Was ist Slide Mould ???

Begonnen von 101Worldviolation, 08. Dezember 2007, 00:17:48

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101Worldviolation

Hi Ihr,

ich hoffe ich bin hier richtig !!

Ich habe des öfteren auf Englischen Seiten etwas über Slide Mould gelesen was genau verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff.

Gruß World...

Trinity

Eine normale Spritzgussform ist 2 teilig:

http://www.gmi-kamen.de/images/maschinen/modellbau.jpg

Das Teil darf allerdings keine Hinterschneidungen (quasi "Um die Ecke rum", "Wiederhaken") haben, da sich das eingespritzte Plastik sonst nicht mehr aus der Form entnehmen liesse. Ausgenommen man nimmt dieses Weichplastik wie für die Figuren.

Aus solchen Formen werden 99% unserer Bausätze produziert.




Um aber komplizierte Teile auf einmal zu fertigen werden seit kurzem die sogenannten "Slide Moulds", 3- oder mehrteilige Formen verwendet, wobei der "Slide" eine Art Schieber ist:

http://www.gmi-kamen.de/images/maschinen/eckverbinder.jpg

Damit können in Teile auch seitliche Details eingebracht werden und es könne Teile produziert werden, die sich normalerweise nicht aus der Form entnehmen liessen, wie man auf dem Bild ja sieht.

Vorteil für uns Modellbauer:

- Ralistischer geformte Teile -> Blasenförmige Kanzeln von Jets

- weniger Arbeit, da mehr Details schon "Fix und Fertig" auch seitlich am Bauteil angespritzt sind, welche vorher seperat angeklebt werden mussten.



.... Und jetzt bitte nicht mehr über Gussnähte auf Kanzeln von Jetbausätzen schimpfen!  :aerger:  ;)

..... Und da die Formen aus GEHÄRTETEN STAHL sind bitte, bitte, bitte nicht mehr über "Schlechte Serien " o.ä. spekulieren. (Aktuelle Revell Bismarck Deck Diskussion..)   ;)

.

deleted_Account

Hallo wenn dann bitte nur Oberflächengehärtet.  :aerger: Schon mal versucht gehärteten Stahl zu bearbeiten.  X(

Gruß Maeks :woist:

Trinity

@ Maeks:

Hast ja recht, das ist das übliche Verfahren. Stahl bearbeiten, dann Härten.

Ich wollte nur nicht zu sehr ins Detail gehen.  ;)

Fakt ist aber, dass die Form sich nicht mehr verändert und auch so gut wie nicht mehr überarbeiten lässt.

Evtl. polieren nach langer Lagerzeit, aber das war´s dann auch schon.

Diese "Überarbeitung älterer Formen" wird ja bei diversen Bausatzvorstellungen bei Wiederauflagen seitens der Redakteure auch immer wieder gewünscht bzw. es wird bedauert "das es nicht passiert ist", aber jetzt sollte klar sein das so etwas absolut unrealistisch und technisch nicht machbar ist.

Axel1954

Wenn Tamiya clever gewesen wäre, hätten die schon diese Technik schon in den 70ern
bei den Bausätzen nutzen können, diese Technologie war schon in diesen Jahren
bei Reifenherstellern bekannt, obwohl nicht nötig.
Allerdings wurden diese Formen nur für die Herstellung von Reifen mit höheren Anforderungen eingesetzt,
aber trotz allem ist diese Technik deshalb schon ein alter Hut.

Ich hab meine Ausbildung in der ersten Hälfte der 7Oer bei Uniroyal in Aachen gemacht, da habe ich diese Art der Formen so nebenbei dann schon kennengelernt.

Axel

Geno

ZitatOriginal von Trinity
Hast ja recht, das ist das übliche Verfahren. Stahl bearbeiten, dann Härten.

Ich wollte nur nicht zu sehr ins Detail gehen.  ;)

Doch, doch! Details bitte!

Irgendwie versuche ich mir gerade vorzustellen, wie eine komplett bearbeitet Stahlform (polierte Oberfläche) gehärtet wird. Das könnte zu Problemen mit der Maßhaltigkeit (Verzug durchs Härten) und der Oberflächengüte (Verzunderung durch die notwendige Wärmebehandlung) führen.  Liege ich da falsch?

