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Zuiderzee-Botter (Artitec)

Begonnen von wefalck, 06. Oktober 2010, 21:38:01

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wefalck

Ich habe die Arbeiten an diesem Artitec-Bausatz vor ein paar Tagen begonnen, nachdem ich in den Jahren meines Aufenthaltes in Nord-Holland von 2006 bis 2009 Material über Botter und andere holländische Fahrzeuge gesammelt hatte. Der Botter wird ein verspätetes Souvenir aus dieser Region sein, in der dieser Bootstyp einst vorherrschend war. Am Ende des 19. Jahrhunderts waren rund um die Zuiderzee (heute Ijsselmeer) immerhin mehr als 300 Botter registriert


Ein restaurierter Botter aus dem Zuiderzee-museum in Enkhuizen.

Ein Großteil des gesammelten Hintergrundmaterials ist auf dieser Seite meiner Internet-Seiten zusammengefaßt: http://www.wefalck.eu/mm/maritime/models/botter/botter.html

Auf meiner Internet-Seite werde ich Schritt für Schritt über den Bau des Modells und die geplante szenische Präsentation in englischer Sprache berichten. Auszüge daraus werden in diesem ,Faden' folgen.

Eigentlich habe ich mit Bausätzen nicht (mehr) so viel am Hut. Sie genügen meist einfach nicht meinen Qualitätsansprüchen. Ich weiß natürlich, daß den Reproduktionstechniken Grenzen gesetzt sind und deshalb Vereinfachungen notwendig sind. Es ist aber schon beachtlich, was an Detail Artitec in einfaches Gußteil hineinpacken kann:



Der Bau begann mit der Entfernung der Angüsse. Offensichtlich fand der Guß kopfüber statt, so daß sich der Anguß auf der Unterseite des Wasserlinien-Rumpfes befindet. Dieser Anguß wurde mit einer Trennscheibe in der Kleinbohrmaschine abgeschnitten und dann der Boden auf einem Stück Naßschliffpapier flachgeschliffen. Um Katastrophen zu verhindern, sollte man den Rumpf während aller Bauphasen sicher halten können. Deswegen wurden in den Bereich unter der Back, wo genügend ,Fleisch' vorhanden ist zwei 2,5 mm Löcher gebohrt und ein M3-Gewinde eingeschnitten. Mit zwei Schrauben kann der Rumpf nun auf einer mobilen ,Helling' bzw. später in der Szenerie festgeschraubt werden.





Ich hoffe diesen Baubericht bald fortsetzen zu können, aber eine starke berufliche Auslastung wird wohl schnelle Fortschritte behindern.

wefalck
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HWB

Ein Modell fernab vom imposanten Dreimaster, das ist mal eine Abwechslung  :klatsch:
Du hattest einmal erwähnt, daß du die Segel aus einzelnen Bahnen herstellst. Wirst du diese Technik hier vorstellen, daran bin ich persönlich sehr interessiert.

:winken:
Holger

Im Bau: holländische Fregatte "Wapen van Edam" von 1644

In Planung:
HMS Royal Katherine 1664 Eendracht 1654

IronP

An dem Ding arbeite ich auch gerade  :pffft:
Bin gespannt was du für "Extras" einbaust.

mfg Patrick  :winken:
Die Angst vor langen Wörtern nennt man: Hippopotomonstrosesquippedaliophobia

AnobiumPunctatum

Prima, werde dem bericht gerne folgen  :P
:winken:  Christian

in der Werft: HMS Triton 1773, Maßstab 1/48

"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen."

Dannebrog

Was für ein schönes Projekt! Komme gerade von der deutschen Nordseeküste, da ist/war dieser Schiffstyp ja durchaus auch öfters anzutreffen.

wefalck

ZitatKomme gerade von der deutschen Nordseeküste, da ist/war dieser Schiffstyp ja durchaus auch öfters anzutreffen.

