Bradhower´s Baubericht zur HMS Victory von 1805 (1/84)

Begonnen von Bradhower, 07. Februar 2011, 14:31:10

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Bradhower

Prolog*

Wir schreiben den 14. Juli 1759

Es ist ein kühler Sommermorgen, die Sonne zündelt bereits am Horizont, als in einem Wald bei Chatham in der Grafschaft Kent, ein grauenvolles Geräusch die Bewohner des kleinen Küstenstädtchens weckt. Ein Bersten und Brechen ertönt aus den Wäldern, welche die kleine Hafenstadt umschließen und fest in ihrem Griff halten.
Ist dieser geheimnisvolle Wald, um den sich seit jeher Legenden und finstere Geschichten ranken. Gar Hexen sollen noch in diesen Wäldern hausen, die des Nachts kleine Kinder und Lämmer entführen... heißt es. Ist dieser alte Wald, mit seinen jahrtausende alten Ulmen, Eichen und Linden, nun zum Leben erwacht und lässt nun alle geheimnisvollen Geschichten wahr werden? Die Bestie scheint erwacht. Selbst in entfernten Rochester und gar in Gillingham fahren die Menschen in ihren Betten hoch und lauschen, diesen mark-erschreckenden Lärm, angstvoll dabei den Blick gen Waldesrand gerichtet...

Aber der Wald hat nur in den Legenden seinen einstigen Schrecken behalten. Er ist schon längst auf den Rückzug. Auf dem Rückzug vor Chatham, Rochester und auch Gillingham. Kleine Städte, die danach gieren zu wachsen. Sie sind die wahren Bestien und die Bäume sind es, die vor ihnen Angst haben müssten. Könnten sie nur schreien, könnten sie weglaufen. Unnachgiebig schlagen die Äxte auf sie ein. Die alten Ulmenbäume wanken unter den Schlägen. Sie fallen aber nicht. Noch nicht. Die Marinewerft in Chatham lechzt nach frischem Holz. Sie braucht frisches Holz – hat sie doch die Order aus London bekommen ein neues Kriegsschiff für die Royal Navy zu bauen. Die Marine giert nach neuen, starken Kriegsschiffen, um Englands Vormachtsstellung zur See zu sichern und auszubauen und die Emporkömmlinge auf der anderen Seite des Kanals im Griff zu halten, munkelt man.

England ist im Siegestaumel im Jahre 1759, obwohl mitten im Siebenjährigen Krieg, wurden auf allen bekannten Kontinenten wichtige Siege errungen. Egal ob in Indien, der Karibik, ob in Kanada oder in Europa. England und seine Verbündeten behaupteten ihre Stellung, gegen aufstrebende Österreicher, Russen, Spanier und Franzosen. Auch zur See gelingen deutliche Siege – die Seeschlachten bei Lagos und in der Bucht von Quiberon, sollten bald die Geschichtsbücher bereichern und von Englands Stärke zur See schwärmen. Doch waren diese Siege im Jahre 1759 von Dauer? Wenn es nach der Royal Navy und einigen Ministern geht, konnten nur neue, starke Kriegsschiffe die militärischen Errungenschaften auf Dauer festigen und beschützen.
So rufen diese Minister schon im Jahre 1758 König George II. an, ihn zum Bau von 10 neuen Linienschiffen, 1. Ranges zu bewegen. Diese über 200 Fuß langen, bis zu 50 Fuß breiten und mit über 100 Kanonen bewaffneten ,,Göttinnen" der Meere, sollen Tod und Zerstörung über die Feinde Englands und seine Verbündeten bringen.


King George II. (Quelle: [url]http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_II._(Gro%C3%9Fbritannien)]http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_II._(Gro%C3%9Fbritannien)] [url]http://de.wikipedia.org/wiki/Georg_II._(Gro%C3%9Fbritannien)[/url])


Eines dieser Linienschiffe soll in der Werft von Chatham gebaut werden. Einer traditionsreichen und erfahrenen Werft, mit einer günstigen Lage am Ärmelkanal und dem Flusse Medway.


Chatham´s Hafenanlagen um 1830/31 (Quelle: [url]http://de.wikipedia.org/wiki/Chatham_(Kent)]http://de.wikipedia.org/wiki/Chatham_(Kent)] [url]http://de.wikipedia.org/wiki/Chatham_(Kent)[/url])

Auch der Name dieses Schiffes steht schnell fest – His Majestic Ship ,,Victory". Es ist bereits das fünfte Schiff in der Geschichte der Royal Navy, dass diesen Namen trägt.
Kein geringerer als Sir Thomas Slade legt bei der Victory Hand an die Pläne und entwirft ein Schlachtschiff, dass zwar einen anderen Namen am Heck tragen soll, aber unterm Strich nur eine kostengünstige Kopie der ,,Royal George" von 1756 ist... ;)
Aber wer will es ihm verdenken – Design- und Innovationspreise konnte man damals nicht gewinnen und der Dank des Königs führte erst an seinen Admiralen vorbei und die saßen in London hinter dicken Mauern, wenn sie nicht gerade auf dem Deck ihrer Schiffe stolzierten.

So ist es der 14. Juli 1759. als die ersten Äxte niedersausen und die alterwürdigen Ulmen den letzten Lebenssaft in ihre sterbenden Blätter pumpen. Der Stamm wird bald einem anderen Zwecke dienen. Bald wird er unter einer dicken Schicht von Teer, geschützt vor Algen, Muscheln und dem salzigen Seewasser der Meere, durch diese gleiten und als Teil eines der mächtigsten Kriegsschiffe jener Epoche treu ihren Dienst tun und alles zusammenhalten. Aus diesem ersten Stamm entsteht das erste Kielelement und ganze 6 Jahre und 63.176 Pfund Sterling später, bekommt der Kiel zum ersten Mal den eisigen Hauch des Meeres zu spüren.

