"Lilli Marleen und die Schwalbe" - ein Dioramenbericht in 1:32

Begonnen von Cartman, 15. Juli 2009, 14:50:23

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Cartman

Hallo Gemeinde,

nachdem ja schon mein Baubericht zur Me 262 hier läuft, möchte ich auch noch den Baubericht zum dazugehörigen Diorama nicht vorenthalten.

Ein wichtiger Hinweis vorneweg, sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber zur Sicherheit nochmal in aller Deutlichkeit: dieser Dioramenbau dient einzig und allein dem Zweck, eine historische Szene im Modell einzufangen und auch die menschliche Seite etwas zu beleuchten. Verherrlichung des Krieges oder des unmenschlichen Nazi-Regimes ist in keinster Weise beabsichtigt!


Hintergrund

Ich möchte euch mit meinem Diorama ins Frühjahr 1945 zurück versetzen, Koltze, Deutschland. ,,Die gelbe 3", eine Me 262 des III./JG 7, auch liebevoll ,,Schwalbe" oder propagandawirksamer ,,Sturmvogel" genannt, ist in der Splitterbox, die Sie vor Beschuss und Splittern durch Tieffliegerangriffe schützen soll, abgestellt und wird von den Warten für den nächsten Einsatz gegen die Übermacht alliierter Bomberströme einsatzklar gemacht.

Die Warte und Piloten, zuständig für die Wunderwaffe, die einen wichtigen Beitrag zum Endsieg leisten sollte, machen sich keine Illusionen. Dieser Endsieg ist nur noch in den Köpfen der Propaganda-Macher möglich. Man lässt sich aber nichts anmerken, jeder geht mit seinen Gedanken, seinen Sorgen, seiner Angst anders um. Ein Teil der Warte ist dabei, seine Arbeit an den ihnen anvertrauten Vogel zu erledigen, trotz der Verluste und der ständig neuen Gesichter unter den Piloten erledigt man routiniert die Handgriffe. Der andere Teil, der mangels Ersatzteilen gerade nichts zu tun hat, hat es sich etwas abseits gemütlich gemacht und spielt zur Zerstreuung eine Runde Skat.

Irgendjemand hat ein altes Grammophon aufgestellt, um die Arbeit etwas aufzulockern, zwischen dem Werkzeuggeklapper der arbeitenden Warte und dem diskutieren und lachen der Kartenspieler ertönt Lale Andersen´s Stimme mit ,,Lilli Marleen".

Ein Pilot steht in der Nähe und lauscht nachdenklich der Musik, während er eine Zigarette raucht. Fühlt er sich vielleicht durch das Lied an seine Braut in der Heimat erinnert, wie es ihr wohl gerade ergeht, ob sie die ständigen Bombenangriffe unversehrt übersteht? Sein treuester Freund, sein Schäferhund, scheint ihm die Sorgen anzumerken, da er heran kommt, um nach seinem Herren zu sehen.

Der einzige, der Hektik in die Szenerie bringt, ist ein Propagandafotograf, der begeistert Fotos vom ,,deutschen Helden" und der Wunderwaffe, die für die Reichsverteidigung bereit gemacht wird, schießen und die arbeitenden Warte in Pose dirigieren will. Doch lässt man sich nicht großartig von ihm beeindrucken, auch nicht die Kartenspieler...dafür hat eine gewisse Gleichgültigkeit aufgrund der aussichtslosen Kriegslage schon zu sehr Besitz von den Männern genommen...

Cartman

#1
Einleitung

Soweit der Hintergrund. Die Umsetzung wird folgendermaßen aussehen, dass sich der Baubericht zu dem Diorama in vier Bauberichte aufteilen wird. Einer für die Me 262, jeweils einer für die beiden Fahrzeuge, die im Umfeld des Flugzeugs abgestellt sind (Kettenkrad und Zündapp KS750 mit Beiwagen, selbstverständlich beide NICHT mit WH- sondern mit WL-Kennzeichen :wink: ) und einer für das Diorama, die Figuren, die Unmenge an Accessoires, letzterer wird hier statt finden. Zu den anderen Bauberichten gibt es dann hier die Übersicht mit Links:


Trumpeter Me 262 A-1a 1:32 – Link zum Baubericht - Me 262 A-1a "Gelbe 3"


Dragon Kettenkrad 1:35 – Link zum BB folgt


Lion Roar Zündapp KS750 mit Beiwagen 1:35 – Link zum BB folgt


Übrigens keine Sorge wegen dem Unterschied 1:32 und 1:35, Gespräche mit mehreren Modellbaukollegen und Vergleich der Teile und Figuren haben gezeigt, dass der Maßstabsunterschied so klein ist, dass man ihn durch geschickte Anordnung egalisieren kann.