Hhmm ... das moechte ich bezweifeln. Der Botter war/ist ein Fahrzeug recht spezifisch fuer die Zuiderzee. Nachdem diese durch den Abschlussdeich zum Ijsselmeer geworden war, sind einzelne Fischer mit groesseren Bottern/Kwaken an die Kueste, innerhalb der westfriesischen Inseln, ausgewandert. Auch gab es dort wohl schon vorher vereinzelt 'See-Botter'. Dass dieser Typ in groesserem Umfang auch an die deutsche Kueste gelangt waere, waere mir neu. Zur fraglichen Zeit gab es allerdings an der Kueste Ewer in verschiedenen Formen, die von weitem den Bottern etwas aehnlich sahen.

Wir sind noch weit weg von der Besegelung, wenn es dann aber soweit ist, werde ich die Segel sicher aus einzelnen Papierbahnen zusammensetzen. Die Botter-Segel waren 'getant', d.h. mit einer Mischung aus Oelen, Fetten und Ocker behandelt, so dass sie ziemlich opak waren und eine braun-rote Farbe erhielten.

wefalck
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hwe

Hallo Eberhardt,

wie spricht man "getant" eigentlich aus? - Wie man's liest (deutsch) oder eher britisch, also das "tan" aus dem englischen als "Braun" verwendet...?

Ciao,

HWE

Dannebrog

Zitat von: wefalck in 07. Oktober 2010, 10:41:19
Zur fraglichen Zeit gab es allerdings an der Kueste Ewer in verschiedenen Formen, die von weitem den Bottern etwas aehnlich sahen.

8o Huch, genauso war´s ja gemeint. Ich bin Laie und kenne mich mit den genauen Typen natürlich nicht so genau aus wie Du. Für mich sieht die Bauweise von Botter, Ewer, Tjalk etc. natürlich sehr ähnlich aus und ich denke so wird es vielen Menschen gehen. Ich wollte gar nicht sagen, daß ich an der Küste speziell einen Botter gesehen habe!

Aber gut, daß Du das jetzt richtg gestellt hast. Gefällt mir trotzdem, das Modell!

wefalck

HWE,

das dürfte nicht so einfach zu entscheiden sein. Die englische Wikipedia-Version stellt fest:

"Tan is a pale brownish, tawny color. The name is derived from tannum, or crushed oak bark, that is used in the process for tanning leather. The resulting process often produces a hide with a 'tan' hue.
The first recorded use of tan as a color name in English was in the year 1590"

Das deckt sich mit meiner Etymologie, daß das Wort von Tannin abstammt und Bezug auf die Rindenextrakte nimmt, die Bestandteil der Konservierungslösung sind. Die Frage ist nun, ob der Begriff (und die Sache) eigenständig im deutschen Sprachraum entwickelt wurde, oder aus dem englischen Sprachraum eingewandert ist. Man müßte eigentlich nordeutsche Sprecher fragen, die nichts von dem englischen Begriff wissen, wie sie den Begriff für ihren Bereich ausprechen.

Ich persönlich würde im Deutschen 'getaant' sagen, werden der entsprechende englische Begriff 'tännd' auszuprechen wäre.

wefalck
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Lars

Zitat von: wefalck in 07. Oktober 2010, 14:05:24

Ich persönlich würde im Deutschen 'getaant' sagen, werden der entsprechende englische Begriff 'tännd' auszuprechen wäre.


Hallo Wefalck,

Ich kenne in dem Zusammenhang eigentlich auch den Begriff "gelohte" Segel.

Viele Grüße
Lars

wefalck

(Gerber-)Lohe ist eine Brühe von sehr Tannin-reichen Baumrinden, also z.B. Eiche. In der einschlägigen Literatur kommen beide Begriffe vor. Ich bin mir aber nicht sicher, ob sie sachlich identisch sind. Beim 'tanen' wird auf jeden Fall nicht nur Gerberlohe eingesetzt, sondern eben auch Öle und Fette sowie meist ein Pigment, z.B. gelber oder roter Ocker.