Doch schon im Jahre 1765 haben sich die Zeiten gewandelt. Englands Feinde erholen sich langsamer von ihren Niederlagen, als gedacht. Einzig in den amerikanischen Kolonien gärt es. Ein ernsthafter Konflikt ist aber weit und breit nicht in Sicht. So treibt die Victory, halb fertig, im Fluss Medway vor sich hin und wartet auf ihren Einsatz und wartet, und wartet, und wartet...

1775 kommt es in den 13 Kolonien zum offenen Krieg, gegen das britische Empire. Die Siedler gieren zunächst nach geringeren Steuerbelastungen und anschließend nach Unabhängigkeit. Ein gewisser George Washington ist ihr Anführer. Ein Gutsherrenbesitzer, massig in der Erscheinung und einziger, fähiger Befehlshaber der ,,Rebellen" mit militärischer Ausbildung.


Portrait George Washington von 1780 (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/George_Washington))

Belächelt von den Engländern, hoffen diese auf einen schnellen Sieg. Doch egal wie viele Niederlagen sie Washingtons ,,Bauern-Armee" zufügen. Sie schlagen ihn nirgendwo vernichtend. Die Weite des amerikanischen Raumes macht es möglich. Ganz im Gegenteil – im Jahre 1778 beginnt sich das Blatt zu wenden. Frankreich, so munkelt man am Hofe Londons, wird in den Krieg auf Seiten der 13 Kolonien einsteigen und tausende Soldaten sollen bereits in Le Havre und Rochefort, in der Karibik auf ihre Einschiffung warten. Die Zeit ist reif, dass England seine Stärke zeigt und dem Treiben in seinen Kolonien ein Ende setzt und die Franzosen in ihren Häfen hält.

Im März 1778 wird die ,,HMS Victory" endlich seetüchtig gemacht. Sie erhält ihre Masten und die Takelage. Über 800 Mann werden für den Dienst an Bord rekrutiert. John Lindsay wird ihr erster Kapitän. Dieser war aber wohl auf der ,,HMS Royal George" besser aufgehoben, so dass er im Mai desselben Jahres sein Kommando an Admiral Augustus Keppel abgibt (1. Kapitän: Henry Cromwell/ 2. Kapitän: Jonathan Faulknor) und dieser am 9. Juli 1778 von Spithead aus, dass erste Mal in See sticht und damit gegen die Franzosen.
Die Victory erfährt ihre Feuertaufe, als über 100 Kanonen ihre todbringenden Ladungen auf die französischen Schiffe ,,Bretagne" und ,,Ville de Paris" nieder-regnen lassen, so dass sich beide Schiffe zurückziehen.

Die Feuertaufe war bestanden und die Geschichtsbücher nannten diese Schlacht ,,Erstes Seegefecht von Quessant".

Im Jahre 1781 folgt das ,,Zweite Seegefecht von Quessant" und die mit einem neuen Unterwasserschiff aus Kupferplatten bestückte Victory, fügt abermals den Franzosen einen empfindlichen Schlag zu. Das Kommando hat dabei Konteradmiral Richard Kempenfelt (1. Kapitän: Henry Cromwell).

Danach wird es etwas ruhiger um die Victory, die 13 Kolonien gehen, Dank der Franzosen, an die ,,Rebellen" verloren und eine neue Nation entsteht. Von 1782 bis 1789 liegt die ,,HMS Victory" in Portsmouth vor Anker und leistet ihren Reservedienst für das Empire.

Erst als ein kleiner Korse beginnt in Italien auf sich aufmerksam zu machen, darf die Victory zur Abwechslung ein wenig im Ärmelkanal patrouillieren. Erst 1792 nimmt die Victory wieder an kriegerischen Handlungen teil, erst gegen die französische Flotte, bei Toulon. Anschließend bei der Eroberung von San Fierenzo und Bastia (Italien).


Napoleon Bonaparte als Oberstleutnant der korsischen Nationalgarde (1792)
(Quelle: [url]http://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_Bonaparte]http://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_Bonaparte] [url]http://de.wikipedia.org/wiki/Napoleon_Bonaparte [/url])

Im Dezember 1795 setzt Admiral John Jervis seine Flagge auf der Victory. 1797 kommt es zur Seeschlacht gegen die Franzosen und Spanier bei St. Vincent. Die Navy dominiert das Gefecht, ihr gelingt es aber nicht, den entscheidenden Schlag zu setzen und so können sich die Franzosen und Spanier rechtzeitig vom Schlachtgeschehen entfernen, ehe es den Briten gelingt die Verfolgung zu organisieren.


Admiral John Jervis
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/John_Jervis)

Aber ein gewisser Horatio Nelson macht bei diesem Gefecht erstmals vermehrt auf sich aufmerksam, als er mit der ,,HMS Captain" dem Gegner mehrere Nackenschläge versetzt. Was ihm nicht nur die Ritterwürde einbringt, sondern auch den Rang eines Konteradmirals.

Horatio Lord Nelson
(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Horatio_Nelson )

Doch dieser Triumph wurde für die ,,HMS Victory" teuer erkauft – bald 40 Jahre sind seit der Kiellegung in Chatham vergangen. Wind und Meer haben zweifelsohne ihre Spuren an der Victory hinterlassen. Selbst die Kupferbeplankung kann nicht verhindern, dass die Victory nicht viel mehr als ein maroder Haufen Holz und Eisen ist. So wird sie im Oktober 1797 an die Kette gelegt. Bis 1799 dient sie noch als Lazarettschiff, ehe Geld da ist, um sie zu überholen. Sie wird nach Chatham gebracht und dort von 1800 – 1803 generalüberholt.

