der Sprühdose verwendet.
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wefalck

Die Lorch, Schmidt & Co.-Frässpindel wurde nun zerlegt, gründlich genereigt und nach dem Zusammenbau gut geölt. Ich habe dabei die geschlitzten Madenschrauben, die die Riemenscheibe klemmen. durch solche mit Inbus ersetzt. Nicht stilecht, aber funktioneller.


Zerlegte Frässpindel

Diese Frässpindeln sind eigentlich für den horizontalen Betrieb gedacht und habe deswegen nur eine einfache Ölbohrung, die auch keinen Verschluß besitzt. Um sicherzustellen, daß das obere Spindellager ausreichend mit Öl versorgt wird, habe ich einen Öler fabriziert, der bis in die Höhe dieses Lagers reicht.
Ein Stück 4 mm-Rundmessing wurde auf Pressitz in die Ölbohrung abgedreht.






Die einzelnen Schritte zur Herstellung des Ölers

Von einer Seite wurde eine 1 mm-Bohrung angebracht und von der anderen Seite eine 3 mm-Bohrung. Das entstandene Rohr wurde in einem Winkel von 45° durchgesägt und die beiden Teile zu einem 90°-Knie hartverlötet. Aus einem kurzen Stück Rundmessing wurde eine Verschlußkappe gedreht. Weil das konvexe Rändrieren so schön ging, habe ich die Kappe mit einem entsprechenden Rändelrand versehen.


Der fertige Öler


Wiederzusammengesetzte Fräspindel mit dem neuen Öler

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MauzeTung


wefalck

Danke  :winken:

*************

Das Anzugrohr der Frässpindel fehlte, so daß ich ein neues aus einem Rundrohr von 8 mm Außen- und 5 mm Innendurchmesser anfertigen mußte. Auf einer Seite wurde das Spannzangengewinde mit 5,1 mm Durchmesser und 36 Gang pro Zoll Steigung eingeschnitten, wofür ich glücklicherweise einen Gewindebohrer besitze. Das andere Ende wurde mit einer Riffelung versehen, um eine kraftschlüssige Verbindung mit dem Handrad herszustellen. Dazu wurde ein Spitzstahl um 90° gedreht in den Stahlhalter der Drehbank eingespannt und damit die Riefen gestoßen. Freundlicherweise sind ja die Riemenscheiben der Uhrmacherdrehbänke für derartige Teilarbeiten mit entsprechenden Bohrungen versehen und haben einen Indexhebel.




Riffeln des Zugrohres

Die originalen Handräder der Zugrohre waren aus schwarzem oder dunkel-rotbraunem Bakelit gefertigt. Leider ist diese Material heutzutage nur schwer in Stangenform oder Platten von ausreichender Dicke zu beschaffen. Ich mußte daher auf schwarzes POM-Stangenmaterial zurückgreifen. Da es zu umständlich war, den Radiusdrehapparat zum Drehen des torusförmigen Randes des Handrades einzurichten, habe ich diesen mit Freihand-Drehstählen geformt. POM ist ziemlich weich und von Hand nicht so einfach riefenfrei zu drehen. Das Handrad wurde daher mit einer feinen Feile und Stahlwolle fertigbearbeitet. Es wurde dann lose in ein Dreibackenfutter aufgenommen und das Zugrohr, das mit einer Spannzange gespannt wurde, mit Hilfe des Hebelreitstockes eingepreßt.


Drehen des Handrades aus POM




Das fertige Zugrohr neben einem originalen

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wefalck

So, nachdem ich die letzen drei Wochen kaum einmal drei Tage am Stück zu Hause war - dauernd geschäftlich unterwegs - gut für's Geschäft, aber nicht so gut für's Privatleben und auch die Hobbies, gibt es mal wieder ein paar Kleinigkeiten. Irgendwie habe ich es geschafft, hier und da mal ein oder zwei Stunden in der Werkstatt zu verbringen - man braucht das zum Entspannen.

Wie im ersten Beitrag gesagt, wird die Maschine mit einer fünften Bearbeitungsachse für Teil- und Rundfräsarbeiten ausgestattet werden. Vor etlichen Jahren hatte ich für meine 6 mm-Drehmaschine aus einer alten Lorch, Schmidt & Co.-Schleifspindel einen (indirekten) Teilkopf fabriziert. Dieser wird anstatt des Stahlhalters auf dem Kreuzschlitten installiert. Dadurch, daß ich inzwischen eine Fräsmaschine und dafür eine größere Teileinrichtung gebaut habe, ist dieser Teilkopf inzwischen weitgehend redundant geworden.


