Operation Cerberus - 12.2.1942, Abschuss einer Short Sunderland durch T-15

Begonnen von Matthias23, 11. April 2017, 19:41:36

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Matthias23

N'Abend zusammen,

eigentlich bin ich ja mehr der Mitleser im Forum, mir fehlt leider die Zeit, um hier aktiver zu sein. Ich hoffe, ihr seht's mir nach...

Angeregt durch den Thread von Harry bzgl. der Beaufighter und Z-24 (zu dem Boot habe ich eine besondere Bindung, weil mein Vater seine Indienststellung seinerzeit mitfuhr) möchte ich um eure Unterstützung bitten. Bei Harry's Frage wurde mir deutlich, welch geballtes Wissen es hier im Forum gibt!

Nun wird's speziell:

Mein Vater Kurt F. Pohl fuhr als Torpedomechaniker während "Cerberus" die backbord achteraus Sicherung für den Prinzen. Als T-Mixer hatte er und seine Kameraden nicht viel zu tun, so dass die Mixer zum Mun-Schleppen für die Flak eingeteilt waren. Überwasserangriffe hatte man nicht befürchtet, die Gefahr drohte eher aus der Luft. Soweit ich mich entsinnen und die Schilderungen meines Vaters nachvollziehen kann, schoss T-15 am späten Vormittag eine Short Sunderland  ab, die mit zwei brennenden Triebwerken in den Kanal ging.

Aktuell arbeite ich an einem Dio zu dieser Szene in 1:700. Ich würde natürlich gerne diese Sunderland a.) mit dem korrekten Anstrich und b.) mit der richtigen Kennung versehen wollen!
Eberhard Sinnwell von der IG Waterline hat mich bereits mit einem klasse Buch unterstützt, die Nr. 25 aus der Warbird Series über die Sunderland-Flugboote. So ganz sicher bin ich mir dennoch nicht, daher meine Frage hier im Forum.

Ich gehe davon aus, dass der Anstrich zum Beginn 1942 der grün-graue war, Tragflächen- und Rumpfunterseite in sky grey. Aber: Welche Staffel des Coastal Command war hier im Einsatz und welche Kennung hatte diese bzw. die abgeschossene Maschine?

Wenn mich nun jemand fragt, ob ich auch noch wissen will, welchen Spitzname die Freundin des Co-Piloten hatte - ich könnt's verstehen und fühlte mich nicht auf die Schippe genommen. :D  Ist halt alles extrem ausgefallen.

Darüber hinaus: Der Abschuss der Sunderland ist insofern verbucht bzw. von T-15 beansprucht worden, denn es gibt einige Bilder, die diese Abschussmarkierung an der Steuerbordseite der Brücke von T-15 zeigen:







Diese Fotos datieren wohl vom Mai 1942. Nach Cerberus verlegte die 3.T-Flotille nach Norwegen.

Ich danke euch bereits an dieser Stelle fürs Lesen und vielleicht auch für einen Hinweis,

herzliche Grüße,

Matthias

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Sorcerer

Sehr spannend und hochinteressant was du da vorhast.Das werde ich sehr aufmerksam verfolgen.Viel Glück und Erfolg bei deinen Recherchen. :P :klatsch: :winken:

Sparky



"People sleep peaceably in their beds at night only because rough men stand ready to do violence on their behalf." -- George Orwell

f1-bauer

Hallo Mathhias,
die Seite von Sparky hatte ich auch schon gefunden, aber keine der Squadrons war an den Aktionen der RAF/des Coastal Command im Rahmen Cerberus beteiligt  ?(

Hier eine Seite mit der "Order of Battle": http://www.navweaps.com/index_oob/OOB_WWII_Atlantic/OOB_WWII_Cerberus.htm keine 201 Sqn., keine 228 Sqn. - keine Sunderland im Einsatz  ?( 

Hier die englische Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Channel_Dash#Casualties, da steht auch nicht, dass eine Sunderland beteiligt war. Hier steht jedoch unter "Casualties", dass die Kriegsmarine eine Hampden abgeschossen hat. Vielleicht liegt schlicht eine Verwechslung des Flugzeugtyps vor und es war tatsächlich diese Hampden, die von T-15 abgeschossen wurde.

