Danke für die Blumen, man tut was man kann … leider geht es wegen vieler Reisen und 'Zwischenprojekten' nur langsam voran.
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Die Arbeiten gingen mit der Oberlafette weiter. Diese besteht im Wesentlichen aus schmiedeisernen (oder gegossenen ?) Rahmen für die Wangen auf die Bleche aufgenietet wurden. Die Wangen werden durch Riegel zusammengehalten, die mit L-Profilen auf diese genietet wurden. Damit stellte sich die Frage, wie die Nieten am besten darzustellen wären. Der Modellbauer hat heute grundsätzlich vier Methoden zur Auswahl: Oberflächenätzen, Prägen, das Aufbringen von Tropfen eines geeigneten Materials, wie z.B. Weißleim (wobei man diese auf eine Trägerfolie auftragen und dann wie ein Abbziehbild applizieren kann) oder Galvanoplastik. Eine fünfte Möglichkeit, nämlich einzelne Niete zu drehen und dann in Bohrlöcher einzulöten oder zu –kleben habe ich wegen des Aufwandes und des Maßstabs garnicht erst in Betracht gezogen. Eisenbahnmodellbauer, die ja auch viel mit genieteten Objekten zu tun haben, verwenden alle diese Methoden, während im Schiffsmodellbau wohl überwiegend geätzt wird. Ich habe mich ebenfalls für das Ätzen entschieden, da man ja bei dieser Methode die Teile gleich auch ‘auschneiden’ kann.
Ätzmaske für die Wangen der OberlafetteDazu mußte ich mir aber erst einmal die Technik des Ätzens zueigen machen. Grundsätzlich ist das für einen ‘Schmalspurchemiker’ wie mich natürlich kein Problem, jedenfalls nicht der naßchemische Aspekt. Auch das Zeichnen der Masken ist ja Dank des Computers leicht gemacht. Ich hatte aber lange Zeit mit zwei verfahrenstechnischen Problem zu kämpfen: erstens eine gleichmäßige Belichtung zu erreichen und zweitens eine gleichmäßige und dichte Schwärzung der Masken. Geizig, wie ich bin und weil sich im Fundus meines Vaters eine UV-Glühlampe fand, habe ich es damit versucht, war aber wenig erfolgreich. Schließlich habe ich mir aus der elektronischen Buch ein richtiges Belichtungsgerät geangelt, das eine deutliche Verbesserung brachte. Das Problem der gleichmäßigen Schwärzung habe ich allerdings immer noch nicht hundertprozentig gelöst. Overheadfolien mit einem Tintenstrahldrucker bedruckt lieferten zwar keine perfekten, aber doch brauchbare Ergebnisse.
Geätzte Wangen der OberlafetteViele Modellbauer entwickeln zu Anfang eines Projektes eine ganze (oder mehrere) Ätzplatine mit allen erforderlichen Teilen. In diesem Fall haben sie auch die Möglichkeit die Maskenherstellung und das Ätzen selbst als Lohnfertigung außer Haus zu geben. Da sich in meinem Fall die einzelnen Bauteile aber erst während des Baues entwickeln, da Forschung und Bau z.T. parallel laufen, ist das nicht möglich. Ich wollte das Ätzen als eine ad hoc-Technik, wie das Drehen oder Fräsen verwenden. Deshalb sind meine Platinen auch nur etwa so groß wie zwei Postwertzeichen und ich verwende aus Ätzgefäß eine Filmdose. Damit bleiben auch die Flüssigkeitsmengen gering, mit denen man zu hantieren hat und die man entsorgen muß. In einer Mietwohnung ohne ‘naßchemisches Labor’, hat das seine Vorteile. Die Produkte der Küvetten- oder Schalenätzung erreichen allerdings nie die Qualität professionellen Schaumätzens. Ich habe auch lange mit den verschiedenen Parametern des Prozesses, wie Belichtungszeit, Lösungskonzentrationen und Ätzdauer experimentiert.
Einzelteile der Wangen fertig zum Verlöten
Einzelteile der Oberlafette vor der EndmontageNachdem Wangen (vier jeweils spiegelverkehrte Teile) aus 0,5 mm starkem Ms-Blech in akzeptabler Qualität herausgekommen waren, wurden diese auf 0,8 mm dicke Kernstücke (entsprechend dem schiedeeisernen Rahmen) aus Ms-Blech aufgelötet. Zunächst wurden dazu die geätzen Wangen als Schablone zum Anzeichnen verwendet, die verschiedenen Bohrungen vorgenommen und dann die beiden Kernstücke mit der Laubsäge ausgesägt. Die Bohrungen dienten dann auch zum Zentrieren der drei Lagen während des Lötens. Vor dem Verlöten wurden die sauber geputzten und entfetteten Teile chemisch verzinnt. An die Wangen wurden auch noch die Ösen (im Original Gußsteile) für die Rückholtakel angelötet, die aus Draht gebogen, mit Lötzinn aufgebaut und dann gebohrt worden waren.
Die zusammengebaute Oberlafette (die ‘rostige’ Farbe ist der Beleuchtung geschuldet !)
In einer provisorischen Vorrichtung wurden die Wangen mit den Riegeln verklebt, die z.T. selbst aus mehreren Ätzteilen bestehen. Zu deren präzisen Lokalisierung waren in den geätzten Teilen Schlitze vorgesehen wordn. Geklebt wurde, weil mir das Risiko zu groß erschien, daß alles während des komplexen Lötvorganges wieder auseinanderfallen könnte – ich bin kein so begnadeter Löter, obwohl ich eigentlich eine über 45-jährige Erfahrung darin habe. Die Abdeckbänder für die Schildzapfenlager sind ebenfalls Ätzteile, die entsprechend gebogen und verlötet wurden.
Die zusammengebaute Oberlafette (die ‘rostige’ Farbe ist der Beleuchtung geschuldet !)
Fortsetzung folgt …