Indirekt-Teilkopf der vor einigen Jahren fabriziert wurde

Diese 6 mm-Schleifspindeln sollten nach Vorstellung der Hersteller mit dem Stichelhaus der Drehbank auf dem Kreuzschlitten befestigt werden. Während das die Anzahl der Zubehörteile zur Drehbank reduziert, ist es doch irgendwie eine provisorische Lösung. Darüberhinaus verursacht das bei vertikalen Einsatz des Kreuzschlittens auf der Fräsmachine Probleme. Es muß nämlich die Position des Schleifspindel in der T-Nut und ihr Winkel gegenüber den Bewegungsachsen des Kreuzschlittens gleichzeichtig festgelegt werden. Zuviele gleichzeitige Freiheitsgrade.


Einzelteile des Befestigungsbolzens

Daher habe ich aus einer handelsüblichen M6-Sechskantschraube einen Befestigungsbolzen fabriziert. Die Köpfe dieser Schrauben passen genau in die T-Nut und müssen nur noch dünner gedreht werden. Über den Bolzen wird eine Hülse mit einem M6-Gewinde geschraubt, die den Bolzen in der T-Nut festlegt. Der Außendurchmesser der Hülse entspricht genau der Weite des Schlitzes in der Schleifeinrichtung.


Teilkopf auf der Mikrofräsmaschine montiert

Nun kann der Teilkopf um diesen Bolzen gedreht werden, ohne daß dieser sich in der T-Nut auf und ab bewegt. Der Teilkopf selbst wird mit einer handelsüblichen M6-Hutmutter geklemmt, allerdings einer hübschen polierten aus Edelstahl. Die Kraft wird mit einer dicken Unterlegscheibe übertragen. Diese wurde aus einer wiederum handelsüblichen Karosseriescheibe hergestellt, die auf der Drehbank abgedreht und schön poliert wurde, um meinem ästhetischen Empfinden Genüge zu tun.


Teilkopf auf der Mikrofräsmaschine montiert

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wefalck

Die verschiedenen rotierenden Spindeln, wie Spindelstock oder Schleifspindeln, einer Uhrmacherdrehbank haben Staubschutzringe aus gedrehtem und rändriertem Messing. Diese Ringe sollen verhindern das Verschmutzungen in die Lager eindringen. Bei der Schleifspindel, die zu einem Teilkopf umgebaut worden war fehlte dieser Staubschutzring. Ein Ersatz wurde daher aus einem Stück Rundmessing hergestellt. Nachdem das abgelängte Stück auf beiden Seiten plangedreht worden war, wurde mittig eine 5 mm eingebracht, damit der Rohling in einem entsprechenden Aufnahmeschaft gespannt werden konnte. Die Außenseite wurde auf Maß gedreht, wobei ein Ring für die Rändrierung stehen gelassen wurde. Die Rändrierung wurde sodann mit dem selbstgefertigten konkaven Rändelrädchen angebracht. Das soweit bearbeitete Teil wurde dann wieder im Dreibackenfutter gespannt und der innere Durchmesser auf Maß ausgedreht. Das Originalteil hat innen einen schrägen Absatz, weswegen ein entsprechender Ausdrehstahl verwendet wurde. Das vordere Ende des Ringes hat eine konkave Eindrehung, die mit einem Formstahl hergestellt wurde,










Die verschiedenen Schritte zur Herstellung eines Staubschutzringes


Originaler Staubschutzring (rechts) und Kopie (links)


Staubschutzringe – oben Original, unten Kopie

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Peter76


wefalck

Danke !

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Vor einigen Jahren hatte ich einen Mikroschraubstock mit 10 mm Backenweite gebaut, der in einer Spannzange gehalten werden kann, z.B. in der vertikalen Spannzangeneinrichtung für die Wolf, Jahn & Co.-Fräsmaschine. Der Befestigungszapfen hat einen Durchmesser von 5 mm, damit er auch in die größte reguläre Spannzange der 6 mm-Drehbank paßt.


Eigenbau-Mikroschraubstock

Auf diese Weise kann der Schraubstock auch in den Teilkopf aufgenommen. Das ist allerdings nicht immer bequem, weswegen ein spezieller Halter aus einem kleinen Stahlstück fabriziert wurde.








Schritte in der Herstellung des Halters für den Mikroschraubstock

Der Halter kann um den Befestigungsbolzen gedreht werden, während der Schraubstock selbst um seinen Befestigungszapfen gedreht werden kann. Damit und mit der Neigbarkeit des Schraubstockes ergeben sich fast beliebige Möglichkeiten der Ausrichtung gegenüber der Fräserachse.