Ok, es gibt keine Garantie, dass die Seiten alle korrekt sind, es spricht jedenfalls viel dafür, dass keine Sunderland beteiligt war.

Gruß
Jürgen  :winken:

PS: Du solltest noch die Quelle für die Fotos angeben und ggf. verlinken anstatt hochladen (sie sind größer als 150 KB), sonst gibts Mecker vom Moderator.   

Jensel1964

Hi Mathias,
es freut mich sehr, hier von Dir zu lesen.  :1:
Ich hab Zuhause irgendwo ein englisches Buch über den Kanaldurchbruch liegen. Vielleicht finde ich da was.
"Leider" sitze ich grad in Kopenhagen und kann nicht sofort gucken. Aber wenn ich was darüber finde, melde ich mich.

Jens  :winken:

Matthias23

N'Abend Männers,

wow, vielen Dank für eure Posts! Da kommen ja ganz neue Perspektiven zu Tage! Die Überlegung von dir, Jürgen, ob es sich um eine Verwechselung des Flugzeugtyps gehandelt haben könnte, halte ich für fast ausgeschlossen. Die Erzählungen meines Dads bezogen sich immer auf ein viermotoriges Flugboot, von dem zwei Triebwerke brannten, als es in den Bach ging.... Hmmm, wird wohl noch ein wenig schwieriger mit der Klärung dieser Frage...

Die englische Wiki differenziert ja sehr genau zwischen Abschüssen durch die Luftwaffe und durch die KM, und die Hampden als Zweimot-Bomber kommt da sicher weniger in Frage...

Natürlich ist es auch immer eine Frage nach der "Gültigkeit" der Quellen.

Bei der EME in Lingen diskutierte ich dieses Thema mit den Kollegen der IG Waterline. Hier kam auch der Gedanke auf, ob nicht ein anderer Schütze (LW oder KM) den Abschuss für sich beansprucht haben könnte. Dann wäre es m.E. aber sehr unwahrscheinlich, dass sich T-15 die Abschussmarkierung auf die Brücke pinnt! Ich denke, da war man schon sehr genau, was diese Art der "Rechte" anging.

Jens, freue mich ebenfalls, von dir hier zu lesen! Dachte, ich treffe dich in Lingen mit deinen Hamburger Jungs, die ja sehr erfolgreich unterwegs waren! Wäre prima, wenn du in deinen Unterlagen nochmal stöbern könntest! Dir noch eine gute Zeit in Kopenhagen!

Die Fotos, Jürgen, habe ich auf 72, 74 und 93 KB verkleinert. Verlinken konnte ich sie leider nicht, daher schob ich sie kurzerhand in den Webspace meiner Homepage. Sie stammen allesamt aus dem Archiv von Falk Pletscher. Genauere Angaben habe ich leider nicht.

Danke euch allen einstweilen fürs Recherchieren und mitdiskutieren, vielleicht ergibt sich ja nochmal ein neuer Faden...

Herzliche Grüße

Matthias
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f1-bauer

Hallo Matthias,
das ist ja genau das komische, bei den Briten wird kein Verlust einer Short Sunderland beklagt, jedenfalls nicht während Unternehmen Cerberus bzw. Oparation Fuller, wie sie auf britischer Seite heißt. Eine Sunderland zu verlieren ist mindestens genau so erwähnenswert, wie einen Hampden-, Wellington oder Blenheim-Bomber, aber kein Wort über eine verlorene Sunderland. Sie haben am 15.02.1942 eine Sunderland verloren vor der Küste Irlands, aber nicht um den 11., 12. oder 13.02.1942. Die Sunderlands kamen auch 1942 kaum zum Kampfeinsatz, weil die U-Boote ausser Reichweite waren.

Wo die Sunderlands stationiert waren ist ja nachprüfbar, Sparky hat das ja schon gepostet. Nur keine dieser Einheiten war an Opration Fuller beteiligt. Es waren einige Halifax und Short Stirling Bomber dabei, nur von den Viermots ging keiner verloren, nur Wellingtons, Hampdens und Blenheims.
 