Nun schreiben wir Ende Januar 1800 und es wird noch drei Jahre dauern, bis die ,,HMS Victory" wieder seetüchtig ist und die Zeit rast. Der kleine Korse wurde gerade aus Ägypten vertrieben und sinnt auf Rache. Das britische Empire sieht sich einer mächtigen Bedrohung entgegen. Auf die Verbündeten kann nicht gehofft werden, die Truppe kämpft sich langsam aber sicher an ihre Grenzen und es würde niemanden überraschen, wenn eines Morgens französische Schiffe die Themse hinauf segeln. Noch ist der kleine Korse in Italien und kämpft gegen die nichtsnutzigen Habsburger.

Die Zeit rast und es bleibt nicht mehr viel Zeit, dem französischen Expansionsgebaren Einhalt zu gebieten.

So ist es an ihm, dem ehrenwerten Mr. Thadeus Henry Portnoy gelegen,


Thadeus Henry Portnoy – undatierte Aufnahme

seinerzeit erster Schiffszimmermeister der Admiralität und Veteran der ersten Seeschlacht bei Quessant - die ihm ein Bein gekostet hat - die Victory in Chatham wieder auf Vordermann zu bringen und daraus ein Schiff zu zaubern, dass halb Europa zeigt, wer der Herrscher über die See ist...

gez. Jasper Fetherston
Biograf der königlichen Admiralität


*inspiriert durch wikipedia.org > HMS Victory

Bradhower

,,Lesen ohne Denken verwirrt den Geist, und Denken ohne Lesen macht leichtsinnig" (Konfuzius)

Die Literaturliste

Die Liste an Werken und Plänen ist lang, sehr lang – aber das Empire kann mit Papier keine Siege erringen und so stehen nur wenige Pfund Sterling zur Verfügung, um eine ansprechende Planung für das Schiff vorzubereiten, zu vollziehen und immer wieder zu ihr zurückzukehren:

HAUPTQUELLEN:

The Anatomy of Nelson Ships by C. Nepaean Longridge
Victory by John McKay
HMS Victory by Noel C. L. Hackney
Victory-Pläne von 1972
HMS Victory – Her Construction, Career and Restauration by Alan McGowan

SEKUNDÄRE QUELLEN:

The Construction and Fitting of the English Man of War 1650 – 1850 by Peter Goodwin
The Arming and Fitting of English Ships of War 1600 – 1815 by Brian Lavery
Nelson´s Navy – The Ships, Men and Organisation 1793 – 1815 by Brian Lavery
The Trafalgar Companion by Mark Adkin

"WENIGER LESEN / MEHR BILDER GUCKEN":

First Rate – The Greatest Warships of the Age of Sail by Rif Winfield
Segel-Kriegsschiffe 1400 – 1860 by Frank Howard
Der Segelschiffe grosse Zeit
The Victory Seapower – Winning the Napoleonic War 1806 – 1814

Auf der Reise aus den Marinearchiven Londons:
HMS Victory – First Rate by Jonathan Eastland
The Ships of Trafalgar: The British, French and Spanish Fleet by Peter Goodwin

Aktuell nur ein Traum:
- wunschlos glücklich -

Stand: März 1800

Bradhower

#2
Kopie aus dem aktuellen Baubericht im MBK

Baulogbuch – 1. Tag

Wir schreiben den 29. Januar 1800. Ein eisiger Hauch liegt über dem Land, der Winter leckt mit seiner kalten Zunge über alles, was sich nicht wehren kann. Die alte Kriegswunde zwickt auch schon wieder ab Knie abwärts.

Heute wird die Helling errichtet – sie soll der Victory ausreichend Halt geben und damit für lange Zeit ihr Zuhause sein.
Verwendet wird nur das Beste, was die englischen Wälder hergeben – feinstes Kiefernholz dient als Grundlage für die Helling. Eisenwinkel, geschmiedet an den Hängen des schottischen Hochlandes, sollen das Schiff in Position halten und damit unnachgiebig gegen Wind und Wetter machen. Feinste Flügelschrauben sollen dabei möglichst viel Flexibilität ermöglichen, wenn diese gefordert wird.

Aber nun denn, seht selbst, was meine Männer heute gefertigt haben:




Anschließend griffen die fleißigen Arbeiter zu den ersten Kiel- und Spantenelementen und haben sie, unter fleißiger Mithilfe von feinsten Dübeln und elfenbeinartigen Weißleim, erstmals zusammengefügt.

Die ersten beiden Kielelemente wurden durch kleine Holzbrettchen verbunden und um mehr Stabilität zu gewährleisten wurden diese noch mit Dübeln verstärkt – diese Victory soll stabiler sein, als die Victory die 1765 vom Stapel lief:




Auch Mr. Portnoy lässt es sich nicht nehmen und inspiziert die ersten Fortschritte:


Anschließend waren die ersten drei Spanten dran – festgepresst zwischen zwei Plexiglasplatten, haben sie keine Chance sich zu verziehen:



...und einmal mit Mr. Portnoy in Pose:


Sind Wetter und Zeit weiterhin so gnädig - wird es alsbald Neues zu berichten geben :)

Ergebenst, der Assistent von Mr. Portnoy
seines Zeichens Schiffszimmermeister von Königs Gnaden


Bradhower

#3
Ebenfalls Kopie aus dem Baubericht im MBK

Baulogbuch - 2. Tag - Zwischenbericht

Wir schreiben den 1. Februar 1800. Die Arbeiten auf der Werft sind zum Erliegen gekommen. Was die alte Kriegswunde angekündigt hat, ist nun eingetreten: Der Winter hat nun auch die letzten Handwerker von der Werft vertrieben. Niemand ist heute da, der den Kiel und die Spanten bearbeiten kann - ein eiskalter Wind vom Meer her, macht es unmöglich überhaupt die Augen zu öffnen. Hoffentlich ist uns das Wetter bald wieder gnädig.

