Unten am Fluss - Jütland um 900 n.Chr. - 1:72 --- FERTIG!!!!!!!!!!!!!!!!

Begonnen von Jensel1964, 24. April 2016, 19:52:04

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Jensel1964

Edith ändert mal eben die Einleitung:

Nachdem aus einer ersten zaghaften Frage ein halber Baubericht wurde habe ich beschlossen, hier einen richtigen Baubericht zu schreiben. Das Projekt ,,Wikingerhaus" wird bestimmt einige Zeit in Anspruch nehmen und verschiedene Themen wie ,,Hausbau", ,,Pflanzen", ,,Figuren", ,,Handwerk im frühen Mittelalter" etc. berühren. Und auf jedes dieser Themen freue ich mich schon.
Und ich hoffe, dass ich auch weiterhin so viel und so gute Unterstützung von Euch bekomme.

Die Idee hinter diesem Dioram wurde sicherlich durch verschiedene Besuche der Museen in Haithabu / Hedeby (Schleswig) und Starigard (Oldenburg in Holstein) und bestimmt auch der Serie ,,Vikings" geweckt. Grundsätzlich soll die Szene sehr friedlich angelegt sein. Ein Haus, vielleicht ein paar Nebengebäude, einen See/Bach (als Ausschnitt) und etwas Bewuchs.


Mit der folgenden Frage nahm alles seinen Anfang:

Hallo zusammen!
Ich hab mir gestern auf der Messe in Lübeck ein paar wunderschöne Figurensätze von Wikingern in 1:72 gekauft und möchte die mittelfristig in ein Dioram mit einem Haus einarbeiten.

(Wíkinger ist jetzt eigentlich nicht ganz zutreffend, denn nur zwei dieser Sätze zeigen Nordmänner auf Wiking, d.h. bei einem Raubzug. Der Rest stellt eher Nordeuropäer aus dieser Zeit dar. Egal.)

Ich würde für das Dioram gerne ein paar Häuser selbst bauen, aber es fehlen mir nützliche, d.h. halbwegs maßstäbliche, Zeichnungen.

Hat jemand von Euch irgendetwas in der Art und könnte mir diese Zeichnungen zur Verfügung stellen?

Vielen Dank schonmal,
Jens  :winken:

P.S.: Ich weiß, dass es fertige Häuser, z.B. in Gießkeramik gibt, aber mich würde ein Selbstbau einfach mal reizen.

Edit: Ich habe aus der Frage mal einen Baubericht gemacht....hoffe ich zumindest. :6:
Der Titel gefällt mir noch nicht so 100 %.ig, aber bis zum Galeriebeitrag wird sich das noch ändern.

JWintjes

Wo soll die Szene denn angesiedelt sein? Für das angelsächsische England gibt es eine Fülle an Informationen, die man relativ gut über google finden sollte. Eine nette Einführung (interessanter Hinweis auf Karelien im ausgehenden 19. Jh.!) findet sich in einer alten CA-Ausgabe, schau' mal hier:

http://www.archaeology.co.uk/articles/features/exploring-anglo-saxon-settlement.htm

Vergleichbares findet sich sicher auch für andere Ecken Nordeuropas - einen Besuch Haithabus kann ich nur dringend empfehlen  ;) -, aber das hängt eben ein wenig vom konkreten Thema ab.

Jorit

Hans

http://www.fredericus-rex.eu/de/Massstab-1-72-Figuren-Gebaeude-Pflanzen-Fahnen/Gebaeude-1-18/1-72-Mittelalterliche-Gebaeude/?XTCsid=98jg7sv0dcjjjmt10j1g7ud3s7

Mach was ohne Steinmauern und keine Ziegel, fertig.
Ansonsten wird es schwierig und du musst in die Primär- und Sekundärliteratur der Archäologie. Fertige Zeichnungen mal eben so gibts nicht. Die Häuser datieren sich eigentlich nicht nach Grundrissen oder Bauweisen, sondern nach den Beifunden (Keramik, Metallfunde). Charakteristische Grundrisse gibts allenfalls bei den Wikis, wenn man die umlaufende zweite Pfostenreihe bedenkt, deren Zweck nach wie vor nicht wirklich klar ist.