Zur Realisierung des Vorhabens ist natürlich eine Menge Material nötig, wie man sieht. Hier eine Übersicht mit Auflistung des Materials für das Diorama an sich (also ohne Flugzeug und die beiden Fahrzeuge sowie deren spezifische Zurüsttteile). Da es keine spezifischen Wartungsmannschaften für Flugzeuge in 1:32 oder 1:35 gibt, habe ich auf Panzermänner zurückgegriffen, die von der Kleidung her auch als Luftwaffe Warte durchgehen bzw. mit leichten Modifikationen dazu zu machen sind.





- Master Box German Tank Repairmen
- Master Box "Die Skatspieler"
- Ultracast Luftwaffe Pilot in der späten Fliegerkombi (hammermäßige Resinfigur)
- Wolf Resinfigur Fotograf
- Plus Model Grammophones and Radios (ganz wicht das Grammophon, einer der Hauptdarsteller :wink: )
- Tamiya German Tank Engine Maintenance Crew Set
- Tamiya Kübelwagen Engine Maintenance Set
- Tamiya Live Stock Set (wegen dem Wauwau)
- Tamiya Sand Bags Set 2x (zum Schutz der Treibstofffässer, hab das mal so gesehen, evtl. mach ich die Sandsäcke aber auch selbst, mal ausprobieren)
- Italeri Field Tool Shop
- Reality in Scale zerbeulte Fässer
- Armorscale 200 l Fässer mit Deckelprägung Luftwaffe aus Resin (gibt nix schlimmeres als panzerspezifisches 35er Zubehör für 32er Flieger...)


Für die Restekiste (oder evtl. einen Panzer bauenden Modellbaukollegen, der Zubehör zum guten Preis haben möchte?) wird einiges übrig bleiben, z. B. der Panzermotor, die eine Figur in der Panzeruniform von Master Box, bestimmte Werkzeuge usw.

Cartman

#2
Es geht los...

Genug der einleitenden Worte, los geht´s. Etwas unorthodox, gleich zu Beginn des Vorhabens mit Figuren und Accessoires loszulegen, aber hab mir was dabei gedacht. Da ich sehr viel wert auf die berühmt-berüchtigten ,,Details die man auf den 2. Blick entdeckt) legen will, hat man am Anfang einfach mehr Motivation, sich bei dem vielen Kleinvieh mit zeitintensiven Detailspielereien aufzuhalten als auf der Zielgeraden.

Die ersten vier Figuren im Rohbau, die beiden in hellerem Plastik sind von Master Box und wissen von der Detaillierung durchaus zu gefallen, prima Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch passt die Größe für mein Vorhaben, da sie recht groß ausfallen, gehen sie durchaus auch in 1:32 durch. Die beiden in dunklerem Plastik von Tamiya sind ein Stück kleiner, aber von den Posen her fällt das nicht weiter auf.





Im Hintergrund ein Hilfsmittel, das mindestens ebenso wichtig ist wie Seitenschneider oder Skalpell beim Bauen.  :D

Die Leiter aus dem Tamiya Set wurde, Uropa´s alte Holzleiter im Hinterkopf, mit einem Verlinden Kettchen verfeinert.





Nächster Mittelpunkt der Aufmerksamkeit war ein Bestandteil des Italeri Sets. Etwas älteren Datums, aber mit durchaus netten Accessoires und Details lohnt es sich durchaus, etwas Nacharbeit in puncto versäubern und zusätzlicher Details zu investieren. Z. B. in den Kompressor samt Spritzpistole.

Gar nicht gefallen wollte mir der angegossene Keilriemen, der doch arg dick ist.





Eine gute Gelegenheit, nachdem das Care-Paket vom Sockelshop mit neuem Männerspielzeug kam, gleich was davon auszuprobieren: 0,05 mm starke Metallfolie von Reality in Scale. Hauptvorteil gegenüber Bleifolie: viel dünner. Mit einem dünnen Streifen davon wurde der Keilriemen ersetzt, und wenn man schon mal dabei ist den etwas dicken Griff durch ein entsprechend gebogenes 1,0 mm Messingrundprofil ausgetauscht. So zurecht gemacht kann er sich doch sehen lassen, oder?








Im übrigen sei an dieser Stelle allen Interessenten abgeraten, so ein Monstrum wie den ,,Reichspüsterich" ( :D ) im Modellbau zu verwenden...wütende Nachbarn, Wände ohne Putz und geschrottete Airbrush-Pistolen wären die Folge...  :D

Deshalb schließen wir nur die dafür vorgesehene historische Spritzpistole an. Mit 0,6 mm Bleidraht (war ebenfalls im Care-Paket) ist das mit dem flexiblen Material kein Problem, sodass die Spritzpistole erstmal auf dem Tamiya Tischchen abgelegt werden kann.