Mr. Portnoy hat sich in sein Kämmerlein zurückgezogen und studiert die Pläne. Mr. Slade hat Neue kommen lassen - sie stammen aus Tralien, eine dieser jungen Kolonien am Ende der Welt:




Nach ausgiebiger Sichtung, handelt es sich hierbei wohl um simple Kopien von Mr. Longridge - diesen Thomas Slade sollte man umgehend Kielholen.  ;)

Die Pläne haben immerhin eine angenehme Größe, um viele Details zu studieren. Mal sehen, je nachdem wie der Wind aktuell steht, werden sie gewiss hilfreich sein. Ich hoffe nur selbiger bringt bald auch den Frühling - jeder Tag der einen zur Untätigkeit verdammt, ist ein gewonnener Tag für den kleinen Korsen...

Ergebenst, der Assistent von Mr. Portnoy
seines Zeichens Schiffszimmermeister von Königs Gnaden



Bradhower

#4
Kopie aus dem MBK-Baubericht

Baulogbuch - 3. Tag

Wir schreiben den 3. Februar 1800, der Wettergott ist heute gnädiger als in den letzten Tagen. Die Arbeiten an His Majestic Ship konnten wieder aufgenommen werden. Das dritte Kielelement wurde bearbeitet und mit dem Mittelteil verbunden. Holzdübel wurden zur Befestigung eingesetzt. Leider offenbarte sich ein kleiner Spalt, zwischen den Elementen. Wahrscheinlich haben nichtsnutzige irische Heimwerker nicht genau auf die Pläne geschaut. Auf jedenfall musste der Spalt nachgearbeitet werden. Er ist zwar immer noch vorhanden, aber durch Wegnahme von Holz zwischen den Verbindungsstellen, konnte man diesen etwas verkleinern.

Außerdem wurden drei weitere Spanten zusammengebaut. Spant 25 offenbart da allerdings eine kleine Ungenauigkeit in der Passgenauigkeit. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese auswirken wird. Vielleicht muss der Spant ersetzt werden. Allerdings sagt ein walisisches Sprichwort: "Ersetzt du nur einen Spant, musst du alle ersetzen!". Ob der König daher gewillt ist, weitere Silbermünzen zu geben. Der kleine Korse hat seit dem 18. Januar einen eigenen Geldgeber für solche Fälle*.

Ich hoffe Mr. Portnoy wird weise entscheiden, was zu tun ist.

Leider muss der Werftzeichner mit einer Frigore Tactum Esse die Koje hüten. So das ich dem Logbuch heute keine Lichtblitzdingszeichnungen beifügen kann. Aber ich hoffe doch, es wird vor dem nächsten Sonntagsgottesdienst noch nachgereicht.

Ergebenst, der Assistent von Mr. Portnoy
seines Zeichens Schiffszimmermeister von Königs Gnaden


*Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Bank_von_Frankreich

Bradhower

Aktuellster Stand!

Baulogbuch - 4. Tag - Teil 1: Nachtrag Helling

Wir schreiben den 6. Februar 1800 auf königliche Weisung hin, wurde die Helling für die Victory weiter verbessert, nachdem die erste Konstruktion nicht stabil genug erschien, um das Schiff lange genug in Position halten zu können.

Es mussten daher weitere Kiefernstämme herangeschafft werden. Da der hiesige Wald für das Schiff vorgesehen ist, wurden die Baumstämme aus dem entfernten Sherwood Forrest beschafft. Die Hinabfahrt der Themse haben sie glücklicherweise gut überstanden, so dass sie zur Verstärkung der Helling eingebaut werden konnten:





wie man sieht, haben findige Ingenieure eine ganz besondere Konstruktion daraus geschaffen. Es wird gemunkelt, dass es sich bei den Eisen aus Resten von königlichen Möbeln handeln sollen. Erfreulicherweise lässt sich der Kiel der Victory damit wunderbar fixieren. Einzig die schottischen Flügelschrauben, geschmiedet an den Hängen des Hochlandes, sind noch nicht eingetroffen, so dass einfache irische Muttern herhalten müssen. Mal sehen, wie lange die ihren Dienst erfüllen... aber die bestellten Winkel sind ebenfalls noch nicht eingetroffen.

Ergebenst, der Assistent von Mr. Portnoy
seines Zeichens Schiffszimmermeister von Königs Gnaden


Bradhower

Baulogbuch - 4. Tag - Teil 2: Spanten- und Rumpfkonstrukt

Wir schreiben immer noch den 6. Februar 1800. Seit einigen Tagen ist das Wetter außerordentlich gnädig, so dass in der königlichen Werft weiter an His Majestic Ship gebaut werden konnte. Die ersten Ergebnisse lassen sich dabei durchaus sehen. Einige Spanten wurden schon eingesetzt, aber noch nicht entgültig ausgerichtet.




Drei weitere Spanten liegen noch in der Endmontage. Leider offenbart, nach Spant Nr. 25, auch Spant Nr. 14 eine gewisse Ungenauigkeit in der Passgenauigkeit, vor allem im Zusammensetzen der Teile 14a und 14b, herrscht doch auf beiden Seiten ein Spalt von 0,2578mm vor, der sich auch durch Nacharbeiten nicht wirklich beheben lässt.

