U-213 (Typ VII D) auf großer Fahrt (Revell, 1/72)

Begonnen von schemelschelm, 21. Dezember 2012, 09:09:09

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schemelschelm

So, da es doch den einen oder anderen interessieren könnte, zeige ich Euch mal ein paar Impressionen von meinen Bau von U-213 in 1/72, an dem ich nun seit fast einem Jahr arbeite und fast fertig bin.
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Historisches:

Allgemeines zum U-Boottyp VII D / Einordnung


Neben den bereits in Dienst befindlichen U-Minenlegern des Typs X B entwarfen die deutschen Konstrukteure auf Basis des Entwurfes des VII C-Bootes die Minenleger-Version VII D. Der Entwurf des VII C wurde dabei um eine zusätzliche ca. zehn Meter lange Minensektion direkt hinter der Kommandozentrale ergänzt. In dieser Sektion befanden sich fünf senkrechte Schächte zur Aufnahme von jeweils drei modifizierten SMA/Ankertau-Minen, die bei Tauchfahrt nach unten ausgeklinkt werden konnten. Außerdem führten die Boote eine erhöhte Brennstoffmenge zur Vergrößerung der Fahrstrecke mit sich. Allerdings waren die Boote nicht so leistungsfähig wie ein herkömmliches VII C, da trotz gestiegener Abmessungen die Antriebsanlage unverändert blieb. Insgesamt wurden nur sechs Boote, U-213 bis U-218, auf der Friedrich Krupp Germaniawerft AG in Kiel (Werk 583) gebaut. Der Bedarf der deutschen Marine an speziellen U-Minenlegern war begrenzt, denn alle deutschen Unterseeboote konnten besonders für sie entwickelte Ankertau- und Magnetminen legen. Diese wurden per Druckluft aus den 53,3cm-Torpedorohren geworfen. Normalerweise konnten (je nach Typ) anstelle eines Reservetorpedos 2-3 Minen mitgeführt werden. Infolgedessen konnte ein normales VII C-Boot anstelle der Torpedos 26 bis 39 Minen an Bord mitführen. Die Minenschächte des VII D waren offen und somit ständig geflutet. Das Legen der Minen konnte vom Bootspersonal einwandfrei selbst gehorcht werden.
Von den sechs gebauten VII D-Booten überstand nur eines, U-218, den Krieg, welches später mit einer Schnorchelanlage und einer zweiten Flak-Plattform ausgerüstet wurde, welche zwei der fünf Minenschächte verdeckte (und somit wahrscheinlich unbrauchbar machte).

Auf Basis des VII D wurde noch der U-Boottyp VII F entwickelt. Diese Version wurde hauptsächlich als Torpedotransporter gebaut. Im Unterschied zum Typ VII D wurde anstatt der Minenschächte Ladekapazität geschaffen. Da die Übernahme von Torpedos durch ein anderes Boot das Auftauchen beider Einheiten erforderte und dies im Atlantik durch die Gefahr von Fliegerangriffen extrem riskant war, wurden die Boote hauptsächlich zum Transport zwischen den Basen, insbesondere zur Basis der sog. ,,Monsun-Boote" in Penang (Malaysia) verwendet. Vom Typ VII F wurden vier Boote gebaut, von denen nur eines den Krieg überstand.


Technische Daten VII D

• Maximale Einsatztauchtiefe: 150 m (Werftangabe)
• Maximale Brennstoffmenge: 169,4 Tonnen
• Geringste Schnelltauchzeit: 30 Sekunden
• Motorenanlage:    Diesel: 2 Motoren (MAN, Krupp)
E-Maschinen: 2 Maschinen (versch. Fabrikate)
• Höchstleistung der Maschinen:
aufgetaucht: 3200 PS
getaucht: 750 PS
• Verdrängung:
 über Wasser 965 Tonnen, unter Wasser 1.080 Tonnen, insgesamt 1.285 Tonnen
• Länge: Insgesamt 76,9 m, Druckkörper 59,8 m
• Breite: Insgesamt 6,38 m, Druckkörper 4,7 m
• Tiefgang: 5,01 m
• Höhe: 9,7 m
• Geschwindigkeit: über Wasser 16,7 kn, unter Wasser 7,3 kn
• Reichweite: über Wasser 11.200 sm (20.700 km) bei 10 kn,
 unter Wasser 69 sm (130 km) bei 4 kn
• Torpedo-Bewaffnung: 4 Torpedorohre am Bug, 1 Hecktorpedorohr
• mitgeführte Torpedos: 12 bis 14 (die Quellen differieren hier)
• mitgeführte Minen in den Schächten: 15
• Fla-Bewaffnung: bis 1942 1 × 2cm-Flak, später 2 × 2cm-Flak + 1 × 3,7cm-Flak
• Sonstiges: zur Zeit der Indienststellung der VIID-Boote wurde auf allen Booten noch
 das Deckgeschütz montiert, die Netzsäge entfiel bereits