Ja, der Kompressor hängt auf dem Bild noch etwas in der Luft, auf dem Dio wird die Bleidraht-Leitung natürlich entsprechend ausgerichtet, sodass er festen Stand hat.


Den Farbbecher habe ich noch aufgebohrt, sieht einfach besser aus und dürfte später mit etwas ausgelaufener Farbe auf dem Tisch ein nettes Detail sein.





Als nächstes weckte das Plus Model Set mit seinem exzellenten Guss und vielen liebevollen Details (z. B. Schallplatten als PE-Teile und Decals für die Schallplatten!) meine Aufmerksamkeit. Die wenigen Teile für das Grammophon waren schnell zusammengebaut, bei den sehr filigranen Kleinteilen ist viel Ruhe und Sorgfalt beim Trennen vom Anguss gefragt. Die Kurbel habe ich aber doch lieber aus Kupferdraht selbst gebogen, Abtrennen und versäubern hätte das Teilchen aus Resin bestimmt nicht überlebt. Den Griff habe ich mit einem Tropfen Kristal Klear modelliert (sieht man hoffentlich auf dem Bild, das Zeug härtet ja transparent aus).





Nach dem Bemalen wird noch eine PE-Schallplatte aufgelegt und ungefähr so auf dem Dio platziert:





Zeit, sich wieder dem Italeri Set zuzuwenden. Ich hatte ein Wägelchen mit Sauerstoffflaschen, offensichtlich für einen Schneidbrenner gedacht, erspäht. Alles ganz nett gemacht, also sollte es Verwendung finden. Nur dumm, dass man nicht an den Schneidbrenner gedacht hat. Was macht man also? Richtig, Google Bildersuche und flugs selbst einen gebaut. Gezogener Gießast für den Griff, 0,6 mm Bleidraht für die Zuleitungen, 0,4 mm Kupferdraht und ein Stückchen 0,3 mm Kupferdraht für die Düse, sowie mehrmaliges in den Finger bohren und Gemecker und fertig ist der Schneidbrenner:





Die Sauerstoff- und Acetylenflaschen (von einem Bild inspiriert) noch mit einem Kettchen gesichert und der Schneidbrenner kann angeschlossen und auf der Werkbank aus dem Masterbox Set abgelegt werden.



Cartman

Gestern abend und heute früh habe ich mich mit den Armorscale Resinfässern beschäftigt. Warum ich nicht einfach Plastikfässer von z. B. Tamiya genommen habe? Nein, ich war nicht zu faul zum verschleifen der Klebenähte, aber ich lege nun mal Wert auch auf kleine Details:





Nettes Detail, oder?   :D  Sind übrigens die einzigen Fässer mit Deckelprägung Luftwaffe, die mir bekannt sind.

Die Fässer werden ja später auf dem Dio eher im Hintergrund zu finden sein, also eine willkommene Gelegenheit, wieder in verschiedene Techniken reinzufinden, in diesem Fall Preshading. Der Effekt kommt zwar auf den Bildern nicht so gut rüber, aber ich denke man sieht, dass es fürs Erste akzeptabel ist:





Lackiert wurde mit relativ stark verdünntem Tamiya XF-65 Field Grey mit ein paar Tropfen Gunze Mr. Retarder.

Danach habe ich dieTreibstofffässer, da wegen des recht intakten Erscheinungsbildes krasse Farbabplatzer ausfallen, mit dem Silberton aus dem Tamiya Weathering Master Set bearbeitet. Ziel war die Fässer etwas verwitterter aussehen zu lassen, indem das Metall mal mehr, mal weniger durch die Farbe durchschimmert.

Ich habe dazu dieses auf den ersten Blick gewöhnungsbedürfte Zeug (erinnert an das Make-Up-Kästchen der Liebsten) mit der Schwamm-Seite des beiliegenden Pinselchens aufgetupft und dann mit der Borstenpinsel-Seite verrieben und versucht, das es nicht zu einheitlich aussieht. Ergebnis ist doch schon mal ganz annehmbar:





In natura glänzt es je nach Lichteinfall bzw. Blickwinkel noch etwas sehr silbrig, damit es auch in natura wie auf dem Foto wirkt, werde ich wohl noch eine dünne Schicht matten Klarlack aufsprühen. Dann mit Ölfarbe noch ein paar Ablaufspuren und ich denke die Fässer können für fertig erklärt werden.

