18. Update
Technisches:
Die HeizrohreWie wir bereits seit den frühen Stunden dieses Bauberichtes wissen, ziehen sich im Langkessel von der Feuerbüchsrohrwand bis zur Rauchkammerrohrwand Rohre, die die in der Feuerbüchse erhitzten Gase nach vor zur Rauchkammer leiten und dabei das im Langkessel befindliche Wasser erhitzen.
Da die Baureihe 86 eine sogenannte Heißdampflokomotive ist, befinden sich im Kessel 2 Arten von Rohren, die Heizrohre und die Rauchrohre. Rauchrohre haben einen größeren Durchmesser als die Heizrohre, da sie die Überhitzer aufnehmen müssen (mehr zu Rauchrohren und Überhitzertechnik im nächsten Update):

Die Rohre sind sowohl in die Öffnungen der Feuerbüchsrohrwand und der Rauchkammerrohrwand eingewalzt und mit den Rohrwänden verschweißt, um ausreichende Dichtheit zu erzielen.
In diesem Update wollen wir uns nur mit den Heizrohren beschäftigen. Die BR 86 hat 110 Heizrohre im Kessel. Wenn wir einen näheren Blick auf die Stelle werfen, an der die Heizrohre in die Rauchkammerrohrwand münden, werden wir feststellen, dass sich das letzte Stück der Heizrohre zu kleinerem Durchmesser verjüngt:

Dies hat folgenden Grund: die große Hitze an der Rauchkammerrohrwand bedingt starken Verschleiß der Rohre an dieser Stelle, sodass die Verbindung Rauchkammerohrwand-Heizrohr des Öfteren in Stand gesetzt werden muss.
Dazu werden die verschlissenen Rohre ausgebaut und die Öffnungen in der Rauchkammerohrwand nachgearbeitet. Dabei vergrößert sich aber der Durchmesser dieser Öffnungen ein wenig, sodass heizrohrseitig der Durchmesser angepasst werden muss.
Um nicht das ganze Rohr in seiner Länge von 4500 mm ersetzen zu müssen, wird eben nur dieses kurze Stück durch ein passendes, im Durchmesser größeres Stück ersetzt.
Anders sieht es am anderen Ende der Rohre aus. Die Rohre besitzen hier bei der Rauchkammerrohrwand eine Verdickung:

Diese Verdickung dient dazu, den Ausbau der Rohre auch nach längerem Gebrauch zu ermöglichen. Die Rohre können ja nur nach vorne, also über die Rauchkammer, aus dem Langkessel gezogen werden. Hat sich nun durch den Betrieb auf dem Rohr Kesselstein abgesetzt, so vergrößert sich durch den Kesselstein der Durchmesser des Rohres. Durch die größere Öffnung in der Rauchkammerrohrwand kann das Rohr aber trotz des Kesselsteinbelages herausgezogen werden.
Quellen: „
Baureihe 86 Die schwere Nebenbahnlok“/Josef Brandt
„
Dampflok BR 86 Train in Detail No.2“/František Kořán
„
Die Dampflokomotive – Technik und Funktion, Teil 1 bis 4“/M. Weisbrod, R. Barkhoff
„
Lokomotivbau und Dampftechnik“/Wolfgang Stoffels
„
Internet“
2 Monate nach dem letzten Update wird es allerhöchste Zeit, dass ich das beinahe schon traditionelle Weihnachtsupdate hier reinstelle. In den 2 Monaten muss ja allerhand weitergegangen sein an dem Modell und der Basteltisch müsste sich ja vor neuen Details förmlich biegen, nicht wahr?:

Stimmt, es ist nicht wahr.

Was ist passiert? Was bedeutet das? Was steckt da dahinter, davor oder darüber?
Ah…

darüber! Wir heben unseren Blick gegen
den Himmel die Decke und sehen die strahlende Lichterscheinung über uns…:

Ein LED-Panel!

Seit 2 dieser leuchtenden Genossen mein Bastelzimmer erhellen, kann ich nur sagen: mir kommt nix anderes als Leuchtquelle mehr in den Werkraum. Super hell, gleichmäßige, großflächige, fast lichtzeltartige Ausleuchtung, dadurch kaum mehr störenden Schatten durch Hände etc. beim Bauen, dimmbar, Farbtemperatur regelbar, und… mir stiehlt kein Standfuß irgendeiner Tischleuchte mehr wertvolle Arbeitsfläche.

So, genug geschwärmt, es soll endlich weitergehen an der Lok.