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McCool

Ein sehr schönes kleines Objekt, und eine tolle Dokumentation auf der HP - besten Dank! Auf den Baubericht bin ich sehr gespannt.

wefalck

#12
Kleine Fortschritte,  oder vielleicht mehr das Nachdenken über mögliche Fortschritte:

Zunächsteinmal wurde Gußteil für den Rumpf sorgfältig auf Gußmarken untersucht und diese mit Skalpell und Feile entfernt. Aber es gab eigentlich wenig zu tun, was für die Qualität der Arbeit von Artitec spricht. Als nächstes wurde eine Bestandsaufnahme vorgenommen und das Gußteil sorgfältig mit Zeichnungen aus der einschlägigen Literatur, vorallem BEYLEN (1985) und DORLEIJN (2001) sowie den Photographien aus dem Zuiderzeemuseum verglichen. Hierbei wurde vorausgesetzt, daß es ein Modell eines Marker Botters werden soll. Botter aus verschiedenen Heimat- und Bauhäfen unterscheiden sich in manchen Details und diese Details möchte ich so gut es in diesem kleinen Maßstab geht wiedergeben.  Bei der Inspektion fielen eine Reihe von ,Problemen' auf:

a) das Bratspill ist in seiner generellen Form gut wiedergegeben,  aber einige Details nicht gut ausgeführt, so sind z.B. die Löcher für die Handspaken nicht quadratisch. Weiterhin hat Artitec einen Pallstamm installiert, während bei den meisten Bottern die Pallklinke auf dem inneren Bugband installiert ist.






b) Artitec hat einen ,eisernen' Bügel (ein Ätzteil) als Leuwagen für die Großschot vorgesehen, während die Marker Botter in der Regel einen solchen aus Holz führten.






c) Artitec hat vorgesehen, daß die Seitschwerter auf keilförmigen Auswüchsen der Schwertpoller festzukleben sind. In Wirklichkeit drehen sie sich um einen Schwertnagel der in einen eisernen Kragen eingehängt ist, der wiederum über den Schwertpoller gelegt wird.







d) Das Schlempholz, ein horizontales Knie zwischen Steven und Bergholz, fehlt. Das ist aber kein Problem, da der Steven ohnehin neu gearbeitet werden muß. Ich hatte den Bausatz in zweiter Hand erworben und der Stevenkopf war abgebrochen.

Darüberhinaus müssen die Löcher für die Riemendollen u.a. durchbohrt werden. Diese Teile, die z.T. auch angegossen sind, werden durch Drehteile ersetzt werden. Es gibt noch mehr Kleinigkeiten zu verbessern, die nicht alle hier aufgezählt werden können.

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McCool

Die Details solcher kleinen Fahrzeuge sind immer wieder faszinierend. Stammen die beiden Zeichnungen aus irgendeiner Publikation?
Auf der Ansicht des Spills fiel mir dieser einseitig eingesteckt Poller auf - diente der dazu, die Spindel zu arretieren, um das Spill als Ankerbeting zu benutzen (d.h. ist das entsprechende Gat in der Welle tatsächlich durchgehend)?

wefalck

#14
Die Quellenangabe der Zeichnungen befindet sich in der Zeichnung selbst bzw. auf der Botter-Seite meiner Homepage. Ich hoffe mit der Wiedergabe hier wie dort nicht in die Rechte des Autors eingegriffen zu haben.

