Lichter an Bord?

Begonnen von Marcus.K., 30. Mai 2007, 11:50:49

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Marcus.K.

Ahoi Epoulettenträger und Leichtmatrosen,

womit waren denn die Lampen am Heck eines Kriegsschiffes zwischen 1750 und 1850 beleuchtet?
Wie hell war das denn?
Hat jemand mal ein Bild aus einem Buch, wo man den "Leuchtkörper" sehen kann?


Waren das Öllampen?
Kerzen?
Gaslampen etwa?

Und was wurde an Bord zur Beleuchtung verwendet?
Beim Kapitän / den Offizieren?
In der Kombüse?
Unter Deck bei der Manschaft?

Vermutlich wurde dort relativ wenig offenes Feuer zugelassen - wegen der unvermeidlichen Brandgefahr.

Wie ging man eigentlich mit den Rauchern um?
Durften die Ihre Pfeife nur zu bestimmten Zeiten benutzen?
Womit durften sie die entzünden?
Ein Feuerzeug hatte man damals sicher nicht an Bord, oder?

galeotti

ZitatOriginal von Marcus.K.
womit waren denn die Lampen am Heck eines Kriegsschiffes zwischen 1750 und 1850 beleuchtet?
Wie hell war das denn?
Waren das Öllampen?
Kerzen?
Gaslampen etwa?
Wie ging man eigentlich mit den Rauchern um?
Durften die Ihre Pfeife nur zu bestimmten Zeiten benutzen?
Hallo Marcus, ich denke ,darüber kann ich Dir etwas sagen, auch wenn ich es nur von Galeeren weiß. Aber ich denke ,daß es bei Seglern kaum anders war. Auf einer Galeere wurden die, oftmals zwei Meter hohen ,Fanale(Lampen) mit fast mannsgroßen Kerzen beleuchtet. übermäßig hell dürfte das aber nicht gewesen sein.Da es auf dem Meer nachts aber stockdunkel ist, waren die Positionslampen trotzdem auf weite Strecken sichtbar.  Die Gläser der Laternen bestanden entweder aus dickem Kristallglas oder hatten Scheiben aus Rindertalg, da beim abfeuern der Kanonen, normales Glas zersprungen wäre. Im 19,Jh. wird man wohl die Laternen mit Waltran betrieben haben. Transportables Gas dürfte es noch nicht gegebeb haben. Im Inneren des Schiffes werden wohl auch Tranfunzeln verwendet worden sein.
Was das Rauchen betrifft, so stand im französischen Galeerencorps die Todesstrafe darauf, nachdem eine Galeere, wegen eines pfeiferauchenden Türkensklaven, in die Luft geflogen war . Wer rauchen wollte mußte in das mitgeschleppte Boot steigen. Am brandgefährlichsten blieb aber die Kombüse.
 :winken: Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

galeotti

ZitatOriginal von Marcus.K.
Womit durften sie die entzünden?
Ein Feuerzeug hatte man damals sicher nicht an Bord, oder?
Am Beginn des 19. Jh. wurde das Streichholz erfunden und wird sicher auch auf Schiffen verwendet worden sein. Vorher mußte man Feuerzeug ,bestehen aus Stahl Feuerstein und Zunderschwamm zum anzünden gebrauchen.
 :winken: Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse

hwe

Hallo Marcus,

das ist eine sehr umfangreiche Frage, die Du da stellst!

Glasschmelze war zwar schon seit den Roemern bekannt, konnte aber lange Zeit nicht in grossen Flaechen (Scheiben) hergestellt werden. (Siehe auch die beruehmten "Butzenscheiben", oder Kirchenfenster. - Alles relativ kleine Flaechen!) - Groessere Flaechen gingen nur mit Kristallglas, was natuerlich sauteuer war, da man dieses Glas wie in einem Steinbruch abbauen musste und entsprechend schwer duerfte es gewesen sein, grosse Stuecke heile zu bekommen, die dann noch zu Scheiben verarbeitet werden konnten. Deswegen waren gesprungene Scheiben damals auch eher Nebensache. Eine neue Scheibe war sicher teuerer!
Die Hecklaternen waren vermutlich aus solchem Kristallglas.

Deswegen waren kleine Laternen vermutlich eher mit Pergament (duenne Schweinehaut) bespannt, welches man mit Oel (! Vorsicht, brennbar!) durchscheinend gemacht hatte.

Das Licht wurde vermutlich mit Oelbrennern (Waloel) erzeugt (das weiss ich jetzt nicht genau!).

Geraucht werden durfte, laut Brian Lavery "Nelsons Navy" in der britischen Marine (und vermutlich auch bei den anderen genauso), nur auf dem Vordeck. Unter Deck war offenes Feuer veboten! - Mit Ausnahme des Kochherdes, der wiederum in einem Gefecht geloescht werden musste. - Dafuer wurden dann "Feuertoepfe" ausgeteilt. - Tontoepfe, in denen auf einem Sandbett ein Stueck Kohle gluehte, damit die Kanoniere sofort Feuer zur Verfuegung hatten.

