Teile schnell und unkompliziert selber abgießen/herstellen

Begonnen von StiftRoyal, 06. März 2011, 08:02:16

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StiftRoyal

So, heute ich mal zeigen wie ich gaaaannzzz einfach Teile abgieße, ohne großen Aufwand, mit wenig finanziellen Einsatz und einem recht akzeptablen Ergebnis (wie ich zumindest finde).


Was man brauch:
Plastilin (Bastelgeschäft, Schreibwarenhandel, Onlineshops...)
Mehl
Pinsel
Pattex Stabilit (obwohl spezielles Giesharz für Modellbau sicher besser geeignet ist...dazu später mehr)
Zahnstocher
Urform des abzugießenden Teils
Pinzette
Etwas wackelndes (in meinem Fall ein kleiner Chinesischer Kompressor :D)

Fangen wir an, in meinem Fall geht es um ein Armaturenbrett das für eine 1:72 Gladiator gebraucht wird, der im übrigen ein BB beim aktuellen Groupbuild gewidmet wird.
Ein Instrumentenbrett in 1:72 zu scratchen ist nicht einfach, die Form ist schnell heraus gearbeitet, allerdings sind die winzigen Instrumente nur sehr schwer herzustellen. Aus Mangel an einer passenden Technik zum Herstellen von Pe-Teilen, was die deutlich präzisere aber auch kostenintensiver Möglichkeit gewesen wäre, entschloss ich mich dazu das Teil zu gießen.

Angefangen wurde mit einer simplen Urform die aus ein Stückchen Plaste-Sheet ausgearbeitet wurde.
Danach wird ein kleines Stückchen Plastilin so lange geknetet bis es die Körpertemperatur angenommen hat und somit schön weich ist.
Nun kommt ein sehr wichtiger Schritt der nicht vergessen werden sollte! Das Einstreichen des Plastilins mit Mehl als Trennmittel! Man kann sicher auch anderes wie Babypuder oder ähnliches nehmen, mit Mehl klappt es bei mir aber auch.



Danach wird die Urform vorsichtig und vor allen plan in das Plastilin gedrückt. Auf jeden Fall auf die Tiefe achten, zu tief bedeutet meist Bläschen zu flach und man läuft Gefahr das dass Teil nicht ordentlich ausgegossen wird. Im Fall des Armaturenbrettes reichen  ca. 1-2mm.





Danach wird die Urform wieder vorsichtig mit einem Skalpell entfernt, dank des Trennmittels geht dies auch relativ schadlos über die Bühne.



Ist dies geschehen werden die Instrumente vorsichtig mit einem passenden Rundmaterial eingedrückt. In meinem Fall wurden dafür Bohrerschafte in verschiedenen Stärken verwendet. Für ein spezielles Rädchen kam sogar ein kleiner Torx-Schraubenzieher zum Einsatz.



Nach diesen Arbeitsschritt sollte die Form dann so oder so ähnlich aussehen:



Ist dann alles schön Strukturiert wird eine schöne Portion Pattex Stabillit an gemischt und mit einem Zahnstocher vorsichtig und schichtweise gefüllt.



Blasensicher ist meine Variante definitiv nicht und so kann man wenigstens versuchen ein paar der Übeltäter zu beseitigen indem man die Form, samt Inhalt, auf etwas wackelndes stellt. In meinem Fall, der China Kompi :D.
Mit ordentlichen Gießharz dürfte es da definitiv weniger Komplikationen geben, ich habe aber leider noch keins.



Wenn der Gießharz dann ausgehärtet ist muss er aus der Form befreit werden. Ein beherzter Ruck entfernt das Werkstück zwar aus der Form, allerdings klebt noch extrem viel Plastilin daran. Also geht es ab unter den Wasserhahn um mit der Zahnbürste, die Überreste, rückstandslos zu entfernen.  Hier bitte wirklich alles entfernen, sonst gibt es Probleme bei der späteren Lackierung.





Das Teil ist nun fertig gegossen. Nun fehlt noch ein wenig entgraten, Form ausarbeiten und schon hat man ein schönes Instrumentenbrett. Hier sieht man das kleine Problem mit den Bläschen auch schon  :rolleyes:.



Perfekt ist die Lösung nicht aber es geht schnell und für schwer einsehbare Teile ist es m.E. eine guter Kompromiss. Man kann auch viele andere Teile so abgießen. Ich habe so schon Reifen abgegossen bei denen sogar das Profil noch sehr gut erkennbar war, Plastilin nimmt diese Details sehr gut auf.



Das ist nun das Endergebnis, ganz unter dem Motto ,,nicht perfekt aber besser wie nix" finde ich die Methode als gute Alternative zum kompletten, zeitaufwendigen scratchen oder Ätzen. Bestimmt erzielt gibt es auch Möglichkeiten bessere Ergebnise zu erzielen, das überlasse ich aber gerne anderen, ich bin gespannt ob es Nachahmer geben wird ;). Ps. Das gesamte Brett wurde selbst gegossen, rechnet man die Zeit ab die das Gießharz gebraucht hat um auszuhärten komme ich auf etwa 10 Minuten für ein komplettes Brett ;).



Ich werde mir demnächst mal ein bisschen Gießharz besorgen da der Stabillit Kleber  nicht gerade die optimale Konsistenz hat, ist ja auch zum kleben da ;). Mal schauen ob damit bessere Ergebnis zu erzielen sind, bis dahin....