Frank-Holger

ABSOLUTE INSPIRATION und allerfeinste Ausführung! Dein Hang zur Superdetailierung ist bemerkenswert und es zahlt sich aus, etwas mehr Zeit zu investieren. Der Kompresser ist der Hammer (ich meine, das, was Du daraus gemacht hast). Sehr schön und auf jeden Fall mehr davon!

Frank

Frank-Holger

Von Aber gibts Ätzdeckel für Fässer, aber ich weiß nicht, ob die Luftwaffe bezogen sind. Das Preshading kommt sehr gut rüber!

Frank

Cartman

Geht mal wieder mit Kleinzeug weiter, aber auch Kleinvieh bringt Baufortschritt.

Ich habe gestern und heute mit den Fässern experimentiert, die nicht intakt aussehen und somit ein stärkeres Weathering vertragen. Als erstes das ausgediente Treibstofffass, auf dem später das Grammophon stehen soll. Ziel war ein recht heftiges Weathering mit viel Rost und nur noch stellenweise vorhandener Grundfarbe.

Dachte mir, wenn das als "Musikmöbel" missbrauchte Fass ziemlich mitgenommen aussieht, ist das ein reizvoller Kontrast zu dem piekfein daherkommenden Grammophon.

Die Arbeitsschritte waren wie folgt:

- Grundierung mit Tamiya Grundierspray aus der Dose
- Preshading mit Tamiya schwarz
- Lackierung mit Revell Aqua 83 Rost
- hellere und dunklere Rost-Pigmente von Mig
- Versiegelung mit Humbrol Klarlack matt (der wird so schön stumpfmatt, gerade richtig für sowas)
- unregelmäßig Salz und kleinere Zuckerbröckchen mit etwas dest. Wasser aufgebracht
- mit Tamiya Field Grey übernebelt
- nach dem trocknen Salz und Zucker mit dest. Wasser abgewaschen
- "Feintuning" des Rosts mit Mig Pigmenten
- Versiegelung mit Humbrol Klarlack matt

Und so sieht das Ergebnis aus. Ich bin zufrieden, der gewünschte heftige Verwitterungseffekt wurde erreicht, wer weniger Rost und mehr Grundfarbe möchte, nimmt einfach weniger Salz und Zucker.








Mit Ölfarbe noch ein paar Ablaufspuren und ein Lappen als Unterlage für das Grammophon (denn wer stellt denn so ein schönes Grammophon direkt auf so ein vergammeltes Fass? :wink: ) und es müsste ok sein, oder was meint ihr?.

Dann habe ich mich den beschädigten Fässern von Reality in Scale gewidmet. Hier kann so richtig die Sau rausgelassen werden, da die Fässer total deformiert sind, haben sie wohl schon länger ausgedient, also Rost pur, keine Grundfarbe mehr vorhanden. Vorgehensweise war die gleiche wie beim ersten Fass, nur halt ohne Salz-Methode.




Eins davon wird irgendwo abseits stehen, die beiden anderen werden liegen und dienen als Sitzgelegenheit für zwei der Skatspieler (da sie, wie ich beim ausprobieren herausgefunden habe, perfekt für die Figuren passen).

Cartman

Mir war mal wieder nach Figuren bauen, deshalb habe ich zu den vier schon fertigen Figuren heute noch die drei Skatspieler von Master Box im Rohbau fertig gestellt. Zu den Figuren kann man dasselbe Fazit wie bei den beiden Mechanikern von Master Box ziehen: schön detailliert (eine ganz nette Idee ist der Hundewelpe, der unter dem Hemd des einen hervorkuckt), ordentliche Gussqualität, Passgenauigkeit so lala, aber für den Preis zu verschmerzen.

Dass alle Figuren wie vom Set vorgesehen auf Kanistern sitzen sollen, war mir etwas zu langweilig, da der behelfsmäßige Kartentisch ja auch schon aus solchen Kanistern zusammengestellt wird. Deswegen sitzt der eine auf drei aufeinandergestapelten Tamiya Sandsäcken (wenn man mit der Feile ein wenig einander anpasst, sehen die gestapelt gar nicht mal so starr und künstlich aus), die beiden anderen sitzen auf zwei der kaputten Fässer.

Hier mal die probeweise zusammengestellte Szene im Überblick (die Kanister sind noch nicht ganz fertig, da kommen nach dem spachteln und schleifen noch die Griffe ran).








