Photographieren von Museumsmodellen

Begonnen von maxim, 25. August 2005, 08:45:43

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maxim

Da es mir letzte Woche wieder einmal nicht gelungen ist durch eine Glasscheibe bei suboptimaler Belichtung ein Modell in einem Museum scharf zu photographieren, wollte ich fragen, ob jemand Tipps hat.

Das Problem ist ja, dass man in Museen oft nicht mit Blitz photographieren darf und dies durch eine Glasscheibe auch eine recht schlechte Idee ist. Ich hatte leider auch kein Statif dabei, da ich nicht damit gerechtnet hatte, dass man in Salzburg auf eine Ausstellung über Schiffe stößt (s. http://www.residenzgalerie.at/de/WE633_1.htm). Mit einem Statif wäre es wahrscheinlich wegen der notwendigen längeren Belichtung leichter. Gibt es sonst noch Tipps, wie man durch Glasscheiben und bei schlechter Beleuchtung photographieren kann?
Im Bau: portugiesische Fregatte NRP Almirante Gago Coutinho (1/700, Umbau Niko Model)


TorNado

Hallo Maxim,

viele Kameras haben einen Schalter, mit dem man den Fokus auf unendliche Distanz stellen kann. Dann hat man zumindest das Problem nicht mehr, dass der Autofokus auf das Glas fokussiert anstatt auf das Objekt dahinter. Noch einfacher geht es natürlich mit einer Spiegelreflex, dann kann man den Fokus selbst einstellen.
Hast Du eine chemische oder eine digitale Kamera? Im ersten Fall kannst Du einen Film mit einem höheren ISO-Wert verwenden, im zweiten Fall hat die Kamera evtl. die Möglichkeit, einen virtuellen ISO-Wert einzustellen. Dann würde ich einfach mal einen höheren ausprobieren. Bei Kunstlicht hilft es mit Sicherheit auch, mit dem Weißabgleich etwas herumzuspielen.

Viele Grüße!  :winken:

cellar-ffm

Hallo Maxim,

es gibt mehrere Möglichkeiten, um durch eine Glasscheibe zu fotografieren bzw. in dunklen Museumsräumen ohne Blitz Bilder zu machen.

Hier die jeweilige Methode, welche ich heranziehe:

Durch Glasscheiben kannst Du z.B. ein Polfilter nehmen.
http://www.digitalkamera.de/Tip/10/80.htm


In dunklen Räumen kannst Du, wenn es Deine Kamera zulässt, den ISO-Wert nach oben regeln. Ich fotografiere z.B. in Museen mit ISO 1600. Somit ist kein Blitz nötig und eine kurze Verschlusszeit ist gegeben. Nachteil: hohes Rauschen (Störpixel). Hierfür gibt es aber gute Software, welche die Störpixel zu einem grossen Teil wieder verschwinden lässt.
http://www.digitalkamera.de/Software/22/24.htm

Gruss
cellar-ffm

Hans

Ich bin für die Museumsfotografie komplett auf digital umgestiegen. Vorher hab' ich auch mit 1600er Film gearbeitet, das Spiegelungsproblem aber nie wirklich in Griff bekommen. Der Anteil an nicht brauchbaren Aufnahmen war hoch. Polfilter haben mir nur beschränkt weitergeholfen, die Reflexe sind einfach manchmal zu brutal.

Jetzt verwende ich eine Canon G2, die ein verstellbares, klappbares Display hat. Dies ermöglicht es mir, auch schräg über dem Kopf oder quer von unten zu fotografieren. Auf deutsch: Ich kann mit dem Aufnahmewinkel solange 'spielen', bis ich eine möglichst reflexfreie, zumindest reflexarme Aufnahme erhalte. Zudem bietet die Bildbearbeitung danach noch bestimmte Möglichkeiten, z.B. durch Kontrast und Helligkeitsmanipulationen, Reflexe zu minimieren.

Hans
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

cellar-ffm

@ alle

Die Tipps von mir beziehen sich auch auf eine digitale Spiegelreflex.

@ Hans

Mit dem Drehen etc. ist ja im Grunde der gleiche Effekt wie mit dem Polfilter.

Hans

ZitatMit dem Drehen etc. ist ja im Grunde der gleiche Effekt wie mit dem Polfilter

Nicht ganz...beim Polfilter werden bestimmte 'Lichtanteile' rausgefiltert, bei meiner 'Methode' wird einfach so lange ein anderer Standort gesucht, ggf. auch seltsame Standorte, bis kein Reflex mehr drauf ist. Möglicherweise ist die Kombination beider Methoden die beste...

