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Interessante Beobachtung

Begonnen von JWintjes, 29. August 2009, 17:51:49

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JWintjes

Heute fand ich diese anschönsten schöne Besprechung eines HaT-Figurensatzes auf Modellversium:

http://www.modellversium.de/kit/artikel.php?id=4379

Etwas irritiert hat mich der folgende Satz:

"Eigentlich verwunderlich, dass die Hersteller immer noch nicht erkannt haben, dass die kleinen Figuren mittlerweile im Modellbaubereich viel eher Verwendung finden, als auf dem Spielzeugtisch."

Mal abgesehen davon, daß man argumentieren könnte, daß mehrere Hersteller inzwischen vom reinen Weichplastik weg sind (Italeri, Emhar, Pegasus), frage ich mich, was denn der "Spielzeugtisch" ist. Gerade HaT produziert in erster Linie für wargamer, und die stellen einen beachtlichen Teil des Marktes dar - weswegen auch "action"-Haltungen der Figuren meist bevorzugt werden.

Interessant finde ich das deswegen, weil offenbar wenig Austausch zu bestehen scheint zwischen wargamern und "echten" Modellbauern, was eigentlich angesichts der Hauptgebiete von historischem wargaming (napoleonisch und WW2) merkwürdig ist, so jedenfalls meine Beobachtung.

Oder ist da schlicht meine Wahrnehmung verzerrt?

Jorit

Bernd B.

Hmmmm ...

Also ich finde es schon toll, dass die abgebildeten Posen "zu actionlastig" sein sollen. Und dass die offensichtlichen Gussnähte nicht erwähnt werden. Aber zu Deiner Frage:

Es gibt tatsächlich Austausch, allerdings auf einer Einbahnstrasse - die meisten Wargamer beschäftigen sich (auf welche Art auch immer) mit Modellbau, aber kaum ein Modellbauer weiss so ganz genau, was Wargaming/Kriegspiel/CoSim eigentlich ist. Und wenn er es weiss, dann ist das eben "Spiel". Wie in "Spieltisch". Siehe auch die ewigen Diskussionen "Modellbau stirbt aus .. und im Games Workshop gibt es keine Modelle!"

Wo es einen wesentlichen Unterschied gibt: Ein "Modellbauer" hängt sich zwanzig Stunden (netto) in einen 1:72-Tiger, der dann nie mehr angefasst werden kann, weil sonst der Schnurrbart des Kommandanten verrutscht. In der Zeit hat ein 20mm-Wargamer ein ganzes Tiger-Regiment samt Unterstützungsfahrzeugen fertig.  Und da klafft es natürlich - auf der einen Seite die Klasse (achthundert Ätzteile), auf der anderen die Masse (800 Punkte). Nur schliesst das eine ja das andere nicht aus.

Allerdings würde ich bei den klassischen Perioden des Wargaming Dir widersprechen ... neben WW2 und Napoleon sind ACW und Ancients (der weiteste Begriff überhaupt) nach wie vor ganz gross. Wobei wir ja gerade hier einen Siegeszug der Plastikfigur sehen ... neben den adaptierbaren mittelalterlichen und Renaissance-Figuren von GW.

Für mich die interessanteste Frage: Wie werden Modellbauer auf die 54mm-Figuren von Victrix reagieren?

Hans

Kaufen werden sie sie, Bernd. Wenn sie so gut sind wie die 28mm, keine Frage!

Die Wargamer sind halt (leider...) etwas leichter zufriedenzustellen, was historische Genauigkeit oder Proportionen der Figuren anbelangt. Mich würde zB ein 1/72er Diorama mit Figuren sehr wohl reizen, aber ich tue mich wirklich hart, was passendes zu finden. Und was die actionlastigkeit anbelangt: Die ist wirklich furchtbar und meist stehen die Figuren nicht mal in einem handelten Zusammenhang.

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Frank-Holger

Na ja, z. b. die ganzen 1:72er Preiserfiguren sind absolut nicht "actionlastig" und wenn ich mir die 1:72 er Panzermodelle von Alex Clark anschaue, dann weiss ich, wo viele 1:35er noch lernen können.

Man sollte doch wirklich soviel Mut und Toleranz aufbringen, auch mal über den eigenen Wirkungsbereich hinauszuschauen und auch willens sein, zu lernen. Schaut man sich die Modellierungen von Forgeworld an, die in etwa 30, 32 mm sind, dann können etliche der "etablierten" Figurenfirmen schlicht und ergreifende einpacken.

