*Komplett* Siliconformenbau

Begonnen von Axel1954, 27. September 2005, 21:39:29

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Axel1954

Allem Anschein nach besteht Bedarf, deshalb mal  eine Anleitung von mir"Schritt für Schritt zur Siliconform", deshalb habe das ganze mal zu Bild gebracht.

Um eine vernünftige Siliconform zu erstellen braucht man als erstes einen Rahmen,
der von mir hier verwendetet ist eine recht komfortable Eigenkonstruktion.
Man kann durch Rahmen mit entsprechenden Fenstern die Größe der Form variieren.

Ein für jeden erschwingliche und noch flexiblere Möglichkeit ist der Aufbau
eines Rahmen mittels Legosteinen, ob normal oder Duplo ist zweitrangig.

Der Rahmen wird mit Plastilin aufgefüllt, man sollte nur das Plastilin verwenden,
das von den Anbietern verkauft wird, die auch das Silicon verkaufen, den einige
Plastilinarten enthalten Stoffe, die sich nicht mit dem Silicon vertragen.
Das Plastilin nimmt im 1. Arbeitsschritt die Stelle ein, die später die 2. Formhälfte ergibt.
 


In das Plastilin wird das Urmodell ergedrückt. Es sollte soweit eingedrückt werden,
das die Trennaht so liegt, das möglichst wenig Hinterschneidungen enstehen und
die Naht so liegt, das sie wenig am Abguss auffällt oder aufwendig verputzt werden muß.
Das Plastilin muß sauber an dem Urmodell anliegen, kan man mit dem Bastelmesser machen
oder mit Zahnarztwerkzeug. Weiter muß man dann die Guss- und Entlüftungskanäle anlegen,
hier der Block oben am Rad und der gewinkelte Gießast. Hier ist eine Form zu sehen mit
der man zwei Abgüsse machen kann, oben das Rad oder von unten den Auspuffkrümmer.
 




Auf dem folgenden Foto ist ein weiterer wichtiger Arbeitschritt zusehen,
in das Plastilin müssen die Passer eingedrückt werden. Beste Form ergibt sich
mit einem stumpfen Kegel, auf dem foto die 3 Löcher links im Bild in der Mitte
des Reifen und rechts oben.



Jetzt kann man die Form aufstocken bis zur gewünschten Wandstärke der Form.
Man sollte nicht zu dünn werden, da es sonst keines stabile Form ergibt.
Die Wandstärke sollte möglichst im Durchschnitt 8-10mm betragen bei Formen
unter 8x8cm, bei größeren sollte man auf 12-15cm gehen. Nicht übertreiben,
da das Silicon im Vergleich zum Resin recht teuer ist.
 


Jetzt die benötigten Materialien.
- Silicon, großer Behälter
- Kleine Flasche mit Vernetzer
- eine Spritze 10ml oder 20ml zum abmessen des Silicon, kann mann immer wieder verwenden.
- ein Spritze 5ml oder besser 2ml zum abmessen des Vernetzer, läßt sich auch öfter verwenden.
- ein Mischgefäß so im Bereich 100-200ml, nach gebrauch und ausvulkanisieren des Silicon auch
weiter benutzbar.



Für diese Formhälft werden (4,5x7cm) werden ca. 35ml Silicon benötigt und ca.3%
Vernetzer (ca. 1,05-1,1ml).
Das Ganze im Mischgefäß gut verrühren. Einen Teil des Silicon in die Ecke der
schräg gestellten Form giessen und langsam in der Form verteilen lassen.



An Stellen wo Luft eingeschlossen werden kann , etwas mit eienm geeigneten Werkzeug
( Draht, Zahnstocher, o.Ä.) das Silicon einarbeiten.



Nun den Rest des Silicon einfüllen.



Jetzt mit einem Gegestand (Hammer, Schraubendrehergriff o.Ä.) ein paar mal leicht
gegen die Form klopfen um eventuelle festsitzende Luftblasen zu lösen.
Das von mir verwendet Silicon entlüftet aber doch recht gut eigenständig.
Diese Formhälfte muß nun 8-10h ausvulkanisieren.



2. Hälfte ergänze ich morgen oder übermorgen.



Axel

Frank9999

Super! :P Und auch eine Einkaufsliste dabei.

Könntest du bitte im zweiten Teil ein zwei Sätze zu Plastilin sagen? Hab ich schon oft genug gehört, ich weiß aber noch immer nicht, was das eigentlich ist.  *dummi*

Dann hätt ich gern gewusst, ob das "Endprodukt" genauso groß ist wie das Original. Oder schrumpft das?

