B-17G, Beutemaschine KG200 (ex "Punchboard"), Revell 1/72

Begonnen von hakkikt, 23. Februar 2013, 13:26:38

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hakkikt

Wer hätte das gedacht... es geht hier tatsächlich mal weiter.

Vielleicht nicht unbekannt bei euch, die ihr hier mitlest: man nimmt sich was vor, man möchte einen draufsetzen auf das, was man bei anderen gesehen hat; dann gehts schief, und man möchte das ganze Ding am liebsten in die Ecke pfeffern und nie wieder anschauen.

Bin froh, daß ichs nicht getan habe. Aber der Reihe nach.

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Bevor die Stringer & Spanten neu gemacht werden, braucht das Land einen anständigen Rahmen für das einzige von innen sichtbare Fenster meiner B-17: das seitliche Funkraumfenster.

Ohne einen umfangreichen Neubau (samt Glas) geht's nicht - oder vielleicht doch? Was ist dünn, aber stabil und trotzdem formbar?
Teelicht-Alu hatte doch mal jemand hier am Forum erwähnt. Noch nie damit gearbeitet, kann aber keine Hexerei sein.

Vom Teelicht wird der Endstreifen abgeschnitten, weil er die doppelte Dicke und schon eine Rundung an der Kante hat. Ganz normal mit der Schere, ist genau genug.




Der Alustreifen wird 4x gefaltet und am Ende übereinandergeklebt.  Das gibt natürlich eine häßliche Klebestelle, ABER: die kann man an eine nicht einsehbare Stelle legen.
Vorsicht, das Fenster ist nicht quadratisch, sondern leicht rechteckig => man muß vorher genau wissen, an welcher Ecke man die Überlappung haben will.

Geklebt wird mit 5-Minuten-Epoxy. Zusammengehalten mit einer Federpinzette.



hakkikt

Jetzt hat man einen Rahmen - der ist aber an der Außenseite gerade und paßt deshalb nicht in an den Rumpf.
Als Reststück von der Innenwand ist noch ein Stück Plastiksheet übrig, das genau im richtigen Radius gekrümmt ist. Darauf legt man Schleifpapier, macht alles naß, und bewegt den Rahmen drauf hin und her. Achtung auf die Ausrichtung! Nicht mit Druck arbeiten, sonst biegt man die Plastikunterlage. Hin und her, das Schleifpapier macht die Arbeit.




So sieht der Fensterrahmen aus, wenn er fertig ist. Die runde Seite kommt nach außen.


hakkikt

#77
Eingeklebt wird das Fenster mit 5-Minuten-Epoxy.  
Bin nicht zufrieden mit dem Kleberüberstand, aber habs einfach nicht besser hingekriegt.  Wird man hoffentlich nicht gut sehen nach der Bemalung.

Hier gleich zu sehen mit dem Beginn der Ausführung der Tollen Idee: Seitenwandstruktur mit Stringern und Spanten unterschiedlicher Stärke.
Stringer sind aus Nähgarn (ha-HA), Spanten normal aus dünnem Evergreen.

Es geht nur um eine rechteckige Fläche, das muß doch hinzukriegen sein!
Idee: die Fäden werden mit Superkleber außerhalb der einzusehenden Fläche angeklebt und über die Fläche gespannt. Dann dünnflüssigen Kleber entlanglaufen lassen, dann die Spanten aus dünnen Plastikstreifen drüber.
Die häßlichen Klebestellen für die Fäden sind außerhalb der einsehbaren Fläche, nämlich genau unter den Zwischenwänden. Kann man problemlos glätten und dann die Zwischenwände drüberkleben.
DAS BESTE, WAS IN 1/72 MACHBAR IST! Muahaha!


hakkikt

#78
So wars gedacht... aber so geschah es nicht.

Die Fäden wollten sich einfach nicht gerade über die Fläche ziehen lassen. Irgendwo war immer etwas nicht gerade, egal wie ich versuchte, den Faden zu spannen.
Das Ankleben im Bereich des Fensters stellte sich als unlösbarer Murks heraus. Wie sollte das gehen ohne häßliche Klebestellen?!

Fotografiert habe ich die Katastrophe nicht, ich war genug damit beschäftigt, nichts aus Frust kaputtzumachen. War eigentlich auch nichts kaputt - Klebstoff geht ganz gut runter, wenn man sieht daß mans versemmelt hat, bevor er trocken ist.

Aber irgendwann war der Frustfaktor so hoch, daß das Projekt in die Schachtel wanderte. Zum Glück war soviel Vernunft vorhanden, daß es die rechteckige war, nicht in die runde.

Abbruch.  Andere Projekte.  Übersiedlung.  Auf einmal machen andere Hobbies wieder ungemein Spaß...

hakkikt

#79
...die Zeit verging, und die ersten Bilder der B-17 von HK-Models in 1/32 tauchten auf.
Eduard warf schon fast kiloweise Detailsets auf den Markt... und nach dem einen oder anderen Blick wurde mir klar: in einem verdammten 1/32-Bausatz sehen die Spanten+Stringer um nichts besser aus als bei der Revell in 1/72.
Eigentlich könnte ich die B-17 wieder aus der Schachtel holen, wär doch schad um die Arbeit bisher.

Natürlich war mir seither immer wieder das System durch den Kopf gegangen, das Universalniet bei seiner Devastator angewendet hatte - sich kreuzende Spanten & Stringer aus dünnem Evergreen.
Sieht doch toll aus! Kannst doch auch bei deiner B-17 machen. Aber aber ich wollte doch... JETZT MACH EINFACH MAL, BLEIBEN LASSEN KANNST ES IMMER NOCH!
Na gut. :)

Erstmal das fehlende Stück Seitenwand auch auf der anderen Seite ergänzen.
Wie gehabt: einen Stringer aussuchen und mit dem Rundskalpell daran entlangschaben, bis die Kerbe tief genug ist für das vorgebogene Stück Wand.


hakkikt

Dann die Stringer & Spanten anbringen. (Vorher natürlich die Reste der äh besten Seitenwandlösung diesseits des Mississippi entfernen. :) )

Die Fotos sind jetzt chronologisch und seitenwandmäßig durcheinander, aber so werden die Bauphasen besser wiedergegeben.

Der erste Stringer geht natürlich entlang der Trennlinie zwischen Bausatzwand und Zusatzwand.
Die anderen laufen dann parallel.
Aufgeklebt hab ich sie mit Flüssigkleber von Kibri: mit dem Kleberpinsel satt den Streifen entlang, dann dorthinlegen wo er hinsoll, dann Lage anpassen (klebt noch nicht sehr gut).
Als Lineal dient ein Drehstahl. :)

Mit einem feinen Pinsel lasse ich dann Flüssigkleber den Streifen entlanglaufen zum Festschweißen.


hakkikt

Dann die Spanten drüber.

Vorgegangen bin ich so:
- mit feinem Pinsel ein wenig Flüssigkleber auf die obersten drei Stringer
- Spant mit Fingerdruck aufbringen
- Lage anpassen
- mit feinem Pinsel Flüssigkleber auf die restlichen Kontaktstellen
- Überstand abschneiden




Damit der Abstand stimmt, halte ich einen breiteren Evergreen-Streifen zwischen die Teile. So sieht man, ob sie parallel sind. Halbwegs parallel. ;)


Hans

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

hakkikt

Und so siehts aus, wenns fertig ist.

Rechte Seitenwand; erstaunlich, wieviel schneller das zweite Teil geht, wenn man schon eins gemacht hat...




Die drei Hauptteile des Rumpfes bisher, mit Gitterwand & Fensterrahmen an den Rumpfhälften und neuer Decke am Mittelteil.
Bevors mir einer sagen muß: Stimmt, die Rumpfhälften sind vertauscht. :)




Blick an die linke Seitenwand von schräg hinten unten:


hakkikt

Nächster Punkt: die Einrichtung des Funkraums.
Nicht mehr lange bis zur ersten Farbe auf dem Modell... Zeit wirds!

An einem Gerät wollte ich was Besonderes ausprobieren und ein paar Fotos mit euch teilen.

Das Detail, das ich nachbilden möchte, sind die X-förmigen Prägungen an der Seitenwand eines fünfstöckigen Regals mit Funkausrüstung.
Ein gutes Bild des Geräts, das ich meine, habe ich hier gefunden:
http://www.tonychor.com/archive/001044.html
(zweites Bild - bitte so tun, als wären keine Menschen im Bild... aber ok, wer in einer B-17 mitfliegt, darf selbstzufrieden grinsen)

Gibts natürlich alles als Ätzteil, aber ich wollte halt ohne auskommen.
Meine Idee war, eine Nachbildung durch Prägungen in Bleifolie zu versuchen.

Zuerst brauchen wir Bleifolie.
Zum Glück hatte ich mir die irgendwann von einer Weinflasche im Bekanntenkreis geklaut... selber trinke ich keinen Wein. Sie ist auf einer Seite schwarz und auf der anderen naturblei.

Dann brauchen wir einen Prägestempel.
Eine Bombe einer F-16 hat sich bereit erklärt, ihr Leitwerk zur Verfügung zu stellen. Nach kleineren Schnitzarbeiten sieht das so aus:
(man beachte Probeprägungen auf der Folie im Hintergrund)


hakkikt

Dann wird geprägt.
Immer wieder ist ein X verdreht, oder sie sind nicht gleichmäßig genug beieinander - aber man verbraucht ja keine Ressourcen!
Ein X neben dem anderen - so lange, bis man eine akzeptable Reihe von fünf X hat.

hakkikt

Das Tolle an Bleifolie ist, daß sie so weich ist und man gut drauf prägen kann.  Das Unangenehme an Bleifolie ist aber... daß sie so weich ist. :)
Versuche mit Glattstreichen mit verschiedenen Anpreßdrucken zeigen, daß das Ergebnis schnell aus dem Ruder läuft... ein bißchen zuviel Druck, und man muß nachprägen.

Ich möchte sichergehen, daß die Prägungen beim Kleben nicht kaputtgehen, und schabe deshalb die Seitenwand des Geräteturms aus.
Zum Glück habe ich einen Drehstahl mit Rundschneide bei der Hand.  Der Geräteturm kommt auf ein Stück Plastiksheet, dann stimmt die Höhe. Schabe schabe...

hakkikt

Dann kommt 5-Minuten-Epoxy in die Rinne. 
Die Idee ist, daß die Bleifolie nicht angepreßt werden muß und das Epoxy sozusagen um die Einprägungen herum aushärtet.

hakkikt

...und hier das Ergebnis.
Ich mache nur eine Seite - die, die man sehen kann, wenn man durch das offene Dachfenster hinunter in den Funkraum schaut.

Und das wars für heute.  Keine Angst, ich habe nicht vor, jedes Funkgerätchen mit fünf Bildern zu dokumentieren! :D

Universalniet

Super Ergebnis ... Die Spante und Strnger sind top und auch der Funkraum stimmt ....  :P :P :P :P

Puchi

Den Kampf mit der Bleifolie hast du eindeutig gewonnen! Tolles Ergebnis! :klatsch: :klatsch: :klatsch:

Auch die restlichen Details stehen dem um nichts nach. Einfach Spitze und zudem super beschrieben! :P

Liebe grüße,

Karl

Skyfox

Ich liiiiiiiiiiiiiiiiiebe Detailversessenheit dieser Art!  :1:
Immer wieder schön, was Du uns hier vorführst - die Bilder sprechen echt für sich!  Toll!  :1:
(ich war ja auch so: <-> kurz davor, meinen "Greifen" innen mit Spanten&Stringern zu versehen... habe ich dann aber doch lieber gelassen)

:1:
Skyfox
MBSTHH 
Im Gedenken an meinen Freund Ulf Petersen, 1967 – 2018