Doch was passiert mit dem dritten verrosteten Fass? Während meines Urlaubs kam mir die Idee für ein weiteres Gimmick auf dem Diorama. Die Szene spielt ja im Frühjahr 1945. Tagsüber sind die Temperaturen schon recht angenehm, aber die Nächte sind teilweise doch noch arg kalt. Was macht also der arme Posten, der des nächtens bei den Flugzeugen Wache stehen muss? Richtig, ein kleines Feuerchen, um sich zu wärmen (nehmen wir einfach mal an, das Frösteln war stärker als der Wille, sich an die Verdunklungsvorschriften zu halten, oder er hat das Feuer erst im Morgengrauen angezündet  ;) ).

Da ich drei kaputte Fässer verrostet habe und nur zwei als Sitzgelegenheiten dienen, kam mir das dritte für dieses Vorhaben gerade recht. Bei einem Modellbaukollegen aus dem Modelltreff habe ich mir eine, wie ich finde, sehr nachahmenswerte Methode für die Darstellung von Glut abgekuckt und nach meinen Vorstellungen modifziert.

Zuerst wird ein Stück haushaltsüblicher Alufolie (glänzende Seite nach oben) entsprechend in Form geknüllt. Dann habe ich mit der Airbrush eine Schicht Tamiya Orange glänzend aufgetragen, nicht vollständig deckend, so dass die Alufolie noch durchschimmert. Es folgte ein dünner Auftrag mit Gunzes rot transparent, gefolgt von nochmaligem übernebeln mit Tamiya Orange, bis mir der Look zusagte.

Für die Asche ist wohl Zigarettenasche am praktischsten, da sie helle und dunkle Bestandteile hat. Da ich mir das Rauchen aber schon länger abgewöhnt habe, musste eine Nichtraucher-Alternative gefunden werden. Ich habe kleine Papierstückchen abgefackelt und die Asche fein zerbröselt. Dann mit einem Tropfen verdünnten Holzleim vermengt und auf das Stück Alufolie mit dem Pinsel aufgebracht. Solange das ganze noch feucht ist, wird vorsichtig mit einem feinen Pinsel hie und da ein wenig weißer Pigmentstaub aufgestupft, damit es nach richtiger Asche aussieht.

Zum Schluss wird die so präparierte Alufolie in das Fass (welches vorher innen schön verrußt wurde) eingeklebt und das Ganze noch mit zwei Brettern (Balsaholz-Reste von den Plus Model Kisten) garniert, die mit dem Tamiya Set entsprechend verrußt wurden.











Auch wenn es sich schlecht fotografieren lässt, ich denke man erkennt, dass das Endergebnis recht überzeugend ist. Und das bei nicht allzu großem Aufwand. Viel Spaß beim nachmachen und selbst ausprobieren.   ;)

Cartman

Während der letzten 10 Tage, die ich in der Münchner Ecke verbracht habe, hatte ich mich an den (oft verregneten) Abenden ein bißchen dem Holzmodellbau gewidmet, den beiden Balsaholz-Bausätzen von Plus Model, Holzkisten und dem Plumpsklo, das auf dem Diorama im Hintergrund neben dem Erdwall der Splitterbox platziert werden soll.

Ein bißchen ungewohnt statt Plastikteile Holzteile miteinander zu verkleben, aber die 25 Teile sind trotzdem recht schnell zusammengebaut, noch ein Stück 180er Schleifpapier als Dachpappe und der Rohbau steht:





Zeit für die Alterung. Ich habe mit den Ölfarben schwarz, weiß und umbra gebrannt ca. 5 Lasuren in unterschiedlichen Farbmischungen aufgetragen. Nachdem mir das Erscheinungsbild zusagte, folgte die letzte Lasur mit hellgrau, um dem Holz einen verblichenen Look zu geben, bei der Gelegenheit bekam auch die Dachpappe etwas davon ab, damit auch diese etwas heller wirkt.

Zum Schluss werden noch ein paar Details ergänzt. Einmal ein Sandeimer, da bei Plumpsklos, wenn es zu sehr gestunken hat, früher oft Sand in die Grube geschüttet wurde. Hierzu verwendete ich einen Eimer aus PE-Teilen von Plus Model mit einem Stück Kupferdraht als Henkel sowie Chinchilla-Sand (der ist deutlich feiner als Vogelsand) als Füllung. Und da auf einem echten Klo was zu lesen nicht fehlen darf, noch eine Zeitung und eine Propaganda-Zeitschrift (ebenfalls von Plus Model).

Und so sieht´s dann fertig aus:









Frank-Holger

Reality in Scale gibts beim Sockelshop? Inzwischen blickt man ja kaum noch durch, wann man wo welche Marke, gerade die Kleinserien, bekomme kann.

Die Rostfässer sehen mordsmäßig gut aus, realistisch und äußerst schön (im wahrsten Sinn des Wortes) bemalt bzw. mit weathering versehen.