Grüße
Hans
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Marutsi

ich benutze wenn möglich ein Stativ. Ohne Stativ bleibt nur die Möglichkeit so zu blitzen, dass die Reflexionen (wie Hans Trauner beschrieben hat) nicht zu sehen sind oder eben ohne Blitz und möglichst kurze Belichtungszeiten zu nehmen. Außerdem stelle ich auch auf unendlich oder fokussiere manuell. Alles mit der Digicam, da oft mehrere Anläufe nötig sind und man direkt ein Ergebnis hat.

Murdock

Nachdem eigentlich alle Tipps genannt wurden, möchte ich hier mal mein Unverständnis für die oft haarsträubenden Fotografierbestimmungen in Museen ausdrücken.  Ich verstehe ein Blitzverbot bei lichtempfindlichen Exponaten,  aber nicht bei Ritterrüstungen und mittelalterlichen Waffen. Im Deutschen Schifffahrtsmuseum drohte man mir damit meine Digicam sicherzustellen, weil ich die Kogge (Restaurierungsobjekt) ohne Genehmigung mit einem Stativ fotografiert hatte (ohne Stativ durfte ich Fotos davon machen). Wie entgegenkommend  war man dagegen im Spielzeugmuseum in Trier. Die freundliche Angestellte hat sogar einige Vitrinen extra für mich geöffnet und die Modelle separat präsentiert, damit ich ein paar schöne Bilder machen konnte. Aber man muß ja nicht alles verstehen...

 :winken: Murdock

Wolf

Vielleicht ist das Blitzverbot weniger für die Exponate als vielmehr für die Besucher gedacht, damit diese nicht durch ständiges blitzen gestört werden.
Das mit dem Schiffsmuseum verstehe ich auch nicht. Vielleicht wollte man verhindern dass du hochwertige Fotos machst. Gegen minderwertige Schnappschüsse haben sie vielleicht nichts.
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

TorNado

ZitatVielleicht wollte man verhindern dass du hochwertige Fotos machst. Gegen minderwertige Schnappschüsse haben sie vielleicht nichts.

Das ist wohl der Grund, denn man möchte lieber die teuren Bildbände verkaufen als zuzuschauen, wie die Besucher ihre hochwertigen Bilder selber machen.

Hans

ZitatVielleicht wollte man verhindern dass du hochwertige Fotos machst. Gegen minderwertige Schnappschüsse haben sie vielleicht nichts

Bingo. Das ist die Hauptmotivation. Es gibt Museen, da bekommt man eine Fotografiererlaubnis entweder gegen Unterschrift, keine gewerblichen Fotos zu machen oder gegen Gebühr, darf dann aber auch mit Stativ fotografieren.

Allerdings nehmen die Museen zu, die völliges Fotografierverbot haben. Ungefähr die Hälfte meiner Aufnahmen, ob nun Flugzeugmuseen oder was Archäologisches, sind 'illegal' entstanden. Man kann ja heutzutage sehr leise knipsen und dank Digicam auch sehr lichtarm...

ZitatDas ist wohl der Grund, denn man möchte lieber die teuren Bildbände verkaufen als zuzuschauen, wie die Besucher ihre hochwertigen Bilder selber machen.

Na wenns denn welche gäbe! Teure Bildbände...Wunschdenken! Die meisten Museen haben gar nix, keine Kataloge, nichts. Wenns hochkommt, mal drei Postkarten und vielleicht eine Diaserie von 1967.
Ich würde sogar lieber ordentliche und gut fotografierte Publikationen kaufen! Museen mit wirklichen Katalogen kann man an eineinhalb Händen abzählen. Ein Museum mit einem wirklich vollständigen Katalog, der zudem auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt...da kenn ich in ganz Europa nur eines! ( Carnuntum bei Wien). Es ist zum Heulen...man hat keine Chance für jegliche Art von Arbeit irgendwelche Infos mit zu nehmen. Selbst wenn ich auf Museumsbriefpapier um Fotos bitte..."haben wir leider nicht"..." kann aus Kostengründen...".   :rolleyes:

Hans
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Murdock

@Wolf

ZitatVielleicht ist das Blitzverbot weniger für die Exponate als vielmehr für die Besucher gedacht, damit diese nicht durch ständiges blitzen gestört werden.

Das mag sein, aber  aus meiner Museumserfahrung latschen die meisten nichtfotografierenden Museumsbesucher eher wenig interessiert durch die Ausstellung (Sonntagsausflug mit der Oma), während Besucher mit einem deutlichen Interesse und einer Kamera sich überwiegend rücksichtsvoll verhalten und warten, bis sie - ohne andere mehr als nötig zu stören - ein Bild machen können. Aber gut, es gibt natürlich auch Leute, die ihre Kamera auf Dauerfeuer stellen bis der Akku leer ist.