Frank

Bernd B.

Zitat von: HansTrauner in 29. August 2009, 18:28:53
Die Wargamer sind halt (leider...) etwas leichter zufriedenzustellen, was historische Genauigkeit oder Proportionen der Figuren anbelangt.

Das stimmt! Ich mag meine kleinen Knubbeligen von Foundry!

Wobei ich selber den Vorteil habe, dass ich mehr "Adventure" sammle und es daher nicht absolut historisch genau haben muss - sind dann eben "typische" Kolonialsoldaten, nicht Rittmeister Heinz-Wilhelm von Sonnenstich am 14. August 1911 etwa drei Meilen südlich des Limpopo nach Morgentoilette und vor dem Überfall der Sklavenkarawane ... alles eine Frage der Philosophie.

JWintjes

Zitat von: Bernd B. in 29. August 2009, 18:14:31
Nur schliesst das eine ja das andere nicht aus.

Allerdings - ein Bekannter verschmäht die EasyPeterGon Modelle, da "mushy detail"; das kommt ihm nicht auf den Tisch.

ZitatAllerdings würde ich bei den klassischen Perioden des Wargaming Dir widersprechen ... neben WW2 und Napoleon sind ACW und Ancients (der weiteste Begriff überhaupt) nach wie vor ganz gross.

Ah. ACW habe ich schlicht vergessen, das ist wahr. Dass Antike so populär ist, war mir nicht so bewußt (andererseits gibt's da ja ausgiebig DBM-Kram dafür, von daher hätt' man sich das auch denken können).

ZitatFür mich die interessanteste Frage: Wie werden Modellbauer auf die 54mm-Figuren von Victrix reagieren?

Das sehe ich ähnlich wie Hans - die 28mm sind so gut, wenn die 54er genauso gut werden, wird man künftig davon welche auf Ausstellungen sehen.

Was die 1/72er angeht - klassische Metallfiguren sehen teilweise sehr cartoonmäßig aus (ich denke da etwa an alte Sachen von Hinchcliffe), aber das scheint langsam in Bewegung zu geraten, wohl auch wegen der großen Zahl an guten Plastikfiguren, die seit rund zehn Jahren auf den Markt kommen. Ich habe hier eine Lieferung von Platoon 20 liegen, und manche Knilche sehen wie üblich gnommäßig aus, andere aber sind gar nicht so schlecht.

Eine Entwicklung, die ich sehr spannend finde, ist das neue Plastik. Insbesondere die neuen Figuren von Italeri lassen sich genauso wie solche aus Hartplastik bearbeiten, machen also Umbauten richtig einfach.

Für Dioramenzwecke wären die Preiserlein eigentlich eine Goldgrube, aber irgendwie fristen die ein Schattendasein, was die Bekanntheit angeht - wenn ich da etwa an das Mechaniker/Panzerbesatzung/Schiffsbesatzungsproblem denke, daß immer beschworen wird, kann ich nur sagen, Preiser wäre ihr Preis gewesen. Der lokale Modellbauladen hier hat damals, als das S-Boot von Revell rauskam, die Preiserlein im Paket gleich mitverkauft; Reaktion der meisten Kunden: "Was, das gibt's?".

Jorit

Lynx

Aus welchen Gründen sind die 1:72 Figuren bei den meisten Firmen eigentlich immer noch aus Weichplastik  ?(

In letzter Zeit sind gerade auch von Zvezda wunderbare Figurensätze erschienen, die von der Figurenauswahl hervorragend geeignet sind auch Linienformationen usw. darzustellen. Zuletzt die Infanterie von Friedrich dem Großen. Da geht man schon deutlich auf die speziellen und höheren Ansprüche von Dioramenbauern und Wargamern ein.

Schaue ich mir die - wirklich tollen Figuren - an, so gibts aber halt doch den einen oder anderen Grat.
Und bei Weichplastik ist zumindest mir das säubern nie wirklich zufriedenstellend gelungen.

Ich trage mich da auch schon länger mit der Idee eines Dioramas mit einer größeren Formation (ACW, Napoleonisch oder 7-Jähriger Krieg). Teilweise hatte ich mir sogar schon überlegt in den Bereich 5mm oder 15mm Metall auszuweichen. Da ist mir die Detailierung aber wieder etwas zu flau... Andrea bietet auch schöne Sachen in 30mm an, ist aber exotisch im Maßstab.
Eine große und günstige Auswahl gibts eben in 1:72 in Plastik.

