Diorama in 1/72 der 1. Türkenbelagerung Wien, 1529

Begonnen von challenger77, 05. Februar 2016, 09:27:21

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challenger77

Hallo leute,
nach beinahe 5 Jahren Bauzeit, mit diversen Unterbrechungen  endlich fertig. Gerade rechtzeitig für unsere Ausstellung am 12./13. März in Wien/HGM >>> http://www.ipms.at/index.php und die MÄRZAUSGABE unseres neuen MODELLPANORAMAheftes.

Ich kaufte vor langer Zeit, weil grad billig zu haben, das Faller Altstadtmauerset. Als dann die Landsknechte von DDS und Janitscharen erschienen war klar was draus werden soll. Allerdings nur mit gröberen Umbauten, so z.bsp. musste aus der Fallermauer einen Zinnenmauer werden, aufgedickt , Schiessscharten ausgefräst,  verspachtelt nachgraviert , halt volles Programm. Bemalt mit Acrylfarben von Blackhat, die Ex GW Farben.

Nachdem so gut wie keine gesicherten Informationen zu dieser Belagerung vorhanden sind habe ich mich hauptsächlich an den Rundplan von Niklas Meldemann gehalten. Einzig gesichert ist , daß der Stadtgraben als Müllhalde, zur Jagd und Fischzucht verwendet wurde und die Stadtmauer in einem sehr schlechten Zustand war.



www.wien.gv.at


Der Ausschnitt beim Kärntertor und Turm den ich darstellen wollte



www.wien.gv.at







Der Turm entstand komplett Scratch mithilfe von Auhagen Mauerplatten. Die Zinnen hab ich einzeln angefertigt, erschien mir einfacher. Schiessscharten von innen mit Plastikstreifen eingerahmt um die Mauerstärke zu simulieren.







Beschusschaden am Turm





Aus einem Rest einer Vacuplatte geschnitztes Tor



Grundiert mit Billigfarbspray ausm Baumarkt , einzelne Steine farblich hervorgehoben





Nach diversen Washings und Trockenmaldurchgängen mit Ölfarben



Echtholzwehrgänge, einzelne Brettchen



Geländebau beginnt





Palisade von Italerie





Verbarrikadiereung des Tores wie am Plan auch zu sehen



Es wird es wird......









Nachdems mir noch ein bissl zu leer war , habe ich eine traumhaften Bausatz von Fredericus Rex für den Hintergrund verwendet. Gelaserter Karton und Holz, wobei ich das Dach wegliess und ne Decke aus Balsaholz einbaute. Die Verteidiger Wiens hatten Damals aufgrund der schwächlichen Stadtmauer beschlossen die Kanonen derartig zu positionieren, anders als auf dem Plan zu sehen.





Ich ergänzte auch die sogenannten Butzenglasfenster





Auch dieses Mäuerchen ist ein Eigenbau



Im Vordergrund fehlte mir auch noch was, also scratchte ich noch ein ausgebranntes Haus. Man hat damals verabsäumt alle ausserhalb der Stadt liegenden Häuser vollständig abzureissen, das wollte ich darstellen.





Alles bemalt, begrünt und an seinem Platz, nur teilweise Pflastersteine auf den Wegen, man hat damals , um Geschossabpraller zu vermeiden,  das Strassenpflaster entfernt.










Soweit so gut war erstmal 3 Jahre Pause aus dem Anfangs erwähnten Gründen.....

Bradhower

das sieht richtig gut aus - da freue ich mich auf die weiteren Bilder!  :P

Grüße Marcel

coporado

Moin,

das sieht richtig klasse aus  :P :P :P da bin ich gern dabei und freu mich auf den weiteren Baubericht!

Gruß
Sascha  :winken:
Gruß
Sascha  :winken:

...und weißt du keinen Rat, nimm Draht!

Bastelbruder

Hallo Challenger 77,

das ist ja die Wucht!

Ich komme ja eher aus dem Figuren Bereich und bin extrem begeistert was dort entstehen soll. Einfach Klasse auch mit dem von dir genannten Hintergrund der Bauverzögerung.

