Hauptmenü

He 111 als Reisemaschine

Begonnen von padebigoru, 30. März 2017, 16:51:12

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

padebigoru

Einige He 111 wurden von der Luftwaffe auch als Passagiertransporter eingesetzt, manche anscheinend bis zum Ende des Nazireichs. Ein paar standen Lamettahengsten von Luftwaffe bzw. Wehrmacht als persönliche Reisemaschinen zur Verfügung, meines Wissen z.B. Kammhuber, Kesselring, Milch. Andere wurden als Personentransporter genutzt, für irgendwelche Kommisionen oder Delegationen. Es wird u.a. eine Delegation erwähnt, die zu ich-weiß-nicht-welchen Verhandlungen* in zwei Maschinen nach Schweden gereist sein soll.

Leider fand ich in der He-111-Literatur keine Angaben/Informationen zu diesen besonderen He's. Das einzige mir bekannte Foto zeigt den Bruch der Stabsreisemaschine des SG 2 irgendwo in Nordafrika. Daraus läßt sich nur ableiten, daß es sich – äußerlich – wohl um eine normale He 111 P oder H gehandelt hat. Kann man daraus folgern, das die anderen Personentransporter gleich oder jedenfalls ähnlich ausgesehen haben? Da beschleichen mich allerdings Zweifel, etwa hinsichtlich der erwähnten Schweden-Reise einer nazideutschen Delegation. Sollten die schwedischen Verantwortlichen wirklich zugestimmt haben, daß ein Flugzeug mit B-Stand und Bodenwanne in ihr Gebiet einflog, selbst wenn eventuell die Waffen in A-, B- und C-Stand ausgebaut waren?

Gibt es im Web Quellen, die darüber Auskunft geben:
- Sahen die He-111-Personentransporter alle ungefähr so aus, wie die SG-2-Reisemaschine?
- Oder gab es auch Flugzeuge, die Nase/Cockpit wie die He-111E/F hatten bzw. ein Vorderteil wie die Lufthansa He-111C/G?
- Falls ja, hatten die A-/B-Stand und Bodenwanne oder ggf. gar einen Drehturm als B-Stand?
- Wie waren die innen ausgebaut? Bombenmagazine einfach weggelassen oder aus- und LH-Gestühl eingebaut?
- Waren die Reisemaschinen für Feldmarschälle bzw. Generäle alle gleich ausgestattet oder nach den individuellen Wünschen der Benutzer (z.B. innen Konferenzraum)?
- Falls Flugzeuge ohne Bodenwanne dabei waren, hatten die dann eine Einstiegstür hinten rechts wie die der DLH?

---------

*) Wohl nicht mit den alten Schweden, sondern mit alliierten Unterhändlern.

maxim

Die Lufthansa musste alle ihre C- und G-Maschinen an das RLM verkaufen und konnte (oder wollte?) diese im Gegensatz zu den Ju 86 auch nicht chartern. Also ein paar Maschinen (12-14?) wären verfügbar gewesen.

In Deutsche Lufthansa Der Kranich in Turbulenzen 1939-1945 von Hans Werner Neulen ist die Maschine der Kontrollkommission Nordafrika abgebildet (s. 138):

eine He 111 P-2, D-ARAJ

Der Anstrich wirkt metallfarben über alles (glänzt), am Leitwerk findet sich der rote Streifen mit dem hässlichen Kreuz im weißen Feld. Die Maschine hat noch die Waffenstände, aber man sieht keine eingebauten Waffen.

Üblicherweise flogen nach Schweden nur unbewaffnete, "zivile" Maschinen - zumindest bei alliierten Maschinen hatte Schweden entsprechend Druck gemacht, d.h. die alliierten Maschinen hatten keine Waffen und fast ohne Ausnahme zivile Kennungen (siehe The Stockholm Run von Nils Mathisrud). Das waren überwiegend Maschinen, die für die BOAC flogen.

Ich denke, dass auch auf deutscher Seite überwiegend LuftHansa-Maschinen für die Verbindung in neutrale Staaten wie Schweden und Spanien eingesetzt wurden. Die LuftHansa hatte im Krieg u.a. Bloch MB.220, Dewoitine D.338 (kaum geflogen, ich habe noch keine Fotos gesehen, aber eine Kennung bekannt), Douglas DC-2, Douglas DC-3, Fiesler Fi 156 (Kennungen von sechs Maschinen bekannt, noch kein Foto gesehen), Focke Wulf Fw 200, Fokker F.VII (noch keine Fotos gefunden), Junkers Ju 86 (B, C und Z? man liest auch auf von D, aber da scheinen die mit Diesel gemeint zu sein), Junkers Ju 88 (drei Kennungen bekannt, aber kein Foto gesehen), Junkers Ju 90, Junkers Ju 290 und Sieben Si 204D, eventuell noch ein paar kleinere, ältere Maschinen, z.B. Messerschmitt M.20 oder Junkers W.34 und eventuell italienische Maschinen wie die Fiat G.12, Savoia-Marchetti SM.73, 75, 81, 82 und 83 (letztere waren aber wahrscheinlich bis auf ehemalige CLS SM.73 nie bei der LuftHansa im Einsatz).

