Hallo liebe Modellbaukollegen!
Mit diesem Beitrag gebe ich mir selbst den Startschuss für ein großes Projekt, das mir sehr am Herzen liegt.
1952 schreibt der ehemalige Wehrmachtssoldat Walter Düpmann einen Roman mit dem Titel "Einen bessern findst du nicht", in dem er seine Erlebnisse während des Krieges beschreibt und verarbeitet. Der Roman wird in der Zeitschrift "Revue" auszugsweise vorab veröffentlicht und erscheint anschließend im Münchner Kindler Verlag. Das Buch sorgt im damaligen Nachkriegsdeutschland für einiges Aufsehen, weil es eines der ersten literarischen Werke ist, in dem der Zweite Weltkrieg aus der Sicht eines unmittelbar Beteiligten geschildert wird. In den Jahren zuvor waren die Deutschen in Ost und West mehrheitlich mit dem Überleben im physischen Sinne beschäftigt. Viele Kriegsteilnehmer, u.a. in Jugoslawien und der Sowjetunion sind noch nicht einmal aus der Gefangenschaft zurückgekehrt.
Der Roman ist nicht im wörtlichen Sinne autobiographisch, beruht aber nach Angaben des Autors in allen wesentlichen Teilen auf selbst Erlebtem. Er setzt sich in überaus kritischer Art und Weise mit dem Krieg und dem NS-Regime auseinander. (
Eine Zusammenfassung findet Ihr weiter unten)
Weil er einige damals noch lebende Personen in sehr schlechtem Licht schildert, rät ihm der Verlag, das Buch nicht unter seinem echten Namen zu veröffentlichen. So erscheint die Erstausgabe und einige weitere Auflagen nur mit *** anstelle des Verfassers. Spätere Auflagen erscheinen unter dem Pseudonym "Andreas Engermann".
Heute ist dieses Buch weitgehend in Vergessenheit geraten. Nicht so bei mir.
In den späten 60ern wurde eine Lizenzausgabe für den Deutschen Bücherbund aufgelegt. Meine Eltern bestellten diese Ausgabe, lasen sie und fortan fristete dieses Buch sein Dasein in unserem Wohnzimmer-Bücherregal - bis ich es 1979 im Alter von zwölf Jahren in die Hand nahm und selbst las.
Ich war von der ersten Seite an beeindruckt von der lebendigen bildhaften Ausdrucksweise des Autors (die für mich auf Augenhöhe mit Erich Maria Remarque liegt) und zunehmend wurde ich auch durch den Inhalt seiner Schilderungen in Bann geschlagen, wenn ich damals auch noch beileibe nicht alles verstand, was er da schrieb. Ich möchte im Nachhinein fast behaupten das war ein bisschen viel für einen Jungen meines Alters, denn dieses Buch hat mich zeitlebens nicht mehr losgelassen und ich habe es im Laufe der Jahre mehrere Dutzend Male gelesen und kenne es eigentlich von der ersten bis zur letzten Seite auswendig. Manchen passiert so was mit "Herr der Ringe", bei mir war es eben "Einen bessern findst du nicht".
Dieses Buch machte es mir erstmals möglich, ansatzweise nachzuvollziehen, was meine Großväter in diesem Krieg erlebt haben mochten. Von da an entwickelte ich ein für mein Alter sehr ungewöhnliches Interesse für die Geschichte des III. Reiches und des 2. Weltkrieges. Ein Interesse, das bis heute anhält und sich in meinen modellbauerischen Vorlieben auch in gewissem Sinne widerspiegelt.
Seit etlichen Jahren trage ich mich mit dem Gedanken, Modelle, Vignetten, Dioramen und Figuren zu bauen, zu denen mich Szenen dieses Buches inspiriert haben. Seit ich vor etwa zwei Jahren wieder intensiver in den Modellbau eingestiegen bin, drängten sich diese Gedanken immer mehr in den Vordergrund und ich begann, mir immer konkreter zu überlegen, wie sich das in die Tat umsetzen ließe. Parallel dazu begann ich, passende Bausätze zu sammeln.
Der Wiedereinstieg in den Modellbau fiel in Etwa mit der Anmeldung hier im Modellboard zusammen. Für mich war klar, dass ich nicht einfach nur diese Modelle bauen wollte, sondern auch erklären, was mich dazu inspiriert hat. Mit anderen Worten ich muss in einem öffentlichen Forum, das der deutschen Rechtssprechung unterliegt, in größerem Umfang zitieren. Da es sich z.T. um Passagen in Länge einiger Buchseiten handelt, wollte ich gern sichergehen, dass ich dazu die Genehmigung des Rechteinhabers hätte.
Ich hatte zuvor schon durch Recherchen herausgefunden, dass sich hinter "Andreas Engermann" Walter Düpmann verbirgt und dass er als Autor und Lehrer in Baden-Württemberg lebte. Ein Todesdatum war nicht verzeichnet, jedoch musste ich 2011 bei einem Geburtsjahr 1919 davon ausgehen, dass der Autor inzwischen verstorben war. Also machte ich mich auf die Suche nach dem derzeitigen Rechteinhaber.
Ich will Euch nicht mit Einzelheiten langweilen. Es endete jedenfalls vor einigen Tagen damit, dass ich mit dem Sohn des Autors ein langes Telefonat geführt habe - ein für mich sehr bewegender Moment! - in dessen Verlauf er mir erklärte, dass sein Vater 1995 verstorben sei, er selbst der Rechtsnachfolger und Besitzer der Autorenrechte an dem Buch sei und schließlich, dass er keine Einwände gegen mein Vorhaben hätte.
Seit heute halte ich diese Genehmigung in schriftlicher Form in den Händen, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte! Dem Modellboard-Team, für dessen Unterstützung während der "Findungsphase" ich mich ebenfalls ganz ganz herzlich bedanken möchte, liegt der entsprechende Text vor und damit kann es jetzt endlich losgehen!
Ich stelle mir das so vor, dass ich in diesem Thread jedes Teilprojekt einmal beschreibe und von hier aus auf die dazugehörigen Bauberichte und Galerieeinträge verlinke.
Ich werde mit einigen kleineren Sachen anfangen, sozusagen als Fingerübung und allmählich zu den anspruchsvolleren Dioramen übergehen. Das große Problem bei diesem Projekt sind die Figuren. Es reicht mir nicht, einfach Figuren auszusuchen, die in Etwa zum Modell passen. Sie sollen die im Buch beschriebene Handlung darstellen und einen Wiedererkennungswert haben. Ich bin schon lange auf der Suche, aber weder im PS- noch im Resinbereich gibt es viele Figuren, die auf Anhieb passen würden. Das heißt ich werde viele davon selbst modellieren müssen und betrete damit absolutes Neuland... Nun ja, man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben!
Ich hoffe sehr, dass ich Euch mit diesem Beitrag nicht gelangweilt sondern Euer Interesse geweckt habe und dass Ihr meine Motivation nachvollziehen könnt.
Ihr seid alle herzlich eingeladen, mich auf diesem Weg zu begleiten.

Über Eure Resonanz und vielleicht weitergehende Fragen zu diesem Vorhaben würde ich mich sehr sehr freuen!
Bis hierhin erstmal
Gruß
Ulf