Mir scheint es fast so, als sei dies ein Sabotage-Akt der Franzosen. Ich werde auf jedenfall mal die Arbeiter mehr kontrollieren. Diese haben eh nichts Besseres zu tun, als vor dem königlichen Zeichner zu posieren:



Auch mein Herr, Mr. Portnoy lässt es sich nicht nehmen, sich für die Ewigkeit auf ein Bild zu binden:



Auch das Bugteil wird seit heute zusammengebaut - hier die ersten Ergebnisse:




Die Rückseite wurde außerdem mit kleinen Stahlstiften verstärkt (Pfeile).

Einen kleinen Bild-Nachtrag gibt es auch noch zur Verbindung des zweiten Kielstücks:



Abschließend gibt es auch noch einen Größenvergleich mit einem anderen Schiff, dass ebenfalls in der Werft von Chatham gebaut wird und schon bedeutend weiter ist, als die Victory:



Wie man sieht, steht es in der Größe der Victory in nichts nach... mal sehen welches der beiden Schiffe zu erst gegen die Franzosen segelt ;)

Ergebenst, der Assistent von Mr. Portnoy
seines Zeichens Schiffszimmermeister von Königs Gnaden


roeschimschmitz

oh la la,welch ein fest für alle sinne ist doch dieser neuen beitrag,der sich angenehm abhebt von der sonst so manchmal durchaus kleinlich wirkende sichtweise der modellbauer,ein baubericht eingebunden in einer glaubwürdigen geschichte,ohne überheblichen unterton ,vielen dank bitte weiter so,freue mich auf die fortsetzung,

ein franzose.

Dannebrog

Ha...!  :3:  Das ist ja mal ein netter Stil! Bitte weiter so.  :P

Juhuu_die_victory

Wer hat den Schiffsbauer aus der rechten Stiefelette gehaun ?

alter Schwede

Hallo ehrenwerter Schiffsbaumeister,

ich freue mich hier gar köstlichen Humor zu finden, eine Entspannung aller Sinne.

ergebenst

der alte Schwede

Bradhower

Aye Männer,

vielen Dank für euer Lob. :) Die Beiträge sind leider schon etwas älter - aber ab sofort wird hier natürlich just-in-time bauberichtet und in dieser kleinen netten Ecke hier, habe ich auch keinen großen Aufwand damit, meinen Baubericht zu suchen...  :6:  :pffft:

@JdV:
ZitatWer hat den Schiffsbauer aus der rechten Stiefelette gehaun ?

Gewiss könnte man auf eine ähnliche Geschichte, wie die von Käptn Ahab tippen. Aber nein, die Franzosen waren es. Da war der gute Schiffszimmermeister gerade dabei, Löcher im Rumpf zu stopfen, als ein glühend, heißes Geschoss einschlug und ratze-fatze, weg war die Stiefelette - eine sehr tragische Geschichte, aber leider kein Einzelfall in den Seekriegen der 70/80er Jahre im 18. Jahrhundert. :ziel:

Ergebens, der Assistent von Mr. Portnoy
seines Zeichens Schiffszimmermeister von Königs Gnaden

roeschimschmitz

sehr geehter herr jasper fetherston,

der fehlerteufel hat sich eingeschlichen,der schiffszimmermann hat sein bein in der schlacht bei Ouessant, 1778(mit einem O nicht Q) eine insel der Bretagne,sprich u e san nicht qu e san,verloren.seeschlacht 1oo seemeilen östlich der besagten insel.briten und franzosen standen sich gegenüber,der ausgang der schlacht wurde unterschiedlich bewertet,fest steht das die franzosen sich "zurückzogen",und das die briten den kommandierenden admiral Keppel vor ein kriegsgericht zitierten was dafür spricht das die erfolgsverwöhnte seemacht mit dem ausgang der schlacht unzufrieden war.

respektvoll,

ein franzose.

Bradhower

#13
Sehr geehrter Franzose,

gewiss ist es in der französischen Rechtschreibung richtig, dass Ouessant so geschrieben wird, wie Sie es mir weiß machen wollen. Wir befinden uns allerdings in England und dort verbrennt man sich lieber die Zunge, als sich an eure Aussprache zu gewöhnen - so ist es mir ein sichtliches Vergnügen gewesen das "O", durch das einzeichnen eines kleinen Hakens, mit einem "Q" zu ersetzen. ;)

Was übrigens den ehrenwerten Admiral Keppel betrifft: Im gelang es tatsächlich nicht die Verfolgung eurer flüchtenden Schaluppen zu organisieren. Vor allem nachdem eine französische Kanonenkugel die Kiste mit den Signalflaggen zerstört hat. Das Marineministerium hat daraufhin beschlossen zwei Kisten mit Signalflaggen an Bord jedes Schiffes zu bringen, um so eine missliche Situation nicht noch einmal zu erleben. Was dann dafür gesorgt hat, dass ihr in der zweiten Seeschlacht von K-J-U-S-S-A-N-T das bekommen habt, was euch in der ersten Schlacht noch verwehrt wurde... :)

gez. Jasper Fetherston
Biograf der königlichen Admiralität

Klaus L aus M

Hallo Marcel,

schön, daß Du Deinen Baubericht hier auch einem "breiteren Publikum" offenbarst. Es macht immer wieder Freude, darin zu lesen, hier paaren sich offenbar Fachwissen mit Phantasie und einer gehörigen Portion Humor! Was mir auch gefällt, ist die absolut solide Bauweise. Naja, Du willst das schöne Schiff ja auch in einen Krieg schicken... Also, weiterhin viel Erfolg!