Fachlich würde mich hierzu interessieren:

Zitat von: challenger77 in 05. Februar 2016, 09:27:21
Ich kaufte vor langer Zeit, weil grad billig zu haben, das Faller Altstadtmauerset. Als dann die Landsknechte von DDS und Janitscharen erschienen war klar was draus werden soll. Allerdings nur mit gröberen Umbauten, so z.bsp. musste aus der Fallermauer einen Zinnenmauer werden, aufgedickt , Schiessscharten ausgefräst,  verspachtelt nachgraviert , halt volles Programm. Bemalt mit Acrylfarben von Blackhat, die Ex GW Farben.

Alte GW-Farben = Blackhat ?
Neue GW Farben = neue Quelle ?

Wie werden die 1:72 Figuren grundiert. Hab schlechte Erfahrungen gemacht da die 1:72 relativ "gummiartig" sind.

Grüße und frohes Schaffen!

challenger77

Sodala, erstmal ein Dankeschön an Petra, Christoph und Konrad Schulte von www.fredericus-rex.eu, die mir für dieses Projekt ein Holzschindeldach für den Hausanbau spendiert haben. Original dabei ist ein Resin Strohdach, zwar toll gegossen und modelliert aber für meine Zwecke nicht geeignet.



Die Kanonen sind eine Kartaune von Germania, das Set von Zvezda und die grosse Hakenbüchse auf Dreibein aus einemWargamingset. eigentlich für 15mm Figuren .









Die passenden Palisaden fertigte ich aus abgelängetn Zahnstochern und Balsaleistchen, möglichst unregelmässig um der Hast mit der das damals gemacht wurde gerecht zu werden













Und jetzt die Figuren, sehr schön detailiert aber alle Klingenwaffen sind viel zu Dick , eigentlich normal bei dem Massstab. Somit liess ich mir Schwerter, die sogenannten Katzbalger, Hellebarden und soweiter nach eigener Vorlage ätzen.Teilweise mit extra Parierstange.....wurde spannend beim Zusammenbau  :3: Ausserdem ersetzte ich die Lanzen durch super teile von einem englischen Wargamingspezialisten. Die haben extra aufgelötete Spitzen und sind wirklich scharf............







Natürlich hab ich auch die Figuren umgebaut, wobei das entgraten eine eigene Geschichte ist.........hier nur einige Beispiele







Die grosse Hakenbüchse, auch Doppelhaken genannt, mit Bedienungsmannschaft. Der Knecht der die Waffe hält ist ein umgebauter DDS Landknecht, die beiden anderen Zinnfiguren von Hagen miniatures, wie  auch die anderen Kanoniere







Die Kanone über dem Tor





Und die beiden anderen am Dach des Hauses







Das Zubehör wie Pulverfässer, Wassereimer, Keil zum Fixiere, etc etc.  folgten später

challenger77

Zitat von: Bastelbruder in 05. Februar 2016, 11:22:31


Alte GW-Farben = Blackhat ?
Neue GW Farben = neue Quelle ?

Wie werden die 1:72 Figuren grundiert. Hab schlechte Erfahrungen gemacht da die 1:72 relativ "gummiartig" sind.

Grüße und frohes Schaffen!


hallo,

Blackhat war schon immer der Hersteller der Originalen Games Workshop Farben solange diese in den Plastikfläschchen mit dem weissen Kipp/Klappdeckel war. bei der Umstellung auf die Hartplastikdosen mit Schraubverschluss hat GW den Hersteller gewechselt, in diesen trockneten die Farben binnen kurzer zeit aus, die Deckel teilweise nur mit Gewalt zu öffnen und die Farben selbst auch nicht mehr so toll zu verarbeiten. Habe seit dieser Zeit meine Altbestände, teilweise 20 jahre alt ! aufgebraucht und durch Zufall vorletztes jahr Blackhat entdeckt, gleich das ganze Sortiment gekauft  :3:
Grundiert habe ich mit dem Revellspray, würde aber beim nächstenmal die Blackhat grundierung versuchen, denn die Farben selbst bilden eine sehr elastische Schicht.

challenger77

Erstmal ein paar Worte warum das Haus hinter der Mauer keine Beschusschäden aufweist. Die Türken konnten damals aufgrund des schlechten Wetters keine schweren Kanonen mitführen und haben deshalb Minen gelegt,  der Schutt der gesprengten Mauerabschnitte fiel aber nach aussen. Was natürlich einen Sturmangriff erheblich erschwerte......