Einzelteile des Halters für den Mikroschraubstock


Halter und Mikroschraubstock






Beispiele für die Einstellmöglichkeiten des Mikroschraubstocks

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matz

Ich muß alles zweimal lesen bevor ich halbwegs kapier wie es funktoniert. Aber dann. Wirklich tolle Feinmechanik  :P :P :P
Natürlich gibt's da noch Fragen  :woist: : z.B wie fertigt man konkave Rändelrädchen selbst, oder wo kann man sowas nachlesen. Bin da generell an Literatur zu dem sehr speziellen Thema interessiert. Gibt's sowas wie Standardliteratur ?

matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

wefalck

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matz

Sorry, wer lesen kann ist klar im Vorteil  :D
Bleibt die Frage nach "Standardliteratur" zum Einlesen zum Thema "Antique Watchmaking Machinery". Gibts da was brauchbares für "Dummys". z.B aus der Uhrmacherausbildung u.ä. ?

Weihnachtliche Grüße,
matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

wefalck

Uhrmacher und Feinmechaniker haben etwas unterschiedliche Arbeitstechniken - hier handelt es sicher eher um handwerkliche Techniken der Feinmechanik, auch wenn die Maschinen und Werkzeuge im wesentlichen die gleichen sind.

Hier ein paar Titel aus meiner virtuellen und realen Bibliothek:

ABBOTT, H.G. (1898): Abbott's American Watchmaker and Jeweler. An Encyclopedia for the Horologist, Jeweller, Gold and Silver Smith.- p., Chicago (G.K. Hazlitt & Co.).

ANONYM (1996): Graduating, Engraving, and Etching (1921).- 62 S. (reprint Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

ANONYM (1998): Machine Tool Adjustment - Machinery's Industrial Secrets (Selected Articles from Machinery Magazine).- 48 S., (reprint Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

ANONYM (1998): Lathe Notes Volume One - Machinery's Industrial Secrets (Selected Articles from Machinery Magazine).- 48 S., (reprint Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

ANONYM (1999): Lathe Notes Volume Two - Machinery's Industrial Secrets (Selected Articles from Machinery Magazine).- 48 S. (reprint Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

ANONYM (1999): Chucks Review & Restoration.- 48 S. (reprint Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

ANONYM (1999): Precision Lead Screws, Gears, and Pantographs.- 48 S. (reprint Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

ANONYM (1999): Bench Lathe Manufacture and Hand Scraping.- 48 S. (reprint Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

ANONYM (2000): Lathe Notes Vol. 3.- 48 S. (reprint Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

ARBEITER, F. (1994): Besseres Drehen und Fräsen – Werkzeuge und Tips.- 160 S., Villingen-Schwenningen (Neckar-Verlag).

BÖCKLE, O., BRAUNS, W. (1951): Lehrbuch für das Uhrmacherhandwerk Bd. I.- 296 S. Halle/Saale (Verlag von Wilhelm Knapp).

BRADLEY, I. (1974): The Amateur's Workshop.- 265 S., Hemel Hempstead, Herts. (Model & Allied Publications).

BRUINS, D., SÜNKLER, H. (1952): Fertigungskunde für metallverarb. Berufe, 2: Arbeiten auf Werkzeugmaschinen.- 172 S., Essen (Verlag W. Girardet).

CAMPIN, F. (1863): The Practice of Hand-Turning in Wood, Ivory, Shell etc. With Instructions for Turning Such Works in Metal as May Be Required in the Practice of Turning in Wood, Ivory, etc. Also, an Appendix on Ornamental Turning. A Book for Beginners.- 304 p., London (E. & F.N. Spon).

CARLÉ, D. DE (19854): The Watchmakers and Model Engineer's Lathe – A User's Manual.- 193 S., London (Robert Hale).

DONAUER, E. (1922): Unsere modernen Drehstühle und ihre Anwendung: Einige praktische Winke für ihre Anschaffung und ihren Gebrauch.- 56 p., (Verlag d. Dt. Uhrmacher-Zeitung).

EICHHARDT, J. (1990): Teilvorrichtung, Teil 1.- Modellbau Heute, 3/90: 12-5.

EICHHARDT, J. (1990): Teilvorrichtung, Teil 2.- Modellbau Heute, 4/90: 9-11.

EICHHARDT, J. (1990): Schlagzahnfräsen, Teil 1.- Modellbau Heute, 12/90: 7-9.

EICHHARDT, J. (1991): Schlagzahnfräsen, Teil 2.- Modellbau Heute, 1/91: 16-7.

EICHHARDT, J. (1991): Schlagzahnfräsen, Teil 3.- Modellbau Heute, 1/91: 28-9.