Beste Grüße,

Klaus

Bradhower

#15
Hallo alter Korse,  :6:

na was macht das Plan-Studium!? :)

Die solide Bauweise ist leider bald vorbei, die Spantenteile sind alle verleimt, einzig die Teile für den Bug fehlen noch. Danach werde ich mich damit beschäftigen, dass Schiff etwas MASSIVER aufzubauen. Den Freiraum zwischen die Spanten gedenke ich mit Balsaklötzchen aufzufüllen, was die Beplankung erleichtern sollte. Ebenso möchte ich die Verbindung zwischen den einzelnen Teilen der Spanten verstärken, denn alleine nur dem Leim, vertraue ich nicht so wirklich. Denn auch die Passgenauigkeit einzelner Spanten ist eher durchwachsen und könnte bei einer zu starken Beanspruchung nachgeben bzw. sich verziehen.

Übrigens, bevor die Spanten fest eingebaut werden, werde ich sie auf Papier nachzeichnen - vielleicht kann man die Form der Spanten mal für einen reinen Scratchbau verwenden :)

Auch die Böden der Geschützdecks möchte ich gerne verstärken, sprich unterfüttern. Im Mittelteil der Decks gedenke ich ein paar Säulen einzusetzen. Außerdem soll das Ankertau später auch über das Batteriedeck verlaufen. Ich habe auch schon einen Gedanken ans aufbugen der Decks verschwendet. Aber das hebe ich mir vielleicht für die "sichtbaren" Schiffsdecks auf.

Das sind so die kleinen Aufwertungen und Stabilisierungsmaßnahmen, die ich eigentlich fest eingeplant habe. Am liebsten würde ich auch das Innenleben des Schiffes darstellen. Aber da der Umbau bis zum Jahr 1803 vollzogen sein soll, könnte das ne knappe Geschichte werden... ;)

Ergebenst, der Assistent von Mr. Portnoy
seines Zeichens Schiffszimmermeister von Königs Gnaden

Klaus L aus M

Hi Mr Portnoy,

holy moly, willst Du mit dem Kahn in See stechen? Vielleicht bist Du in der Fraktion hier falsch und Du solltest lieber Panzerschiffe bauen?  :D

Spaß beiseite, ich habe auch vor, zwischen den Spanten eine "Unterhaut" aus Balsaholz aufzubringen, sozusagen als Unterbeplankung. Ich glaube, damit haben wir einerseits mehr Stabilität, andererseits ist es dann für die eigentliche Beplankung einfacher. Das habe ich bei einem anderen Schiffchen auch schon gemacht und war von mir selbst begeistert  :O! Die Zwischendecks werde ich nicht verstärken, die haben nach meiner Auffassung genügend Auflagefläche, da passiert nix. Aber wer weiß, vielleicht willst Du ja die Bewaffnung verstärken?  X( Oder Du baust eine Panzerzelle für Herrn Nelson, damit er sich nicht von einem simplen Scharfschützen meiner Armee erschießen läßt?  :5:

Spanten und Kiel habe ich auf meinen Scanner gepackt und eingescannt, man weiß ja nie. Vielleicht ist das ja mal die Basis für die Victory von 1765?  :7: Paßungenauigkeiten hatte ich bisher nicht, aber das wird sicher noch kommen.

Plan-Studium? Man-o-man! Ich komme mir vor wie bei einer anwaltlichen Beratung! Zwei Anwälte - drei Meinungen! Drei Pläne - alles unterschiedlich! Aber ich bleibe bei meiner Entscheidung, ich baue die Victory nach DeAgo mit moderaten Verbesserungen. Da werden wir uns sicher noch oft treffen.

Doch jetzt erstmal fröhliches weiterbasteln und viele Grüße,

Klaus

AnobiumPunctatum

Marcel,
klasse Einstand :7:

Ich hoffe hier verirren sich noch einige andere Nicht-Vic Bauer hin, um den Bericht zu lessen :1:
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

ghost

Ihr törichter, junger Master Shipwrite

Da hat Er seine eigene Werft, baut das schnellste Schiff der nördlichen Hemisphäre und eine glänzende Zukunft vor sich, und was macht er?

Er verdingt bei einem Herrn Augustini :5:, (scheint Italiener zu sein, dem Namen nach), baut was Ihm angesschafft wird, anstatt seinen Freien Geist weiter durchs Forum wehen zulassen.

Er wird bald das Geratter der Dekupiersäge und das Kreischen der Kreissäge, die Musik der freien Schiffbauer, vermissen.

Denkt an meine Worte, wenn Ihr Euch mit der Admiralität rumschlagen müsst. :7:

Spass beiseite, dein Baubericht ist allererste Sahne, ganz grosses Lob.

Viele Grüsse
Edwin
Grüße  Edwin
Auf der Werft: San Fransico II von AL oob (95% fertig),
HMS Prince 1670 (1% fertig)
In Planung:Royal Yacht 1690

Bradhower

#19
Danke Christian und Edwin für das Lob - das ist mein erster Baubericht, denn ich in zwei Foren poste - mal sehen, wo zu erst zu Teer und Federn gegriffen wird...  :pffft:

@Klaus:
So spricht auch nur ein Franzose, berrauscht von Wein und leichten Mädchen, die ihr in den dunklen Ecken von Versailles verköstigt, sofern diese nicht als Latrine dienen. Hörte ich doch von einem Gesandten des Königs, dass bei dem kostspieligen Prunk und Protz den Versailles verschlungen hat, eine kleine Sache vergessen wurde...  :6:

Gewiss aber, ein Panzerschiff soll die Victory nicht werden. Panzerschiff? Klingt nach einem rundum gekupferten Schiff, dass gewiss schneller sinken wird, als eure Flotte bei K-J-U-S-S-A-N-T  :7:

Nein, dieses Schiff wird so massiv gebaut, dass man viele Muskeln braucht um es überhaupt zu bewegen - immerhin ist der Rumpf nach 40 Jahren doch arg zerfressen und leider so mancher Konstruktionsfehler hat sich in den letzten Jahren gezeigt. Wo ihr Franzosen wahrscheinlich nie drauf gekommen wärt.