 @Hans

ZitatEin Museum mit einem wirklich vollständigen Katalog, der zudem auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt...

Stimmt, und dummerweise gehöre ich zu der Klientel, die ein ausgeprägtes technisch/wissenschaftliches Interesse hat. So interessieren mich die Interpretationen des Mona Lisa Lächelns herzlich wenig, während ich da Vincis innovative Vorliebe für Ölfarben und und seine Mal- und Skizziertechnik  für sehr interessant halte. Aber solche Informationen findet man nur selten in Bildbänden, egal wie gut oder teuer sie sind. Und manchmal braucht man Wissen, das für die Allgemeinheit absolut uninteressant ist.
Vor einigen Wochen bin ich 700 km gefahren, weil ich Detailaufnahmen von einem Torpedo brauchte. Davon gibt es keine Fotos, Kataloge oder Bildbände. Also machte ich mehrere Duzend Bilder eines G7e Torpedos, nahm die Hautpmaße mit einem Zollstock auf, und skizzierte das Teil . Wahrscheinlich war das illegal- gefragt habe ich jedenfalls niemanden.

Die Krux ist, dass viele Museen, egal ob technisch oder künstlerisch orientiert , nicht mehr  sind als bloße Sammlungen - meist zwangsweise, denn für eine fachgerechte, wissenschaftliche Aufbereitung und Präsentation fehlen den meisten die finanziellen Mittel. Mit diesen uninformativen Ausstellungen wird vielleicht das Interesse einer Mehrheit  befriedigt,  aber es gibt  eine Reihe von Museumsbesuchern, die mehr  über ein Exponat wissen wollen als beispielsweise das Entstehungjahr und die Herkunft. Und wenn es sich dabei um ein paar hochauflösende private Fotos mit Stativ oder Blitz handelt....Herrgott dann sollen die Museen doch ein paar Euro Gebühr verlangen. Dem Museumsbudget tut es gut  und der interessierte Besucher geht mit  genau den Infos heim, die ihn in die Ausstellung geführt haben. Aber mit Bemerkungen wie "Wenn sie weiter mit Stativ fotografieren, muß ich die Kamera einziehen. Sie können sie später an der Kasse wieder abholen" hinterläßt man keinen guten Eindruck bei den Besuchern.

 :winken: Murdock

Thorsten_Wieking

ZitatOriginal von Murdock
[...] Aber mit Bemerkungen wie "Wenn sie weiter mit Stativ fotografieren, muß ich die Kamera einziehen. Sie können sie später an der Kasse wieder abholen" hinterläßt man keinen guten Eindruck bei den Besuchern.

 :winken: Murdock

Aus persönlicher Neugier - wo war das?

Also die Aufbereitung der Exponate in der WTS finde ich sehr gut, wenn man Glück hat, läufte gerade sogar einer der Verantwortlichen über die Gänge.

Bei Katalogen könnte ich mir auch ein PRoblem bei den Absatzzahlen vorstellen. Wenn ich mir das Buch zum ATm Sinsheim und Speyer anschaue (von der Qualität der Muessen mal abgesehen) - für den 08/15 Besucher reichen die, die Modellbauexperten könnten hingegen schon aus dem Stehgreif mehr zu einzelnen Exponaten sagen, als die Betreiber selber wissen.

Gruß
Thorsten
"Erst wenn das letzte Spielzeuggeschäft geschlossen ist, werdet Ihr feststellen, das man beim Onlineshopping keine freudestrahlend-glänzenden Kinderaugen sehen kann."

Gibbs Rule #9 " Never Go Anywhere Without A Knife "

panzerchen

als ich meine Fotos vom Waldschlepper in Speyer schoß, machte ich die klammheimlich unter Geleitschutz !

Verantwortlich für den Blödsinn ist das überdrehte Copyright.
Die Gier: "meinsmeinsmeinsmeinsmeins !"

Bauzel

Hallo,

@panzerchen: Ist in Speyer und Sinsheim fotografierverbot? Dann habe ich ja beim letzten Besuch in Speyer ja lauter verbotene Bilder gemacht. :-)

@Murdock: Wo hast du den G7e aufgenohmen? Vielleicht habe ich ein paar Bilder wo du brauchen kannst.



Mir ist  im Marinemuseum in Wilhelmshaven passiert, dass ich das fotografieren unterlassen soll, obwohl ich 10min vorher Bilder aus meinem Familienbesitz als Spende überreicht habe. Und dabei wollte ich meinem Vater nur zeigen was die vom LSU (B) schon ausgestellt haben und ob er da jemanden erkennt.