Das Spill wird mit Handspaken bewegt, die durch vierkantige (hier leider rund ausgeformte) durchgehende Löcher an beiden Enden des Spill gesteckt werden. Wie üblich befindet sich in der Mitte des Spills ein Sperrad in das eine Klinke (Pall in der maritimen Sprache) eingreift. Auf den Bottern gab es nur ein Pall, während es sonst meist drei bis vier waren. Das Sperrad ist aus dem vollen Stamm herausgearbeitet und mit Eisen beschlagen. Zwei Bänder links und rechts schützen die Kanten. Beim Ankern usw, kann das Spill mit einem hözernen Zapfen arretiert werden, der auf der Zeichnung aus BEYLEN (1985) an Backbord zu erkennen ist.

Die Spillagerung bei Bottern (und anderen niederländischen Booten ähnlicher Konstruktion) ist für deutsche/britische/französische Augen etwas ungewöhnlich: der Spillstamm endet beidseitig in torpedoförmigen Nasen. Diese Nasen sind in entsprechenden Vertiefungen des Bugbandes gelagert. Im Bugband befindet sich allerdings nur die unterer Lagerschale, während die obere Lagerschale durch ein darüber verbolztes Teil gebildet wird. Ein Teil des Lager an Backbord ist ausgespart und mit einem entsprechenden Holzkeil verschlossen, der seinerseits mit einem eisernen Riegel an Ort und Stelle gehalten wird. Durch diese Konstruktion kann der Spillstamm herausgenommen werden.

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hwe

Hallo Eberhard,

wirklich vorbildlich, wie Du dich hier um die Details kümmerst!  :klatsch:

Dieser Botter wird sicher ein ganz besonderer "Leckerbissen"!

Ciao,

HWE

McCool

Die Lagerung des Spills war z.B. bei kleinen englischen Kuttern ähnlich gelöst. Dort waren direkt an der Bordwand Lager für die Spindel angebracht, die hinten praktischerweise zu Klampen ausgebildet waren.
Das hatte ich hier mal grob zu skizzieren versucht - http://www.napoleon-forum.de/index.php?showtopic=430&view=findpost&p=9914
http://img515.imageshack.us/img515/2130/kskizzewq0.jpg
Die von Beylen gezeigte Lösung mit dem Keil und Riegel war mir bisher noch nicht aufgefallen.

wefalck

Kleine Fortschritte ...

Angesichts der Probleme mit dem Spill habe ich dieses komplett aus dem Gußteil des Rumpfes herausgeschnitten, um es durch eine Eigenanfertigung zu ersetzen. Quadratische Löcher und eckige Einschnitte lassen sich maschinell nicht (so ohne weiteres) herstellen. Daher wurde das Spill in für eine maschinelle Bearbeitung geignete Segmente unterteilt.



Die 0.5 mm x 0.5 mm Löcher für die Spillspaken wurden als kleine Schlitze in Stückchen von 4 mm Rundmessing eingeschnitten. Das Pallrad wurde auf der Fräsmaschine mit Hilfe eines Teilkopfes gefräst.



Durch alle Teile wurde ein 1 mm-Loch zur Aufnahme eines Ms-Draht als Achse gebohrt. Messing wurde wegen seiner Lötbarkeit gewählt, denn vor den nächsten Bearbeitungschritten wurden die einzelnen Teile weich zusammengelötet.



Das zigarrenförmige Profil des Spills wurde auf der Uhrmacherdrehbank mit dem Handstahlhalter geformt.




Wieder auf der Fräsmaschine, eingespannt in den (selbstgebauten) Teilkopf mit Reitstock wurden die acht Seiten des Spillkörpers angefräst.



Hier das fertige Spill vor seiner Installation auf dem Modell:




wefalck
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Talisker

Wahnsinn, was für ein Aufwand  8o
Aber das Ergebnis sieht sehr überzeugend aus!  :P
Was macht man eigentlich, wenn man keinen vergleichbaren Maschinenfuhrpark zu Hause hat?