Aber ich bin mir sicher, kleiner Korse - wir werden uns hier nicht zum letzten Mal begegnen...  :6:

@Edwin:
Manchmal bedarf es einem Grundkonstrukt, um sich daran auszutoben, dies habe ich gewiss bald zusammen - gedrehte Rohre liegen auch schon bereit. So seit versichert, dem eigenen freien Geist, wird auch dieses Schiff nicht Einhalt gebieten können. Ich sehe es aber als ersten Schritt, diese wilden, geistigen Auswüchse in kontrollierte Bahnen zu lenken und sie so eines Tages zu beherrschen.

Sollte ich diesem allerdings überdrüssig werden, so liegt nur einen Steinwurf entfernt die Frucht, meiner geistigen Ergüsse, die noch nicht aufgezehrt sind...  :6:  :7:

Ergebenst, der Assistent von Mr. Portnoy
seines Zeichens Schiffszimmermeister von Königs Gnaden

Bradhower

#20
Baulogbuch – 5. Tag – der Griff zu Feder und Papier

Wir schreiben den 8. Februar 1800.

Es ist vollbracht! Dank der Stärke des eigenen Geistes und der Muskelkraft des stolzen, britischen Werftarbeiters, dessen Liebe zum Empire genauso glüht, wie der Hammer in seiner Hand, den er zum Treiben der Bolzen auf- und niederschwingt, ist es uns gelungen, die Spanten der HMS Victory binnen weniger Tage zusammen zu fügen, so dass sie am Kiel ausgerichtet werden konnten (wie man sieht sind die Winkel und Flügelschrauben inzwischen auch eingetroffen):



Auch die Bugsektion nähert sich zusehend ihrer vorläufigen Fertigstellung:



Aber es gibt nicht nur Sonnenschein in diesen Stunden des Fortschritts – Bauarbeiter zeigten mir einen offensichtlichen Mangel in der Konstruktion von Spant Nr. 30:



Dieser Spalt, ist wie eine klaffende Lücke in der Schlachtformation, durch die der Feind eindringt. Ein Akt der Sabotage, natürlich von den Franzosen, liegt auf der Hand.

Bevor ich aber den Spion und Saboteur in den eigenen Reihen suchen lasse, muss ein eigener Irrtum nahezu unmöglich sein und dies geht am besten am Zeichentisch. Die Pläne von Mr. Longridge offenbaren mir hoffentlich die Wahrheit und inwiefern dieser Spant wohlmöglich nachhaltigen Schaden anrichten wird.

So greife ich doch zu einer festen Schreibunterlage und nehme mir Spant für Spant vor:



Zunächst versuche ich die Formen von 4-5 Spanten auf das Papier zu übertragen.

Verzeiht die Teils wackeligen Bilder – der königliche Hofzeichner hat leider nach dem Sonntagsgottesdienst zu tief ins Glas geschaut:






Auf diese Weise habe ich mich langsam dem Spantenriss angenähert und diesen dann gezeichnet – links vom Strich befinden sich die Spanten von der Mitte zum Heck und rechts die Spantenlinien von der Mitte zum Bug - einzig Spant Nr. 12 fehlt rechter Hand - da an diesem, wie oben zu sehen, noch gearbeitet wird:



Danach habe ich zum Spantenriss von Mr. Longridge gegriffen:



Diesen anschließend meiner Zeichnung gegenüber gelegt:



Der Riss von Mr. Longridge ist leider nicht ganz maßstäblich. Ich muss den Zeichner noch einmal anweisen, diese noch einmal etwas zu vergrößern. Auch habe ich mich bei den Spanten Nr. 29 -31 geirrt und müsste die in meiner Zeichnung ein wenig höher ansetzen.
Aber leider sieht man mit dem bloßen Auge schon, dass der Spantenriss von Mr. Longridge bedeutend bauchiger daherkommt, als auf meiner Skizze. Selbst, wenn man noch ein wenig Toleranz durch die Bleistiftlinie hat und die Korrektur der drei Spanten mit einbezieht. Wirkt doch Mr. Longridge´s Version auf den ersten Blick schon glaubwürdiger.

Ich werde meine Zeichnung aber noch einmal erneuern und vielleicht eine noch feinere Feder verwenden, eventuell auch verschiedene Farben, um alle Spanten besser unterscheiden zu können. Außerdem muss ich noch vergleichen, wo Mr. Longridge´s Spanten auf dem Plan ansetzen und ob dies identisch mit meiner Version ist. Außerdem möchte ich jeden einzelnen Spant noch einmal auf Papier bannen, sollte nämlich u. U. ein Nachbau von Nöten sein. Diesen betrifft aktuell vor allem Spant Nr. 30. Mal sehen ob sich noch geeignetes Holz dafür finden lässt. Die Ulmenwälder zwischen Chatham, Rochester und Gillingham sind doch schon arg gelichtet. Die Venezianer und die Rebellen in Nordamerika sollen angeblich Pappelholz für ihre Schiffe verwenden. Ich verzage mich diesem Holz allerdings und greife lieber zu Bewährtem.

Die Leser dieses Baulogbuches dürften auf jedenfall gespannt sein, wie diese Geschichte ihr Ende findet - wenn es denn eines geben wird. Das Magengefühl und die tief fliegenden Möwen, lassen nichts Gutes erahnen. Glücklicherweise ist es aber an Mr. Portnoy gelegen, am Ende eine Entscheidung zu fällen und der lässt sich meistens von solchen ,,Kleinigkeiten" nicht aufhalten oder gar demotivieren...