Vielleicht findet der Jens ja was in seiner Literatur.

Gruß
Jürgen  :winken:

Skyfox

Moin!

ich habe jetzt auch mal recherchiert und dabei die 3 relevanten Seiten auf der HP der "The Channel Dash Association" durchsucht
Wenn die es nicht dokumentiert haben, wer dann?:
Fehlanzeige – keine Short Sunderland Verlustmeldung...

Hier noch einmal zum nachlesen:
Operation Fuller - The Channel Dash   The Prelude

Operation Fuller - The Battle

Operation Fuller - The Epitaph

Ansonsten eine wirklich gute Quelle rund um den Kanal-Durchbruch "Cerberus" bzw. der britischen Maßnahmen unter der Bezeichnung "Operation Fuller":
für Interessierte sind da noch deutlich mehr Sachen zu finden...

:V:
Skyfox
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018

f1-bauer

Ich habe hier in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart ein deutsches Kriegstagebuch gefunden vom Feberuar 1942 http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/42-02.htm. Etwa ein Drittel runterscollen, dann kommt unter "12.02.1942 Kanal" der umfangreiche Eintrag zu Cerberus. Der Abschuss der sechs Swordfish wird explizit erwähnt. Wenn die da einen dicken Viermot vom Himmel geholt hätten wäre das bestimmt erwähnenswert gewesen. Stattdessen nur ein Nebensatz, dass der Bombereinsatz der RAF ins Leere ging.

Auf britischer Seite waren für Operation Fuller als Viermots einige Halifax und Short Stirling vom Bomber Command im Einsatz und von denen ging wohl keiner verloren. Auf der britischen Verlustliste stehen nur Wellington, Blenheim und Hampden.

T-15 war ja nicht nur an Cerberus beteiligt sondern kurze Zeit später z.B. auch an der Verlegeung von Admiral Hipper nach Norwegen.
ZitatDer erste größere Einsatz mit Beteiligung der Torpedoboote vom ,,Typ 1937" war das Unternehmen Cerberus am 12. Februar 1942, als die Schlachtschiffe Scharnhorst und Gneisenau mit dem Schweren Kreuzer Prinz Eugen von Brest durch den Ärmelkanal nach Deutschland bzw. Norwegen verlegten. Die 3. Torpedobootsflottille unter Korvettenkapitän Wilcke verstärkte ab Dünkirchen mit T 13, T 15, T 16 und T 17 den Sicherungsschirm um die schweren Schiffe. Britische Flugzeuge auf der Suche nach dem Verband beschädigten T 13 auf der Höhe von Gravelines.[1]

Vom 19. bis 27. März 1942 sicherten T 15, T 16 und T 17 mit den Zerstörern Z 24, Z 26 und Z 30 den Schweren Kreuzer Admiral Hipper bei dessen Verlegung nach Trondheim[2] und vom 18. bis 20. Mai T 15 die Lützow von Kiel über Kristiansand nach Trondheim.[3] T 15 sicherte mit T 7 und vier Zerstörern am 2. Juli 1942 die Verlegung des Schlachtschiffs Tirpitz und der Admiral Hipper von Trondheim nach Nordnorwegen zum geplanten Einsatz gegen den Geleitzug PQ 17 (Operation Rösselsprung).[4]
Quelle: Wikipedia zu "Torpedoboot 1937"
Vielleicht haben sie bei diesen Einsätzen eine Sunderland abgeschossen, die waren öfter in Norwegen im Einsatz. Wenn die Fotos mit der Abschussmarke an der Brücke aus Mai 1942 datieren, wäre das vom Zeitablauf möglich.

Gruß
Jürgen  :winken:

Matthias23

Tach allerseits,

wow, das sind ja klasse Quellen! Auch wenn sie nicht direkt zum Ziel führen, aber als Quelle an sich... top! Danke an Skyfox und Jürgen!
Nun stehe ich allerdings da in meinem kurzen Hemd!
Mir kam lediglich noch eine Idee, die ganze Sache von der anderen, der deutschen Seite her aufzuziehen: Muss es in den deutschen Archiven nicht vermerkt sein, wenn ein deutsches T-Boot einen britischen Abschuss für sich beansprucht? Vielleicht ist dieser Ansatz etwas erfolgversprechender.