Ich habe mich bei den Figuren bewusst für kräftigere Farben entschlossen weil
1. alle noch vorhanden Museumsstücke 500 oder mehr Jahre alt sind und entsprechend vergilbt, verstaubt etc. sind
2. die Landsknechte das meiste ihres Solds in eben diese typische Kleidung steckten, und deshalb auch qualitativ recht hochwertig gewesen sein dürfte. natürlich nicht bei allen, was ich versuchte darzustellen
und 3. ich nutzte sogenannte Reenactmentgruppen bzw deren Links zu Stofflieferanten die eben nach alten Überlieferungen mit diversen beeren und Hölzern etc Färben als Referenz. Diese Farben sehen nun mal nicht so verstaubt aus
ausserdem gefällts mir halt so besser und nachdem ich das ganze eher als ne küstlerische Annäherung an das tasächliche Geschehen sehe passts ja :D. Zum Teil hat auch das Blitzlicht die farben verstärkt vorallem bei Gelb, so extrem sehen die nicht aus Aber jetzt die Bilder  ;)
Die Arkebusenschützen







































die ersten Lanzenträger, mit dem Aushub der Mine gefüllter Graben und die Trümmer der mauer












Bastelbruder

#7
Hallo,

danke für die Antwort zu den Farben. Habe selber relativ viel Altbestand von GW die ich jedoch immer weniger benutze da es einfach so viele gute Farben mittlerweile gibt. Es ist und bleibt Geschmackssache.  :D

Kurze Anmerkung zu der Bemalung:
Die Farben finde ich durchaus authentisch und auch nicht zu Bund. Den Gesichtern würde ich durch ein leichtes washing mehr tiefe geben. Vor allem an den Haut / Kleidungsübergängen macht das echt was her.

Problem bei dem Maßstab ist die richtige Konsistenz herzustellen wenn man nichts fertiges von GW, Armypainter oder ähnlichem zurückgreifen will. Vor allem darf es nicht zu dunkel werden dann sieht es auch wieder zu getönt aus.

Ich würde da eine eigene Lasur aus Farbe/Destiliertemwasser/Weichmacher (Spüli) herstellen.

Grüße und weiterhin so viel Gedult!


challenger77

Und einmal gehts noch
























































































Und noch mit unserem Steffl im hintergrund  :D






Jetzt bin ich nur mehr auf das neue heft gespannt, vorallem welches foto es aufs titelblatt schafft  :winken:

Danke fürs schauen !



alpen32

Das ist ja toll - endlich einmal ein "regionales" Diorama (ich wohne in Wien).
Gerade die beiden Türkenbelagerungen halte ich für geschichtich sehr interessant, alleine der Anblick der belagerten Stadt muss damals ein unglaublicher Hammer gewesen sein.
Schade, dass Kaiser Franz Josef damals die alten Stadtmauern schleifen ließ um die Ringstrasse zu bauen - damit hat Wien dann endgültig seinen mittelalterlichen Charakter einbüssen müssen  :(

Grüße!  :winken:

Uwe B.

Boah Challenger,

absolut hammermäßiges Dio, was Du da hingestellt hast. Abgesehen vom eigentlich Diorama gefällt mir auch besonders die Base mit dem heraldischen Wappen und den dazu gehörigen Erläuterungen. Toller Baubericht auch.
:P :P :P

LG - Uwe
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Skaeldur

Klasse Darstellung eines historischen Ereignisses!
Mir gefallen sowohl der Aufbau der Gebäude (und der Gebäudebau selbst) als auch die Szene, welche Du Dir für Dein Dio ausgesucht hast.
Schön auch, daß Du den Bögen Sehnen verpasst hast.  :P
Ein paar Kleinigkeiten sind mir aber aufgefallen:
- Der gepanzerte Reiter; hat es in der Stadt nach der langen Belagerung tatsächlich noch lebende Pferde gegeben?
- Die Toten / Verletzten scheinen nicht zu bluten oder sieht man das auf den Fotos nur nicht?
- Interessant wäre es vielleicht gewesen, die Aktivitäten der Türken im Dio zumindest anzudeuten (z.B. Unterminierungen bis an die Stadtmauer, Laufgräben).

dafi

#12
Fantastisch!!!