Fortsetzung folgt...

Ergebenst, der Assistent von Mr. Portnoy
seines Zeichens Schiffszimmermeister von Königs Gnaden


Klaus L aus M

Oh Mann, das sind ja unglaubliche Unterschiede! Ich hoffe nur, daß Du Deinen Spantenriß mit ein paar Litern Ale (oder vielleicht auch Krombacher) im Bauch gemacht hast. Da liegen ja Welten zwischen!

Wenn sich das bestätigen würde, stehen wir ja wieder vor der Frage, was wir hier eigentlich bauen? Hm, ein Segelschiff? Ich bleibe gespannt und fürchte eine unruhige Nacht...

Beste Grüße,

Klaus

SantaFeFan

Hallo Marcel ,
Es macht echt Spass Deinen Baubericht zu lesen  :klatsch:  .Toll das Du auch die Victory in Angriff genommen hast .....

Bradhower

#23
Hallo SantaFeFan,

freut mich zu lesen, mal sehen ob der Spaß auch bis zum Ende anhält. Denn latent verbreitet sich doch das Gefühl, dass dieser Bausatz viele, viele Unstimmigkeiten haben wird. Nicht das es mich abschrecken oder gar überraschen würde, aber es treibt mich doch an, schnellstmöglich in die Scratch-Phase überzugehen :)

Ach ja, der ursprüngliche Plan sieht übriegens vor (andernorts habe ich dies schon verkündet) - aus dieser Sammelserie möchte ich die Spanten- und Kielteile nach Möglichkeit so übernehmen, ebenso die Deckenelemente. Alles andere was noch so kommt, hängt dann davon ab, wie weit es sprichwörtlich "gefällt" bzw. inwiefern man es aufwerten oder verbessern kann bzw. was die Pläne und Bücher dazu sagen.

Gruß Marcel  

@Klaus:

ZitatOh Mann, das sind ja unglaubliche Unterschiede! Ich hoffe nur, daß Du Deinen Spantenriß mit ein paar Litern Ale (oder vielleicht auch Krombacher) im Bauch gemacht hast. Da liegen ja Welten zwischen!

ich hätte mir vorher vielleicht den hier genehmigen sollen: http://www.whisky.de/tws/product_info.php?info=p12859_ - habe aber doch leider recht nüchtern gezeichnet und es sogar mehrmals verglichen. Wie gesagt, kleine Abweichungen will ich nicht auschließen, aber es ist doch schon recht offensichtlich. Ich versuche bis zum Wochenende eine noch genauere Zeichnung anzufertigen und auch den Longridge etwas größer zu skalieren. Aber vielleicht ist dieser ja auch ungenau - er ist immerhin aktuell nur meine einzige Vergleichsmöglichkeit - aber es soll ja auch Menschen geben, die noch an den Weihnachtsmann glauben...  :6:

ZitatWenn sich das bestätigen würde, stehen wir ja wieder vor der Frage, was wir hier eigentlich bauen? Hm, ein Segelschiff? Ich bleibe gespannt und fürchte eine unruhige Nacht...

als Segelschiff kann man es gewiss am Ende bezeichnen ;) Den größten Fehler den man machen kann, ist es hier mit einem Anspruch von 100%iger historischer Korrektheit heranzugehen. Diesen Anspruch hat diese Sammelserie nicht und das war ja schon sehr früh, mehr als deutlich klar. Ich glaube wenn es am Ende zu 30-50% reicht, ist diese Sammelserie schon besser als erwartet. Deswegen bin ich da eigentlich ganz entspannt - es macht aber Spaß der einen oder anderen Ungenauigkeit hinterher zu jagen :) Von daher, nicht verzagen - einfach weiterbauen und mal sehen was sich so verbessern lässt...  :6:

hwe

Sehr geehrter Mr. Fetherston,

Zitat von: Bradhower in 08. Februar 2011, 09:24:01
Sehr geehrter Franzose,

gewiss ist es in der französischen Rechtschreibung richtig, dass Ouessant so geschrieben wird, wie Sie es mir weiß machen wollen. Wir befinden uns allerdings in England und dort verbrennt man sich lieber die Zunge, als sich an eure Aussprache zu gewöhnen - so ist es mir ein sichtliches Vergnügen gewesen das "O", durch das einzeichnen eines kleinen Hakens, mit einem "Q" zu ersetzen. ;)

Was übrigens den ehrenwerten Admiral Keppel betrifft: Im gelang es tatsächlich nicht die Verfolgung eurer flüchtenden Schaluppen zu organisieren. Vor allem nachdem eine französische Kanonenkugel die Kiste mit den Signalflaggen zerstört hat. Das Marineministerium hat daraufhin beschlossen zwei Kisten mit Signalflaggen an Bord jedes Schiffes zu bringen, um so eine missliche Situation nicht noch einmal zu erleben. Was dann dafür gesorgt hat, dass ihr in der zweiten Seeschlacht von K-J-U-S-S-A-N-T das bekommen habt, was euch in der ersten Schlacht noch verwehrt wurde... :)
Bitte verzeihen Sie mir die Einmischung, wenn ich Sie darauf Hinweise, daß dieser unsägliche Ort in Frankreich, den eine britische Zunge einfach nicht auszusprechen vermag, im großen britischen Reich allgemein "Ushant" genannt wird. Und wohl auch in zwei- oder dreihundert Jahren so ausgesprochen und geschrieben werden wird!
Zitat
gez. Jasper Fetherston
Biograf der königlichen Admiralität


gez.

Admiral, Knight of the Bath,
Sir Thomas Cochrane,
10th Earl of Dundonald