Thema "Klarsichtmaterial"

Begonnen von Bono1975, 14. Februar 2017, 09:08:50

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Bono1975

Guten Morgen zusammen,

für ein mittelfristig angedachtes Projekt benötige ich Klarsichtmaterial mit folgenden Eigenschaften:

1. Es sollte klar sein. Absolut klar. Keine Tönung, nicht milchig oder "irgendwie transparent". Einfach klar. :)
2. Genau das sollte es auch bleiben während und nach der Bearbeitung. Schneiden, schleifen, schaben, bohren, gegebenenfalls fräsen oder drehen sollten nichts an der Klarheit ändern.
3. Verfügbarkeit in verschiedenen Formen (Platten, Folien, runde und eckige Profile) sind nötig, genauso wie eine gewisse Biegefestigkeit (wobei auch diese Bearbeitung, egal ob warm oder kalt, keine Auswirkung auf die Klarheit haben darf)
4. Es sollte UV-Beständig sein
5. Verklebung: da bin ich recht offen, aber die Klebestellen sollten (wen wunderts denn jetzt noch?) klar sein und bleiben. ;)
6. Verfügbarkeit sollte recht problemlos gegeben sein. Bin kein Freund von Bestellungen irgendwo im nirgendwo. Ideal wäre eine Verfügbarkeit in einem Fachgeschäft (da gehören für mich auch durchaus Baumärkte dazu) ODER die Bestellung über ein Fachgeschäft. Wie gesagt, bin für Bastler-, Hobby- oder auch Modellbauläden offen.

Allerdings wäre ich tatsächlich geneigt bei Punkt 6 eine Ausnahme zu machen. Aber 1 - 5 sind leider "Pflicht".

Kennt jemand von euch eine "materielle eierlegende Wollmilchsau" die meinen Wünschen entspricht? Bin für jeden Tip dankbar!

Beste Grüße aus Bochum,

Marcus
Derzeit in Arbeit:
A-10 Thunderbolt II (Revell, 1:72)
F7F-Tigercat (Fly-Modell, 1:33)

Hans

Modellbau ist kein Wunschkonzert...  :D :D

Plexiglas ist das einzige Material, das deine Wünsche erfüllen kann. Nach der Bearbeitung muss man es halt polieren, dann ist es wieder hoch transparent. Kleben mit UV-Kleber oder Aceton. In fast jeder Stadt gibt's Spezialgeschäfte. Allerdings wird man bei speziellen Profilen nicht um die Mühe des Internets herumkommen.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

jackrabbit

#2
Hallo,

kannst Du uns sagen, wozu Du das Produkt benötigst? 
Von der Größe her eher eine große Vitrine oder ein Schlüsselanhänger?   Preis/ Kosten sind egal?

Das wäre wahrscheinlich hilfreich und man könnst Dir dann das ggf. am besten geeignete Material nennen,
auch wenn es wohl auf Acrylglas ("Plexiglas") hinausläuft.   

Was verstehst Du denn unter "Biegefestigkeit"?
Das ist eigentlich keine Bearbeitung, sondern eine Material-Eigenschaft. ;)

Grüsse

Marco Scheloske

Schließe mich den Vorschreibern an. Nur Acryl erfüllt einigermaßen Deine Anforderungen. Da Du es mechanisch bearbeiten willst muss es das (teurere) "Acrylglas GS" sein, da die preiswertere Variante "XT" vor allem spananhebende Bearbeitung nicht verträgt - es kommt nach unterschiedlich langer Zeit unweigerlich zu Spannungsrissen.

Aber auch Acryl GS sollte nach der Bearbeitung getempert werden, damit es nicht zu Spannungsrissen kommt.

Außerdem arbeitet Acryl, sprich es reagiert auf die Umgebungswärme. Daher müssen "Dehnungsfugen" hie und da eingerechnet werden, sonst reisst es.