Natürlich gibts immer die klassischen Unterschiede Pfosten-Lehmwand, Pfosten-Bretter, Holzblockbau, aber es sind immer noch Ständerbauten, soll heissen keine tragenden Wände. Fachwerk i.d.S. eines tragenden Fachwerk gibts auch noch nicht.

Such dir Fotos der Freilichtmuseen Lütjenburg, Ringwallmuseum Oldenburg, Haithabu (soweit ohne doppelte Pfostenreihe), Bärnau.

Die bei Fridericus angebotenen Häuser sind aus Lütjenburg.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Jensel1964

Vielen Dank Euch beiden für die schnellen und konstruktiven Antworten. Sorry, ich hätte das etwas konkretisieren sollen.

Die Szene soll Ende des 9. Jh im nördlichen England, d.h. in den von Dänen besiedelten Gebieten angesiedelt sein. Inspiration sind die Uthred-Romane von Bernhard Cornwell. Obwohl dies natürlich ein Roman ist, scheinen die historischen Hintergründe wohl recht präzise zu sein.
Die Idee ist eine dänische Siedlung an einem kleinen Fluss.

In Oldenburg (Starigard) war ich 2014. Ich bin mir aber nicht sicher, in wie weit es Unterschiede in der slawischen und dänischen Art Häuser zu bauen gab.
Diese Fotos hab ich damals in Starigard gemacht:







Vier Jahre vorher war ich in Haitabu und fand solche Häuser vor:





Ich kann mir vorstellen, dass die dänischen Siedler in England ähnlich bauten. Leider habe ich damals keine Detauilfotos gemacht. :woist:

Es fällt auf, dass die Balkenlagen im Giebel (kreuzförmig) gleich ist, die Dacheindeckung aber abweicht (Holzziegel-slawisch / Reet-dänisch).

Wenn die Konstruktion der Häuser aus Starigard nicht absolut falsch ist, würde ich die Details dieser Häuser als Grundlage nehmen.

Hintergrund meiner Frage ist, dass ich kein Dioram bauen möchte, das hinterher einen Sturm der Entrüstung wegen falscher Häuser hervorruft.
Und wenn ich von Euch Experten auf diesem Gebiet ein "Mach mal so, das ist nicht sooooo falsch." würde mir das schon reichen. :1:

Vielen Dank nochmal,
Jens  :winken:

Kobiyashi

Das ist zwar jetzt 28mm, aber als Inspiration und für das Größenverhältnis wäre dies vielleicht brauchbar: http://www.4ground.co.uk/saga-dark-age-and-crescent-and-cross

Jensel1964

Hi Kobiyashi,
die Häuser sehen echt nett aus. Aber das hat auf dem ersten Blick was von Spielzeug. Trotzdem vielen Dank für den Link.  :P
Jens  :winken:

Hans

Man kennt nur Grundrisse. Detaillösungen im Bau sind immer Annahmen. EIndeckung auch, wobei Ziegel im Fundgut wären, wenn es welche gegeben hätte. Lass die Aussenstützen weg, die sind dann doch etwas spezifisch. WIe schon gesagt, die genaue Datierung sieht man nicht von Aussen, auch die Gegend nicht. Um genauer zu sein, bräuchtest du einen exakten Grundriss aus der genauen Gegend und der Zeit, insbes. Auch wg der Nebengebäude.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Hans

Grad vergessen. DÄnische Siedlungen unterscheiden sich nicht von Wikinger- Siedlungen. Es sind ja Wikinger...Also Langhaus als zentrale Halle, kleinere Gebäude drum herum. WIe eben auf den Fotos, sowohl Starigard ( slavische Grundrisse sind auch nicht anders) als auch Haithabu.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Jensel1964

Danke Hans.
Ich werde dann die Konstruktionen aus Oldenburg (Starigard) mal als Vorbild nehmen.
Allerdings werde ich wohl versuchen, eine Reeteindeckung nachzubilden.
Wenn ich mir vorstelle, dass dänische Siedler ein neues Gehöft in einem eroberten Land anlegen, werden sie sich kaum Zeit für die zeitraubende Anfertigung von Holzschindeln genommen haben. Zielsetzung wird wohl eher ein "trockenes Heim" für den Winter gewesen sein. Aber das ist eine reine Annahme.

Wenn die beiden Schiffsprojekte fertig sind, werde ich mich dieses Themas mal annehmen.

