Schloss Lichtenstein von Faller ca 1/155

Begonnen von Hans, 18. Juni 2017, 15:15:59

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Hans

Ich wollte mal sehen, wie ein Eisenbahnmodellhäuschen aussieht, wenn ich es jetzt baue und behandle, als wäre es ein "normales" Modell. Eisenbahnmodelle sind ja in Farben gespritzt, sie werden fast nie bemalt und sehen alleine schon wg. des Plastikcharakters immer ein bisschen spielzeughaft aus. In den letzten Jahren schleicht sich dort jedoch auch die Farbe ein, man "patiniert" mit Pigment und "graniert" mit Farbe. Bei "uns" heisst das dry-brushing oder trockenmalen, dort eben "granieren".

Meine Wahl fiel auf Schloss Lichtenstein, angeblich HO. Als12 jähriger hatte ich eine N-Spur, die mein Vater gebaut hatte und da stand das Schloß auch drauf.

Nach längerer Recherche und Korrespondenz mit der dortigen Verwaltung konnte ich feststellen, dass das Faller-Modell ca 1/155 im Maßstab ist, also eines jener berühmt-berüchtigten "Hintergrundmodelle".

Das Modell ist nix für Anfänger. Die Passgenauigkeit ist gegen Null, Angüsse sind sehr dick, Auswerfer an den unpassendensten Stellen, Formversatz allenthalben. Einige Teile sind sehr grob. Die Vorbildtreue ist ebenfalls richtig schlecht. Insgesamt kommt schon das Schloß dabei heraus, aber viele Details sind schlicht falsch oder gar nicht vorhanden. Der hintere Erker ist rund anstatt eckig, der Übergang vom Dach zum Turm gar nicht vorhanden, eine kleine Terasse neben den Turm ist als Dacherker dargestellt, die Fensteranzahl und Anordnung im Turm ist falsch, die Dacherker am vorderen Dach sind falsch bzw ist nur einer vorhanden etc etc etc. Wer mag, kann weitere Fehler finden. Ein bisschen was hab ich korrigiert, anderes dagegen nicht. Der Steg und Brücke vorne entstand komplett scratch. Die Fensterverglasung stammt aus dem Inkjetdrucker, ich habe die Fensterfeinverstrebung gezeichnet und auf Overheadfolie gedruckt, von der ich noch ein paar Blatt habe. Der komplette Unterbau entstand neu: Das Tiefziehteil wurde mit Polyurethanschaum in etwa aufgefüllt und dann mit Alabastergips ausgegossen. Danach heftig verkleinert, steiler gemacht, neue Strukturen hineingeschnitzt. Ganz stimmt das immer noch nicht, da im Original weite Teile nach unten gemauert sind. Apropos Mauern: Das Modell ist seltsam "verputzt" mit wenig herausragenden Steinen. Auch falsch. Fazit: So nehmen wie es ist, oder kompletter Eigenbau.

Hier das Original:


http://www.building.am/buildingimages/bigimages/510/0.jpg

Fenster ohne Verglasung wurden mit Glue'n Glaze verglast...geht schon, aber schön isses nicht. Das Modell wurde weiss grundiert, dann mit Wasseracryl bemalt. Die Techniken sind nix besonderes: Grundfarbe, einige Felder leicht anders, dann Washing in mehreren Tönen, wieder Grundfarbe als Lasur, zuletzt "Damp-brushing".

Figuren sind N-Spur, der Preiser-Ludwig-II-Satz, neu bemalt. So, endlich die Bilder, als Anhang.

H.

Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

wefalck

Habe vor ein paar Wochen auch meine alten Faller-Häuschen aus den frühen 1960er Jahren durchgeschaut, da wir das Haus meiner Mutter räumen müssen ... ist schon nicht Eigenbau-Standard.

Auch die Form des Lichtenstein-Bausatzes stammt noch aus den 1960ern, als man manches Detail etwas übertrieben darstellte. Der Bausatz wurde mit und ohne Felsen verkauft, wenn ich mich recht entsinne. Die Form, d.h. der Fußabdruck, des Felsens ist der Krümmung einer der Kurven der Faller A-M-S Autorennbahn angepaßt. So ist das Modell auch vielen Katalogen abgebildet.

Hinsichtlich der Abweichungen zwischen Modell und dem heutigen Original ist auch zu bedenken, daß es im Sommer 1979 oder 1980 dort ein Erdbeben gegeben hat (das bis nach Lugano im Tessin zu spüren war, wo ich mich gerade aufhielt), das das Schloß etwas in Mitleidenschaft gezogen hat. Vielleicht sind die Differenzen eine Folge der anschließenden Restaurierung.
www.maritima-et-mechanika.org
www.imago-orbis.org
www.arbeitskreis-historischer-schiffbau.de

Jensel1964

Das Schloß Lichtenstein war neben der mit echtem Wasser funktionsfähigen Sägemühle mein absoluter Traumbausatz....als 10-12-jähriger. Da kommen so einige Erinnerungen hoch.
Schön, dass Du Dich des Themas angenommen hast und eine gelungene Variante des Modells präsentierst. :klatsch: :klatsch:
Jens  :winken:

mause

Also, mir gefällt Dein Schloss.
Besagte Wassermühle schlummert noch irgendwo auf dem Dachboden.
Vielleicht ist das jetzt eine gute Gelegenheit einmal auf Entdeckertour zu gehen.

