Wie sah die Uniform des Piloten des "Storchs" bei der Gran-Sasso-Operation aus?

Begonnen von MauzeTung, 24. November 2016, 09:01:55

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Pewi

Moin, moin,

ich bin erst jetzt auf den Thread gestoßen und sehr beindruckt. Immer wieder erstaunlich, was sich alles im Netz findet und welche Künstler es in der Modellbauszene gibt.

Ich möchte zum Thema eine Anekdote beisteuern:

Bekanntlich hatte die Befreiung Mussolinis nicht die Wirkung, die sich Hitler und die übrige NS-Führung versprochen hatte. Laut dem Tagebuch des "Deutschen Bevollmächtigten Generals in Kroatien", Edmund Glaise von Horstenau, kursierte daher im Herbst 1943 in Wien folgender Witz:

Skorzeny wolle sich noch das Eichenlaub zum Ritterkreuz verdienen, daher habe er Hitler versprochen, den "Duce" wieder ins von den Alliierten kontrollierte Italien zurückzubringen!

Grüße :winken:
PeWi


Uwe B.

Hallo Marc,

ich habe mir - angeregt durch diesen Thread und weil ich es schon früher auf dem Zettel hatte - das nachfolgende Buch bestellt: "Fallschirmjager: Storming the Gran Sasso: The Liberation of Mussolini by German Parachutists on 12th September 1943 (aus der Serie: Wars and Battles) " von Óscar González López - u. a. hier neu für günstige 6,26 EUR zu bekommen:

https://www.amazon.de/Fallschirmjager-Liberation-Mussolini-September-Parachutists/dp/8496935000/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1482169806&sr=8-1&keywords=storming+gran+sasso

Das Heft entspricht in Stil, Format und Aufmachung der berühmten Osprey-Serie, über die wohl die meisten Militär-Modellbauer irgendwann mal gestolpert sind. Es enthält allerdings nur 1 ganzseitige Farbabbildung (die selbe wie auf dem Cover) und eine doppelseitige Farb-Profilzeichnung von Gerlachs Fieseler Storch (Kennung S J + LL) und eine kleinere eines der am Gran Sasso gelandeten Lastensegler mit der Kennung LC + 1 - 8. Der Text ist in englischer Sprache.

Das Heft enthält viele Bilder, wovon man naturgemäß die meisten schon aus dem Netz kennt. Aber ein ganzseitiges ist dabei, das mir völlig unbekannt war, und Gerlach und Skorzeny nebeneinander stehend mit allen Uniformdetails zeigt. Könnte also für Dich interessant sein.

Für mich war auch neu (bzw. ich hatte es nicht beachtet), dass Skorzeny zu Beginn der Aktion eine ziemlich großformatige Munitionstasche, nämlich die für die MP 28 (https://de.wikipedia.org/wiki/MP28) trug, die ich zunächst für eine Offiziersmeldetasche gehalten hatte. Bei genauerer Betrachtung anderer Bilder fiel mir auf, dass die Mitglieder seiner Truppe (XX-Sonderverband z. b. V, Friedenthal), die an der Aktion teilnahmen, soweit ersichtlich, alle die gleichen MP 28-Munitaschen mitführten, so dass man davon ausgehen kann, dass sie auch alle damit und nicht mit der normalen Maschinenpistole MP38 bzw. MP40 bewaffnet waren. Skorzeny und seine Leute trugen auch alle neben ihren LW-Tropenuniformen den normalen Stahlhelm mit Luftwaffenadler und nicht den Fallschirmspringerhelm.

Angesichts des günstigen Preises kann ich Dir dies Büchlein nur empfehlen. Kann zum Inhalt noch nicht viel sagen, da ich gerade erst angefangen habe, es zu lesen - scheint aber auf den ersten Blick gut recherchiert zu sein (diese Aussage aber ohne Gewähr), zumindest sind die Bildunterschriften sehr aussagefähig, nach Möglichkeit werden alle auf den Bildern, soweit bekannt, benannt.