Eine Freude zuzuschauen :-)

Ein Hinweis sei mir erlaubt zu den großen Zweihändern, die du in #4 zeigst:

Diese wurden scheinbar nicht über dem Kopf geschwungen, sondern wurden mit der vorderen Hand als "Rotationsgelenk" geführt und mit der hinteren Hand wurde "gekurbelt". Bei einem Besuch bei Willi Meischl in Wien konnte ich so ein Teil in den Händen halten, und große Überraschung, die Waffe ist sehr leicht und präzise zu führen. Sie war trotzdem scheinbar auch eine der wenigen Waffen, für die man erst einen Führerschein ablegen musste, der zum Tragen befähigte und den Träger zum Spezialisten machte.

Hier einige Bilder von Willi mit dem Ding, die das Führen zeigen.
http://www.segelschiffsmodellbau.com/t612f284-Vom-Gotischen-Schwert-bis-zum-Schwert-im-Jahrhundert.html#msg4713
http://www.segelschiffsmodellbau.com/t612f284-Vom-Gotischen-Schwert-bis-zum-Schwert-im-Jahrhundert.html#msg4714

Die Bilder von mir an dem Ding waren damals leider nix geworden, irgendwie hatte der Fotograf vor lauter Panik alles verwackelt ...
Lieber Gruß, Daniel
... keine Angst, der will doch nur spielen ...

... to Victory and beyond!
http://www.dafinismus.de

Sachse 3

Hallo,
ein ganz tolles Diorama. :klatsch: :klatsch: Man sieht das mit viel Herzblut gearbeitet wurde. Besonders die Farbgebung und dezente Verwitterung der Gebäude ist gelungen.
Eine Anmerkung sei mir bitte gestattet. Bei dem großen Tor sollte die diagonale Strebe vom unteren Band zur Ecke verlaufen also umgekehrt zu Deiner Ausführung. Sie dient dazu, dass das Tor sich nicht durch die Last (Eigengewicht) verzieht und anfängt zu hängen. Auch sollte die Verstrebung auf der Innenseite sein, damit sie nicht der Witterung ausgesetzt ist.
Aber das sind sicher Feinheiten die kaum jemandem auffallen und die außerdem dem tollen Gesamteindruck des Dioramas nicht stören.

Gruß
Michel
Ich betrachte auch einen siegreichen Krieg an sich immer als Übel, welches die Staatskunst den Völkern zu ersparen bemüht sein muß. (Otto von Bismarck)

Im Bau: Langzeitprojekt Hafenstadt 1:250, Dampfer "Schwan" 1:250, Kirche Wang 1:150, Dampfer "Kronprinz" 1:250
I.WK-GB: Heizölfahrzeug Baltrum 1:250
Vorläufig stillgelegte Projekte:"SMS Markgraf", "Suworow"

Sorcerer

Man könnte meinen das du persönlich dabei warst

challenger77

Erstmal Danke  :D

@Skaeldur  es waren ca 300 sogenannte Reisige, also gepanzerte Reiter, in der Stadt als schnelle Eingreiftruppe, deren Pferde wären vermutlich die letzten gewesen die man geschlachtet hätte. Allerdings dauerte die Belagerung gerade mal 3 Wochen , da war nix mit Hungersnot und Laufgräben, ausserdem fanden die Türken auch so genug Deckung. Sieht man recht schön auf dem Rundplan.

Skaeldur

@challenger: Danke für die Info und Aufklärung!
In meiner Vorstellung hatte ich wohl eher Bilder der späteren Belagerung durch die Türken im Kopf.

challenger77

Noch ein kleiner Nachtrag, ich habe einen  sehr ausführlichen Baubericht für unser Clubmagazin Modellpanorama geschrieben.  Aufgeteilt auf die hefte 172016 und 2/2016 mit jeweils 12 Seiten und dem Titelblatt  :D
Sorry wenn ich damit nerve, aber ich habe einfach ne Riesen Freude damit, nicht zuletzt weil mir der Bau  über die schwersten Tage meines lebens geholfen hat.......





http://www.ipms.at/index.php/aktuelle-ausgabe