Anzuenden ging damals klassisch mit Feuerstein und Stahl, oder vielleicht durfte man sich auch einen der Feuertoepfe fuer die Raucher auf dem Vordeck ausleihen... - Dann reichte ein Holzspan, oder ein Stueck altes Tau, um eine Pfeife anzuzuenden.

Zigaretten gab es nicht.

Laut Lavery mussten die rauchenden Seeleute bis ca. 1800 ihren Tabak von ihrer Heuer kaufen. - Danach bekam jeder, der wollte, 2 Pfund Tabak pro Monat kostenlos als Ration. - Andere rauchten den Tabak nicht, sondern kauten ihn lieber. - Das erklaert auch, warum ganz gerne die Decks gescheuert wurden... Baeh, wenn da jemand ausspie!

In den Offiziers-Raeumlichkeiten, und auch fuer den Arzt unter Deck (speziell beim Gefecht) gab es sicher einige "Hand/Sturm(?)-Laternen". - Diese besassen eventuell sogar glaeserne Scheiben, aber das weiss ich auch nicht genau.

Auch wenn Anfang des 19. Jhdt das Streichholz erfunden wurde, so dauerte es sicher noch eine Weile, bsi es wirklich bedenkenlos an Bord eingesetzt werden durfte. - Naemlich nach der Erfindung des "Sicherheits-Streichholzes". - Bis dahin hatte
man viel Theater mit den Dingern, denn entweder sie funktionierten doch nicht, wegen zu hoher Feuchtigkeit, oder - was auch des oefteren vorkam - sie entzuendeten sich von selbst! - Spassige Sache, wenn man die gerade in der Hosentasche trug!

Ich vermute mal, so unsicheres Zeug wurde von der Navy nicht geduldet.

Was ich mir als Lichtquelle fuer die Hecklaternen auch noch gut vorstellen koennte, waere Karbid. - Ich weiss aber leider nicht, wann das genau erfunden wurde und ob es zum Einsatz kam. - Die ersten Autos hatten Karbidlampen als Scheinwerfer!

Die Beleuchtung unter Deck wurde am Tag durch die Graetings weitgehend geloest und bei Nacht und den alleruntersten Decks
gab es sicher auch "in homoeopatischen Dosen" einige Laternen, die aber sicher nicht all zu hell waren, denn auf einem Seegehenden Schiff ist die Besatzung nunmal in Wachen eingeteilt und eine Wache hat sicher immer gepennt! - Und wer will schon im Hellen schlafen?

Fotos von Lampen gibt es meines Wissens von der Victory. - Wie weit da noch die Originalen "Glaeser" drin sind, kann ich dir leider nicht sagen.

Ciao,

HWE
 :mariinee:

The Gunslinger

Hi ,

@hwe

sehr interessante Ausführung  :P , um das Thema macht man sich normalerweise
nicht soviele Gedanken , umso besser  das auch solche vermeintliche "Kleinigkeiten"
hier ihren Platz finden .

Mfg Thomas :winken:

galeotti

ZitatOriginal von hwe
 Groessere Flaechen gingen nur mit Kristallglas, was natuerlich sauteuer war, da man dieses Glas wie in einem Steinbruch abbauen musste und entsprechend schwer duerfte es gewesen sein, grosse Stuecke heile zu bekommen, die dann noch zu Scheiben verarbeitet werden konnten.
Was ich mir als Lichtquelle fuer die Hecklaternen auch noch gut vorstellen koennte, waere Karbid. - Ich weiss aber leider nicht, wann das genau erfunden wurde und ob es zum Einsatz kam. - Die ersten Autos hatten Karbidlampen als Scheinwerfer!
Hallo hwb,ich glaube Du verwechselst hier Kristallglas mit Marienglas. als Kristallglas bezeichnete man normales Glas dessen Schmelze Blei zugefügt wurde und es dadurch bruchfester wurde. Ab dem 15. Jh. bezeichnete man das Glas aus Venedig ,welches als erstes kristallklar war, als Kristallglas. In Bergwerken wurde Marienglas abgebaut, eine glasklare kristalliene Form des Gips. Den Namen erhielt es, weil vorwiegend Marienbilder damit bedeckt wurden. Als Fensterglas wurde es sehr selten verwendet. Die Laternen von Schiffen wurden nicht mit großen Scheiben verglast, sondern ,ähnlich wie Kirchenfenster, mit relativ kleinen Scheiben bleiverglast.( Zitat Michael Heberer 1581:... der Pascha brachte ließ ein sehr schönes, mannshohes Fanal (Laterne) mit sehr schönen Scheiben aus Kristallglas an Bord bringen...)
Die ersten funktionsfähigen Karbidlampen wurden etwa in der Zeit der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jh., zunächst als Grubenlampen eingesetzt. Also dürften sie frühestens zu Beginn des 20. Jh. in der Seefahrt, ebenso wie in Autos verwendet worden sein.
 :winken: Steffen
Galeere "la real" Schebecken, z.Z. Galeasse