Servus Ulf,
hüstel, hüstel, ganz schön staubig hier

. Sodale, dann will ich auch Mal ...
Ich habe das Buch jetzt auch zu Ende glesen. Der erste Anlauf war letztes Jahr auf Pellworm und führte mich bis Paris. Jetzt habe ich es zügig fertig gelesen.
Das Buch hat mich gefesselt. Es ist eine Schilderung der Ereignisse aus der Sicht des einfachen Landsers. Das ist ganz bewusst so von mir geschrieben, weil hier die Zerissenheit von Erasmus klar zum Ausdruck kommt. Einerseits die vielfältigen Gedanken über Kameradschaft (die glaube ich nur Leute beurteilen können, die selbst gedient haben) und was dieser "Zwang" aus den einzelnen Soldaten macht - im Sinne von "immer weiter, immer weiter" bzw. "wenn ich das nicht mache gehts dem anderen dreckig". Das gilt beim Barras immer, egal ob im Krieg oder nur bei der BW im Wehrdinst. Andererseits die (richtigen) Gedanken über die Sinnhaftigkeit des ganzen Unterfangens "Feldzug" und die sich daraus ergebenden Greuel, die mit zunehmender Abstumpfung als normal erlebt werden. Der Erzählstil und die Sprache waren für mich anfänglich gewöhnungsbedürftig, das hat sich aber schnell gelegt und ich war "drin". Einige Teile erinnern mich z. B. an die 08/15 Bücher von Kirst: Schleiermacher hat was von Asch, der eine oder andere Soldat erinnert mich an Vierbein und der Kompaniechef Patz hat was von Hauptmann Witterer. Aber das ist sicher nicht abgekupfert, sondern diese Typen gab es wohl an jedem Frontabschnitt.
Der Autor macht zwar hie und da mal Andeutungen über die Dinge die sonst so "im Dritten Reich und im Feldzug" passiert sind (Stichwort "Parteisoldaten"), aber er setzt sich bewusst nicht damit auseinander. Warum nicht? Weil es dem einfachen Wehrmachtssoldaten wurscht war oder weil er es nicht wahrnehmen wollte? Eindeutiges nein, sie hatten m. E. schlicht was anderes zu tun und das kommt in dem Buch klar raus. Ich will hier nichts beschönigen oder kleinreden, aber ich denke mal, das hatten alle überlebenden, nicht in Gefangenschaft geratenen "kleinen Landser" gemein. Der Autor schildert Geschehnisse, die von Frontschweinen erlebt wurden, nicht mehr und nicht weniger und das muss genauso sein wie die Auseinandersetzung mit dem großen Thema.
Einen persönlichen Bezug, also jemanden, der mir davon erzählen könnte, habe ich nicht. Die drei Brüder meiner Mutter (Jahrgang 1919, 1923 und 1927) sind gefallen und mein Vater (Jahrgang 1928) hat als sechzehnjähriger sechs Wochen als FlaK-Helfer ohne Einsatz gedient. Er wurde kurz vor Kriegsende von den Franzosen gefangen genommen.
Ich bin jedenfalls gespannt, was als nächstes aus dem Buch als Dio kommt

Gruß
Jürgen