Vielen Dank nochmal,
Jens  :winken:

Bongolo67

Hallo Jens,

Du wolltest doch eine von Uhtred inspirierte Szene anlegen.
Da war im Text immer wieder die Rede davon, dass die Dächer mit Stroh gedeckt waren, nicht mit Reet. Also mach die Halme nicht zu lang, Earsling! ;)

Gruß :winken:

Ulf

Jensel1964

"Was immer Du tust, leg Dich nie mit Jens....ähm Ubba an"... :7:

Auch Strohdächer sind mit Reet gedeckt. Mit Stroh kriegst Du kein  Dach gedeckt.
Man braucht die langen Reethalme um eine homogene Dacheindeckung zu erhalten.
....denke ich zumindest. Haben wir hier Dachdecker im Board?

Aber in 1:72 sieht das eh nur dick und puschelig aus.

Das ist übrigens auch eine Idee, auf die ich noch gar nicht gekommen bin. Ich werde mir die erste Uthred Staffel mal hinsichtlich der Archtiktur ansehen. Der Rest scheint ja auch gut recherechiert worden zu sein.
Jens  :winken:

Hans

Schindeln gehen razz-fazz. HÄngt eher vom Holz ab, das zur Verfügung steht. Stroh geht fantastisch. Wir haben ein Haus mit Roggenstroh gedeckt, ohne Probleme. Hielt 20 Jahre. Bei konsequenterer Pflege hälts ewig. Reet steht ja auch nicht überall. Was gerne vergessen wird, ist Rinde, geht auch klasse.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Jensel1964

Ups, Jens der Ahnungslose hat wieder zugeschlagen.... :pffft:
Ok, das mit dem Stroh hatte ich jetzt so nicht gedacht.
Aber danke für die Info, Hans. Du hast da einfach mehr Erfahrung.
Ich bin mal gespannt,  wofür sich unsere dänischen Siedler in Northumbria entscheiden.... ;)
Jens :winken:

Der Hoff


Kobiyashi

@ Jensel1964

Da es es als Zubehör für Tabletops gedacht ist, ist natürlich der "Spielzeug"-Hintergrund nicht zu leugnen, wobei man aber auch sagen muss, dass das der OOB-Zustand ist. Mit
Alterung usw. kann man da noch einiges rausholen. Der Baustil ist ja nicht so kompliziert. 4Ground hat ja auch deutlich anspruchvolleres im Programm.

Jensel1964

Stimmt auch wieder. Man sollte die Macht von Pinsel, Farbe und einem dezenten  Washing nicht unterschätzen..... :D :1:
Jens  :winken:

JWintjes

Zitat von: Jensel1964 in 25. April 2016, 22:42:06
. Der Rest scheint ja auch gut recherechiert worden zu sein.

8o

Gibt's da noch eine neue Serie, oder reden wir von dieser Katastrophe, die sich "Last Kingdom" schimpft?

Jorit

Jensel1964

Ich meinte durchaus "Last Kingdom".
Ich fand die Serie nicht katastrophal, auch wenn sie von Buch z.T. erheblich abweicht. Aber das ist Geschmackssache.
Jens  :winken:

JWintjes

#18
Ah, ok.

Eine der Kritiken, die mir im Gedächtnis geblieben ist, war "Did they buy the props in a joke shop?" Was ein treffender Kommentar zu beispielsweise den lustig uniformierten Sachsen mit ihren eckigen Schilden ist...  ;)

Jorit

Edit: Vielleicht sollte ich dazu sagen, daß ich natürlich verstehen kann, wenn man solchen Nebensächlichkeiten - denn solche sind es ja letzten Endes - nicht so großen Wert beimißt. Das sollte dann halt ehrlicherweise auch für Filme etwa über Waterloo oder so gelten - Rotröcke mit AK47 sehen doch auch nett aus...  :D :D

Hans

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

JWintjes

 :7: :7: :7:

Super, jetzt ist der Bildschirm voller Kekskrümel...  :D

Klasse Bild - das kommt in meine "Antike im Film"-Präsentation!