:winken:
Talisker

wefalck

Ich habe 'ernsthaft' noch in den Vor-Proxxon-Zeiten, Ende der 1970er Jahre, mit einer 12V Handbohrmaschine angefangen - eine Unimat wahr für mich als Student unerschwinglich. Diese Bohrmaschine benutze ich heute noch und sie hat mir gute Dienste auch als Ersatzdrehbank geleistet. Gegen Ende der 1980er habe ich einen Gehalts-Bonus in meine erste Uhrmacherdrehbank investiert - ohne Familie ging das.

Ich denke die notwendigen Werkzeuge hängen von der gewählten Periode der Schiffbaugeschichte und dem Maßstab des Modells ab - oder umgekehrt, die verfügbaren Werkzeuge schränken die Periode und den Maßstab ein. Grundsätzlich kann man, mit den entsprechenden handwerklichen Fähigkeiten, alles auch von Hand herstellen. Es gibt genügend Beispiele dafür. Schiffe aus der vorindustriellen Zeit, die weitgehend ohne Maschinen hergestellt wurden sind wohl einfacher als Modell auch ohne Maschinen nachzubauen, als beispielsweise ein modernes Schiff. In der vorindustriellen Zeit waren die Einzelteile geometrisch weniger exakt bestimmt, so daß bei einem Modellnachbau von Hand eine gewisse Variabilität nicht auffällt.

Ein größerer Maßstab kann von Vor- oder von Nachteil sein: einerseits sind die Teile einfacher zu halten und zu bearbeiten, dafür muß aber die Geometrie sehr gut eingehalten werden. Bei einem kleinerer Maßstab fallen Abweichungen von der Geometrie nicht so auf, aber die Bearbeitung ist schwieriger.

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wefalck

Diese Baustelle hat nun längere Zeit geruht - nicht, daß ich untätig gewesen wäre: verschiedene (Auslands)reisen und in der Werkstatt habe ich an der Verbesserung des Maschinenparks gearbeitet. Der Anlaß war folgender:

Der in Harz gegossene Mast des Bausatzes war eigentlich nicht schlecht gemacht, aber ziemlich verzogen und hatte auch nicht den richtigen Hummer für einen Marker Botter. Deswegen hatte ich mich zu einer Neuherstellung entschlossen. Holz ginge, aber ich hatte keinen geeigneten Stab aus Buchsbaum o.ä. Messing, Aluminium oder Plexiglas wären nicht steif genug gewesen für solch' einen dünnen Mast. Deswegen habe ich ihn aus Stahl gedreht. Die normale, feste Lünette die zu meiner Drehbank gehört ist aber für Durchmesser unter etwa 3 mm nicht geeignet. Deswegen habe ich eine neue Lünette in Miniaturausführung gebaut (http://www.wefalck.eu/mm/tools/attachments/attachments.html#Miniature_steady).



Der Mast ist an seinem Fuß vierkantig und der Hummer ist achtkantig, also ein Fall für den Teilapparat auf der Fräsmaschine (http://www.wefalck.eu/mm/tools/dividingapparatus/dividingapparatus.html).



Allerdings federt der Mast so stark, daß er bei der Bearbeitung unterstützt werden muß. Zu diesem Zweck habe ich eine weitere Lünette gebaut, die Teile, wie den Mast, unterstützt und in ihrer Lage festhält. Dies ist auch für Bohrarbeiten am Mast nötig.



Ich habe den Ehrgeizt alle diese Maschinenteile in einer Qualität herzustellen, die (hoffentlich) einigermaßen an die der antiken Originalteile heranreicht. Deswegen hat die ganze Operation ein bißchen länger gedauert.

Demnächst dann mehr über die Arbeiten am Modell selbst.

wefalck

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wefalck

Das Spill ist jetzt installiert:



In der Zwischenzeit wurde auch der Rumpf von angegossenen Belegnägeln und ähnlichen Ausstülpungen sowie dem ebenfalls angegossenen Kragen für die Seitenschwerter befreit. Alle diese Teile werden später aus Metall gefertigt werden. Die Löcher für die Belegnägel usw. wurden auf den richtigen Durchmesser aufgebohrt. Der fehlende Stevenkopf - er war bei dem in der eBucht erworbenen Bausatz abgebrochen, wurde ersetzt und die Bänder usw. in Poystyrol bzw. Kupferdraht ergänzt.