Warum muß also bei diesen Figuren, dessen Zielgruppe ja definitiv keine Kinder sind, Weichplastik sein  :5:

Gibt es da vielleicht produktions- oder formentechnische Zwänge  ?(

:winken:
Hermann
Viele Grüße
Hermann

JWintjes

Soweit ich weiß - das kann aber ein urbaner Mythos sein - ist der Formenbau für Hartplastikfiguren teurer.

Jorit

JWintjes


Bernd B.

Den besten Fortschritt in Sachen 1:72 finde ich immer noch die Massen-Packungen von Strelets und RedBox, wo eine grosse Menge ähnlicher Figuren günstig auf den Markt kommen, um eben eine typische Schlacht- oder Marschformation ohne heroische Extras darstellen zu können. Die Extras kann man dann aus gesonderten Packungen nehmen, das passt ganz gut.

Ein weiterer Fortschritt (diesmal 28mm) - die Zusammenfassung der Figurenpackungen in einer Grösse, die einem Regiment eines gängigen Spielsystems entspricht. Dummerweise ist das immer das Spielsystem, das man selber nicht nutzt.

Zitat von: JWintjes in 29. August 2009, 19:51:50
Soweit ich weiß - das kann aber ein urbaner Mythos sein - ist der Formenbau für Hartplastikfiguren teurer.

Der Formenbau wohl selber nicht, aber das Material der Form muss mehr aushalten können ... so habe ich das grob in Erinnerung. Dafür liefert es im Gegenzug "schärfere" Details (mehr Druck).

Ist aber wohl eher eine Ausrede, denn seit den 1980ern produziert Citadel in Hartplastik und ich will jetzt nicht anfangen, über die effektiven Produktionskosten nachzudenken. Die neuen Hartplastikfiguren in 28mm (Citadel, Warlord, Victrix, Perry) kommen bei etwa 40 Cent pro Figur und einer fast unüberschaubaren Menge von Positionierungsvarianten zum Kunden - von (derzeit noch) Kleinherstellern! Wenn ich das Preis-Leistungs-Verhältnis mit dem Sheriff von Nottingham, gerade "neu" bei Airfix, vergleiche ...

Ein Beispiel, wie man es auch nicht machen sollte, sind die Kriegsmarine-Figuren von Revell - abgesehen von der leicht zu grossen Darstellung und den nun doch wieder sehr statischen Posen wären die ja für U-Boot und Schnellboot ideal. Aber sie kommen alle auf dem Skateboard daher und müssen anders behandelt werden (Verklebung, Bemalung) als ein Hartplastik-Bausatz. Stellt man sie neben das U-Boot, dann weiss man gleich, welche Packung für den Modellbau, welche zum "Spielen" ist. Eine Packung mit der Hälfte der Figuren mit etwas "multipose" und in Hartplastik dagegen ...

Aber ich glaube, der Hang zum Weichplastik ist nach wie vor in der Einstufung als "robustes Spielzeug" tiefst begründet, denn Hartplastiklanzen können ja abbrechen. Und damit hat man plötzlich eine andere Marktlage, darf nicht mehr an Kinder verkaufen. Games Workshop stuft seine Produkte nicht von ungefähr als "ab 12 Jahre" ein.

Lynx

Schärfere Details mit Weichplastik ist bestimmt eine Ausrede. Die Cäsarminiaturen, die ich mir angeschaut hatte, waren mit sehr scharfen Details versehen. Das Citadel auch in Plastik macht, ist total an mir vorbeigegangen... Ich kenn da nur die Rollenspiel Figuren und ein paar Ancient Sachen aus Metall.

Die Regimentsboxen sind schon aufgrund der für das Spiel notwendigen Formationen mit den passenden Figuren ausgestattet. Sieht man ja bei Warhammer. Ist für Elfen, Zwerge, Imperiale usw. - also für den Fantasy-Bereich gut gemacht. Allerdings fehlt sowas - von Games Workshop - eben für die historichen Epochen wie ACW, Napoleonisch usw.

Ansonsten befürchte ich, daß Du mit der Annahme "Einstufung als robustes Spielzeug" recht hast. Wobei ich bezweifle, daß die Figuren heutzutage noch überwiegend von Kindern gekauft werden.
Allein die Typen- und Epochenauswahl zeigt aber doch auch, daß auch die Hersteller sich da an eine andere Zielgruppe als Kinder wenden. Von daher könnte man ja die "Altersfreigabe" ändern.