Frank

Cartman

So, das war die Rubrik "Was bisher geschah", jetzt ist der Bericht aktuell.   ;)

Hi Frank-Holger,

freut mich wenn´s gefällt, das motiviert natürlich enorm.  :)

Reality in Scale bekommst du sowohl beim Sockelshop als auch bei Modellbau-Koenig. Allerdings hat der Sockelshop noch mehr Sachen von dem Hersteller im Programm, während Koenig sich mehr auf das Diozubehör konzentriert, hat der Sockelhop auch die Sachen aus der "Useful Stuff Series", wie 0,05 mm Metallfolie, 0,1 mm Alusheet usw.

ZbV3000Germany

Das ist je Klasse  8o

Am meisten begeistern mich die ganzen kleinen geplanten Details. Da werde ich auf jeden Fall dabei bleiben  :klatsch:

xy65

Hallo

Sieht Klasse aus aber bei einem Fass wo Feuer drin gemacht wird sind unten Luftlöcher drin.
Also schnell mal hinters Haus Gelaufen und die Tonne Fotografiert.


Die Löcher wurden, glaube ich mit einem Schraubenzieher gemacht.

Gruß Felix

Frank-Holger

Cartman, danke für die Superinfo! Da ich immer auf der Suche nach so einem Kleinzeug bin, kann ich im Sockelshop mal ordentlich stöbern!

Und Deine Arbeiten sind wirklich allererste Sahne! Die sehr realistisch wirkenden kleinen Details überzeugen total!

Aber kann es sein, daß die Masterboxfiguren wirklich "so groß" sind? Die Tamiya Teile wirken dagegen (gut, in der knieenden Pose nicht so sehr) echt klein. Wäre aber gut, denn gute Militärfiguren in 1:32 sind selten (habe zwar noch die Airfix Multipose, aber...)

Bitte weiter so mit den detailierten Berichten! Im Übrigen, klasse Idee mit der Tonne!

Frank

elend

Wow, fantastisch. Mir gefallen besonders die Tonnen als Sitzgelegenheiten. Naja und alle anderen Details eigentlich auch. Bin gespannt, auf man sich noch alles freuen darf in diesem Baubericht. :klatsch: :P

Homer-J.

An der Geschichte würde ich noch arbeiten. Mal ganz davon abgesehen, daß man das wohl eher aus dem Radio als vom Grammophon gehört hätte, ist "Lilli Marleen" nicht gerade originell. Dann auch noch ein Schäferhund ....

Die Tonnen sehen als Sitzgelegenheit recht unbequem aus. Da hätte ich mich nicht draufgesetzt. Aber man kann sich täuschen, so wie die aussehen, sind sie schon seit dem ersten Weltkrieg in Gebrauch.  ;)

elend

Ich schätze mal, dass eine bequeme Ledercouch eventuell gerade nicht zur Hand war.  :6:

Homer-J.

Schon klar.

Aber wenn der Typ mit den drei Sandsäcken (scheinbar die einzigen im Lager) etwas abgeben würde, hätte alle einen Sandsack und würden auf einem quergelegten Kanister spielen. Aber das wäre nicht so malerisch. So sitzen sie halt lieber etwas unbequemer.

Cartman

Nabend zusammen,

@Homer-J.: ist völlig okay wenn dir die Geschichte und, wie an anderer Stelle zu lesen, das Plumpsklo (welches übrigens keinen humoristischen Zweck hat, sondern das ganze lebendiger machen soll) nicht so zusagen, schließlich soll sich jeder seine eigene Meinung bilden. Ich seh das so, man kann letztendlich alles zerreden, ob das so plausibel, realistisch, originell und was weiß ich noch ist, ich für meinen Teil nehme mir bei Dioramen gerne ein paar kleine künstlerische Freiheiten, aber fange dann auch nicht das rumdiskutieren und beleidigte Leberwurst spielen an, wenn jemand das nicht so gefällt, denn wer sein modellbauerisches Schaffen im Internet zeigt, muss auch mit kritischen Anmerkungen leben können.   :1: :P

@Frank-Holger: ja die Größenunterschiede bei den Figuren sind oft recht groß, gerade die Master Box sind, ähnlich wie Verlinden, eher 1:32 als 1:35. Aber ich denke durch geschickte Anordnung auf dem Diorama fällt das nicht so sehr auf. Die größte Figur ist der Ultracast Pilot, der ist selbst für 1:32 recht groß, aber da die sehr schön modellierte Figur einer der Eyecatcher auf dem Dio weden soll, ist das auch kein Beinbruch.  :6:

Frank-Holger

Ja, Ultracast macht klasse Figuren, ohne Frage. Und diese "Maßstabshörigkeit" ist sowieso Blödsinn. Schließlich gibt es in "1:!" auch unterschiedlich große Figuren und insofern trägt es sogar noch zum Realismus bei.