<°JMJ-
<°JMJ-

eydumpfbacke

Schickes Ergebnis  :P :P.
Der Maßstab ist dann ja schon fast Spur N. Passt also auch auf die Modellbahnplatte als Schaustück.
Es grüßt der Reinhart :santa:

Ich bau grundsätzlich nicht originalgetreu.
Wenn doch, ist das Zufall

bughunter

Schönes Bauwerksmodell - erstaunlich, was es alles mal gab!
Was es aber was mich irritiert, sind die Farben des Gebäudes? Das sieht beim Modell eher "golden" aus (liegt das am Abendlicht?), im Gegensatz zum Originalbild. Wobei die Originalaufnahme auch täuschen kann. Der Turm dagegen scheint zu passen.

Viele Grüße,
Bughunter

Wikipedia sagt: "Ein Modell ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit."
Deshalb baue ich lieber verkleinerte Originale.

KlausH

Oh, ein Klassiker! Das Schloß ist schon so lange in Faller-Katalogen, wie ich die halten konnte, also schon verdammt lange.

Coole Idee, sich mal so einen Oldie vorzuknöpfen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen, finde ich.  :P

:winken:
Klaus

Hans

Danke. Leute!

Bughunter, das Modell ist tatsächlich im Vergleich zu einigen Aufnahmen zu "ockerfarben" geworden, verstärkt aber noch durch das Licht. Wenn man es heller und grauer malt, wäre es sicherlich auch nicht falsch.
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Hans

Nochmal zum Farbton. Als Anhang eine Mischung aus allen Farbtönen, die ich so auftreiben konnte. Dazu gibts noch welche, die so blaustichig sind, dass der Kaltstein fast wie Battleshipgrey kommt....
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

Wolf

Das ist ein Beitrag so ganz nach meinem Geschmack.
Ein Thema dass man nicht oft hier hat, dazu ein altes Modell welches seit vielen Jahren seine Kreise zieht, mit den aktuellen Techniken der Malkunst excellent verfeinert. Klasse!
Wer Future hat, hat noch lange keine Zukunft

GIJoe

Gefällt mir sehr gut! Nettes Thema, sauber gemacht, was will man mehr?!

Gruß
U.
Don't drink and drive ! You might hit a bump and spill your drink...

f1-bauer

Servus Hans,
ich habe Deine Arbeit nicht übersehen - schon gar nicht weil Lichtenstein ja in meiner württembergischen Heimat Württemberg steht. Nur ist bei mir vom Radar verschwunden, dass ich was dazu schreibe. Das möchte ich jetzt nachholen. Ob der Bausatz jetzt stimmig ist oder nicht ist mir egal, der Gesamteindruck stimmt für mich. Ich habe Lichtenstein noch nicht besucht daher kann ich auch nichts zu Details sagen. Mir gefällt Deine Arbeit jedenfalls sehr gut und ein alter Fallerbausatz in der Galerie ist eine schöne Abwechslung. Danke fürs zeigen und den Hinweis, dass da noch was offen ist ... weil ... bevor es die Autobahn Stuttgart-Singen gab sind wir immer in Krchheim/Teck von der Autobahn runter und über Reutlingen, Tübingen, Hechingen und Balingen zur Verwandschaft nach Rottweil gefahren. Da lag es für meine Eltern auf dem Weg, Burg Hohenzollern zu besichtigen, aber Lichtenstein blieb im wahrsten Sinne links liegen. Das werden wir ändern, mal wieder die alte Strecke fahren und mit den Kindern beide Burgen anschauen  :1:

Zum Farbton des Mauerwerks sage ich mal, die Richtung Ocker stimmt, möglicherweise ein wenig zu sehr, aber der deutliche Gelbstich im Vergleich zum Turm stimmt. Das Mauerwerk besteht nicht aus Kalkstein sondern aus Kalktuff aus dem ein paar km entfernten Steinbruch Honau. Der Farbton des honauer Kalktuff wird mit graugelb bis bräunlich beschrieben.

@wefalk: das Erdbeben im Zollergraben war Sommer 1978. Werde ich nie vergessen, weil das Beben war auch in München zu spüren. Ich habe es damals in unserem Haus in einem Münchner Vorort live erlebt und seit damals ist ein Setztriss im Treppenhaus. Da hat auch Burg Hohenzollern einiges abbekommen.

Gruß
Jürgen  :winken:

Marderkommandant

@ Jürgen Nicht nur das! Ich wohnte 1978 in Zürich. Auch meine Italaeri'sche Me 323 im Schlepp von He 111 Z hing an dünnen Anglerschnüren unter der Decke...bis früh am Morgen die Erde bebte und ich miterleben musste, wie die auf dem Fußboden zerschellten!  ;(  ;(  ;(


Aber die Burg Lichentstein gefällt mir-erst recht, wenn man den Maßstab bedenkt! :-)

Beste Grüße,
Andreas
Als der Herr am siebten Tag über die Erde wandelte und Sein Werk betrachtete, stellte Er fest, dass die Steine zu weich geraten waren. Darauf schuf Er den Panzergrenadier.

Hans

Jürgen, ich war schon ewig nicht mehr dort, aber wie bei dir: Blieb irgendwie immer links liegen.... Danke zum "Kalktuff".
Ceterum censeo: Die Lackierung ist wichtiger

wefalck

@f1-bauer / Marderkommandant: richtig es war 1978; ich war damals im Haus meiner Großtante in Lugano, um für eine Prüfung an der ETH Zürich zu lernen ... ich bin 1977 bis 1980 auch in Zürich gewesen  :P
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