:winken:
Hermann
Viele Grüße
Hermann

Bernd B.

Expertenrunde ... auch 'mal schön!

Zitat von: Lynx in 30. August 2009, 12:08:35
Das Citadel auch in Plastik macht, ist total an mir vorbeigegangen...

Ende der 1980er ging es mit den Zwergen unter dem Namen "Psychostyrene" los, irgendwo habe ich sogar noch ein Set. Waren damals definitiv nicht so gut wie Metall, aber eben billiger und für Armeen gut einsetzbar. Da Citadel nach wie for die Miniaturenmarke bei GW ist, dürften Citadel-Plastikfiguren eigentlich nicht unbekannt sein ...?

Zitat von: Lynx in 30. August 2009, 12:08:35Allerdings fehlt sowas - von Games Workshop - eben für die historichen Epochen wie ACW, Napoleonisch usw.

Jein - die Bretonen und das Imperium kann man eigentlich sehr gut historisch verwenden, muss man nur ein wenig dfran arbeiten. Auch die von den Perrys geschaffenen Ostvölker im LotR-Spiel kann man sehr gut als chinesische Krieger umbauen, teilweise decken sich die Designs bis auf Details merkwürdigerweise mit den Perry-Illustrationen zum einschlägigen Osprey-Heft.

Die Firmen Perry Miniatures und Warlord Games sind zwar keine GW-Unterfirmen oder Kooperationen, aber personelle Verflechtungen sind da. Ich würde sie zumindest in den "GW-Dunstkreis" stellen.

Insgesamt haben wir heute für historische Perioden in 28mm folgendes Bild:

Ancients:
Imperium Romanum - Warlord Games, Wargames Factory
Kelten - Warlord Games, Wargames Factory
Dacer - Warlord Games
Germanen - Wargames Factory
Numidier - Wargames Factory

Mittelalter:
Bretonen (Citadel Warhammer)

Renaissance:
Empire (Citadel Warhammer)
Mordheim (Citadel)

ECW:
Warlord Games
Mordheim (Citadel, nur teilweise verwendbar)

Napoleonics:
Briten und Franzosen (Perry Minatures)
Briten und Franzosen (Victrix)

ACW:
Perry Miniatures

Kolonialzeit:
Britische Infantrie und Zulus (Wargames Factory)

An sich keine schlechte Auswahl ...



Hans

Nach allem was ich erklärt bekommen habe, geht es ums Entformen. Bei Weichplastik bricht weniger und es sind bis zu einem gewissen Mass Hinterschneidungen möglich, die Figuren können auch von den Haltungen mehr in die Tiefe gehen (schräge Arme im Verhältnis zur Formennaht).

H

P.S. Was die Antike anbelangt: Was es da so gibt, ist meist Fantasy oder die Zeiten der jeweiligen Gegner passt nicht zueinander etc etc. Ist die Antike in 54mm schon mit Vorsicht zu geniessen, dann erst recht in 28mm. Das alles hat nix mit
ZitatRittmeister Heinz-Wilhelm von Sonnenstich am 14. August 1911
zu tun, sondern es ist absurd, was da auf dem Markt. Wie man Cowboys gegen Indianer antreten liesse, die Cowboys in französischer Ausstattung des 17. Jhd und die Indianer im Stil Bonanza 1964.

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

JWintjes

Was die Antike angeht, hat sich ja in den letzten Jahren in 1/72 einiges getan; ich habe mir neulich für Lehrzwecke mal ein paar Boxen Strelets beschafft, und auch wenn die Geschmäcker über den Stil dieser Figuren auseinandergehen, sind sie doch von der Vorbildtreue her durchaus akzeptabel. Auch die meisten Sachen von Caesar können sich sehen lassen.

Aus Neugier, weil ich das gar nicht einschätzen kann - ist 28mm hierzulande beim historischen Tabletop so verbreitet? Wir tummeln uns momentan hauptsächlich in der Moderne und den 1880ern, das ist nicht zuletzt wegen der Fahr-, Flieg- und Schwimmzeuge ganz auf 1/72 gestützt.