ZitatOriginal von Axel1954
Wenn Tamiya clever gewesen wäre, hätten die schon diese Technik schon in den 70ern
bei den Bausätzen nutzen können, diese Technologie war schon in diesen Jahren
bei Reifenherstellern bekannt, obwohl nicht nötig.
Allerdings wurden diese Formen nur für die Herstellung von Reifen mit höheren Anforderungen eingesetzt,
aber trotz allem ist diese Technik deshalb schon ein alter Hut.

Ich hab meine Ausbildung in der ersten Hälfte der 7Oer bei Uniroyal in Aachen gemacht, da habe ich diese Art der Formen so nebenbei dann schon kennengelernt.

Ähem, welche Drücke treten beim Formen von Reifen auf? Spritzgußmaschinen erreichen Drücke von mehreren hundert bar bis in den kbar-Bereich. Da werden die Formen, besonders wenn sie mehrfach geteilt sind, u.U. doch etwas höher belastet als eine Form zum Vulkanisieren von Reifen.

Geno
> & <

In futurum videre

Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

Bauzel

Hallo,

@Trinity: Ich bin jetzt nicht der Formenfachmann, bin aber öfters beruflich in Betrieben der Kunststoffspritztechnik. Dort habe ich schon öfter gesehen das an diesen Formen ,Formausbrüche, Kratzer beseitigt und auch Formänderungen durchgeführt wurden. Manche Firmen haben extra Abteilungen die nichts anderes machen. Auch Airfix/Heller hat in einer aktuellen Form einen Fehler (falsche Felge bei 1:72 GMC) beseitigt. Ob es auch Formentypen gibt die es nicht zulassen solche Änderungen durchzuführen kann ich jetzt nicht sagen aber in der Grossserienproduktion wird es aber schon gemacht.

Gruss Markus
Der Termin für die Ausstellung des PMC Südpfalz für 2023 ist am 18.und 19.März 2023
In Bau:
1/72 Diesellok Koef II in Eigenbau mit 3d Druck
1/72 Culemeyer Eigenbau mit 3d Druck und passende Ladung in Scratch mit Teilen von Dapol/Airfix Uraltbausatz
1/72 Feldscheune von Fredericus-Rex (das Heu fehlt immer noch)

Axel1954

@Geno

Der Druck ist da nicht ganz so hoch, trotzdem ist die sogenannte Slide Mould in der Reifenindustrie schon lange bekannt.

Axel

deleted_Account

Ähm mal zum besseren Verständnis. Solche Formen werden in der Regel nitriert.
Ein Nachberarbeiten von Spritzgußformen ist in der Regel nicht mehr möglich. Ich Kann z.B bei Fliegerbausätzen keine erhabenen Gravuren zu versenkten Gravuren umarbeiten. Auch ein Nachpolieren ist in den meisten fällen eine mehr zerstöerische Art die Fom zu bearbeiten. Viele Glauben immer das Spritzgußformen ausleiern und ausnudeln. Diesen Aberglaube hat jemand in die Welt gesetzt der davon keine Ahnung hat. Kunststoff ist nicht in der Lage Stahlformen zu bearbeiten, da ihm der Abrasive Anteil fehlt.  In Wirklichkeit ist es so das bei schlechten Bausätzen der erste Spritzling genau so schlecht gefertig wurde wie der Letzte. Nur weiß halt das keiner von den Herren Experten. Ein mir bekannter Maschinenbauer erklärte mir das aus seinen Spritzgußwerkzeugen eine Stückzahl von bis zu 1,5 Milionen Teile gefertigt werden, ohne das eine nacharbeiten der Werkzeuge nötig ist. Was die Sache mit mehrteiligen Formen angeht so ist dafür eine Spezielle Maschine nötig. Solche Maschinen sind etwas größer und Teurer als normale Spritzgußmaschinen. Also den Begriff Formen nachbearbeiten kann man in der Regel vergessen. Auch ein Aufschweißen von Material ist mehr ein kaputt machen, da ich immer Einbrandkerben erzeuge beim Schweißen, diese aber nicht mehr zu enfernen sind ohne die Oberfläche zu stark abzutragen, gerade bei solchen Spritzlingen wie wir sie verwenden. Da ist ein Neubau einer Form wirtschaftlicher.