Ich bin unverschämt :) Über den dicken Daumen hätte ich gern die Kosten für die genannte Grundausstattung gewusst und wenn du auch noch einen Online-Händler kennst, der nicht erst ab 200 Euro aufwärts liefert... :)

Was hätte ich denn noch für Fragen? Kann man mit dieser Methode auch, sagen wir, eine Radkappe herstellen? Z. B. eine mit Hersteller-Emblem, wie die vom alten Käfer?

Ich meine, in der Art, wie so eine Radkappe eben aussieht (innen hohl).

Gruß
Frank

Axel1954

@Frank9999

Plastilin ist ganz einfach die technische Bezeichnung für Knete.

Eine Komplettaustattung bekommst du hier für Rund 70€, ist alles dabei:

http://www.weissmetall.de/default2.htm


Schrumpfen ist kaum messbar und man kann alles gießen, aber sehr feine Strukturen sind nicht so einfach. Radkappen z.B in 1/24 müßten noch einigermaßen gut gehen. Ein Emblem kann man mit einer einteiligen Form gießen.

Axel

panzerchen

Plastilin ist nicht ganz genau die ( Kinder ) Knete.
( "Ölton" ? )

Und die Aussage stimmt: normales Plastilin verhindert das Aushärten des Silikons ( enthält anscheinend Schwefel ), bei mir waren gewisse Formen an den Berührstellen mit dem Plastilin nach einem Jahr immer noch schmierig !
RAI-RO z.B. hat ein spezielles Plastilin für diese Zwecke im Angebot.
Von dem habe ich übrigens mein Silicon, das 1:1 angerührt wird ( das ist also viel einfacher zu dosieren ! ), und es bindet auch viel schneller ab ( ich meine, nach 1 Stunde konnte man schon ausformen ! ).
Es ist übrigens hellblau.

RAI-RO hat auch eine Silikonknete, die ist eben nicht flüssig, sondern plastisch,damit kannman an senkrechten Flächen abformen, das fließt nicht runter.

Außerdem gibt es noch das wärmebeständige Silicon, darin kann man Blei abgießen.

wezman

Ich meine mich erinnern zu können dass es so einen ähnlichen Bericht hier im Board schon einmal gab. Aber das ist schon ne Ewigkeit her und er ist sicher in den weiten des Boards verschwunden.  :)
Finde die Idee Spitze.  :P Ich gehöre auch noch zu den Leuten gehöre die mit abformen usw. bisher noch nichts am Hut hatten und es selber auch mal ausprobieren würden, aber dann doch noch das eine oder andere Detailwissen darüber fehlt. Sicher, probieren geht über studieren. Aber das Ganze ist doch schon eine ziemlich kostspielige Angelegenheit. Und fast nirgends ist der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg so schmal (z.B. Luftlöcher etc.).

panzerchen

man muß nicht unbedingt gleich voll einsteigen.
Dann verteilen sich die Kosten.

Das Polyurthan-Gießharz ist zwar relativ teuer, es fault aber nicht, es hält aber, wenn man nicht arg große Teile gießt, ziemlich lange.
Durch das 1:1 Mischungsverhältnis gibt es bei Dosierung auch keine Schwierigkeiten.

Zum Abformen hatte ich ursprünglich Latex verwendet ( da müßten diese Abdeckmittel wie MASKOL auch funzen ! ), das ist zwar etwas schlaff, aber für kleinere Teile ( Figurenköpfe, Ölfässer, Munitionskisten.... ) ganz brauchbar.

Flache einseitig geprägte Teile lassen sich ganz eifach in Plastilin oder Knete abformen.

Das Siliconzeugs ist tatsächlich ziemlich teuer, etwa so wie das Harz, es wird aber dadurch noch wesentlich kostspieliger als das Harz selbt, weil es ja das abzuformende Teil rundum umschließen muß !
Da lohnt es sich wirklich, den Siliconbedarf zu minimieren, indem man den Formenrand möglichst dicht an das abzuformende Teil heranführt !
Wer noch alte unbauchbare Formen besitzt, wird die in Stücke schneiden und die neu zu gießende Form damit auffüllen, das spart auch Material.

Da das Silikon auf glatten Flächen nicht haftet, gibt es auchkeine Schwierigkeiten, das von der Urform zu lösen, es ist also ein relativ sauberer Vorgang ( nur in Textilien verkrallt es sich unlösbar, so wie das Latex auch ! ).

Ich kann also nur Jeden, der mit intensiveren Umbauarbeiten und Eigenbauten liebäugelt ermuntern, sich mal ran zu wagen !      :1:

sh-modeling

Also grade für Anfänger auf diesem Gebiet ist es wahrscheinlich besser, eher langsam vulkanisierendes Silikon zu verwenden. Wenn das Silikon nach 1 Stunde schon ausgehärtet ist, dann muss man sich beim Füllen der Form allerdings beeilen, weil es sonst schon anfängt, zähflüssig zu werden. Gerade für das Einfüllen des Silikons sollte man sich aber IMHO viel Zeit nehmen, um spätere Probleme durch Luftblasen etc. zu vermeiden. Das von mir verwendete Silikon hat eine Verarbeitungszeit von ca. 40 min und härtet erst nach 24 Std. aus (also ist dann entformbar).