Jorit

Thorsten_Wieking

#14
Männers, weitermachen, ich finde diesen Thread gerade hochinteressant, auch wenn das Thema (Figuren und Wargaming) *eigentlich* nicht mein Thema ist. Wollte ich einfach mal so loswerden. ;)

Den von Italeri teilweise verwendeten Kunststoff finde ich auch genial, schade, das der sich noch nicht bei allen Herstellern durchgesetzt hat. Denn -entgegen meiner obigen Aussage - gibt es von Caesar einige Sets, die mich reizen könnten - u.a. das SAS Set.

Gruß
Thorsten
"Erst wenn das letzte Spielzeuggeschäft geschlossen ist, werdet Ihr feststellen, das man beim Onlineshopping keine freudestrahlend-glänzenden Kinderaugen sehen kann."

Gibbs Rule #9 " Never Go Anywhere Without A Knife "

Lynx

@ Bernd B.
Du hast vollkommen recht. Hab eben mal auf eine Packung High Elf Cavalry geschaut. Und natürlich ist auch das Citadel Label drauf. *dummi*

Danke für die Tipps hinsichtlich der Hersteller  :P.

Ich bin zwar kein Experte, aber der Schwerpunkt wird in Deutschland bei Tabletops bei 28mm eher in den auch von Games Workshop abgedeckten Bereich (Fantasy/SF) liegen - also Warhammer, Warhammer 40K und Lord of the Rings.

In USA, GB und ich glaube sogar mittlerweile auch Spanien ist das Thema Tabletop/Wargaming im historischen Bereich ganz anders verbreitet und etabliert.

@ Thorsten_Wieking
Ich habe in der letzten Zeit keine Figuren von Italeri mehr angeschaut. Sind die jetzt weg von Weichplastik, auch bei den Wiederauflagen? Oder ist das immer noch Weichplastik, nur besser bearbeitbar?

:winken:
Hermann

Viele Grüße
Hermann

JWintjes

Das Italeriplastik ist verhältnismäßig hart und normal verklebbar. Seit einiger Zeit wird er auch für Wiederauflagen alter Sets genutzt; ich habe hier Vietnamesen, die sind bereits in diesem Plastik; von daher deutlich besser nutzbar als das entsprechende Set von Revell.

Jorit

Bernd B.

Zitat von: HansTrauner in 30. August 2009, 13:21:03
... sondern es ist absurd, was da auf dem Markt.

Stimmt, die Perioden in der Antike sind immer sehr weit gefasst - und nackte Kelten gegen Augustus' Legionen antreten lassen ist durchaus "normal". Andererseits muss man verstehen, dass viele Spieler eben eine stark stilisierte Armee haben, die sie dann über lange Zeit hinweg antreten lassen, gegen wechselnde Gegner. Für alle zwanzig Jahre eine neue Armee ist schlicht zu teuer. Und Kulturen, in denen etwa Rüstungsstile über hunderte von Jahren problemlos verwendet werden können, gibt es wenige ...

Das betrifft aber nicht nur Ancients - die Details etwa der Zuluheere vor und nach Shaka sind ein Thema für sich unter Experten.

@ Jorit

28mm ist immer noch Köngsklasse im Mutterland und den Kolonien! :D

Hans

Zitatein paar Boxen Strelets beschafft, und auch wenn die Geschmäcker über den Stil dieser Figuren auseinandergehen, sind sie doch von der Vorbildtreue her durchaus akzeptabel. Auch die meisten Sachen von Caesar können sich sehen lassen

Ich hab mal noch mal nachgesehen, da Strelets bei mir ausser "Römer" bei mir nix ausgelöst hat. Ausser Römern haben die noch eine Packung Daker und eine Packung absurder Germanen. Oder täusch ich mich da?

Die Ceasar-Figuren hatte ich noch nicht in der Hand, diese decken biblische Themen gut ab - und da kenn' ich mich nicht wirklich aus...

H
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Nietenzaehler

#19
Hallo,

vor einigen Jahren bin ich auf der "Action" in Rheindahlen erstmalig mit "Wargaming" in Kontakt gekommen. Zumindest dort habe ich schon nicht begriffen, warum einige Modellbauer oftmals abwertend "nur" von Wargaming oder von "Wargamingqualität" sprachen. Ich empfand die Qualität als durchaus ansprechend.

Da haben mich die fiktiven Befestigungen, Gelände, etc., schon eher gestört (Stichwort: "Bunker" pfffft...) aber da hier eben das Spiel im Vordergrund steht...