Jorit


JWintjes

#21
Nur weil ich gerade darüber stolpere:

http://assets.cdn.moviepilot.de/files/44034d2a274a682647739e14ab377d4bb3b6ee68dfa088430ff63f1df3e6/limit/980/600/the-last-kingdom.jpg

Hübsch aussehen tut das ja - und wenn der Gegner immer brav auf die Metallplättchen drischt (und nicht von den erhobenen Teilen abrutscht...), schützt es vielleicht auch...  ;)

Ich hätt' die Plättchen vielleicht etwas anders angeordnet und wenigstens eines direkt über dem Herzen angebracht, aber wahrscheinlich bin ich schlicht ein Weichei.  :D

Jorit

Jensel1964

Wenn ein angelsächsischer Krieger einen rechteckigen statt einem runden/ovalen Schild trägt, kann ich damit leben. Außer jemand weist hieb und stichfest nach, dass es sowas definitiv nicht gegeben haben kann.
Wenn eine Rüstung eher dekorativ ist oder ein Krieger ohne Helm in die Schlacht zieht....sonderbar, aber nicht unmöglich.
Die von Dir gezeigte Rüstung macht sicherlich nur sehr begrenzt Sinn. Allerdings ist es auch sinnlos/lebensgefährlich gaaaaanz langsam in breiter Reihe auf eine feuernde feindliche Reihe zuzuschlendern und erschossen zu werden. Wurde aber auch exzessiv praktiziert. Bis zum Anfang des 20. Jh.  ;)

Wenn eine Schlacht im 10. Jh. durch Artillerie-Sperrfeuer eingeleitet wird....dann wird es albern.
In etwa so, wie Dein Ritterbild, Hans.

Ich bin wahrlich kein Experte für das frühe Mittelalter und habe bezüglich solcher Detailfragen eine hohe Toleranzschwelle. Es sollte nur nicht völlig schwachsinnig sein.
Und darauf zielte dieser Thread ab.

Und wie schon gesagt, fand ich "The last Kingdom" sehr unterhaltsam. Für den Bildungsauftrag halte ich mich an die einschlägigen Sendungen auf Arte oder Phönix.  :6:
Jens  :winken:

JWintjes

Zitat von: Jensel1964 in 26. April 2016, 22:26:26
Wenn ein angelsächsischer Krieger einen rechteckigen statt einem runden/ovalen Schild trägt, kann ich damit leben. Außer jemand weist hieb und stichfest nach, dass es sowas definitiv nicht gegeben haben kann.

Naja, was heißt schon "hieb- und stichfest"?  ;) Das ist ja für jedes vormoderne Thema unmöglich. Aber sagen wir mal so, nach allem, was wir wissen, hat es das definitiv nicht gegeben.

ZitatWenn eine Rüstung eher dekorativ ist oder ein Krieger ohne Helm in die Schlacht zieht....sonderbar, aber nicht unmöglich.

Stimmt - es sei denn, es gibt weder für die Rüstung oder den Helm irgendeinen Beleg, oder Rüstung und Helm lassen sich mit den Fertigungstechniken der Zeit schlicht nicht herstellen.

ZitatDie von Dir gezeigte Rüstung macht sicherlich nur sehr begrenzt Sinn.

Naja - ich würde eher sagen, daß das Ding hochgradig schwachsinnig ist; schützen kann es jedenfalls überhaupt nicht, außer vielleicht dadurch, daß es den Gegner dazu bringt, vor Lachen hinzufallen.  :D

ZitatAllerdings ist es auch sinnlos/lebensgefährlich gaaaaanz langsam in breiter Reihe auf eine feuernde feindliche Reihe zuzuschlendern und erschossen zu werden.

Das ist keineswegs so sinnlos, wenn die Effektivreichweite der Musketen diesseits von 50m liegt. Da sollte man relativ nahe rangehen, sonst trifft man nämlich - nichts.

ZitatWurde aber auch exzessiv praktiziert. Bis zum Anfang des 20. Jh.  ;)

Wie gesagt, ist bis in die 1820er Jahre eine durchaus sinnvolle Taktik. Mit dem technischen Fortschritt in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ändert sich das natürlich, aber da ändern sich dann auch Taktik und, naja, generelle Einstellung zu der ganzen Problematik auf Seiten der militärischen Entscheidungsträger.

ZitatEs sollte nur nicht völlig schwachsinnig sein.

Ah, da bin ich wieder bei Dir - das trifft nämlich auf vieles zu, was man bei Last Kingdom findet....  :D

Jorit

Bongolo67

Ähm...ging es hier nicht ursprünglich um Vorlagen für ein mittelalterliches nordeuropäisches Haus? ?(