Ganz herzlichen Dank für eure Hilfe!

Grüße

Matthias
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Kanonenvogel

Die Kollegen im Militärarchiv in Freiburg könnten da eine Anlaufstelle sein.
Dort wird ja ein großer Teil an Akten der Kriegsmarine aufbewahrt.

Eventuell finden sich in einem Kriegstagebuch oder Lagebericht Angaben dazu oder es gibt womöglich noch ein
Bordtagebuch des Schiffes aus dem Zeitraum.  :)
Grüße, Tom


"Was immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!"
(Erich Kästner)

Sorcerer


Russfinger

Zeitzeugen können sich ebenso irren wie Unterlagen.
Zum Beispiel wurde in der Nacht vom 6. auf den 7. September 41 ein britischer Bomber über meinem Heimatstadtteil abgeschossen.
Die Geschichte wurde häufig erzählt, wenn auf Familienfeiern in den 70ern das Thema "Krieg" aufkam.
Laut einem meiner Onkel war es eine Fliegende Festung (er war Melder bei der Flak), es geschah am helllichten Tage und einer der Bordschützen des Bombers soll mit im Todeskampf verkrampften Händen noch rumgeballert haben.
Verantwortlich sei die Flakbatterie in Wanne-Mitte gewesen.
Die gesicherten (!) Fakten: Es war nachts. Es war eine Zweimotorige. Die Machine wurde über Scholven angeschossen, beim Versuch, die dortigen Hydrieranlagen zu bombardieren. Sie hat dann wohl, von einer völlig anders positionierten Flakbatterie  den Gnadenschuss bekommen und ist dann in niedriger Höhe explodiert. Das wurde dann später im Heimatarchiv eruiert. (zugebenermaßen nicht von mir, paraphrasiere hier die Ergebnisse eines mir sehr gut bekannten Heimatforschers)
Allerdings lag vor der damaligen Grundschule eine große Blutlache. (Das führte dann wohl zur erwähnten Ausschmückung)
Unstrittig ist auch, dass einer der Besatzungsangehörigen Pole war.
Habe mal versucht, über online zugängliche Quellen zu eruieren, welche Maschine es war.
(lostbombers.co/uk, raf.co/uk hier das Kriegstagebuch des Bomber Command) Seiten von polnischen Einheiten etc...
Ergebnis: Nada.
Die Verlustorte im fraglichen Zeitraum auch einige Tage vorher und nachher recherchiert erstreckten sich über die Nordsee, die Niederlande und sonstwo. Angriff auf Scholven? Verlust im Raum Gelsenkirchen, Wanne-Eickel? Nada.

Kurzum: Nach sämtlichen von mir zu Rate gezogenen offiziellen englischen Quellen hat weder ein Angriff auf Scholven noch der Abschuss stattgefunden!
Angriff und Abschuss sind aber unstrittig, es gibt sogar Fotos der abgeschossenen Maschine (die ich mit ca. 20%iger Sicherheit als eine Wellington ansehe)

EDIT: Habe noch mal gegoogelt und bin auf eine weitere Quelle gestoßen! Sie spricht von einem Angriff auf die Chemischen Werke Hüls. Und räumt den Verlust zweier Wellingtons fünf Whitleys ein.

Das liegt ca. 25 Kilometer Luftlinie von Wanne-Eickel. Möglich ist also ein Navigationsfehler und ein Angriff einzelner Bomber auf Scholven, mit dem Ergebnis das es eine Maschine über Wanne-Eickel erwischt hat. :8:

Luftalarm in Wanne-Eickel wurde jedenfalls ausgelöst, sogar die Uhrzeit ist bekannt, 22.45. Während man also auf einen Angriff auf Scholven ausging, dachten die Leute in der oder in den Maschinen, ganz woanders zu sein, und gingen dann auch über "Hüls" verloren...