Aber um welchen Zeitraum geht es? Bei Kriegsende kann es gut sein, dass normale Luftwaffe-Maschinen, die nur entwaffnet waren, eingesetzt wurden.
Im Bau: portugiesische Fregatte NRP Almirante Gago Coutinho (1/700, Umbau Niko Model)


padebigoru

#2
Kein konkreter Zeitraum im Moment. Ich versuche erstmal, mir einen Überblick zu verschaffen. Auch über die Einheits-Kennungen bzw. Stammkennzeichen von solchen Reisemaschinen.
Leider finde ich die Quelle nicht mehr wieder. Deshalb kann ich nicht sagen, ob der Schweden-Flug eventuell Mitte Mai 1945 oder später stattfand. Andererseits: Ab dem 8.5.45 hatten in Deutschland die Alliierten das Sagen, warum also hätten sie was-für-Verhandlungen-auch-immer in Schweden durchführen sollen?
:winken:

Primoz

Viele Reisemaschinen (auch für Großkopferte) waren einfach ausgediente He 111P und H mit mehr oder weniger normaler Bombertarnung. Sehr oft waren das leicht aufgemotzte He 111H-1, leicht zu erkennen am sehr Flachen Ölkühler über dem Motor und dem frühen Laderlufteinlass in Kombination mit den späteren Auspuffen (à la H-5).
Das Leben ist eine sexuell übertragbare unheilbare Krankheit mit tödlichem Ausgang

f1-bauer

#4
Wir hatten das Thema schon mal: http://modellboard.net/index.php?topic=24987.0

Die Passagiermaschinen waren wohl (auch laut http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Waffen/He111.htm) aus der G-Serie, die aus der F-4 entwickelt.
ZitatG-1 bis G-5  Zivilversion, wie F-Serie, aber mit gerader Flächenvorderkante und jeweils zwei DB 600 A-Triebwerken
Die persönliche Maschine von General Milch war wohl eine G-4 bzw. die V-16 mit der Kennung D-ASAR.
ZitatDer Prototyp V-16 (D-ASAR)  erhielt einen unverglasten  Rumpfbug, elliptische Flügel   und zwei DB 600 C-Motoren mit jeweils 910 PS. Sie wurde die Reisemaschine von Generalfeldmarschall Milch.

Quelle: http://luftwaffelovers.blogspot.de

Welche Kennung Milchs Maschine nach Kriegsbeginn hatte ??? Mit Tarnanzug könnten die dann so ähnlich ausgesehen haben, wie diese Schulungsmaschine ...

Quelle: pinterrest.com

Kesselring hatte, wie Udet und Galland, wohl eine Siebel Fh-104 als persönliche Reisemaschine.

Gruß
Jürgen  :winken:

Primoz

Kesselring hatte auch eine Do 215 als persönliche Reisemaschine.
Das Leben ist eine sexuell übertragbare unheilbare Krankheit mit tödlichem Ausgang

maxim

Die He 111 G waren sicher Passagierflugzeuge - wie auch die He 111 C - aber hier ging es ja um Reisemaschinen der Luftwaffe. Da würden sich natürlich die wenigen gebauten He 111 C und He 111 G anbieten, aber wenn einige davon auch noch als Schulflugzeuge verwendet wurden, wird man wohl andere Maschinen gebraucht haben. Und darunter waren eben P- und H-Varianten (die anscheinend nie zivil benutzt wurden, siehe hier).
Im Bau: portugiesische Fregatte NRP Almirante Gago Coutinho (1/700, Umbau Niko Model)


Hans

"Reisemaschinen" wurden aus nahezu allen Baureihen und in allen erdenklichen Rüstzuständen benutzt. Dass sich die ehemaligen Lufthansa-Linienmaschinen von Kuriermaschinen unterschieden, liegt auf der Hand. Rommel ist zB auf einem Foto zu sehen, hinter ihm eine optisch voll aufgerüstete Maschine (H-irgendwas).
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Fumator