Die Geschichte von U-213

U-213 wurde als erstes Boot des Typs VIID am 16. Februar 1940 von der Marinebeschaffungsstelle in Auftrag gegeben, am 1. Oktober 1940 auf der Friedrich Krupp Germaniawerft AG, Kiel (Werk 583) mit der Baunummer 645 auf Kiel gelegt und am 24. Juli 1941 fertig gestellt. Am 30. August 1941 übernahm der 28jährige Oberleutnant zur See Amelung von Varendorff  das Kommando über das Boot. Von Varendorff entstammte einem alten deutschen Adelsgeschlecht und wurde am 20. Dezember 1913 in Kiel geboren. Sein Eintritt in die Kriegsmarine erfolgte am 5. April 1935, er gehörte deshalb wie Günther Reeder (U-214), Kurt Reichenbach-Klinke (U-217) und Reinhard ,,Teddy" Suhren (U-564) zur Crew 35. Von Varendorff wurde am 1. Oktober 1939 zum Oberleutnant zur See befördert und diente als 2. WO unter Günther Prien auf U-47 während dessen Angriff auf die englische Home Fleet in Scapa Flow im Oktober 1939.

U-213 wurde nach seiner Indienststellung zur Besatzungsausbildung zur 5. U-Boot-Flottille (Kiel) befohlen und verblieb dort bis zum 31. Dezember 1941. Ab dem 1. Januar 1942 unterstand es als Frontboot der 1. U-Boot-Flottille (Brest). Am 1. Mai 1942 wurde es der 9. U-Boot-Flottille (Brest) als Frontboot zugeteilt und verblieb in dieser bis zu seinem Untergang.

Das Turm-Maling von U-213 war der ,,Schnaubende Stier" - das Symbol, welches OLt z. S. Engelbert Endrass, 1. WO auf U-47, späterer Kommandant von U-46 sowie U-567 und Träger des Ritterkreuzes mit Eichenlaub, auf der Rückfahrt von Scapa Flow auf den Turm des Bootes gezeichnet hatte. Die Idee für dieses Maling kam Endrass, da der Stier nicht die Sturheit, sondern die Entschlossenheit Priens zur Durchführung dieser kühnen Unternehmung symbolisierte. Endrass zeichnete das Maling an den Turm von U-47, während Prien früh morgens noch schlief, von Varendorff stand dabei auf der Brücke Schmiere. Sie wollten Prien überraschen – was ihnen auch gelang.  Das Maling begründete dann bekanntermaßen den Beinamen Priens - ,,Der Stier von Scapa Flow".
Der Schnaubende Stier wurde später das Symbol der 7. U-Flottille (St. Nazaire) und auch von anderen Booten verwendet.
Es ist offensichtlich, dass von Varendorff den Schnaubenden Stier auf Grund seiner Verbundenheit zu Prien und U-47 an seinem Boot anbringen ließ.

U-213 absolvierte während seiner Einsatzzeit drei Feindfahrten, welche es alle in den Nordatlantik führten. Das Boot versenkte oder beschädigte während seiner Einsatzzeit keine gegnerischen Schiffe.


Unternehmen ,,Grete":

Am 25. April 1942 nahm U-213 auf seiner zweiten Feindfahrt nach einem kurzen Stopp in Lorient, wo ein Gast an Bord genommen wurde, durch die Biskaya Kurs auf die nordamerikanische Ostküste.

Nach einer etwa dreiwöchigen Überfahrt erreichte das Boot die Küste Kanadas in der Nähe einer kleinen unbewohnten Gegend namens Great Salmon River. Diese lag ca. 10 Meilen östlich der Ortschaft St. Martins, an der Nordküste der Bay of Fundy in New Brunswick. Am 14. Mai 1942 brachten Besatzungsmitglieder von U-213 ihren ,,Passagier", Leutnant der Kriegsmarine Alfred Langbein, einen Agenten der Deutschen Abwehr, an Land. U-213 konnte sich nach Rückkehr der Crewmitglieder unbemerkt wieder von der Küste entfernen. Die Mission Langbeins sollte darin bestehen, der deutschen Marineführung per Funk über auslaufende Konvois aus Halifax, einem der größten alliierten Häfen im Nordatlantik, Meldung zu machen, damit diese Geleitzugangriffe koordinieren konnten.

Zur Tarnung sollte sich Langbein während seines Aufenthaltes in Kanada als "Alfred Haskins" aus Toronto ausgeben. Der Agent begrub nach der Landung den Funksender in der Nähe seines Landeplatzes, begab sich in den kleinen Ort St. Martins, kaufte in einem örtlichen Geschäft Lebensmittel ein und fuhr dann per Anhalter nach Saint John, wo er etwas später einen Zug nach Montreal bestieg.
Kurze Zeit später zog Langbein nach Ottawa und lebte von dem Geld, welches ihm zur Erfüllung seines Auftrages vorher vom Deutschen Geheimdienst ausgehändigt worden war. Im September 1944 wandte er sich an die kanadischen Behörden und stellte sich. Verschiedene Quellen behaupten, dass Langbein sich ergab, weil ihm das Geld ausgegangen war. Langbein wurde von den Kanadiern nicht als Spion bestraft, kam jedoch in Kriegsgefangenschaft. Er wurde nach Kriegsende aus der Gefangenschaft entlassen.

U-213 traf nach ansonsten erfolgloser Patrouille am 20.06.1942 wieder in Lorient ein und verholte tags darauf in den Heimathafen Brest.


Wolfsrudel-Operationen:

U-213 nahm während des Krieges an drei "Wolfsrudel"-Operationen teil:

1. Operation ,,Schlei", Teilnahme vom 1. Februar bis 12. Februar 1942 gemeinsam mit U-136, U-404, U-578, U-591, U-656 und U-753, insgesamt 3 Versenkungen mit 5.878 BRT durch U-136 (Zimmermann)

2. Operation ,,Westwall", Teilnahme vom 2. März bis 12. März 1942 gemeinsam mit U-87, U-135, U-553, U-569, U-701, U-752 und U-753, insgesamt 5 Versenkungen mit 2.594 BRT durch U-701 (Degen) und U-569 (Hinsch)

3. Operation ,,Pfadfinder", Teilnahme vom 21. Mai bis 27. Mai 1942 gemeinsam mit U-135, U-404, U-432, U-455, U-566, U-578 und U-653, insgesamt 2 Versenkungen mit 10.724 BRT durch U-432 (Schultze) und U-578 (Rehwinkel).

U-213 wurde während der Operation ,,Schlei" am 7. Februar 1942 durch die Eskorte des Konvois ON-63, auf den es operierte, beim Anlauf entdeckt und angegriffen. Das Boot wurde zum Abbruch des Angriffs und zum Tauchen gezwungen und bei der anschließenden Verfolgung an backbord leicht durch Wasserbomben beschädigt. Dennoch konnte sich U-213 den Verfolgern entziehen.

Am 15. Mai 1942, einen Tag nach Anlanden des Agenten Langbein an der kanadischen Küste, wurde U-213 aufgetaucht bei nebligem Wetter im Golf von Maine von einem US-Zerstörer, der sich auf Patrouille befand, überrascht. Es wurde bei der darauffolgenden Wasserbombenverfolgung leicht beschädigt, konnte jedoch entkommen.

Die letzte Fahrt

Am 23. Juli 1942 lief U-213 von Brest zu seiner letzten Feindfahrt aus. Der Auftrag lautete, auf den Konvoi OS-35 zu operieren, welcher mit 51 Schiffen am 21. Juli 1942 Liverpool mit Zielhafen Freetown verlassen hatte. Am 31. Juli 1942 wurde das Boot südöstlich der Azoren auf Position 36°45'N 22°50'W von einem Geleitsicherungszug, bestehend aus den englischen Korvetten bzw. Fregatten (engl. ,,Sloops") HMS Erne (Black Swan-Klasse), HMS Rochester (Shoreham/Falmouth-Klasse) und HMS Sandwich (Bridgewater-Klasse) entdeckt und bei der darauffolgenden U-Jagd durch Wasserbomben beschädigt und versenkt. Alle 50 Besatzungsmitglieder fanden dabei den Tod. Durch aufgefischte Bootstrümmer und Leichenteile konnten die Briten sicher sein, dass sie U-213 versenkt hatten.

Quellen/Referenzmaterial:
www.wikipedia.org
www.uboat.net
www.convoyweb.org.uk
www.naval-history.net
www.u-boot-archiv.de
Köhl/Niestle: U-Boottyp VII C - Vom Original zum Modell
Alexandre Korganoff: Günther Prien – Mit U47 gegen Scapa Flow
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Verwendet habe ich hier den Grundbausatz des VII C von Revell, den Umbausatz von Special Navy, den Ätzteilsatz von Eduard, den Umbausatz mit Minenschächten von Schatton, die Geschützrohre von Schatton, das CMK Turmset zum VII C und etwas Eigenleistung.

Dies ist bisher mein aufwändigstes Projekt, auf das ich auch ein wenig stolz bin.

schemelschelm


schemelschelm

Weitere Bilder zum ersten Post:

























So, nun Bilder des Umbausatzes von Special Navy:







schemelschelm

Hier der Zusrüstsatz von Schatton:



Sockel ist Selbstbau, die Halter für das Boot sind abgeschossene Patronenhülsen .45 Long Colt:







G7a Torpedo (Messing) und SMA-Miene (Resin) von Schatton:









Bootshaken scratch aus Kupferdraht gebaut:



Die Miene war beim Schatton-Set dabei.

Die Mienenschächte sind beim Special Navy-Set verschlossen und die Abdeckungen mit eingegossen. Schatton liefert das Oberteil offen und einen Mienenschacht, aber kein Pendant für unten. Außerdem war das Schatton-Teil für oben zwar gut, aber nicht so schön wie das Special Navy-Teil. Ich habe deshalb beides aufgebohrt, die Mienenschächte aus 20mm Leerrohr für Elektroinstallationen (Baumarkt) ergänzt und den zweiten Satz Abdeckungen für unten einzeln bei Schatton geordert.

Heraus kam dann das dabei, oben:



Unten:



Und hier der Durchblick:



schemelschelm

#4
Und hier mal noch ein paar Detailbilder zum Angriffssehrohr (die Schläuche wurden zur Reduzierung der Verwirbelungen bei Tauchfahrt angebracht):

Erst Original-Bilder:




Quelle: Fritz Köhl, Axel Niestle, "Vom Original zum Modell: Uboottyp VII C", Bernard & Graefe Verlag, Koblenz 1989, Seite 19 und 21

Hier meine Interpretation davon:







Und hier die Schiffsglocke (war zu diesem Zeitpunkt zwar kaum noch auf den Booten montiert, gefiel mir aber so gut...  :) ) und die Hecklaterne:



Das reicht jetzt aber erstmal.

Salü...  :winken:

Edit: Der geschichtliche Abriss zu U-213 im Startpost ist übrigens nicht "geguttenbergt", sondern in sibirischer Heimarbeit knallhart von mir rescherchiert worden.  :1:

Bohemund

Wahnsinn, und ich dachte der 72er U-Boot Boom wäre schon ein paar Jahre vorbei. Umso besser dass Du Dich da noch mal heran wagst, vor allem gleich an die Long-Version! Ein absolut blitzsauberer Bau bisher, und die Idee mit den Paronenhülsen ist echt klasse.

Ich harre gespannt dem Endspurt.

Torben

schemelschelm

@ Torben: Danke Dir!  :6:

Naja, und was heißt Boom, mich fasziniert dieses Thema ungemein und führte mich letztlich auch zurück zum Modellbau. Von daher für mich ein Dauerbrenner, auch wenn ich hin und wieder durch modellbauerische "Landgänge" unterbreche...

matz

Hab bisher noch keinen Baubericht in 1/72 gesehen. Echt Spitze was Du da rausholst, Farbgebung und v.a. die Alterungen gefallen mir wirklich gut.  :P
Freu mich schon auf den Stapellauf und noch viele tolle Bilder

Gruß
matz
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein.
(Philip Rosenthal, Unternehmer, *1916 +2001)

schemelschelm

@ matz: Danke! Zum Baubericht, ja, als ich den Bau anfing, wäre ich froh gewesen, einen Bericht lesen zu können. Ich habe mich aber mit Bausatzvorstellungen bei IPMS u.ä. beschäftigt, einer musste ja mal anfangen...  :D