@Bauzel
Mich würde der Spritzling interessieren mit der angeblich geänderten Felge. Also nicht nur die Felge sondern der ganze Spritzling.

Gruß Maeks :woist:

panzerchen

Selbstverständlich sind Schieber olle Kamellen.
Wurde bisher bei Plastikmodellbausätzen nicht ( bzw. höchstens selten ) gemacht,  das ist ja wegen des zusätzlichen Aufwandes teurer.

Aber das Verfahren ist alt.

Black_Knight

Also ich muss dazu nun auch mal was sagen...

Ein nachbearbeiten einer Spritzgußform ist ohne weiteres möglich und durch jeden normal ausgestatteten Werkzeugbau machbar. Das Problem ist halt die Härte, die Fräser udn Bohere schnell stumpf werden lässt. Jedoch kann eine versenkte Gravur durch Erodieren relativ einfach zu einer erhabenen Gravur bearbeitet werden.
Was weiterhin nicht stimmt, ist, dass die Formen nicht abgenutzt werden. Erstens wird mit Drücken von mehreren hundert bar eingespritzt, teilweise sogar tausende bar Druck. Ausserdem drückt permanent eine Schließkraft von meist mehreren hundert Tonnen auf das Werkzeug. Alleine diese beiden Umstände führen zu einem gewisen Verschleiss der Werkzeuge. Ausserdem hat Kunststoff sehr wohl eine abrasive Wirkung, zwar nicht das normale Polystyrol, wie es für den Modellbau verwendet wird, jedoch haben vor allem Glasfaserverstärkte Kunststoffe eine starke abrasive Wirkung. Diese Kunststoffe werden durch ihre Steifigkeit und ihre verbesserten Eigenschaften vor allem im Fahrzeugbau eingesetzt.
Ach ja...und wer denkt ich hab keine Ahnung..ich denke als Dipl. Ing für Kunststoff- und Kautschuktechnik sollte man schon ein bissel was über das Thema wissen  ;)

Beste Grüße

Tobias

Alex

ZitatOriginal von Black_Knight
Jedoch kann eine versenkte Gravur durch Erodieren relativ einfach zu einer erhabenen Gravur bearbeitet werden.

schon möglich, aber das wird vermutlich kein Modellbauer wünschen ;) Ginge das auch umgekehrt? Lokal Material auftragen, und dann bis auf die versenkte Gravur wieder entfernen?

Alex
Hier ist mein Portfolio, und hier meine weiteren Berichte (<-- Upgedated am 20.9.2015)
Finisher des Phantom-, Viermot-, Matchbox- und Artillerie-Groupbuilds, sowie des Bierdeckels-, Panzer-, Oldtimer- und OOB-Contests!

FREDO

Außerdem verformen sich selbst solche Teile wie die kompakten Formen. Nicht "umsonst" haben ja Bauteile aus älteren Formen diese bekannten Fischhäute...

Das Nachschleifen der Schließflächen wird aber oftmals aus Kostengründen ausgelassen...

Und: neue oder geänderte Formteile lassen sich wohl als Einsatz in der alten Form unterbringen.

Grüße
FredO
06120-4  Beste Grüsse ;)

deleted_Account

@Fredo
Die Sache mit der Fischhaut, hat ein anderen Grund. Ich hab sogar schon bei neuen Bausätzen Fischhäute gefunden. Es liegt meist an der Einstellung der Maschinen. Eine Bleibende Verformung im 1/10 Milimeterberiech denke ich ist eher unlogisch. Hier federt eher die Gußform. Das heißt der Spritzdruck ist höher als der Zuhaltedruck der Form. Eine Schließfläche bedarf eigentlich keiner Nacharbeit das sie keinem Verschleiß unterliegt. Die Schließflächen der Werkzeughälften reiben nicht aneinander ganz einfach.

@Black_Knight
Als gelernter Metaller weiß was Stahl aushält und wie sich dieser bearbeiten läßt. So eine Spritzgußform ist ein sehr massiver Stahlblock, den verdrückt so leicht keiner. Die Formen von Modellbausätzen sind aber im Vergleich zu anderen Formen am aufwändisten, was die Herstellung angeht. Ich denke mal nicht das ein Wasserkocher oder Kaffeemaschine, so eine aufwendige Oberfläche hat wie ein Modellflieger oder Schiff. Bei solchen Formen ist mal noch sehr viel Handarbeit gefragt. Und die kosten mal viel Geld.