Bei dem Resin sollte man als Anfänger (für den dieser Thread wohl gedacht ist) auch lieber lägere Topfzeiten beachten, damit das Resin nicht schon kurz nach dem Mischen der Komponenten zähflüssig wird. Dann lässt es sich nämlich nicht mehr oder nur schlecht in die Form giessen. Ich benutze Resin mit 2 ~ 3 min. Topfzeit, das ist nach ~ 40 min. entformbar, manchmal aber dann noch etwas weich (kann beim Entformen noch eingedrückt werden). Besser ist es, man lässt es die doppelte Zeit aushärten, dann ist es normalerweise problemlos zu entformen.

Wenn man dann etwas Erfahrung gesammelt hat oder speziell wenn die Verarbeitungszeit so kurz wie möglich sein soll, kann man sicher auch schnell-härtendes Silikon und Resin benutzen, aber als Anfänger ist der Frustfaktor wahrsscheinlich sehr hoch, wenn man immer nur halb ausgegossene Formen hat...

Das überschüssige Silikon kann man wie schon gesagt als Füllmaterial für neue Formen nehmen, genau wie ausgehärtete Reste vom Resin als Füllung für neue Abgüsse herhalten können.
Beste Grüße,
Steffen

Axel1954

@Panzerchen

alles schön und gut, deine Vorschläge, aber die Preise bei RaiRo sind einfach zu heftig, da bekomme
ich bei Weissmetall die doppelte Menge und beim Resin mehr als die doppelte Menge, zudem kann man da auswählen ob man mit langer oder mit kurzer Aushärtezeit haben möchte. Zu dem ist das Silicon von Weissmetall besser in der Shorezahl.

Axel

KlausH

Hallo Axel,

nur mal für die Neugier: Was gibt diese Shore-Zahl eigentlich an?

Oder hab ich das jetzt oben überlesen?

Schöne Grüße
Klaus

sh-modeling

Die Shore-Zahl gibt die Härte des Silikons (oder auch des Resins) an, wobei die Werte für Silikon und Resin nicht direkt vergleichbar sind. Ein bisschen härteres Silikon ist IMHO formstabiler, und bildet keine "Bäuche" bei grossen Formen. Wichtig ist aber auch die Reissfestigkeit/Dehnbarkeit des Silikons, damit dir die Silikon-Form beim Entformen des gegossenen Teiles nicht einreisst. Besonders wichtig bei Hinterschneidungen...

BTW: Das Silikon von Weissmetal.de kann ich auch nur empfehlen, sein Resin habe ich allerdings noch nicht verwendet...
Beste Grüße,
Steffen

Axel1954

@Klaus,

sorry war etwas langsam. 8)

Axel

KlausH

Kein Problem, danke für eure Hilfe. Dein Artikel ist übrigens schuld, daß ich heute schon die Schäkel vom Dragon Wagon ganz komisch angeguckt hab, so nach dem Motto "davon hat man nie genug".. ;)

Aber ich zögere noch; 70 euro sind kein Pappenstiel und soweit ich weiß hält das Resin nur begrenzte Zeit, richtig?

Schöne Grüße
Klaus

Spritti Mattlack

@Klaus

70 Euro? Pah!!!!  Überleg´mal, was Du dann alles schnickeln kannst....;)
A man who is tired of Spitfires is tired of life

KlausH

ZitatOriginal von Spritti Mattlack
@Klaus

70 Euro? Pah!!!!  Überleg´mal, was Du dann alles schnickeln kannst....;)

Führe mich nicht in Versuchung... ;)

Schöne Grüße
Klaus

Spritti Mattlack

Klaus, ich denke die Entscheidung ist längst gefallen. :D
A man who is tired of Spitfires is tired of life

Falko

ZitatOriginal von KlausH
... und soweit ich weiß hält das Resin nur begrenzte Zeit, richtig?
Man kann die Silikonformen ja auch für Weissmetall verwenden, und das hält ja etwas länger   X(
:winken: Peter

Axel1954

ZitatOriginal von Falko
ZitatOriginal von KlausH
... und soweit ich weiß hält das Resin nur begrenzte Zeit, richtig?
Man kann die Silikonformen ja auch für Weissmetall verwenden, und das hält ja etwas länger   X(

Nee, da biste auf dem Holzweg, zum giessen von Weissmetall brauchts ein anderes Silicon die Sorte heist zb bei STEWA Silicon HB (Hitzebeständig), diese Silicone haben eine noch größere shorezahl.