Eine Korrektur bzgl. des vorher hier gesagten kann ich auch noch beisteuern: Oberleutnant von Berlepsch war von Beginn an als Führer seiner Kompanie mit oben auf dem Berg (saß im 5. Lastensegler) er war nicht beim Kommandeur des FJ-Lehrbataillons, Major Mors, bei der Aktion unten an der Seilbahn-Talstation. Er ist der große schlanke Offizier mit Knochensack, Schirmmütze und Monokel, den man gelegentlich auf Fotos sieht. Bekannt sind einige Fotos, wo er mit Handschlag seinen Kommandeur, Major Mors, und Oblt. Schulze oben auf dem Berg begrüßt und noch einmal persönlich die gelungene Aktion meldet, z. B.:


Grafikadresse: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/14/Bundesarchiv_Bild_101I-567-1503C-22%2C_Gran_Sasso%2C_Major_Mors%2C_Oberleutnant_Berlepsch.jpg
Quelle:             https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_101I-567-1503C-22,_Gran_Sasso,_Major_Mors,_Oberleutnant_Berlepsch.jpg

Skorzeny saß wohl mit dem italienischen General Soleti in Lastensegler Nr. 3, sein Adjutant Karl Radl in Nr. 4 (mit ihnen die Soldaten ihres XX-Sonderkommandos) und sie kamen offenbar als erste vor dem Hotel herunter, weil Lastensegler Nr. 1 und 2, deren Fallschirmjäger-Besatzungen eigentlich als erste landen und mit sMG's die Landung der weiteren Segler sichern sollten, die Aktion vorher abbrachen.

LG - Uwe   :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra

Uwe B.

Hallo MB-Freunde,

Zitatich schrieb: Skorzeny saß wohl mit dem italienischen General Soleti in Lastensegler Nr. 3, sein Adjutant Karl Radl in Nr. 4 (mit ihnen die Soldaten ihres XX-Sonderkommandos) und sie kamen offenbar als erste vor dem Hotel herunter, weil Lastensegler Nr. 1 und 2, deren Fallschirmjäger-Besatzungen eigentlich als erste landen und mit sMG's die Landung der weiteren Segler sichern sollten, die Aktion vorher abbrachen.

Und schon muß ich meine o. a. Aussage nach einem ersten Anlesen des von mir im vorherigen Beitrag erwähnten Buchs relativieren. Die obige Aufstellung basiert auf der Darstellung Skorzenys, der von ursprünglich 12 geplanten Lastenseglern (LS) ausgeht und sich und Radl in LS 3 und 4 platziert.

Laut der Darstellung von Óscar González López, der sich im wesentlichen auf Aussagen von Teilnehmern aus Reihen des Fallschirmjägerregiments 7 (FJR 7) beruft, kamen am 12. September statt der geplanten 12 von vornherein lediglich 10 Lastensegler (mit 10 Henschel HS 126 als Schleppflugzeugen) am Absprunghafen Pratica di Mare an. Diese flogen in 3 aufeinander folgenden Ketten à 3 LS in Richtung Gran Sasso. Der 10. LS flog als Einzelflieger am Ende der Formation.

Skorzeny saß dabei im führenden LS der 2. Kette, also LS Nr. 4, sein Adjutant Karl Radl in LS Nr. 5. Weil er vor dem Ausklinken der LS mehr Höhe gewinnen wollte und um den Zeitplan besser einhalten zu können (man war 3 Minuten zu früh!), ließ der verantwortliche Offizier im allerersten Schleppflugzeug, Hptm. Langguth, eine Rechtskurve fliegen, was von den beiden Schleppflugzeugen seiner 1. Kette auch nachvollzogen wurde.

Die Piloten der nachfolgenden 2 Ketten mit LS 4 bis 6, 7 bis 9 und des Einzelfliegers mit LS 10 am Schluß sind dieses Manöver jedoch mißverständlicherweise nicht mitgeflogen (es bestand angeblich keine Sprechfunkverbindung), sondern hielten weiter auf den Zielpunkt zu. Erst dadurch geriet LS Nr. 4 mit Skorzeny an Bord in die führende Position (gefolgt von Nr. 5 mit Radl), weshalb er auch als erster am Hotel landete und wohl auch als erster bei Mussolini war.

Gleichzeitig landete durch dieses Manöver Oblt. Baron von Berlepsch, Chef der auf dem Luftweg transportierten 1. Kompanie (1./FJR 7) und laut ursprünglicher Planung Kommandierender bei der Luftlandeoperation, der daher konsequenterweiser in einem der Lastensegler der 1. Kette saß, erst später auf dem Gran Sasso, als Skorzeny bereits Fakten geschaffen hatte; Major Mors, Kommandeur des I./FJR 7 (1. Bataillon), dem ja die Gesamtleitung und Planung der gesamten Operation oblag, leitete zu diesem Zeitpunkt mit dem Rest des Bataillons die Aktion unten an der Seilbahn-Talstation.

Ich hoffe, ich habe den englischen Text zutreffend und nicht zu umständlich zusammen gefaßt. Aber ich wollte noch aufzeigen, dass unser Wissen über die Aktion letztendlich nur auf den Berichten der daran Beteiligten fußt, die in wichtigen Details voneinander abweichen.

LG - Uwe   :winken:
MSV - einmal ein Zebra, immer ein Zebra