Zurück zum Ärmelkanal: Könnte also sein, dass eine Sunderland sich auf einer ganz andern Mission befand - also offiziell gar nicht an den britischen Abwehrmaßnahmen teilnahm - und dennoch in das deutsche Abwehrfeuer geriet. Wenn dann kein Notruf abgesetzt werden konnte, steht da vielleicht irgendwo: "Vermisst über der Nordsee" oder ähnliches.

Daher mein Tipp: Setze nicht nach Quellenlage um, sondern nach den Erzählungen Deines Vaters.
Die könnten nämlich sogar stimmen  :D

:winken:

Russie


No Kit left behind!

Jensel1964

Hjem igen!
Und nun flugs das Buch "Run the Gauntlet" von Ken Ford aus dem Schrank gezogen und ein wenig herumgesucht.
Was soll ich sagen? Keine Short Sunderland im Einsatz.
Gegen Mittag wurde der deutsche Verband von Swordfish Torpedoflugzeugen angegriffen. Dabei wurden, wenn ich mich nicht verlesen habe, 6 Maschinen abgeschossen. Die Zeit passt fast, aber die Swordfish waren ja einmotorig und definitiv keine Flugboote.
Am späten Nachmittag griffen Beaufort-Bomber mit Torpedos an und verloren mindestens zwei Maschinen. Richtige Motorenanzahl, aber falsche Zeit und auch keine Flugboote.
Zwischen 16:00 und 18:00 griff das  Bomber Command in mehrern Wellen mit Wellingtons, Stirlings, Manchesters und Halifax-Bombern an und hatte auch nennenswerte Verluste zu verzeichnen. Da passt die Zeit zwar gar nicht, aber von der Größe her kann man so eine 4-Mot gerne mal mit nem Flugboot verwechseln.
Tcha, ich fürchte, dass ich Dir da jetzt nicht so sehr weitergeholfen habe. Aber vielleicht hilft ja das Ausschlussverfahren
Viele Grüße,  Jens  :winken:

f1-bauer

Hallo Mathias,
damit Dein Hemd wieder länger wird und wir diesem Ziel ...
ZitatIch würde natürlich gerne diese Sunderland a.) mit dem korrekten Anstrich und b.) mit der richtigen Kennung versehen wollen!
vielleicht doch näher kommen (was zugegebenermaßen immer kniffliger wird), habe ich jetzt mal die bekannten in Frage kommenden Squadrons und deren Verlustlisten durchgekaut. Auch in Hinblick auf "die Maschine war nur Zufällig da und nicht in Operation Fuller eingebunden". Den Ansatz hat Russie ja eingeworfen ...
ZitatKönnte also sein, dass eine Sunderland sich auf einer ganz andern Mission befand - also offiziell gar nicht an den britischen Abwehrmaßnahmen teilnahm - und dennoch in das deutsche Abwehrfeuer geriet. Wenn dann kein Notruf abgesetzt werden konnte, steht da vielleicht irgendwo: "Vermisst über der Nordsee" oder ähnliches.

No. 201 Sqn. RAF, Coastal Command, Castle Archdale, inkl, No 422 Sqn RCAF und No. 423 Sqn RCAF
Sie kommen eigentlich am ehesten in Frage aufgrund Standort und Aufgabe. Die haben hier eine Verlustliste im Netz: http://www.castlearchdale.net/id19.html, leider Fehlanzeige für den fraglichen Zeitraum. Am 05.02.1942 ging eine Sunderland verloren und dann wieder am 19.11.1942.

No. 204 Sqn. RAF: die waren mit ihren Sunderlands seit August 1941 bis Kriegsende in Gambia, West Afrika stationiert. Zu weit weg für Operation Fuller.

No 228 Sqn. RAF: die waren mit ihren Sunderlands ab März 1941 bis Kriegsende in Alexandria, Ägypten stationiert. Zu weit weg für Operation Fuller.