Was mich vom Wargaming wirklich abgeschreckt hat, sind diese Regelwerke vom Ausmass des Brockhaus, das ständige Ausmessen und vor allem... die Würfel! Maaaaannn, da spielt man einmal. Eigene Strategie: Jeden Feind einzeln angreifen - Wie im Sandkasten - 4-5 gegen 1 - und was passiert? Ich verliere!

!%&$!!§$%

Doch zurück zu den Figuren.

Ich wollte mir kürzlich eine Gatling von Hät kaufen. Naiv gehe ich in den Laden und staune: Nur im 4-er Pack für 16 Euro! Nee Jungs, eine oder zwei, aber 4? O.k., Wargamer brauchen gleich eine ganze Batterie, aber das ist eben der Unterschied zum Modellbauer. Anstatt je 4 Gatling, Nordenfeld und Colonial Arty, oder je 4 Wehrmacht-Pak von 3,7 - 7,5 cm hätte ich lieber eine "gemischte" Packung.

Zumindest muss man zugestehen, dass nicht zuletzt dank der Wargaming-Fraktion das Angebot in den letzten Jahren massiv zugenommen hat. Kaum eine napoleonische Einheit, oder ein Stamm der Völkerwanderung, den es nicht in 1:72 gibt. Und was die Fahrzeuge betrifft: Einige mögen die Einfachst-Bausätze von Hät/Armorfast und Italeri belächeln, aber andererseits haben diese durchaus Potential und bieten dem jüngeren Modellbaueinsteiger eine günstige Einstiegsmöglichkeit in unser Hobby. Welcher Wargamer oder Verbändebauer würde schliesslich seine Panzerkompanie mit Bausätzen zu  80-Teilen und Ätzteilen aufbauen wollen? Wir profitieren also letztlich alle davon.

Und jetzt müssten die Wargame-Zulieferer nur noch lernen, die Figuren und Waffen mit realistischen Proportionen zu versehen.  :5: X(

Ach ja: Ich werde bei der nächsten Action auch wieder etwas einkaufen. Versuchsweise werde ich mich einmal an die Metallfiguren wagen. Ist zwar auf den ersten Blick eine Kostenfrage, aber einmal ehrlich: Wer verwurstet schon die Weichplastikpackungen immer vollständig? Zumindest ich suche immer nur die paar Figuren raus, die ich gerade brauche.

Gruss

Frank

Ps.:
Zitat28mm ist immer noch Köngsklasse im Mutterland und den Kolonien!
Naja, die trinken ja auch immer noch Pints und fahren grundsätzlich auf der falschen Strassenseite.  X( :D

JWintjes

Zitat von: HansTrauner in 30. August 2009, 19:53:44

Ich hab mal noch mal nachgesehen, da Strelets bei mir ausser "Römer" bei mir nix ausgelöst hat. Ausser Römern haben die noch eine Packung Daker und eine Packung absurder Germanen. Oder täusch ich mich da?

Du täuscht Dich nicht - über Daker und "Germanen" von Strelets breiten wir besser den Mantel des Schweigens. Die Römer sind halt nicht schlecht, zumal in der "Mini-Series", wo man auch mal Figuren auf dem Marsch bekommt.

ZitatDie Ceasar-Figuren hatte ich noch nicht in der Hand, diese decken biblische Themen gut ab - und da kenn' ich mich nicht wirklich aus...

Es gibt ein - ok, nur ein, was zugegebenermaßen eher erbärmlich ist - Set, das wohl Germanen aus dem ersten Jahrhundert abdecken soll. Das ist eine ganz gute Basis (auch wenn mich das Konzept heroischer Nacktheit nicht so ganz überzeugt.

Jorit

JWintjes

Zitat von: Nietenzaehler in 30. August 2009, 21:05:07

Da haben mich die fiktiven Befestigungen, Gelände, etc., schon eher gestört (Stichwort: "Bunker" pfffft...) aber da hier eben das Spiel im Vordergrund steht...


Das ist so ein bißchen eine Frage der Philosophie - "Moving diorama" scheint insgesamt mehr in Mode zu kommen, braucht aber meistens größere Tische, wenn man bei 1/72 oder gar 28mm bleibt; für eine plausible Befestigungsanlage in 1/72 geht dann möglicherweise der ganze Tisch drauf. Wir wollten ja schon lange mal was mit einem Flugplatz machen, aber das ist logistisch richtig schwierig, wenn es  wirklich nach was aussehen soll.