Im Übrigen kann ich nur wiederholen, daß mir die ganze Geschichte ausgesprochen super gut gefällt, von der Planung bis hin zur perfekten Ausführung. All die kleinen Details, die für mich zeigen, daß Du wirklich mit "Hintergedanken" an die ganze Sache rangehst und eine richtige Geschichte erzählst, macht für mich dieses Dio absolut sehenswert. Ob das Lili Marleen Lied ein Klischee ist oder Soldaten auf Fässern sitzen oder auf ihrem eigenen Hintern am Boden oder anderswo finde ich persönlich absolut nicht störend. Vielmehr denke ich, daß es gerade für Dioramenbauer viel wichtiger ist, die HANDWERKLICHE Qualtität zu kommentieren anstatt sich in Allgemeinplätzen zu verlieren.

Ich für meinen Teil kann weitere Berichte hierzu (oder zur Me) kaum erwarten.

Frank

ZbV3000Germany

Cartman, deine Einstellung gefällt mir. Mach so weiter und ich bin dann auf das Endergebnis gespannt  :)

Bilder von den Zwischenschritten sind natürlich immer willkommen  :D

Cartman

Vielen Dank für die Blumen! Wollte nur noch dazu sagen, dass ich, obwohl ich künstlerische Freiheiten (in Maßen) völlig ok finde, schon auf Authenzität viel Wert lege. Zum Beispiel werden für die Me und die beiden Fahrzeuge Bildbände mit Detailfotos der Originale genutzt, oder auch für kleine Details wie den Schneidbrenner, das Grammophon etc. suche ich mir Fotomaterial aus dem Internet.

Aber bei einem Diorama an sich sehe ich das so, wenn man nicht gerade 100 % nach einem Originalfoto baut, ist man schon bei "nicht hieb- und stichfest belegt, aber hätte so sein können" angelangt. Und solang man nicht völlige Utopie darstellt (z. B. Me 262 in der Luftschlacht um England, Tiger II im Frankreich-Feldzug usw.), ist meines Erachtens bei einem Dio erlaubt, was Leben reinbringt und eine tolle Wirkung auf den Betrachter, gerade beim berühmten "2. Blick" hat.

Ein tolles Beispiel dafür ist z. B. dieses Dio mit einer Me 262 bei Missing-Lynx, das ich einfach nur hammergeil finde und das eine gewisse "Mitschuld" trägt, dass die Idee für dieses Projekt bei mir aufkam. Man könnte da auch das herumkritteln anfangen, Me 262 zu stark gealtert im Hinblick auf Einsatzzeit und gepflegten Allgemeinzustand der wertvollen Flugzeuge, Flak zu nah am Flugzeug usw. Oder man sieht es einfach als gelungene künstlerische Darstellung und erfreut sich daran.  :)

So, das waren nochmal meine beiden Cents zu dem Thema, jetzt wieder zurück ans Basteln, damit der Bildernachschub wieder rollt.  ;)

P.S. @ZbV3000Germany: das ist gut dass auch Bilder von den Zwischenschritten willkommen sind, denn das Endergebnis wird noch eine ganze Weile dauern.  :D Sind ja nicht nur die Me und das ganze Kleinzeug fürs Dio, ein Kettenkrad von Dragon und eine Zündapp KS750 mit Beiwagen von Lion Roar (beides sehr komplexe Bausätze) sowie Figuren und nicht zuletzt eine Diobase wollen auch noch vollendet werden, gibt also noch mehr als genug zu tun, packen wir´s an.  :D

Frank-Holger

Zwischenschritte und work in progress ist mir persönlich fast noch wichtiger als das finale Resultat!! Besonders auf das Lion Roar Krad bin ich gespannt. Ich habe die vier auch hier rumliegen (meist zu ausschlachten, man mag es verzeihen), und mit Sicherheit baue ich auch eins im "Originalzustand".

Also, weiter so und vorallem MEHR!

Frank

ZbV3000Germany

Da muss ich Frank zustimmen, die Zwischenschritte mit den verschiedenen Bau- und Bemalungstechniken sind mir immer deshalb so wichtig, weil man sich da viel abschauen und lernen kann. Deshalb sehe ich mir auch immer wieder gerne die Arbeiten aus anderen Bereichen an und wende die Techniken dann im SF-Bereich, speziell bei Ma.K.an. Gerade letztere Serie hat ja viel militärische Komponenten  ;)

Cartman

#24
Nachdem das Wetter die letzten Tage zwar nicht gerade zum Modellbauen einlud, ich aber trotzdem standhaft am Basteltisch ausharrte, gibt es wieder einen kleinen Fortschritt zu vermelden.