Bei näherem Hinsehen stellte sich auch heraus, daß der Achtersteven zu schmal geraten war um die Fingerlinge für das Ruder aufzunehmen. Er wurde entsprechend verbreitert und die Fingerlinge aus Kupferblech hinzugefügt. An der Ruderpinne wurde das Band in Polystyrol ergänzt. Allerdings bin ich mir hinsichtlich der Vorbildtreue nicht sicher, da die Pinnen in der Literatur und auf Abbildungen etwas anders aussahen. Möglicherweise werde ich das noch ändern.



Der Traveller für die Großschot bestand bei den Marker Bottern aus Holz und wurde entsprechend in Plexiglas aus der Krabbelkiste ergänzt, das zufällg die richtige Dicke hatte. Die Schutzbänder wurden in Kupferdraht immitiert.



Dadurch, dap die Seitenschwerter in einer offenen Form gegossen worden waren, ist ihre Rückseite glatt und nicht skulpturiert. Beim Vorbild hatten die Seitenschwerter ein Profil ähnlich dem eines Propellers. An einigen Bereichen war das Profil auch hohl, um einen hydrodynmischen Auftrieb zu erzeugen, der der Abdrift entgegenwirkt. Die Gußteile wurden entsprechend mit Feilen und rotierenden Diamantfräsern bearbeitet. Die einzelnen Bretter aus denen die Seitenschwerter zusammengesetzt sind, wurden ebenfalls eingraviert.



Über das Boot verteilt gibt es verschiedene Belegklampen. Der Bausatz enthält für diese Ätzteile, die aber ein bißchen flach auf der Brust sind. Außerdem führten die Marker Botter überwiegend Halbklampen. Deswegen wurden die Klampfen aus einem Ms-Rechteckprofil roh zugefräst und dann mit dem Handbohrschleifer fertig bearbeitet.



Der Artitec-Rumpf ist durchaus schön skulpturiert, nur waren die Artitec-Leute ein bißchen zu enthusiastisch und er hat eine ziemlich rustikale Anmutung. Wenn es beim Vorbild tatsächlich so große Lücken zwischen den Planken gäbe, würde das Boot wie ein Sieb in der Zuiderzee versinken. Eine Anregung von ltgarb hier im Forum aufgreifend, habe ich deswegen diesen Spalten eine Kalfaterung mit feinster Seide (aus dem Bedarf für Fliegenfischer) verpaßt.



Auch der gegossene Mast sah eigentlich ganz nett aus, hatte aber den Nachteil, daß er zu kurz war für einen Botter dieser Größe. Außerdem war das Gußteil ziemlich verzogen. Deswegen wurde er durch ein Drehteil aus Stahl ersetzt. Stahl, weil ich keinen passen Stab aus Buchsbaum o.ä. zur Verfügung hatte und Ms, Aluminium oder Plexiglas nicht steif genug bei der Bearbeitung gewesen wären (s.o.).



Fortsetzung folgt ....

wefalck
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wefalck

Nach einer längeren Pause geht es hier wieder weiter. Die Pause war unter anderem dem weiteren Ausbau meines Maschinenparks geschuldet.

Wie der Mast, so wurde auch der Baum auf der Drehbank gedreht und zwar aus einem 2 mm Stahldraht. Das natürliche Ausweichen des ununterstützten Drahtes wurde ausgenutzt, um den Bauch anzudrehen. Ebenfalls angedreht wurden die Bänder.