Klar verkleben kann man es mit Spezialklebstoff wie z.B. "Ruderer L530". Das will allerdings gelernt sein, vorher ausgiebig an Teststücken proben.
Gruß aus MG und "Just glue it!"
Marco (Triliance.de), "The Baseman"


Bono1975

#4
Guten Abend zusammen!

Erst mal vielen Dank für die schnelle (An)teilnahme. ;)

En Detail:

kennt ihr das Wikingermuseum in Roskilde? Wenn nicht - immer ein Besuch wert. Waren letzten Sommer dort und tatsächlich konnte sich meine Holdeste vorstellen ein Modell eines Langbootes in die Wohnung zu stellen - allerdings nicht in Form eines "echten" Modelles aus Kunststoff oder Holz sondern eher in Form der ausgestellten Originalwracks (Mischung aus stilisierter Rekonstruktion und originalen Fundteilen). Daraus entwickelte sich die Idee, ein Modell zu erstellen, das "Wrackteile" (Holz oder einfach Folie) mit "Rekonstruktion" (dafür dann das Klarsichtmaterial) verbindet.

Was die EIGENSCHAFT "Biegefestigkeit" betrifft: schlicht und ergreifend der Rumpf. Bei einem Langboot also eher überschaubar möchte ich als Landratte einfach mal behaupten. Oder?

Womit auch @jackrabbit die Frage nach dem Projekt erst mal beantwortet wäre. :)

@ Hans:

Ich weiß, ist kein Wunschkonzert. Aber träumen darf man doch mal, auch wenn man genau weiß das in jeder Kapelle ein paar Töne daneben gehen. ;)

@ Markco:

Hätte nicht gedacht das die Bearbeitung von Acrylglas/ Plexiglas tatsächlich doch mit dem ein- oder anderen Fallstrick verbunden ist ...

Euch drei erst mal vielen Dank für die Infos! Weiß dann schon mal wo ich die Suche ansetzen kann. :)

Beste Grüße aus der Spätschichtpause,

Marcus
Derzeit in Arbeit:
A-10 Thunderbolt II (Revell, 1:72)
F7F-Tigercat (Fly-Modell, 1:33)

Wolfsherz

Hallo Marcus ,Tja mit den Klarsichtsachen ist so ein Thema . Aber hier kannst du mal schauen da Bekommts du was das Herz begehrt zu einem Recht vernünftigen Preis aus Deutschland. :D

https://www.architekturbedarf.de/kunststoffe
Nur weil ich graue Haare habe bin ich nicht Weise.
Gruß Peter

Bono1975

Hi Wolfsherz,

danke Dir für die Bezugsquelle. Wenn es demnächst mal wieder nach Berlin geht fahre ich hier etwas früher los für einen kurzen Besuch in Hannover denke ich. SO eilig habe ich es noch nicht damit, aber ich denke ich werde fündig!  :P

Gruß aus Bochum,

Marcus
Derzeit in Arbeit:
A-10 Thunderbolt II (Revell, 1:72)
F7F-Tigercat (Fly-Modell, 1:33)

Dr.Drehe

Ansonsten wäre vielleicht auch Makrolan etwas für dich. Im Ofen bei 180-200°C erwärmen, anschließend ist es leicht zu formen.

Gruß Jörg

Hans

Makrolon ist das selbe wie Plexiglas, nur anderer Handelsname.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

mause

#9
Makrolon ist Polycarbonat PC, auch als Lexan bekannt.

Plexiglas ist Polymethylmethacrylat PMMA.

<°JMJ-
<°JMJ-

jaykay

 
Da muß ich mal widersprechen Hans :-)

Acrylglas ( "Plexi" ) und Polycarbonat ("Makrolon")  sind nicht nur dem Namen nach, sondern auch chemisch und vom Verhalten her unterschiedlich.

Für Modellbauprojekte würde ich Acrylglas den Vorzug vor Makrolon geben, weil letzteres härter und spröder ist. Es schneidet sich weniger leicht und bricht dabei schneller. Polieren geht bei Acryl auch leichter.