No. 10 Sqn. RAAF, Coastal Command: die waren zum fraglichen Zeitpunkt mit ihren Sunderlands in Mount Batton bei Plymouth stationiert. Sie Staffel flog neben der Sunderland auch Supermarine Walrus, Catalina, DH 60, Supermarine Seagull und Supermarine Southampton. Sie hat in WWII insgesamt 19 Maschinen veloren, aber wann welche ist schwer heraus zu finden. Ich habe einen Bericht über den Verlust einer Sunderland in 1940 gefunden und einen Bericht zum Absturz einer Walrus. Eine Verlustliste oder so was habe ich mit Bordmitteln im Netz nicht gefunden. Die Geschichte um No. 10 Sqn. RAAF ist einerseits myteriös, gibt andererseits aber Grund zur Hoffnung, dass ggf. eine Sunderland von denen auf einem (zufällig oder routine, außerhalb Operation Fuller) Patrouillen-Flug oder auf einer Rettungsmission wegen Operation Fuller war und dabei verloren ging.

Die Wikipedia-Seite zu der Staffel https://en.wikipedia.org/wiki/No._10_Squadron_RAAF nennt einiges an Literatur, auch eine Quelle für die 19 Verluste. Vielleicht findet sich da was.
Zur No. 10 Sqn. gehörte organisatorisch auch die No. 461 Sqn. mit Sunderlands, die wurde aber erst im April 1942 aufgestellt.

Das wären aus meiner Sicht alle Möglichkeiten, um etwas über den Abschuß einer Sunderland im fraglichen Zeitraum heraus zu finden. Jedenfalls wird offensichtlich hüben wie drüben im direkten Zusammenhang mit Unternehmen Cerberus bzw. Operation Fuller kein Abschuß bzw. Verlust einer Short Sunderland berichtet.

Vielleicht hat ja noch einer unserer RAF Spezilaisten (Miiichaaaaeeeel!!!  :winken:) was im Ärmel, z.B. ob es noch weitere Einheiten mit Sunderlands im fraglichen Zeitraum gab.

Ansonsten gilt, was Russie schon schrieb: "Setze nicht nach Quellenlage um, sondern nach den Erzählungen Deines Vaters.", dann eben ohne korrekten Anstrich und mit irgend einer für eine Sunderland plausiblen Kennung.

Gruß
Jürgen  :winken:

Matthias23

Männers,

schon mal vielen Dank allen, die sich meiner Frage(n) so engagiert angenommen haben! Angesichts der momentan durchleuchteten Quellen bleibt mir nur Jürgens letzter Satz... :rolleyes:, also die Umsetzung nach den Schilderungen meines Vaters. Er war 1918er Jahrgang, bei Kriegsausbruch also gerade mal 21, als T-Mixer mit der "Karlsruhe" abgesoffen im Alter von 22, und 24 Jahre alt bei der "Operation Cerberus" (zwischendurch kam noch die Indienststellung und Erprobung von Z-24, der Vollständigkeit halber). Dass all diese Ereignisse bei einem jungen Menschen ihre Spuren hinterlassen, darüber brauchen wir sicher nicht zu diskutieren. Trotz aller Eindrücke gehe ich aber mal stark davon aus, dass mein Dad am 12.2.1942 noch bis 4 zählen konnte und sicher ein viermotoriges Flugboot von einem (möglicherweise) 2-mot- oder gar 4-Mot-Bomber unterscheiden konnte. Die Gespräche mit den Kameraden der Flak-Besatz werden hier sicher auch noch ihr Echo gefunden haben.

Aber:

Einen Pfeil im Köcher hab' ich noch, und zwar die Verfolgung des Hinweises von Kanonenvogel, die Anfrage an das Bundesarchiv in Freiburg. Gestern Abend gestellt, mal sehen, ob sich da etwas tut. Auf jeden Fall wären aus meiner Sicht auch noch die deutschen Dokumentationen und Quellen intensiv zu checken, bislang war ja nur die britische Seite anvisiert.

Sorcerer hat absolut recht, scheint ein echter Krimi zu werden!  :1:

Schauen wir mal, was die Zeit bringt, ich bleibe aber am Ball!

Euch allen nochmals"danke" und euch und euren Familien ein frohes Osterfest!