Die Gaffel hat einen eigenartigen, birnenförmigen Querschnitt. Das Längsprofil ist ebenfalls stark geschwungen. Die Gaffel wurde aus einem Ms-Draht gedreht und dann in die entsprechende Form gebogen. Ein Stück Ms-Blech wurde in die passende Form geschnitten und hart an den Draht gelötet. Die Birnenform wurde mit Weichlot aufgefüllt und die Gaffelklauen aus Ms-Blech ebenfalls angelötet. Anschließend wurden die 0,2 mm-Löcher führ die Reihleine gebohrt.



Ich hoffe, daß es bald weitergeht.

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Klasse, dass es weitergeht.
Deine Verbesserungen sind absolut überzeugend.  :P
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Hhmm ... dieser Baubericht kommt immer nur schubweise voran. Schuld daran sind der Bau verschiedener Zusatzteile für die Drehbank und Fräse, Dienstreisen u.a.m.

In der Zwischenzeit war allerdings die Werftschmiede nicht untätig und hat verschiedene Beschlagteile für den Botter geliefert:

Ringbolzen und Mastkräne:


Anm.: der Mast hat einen Durchmesser von ca. 3 mm.

Der umlegbare Mast wird im Maststuhl durch einen ,geschmiedeten' Riegel gesichert:

Anm.: die verwendeten Drähte haben einen Durchmesser von 0,2 mm.

Der ausrennbare Bugspriet wird durch eine Brille gehalten. Der Bugspriet selber wird allerdings auf dem Modell nicht erscheinen, da es im Winterrig dargestellt werden wird. Im Herbst wurde der Bugspriet an Land gegeben. Der Ring wurde aus Messing gedreht und auf einen Träger gelötet, der aus Stahldraht gedreht und gefräst wurde. Viele Schmiedeteile haben teilweise einen quadratischen oder rechteckigen Querschnitt, wohl weil sie aus rechteckigen Barren geschmiedet wurden und um ein Verdrehen zu verhindern.


Die Seitenschwerter werden durch einen eckigen Ring gehalten, der über den Schwertpoller gestülpt wird. Diese Ringe bestehen aus Messingstreifen, die nach dem Zusammenlöten in Form gefeilt wurden. Später werden ein Bolzen Ringe und Seitenschwerter verbinden. mechanika.org/maritime/models/botter/BotterModel/BotterModel-051.jpg[/img]

Eine größere Herausforderung an die Drehkunst stellten die verschiedenen Belegnägel und Dollen dar. Im Original beträgt der Durchmesser an den dicken Stellen maximal 40 mm, während die zylindrischen Teile um die 20 mm Durchmesser haben. Im Maßstab 1:90 bedeutet das 0,2 bis 0,4 mm Durchmesser bei einer Länge von 3 bis 4 mm. Es gibt insgesamt fünf verschiedene Typen, der Form und Abmessung der Literatur zu entnehmen sind (VAN BEYLEN, 1995; DORLEIJN, 2001).

Anm.: der Durchmesser des Pollernagels beträgt 0,2 mm am dünnen Ende.

Die Herstellung aus dem Messing in meinen Vorräten war nicht möglich, so daß wieder auf Stahldraht (Schweißdraht) ausgewichen wurde. Sie fliegend, d.h. nur mit einem Ende in der Spannzange gefaßt, zu drehen stellte sich ebenfalls als unmöglich heraus. Daher wurde eine Mikro-Lünette für den Einsatz im Reitstock entworfen und gefertigt. Die Köpfe der Belegnägel wurden freihändig mit Feilen und Schleifpapier geformt.




Auch wenn es bis dahin noch ein langer Weg ist, wurden jetzt schon Vorbereitungen zum Riggen getroffen, in dem eine Reeperbahn für Miniatur-Tauwerk fabriziert wurde: http://www.modellboard.net/index.php?topic=39581.0

Zur Erinnerung, ein umfassenden Baubericht in englischer Sprache gibt es auf meiner Web-Seite: http://www.maritima-et-mechanika.org/maritime/models/botter/botter.html

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