Laut Handbuch (mir liegen die Exemplare für die B und E Reihen vor, aber aber es gibt keine Hinweise auf spätere Änderungen) konnte der Bombenbraum bei jeder Maschine sehr einfach durch Ausbau der Bombenmagazine, Einbau einiger Standardbodenplatten und Ersatz der metallenen Fensterabdeckungen durch echte Fenster in einen Passgierraum umgewandelt werden. Insofern war es auch möglich, jedes Kampfflugzeug kurzzeitig zum Personentransport zu verwenden und anschließend wieder zurückzubauen. Ob die Bewaffnung beibehalten oder ausgebaut wurde, richtete sich dann nach dem Flugziel.

Gruß Axel

padebigoru

#9
Zitat von: f1-bauer in 31. März 2017, 16:00:32
Welche Kennung Milchs Maschine nach Kriegsbeginn hatte ??? Mit Tarnanzug könnten die dann so ähnlich ausgesehen haben, wie diese Schulungsmaschine ...
Da  fällt mir die Nase auf. Komplett aus Blech, aber die scheint deutlich länger zu sein, als jene der He 111C. Ist das möglicherweise die Nase, wie sie die He 111G hatten?

So einige der Großkopfeten hatten gewiß mehrere verschiedene Reisemaschinen - zu verschiedenen Zeiten/Zeitpunkten. Udet und Milch, als Technikchefs der Lw, hatten vermutlich quasi freie Auswahl, je nachdem, wohin sie wollten und mit wem, bzw., mit wie vielen. Zudem, Selbstflieger wie z.B. Kesselring, Schnaufer oder Udet hatten außer ihren Reisemaschinen bzw. denen ihrer Einheit vermutlich auch noch was für den 'kleinen Hunger', Storch, Student, Taifun oder sonstwas in der 'Preisklasse'. Aktive Luftwaffenkommandeure wie Baumbach, Galland, Mölders & Co. hatten bestimmt wenig Probleme, nötigenfalls eine Maschine für sich aufzutreiben, falls sie mal wieder kurzfristig z.B. zu Herrmann Meier, GröFaZ oder einer Konferenz befohlen wurden. Ich glaube mich zu erinnern, mal gelesen zu haben, daß u.a. Heß/Milch auch mit Maschinen aus der Fliegerstaffel des Führers gereist sind.

Hans

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

f1-bauer

Zitat von: padebigoru in 01. April 2017, 13:37:33
... Ist das möglicherweise die Nase, wie sie die He 111G hatten?

Die Maschine auf dem Bild ist eine G-3. Ich gehe davon aus, das auch Milchs G-4 ab Kriegsbeginn einen Tarnanstrich und eine andere Kennung erhielt.

Gruß
Jürgen  :winken:

padebigoru

#12
Zitat von: Hans in 01. April 2017, 16:54:43
Hier wohl eine Maschine im "Fumator"-Stil. Vordere Fenster könnten Vorhänge haben

Mache ich mich komplett zum Deppen, wenn ich frage, was der 'Fumator-Stil' ist? Ist das so'ne Steampunk-Sache? Oder heißt das nur: Nichtraucher hier unerwünscht?

Hans

 :D Fumator ist ein User, aka Axel. Siehe Antwort 8.
Gebe zu, war ein flacher Gag.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

maxim

Hatten die C- und G-Version verschiedene Formen der Nase?
Im Bau: portugiesische Fregatte NRP Almirante Gago Coutinho (1/700, Umbau Niko Model)


Hans

Zumindest sehr ähnliche Nasen. Die G hatte allerdings eine gerade Flügelvorderkante und eine grosse Motorauswahl.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

padebigoru

#16
Zitat von: maxim in 02. April 2017, 14:35:04
Hatten die C- und G-Version verschiedene Formen der Nase?

Siehe Antwort 11 von f1-bauer: anscheinend schon.
Übrigens gibt es Leute, die aussagen, daß die He 111 G in der Luftwaffe auch als He 111 L bezeichnet worden sein sollen. Vermutlich L wie LuftHansa.

Bezüglich der von Hans erwähnten Motorenvarianzen:
es sollen mindestens 2 He 111 G mit Sternmotoren, unterschiedlichen Versionen des BMW 132, ausgerüstet worden seien.

maxim

Aber was spricht für unterschiedliche Nasen?

Ich kenne auch nur die Unterschiede, die Hans genannt hat: geschwungene vs. gerade Flügelvorderkante (wie sie bei der F-Variante des Bombers auch eingeführt wurde, d.h. Metallflügel) und die verschiedenen Motoren (C mit BMW VI, G mit DB 600 bzw. mit BMW 132).