Herzliche Grüße

Matthias
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www.matthias-pohl-modellbau.de

Kanonenvogel

Zitat von: Matthias23 in 13. April 2017, 18:36:34
Männers,
Einen Pfeil im Köcher hab' ich noch, und zwar die Verfolgung des Hinweises von Kanonenvogel, die Anfrage an das Bundesarchiv in Freiburg. Gestern Abend gestellt, mal sehen, ob sich da etwas tut. Auf jeden Fall wären aus meiner Sicht auch noch die deutschen Dokumentationen und Quellen intensiv zu checken, bislang war ja nur die britische Seite anvisiert.

:9: Freut mich wenn du da im BA Freib. nachforschst. Wundere dich aber nicht, wenn du eine Rückmeldung bekommst und es etwas dauert.
Je nachdem wie du deine Anfrage gestellt/formuliert hast. (gezielte Info oder Frage nach bestimmten Beständen bzw. bestimmte
Provinienz) kann es ein bisschen dauern mit der Recherche.  :santa: ;)

Falls du da keinen Erfolg haben solltest, würde ich, sofern der zust. Sachbearbeiter dir nicht einen Tipp gibt,
auch noch solche Institutionen wie das Militärhistorische Museum o.ä. anfragen.

Bin gespannt ob in Freiburg Akten vorliegen, die deine Frage beantworten könnten.  :woist: :)
Grüße, Tom


"Was immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken!"
(Erich Kästner)

Richard502

Zur Ausgangsfrage: Versuch es mal im Forum Marinearchiv, vielleicht weiß einer der Herren und Damen dort etwas.
http://forum-marinearchiv.de/
Frohe Ostern,
Richard

Matthias23

Hallo Richard,

vielen Dank für den Tipp, meinen Post habe ich dort soeben gesetzt! Bin sehr gespannt!

Dir ebenfalls ein frohes Osterfest,

herzliche Grüße,

Matthias
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Matthias23

Moin allerseits,

So, das Ding ist geklärt: Ein dickes "Dankeschön" an "Hägar" aus dem Marinearchiv-Forum! Folgende Quellen kann er benennen:





Die Nachtigall war's und nicht die Lerche! Also eine Beaufort und keine Sunderland! Im Nachhinein muss ich mich jedoch fragen, wo da der Fehler lag, dass ich auf eine Sunderland gekommen bin... Wahrscheinlich ein Erinnerungsfehler meinerseits. Denn nun, mit der benannten Beaufort im Blick, fällt's mir wie Schuppen von den Augen! Aber es ist alles ja schon ewig her und mein Vater lebt schon seit 1982 nicht mehr - von daher vielleicht verständlich, dass es zu solchen "Irrwegen" kam.

Das einzige, was es nun noch zu klären gilt, wäre die Kennung der Maschine, wenn ich davon ausgehe, dass es um eine Maschine der 217 Squadron geht, wie hier http://www.navweaps.com/index_oob/OOB_WWII_Atlantic/OOB_WWII_Cerberus.htm benannt, Zitat:


"ROYAL AIR FORCE

Coastal Command

42 Squadron at Leuchars watching the Tirpitz: transferred on the night of 10th / 11th to Manston (a Fighter Command base without any torpedoes), 22 aircraft, 14 serviceable, 9 with torpedoes, 5 without torpedoes; 9 despatched, 2 lost;
Mobile Torpedo Servicing Unit, which received the nickname of the "Immobile Unit".  This was supposed to supply 42 Squadron's Beauforts with torpedoes, but was held up in the snow.
86 Squadron, Beauforts, St. Eval
217 Squadron at St. Eval with a detachment at Thorney Island, 7 Beauforts, 4 serviceable, 1 unservicable, 2 not yet armed with torpedoes, 4 despatched, 1 lost;
223 Squadron, Hudsons, Thorney Island, radar patrols on Line "Habo";
224 Squadron, Hudsons, St. Eval, radar patrols on Lines "Stopper" and  "SE". "


Die 217. von St.Eval hatte die Kennung MW, wenn mich nicht alles täuscht, also diese Beauforts hier:


Quelle: Wikipedia

So, welchen individuellen Kennbuchstaben hatte denn nun die abgeschossene Maschine? Schwupp, und schon haben wir ein neues Rätsel! Vielleicht mag ja jemand mitknobeln... :D

