Le Soleil Royal, Heller 1:100

Begonnen von AnobiumPunctatum, 15. Februar 2005, 20:46:00

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hwe

Hallo Edgar!

ZitatOriginal von janmaat
Hallo Christian, CHAPEAU!!!

wirklich toll, deinen Baubericht zu verfolgen, und die Ergebnisse der einzelnen Baufortschritte sind wahrlich eine Augenweide! Meine uneingeschränkte Hochachtung vor soviel Kompetenz und Können!

Ich habe selbst den Bausatz der S.R. zuhause, mich aber, außer dem Zusammenkleben und Bemalen der Geschützrohre für das Unterdeck (ich habe Bronze gewählt, bin mir aber nicht sicher, ob das Schiff bronzene oder eiserne Rohre besaß) noch nicht weitergekommen. Die Menge der Arbeit schreckt mich
Die "königliche Sonne" (Das heisst "Soleil Royal" nunmal...) hatte definitiv noch bronzene Geschütze.
ZitatMein Traum wär ja mal ein wirklich gut und detailliert konzipierter, großmaßstäblicher (1:100 oder 1:75) Kunststoffbausatz für ein historisches Schiffsmodell, bei dem auch der Rumpfinnenausbau durch entsprechend beigegebene Teile möglich ist. Aber das wird angesichts der in vielen Detailaspekten doch nur mittelmäßigen Angebotsqualität der einschlägigen Firmen wohl leider ein Traum bleiben. Oder kennt jemand hier einen wirklich guten, empfehlenswerten Bausatz, bei dem man einfach ohne Überarbeitung mit dem Bemalen und Zusammenbauen beginnen kann?
Grundsätzlich muss man bei jedem Kunststoffbausatz als allererstes die Gussgrate entfernen und die Passform überall checken. Sonst kann man es gleich vergessen! Auch die Stellen, wo man den Giessast abtrennt, müssen geglättet werden. Ohne das geht es nicht.

Ein aufwändiger Rumpfinnenausbau macht nur Sinn, wenn man die Mühe hinterher auch sehen kann.

Bei allen Plastikmodellen wird aber immer alles zugeklebt. - Ist also ein ziemlich sinnloses Unterfangen.
Schade um die vergeudete Zeit.
ZitatEine Bemerkung noch zur Schiffsartillerie der S.R.: Ich verfüge zwar über keine historisch fundierten Angaben und Argumente, aber auf Grundlage meiner Sichtung wirklich vieler zeitgenössischer Schiffsdarstellungen und guter Schiffsmodelle erscheinen mir gefühlsmäßig, aus dem Bauch heraus, die Durchmesser der Geschützrohre im Vergleich zu den Abmessungen der Pfortenöffnungen ein wenig zu zierlich, ebenso die Lafetten im Vergleich zu den Rohren - aber das wurde ja schon in der Diskussion angesprochen, und wenn dem je so wäre, dann wäre es ja auch ein Konstuktionsfehler des Herstellers. Auf keinen Fall soll diese Bemerkung keine Kritik an deinem wirklich bewundernswürdigen Können sein!
Zu den Geschützen bin ich bei meinem Baubericht leider noch nicht vorgestossen. Eines steht jedenfalls fest. Die Soleil Royal besass auf jedem Deck unterschiedliche Geschütze. Das Geschützgewicht wurde auf den Aufstellungsort und die Tragfähigkeit der Konstruktion abgestimmt. - Solche Dinge wurden später stärker vereinheitlicht. - Genauso, wie das Thema "Ships of the Line". - Die S.R. als "Linienschiff" zu bezeichnen ist falsch! - Weil die Taktik, die Kriegsschiffe in Linien hintereinander segeln zu lassen, erst etwa zu dieser Zeit erfunden wurde. Die S.R. war noch auf "Einzelkampf", Schiff gegen Schiff ausgerichtet.
ZitatÜbrigens, ohne als erbsenzählerisch erscheinen zu wollen: Wenn Du dir schon so viel Arbeit für den Detailausbau machst, wäre es da nicht überlegenswert, in die Wände der beiden unteren Batteriedecks auch noch die Speigatt-Öffnungen und außen an der Bordwand die Ausleitungen für Wasser anzubringen, das etwa beim Wässern und Schwabbern dieser Decks anfiel und ja irgendwie nach außen ablaufen können musste? Oder befanden sich Speigattsdurch die Bordwand nur auf der Ebene des Hauptdecks? Das weiß ich nicht.
Die originale S.R. besass Speigatten, die durch die Decksbalken gebohrt waren (und mit Blei ausgekleidet), welche durch die Bordwand nach Aussen durchgeführt waren. - Soviel zur Detailgenauigkeit des Heller-Bausatzes. - Es wurde immer Abwechselnd ein Decksbalken mal nach Links und mal nach rechts aus dem Schiff herausgeführt.
ZitatWas mich bei dem Bausatz auch stutzig macht, ist der leere Raum zwischen Scheg und Lieger am Galion. Schau dazu doch mal in Mondfeld, Kap. Rumpfbau, Abschn. Galion! Ich glaube, die bei Heller waren einfach zu faul, hier noch ein ornamentiertes Teil als Liegerfutter formen zu lassen. Ohne Füllung, finde ich, sieht das ganze jedenfalls unharmonisch und "arm" aus, eines königlichen Schiffes unwürdig! Aber das ist wieder nur eine Vermutung aus dem Bauch.
Damit liegst du ziemlich richtig. Du hast ja schon geschrieben, dass Du die Souvenirs de Marine von Admiral Paris besitzt. - Darin siehst Du zeitgenössische Abbildungen von Schiffen, die nur eine "Klasse" unter der Soleil Royal liegen. - Die besassen eine solche Verzierung. - Der Bausatz von Heller gibt nur relativ gut die Rekonstruktion von Tonnant (? - Im Auftrag von Admiral Paris) wieder, die im Marinemueseum in Paris zu sehen ist. - Und der fehlt dieses Liegerfutter...
ZitatJanmaat/Edgar :mariinee:

Ciao,

HWE
 :mariinee:

Wenn Du Spaß hast, lies' doch mal meinen Baubericht zur S.R. (siehe Footer, einfach draufklicken...) ich bin zwar leider mittendrin hängengeblieben, aber sowie die Jolie Brise fertig ist, mach ich mit der S.R. weiter!

janmaat

Hallo HWE

Danke für die Antwort auf meinen Beitrag!

ZitatGrundsätzlich muss man bei jedem Kunststoffbausatz als allererstes die Gussgrate entfernen und die Passform überall checken. Sonst kann man es gleich vergessen! Auch die Stellen, wo man den Giessast abtrennt, müssen geglättet werden. Ohne das geht es nicht.

So habe ich meine Äußerung über den Wunsch nach Bausätzen, mit denen man gleich beginnen kann, nicht gemeint! Natürlich glätte ich die Stellen, wo ein Bauteil mit dem Gießast verbunden war! Und auch die Gießnaht wo die beiden Hälften einer Form zusammenstoßen. Ich meinte solche Fehler wie etwa die viel zu breiten Sprossenkreuze bei den Heck- und Seitentaschenfenstern der Royal Louis (königlicher Ludwig), die für einen halbwegs passablen optischen Eindruck entweder herausgeschnitten und durch Selbstgefertigtes ersetzt oder (meine Lösung damals) schmaler geschnitten werden müssen (vgl die Bilder und meine Erläuterungen zu meiner Version der R.L. in der Galerie). Oder die proportional nicht stimmigen Eselshäupter bei diesem Modell. Oder eben die falsche Position der Ankerklüsen dort (ein Deck zu hoch). Und ich vermute, wirklich jeder, der Kunststoffmodelle von historischen Seglern baut, gleich welchen Herstellers, wird über ähnliche, ärgerliche Konstruktionsfehler der verschiedenen Baukästen berichten können.

ZitatEin aufwändiger Rumpfinnenausbau macht nur Sinn, wenn man die Mühe hinterher auch sehen kann. Bei allen Plastikmodellen wird aber immer alles zugeklebt. - Ist also ein ziemlich sinnloses Unterfangen.

Das ist so nicht richtig! Zum einen hat man durch die Heckfenster einen Blick durch die komplette Länge der unteren  Geschützdecks - im Zustand "Klar Schiff zum Gefecht", wenn alle Trennschotts niedergelegt und im Orlopdeck verstaut waren -; zum anderen hat man durch die Grätings und die Niedergangsöffnungen des Hauptdecks Blickausschnitte zumindest auf das darunterliegende Battereideck;  zum Dritten kann man bei ausgefahrenen Geschützen an den Rohren vorbei zumindest kleine Ausschnitte der Verhältnisse in den Geschützdecks sehen. auch macht es manchem vielleicht einfach spass, diese Details in seinem Modell einzubauen, egal, ob man sie später komplett sieht oder nicht. Vertane Müh und Zeit fände zumindest ich das nicht. Man lernt beim Bau solcher Sachen doch immer dazu über die Konstruktions- und Funktionsweise dieser - nach meiner Auffassung - schönsten, elegantesten und mächtigsten Holzbauwerke von Menschenhand.  