Gruß Maeks :woist:

Geno

Öh, ein Werkzeug welches nun gar nicht verschleißt, das kann ich mir nun nicht so richtig vorstellen. Die Frage wäre halt, wieviele Schüsse eine Form mitmacht bevor der Verschleiß 'sichtbar' wird. Neben Abrasion gibt es ja auch noch andere Möglichkeiten, wie Korrosion oder Kavitation. Zusätzlich wirken dann noch nicht ganz unerhebliche thermische und mechanische Belastungen auf die Form ein, welche deren Lebensdauer beeinflussen (Ermüdung/Schwingfestigkeit). Und auch für den Fall, dass einfach nur plane Flächen aufeinander klappern, gibt es da die Hertzsche Pressung, die zu Pitting an den Oberflächen führen kann und letzendlich das Bauteil zerstört.

Das mit den Schiebern in den Formen wird wohl in erster Linie betriebswirtschaftliche Gründe haben: Lohnen sich die zusätzlichen Kosten für die Form und die aufwendigere Maschine? Evtl. ist auch die Fertigung und die ganze Peripherie in der letzten Zeit günstiger geworden, so dass es sich heutzutage eher rechnet.

Zur Oberflächenhärte der Form hätte ich allerdings noch eine Frage: Werden eigentlich auch PVD-Hartstoffschichten im Formenbau eingesetzt? Die hätten, neben einer sehr viel höheren Härte, auch noch die Vorteile chemisch beständiger zu sein und geringere Reibungskoeffizienten als Stahl zu besitzen.

Geno
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Thorsten_Wieking

Weiter so Leute, tolle Diskussion zu einem doch grundlegenden Thema unseres Hobbies - schließlich geht es um die Formen unserer Modelle.
Und das Thema Formen, Kunststoffformen und alles Artverwandte interessiert mich sehr.

Thema Form nachbearbeiten.

AMT-ERTL Modell der NCC-1701 Enterprise. Die erste(n) Ausgabe(n) hatten auf der Untertassensektion nur die normalen Gravuren, die die einzelnen Ringe der Untertasse darstellten. Später wurde diese Form wohl offensichtlich nachbearbeitet, da dann das sog. Aztek-Muster als versenkte Gravur auf den Bauteilen zu finden war. D.h. in die Ursprungsform wurde Material eingebracht, das eben jenen Musterlinien entsprach.... und das Modell an sich verschlimmbesserte.

Gruß
Thorsten
"Erst wenn das letzte Spielzeuggeschäft geschlossen ist, werdet Ihr feststellen, das man beim Onlineshopping keine freudestrahlend-glänzenden Kinderaugen sehen kann."

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Axel1954

Das Überarbeiten von Gußformen dürfte wohl überwiegend eher so von statten gehen, das ganze Bereiche des Spritzling auf der Form rausgefräst (oder erodiert) werden und an dessen Stelle dann ein neues Formteil eingesetzt wird mit den neuen überarbeitet Bauteilen fürs Modell. In Zeiten moderner CAD Konstruktion und CNC Maschinen dürfte das ja wohl überhaupt kein Problem sein und auch der wirtschaftlich bessere Weg.

Worauf ich das jetzt stütze ist das ich schon mehrmals Spritzlinge in der Hand gehabt habe die diese Art der Überarbeitung nahe legen und viele Spritzrahmen, z.B. bei Dragon Breiche zeigen in denen durch einlegen (einschrauben) eines anderen Formteils zusätzliche Bauteile am Rahmen erscheinen können um Bausatzvarianten zu produzieren. Weiterhin deuteten auf solche Art der Überarbeitung Spritzlinge mit deutlich qualitativen Unterschieden in der Detailierung in Teilbereichen des Spritzlings hin.

Ich behaupte jetzt mal ganz einfach das man das im neu aufgelegten Bausatz des SdKfz 250/1 Spuren dieser Art der Überarbeitung finden kann, denn selbst auf dem Poster sieht man schon das einige Bauteile überarbeitet sind.

Axel