EICHHARDT, J. (1998): Fräsen mit der Drehmaschine: Kleine Modellteile perfekt herstellen.- 131 S., Baden-Baden (vth-Verlag für Technik und Handwerk).

EICHHARDT, J. (2005): Kleindrehmaschine im Eigenbau.- 158 S., Baden-Baden (vth-Verlag für Technik und Handwerk).

GOODRICH, W. (1903): The Watchmaker's Lathe.- 264 S., Chicago Ill. (Hazlitt & Walker, reprint 1999 by Arlington Book Co., Fairfax Va.).

GROSCH, H., DIETSCHOLD, C., HÜTTIG, A. (1907): Praktisches Handbuch für Uhrmacher .- 320   Leipzig (Nachdruck 2005 bei Verlag B.F. Voigt).

HASLUCK, P.N. (1907): Metalworking - A Book of Tools, Materials, and Processes for the Handyman.- 760 S., Philadelphia (David McKay, reprint 1994 Lindsay Publica-tions Inc., Bradley IL).

HEGELE, A. (1922): Die Drehbank: Geschichte, Aufbau und Handhabung.- 234 S. + LII Taf., Stuttgart, (Franckhs Technischer Verlag, Dieck&Co.).

HEGELE, A. (1924): Die Fräsmaschine: ihre Entwicklung, ihr Aufbau, ihre Werkzeuge, ihre Einstellung und Bedienung.- 368 S. + XVI Taf., Stuttgart, (Franckhs Technischer Verlag, Dieck&Co.).

HÜLLE, F.W. (1923): Die Grundzüge der Werkzeugmaschinen und der Metallbearbeitung, Bd1. Der Bau der Werkzeugmaschinen.- 168 S., Berlin (Verlag von Julius Springer).

HÜLLE, F.W. (1926): Die Grundzüge der Werkzeugmaschinen und der Metallbearbeitung, Bd. 2, Die wirtschaftliche Ausnutzung der Werkzeugmaschinenen.- 309 S., Berlin (Verlag von Julius Springer).

JAEGER, P. (1941): Drehen und Drechseln.- 89 S., Stuttgart (Franckh'sche Verlagshandlung).

JENDRIZKI, ., (1982): Der Uhrmacher an der Drehbank.- 86 S., Lausanne (Scriptar SA).

JONES, F.D. (1915): Modern Toolmaking Methods.- 309 S.,  (Industrial Press, reprint 1998 by Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

LEVIN, L & S. (1938): Practical Benchwork for Horologists.- 345 S., Los Angeles (Horology).

LOSS, A. (19..): Handbuch der Dreherei.- 500 S., Privoz / Leipzig (Verlag J. Buchsbaum).

MARSHALL, A.W. (1994): Fifty Useful Tools for the Home Workshop (1944).- 60 S. (TEE Publishing Leamington Spa).

MILNE, L.J. (1950): Machine Shop Methods.- 376 S., New York (Prentic-Hall, reprint 1998 by Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

MINK, W. (1954): Feinmechanik – Ein Fachbuch der spanabhebenden Werkstückumformung in der Feinmechanik.- 240 S. Ravensburg (Otto Maier Verl.).

Popular Mechanics  (1925): Lathe Handbook No. 1.- 90 S. (reprint 1992 Lindsay Publications Inc., Bradley IL).

RICHTER, O., VOSS, R. VON (1929): Bauelemente der Feinmechanik.- 576 S., Berlin (VDI-Verlag GmbH).

SAUNIER, C. (1882): The Watchmakers' Handbook (English Edition by J. Tripplin & E. Rigg).- 496 S.,  London (J. Tripplin, Reprint 1993, Lindsay Publications Inc., Bradley, IL).

SCHMIDT, F., JENDRITZKI, H., BRAUNS, W. (1951): Lehrbuch für das Uhrmacherhandwerk Bd. II.- 414 S., Halle/Saale (Verlag von Wilhelm Knapp).   

SCHULTZ, W. (1902): Der Uhrmacher am Werktisch. Hand und Nachschlagebuch für den Taschenuhren-Reparateur.- VIII+235 S., Berlin (Verl. Dt. Uhrmacher-Zeitung).

WALLROTH, T. (1996): Drehen und Fräsen im Modellbau.- 526 S., Baden-Baden (Verlag für Technik und Handwerk).

WILD, J.M. (2005): Wheel and Pinion Cutting in Horology.- 253 p.,  Ramsbury (The Crowood Press).

Einige dieser Bücher sind allerdings sind so einfach zu bekommen und recht teuer ... die wichtigsten habe ich oben fett geschrieben.