Es stand ein bißchen Pinselarbeit an. Der Schneidbrenner wurde, nachdem das Wägelchen mit den Gasflaschen in XF-65 field grey von Tamiya gesprüht wurde, mit dem Pinsel bemalt. So wie früher üblich, wurde die Acetylen-Flasche gelb, die Sauerstofflasche blau bemalt, sowie der Schneidbrenner und die Armaturen messingfarben. Zum Einsatz kamen die zum pinseln hervorragenden Revell Aquas, das Messing wurde allerdings mit einer Idee silber aufgehellt, ist sonst recht dunkel.

Alterung erfolgte mit Ölfarben, ein schmierig-öliger Film sollte auf den Flaschen sein, um ihnen einen gebrauchten Look zu verpassen. Im Bereich des Messings habe ich mich zurückgehalten, aus meiner Rettungsdienstzeit ist mir noch in Erinnerung, dass Fett und die Öffnung einer Sauerstoffflasche eine ganz schlechte Kombination sind. :wink: Aber ganz ohne Schmutz geht es halt doch nicht, im Dioramenbau müssen halt manchmal Kompromisse zwischen Plausbilität und Optik gefunden werden. Es folgten noch ein paar Details, bemalen der Armaturen, des Kettchens und der Laufflächen der Räder, die einen dunklen Metallton bekamen.

Die Zwickmühle, ob die Gasflaschen noch ein paar Farbabplatzer bekommen sollten oder nicht (eigentlich wird ja mit sowas recht vorsichtig umgegangen), wurde schnell von meiner internen Qualitätskontrolle, genannt Frau, gelöst.  ;) Diesen Beinamen hat sie inne, da sie kritischer beäugt als mancher Forenmember und so oft guten Input liefert. Bei den Gasflaschen brachte sie den Einwand, dass sobald da keine Farbe ist, es eine Angriffsstelle für Rost wäre und dies sei bei Gasflaschne wohl fatal, also würde man sowas schleunigst ausbessern. Kluges Frauchen.   :D

Darauf folgend ergibt sich nun dieses Bild:








Am Schneidbrenner störte mich die ganze Zeit irgendwas...aber was...bis mir gestern bei nochmaliger Betrachtung von Referenzfotos auffiel, klar, da fehlt das Hebelchen zur Betätigung!   :8: Zum Glück ließ sich das noch leicht ergänzen:




Die Werkbank wird dann noch mit einem Schraubstock, ein paar kleineren Werkzeugen und einem zur Wartung aus der Me ausgebautem MK108 Maschinenkanone bestückt.

Als nächstes stand die Komplettierung des mittlerweile fertig bemalten Grammophons mit einer PE-Schallplatte an. Plus Model hat netterweise kleine Decals für die Schallplatten beigelegt. Doch welches Etikett nehmen? Eigentlich recht egal, aber da ich stieß (wer sich am klischeehaften, wenig originellen Gedudel von Lale Andersen, das auch noch von der Schallplatte anstatt aus dem Radio kommt, stört, klickt den Link lieber nicht an  X( :D ), war klar, das weinrote passt am besten, also wurde das nach dem Lackieren mit Revell Aqua schwarz seidenmatt aufgebracht:





Das Grammophon wurde erst in Revell Aqua ocker grundiert, dann folgte das Herausarbeiten der Holzmaserung (sollte Richtung Edelholz gehen) mit Ölfarbe siena gebrannt. Nachdem die Ölfarbe ca. zwei Wochen trocknen durfte, folgte ein mehrfacher Klarlacküberzug mit Revell Aqua glänzend. Die Detailbemalung erfolgte mit Pinsel und den Revell Aqua Tönen Messing und Silber, wie ich finde, wunderbare Metalltöne für die Verarbeitung mit Pinsel.

Bevor das Grammophon nun auf dem alten Fass platziert wurde, bekam es noch ein "Tischdeckchen" (Lappen aus Taschentuch und verdünntem Holzleim, bemalt und gewashed) darunter.   :D











Somit kann ich verkünden, dass der erste Hauptdarsteller und Namensgeber fürs Dio fertig ist, der zweite (die Me 262) wird noch etwas auf sich warten lassen.   ;)

Bleibt nur noch zu hoffen, dass die Nachricht von der Fertigstellung des Grammophons bei euch auf mehr Interesse stößt als bei meinen beiden Assistenten Phoebe und Pelé gestern abend...   :D