ZitatWas mich vom Wargaming wirklich abgeschreckt hat, sind diese Regelwerke vom Ausmass des Brockhaus, das ständige Ausmessen und vor allem... die Würfel! Maaaannn, da spielt man einmal. Eigene Strategie: Jeden Feind einzeln angreifen - Wie im Sandkasten - 4-5 gegen 1 - und was passiert? Ich verliere!

Auch ist so ein bißchen Frage der Spielphilosophie - ich kenne Leute, die spielen mit Regelsystemen, die den Weg der Granate durch den Panzer verfolgen; da würfelt man schon mal etwas länger...  :D  Andereseits gibt's aber auch einfache Systeme, ich denke nur an unser heißgeliebtes Crossfire, bei denen man im Prinzip mit einer Doppelseite Regeln (und möglicherweise Listen) auskommt.

Jorit

Bernd B.

Hubbahubba ...!

Thema Strelets:

Die Qualität da ist sehr gemischt, man muss wirklich fast jede Figur einzeln betrachten und dann entscheiden, wo die hinpassen. Die mittelalterlichen Schotten etwa sind Komparsen aus "Braveheart" (gut für Filmdioramen in den Wicklow Mountains, späte XX. Jahrhundert, zu verwenden), die Buren dagegen hervorragend für alle möglichen Kleinkriege und den "Wilden Westen" zu brauchen (der Fahnenschwenker etwa wäre in Dublin 1916 mehr zu Hause als irgendwann irgendwo im südlichen Afrika). Hans müsste vor allem stören, dass die Strelets-i wieder sehr "knubbelig" daherkommen.

Thema Caesar:

Die Germanen sind nicht so schlecht, man muss nur nicht an der Packungsaufschrift kleben. Die Römer sollen auch brauchbar sein. Für mich selber sind die asiatischen Packungen interessanter. Die Chin sind gut, aber zu gross und vor allem ohne Gegner, da hoffe ich auf einen Ausbau der Serie (ist geplant). Die Samurai sind teilweise von Tamiya kopiert und für den Wargamer nur als Ergänzung zu anderen Packungen (Zvezda) brauchbar. Für den Dioramenbauer dagegen enthalten sie durchaus interessante Elemente.

Übrigens produziert Caesar auch eine ganze Fantasy-Serie, die hierzulande aber kaum bekannt ist.

Thema Vorbildtreue im Wargaming generell:

Wargamer sind nunmal oft Menschen, denen bei ihren Armee die Funcken-Bücher als Komplettrecherche ausreichen, ergänzt mit einem Osprey-Heft. Und das auch nur, wenn ihnen die Angaben im Grundregelwerk (Briten haben rote Uniformen, Franzosen blaue, Deutsche schwarze und Russen braune) nicht ausreichen. Dieselben Menschen können aber auch obsessiv an einer Einzelfigur herumbasteln, um wirklich Karl-Heinz von Sonnenstich darzustellen.

Thema Geländeteile im Wargaming:

Ich sage nur Games Workshop - nobody does it better! Hier wird mittlerweile das Geländeteil zur eigenen Kunst erhoben, komplett mit Anleitungsbuch und allem Drum und Dran. Das Buch/Heft ist derzeit in meinen Augen das beste Einstiegsheft, das man einem werden wollenden Dioramenbauer in die Hand drücken kann. Da kommt nämlich wirklich das "moving diorama" bei raus.

Aber wie von Jorit schon angesprochen - Platz! Bei uns wurde vor einigen Jahren ein kleiner Commando-Einsatz in Norwegen dargestellt, 1:72, komplett mit Hafen im Fjord, Fabrik für schweres Wasser, einigen Lancaster und Schiffen. Das war so bombastisch, dass man automatisch in Ehrfurcht erstarrte. Gleichzeitig war es so vereinfacht und verkleinert, dass von realistischen Proportionen nix, aber auch gar nix, jenseits der einzelnen Modelle blieb.

Thema Regeln:

Jeder bekommt die Regeln, die er verdient - ich finde es auch masochistisch, jeden Schritt eines einzelnen Soldaten auszuwürfeln. Das hat für mich allenfalls in Gladiatoren- oder Gunfight-Szenarien einen Sinn (da macht es dann aber auch höllisch Spass, Warhammer Historical Wilder Westen ist schon sehr nett).