@Klaus

das Silikon sollte nach anbruch möglichst innerhalb eines Jahres verbraucht werden, aber es funktioniert auch noch länger.

Axel

panzerchen

Mein Gießharz ( also das vielzitierte "Resin" ) funzt jetzt nach etwa 4 Jahren noch einwandfrei.
Auch in ganz geringen Mengen härtet es aus, obwohl Jemand mal behauptet hatte, es benötige eine Mindeststartmenge ( sowas wie eine kritische Masse, ist aber nicht so schlimm wie eine Atombombe !  :14: ), die deutlich über meinen in einem Kronkorken angerührten kleinen Mengen läge.

Ganz wohlfeil ist das Abformen und Gießen sicher nicht, da sind wir uns wohl einig.
Es erweitert aber die Möglichkeiten für intensive Modellbauer, und: es macht auch Spaß  !

deleted_Account

Hallo
mal ein Danke an eure Beiträge hier  :P  :P  :P

Gruß Maeks

Axel1954

So wie versprochen hier der zweite Teil des "Schritt für Schritt zumzur Silikonform"

Nach der Ausvulkanisierung der ersten Formhälfte nehmen wir die Rahmen ab.



Die erste Form wird vom Urmodell abgehoben und die erste Formhälfte ist damit fertig.



Das Urmodell nun aus dem Plastilindummy entfernen.



Jetztkann das Plastilin entfernt werden und in einen Aufbeahrungsbehälter, möglichst
Luftdicht lagern, so hält das Zeug Jahrelang, meins hat schon gut 6 bis 7 Jahre auf dem Buckel.



Am Rand der Silikonform hat sich ein Adhäsionsrand gebildet, dieser muß entfernt werden,
damit eine gerade Rückwand an der Form ensteht, st für den nächsten Schritt wichtig
und ebenfals später bei giessen in die Form.



Rand nach dem entfernen.



Die erste Formhälfte wird jetzt in den Formrahmen gelegt in dem vorher das plastilin war.



So jetzt ein ganz wichtiger Schritt, wenn der vergessen wird oder schlecht ausgeführt,
ist die ganze Arbeit für die Katz. Die erste Formhälfte muß jetzt mit Formtrennmittel
sorgfältig behandelt werden, keine Stelle vergessen. aber auf keine fall das Urmodel
mit Trenmittel behandel, das versaut mit 100%iger Sicherheit die  zweite Formhälfte.


Ich zeige hier die 2 Varianten die ich anwende, in der kleinen Dose ist Vaseline, ist sehr
billig aber mühsam, in der Spraydose ist ein Trennmitte auf Wachsbasis, mit 7€ nicht gerade
günstig aber sehr einfach zu handhaben und sicher.



Nun können wir das Urmodel wieder in die Form legen, bei Räder und sonstigen Teilen die
symetrisch sind und der Anguß nicht fest montiert ist, darauf achten das es in der richtigen
Position in die Form kommt.



Die Form bis zur benötigten Höhe aufstocken, je nach Art des verwendeten Formrahmen.



Die Porzedur des Silikoneinfüllen ist ja im ersten Teil beschrieben und das ausformen
ist ja weiteroben beschrieben, deshalb weiter.

Nach dem Ausformen haben wir diesen Block



Dieser muß jetzt mit mehr oder weniger Kraft auseinandergezogen werden. Damit haben
wir jetzt die zwei Formhälften um unsere Bauteile zu Giessen. Das Urmodel sollte man
Aufbewahren falls ein Formhälfte mal unbrauchbar wird, und Ersatz nötig wird.



Jetzt noch die Formen versäubern und kontrollieren ob alle Guß-/Entlüftungskanäle
freien Zugang zur Form haben, eventuell mit dem Bastellmesser (besser Skalpell) nacharbeiten,
sowie das Trenmittel entfernen (Waschbezin, Spiritus o.Ä.). Nicht vergessen den
Adhäsionsrand zu entfernen, Grund kommt jetzt, zum giessen sollte man die Form zwischen
zwei Plättchen mit Gummibändern entklemmen, ich habe beste Erfahrung mit zwei Sperrholz-
plättchen gemacht, die die gleich größe wie die Form haben.
So jetzt ist alles fertig zur feuertaufe.....äh, Resintaufe natürlich.



Nun viel Spass beim nachmachen, Axel

G.H.G.

Tag zusammen.
Zum Thema Formenbau hab ich einen interessanten Link im angebot.
Und zwar gibt es von der Firma  R&G Faserverbundwerkstoffe GmbH
ein Pdf Handbuch zu dem Thema als Download.
Es kann auch  Kapitelweise runtergeladen werden.
Hier der Link Falls es schon bekannt sein sollte ,bitte ich um Entschuldigung.
Die Suchfunktion brachte keine Treffer.
Günther