StiftRoyal

Ps. Ich war jetzt gerade auf der Suche nach Resin bzw. Gießharz, Polyurethan nennt man das Zeugs glaube im Fachjargon, gemacht. So ca. 18€ für etwa 1kg scheint der gängige Kurs zu sein. Kennt ihr einen Modellbau Shop der Gießharz und evtl. auch noch ein paar Modelle anbietet damit ich sich die Versandkosten auch lohnen. Bis auf den Sockelshop, der ja nicht gerade sehr günstig ist, habe ich nämlich keinen Händler finden können.

Evtl. habt ihr auch noch einen Tipp welches Gießharz sich am besten eignet, bei meinen winzigen Sachen ist sehr flüssiges Gießharz wahrscheinlich die beste Wahl, oder?!?

Hans

ZitatMit ordentlichen Gießharz dürfte es da definitiv weniger Komplikationen geben, ich habe aber leider noch keins

Kannst du dir sparen. Das "billige" Gießharz ist Polyester, das stinkt wie die Pest und das Anmischen kleiner Mengen ist ein Problem, da nur kleine Mengen Härter zugegeben werden. Das nächstteurer Gießharz ist Epoxid, geht gut, ist 1:1 mischbar. Allerdings ist Epoxid-Kleber wie UHU 2K-Kleber auch nix anderes. Härtet aber nur in der 24Std-Variante wirklich sprödhart aus, alles andere bleibt etwas elastisch. Nicht wie Gummi, es ist schleifbar, aber die 2-Min-Version ist schon recht elastisch. Nehm ich trotzdem immer zum Klein-Abformen. Um es flüssiger zu bekommen, einfach erhitzen /unter die Lampe halten, Heissluftfön, etc.
Dann gibts da eben noch das als "Resin" (= Harz, also nichtssagend) bezeichnete Polyurethanharz, das ist das Zeug, aus dem auch die "Resin"-Detailteile oder Kleinserienkits sind. Vom Material her sicherlich gut geeignet, ich nehm's aber wirklich selten und auch nur für grössere Klöpse.


Trennmittel: Bei richtigem Plastillin geht Öl (egal welches) gut, auch Talkum (Kinderpopopuder). Obacht bei Kinderknete, die ist manchmal zu gesund und herzkirscherlfreundlich und hat seltsame Eigenschaften. Fettig sind sie alle. Richtiger Modelling Clay ist ideal, aber teuer und nur in grossen Gebinden erhältlich.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Thorsten_Wieking

Falls die Form etwas länger gebraucht werden soll, man aber kein Formsilikon bestellen möchte - mit Silikon aus dem Sanitärbereich kann man auch in einem gewissen Rahmen arbeiten. Hier hatte ich das vor Jahren mal kurz beschrieben.


Gruß
Thorsten
"Erst wenn das letzte Spielzeuggeschäft geschlossen ist, werdet Ihr feststellen, das man beim Onlineshopping keine freudestrahlend-glänzenden Kinderaugen sehen kann."

Gibbs Rule #9 " Never Go Anywhere Without A Knife "

olli

Die Tage beim Sockelshop entdeckt: http://www.sockelshop.de/catalog/product_info.php?products_id=30265&language=de

Das ist so eine Formmasse, die in heissem Wasser weich wird, über das Urmodell gelegt werden kann und nach dem abkühlen hart ist. Schaut interessant aus und ich werde mal, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin, was bestellen.
"Solange die Sterne noch steh'n, solang wird ein Traum nicht vergeh'n
solang das Feuer in uns brennt, und blau-weiß jeder kennt
ja solange für immer KSC!"

Thorsten_Wieking

Zitat von: olli in 06. März 2011, 14:21:34
Die Tage beim Sockelshop entdeckt: http://www.sockelshop.de/catalog/product_info.php?products_id=30265&language=de

Das ist so eine Formmasse, die in heissem Wasser weich wird, über das Urmodell gelegt werden kann und nach dem abkühlen hart ist. Schaut interessant aus und ich werde mal, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin, was bestellen.

Interessantes Zeug. Ich frage mich gerade, ob es seinerzeit wirklich Wachs oder ggf. dieses zeug war, das man mir beim Zahnarzt zwischen die Kauleisten geschoben hat, um einen "Schlüssel" zuerhalten, der die Position des oberen und des unteren Gebissabdrucks zueinander definiert. Denn heiß/warm war das Zeug auch. Ich hatte mich nämlich immer gefragt, ob das Wachs nicht zu leicht zerbröseln kann......

Anyway, interessante Masse, wie die wohl mit eingeknetetem Wasser klar kommt?

Gruß
Thorsten
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Hans

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Friedarrr

Zitat von: Thorsten_Wieking in 06. März 2011, 14:46:41
Anyway, interessante Masse, wie die wohl mit eingeknetetem Wasser klar kommt?
Gruß
Thorsten

Man kann es auch mit einem Föhn (oder Backofen...) erwärmen...

@StiftRoyal
<<Evtl. habt ihr auch noch einen Tipp welches Gießharz sich am besten eignet, bei meinen winzigen Sachen ist sehr flüssiges Gießharz wahrscheinlich die beste Wahl, oder?!? >>

Das mir bekannte (kenne wohl alle Harze der gängigen Modellshops in der der Szene) flüssigste PUR-Gießharz ist http://www.kaupo.de/Produktkatalog/Polyurethangiessharz/Smooth-Cast-300-322.html!
Es ist wirklich sehr sehr nahe an Wasser (80 mPas viele Gießharze geben falsche Werte an!!)) und es gibt es mit verschiedenen Tropfzeiten. Der Film zeigt es sehr gut!
Es ist ausgehärtet nicht so spröde wie die bekannten Modellbauresine, ist aber auch weicher.