ZitatDie Soleil Royal besass auf jedem Deck unterschiedliche Geschütze. Das Geschützgewicht wurde auf den Aufstellungsort und die Tragfähigkeit der Konstruktion abgestimmt. - Solche Dinge wurden später stärker vereinheitlicht

Das ist ja klar, schon aus Stabilitätsgründen mussten die größten Kaliber mit den schwersten Rohren ins unterste Deck, in möglichst geringe vertikale Entfernung vom Gewichtsschwerpunkt des Schiffs, um eine sichere Schwimmlage zu gewährleisten. Und bei alller möglichen Vereinheitlichung blieb das so bis zum Ende der sog. wooden walls.

Was ich meinte, ist: Wenn ich das Verhältnis von Geschützrohrdurchmesser und Pfortengröße bei der Soleil Royal mit zeitgenössischen Darstellungen ähnlich großer Schiffe vergleiche, so sind bei letzteren die Rohre erheblich dicker! Dieses Verhältnis finde ich übrigens beim Modell der Royal Louis viel stimmiger. Bei der Soleil Royal finde ich die Rohre einfach etwa um ein Drittel bis die Hälfte zu dünn. Aber das ist mehr ein Bauchgefühl, das sich aus dem Betrachten hunderter von zeitgenössischen bildlichen Darstellungen und Modellen speist.  

ZitatDie originale S.R. besass Speigatten, die durch die Decksbalken gebohrt waren (und mit Blei ausgekleidet), welche durch die Bordwand nach Aussen durchgeführt waren. - Soviel zur Detailgenauigkeit des Heller-Bausatzes. - Es wurde immer Abwechselnd ein Decksbalken mal nach Links und mal nach rechts aus dem Schiff herausgeführt.

Bist du dir da sicher? Das hätte ja die Stabilität der Decksbalken, die die tonnenschweren Geschütze zu tragen hatten, beeinträchtigt! Ich gehe vielmehr davon aus, dass die vierkantigen Ausführungen an den Schiffsseiten, die man auf detaillierten Darstellungen sehen kann, die hölzernen, innen mit Kupfer, Messing oder auch Blei verkleideten, aufgesetzen, außen vierkantigen "Röhren" sind, durch welche das durch die eigentlichen, durch die Bordwand gebohrten Speigattöffnungen abfließende Wasser so nach außen geführt wurde, dass es nicht direkt an der Bordwand hinunterlief (Vgl. die linke der beiden Randzeichnungen bei Mondfeld, Kapitel Rumpf, Abschnitt Speigatts. Nach Mondfeld waren die Speigatts in Höhe des Wassergangs angebracht, jener Planke, die die Decksplanken gegen die Rumpfplanken (mehr oder weniger) wasserdicht abschloss.

Außerdem, wenn ich die Spant- und Balkenkonstruktion eines Segelschiffes richtig verstanden habe, wurden die Decksbalken durch Kniee gestützt, die mit langen Holzdübeln mit den Rumpfspanten verbunden waren (Die Rumpfplanken hätten das Gewicht, das die Decksplanken der Batteriedecks zu tragen, auf die Decksbalken zu verteilen und diese irgendwie abzuleiten hatten, ja nicht aufnehmen können. Wenn nun nach deiner Theorie Decksplanken durch die Bordwand nach außen geführt worden wären, so hätten sie zwangsläufig Rumpfspanten durchstoßen müssen! Das wäre, neben den für Geschützpforten sowieso schon zwangsläufig durch- oder zumindest angeschnittenen Spanten eine zusätzliche Schwächung des Spantenkorsetts bedeutet -  und das gerade für ein Kriegsschiff, das starkem Beschuss ausgesetzt sein würde! Aber das ist jetzt nur eine auf meiner Wissensgrundlage über Konstruktionsprinzipien dieser schiffe hergeleitete, "logisch-mechanische" Argumentation. Ob sie zutrifft, erscheint mir zwar wahrscheinlich, sicher bin ich mir aber nicht. Ich weiß, dass es im ausgehenden Mittelalter Schiffe gab (u.a. Koggen), wo die Decksbalken (wenn ich recht weiß, aber nur die des Oberdecks) seitlich aus der Bordwand herausragten, aber das ist m.E. eine andere Baustelle.  

Adieu et à bientôt

Edgar/janmaat :mariinee:

HWB

ZitatWas ich meinte, ist: Wenn ich das Verhältnis von Geschützrohrdurchmesser und Pfortengröße bei der Soleil Royal mit zeitgenössischen Darstellungen ähnlich großer Schiffe vergleiche, so sind bei letzteren die Rohre erheblich dicker!

Hi Janmaat,

Das hängt eventuell vom Material ab. Bronzerohre konnten dünner sein als Eisenrohre gleichen Kalibers. Die SR war mit Bronzerohren ausgerüstet, die waren sehr gut aber auch sehr teuer.
Ob der Unterschied maßstäblich stimmt, oder ob Heller hier einen Fehler gemacht hat kann ich dir nicht beantworten.


 :winken:
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

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