Laut Die Flugzeuge der Deutschen Lufthansa 1926 bis heute von Erich H. Heimann hatte die Lufthansa die V2 (D-ALIX), V4 (D-AHAO), sechs C-0 (D-AQYF, D-AXAV, D-ABYE, D-AQUA, D-ATYL, D-AMEY oder D-AMES?), zwei G (D-ACBS und D-ADCF mit BMW 132?), und zwei L (D-AEQA und D-AYKI mit BMW 132?). In Der deutsche Luftverkehr 1926-1945 von Karl-Dieter Seifert sind ebenso zwölf Kennungen für He 111 der LuftHansa aufgelistet. D-AMES "Nürnberg" habe ich hier als C gefunden und sie soll zur L mit BMW 132 umgebaut worden sein, ist aber nicht bei  Der deutsche Luftverkehr 1926-1945 aufgelistet. Dort ist die "Nürnberg" die D-AMEY, Ich habe aber ein Foto einer D-AMES "Nürnberg", eventuell mit BMW VI. Ich habe keine Hinweise auf He 111 mit DB 600 bei der LuftHansa gefunden, d.h. das waren alles Maschinen, die an andere Eigentümer gingen, u.a. die G-4 D-ASAR von Milch.

In der schon erwähnten Liste mit Kennungen sind auch folgende Maschinen zu finden:

D-ACLQ H-5 (oder H-2), Flugber.Lg.Kdo.XII  Casablanca   Waffenstillstandskommission

D-ACLX und D-ARQE, H, Kontrollinspektion Afrika, Kurierflugzeug

D-ADBX, G-2, F.d.F.,  PF+UR benutzt von Ribbentrop

D-AGIG, D-ALLA und D-ARUB, J, Hansa Luftbild (Spionageflugzeuge?)

D-AMSO, ?, Hansa Luftbild (Spionageflugzeug?)

D-ANTI, B, Hansa Luftbild (Spionageflugzeug?)

D-APOW, P-2, Waffenstillstandskommision

Das sind schon mal einige Kandidaten für Reisemaschinen ;)
Im Bau: portugiesische Fregatte NRP Almirante Gago Coutinho (1/700, Umbau Niko Model)


padebigoru

Zitat von: maxim in 02. April 2017, 16:25:34
Aber was spricht für unterschiedliche Nasen?

Eventuell zusätzlicher oder vergrößerter Gepäckraum?
:winken:

maxim

Nein, ich meine, was spricht dafür, dass die Nasen WIRKLICH unterschiedlich waren? Welche Quellen?
Im Bau: portugiesische Fregatte NRP Almirante Gago Coutinho (1/700, Umbau Niko Model)


Russfinger

Habe zwei Kennungen zu bieten. Jeweils für die H-6 Version:

NG + IQ Persönliche Reisemaschine Rommels

1H + LM der 4. Staffel des KG 26 als persönliches Flugzeug von Kesselring.


http://www.hlj.com/product/HSG00803


Foto von Rommels Flugzeug habe ich auch im Netz gefunden, nebst guten Erläuterungen:
http://falkeeins.blogspot.de/2011/03/rommels-he-111.html

:winken:

Russie


No Kit left behind!

padebigoru

#21
Zitat von: maxim in 02. April 2017, 17:24:26
Nein, ich meine, was spricht dafür, dass die Nasen WIRKLICH unterschiedlich waren? Welche Quellen?
Keine Quelle.

Für meinen Augenschein sieht die Nase auf dem Foto von f1-bauer um einiges länger aus, als die von Rodens He 111 C.
Daß die He 111 G deutlich stärker motorisiert waren als die C-Reihe spricht zumindest nicht dagegen, mehr Gepäck in der Nase unterzubringen.

maxim

Aber liegt es daran, dass die Nase länger war? Oder die Motoren kürzer und dazu noch die Flügelvorderkante gerade, also die Motoren noch etwas weiter hinten?
Im Bau: portugiesische Fregatte NRP Almirante Gago Coutinho (1/700, Umbau Niko Model)


padebigoru

#23
Das liegt wohl im Auge des Betrachters. Auf mich jedenfalls wirkt die 111 C beinahe stupsnasig, verglichen mit der 111 G. Das ist mein Eindruck, ich will nicht auf jeden Fall recht haben, um das klarzustellen  :pffft:

maxim

Im Bau: portugiesische Fregatte NRP Almirante Gago Coutinho (1/700, Umbau Niko Model)