Da Lob ich mir das Aeronauticum in Nordholz wo man nach belieben fotografieren kann und die Leute auch sehr nett sind. Die Sonderausstellung Sonderausstellung ,,Gefahr aus der Tiefe -
100 Jahre deutsche Seeminenabwehr" war sehr gut.

Gruss Markus
Der Termin für die Ausstellung des PMC Südpfalz für 2023 ist am 18.und 19.März 2023
In Bau:
1/72 Diesellok Koef II in Eigenbau mit 3d Druck
1/72 Culemeyer Eigenbau mit 3d Druck und passende Ladung in Scratch mit Teilen von Dapol/Airfix Uraltbausatz
1/72 Feldscheune von Fredericus-Rex (das Heu fehlt immer noch)

Murdock

@ Thorsten Wieking

ZitatAus persönlicher Neugier - wo war das?

Im Deutschen Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven am 24.12.2004.


@Bauzel

ZitatWo hast du den G7e aufgenohmen? Vielleicht habe ich ein paar Bilder wo du brauchen kannst.

Danke für das Angebot, aber ich bin ausrichend versorgt.

Deine Erfahrungen von Nordholz kann ich übrigens voll bestätigen.  

 :winken: Murdock

markusd

@Bauzel: Zu deiner Frage habe ich folgendes auf der Internet Seite des Technikmuseums gefunden:

Fotografieren ist im Technik MUSEUM SPEYER ohne Einschränkung erlaubt. Bitte entfernen Sie keine Absperrungen, Dekorationen etc. ohne ausdrückliche Erlaubnis unseres Museumspersonals.

Es gibt also auch Museen die da keinerlei Probleme machen.
Markus
。◕‿◕。

consulgraphics

ZitatOriginal von cellar-ffm
Hallo Maxim,

es gibt mehrere M�glichkeiten, um durch eine Glasscheibe zu fotografieren bzw. in dunklen Museumsr�umen ohne Blitz Bilder zu machen.

Hier die jeweilige Methode, welche ich heranziehe:

Durch Glasscheiben kannst Du z.B. ein Polfilter nehmen.
http://www.digitalkamera.de/Tip/10/80.htm


In dunklen R�umen kannst Du, wenn es Deine Kamera zul�sst, den ISO-Wert nach oben regeln. Ich fotografiere z.B. in Museen mit ISO 1600. Somit ist kein Blitz n�tig und eine kurze Verschlusszeit ist gegeben. Nachteil: hohes Rauschen (St�rpixel). Hierf�r gibt es aber gute Software, welche die St�rpixel zu einem grossen Teil wieder verschwinden l�sst.
http://www.digitalkamera.de/Software/22/24.htm

Gruss
cellar-ffm

Hallo,
etwas spät mein comment, aber bezüglich Polfilter folgendes: wie bekannt filtert es nur nichtmetallische Reflexe bei ca. 30 Grad Betrachtungswinkel, Wasseroberflächen, normale Spiegelungen auf Glas in diesem Winkel, alles was unter 30 Grad ist läßt sich fast nicht ausfiltern. Ich benötige seit über 30 Jahren reflexfreie Fotos von Ganzglaskonstruktionen, daher meine Erfahrung.

Bei Museumsscheiben handelt es sich um Sicherheitsglas, meisten im Verbund mit sog. esg, d.h., Verbundglas mit einer Folie in der Mitte wie man sie von den Automobilfrontscheiben her kennt, sie reißen nur. Dann ist meisten noch eine esg-scheibe entweder in der Mitte oder als vorderste Scheibe mit angebracht zu einer Einheit. Diese esg-scheiben haben die unangenehme Eigenschaft, bei Einsatz eines Polfilters die Spannungsfelder sichbar zu machen, wieder unter diesen ca. 30 Grad. Bei Publikumsverkehr in einem Museum läßt sich also kein vernünftiges Bild erstellen, immer nur in leichtem Winkel mit Tele. Dann, falls vorhanden, im Labor mit Balgen Winkel ausgleichen, oder halt Photoshop od. ähnliches.

Schöne Grüße noch, hoffe einige brauchbare infos gegeben zu haben.
Mutisya

klBergmen

Wie sieht es eigentlich mit der rechtlichen Seite mit solchen Bildern aus ?
Darf ich Bilder, die ich in einem Museum gemacht habe zum Beispiel in einer öffentlich zugänglichen Galerie oder aber in diesem Forum veröffentlichen ?

Hans

Ja, natürlich, wenn du die Bilder selber gemacht hast, jederzeit.

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger