Buch "Empire of the Clouds: When Britain's Aircraft Ruled the World"

Begonnen von padebigoru, 08. Januar 2015, 15:15:45

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padebigoru

Ein Freund ist am 3. Weihnachtstag auf der Rückreise in Polen beim Halt in einem Dorf gewissermaßen über ein Antiquariat gestolpert. Englische Luftfahrtbücher im Fenster machten ihn neugierig, zusammen mit dem Hinweis, daß der Laden am Jahresende endgültig schließen werde. Er kam dann zurück nach Hause, mit diversen kg Papier beschwert, aber wegen der Ausverkaufpreise finanziell nicht gar so erleichtert. Als ich etwas später besuchte, zeigte er mir seine Schätze, vor allem
Empire of the Clouds: When Britain's Aircraft Ruled the World von James Hamilton-Paterson, 2011

Er sagte, er habe es quasi ohne Unterbrechung gelesen (400 Seiten!) und fragte mich, ob ich es geliehen habe wolle. Ich wollte und habe es ebenfalls beinahe bis zum Ende nicht mehr aus der Hand gelegt. Wie es möglich war, daß die zuvor weltweit an der Spitze liegende britische Luftfahrtindustrie von 1946 bis 1960 nahezu in die Bedeutungslosigkeit abrutschte, hatte ich mich schon das eine oder andere Mal gefragt. Es kann doch nicht nur am Comet-Desaster gelegen haben; hat es auch nicht, wie das Buch belegt. Es zeigt auf, daß nicht nur in Deutschland Ignoranz/Überheblichkeit/Dummheit von Industriebossen bzw. ihren (un)verantwortlichen/willfährigen Technikern, multipliziert mit organisierter Verantwortungslosigkeit/Unwissenheit/Korruption* von Politk und Staatsverwaltung katastrophale Ergebnisse zeitigte. Gewürzt immer von neuem mit einer großen Prise grenzenloser Gier bei den Politikastern, doch bitte-bitte-bitte endlich DIE eierlegende Wollmilchsau zu erschaffen (z.B. TSR2). Nur kosten darf besagtes Wundertier natürlich nichts.

Der Laden in Polen existiert zwar wohl nicht mehr, aber ich werde mir diesen durchaus spannenden Schmöker eben anderweitig zuziehen, z.B.
http://www.amazon.co.uk/gp/product/0571247954?psc=1&redirect=true&ref_=oh_aui_detailpage_o00_s00
Ich halte es für ein Buch, daß die Mechanismen maximierter Inkompetenz in politisch-industriellen Komplexen von GB/USA/D und beliebigen anderen kapitalistischen Gebilden klar anprangert.

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*) Korruption zwar auch, aber nicht unbedingt primär in finanzieller Hinsicht, sondern in moralischer, indem persönliche u/o politische Seilschaften über das Wohl einer Gesellschaft bzw. eines Staates gestellt werden.

Gilmore

Nicht nur die britische Luftfahrtindustrie brachte in der Zeit nicht so richtig was erfolgreiches zustande, das sah, soweit ich das beurteilen kann, in Frankreich nicht viel anders aus. Es wurden auf beiden Seiten des Ärmelkanals jede Menge Flugzeuge entwickelt und gebaut und erprobt, die nicht oder nur in sehr kleiner Stückzahl in Serie gingen. Was da an Kohle verpraßt wurde! Vor allem die Senkrechtstarter-Versuche endeten fast alle darin, daß jede Menge Geld in Projekte gestopft wurde, bis die Subventionen dann gestoppt und halbfertige Projekte versenkt wurden.  Das einzige erfolgreiche Projekt in der Hinsicht war die Harrier. Allerdings ist das Wissen, was die Flugzeugbauer dadurch gewonnen haben, wieder viel wert.
Und nun zurück zu den Büchern: Meinen Glückwunsch für die Schnäppchen!
Grüße von Gilmore 
Ich bin multitasking-fähig. Ich kann alle anfallenden Arbeiten gleichzeitig liegenlassen.

padebigoru

#2
Ich käme nie auf die Idee, Dir dazu widersprechen.
Meines Erachtens war allerdings die Grande Nation bei weitem nicht so auf der Höhe der Zeit gewesen wie die großbritische. Woran ein gewisses "tausendjähriges" Konstrukt natürlich beträchtlichen Anteil gehabt hatte. Folglich war der Sturz wohl nicht ganz so tief.
Vielleicht etwas besser abgefedert wegen eines Monsieur Marcel Bloch alias Dassault? Oder waren die modernen Reinkarnationen von Asterix & Obelix dafür verantwortlich: Tanguy & Laverdure?