@Marcus: Wenn Du nach Berlin fährst, spar Dir den Zwischenstopp in Hannover und fahre in Berlin direkt zu:  https://www.modulor.de/index.php?lang=0&;

Hans

Danke, Leute!  :P Ich hasse Baumarkt-Beratungen....
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Urban Warrior

Außerdem ist Acrylglas beständiger gegen UV-Licht als Polycarbonat (Makrolon) ... es sein denn das Makrolon ist beschichtet. Was dann immer noch die Frage ist ...

Und wenn Du es nicht selber schneiden/bearbeiten kannst, gibt es Online-Services, die Dir das Acryl in Form (flach) lasern ... Formulor zum Beispiel.

Cheers
Martin
Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selber nicht mehr!
Albert Einstein

wefalck

Plexiglas ist ein Handelsname für extrudierte (Plexiglas XT) oder gegossene (Plexiglas GS) Halbzeuge aus PMMA der Röhm & Haas GmbH (Darmstadt), die nach einigen Umfirmierungen/Übernahmen inzwischen Teil von Evonik ist. Die Firma hat früher eine technische Anwendungsabteilung gehabt, die ein umfangreiches Verarbeitungshandbuch in Loseblattform herausgab (da mein Vater bei einer Tochterfirma tätig war, habe ich vollständiges Exemplar  :D). Inzwischen kann man das Handbuch (oder wenigstens einen Teil davon) aus dem Internet herunterladen: http://www.plexiglas.de/.

Makrolon ist ein Handelsname der Bayer AG für Halbzeuge aus Polykarbonat.

Thermische und chemische Beanspruchungen von Plexiglas führen zu Spannungen innerhalb des vernetzten PMMA Gefüges. Wenn diese Spannungen nicht durch Tempern abgebaut werden, kann zur sogenannten Spannungsrißkorrossion kommen. Diese macht sich in Form von Craquelé in dem entsprechenden Teil langfristig bemerkbar. Das Handbuch gibt auskunft darüber, wie am besten getempert wird.

Kleine Teile bei denen nur geringe mechanische Eigenschaften der Klebefuge gefordert sind können mit einem Lösungsmittel für PMMA, wie Aceton (bereits von Hans erwähnt) oder Dichlormethan (Hauptbestandteil der Polystyrolkleber) geklebt werden. Bessere mechanische und optische(!) Eigenschaften bekommt man durch Klebung mit dem Monomeren, da dann durch UV-Licht angestoßen zu 'Plexiglas' vernetzt. Plexiglas bietet eine Reihe von Klebern unter dem Handelsnamen Acrifix an: http://www.acrifix.com.

Plexiglas läßt sich hervoragend spanend bearbeiten, wobei ein Überhitzen vermieden werden sollte um eben keine Spannungsrißkorrosion zu provozieren. Man braucht sehr gut geschliffene Werkzeuge, um saubere Oberflächen zu erzielen.

Polieren läßt sich Plexiglas mechanisch, z.B. mit Silikonschleifkörpern, oder durch Flammpolieren, d.h. durch Darüberhauchen mit einer 'weichen' Flamme aus einem Gasbrenner. Man kann auf diese Weise schlierenfreie, optisch einwandfreie Obeflächen erzeugen.

Der Kaltbiegeradius von Plexiglas hängt natürlich von der Plattendicke ab, ist aber recht groß. Für die Darstellung von Bootsplanken würde ich das als positive Eigenschaft betrachten (jedenfalls für die bei Wikingerschiffen vorkommenden Biegeradien). Warm und in einer Form/Lehre kann Plexiglas praktisch abgekantet werden, wobei anschließend gut getempert werden muß.

**************

Dies sieht nach einem interessanten Projekt aus, bei der man auch mit dem Gegensatz zwischen matten (Fund)teilen und polierten (Ergänzungs)teilen spielen könnte ...

www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de