Wer dagegen wirklich gross spielen will und auch realistische Proportionen braucht, dem ist 6mm als einzig gangbarer Weg bewusst - hier wird dann auch nicht der dritte Speerträger links hinten am Knie getroffen, so dass die Einheit eine massstäbliche Handbreit zurückweicht ... hier rafft es gleich ein Drittel der Einheit unwiederbringlich dahin.

Ein anderer, sehr gut gangbarer Weg ist: Man kaufe sich "Little Wars" (oder lade es von Gutenberg herunter), einige Packungen 1:32 Plastiksoldaten und los geht der Spass! Spiffing fun, Wells, old chap!

Letzteres habe ich übrigens als Zukunftsprojekt im Auge mit Prince-August-Figuren in Uniformen aus den bekannten Kleinstaaten Grand Fenwick und Ruritania ... gebt Hans das Riechsalz!

JWintjes

Zitat von: Bernd B. in 31. August 2009, 08:23:47
Thema Strelets:

Die Qualität da ist sehr gemischt, man muss wirklich fast jede Figur einzeln betrachten und dann entscheiden, wo die hinpassen. Die mittelalterlichen Schotten etwa sind Komparsen aus "Braveheart" (gut für Filmdioramen in den Wicklow Mountains, späte XX. Jahrhundert, zu verwenden), die Buren dagegen hervorragend für alle möglichen Kleinkriege und den "Wilden Westen" zu brauchen (der Fahnenschwenker etwa wäre in Dublin 1916 mehr zu Hause als irgendwann irgendwo im südlichen Afrika). Hans müsste vor allem stören, dass die Strelets-i wieder sehr "knubbelig" daherkommen.

He, macht mir meine geliebten Streletsi nicht so schlecht!  :D

Die Schotten finde ich gar nicht so furchtbar, es sei denn, man will Braveheart nachstellen - dann bräuchte man Figuren, die in komische plaid- und-kilt-Verstrickungen gekleidet sind (wie war das noch gleich: "[like] colonial men wearing 20th century business suits, but with the jackets worn back-to-front"... ).  ;) Neben den Buren (meine Lieblingsfiguren - vor allem die Kavallerie...) sind auch die Figuren zum Krimkrieg nicht zu verachten, zumal da inzwischen ja eine ganze Menge vorliegt. Und Strelets waren die ersten, die sich eingehender mit Kavallerie des ersten Weltkriegs beschäftigt haben; hoffentlich kommen da irgendwann noch Franzosen nach.


Zitat
Übrigens produziert Caesar auch eine ganze Fantasy-Serie, die hierzulande aber kaum bekannt ist.

Taugen die eigentlich was? Für Umbauzwecke have ich schon mal mit den Untoten geliebäugelt, kenne da aber nur die Bilder von plasticsoldierreview.

ZitatAber wie von Jorit schon angesprochen - Platz! Bei uns wurde vor einigen Jahren ein kleiner Commando-Einsatz in Norwegen dargestellt, 1:72, komplett mit Hafen im Fjord, Fabrik für schweres Wasser, einigen Lancaster und Schiffen. Das war so bombastisch, dass man automatisch in Ehrfurcht erstarrte. Gleichzeitig war es so vereinfacht und verkleinert, dass von realistischen Proportionen nix, aber auch gar nix, jenseits der einzelnen Modelle blieb.

Jaja, Schiffe - ein richtig leidiges Thema. Da taucht man mit einer Flower-class zum Spielen auf und dann heißt es "das Teil ist zu groß!"...  :D

Jorit

Bernd B.

Also ich finde die Caesar-Fantasy nicht schlecht ... ein Teil ist klarer rip-off von Citadel und Ral Partha, aber es sind auch einige Schätzchen dabei. Für Dich etwa der Herr Graf aus dem Untoten-Set (wie, Du hast noch keinen Vampir im Cape bei Deinen Kolonialtruppen?) und für die Mittelalterfans einige "Helden" (auch sehr gut für die Darstellung eines typischen Mittelaltermarktes in Deutschland anno 2009).

Soso, die Burenkavallerie ist Dein Lieblingsset ... das lässt tief blicken. Was warst Du noch von Beruf?  :pffft:

Aber generell mag ich Strelets auch - die haben Figuren, die kein anderer Hersteller hat (Mel Gibson im Rock etwa) in einer annehmbaren Qualität. Ich bin aber ja sonst auch ein mehr RedBox-gestrafter ...