Allen noch einen schönen Feiertag, vielen Dank für eure Hilfen und Querverweise, die nun doch schon entscheidend geholfen haben! :klatsch:

Herzliche Grüße,

Matthias
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maxim

Im Bau: Schwerer Kreuzer USS Salem (1/700, Kombrig)


Marderkommandant

Guck mal hier:
http://www.rafcommands.com/forum/showthread.php?1763-Information-needed-on-2-RAF-Flight-Sgts

Oben sucht jemand Genaueres über :
Flight Sergeant (Obs.) Hedley Albert Goldsmith and Flight Sergeant (W.Op./Air Gnr.) John Arthur Wilson of 217 Squadron died on February 12th 1942.

Ganz unten gibt es jemanden, der seine E-Mailadresse angibt.. ach, lies einfach mal.
Viel Erfolg!
Andreas
Als der Herr am siebten Tag über die Erde wandelte und Sein Werk betrachtete, stellte Er fest, dass die Steine zu weich geraten waren. Darauf schuf Er den Panzergrenadier.

Sparky

https://aviation-safety.net/wikibase/wiki.php?id=52986

http://www.626-squadron.co.uk/willem27.htm

Danach könnte es die Beaufort L-9877 gewesen sein, Kennzeichen MW- (Buchstabe der Maschine in der Einheit hier nicht bekannt). Vl. hilfts weiter...

:winken:
Sparky


"People sleep peaceably in their beds at night only because rough men stand ready to do violence on their behalf." -- George Orwell

maxim

Um aus dem anderen Forum (siehe hier))

Beaufort I, (MW-Z) Serialnr.: L9877 vom 217. Sqdn., Besatzung F/Lt. M. White, F/Lt. H.A. Goldsmith, F/Sgt. J.A. Wilson und Sgt. B.W. Hammersley  abgeschossen westlich von Scheveningen
Im Bau: Schwerer Kreuzer USS Salem (1/700, Kombrig)


Matthias23

Mahlzeit allerseits,

aaalso, Axel ("redfort") aus dem Marinearchiv-Forum war sehr fleißig und hat die Abschüsse an Beauforts am 12.02.1942 genau recherchiert, Zitat:

"Moin,
hab mal in den internationalen Verlustlisten recherchiert, die 3 abgeschossen Beauforts I waren:

1.) Beaufort II, (BX-G) Serialnr.: AW273 vom 86.Sqdn. , Pilot S/Ldr. T.I. Mathewson
2.) Beaufort I, (MW-Z) Serialnr.: L9877 vom 217. Sqdn., Besatzung F/Lt. M. White, F/Lt. H.A. Goldsmith, F/Sgt. J.A. Wilson und Sgt. B.W. Hammersley  abgeschossen westlich von Scheveningen
3.) Beaufort II, (MW-F) Serialnr.: AW278 vom 217. Sqdn., Pilot F/Lt. A.J.H. Finch, abgeschossen von Fw. Fröhlich (sein 5. Luftsieg) der 2./JG 26, 30 km nw. von Ostende."


Die MW-F können wir somit getrost ausschließen, die geht auf der Konto der Luftwaffe. Bleiben aber noch zwei Maschinen, die es potentiell gewesen sein könnten, wobei ich persönlich zur MW-Z tendiere - irgendwie scheint mir jetzt klar zu werden, warum mein Vater immer wieder an die Nordsee wollte und wir ein paar mal Urlaub in Scheveningen gemacht haben...

Ich meine auch zum Abschuss der MW-Z gelesen zu haben, dass diese Beaufort von der Fla des Prinzen und der Geleitboote erwischt wurde - könnte also ziemlich genau passen!

Lars, vielen Dank für den Tipp mit der 3D-gedruckten Beauforts in 1:700. Ich bin auch schon darüber gestolpert, momentan hält mich der Preis noch ein wenig ab. Fast 40.-  Schleifen für die drei Maschinen (inkl. Porto) ist schon happig - jedoch wohl alternativlos...

Schöne Grüße

Matthias
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