Wie dem technischen Prolog unschwer zu entnehmen ist, geht es heute um den Bau der Heizrohre. Dabei wird uns die Zahl "
110" beträchtlich nerven.

Der Materialbedarf ist spärlich, es werden Messingröhrchen verschiedener Dicke und Immergrün-Rundstäbe verwendet:

Ich muss gleich präzisieren: spärlich ist nur die Anzahl der verschiedenen Materialarten, die Menge ist nicht unbeträchtlich, sind doch
110 Heizrohre zu bauen.
Die erste Frage, die sich stellt ist, wie schneide ich von den Messingröhrchen kleine Stücke sauber ab. Mit Trennscheibe oder Kappsäge wird der Schnitt nicht so sauber, es bleibt immer ein kleiner Grat an der Fläche stehen…

…und den zu verschleifen, ist bei der Kleinheit des Teiles kein Vergnügen. Abgesehen von der Flucht zahlreicher Teilchen ins Teppichnirvana…
Natürlich kann man auch durch Rollen mit einem Skalpell und anschließendem Brechen kleine Teile erzeugen, aber hier ist eben immer das Problem, dass man genau im rechten Winkel zur Längsachse drüberrollen muss, um eine geschlossene Rille eingraviert zu bekommen.
Also muss ein Werkzeug her, das die Rollmethode etwas sicherer macht. Dazu brauchen wir: 2 dickere Messingstäbe, 1 Stück Gewindestab samt passender Mutter, 2 Blechplättchen und etwas PS (möglichst in der Stärke, die der Länge der abzutrennenden Stücke entspricht):

In die PS-Plättchen bohren wir 2 Löcher im Durchmesser der Messingstäbe und eins dazwischen für den Gewindestab. Und noch 1 Loch in etwas größerem Durchmesser der zu schneidenden Stäbe:

Die Löcher für die zu schneidenden Stäbe werden an der Aussenseite mit den Blechplättchen verschlossen.
Dann werden die dicken Messingstäbe und die Gewindestange mit einer der PS-Platten verklebt, die andere wird nur darüber geschoben und muss beweglich bleiben. Nun kann das zu bearbeitende Röhrchen eingesetzt werden, die bewegliche Platte wird dabei zur Sicherung des Röhrchens in Richtung der fixen Platte verschoben und mit der Mutter gekontert:

Nun ist unser Röhrchen zwischen den Platten eingespannt, aber immer noch drehbar gelagert.
Mit dem Messer kann nun einfach entlang der PS-Platte über das Röhrchen gerollt werden…

… dadurch bekommen wir rundum einen geraden Schnitt und gleich lange Teile noch gratis dazu:

Mit dieser Methode habe ich sowohl die verjüngten
110 Teile der Rohre als auch die
110 Verdickungen hergestellt.
Für das Ablängen der eigentlichen Rohre wurden einfach 2 Schraubzwingen und ein Stück Karton verwendet. Der Zwingen werden im erforderliche Abstand befestigt, der Karton dazwischen sorgt für die gleiche Lage jedes einzelnen der
110 Rohre:

Der Rundstab steht an einer Zwinge an, und da die Zwingen an der Unterseite Rillen haben, kann er unter der anderen Zwinge hindurchgeführt und außen abgeschnitten werden:

Somit haben wir alles beisammen, was wir für den Bau der Heizrohre brauchen:
110 Rohrmittelteile,
110 verjüngte Enden und
110 geschwollene Enden:

Bleibt nur noch die hochmotivierende Arbeit die 330 Teile zusammenzukleben bzw. –stecken und die
110 Rohre zu bemalen. Hier das verdickte Ende eines Rohres:

Zum Schluss prüfen wir noch, ob alles in der Länge passt:

Auch an den Rohrwänden (hier die Rauchkammerrohrwand) kontrollieren wir, wie es aussieht. Die Rohrenden sollen noch erkennbar sein, passt also…

… zum Glück, denn sonst könnten wir von vorne anfangen,
110 Verdickungen zu schneiden,
110 Mittelteile…
So, das war's mit diesem Projekt im heurigen Jahr!



Ich darf Euch allen ein besinnliches Weihnachtsfest wünschen, und natürlich auch einen guten Rutsch und alles erdenklich Gute für 2019.


UUUUND…. noch ein
riesiges Dankeschön für die wieder einmal riesige Resonanz auf mein Gewerkel am Basteltisch Euch allen! Egal, ob stiller Mitleser oder Forenmitglied! Über 40.000 Klicks und 530 Antworten sind ja keine magere Ansage!
Herzlichen Dank und…
… bis zum nächsten Update,

Karl