Zu historischen Kleinwerkzeugmaschinen ist diese Seite empfehlenswert: http://lathes.co.uk/
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www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

matz

Uuups, vielen vielen Dank. Das ist ja eine enorme Auswahl.
Gut dass jetzt ein paar freie Tage kommen , da hab ich Zeit ein bisschen rumzusuchen.  :klatsch:

Nochmals vielen Dank,
weihnachtliche Grüße,
matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

wefalck

Der Motor braucht auch noch ein Gehäuse, in dem die elektrischen Anschlüsse sicher installiert werden können. Dabei wollte ich das Anschlußkabel abnehmbar machen, damit es bei Stauen der Maschine nicht herumhängt. Leider hat der Motor den etwas unpraktischen Durchmesser von 51 mm und ein passendes Rohr als Basis für das Gehäuse war nicht leicht zu finden. Schließlich fiel mir die Dose eines merkwürdigen Getränks in die Hände, das vorgab ein alkoholfreier Bellini-Cocktail zu sein. Auf diese Weise hat sich diese völlig überteuerte Getränkedose wenigstens etwas amortisiert. Die Dose wurde passend mit einer Diamant-Kreissäge in der elektrischen Handbohrmaschine gekürzt. Ein Deckel wurde aus einem Stück 5 mm-Plexiglas™ ausgesägt und auf der Drehbank bearbeitet. Drei Befestigungslöcher wurden in der Dose mit einer Nadel vorgebohrt und dann mit Uhrmacher-Handreibahlen auf 2 mm Durchmesser gebracht. Der Deckel wurde seitlich mit drei Gewindebohrungen M2 versehen. Der Boden der Dose wurde in der Mitte mit einem kleinen Bohrer vorgebohrt und dann das Loch mit Reibahlen auf 6 mm Durchmesser gebracht, um eine 3,5 mm-Mono-Klinkenbuchse aufzunehmen.






Das Motorgehäuse vor der Lackierung

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wefalck


Nach der Lackierung des Motorgehäuses wurden die elektrischen Anschlüsse angelötet und dann die Maschine zusammengesetzt, geölt und justiert ...








Die fertige Mikro-Fräsmaschine

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wefalck

Das Wichtigste an der Maschine ist eigentlich die Flexibilität im Halten von auch sehr kleinen Werkstücken. Der Teilkopf ermöglicht eine Vielzahl von Möglichkeiten Werkstücke mit den Spindeleinsätzen der 6 mm-Drehbank zu halten. Ich habe das ganze Sortiment an Drei-, Vier- und Sechsbackenfutter, ein unabhängiges Vierbackenfutter, verschiedene Planscheiben, Einsätze für Ringe und Scheiben, sowie natürlich die Spannzangen von 0,3 mm bis 14 mm Durchmesser.


Dreibackenfutter


Einsatz für Scheiben


Einsatz für Ringe


Unabhängiges Vierbackenfutter


Sehr alte Planscheibe (Ich habe auch ein neueres Modell, das aber noch nicht aufgearbeitet ist)

Der Teilkopf kann in jedem beliebigen Winkel zwischen vertikal und horizontal positioniert werden. Das Teilen kann direkt mit der integrierten Teiltrommel vorgenommen werden, die über eine 8er, 10er und 12er Lochreihe verfügt, so daß 2-, 3-, 4-, 5-, 6-, 8-, 10-, und 12-seitige Prismen bzw. Pyramiden gefräst werden können. Ein Schneckenrad mit 40 Zähnen auf den ein Schnecke wirkt, die über eine Teilscheibe mit 90 Zähnen angetrieben wird erlaubt Teilungen bis zu 3600. Solche Unterteilungen werden in der Praxis selten gebraucht, sind aber nützlich, beim Formfräsen. Wenn die Raste der Teilscheibe ausgekuppelt wird, sind auch Rundfräsungen möglich.


Teilkopf in horizontaler Position


Teilkopf geneigt


Schnecke und Teilscheibe zum indirekten Teilen

Spannzangen zum Halten von Werkstücken sind besonders nützlich, da man sehr kleine Teile aus dem Vollen aus Rundmaterial fräsen kann, das in diesen gehalen wird. Anschließend wird das Teil einfach abgesägt. Die Spannzangen, ein Halter für kurze Fräser mit 6 mm-Schaft, ein Halter für Kreisägen, ein Achtschraubenfutter und ein kleiner Ausbohrkopf sind in einer antiken Holzkiste untergebracht die dafür hergerichtet wurde.


Antike Kiste für Spannzangen, die für die Mikro-Fräsmaschine adaptiert wurde

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